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Reduzierung der US-Truppen in Europa

Bereits Clinton hat eine Neuorientierung eingeleitet, die sich jetzt stärker akzentuiert.

Die in der nationalen Sicherheitsstrategie der USA vorgesehene präventive Beseitigung von Bedrohungspotentialen zur Risikobegrenzung für Nordamerika erfordert eine Verlagerung der Militärpräsenz aus Europa heraus für mehr globale Beweglichkeit.

Rumsfeld in München: Schutz für andere Staaten wird auch von deren Unterstützung für amerikanische strategische Interessen abhängig gemacht.

Beschleunigt wird durch die Erfahrungen mit der Blockadepolitik in der NATO die Überprüfung der Militärpräsenz in Europa und des Engagements in der NATO.

Die Folge wird eine Rückbildung der Integration und eine Renationalisierung der Verteidigung sein.

Ad-Hoc-Koalitionen als Regelfall

Nach Ende der derzeitigen NATO-Krise wird eine "Koalition der Willigen" immer die Alternative zu NATO-Aktionen sein.

Damit haben wieder die bilateralen Beziehungen zu den USA Priorität auf allen Seiten. Der Zusammenhalt in der NATO ist nur noch in geschwächter Form vorhanden.

Weder Deutschland noch Frankreich werden von den USA noch zu zuverlässigen Alliierten im Krisenfall gezählt. Europäische Partner werden Großbritannien, Italien, Spanien, Polen und die Türkei sein, die auch geostrategisch vorteilhafter liegen.

Die selektive Nutzung Verbündeter stellt die Einheit des Bündnisses für die Zukunft in Frage.

Der eklatante Mangel Frankreichs an Kenntnis der militärischen lanungsverfahren der NATO ist in den letzten Tagen offenkundig geworden. Dieser Vorwurf der Inkompetenz wird innerhalb der NATO aber auch gegen Berlin erhoben.

Für die USA stellt sich diese Inkompetenz aber als vorsätzliche Obstruktion dar.

Einfluss Russlands als europäische Macht

Russland versucht, auf die euro-atlantische Bündnispolitik Einfluss zu nehmen.

Die US-Regierung kann nicht übersehen, dass Russland als politische Macht in die Nahostpolitik zurück will und einen Anteil am irakischen Öl anstrebt.

Vorläufig aber hat Putin ein Interesse an dem für Russland so vorteilhaften hohen Ölpreis und wird deshalb versuchen, die Unsicherheit über den Ausgang der Krise so lange wie möglich anhalten zu lassen. Gleichzeitig will er den Preis für die Zustimmung zu den amerikanischen Plänen hochtreiben.

Strategisch stört das die USA nicht, es bietet vielmehr die Chance, nach der letztlichen Einigung mit Russland über lästige europäische Verbündete hinweg den "Kampf gegen den Terrorismus" gemeinsam fortzusetzen und Einvernehmen über eine Kooperation zur Verhinderung der Verbreitung von Nuklearwaffen- und Raketentechnologie zu erzielen.

Das derzeitige Scheinbündnis mit Franreich und Deutschland wird in den USA gelassen ls vorübergehende Konstellation betrachtet. Abgerechnet wird am Schluss.

Aber auch dabei werden die USA selektiv nach dem weiteren Nutzen der bilateralen Beziehungen und der Bündnis-Funktionen der einzelnen NATO-Partner verfahren.


Ob der deutsche Bundeskanzler das alles bedacht hatte, als gestern vor der SPD-Bundestagsfraktion seine Politik mit dem Wunsch nach einer multipolaren Welt begründete und sich anschließend von Genossen "auf Händen tragen" ließ?
 
aus der Diskussion: Folgen der Irak-Krise für die NATO
Autor (Datum des Eintrages): Scarlett  (12.02.03 15:16:43)
Beitrag: 1 von 8 (ID:8587646)
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