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Kommentare von Henry Littig

18.02.2003 - 22:41 Uhr
Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, aber...seit ein Paar Tagen steigen die Notierungen. Das Gute daran: Ohne jegliche Euphorie! Die allgemeine Meinung zu den jüngsten Bewegungen ist: „Noch Abwarten, zu viele Risiken. Der Markt wird wahrscheinlich nochmals sein Oktobertief testen, etc, etc..“ Fazit: Der Markt bleibt ein klarer Kauf. Erst letzten Donnerstag sagte ich einem unserer Mitarbeiter, dass „laut Lehrbuch“ der Markt, falls wir richtig liegen sollten, noch vor dem Blix-Bericht „wie durch Geisterhand“ anziehen müsste. Ich erwähne dies deshalb, weil genau diese Begründung abends über die Nachrichtensender lief: „..wie durch Geisterhand...angezogen...“. Die Geisterhände, so nehme ich zumindest an, sind die gleichen Hände, die in den letzten Wochen Material zuhauf eingesammelt haben und jetzt das allgemeine Kursniveau in einer schnellen Bewegung anheben; und zwar in der Regel so weit, dass es den Durchschnittswert der letzten Wochen übersteigt. Mit diesem Manöver wären dann alle Verkäufer der letzten Wochen umgehend auf der falschen Seite und zögern fortan ihren Wiedereinstieg immer weiter hinaus, in der Hoffung, dass die Kurse nochmals stärker einbrechen. Einen kurzen Einbruch könnte es bei Kriegsausbruch tatsächlich geben, jedoch nur auf ein Niveau herab, dass ebenfalls noch immer über den Durchschnittskursen der letzten Wochen liegen könnte und somit die Verkäufer nicht zum Kauf motiviert. Folgerichtig stehen diese Verkäufer dem Markt bei zukünftig unterstellten positiveren Daten als Käufer zur Verfügung – zu dann höheren Preisen versteht sich. So weit die Theorie... leider können wir uns auch irren. „Echte Gründe“ für einen Einstieg in diesen Markt gibt es bis heute nicht – aber hat es die schon jemals nahe der Tiefstände gegeben? Die z.Zt. „offizielle Begründung“ der jüngsten Aufwärtsbewegung – der Krieg sein unwahrscheinlicher geworden – kann ich persönlich nicht nachvollziehen. Die entscheidenden Leute wird es kaum ernsthaft interessieren, welche Interpretation wiederum unwichtigere Personen aus dem Blix-Statement ziehen wollen oder müssen. „Echte Gründe“ gibt es nach unserer Auffassung erst gegen Ende März/Anfang April. Wir erwaten dann eine Reihe von Q-Zahlen die zum einen nicht so schlecht ausfallen sollten wie allgemein angenommen wird und zum anderen sehen wir zu diesem Zeitpunkt erstmals seit zig Quartalen positivere Unternehmensaussichten für das 2. Quartal bzw. für das Restjahr voraus. Zu diesem Zeitpunkt wären die Kurse dann jedoch schon höher als heute...
Und der Irakkonflik? Seit Monaten werden wir extensiv bzw. seit Tagen und Wochen intensiv mit diesem Thema berieselt...sie können einschalten, hören bzw. lesen was sie wollen...es gibt z.Zt. nur dieses Einheitsthema...vielleicht bin ich als Börsenmensch rein beruflich etwas hartgesottener bzw. reagiere aus antizyklischen Gründen sehr aufmerksam auf diverse Nachrichtenkompressionen, aber eine Aussage muß nach dieser Einheitskost erlaubt sein: Die Irakstory beginnt langsam zu nerven! Es ist kaum vorstellbar, dass der Zeitungsleser noch ein Paar mehr Ausgaben mit der Titelstory „Irakkrise“ kauft...der Nachrichtenkonsument möchte meiner Meinung nach `mal wieder `was Positives lesen, d.h. die Medien werden sich in Kürze neue Titelstories einfallen lassen müssen; hierdurch wird, langsam aber sicher, das allgemeine Stimmungsbild verbessert und, so erwarten wir zumindest, als Nebeneffekt zu höheren Börsenkursen beigetragen. Das gerade wir es sind, die jetzt auf „bessere Zeiten machen“, ist sicher verwunderlich – immerhin 3 Jahre lang haben wir den Markt mit unseren Prognosen – „die Konjunktur bzw. die Börsenkurse würden sich rückläufig entwickeln“ - belästigt – gut – aber so ist`s doch auch gewesen, oder? Jetzt haben wir die Fronten gewechselt und überlassen das Meckern anderen – zumindest vorerst...

Ob bzw. wann die Presse mitspielt, und uns wieder mit freundlicheren Themen versorgt, ist ungewiss.
Wenn sie also in diesen schweren Zeiten (schon bei der Pockenimpfung gewesen?) schon jetzt gute Nachrichten lesen wollen, dann sind sie hier richtig. Da gute Aussagen im Augenblick sehr selten sind, wiederholen wir uns gerne: Wir nehmen an, dass sich die Börsen mittelfristig erholen werden; die Politik dürfte ebenfalls ihr Tief erreicht haben und sollte der Wirtschaft in Kürze zumindest ein wenig Entgegenkommen zeigen; dies könnte zu einer leichten Wirtschaftsbelebung führen, die durch niedrige Zinsen bzw. bessere Aussichten in Osteuropa, China etc. Begünstigt wird. Dies wird geschehen Plus/Minus der einen oder anderen kriegerischen Auseinandersetzung, die entweder nicht stattfinden bzw. schneller gelöst werden als befürchtet; die Ölpreise dürfte in beiden Fällen verstärkt absinken und somit einen weiteren Konjunkturanreiz auch für den Endkonsumenten bedingt durch nachgebende Benzinpreise bieten, etc., etc., etc..
Im Grunde recht vernünftige Aussichten. Problem: In den 3 Jahren des Nörgelns konnten wir überdurchschnittliche %e hinlegen, feine Sache...ob es diesmal mit positiven Kommentaren ähnlich läuft oder anders `rum werden wir sehr bald wissen...


Noch ein Wort zum Goldpreis: Die jüngst angesprochene Konsolidierung ist in vollem Gange. Die derzeitigen Notierungen sollten zum Positionsaufbau genutzt werden - ungeachtet der leidigen Irakstory. Wir gegen davon aus, dass sich die Goldnotierung noch einige Wochen um das derzeitige Preisniveau herum bewegen kann; zum Jahresschluß erwarten wir dann Werte um 380-420$. Sind Werte um 400$ erst erreicht, so dürfte sich die Goldhausse eher beschleunigen als verlangsamen, d.h. auch über 2003 hinaus sind die Aussichten positiv.
 
aus der Diskussion: WKN 964933 - HPM Invest SICAV Timing Global Plus
Autor (Datum des Eintrages): kentucky  (19.02.03 11:04:46)
Beitrag: 519 von 624 (ID:8655534)
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