Fenster schließen  |  Fenster drucken

Unified Messaging: Der Kunde hat verstanden

Nach einer zögerlichen Anlaufphase steht Analysten zufolge Unified Messaging – speziell Unified Communications – eine erfolgversprechende Zukunft bevor. Die Anbieter setzen auf IP, VoIP und CTI. Fachhändler entwickeln Eigeninitiative und verknüpfen eigene Lösungen mit Unified Messaging.


Von Astrid Pölchen
[21.11.2002]

Ein Marktvolumen von 4,11 Milliarden Dollar stellt Frost & Sullivan im Jahr 2008 den Marktbeteiligten von Unified-Messaging-Lösungen in Verbindung mit Unified Communications in Aussicht. Während ersteres die zeitversetzte Kommunikation über Mail, Fax, Voicebox oder SMS meint, bezeichnet Unified Communications die zeitgleiche Kommunikation. Dazu gehört auch IP-Telefonie wie CTI und VoIP. Somit eröffnet sich dem Anwender mit einen Blick auf seine Messaging-Desktop, wer ihn da telefonisch zu erreichen sucht und hat gleichzeitig alle seine Daten im Zugriff.

Unified-Messaging-Hersteller wie Cycos, Ferrari, Materna, Servonic und Tobit setzen stark auf diesen Trend. Katrin Abrell, Manager Marketing und PR bei Servonic erklärt: »Im nächsten Jahr laufen viele der Kundenverträge mit Telefonanlagenherstellern aus, dann können die Nutzer ohne Geld zu verlieren auf VoIP-Lösungen umsteigen.« Auch Christoff Wiethoff, im Team Sales und Marketing bei Ferrari, hofft auf die neuen Möglichkeiten: »Im ersten Schritt werden viele Kunde eine VoIP-Lösung kaufen, dann werden sie über ein Unified-Messaging-Produkt nachdenken.«

Auch vom Thema CTI sind die meisten Hersteller überzeugt. Ferrari hat erst vor einigen Wochen eine erfolgreiche Roadshow mit seiner neuen CTI-Lösung beendet. »CTI setzt den Unified-Messaging-Gedanken konsequent fort. Sowohl bei Fax als auch SMS gibt es immer einen Ein- und Ausgang. Im herkömmlichen Telefonie-Umfeld konnten nur Sprachmeldungen (Nachrichten) empfangen werden. CTI komplettiert das Angebot und bietet auch die Möglichkeit solche Nachrichten zu senden.« Entscheidend dabei ist seiner Erfahrung nach ein modulares Angebot: Nutzer müssen die Möglichkeit haben, mit einer kleinen, kostengünstigen Lösung einzusteigen und dann später auf eine große Lösung umzusteigen.

Trotz erster realisierter Lösungen im IP-Umfeld (Tobit, Servonic, Ferrari), dämpfen Hersteller von IP-basierten Produkten die Begeisterung ein wenig. Schließlich basieren laut Nortel derzeit lediglich 1,38 Prozent aller installierten Telefonanlagen ausschließlich auf IP. Und wieviel Kunden auf die neue Technologie und neue Anbieter umsteigen, weiss keiner. Denn die langjährigen Lieferanten werden sicherlich ihre Kunden nicht einfach aufgeben und sich beeilen, möglichst attraktive Folgeverträge anzubieten.

Frost & Sullivan vermerkt jedoch noch mehr Hemmschwellen, die einer raschen Verbreitung von UM entgegenstehen: Immer noch ist es den Anbietern nicht auf breiter Ebene gelungen, Kunden den Nutzen von Unified-Messaging-Produkten nahe zu bringen. »Der Markt ist noch nicht bereit für Unified Messaging Lösungen«, meint auch Matthias Nowak, Teamleiter Networking/Communication beim Distributor Ingram Micro. »Die Kunden hängen noch viel zu sehr am Papier. Komplexe Kommunikations-Gesamtlösungen werden derzeit nur sehr zögerlich akzeptiert.« Diese Einschätzung entspricht der von Frost & Sullivan: Gesamtlösungen ließen sich schwer vermarkten, stattdessen sollten die Hersteller einzelne Module fokussieren. Das bestätigt auch Harald Gehlert, Chief Financial Officer von Cycos: »Bei jedem unserer Berater ist Unified Messaging ebenso wie CTI ein Thema. In Zeiten wie diesen muss ein Anbieter seinen Kunden allerdings stärker entgegen kommen: Der Nutzer kauft zunächst beispielsweise nur Voice Mail und fügt über die Zeit mehr Module bis zum Kommunikationsserver hinzu.«

Die Anbieter der Unified-Messaging-Lösungen selbst hingegen, sind bei weitem optimistischer. »Nach intensiver Aufklärungsarbeit im vergangenen Jahr sind sich die meisten unserer Kunden absolut bewusst, welchen Vorteil Unified Messaging für sie bringt«, formuliert es Karin Abrell sozusagen stellvertretend für ihren Mitbewerb. Die UM-Lösungen würden die Kunden durch intensivere Kundenbindung, verbesserte Kommunikation und schnelleren Return-on-Investment überzeugen. »Wenn man bedenkt, dass ein Mitarbeiter zirka drei Minuten braucht, um zum Faxgerät zu gehen und diese drei Minuten für eine Firma reelle Kosten bedeuten, ist leicht zu verstehen, warum Unified-Messaging in ganz einfachem Ansatz schon Kosten spart«, betont auch Wiethoff.

