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Aus der FTD vom 20.2.2003
Karstadt sucht sein Heil in neuer Werbung
Von Christiane Ronke, Hamburg

Europas größter Warenhauskonzern Karstadt will angesichts herber Umsatzeinbrüche im Sommer eine millionenschwere Markenkampagne starten. Dies bestätigte am Mittwoch ein Karstadt-Sprecher der FTD.

Der neue Markenauftritt, mit dem KarstadtQuelle-Chef Wolfgang Urban das etwas angestaubte Image seines Unternehmens aufpolieren will, war eigentlich schon für Mai geplant. Doch der Beginn hat sich verzögert. Die Markenkampagne ist Teil der von Urban im November präsentierten Strategie "2003+", mit der er die Warenhauskette wieder nach vorn bringen will.

Karstadt verbuchte im vergangenen Jahr in den 190 Warenhäusern einen drastischen Umsatzrückgang von über 500 Mio. Euro. Im vierten Quartal sackten die Erlöse nach einer leichten Erholung in den Monaten zuvor sogar um fast neun Prozent ab.


Der Gesamtgewinn von KarstadtQuelle wird voraussichtlich rund ein Drittel niedriger ausfallen als geplant. Urban hat einen Gewinn vor Steuern und Abschreibungen in Höhe von 250 Mio. Euro prognostiziert.



Kein guter Jahresauftakt


Das neue Jahr hat auch nicht viel besser angefangen, eine Trendwende ist nicht in Sicht. Zum einen ist die allgemeine Konsumflaute für die missliche Lage verantwortlich. Zum anderen hat Karstadt auch mit Imageproblemen zu kämpfen. Zwar ist die Marke einem breiten Publikum bekannt. Laut einer Befragung der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im Herbst 2001 kennen 96 Prozent der Deutschen Karstadt. Allerdings ist das Profil der Marke unklar, das Image zu blass. Darüber hinaus gilt das Warenhaus an sich vielfach als unmodern. Karstadt wie auch seine Wettbewerber kämpfen schon seit langem gegen die wachsende Konkurrenz durch innovative Discounter wie zum Beispiel Hennes & Mauritz oder moderne Spezialanbieter wie Douglas.


Der Marktanteil der Warenhäuser am gesamten Einzelhandelsumsatz ist in den vergangenen 30 Jahren von über zehn Prozent auf mittlerweile nur noch 3,5 Prozent geschrumpft. Durch die extreme Kaufzurückhaltung der Verbraucher im vergangenen Jahr hat sich die ohnehin schon schwierige Situation der Warenhäuser noch verschärft.


Laut Unternehmenskennern ist 2003 für Urban das entscheidende Jahr. Er muss beweisen, dass er den Turnaround bei den Warenhäusern schaffen kann. Um den Umsatz von Karstadt anzukurbeln und das Image zu modernisieren, dreht Urban zurzeit an vielen Schrauben. So will er in den nächsten Jahren 20 Warenhäuser zu modernen Shoppingcentern umbauen, die höhere Renditen versprechen. Insgesamt sollen die Sortimente für den Kunden attraktiver werden, indem zum Beispiel mehr Mode- und Sportartikel angeboten werden.



Imagepflege mit Starbucks


Auch die Kooperation mit dem amerikanischen Kaffeehausbetreiber Starbucks dient zu einem Großteil der Imagepflege: So hofft Urban darauf, dass die positive Wahrnehmung der Coffeeshop-Kultmarke auf Karstadt abfärbt. Auch das Internet soll zum Imagewandel beitragen und wird daher in erster Linie als Marketinginstrument genutzt. Zudem soll die Marke Karstadt aufgepeppt werden. "Wir wollen die Marke Karstadt emotionalisieren", sagte ein Sprecher.


Urban hatte im vergangenen November für das Frühjahr 2003 eine breit angelegte neue Markenkampagne angekündigt, mit der er die Kunden stärker als bisher an die Karstadt-Warenhäuser binden will. Nun wird es nur eine Frühjahrsaktion geben. Zu der konkreten Ausgestaltung wollte sich das Unternehmen nicht äußern.


Ende vergangenen Jahres kam es zu erheblichen Meinungsverschiedenheiten im Unternehmen, berichtet ein Karstadt-Kenner. Im Dezember benannte der Konzern einen neuen Marketingchef. Dass in den Warenhäusern nicht alles reibungslos läuft, zeigt sich auch daran, dass KarstadtQuelle-Chef Urban den Vorstandsvorsitz bei der KarstadtQuelle-Tochter noch nicht wie geplant an seinen Stellvertreter Benedikt Best abgegeben hat. Nach der ursprünglichen Planung sollte Best zum Jahreswechsel den Chefposten bei der Karstadt Warenhaus AG übernehmen.



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Missliche Lage

Umsatzeinbruch Die 190 Warenhäuser machten im vergangenen Jahr einen Umsatz von 6,3 Mrd. Euro (ohne Mehrwertsteuer) - ein Minus von 8,1 Prozent.

Häuser im Abwind Die gesamte Branche leidet seit Jahren unter Umsatzrückgängen. Der Marktanteil der Warenhäuser am gesamten Einzelhandelsumsatz ist auf rund 3,5 Prozent geschrumpft.



© 2003 Financial Times Deutschland



Der Verkaufsdruck der auf der Aktie lastete hat scheinbar nachgelassen, die Nachrichten sind nach wie vor trostlos, die Zweifel ob Urban wirklich der richtige Mann ist um den Turnaround zu schaffen wachsen.
 
aus der Diskussion: KarstadtQuelle: Wer verkauft ???
Autor (Datum des Eintrages): inat63outat29  (20.02.03 13:31:45)
Beitrag: 39 von 43 (ID:8669037)
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