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Die durch die Dumpfbacken bewusst ausgelöste Kettenreaktion ist nun voll im Gange. Nach nur 2 Jahren haben wir eine neue Weltlage. Krieg als Mittel der Machterhaltung und als Garantie für ein kurzfristiges Vrlängern der verschwenderischen, nicht nachhaltigen "Nach-uns-die-Sinnflut-Politik"!

Verschuldete Konsumenten steigen jetzt auf die Bremse. Kredite können nicht zurückgezahlt werden - Verfall der Immobilienpreise - Rückgang der Investitionen - Einbruch bei den Steuereinnahmen - Kollaps der Sozialsysteme - WWK - Krieg als Ablenkungsmanöver und Mittel der Rohstoffsicherung!

Die goldene Nachkriegsära ist beendet. Dominosteine werden in immer kürzen Abständen fallen und wir sind bereits mittendrin im Abwärssog der Lawine!


Ein buchtipp hierzu:

Die Hypermacht

Thorsten Stegemann 26.02.2003
Die USA in Nahaufnahme

Das Ende des Kalten Krieges war sicher ein Segen für die Menschheit. Doch nun droht sie selbst zur Beute des jahrzehntelangen Kräftemessens zu werden, denn dass der Sieger seine Ziele neu gesteckt hat, dürfte selbst der uneingeschränktesten Solidarität mittlerweile aufgefallen sein. Die politischen, wirtschaftlichen, geostrategischen und kulturellen Interessen der Vereinigten Staaten erstrecken sich rund um den Erdball und erreichen im Hinblick auf die Totalität der hegemonialen Ansprüche zweifellos eine neue Dimension.



Unter diesen Umständen kann es dem Rest der Welt nicht schaden, einen Blick hinter die Kulissen der "Hypermacht" zu werfen. Eben den gewährt Stefan Fuchs` absolut lesenswerte Zusammenstellung von neun Interviews, die während der letzten Monate im Deutschlandfunk zu hören waren. Die Reihe prominenter Gesprächsteilnehmer reicht von Gore Vidal, Richard Sennett, und Joshua Meyrowitz über Dan Clawson, Eduardo Lourenco und Morris Berman bis zu Benjamin R. Barber, Thomas Frank und Noam Chomsky. Sie beleuchten aus unterschiedlichen Perspektiven den inneren Zustand der Vereinigten Staaten und kommen in weitreichender Übereinstimmung zu Ergebnissen, die mit dem Begriff "katastrophal" nur unzureichend charakterisiert wären.


Beispiel Vidal: Der Historiker, der an einer Art Gegengeschichte zur offiziellen amerikanischen Geschichtsschreibung arbeitet, ist fest davon überzeugt, das sich die Vereinigten Staaten "mit hoher Geschwindigkeit" in einen Polizeistaat verwandeln, der durch Korruption und handfeste gemeinsame Interessen zusammengehalten wird:



"Vizepräsident Dick Cheney und der Vater des Präsidenten, Bush senior, sind durch Öl reich geworden. Condoleezza Rice, die Sicherheitsberaterin des Präsidenten, arbeitete 5 Jahre im Vorstand des Chevron-Konzern. Ihr spezielles Aufgabengebiet dort war die Erschließung der Ölvorkommen in Usbekistan und Pakistan. Es ist in der Geschichte der Vereinigten Staaten ohne Beispiel, dass in dieser Weise eine einzelne Interessengruppe alle wichtigen Staatsämter besetzt, ohne dass es irgendeinen Widerstand dagegen gäbe."

Diese eigenartige Lethargie konstatiert Richard Sennett auch im Wirtschaftsleben Amerikas, das trotz seiner gewaltigen Schieflage nicht zu revolutionären Ausbrüchen neigt, sondern bei Millionen Menschen viel eher ein Gefühl "individuellen Versagens, persönlicher Unzulänglichkeit" erzeugt. Der Konsumgedanke hat in dieser Hinsicht einen triumphalen Siegeszug angetreten: "Es geht nicht darum, etwas Bestimmtes zu besitzen, das einem durch den Besitz Freude bereitete. Es geht darum, immer wieder neue Zeugnisse der eigenen Konsumfähigkeit zu erwerben."