Unterstützung für Nachtwächter

Auch Tobit hat offensichtlich keine Probleme, mit dem Nutzen seiner Produkte zu überzeugen. Erst zur Systems zeichnete das Unternehmen seinen 2.500. Fachhändler aus. Auch Distributor Ingram Micro bestätigte, dass Tobit-Produkte gut nachgefragt werden.

»Wir müssen unseren Fachhändlern neue Märkte erschließen. Das bedeutet, dass wir gefordert sind, vorauszudenken«, erklärt Matthias Wäßle, Manager Public Relations bei Tobit. Das ebenfalls zur Systems vorgestellte neue »Info-Center David XL« bietet beispielsweise eine Möglichkeit, Gebäude automatisch zu überwachen. »Noch ist das natürlich kein Angebot für die Masse, aber wir geben unseren Händlern damit neue Verkaufsargumente an die Hand«, stellt Wäßle fest. Die gleiche Idee hat ein Servonic-Partner bereits umgesetzt. Auf Basis des Servonic-Unified-Messaging-Servers »IXI-UMS« hat er eine Videoüberwachung für einen Kiosk entwickelt. Bei ungewöhnlichen Vorfällen leitet das Überwachungssystem eine Information an »IXI-UMS« weiter, der Server warnt den zuständigen Mitarbeiter vom Wachdienst – ob per SMS oder Mail kann der Nutzer individuell entscheiden.

So manche Umsatzhoffnung ruht auf SAP

Mobile Anwendungen waren bereits im letzten Jahr als Trend angekündigt und halten sich auch in 2002 als Umsatzhoffnung. »Mobile Lösungen sind sehr gefragt«, erklärt Wäßle. Allerdings sei die Nachfrage stark von der Branche und vom Vertriebsmodell abhängig. Auch Karin Abrell bestätigt: »Wer keinen Außendienst beschäftigt, braucht keine mobilen Anwendungen.« Im produzierenden Bereich steht beispielsweise immer noch die Faxlösung an allererster Stelle. Davon profitiert Ferrari, die weiterhin stark mit Fax-Lösungen identifiziert werden. Zwar hat auch der Anbieter aus der Nähe von Berlin eine Lösung für den Blackberry-PDA von O2 entwickelt, er sieht sein Kerngeschäft jedoch nach wie vor am stationären Arbeitsplatz.

Auch am SAP-Geschäft zeigen sich die Unified-Messaging-Anbieter interessiert. Cycos beispielsweise, ebenso wie Materna als Zulieferer für Telekommunikationsanbieter positioniert, hat bei der Umstrukturierung beschlossen, sich nur noch auf große Kunden wie Alcatel, Siemens und SAP zu orientieren. Sein Produkt »mrs (Message Routing System)« unterstützt den »Interaction Centre Web Client« von mySAP.CRM für den Mittelstandsmarkt. Auch in die Plattform 3.1 für Webservices von SAP ist Cycos integriert. Gemeinsam mit SAP hat Cycos eine Schnittstelle für die Kommunikations-Middleware entwickelt. So kann jede beliebige Applikation, solange sie XML unterstützt, CTI-enabled werden. Bei SAP ist diese Lösung bereits installiert.

Servonic hingegen sieht in seinem SAP-Geschäft noch leichte Probleme. »Wir verkaufen unsere Konnektoren, wenn jemand ein R/3-System und Microsoft-Exchange nutzt. Kunden, die nur R/3 anwenden und Unified Messaging wollen, haben wir bisher zu wenige. Da suchen wir noch spezialisierte Partner«, erläutert Karin Abrell. Ferrari bietet eine Lösung, mit der Kunden direkt aus einer SAP-Anwendung faxen können, ohne die Applikation wechseln zu müssen.




Kompakt

Die Krise im Unified Messaging scheint ausgestanden. Anwender wissen genau – so die einstimmige Herstellermeinung –, wozu sie Unified Messaging nutzen können. Analysten prophezeien dem Markt hervorragendes Wachstum.
Doch es gibt auch Gegenstimmen. Währenddessen machen Fachhändler mit selbstentwickelten Zusatzlösungen und Schnittstellen ihren Umsatz. Als Hoffnungsträger gilt die IP-Telefonie, die Unified Messaging einen kräftigen Schub nach vorne verleihen könnte.

___________________________________

Info

Cycos, mrs, http://www.Cycos.de

Ferrari, Office Master www.ferrari-electronic.de
Materna, Anny Way, www.materna.de
Servonic, IXI-UMS, ww.servonic.de
Tobit, David XL, www.tobit.de



Quelle: http://www.crn.de/anzeige.php3?ID=12461&Kat=Produkte&Tab=CRN…
 
aus der Diskussion: Cycos: Im vierten Quartal wieder profitabel,Jahresergebnis übertrifft Planungen !!!
Autor (Datum des Eintrages): kamischke  (20.02.03 16:10:53)
Beitrag: 6 von 346 (ID:8671335)
Alle Angaben ohne Gewähr © wallstreetONLINE