An dieser ideologischen Zielstellung arbeiten schließlich auch die Medien mit, sofern sie nicht gerade mit der Unterdrückung oder Verfälschung wichtiger Informationen beschäftigt sind. Joshua Meyrowitz bemängelt in seiner Stellungnahme, dass die amerikanischen Massenmedien "alles andere als demokratisch organisiert sind" und bei der Verschleierung ihrer tatsächlichen Gleichschaltung eine absolute Perfektion erreicht haben: "Es ist klar, dass in einem Umfeld, das durch zahllose Werbe-Doppelseiten beispielsweise der Automobilindustrie geprägt ist, kritische Berichte über Autos keinen Platz haben können. Das heißt natürlich nicht, dass ein negatives Testergebnis eines bestimmten Modells nicht erscheinen kann. Was nicht möglich ist, sind Zweifel am Auto als Transportmittel überhaupt." Dass im Vorfeld des 1. Golfkrieges 20 kritische Zeitungsartikel fast 4.200 Beiträgen gegenüberstanden, die zu dem Fazit "Saddam Hussein gleich Adolf Hitler!" kamen, ist denn auch bezeichnend genug.

Dan Clawson sieht die unheilvolle Entwicklung darin begründet, dass die Tendenz zur Plutokratie in den vergangenen 25 Jahren einen Höhepunkt erreicht hat. Für einen Sitz im Repräsentantenhaus müssen die Kandidaten durchschnittlich 840.000 Dollar, für einen Platz im Senat sogar durchschnittlich 7,3 Millionen Dollar ausgeben - mit all den persönlichen, wirtschaftlichen und politischen Verflechtungen, die sich aus Wahlkämpfen, Wahlversprechen und Wahlspenden schließlich ergeben:



"Tatsächlich kann man gar nicht von zwei Parteien in den USA sprechen, es gibt nur eine Partei, die Partei des Geldes, die von den Reichen und von den Unternehmen dominiert wird."

Über Krieg und Kulturexport wird der Einfluss dieser Partei rund um den Erdball ausgedehnt. Eduardo Lourenco beschreibt im amerikanischen Kulturleben einen "Fluss selbst-referentieller Bilder, die weder der Sphäre der Kommunikation noch der Ästhetik angehören, sondern nur noch der des Konsums" und sich auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner mühelos verbreiten lassen. Morris Berman glaubt, dass der amerikanische "Exportmüll" deshalb so reißenden Absatz findet, weil er auf unmittelbare Triebbefriedigung gerichtet ist und den Konsumenten ein letztlich infantiles Gefühl von Geborgenheit in einer chaotischen Welt vermittelt.

Während Benjamin R. Barber nun versucht, durch weitgehende Kompromisse zwischen Politik und Wirtschaft, Bürger und Konsument einen Ausweg aus der heillosen Situation zu finden, sieht Thomas Frank das gesamte amerikanische Gemeinwesen in einer tiefen Depression, weil der vielzitierte Normalbürger jeden Glauben an soziale Gerechtigkeit, politische Veränderungen und ein absehbares Ende der "uneingeschränkten Herrschaft der Unternehmen" verloren hat.

Noam Chomsky spricht deshalb von einer "völlig entpolitisierten Gesellschaft", die sich dem Entscheidungsmonopol einer mehr oder weniger anonymen Führungskaste überlassen hat: "Etwa ein Sechstel des Bruttoinlandsprodukts, über eine Billion Dollar, wird jedes Jahr für Marketing ausgegeben, das heißt für Manipulation und Verhaltenssteuerung." Der Krieg gegen den Irak ist deshalb nicht nur unter wirtschaftlichen und geostrategischen Überlegungen zu betrachten, sondern natürlich auch eine Art innenpolitischer Notwendigkeit:



"Nicht wegen Saddam Husseins Atompilz über New York, sondern weil im nächsten Winter der Wahlkampf bereits im vollen Gange ist, und da müssen die Amerikaner schon in der richtigen Stimmung sein. Unter keinen Umständen dürfen sie über die Renten oder die Gesundheitsversorgung nachdenken."

Das Bild, das dieses Buch von der aktuellen Weltlage und der einzig verbliebenen Führungsnation entwirft ist bedrückend, ja deprimierend. Von einer konstruktiven Auseinandersetzung mit den in vielerlei Hinsicht aufschlussreichen Texten, sollte sich gleichwohl niemand abhalten lassen. Schließlich kann die Achse des Bösen beliebig verlängert werden.
 
aus der Diskussion: US-Wahl: Die Dumpfbacken haben gewonnen
Autor (Datum des Eintrages): Stormy  (28.02.03 15:21:50)
Beitrag: 113 von 176 (ID:8761080)
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