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´morgen :yawn:

Technischer Morgenkommentar 04. März 2003
von Uwe Wagner, Deutsche Bank AG

Allgemeine Beurteilung

Im deutschen Aktienindex DAX schaffte es die jüngste, aufwärts ausgerichtete Reaktion bis zum definierten Kursziel (Normalkorrektur), in den übrigen Europa Indizes wurden zum Teil sogar Maximalkorrekturen ausgeschöpft, bevor es auch hier wieder zu Kursrückgängen kam. In den US Indizes stießen der S&P 500 Index sowie der NASDAQ 100 an ihre aktuell gültigen Widerstände und gingen im Anschluß daran in den Sinkflug über. Im Ergebnis der gestrigen Entwicklung bildeten sich in den meisten Aktienindizes klassische Verkaufssignale aus (definiert über die Candlestickmethodik). Somit droht bereits auf aktuellen Kursniveaus ein erneutes Ende der jüngsten technischen Korrekturbewegungen.

EURO / BUND

Der Kursverlauf des EURO / BUND Future weist uns weiterhin einen intakten (markttechnisch definierten) Aufwärtstrend aus, dessen untere Begrenzungslinie (Signallinie) aus charttechnischer Sicht auf Grund des Kursrückgangs vom Donnerstag letzter Woche etwas angepaßt werden muß, wenn es dem Future gelingt, die 117 noch einmal zu überwinden. Sehen wir uns jedoch die Entwicklung der Schwungkraft und der mittelfristigen Bewegungsdynamik im Kursverlauf an, steigt die Wahrscheinlichkeit, daß sich der EURO / BUND in den nächsten Handelstagen zwischen den aktuell gültigen charttechnisch definierten Begrenzungen um 115.93 (untere Begrenzung) und 117.00 (obere Begrenzung) in einen Staubereich hinein entwickelt. Unter Berücksichtigung dessen, daß dem EURO / BUND über die Trendfolger, in einer Kombination zueinander als Richtungsfilter unterlegt, noch immer ein sogenanntes long set-up ausweisen wird, entwickelt sich der Renten-Future mit hoher Wahrscheinlichkeit von einem Trendmarkt in einen Trading-Markt hinein, wobei die o.g. Begrenzungsmarken zur Positionierung mit jeweils engen Stop-Kursen genutzt werden können. Die nächst tieferen potentiellen Unterstützungen erwarten wir in den Bereichen um 115.46, dann um 114.55.

EURO / USD

Per gestern zog der EURO Kurs gegenüber dem USD erneut deutlich an und drückte diesen damit aus einer Konsolidierungszone, welche bereits über knapp vier Wochen Bestand hatte. Aktuell nähert sich der Kursverlauf wieder dem Bewegungshoch bei 1.0935 vom 05. Februar diesen Jahres. Bei Überspringen dieses Niveaus ließen sich aus analytischer Sicht keine weiteren potentiellen Widerstände aus dem bisherigen Kursverlauf heraus mehr herleiten.

Das aktuell gültige Widerstandsband definiert sich im Bereich um 1.0906 bis 1.0935, wobei im Grunde der unteren Seite dieses Bandes die analytisch höhere Bedeutung zukommt. Die nächst tiefere Unterstützung leitet sich aus der bisher gültigen oberen Begrenzung der jüngsten und nun neutralisierten Konsolidierungszone bei 1.0857 her, dem Ausbruchsniveau des laufenden Aufwärtsimpulses.

Beurteilen wir den Kursverlauf unter markttechnischen Gesichtspunkten, so erscheint der aktuelle Aufwärtsimpuls jedoch kraftloser, als noch Anfang Februar, als das aktuell gültige Bewegungshoch markiert wurde. Über die Oszillatoren sind negative Divergenzen nicht zu übersehen, die mittelfristige Bewegungsdynamik ist rückläufig. Damit steigt zumindest aus diesem Blickwinkel heraus das Risiko, daß der Kursverlauf an seinem bzw. in der Nähe seines aktuell gültigen Bewegungshochs scheitert und zurückfällt. Da uns Indikatoren jedoch nur Indizien liefern und wir daraus keine konkreten Handelsaktivitäten herleiten, folgen wir dem Kurs und passen entsprechend eng die Stop-Kurse zur Positionsabsicherung an.

Europa-Aktienindizes

In den Kursverläufen der europäischen Aktienindizes dominieren auf Wochenbasis weiterhin sekundäre Abwärtstrends, im interessanteren kurzfristigen Zeitfenster überwiegen breit gefaßte Konsolidierungsbereiche. Auffallendstes Phänomen ist weiterhin die rückläufige Bewegungsdynamik. Auch wenn wir uns an dieser Stelle immer wiederholen, muß es dennoch immer wieder hervorgehoben werden: in Phasen fallender Bewegungsdynamik sind Bewegungsschübe in den Kursverläufen meist kraftlos und von kurzer Dauer. Plötzliche Richtungswechsel stehen auf der Tagesordnung, was die Märkte zu diesem Zeitpunkt auch wenig geeignet macht, mittelfristig ausgerichtete Positionierungen aufzubauen. Das Arbeiten mit Stop-Kursen und Kurszielen sollte Pflicht sein. Da niemand im Markt klingelt, um den richtigen Zeitpunkt für den Aufbau von strategischen Positionen unter einem akzeptablen Chance / Risikoverhältnis zu signalisieren, sollte weiterhin die Maßgabe bestehen, strategische Positionen erst aus profitablen Trading-Posisionen heraus erwachsen zu lassen.

Weitestgehend klar ausgebildete Konsolidierungszonen mit halbwegs sinnvoll zu definierenden Begrenzungen, finden wir im londoner FTSE 100 (3569 / 3535 untere Begrenzung / 3747 obere Begrenzung), im italienischen MIB 30 (22847 / 22676 untere Begrenzung / 23832 obere Begrenzung), sowie im spanischen IBEX 35 (5741 untere Begrenzung / 6186 obere Begrenzung) vor.

Im deutschen DAX, im französischen CAC 40, im holländischen AEX und im EUROSTOXX 50 dominieren dagegen übergeordnete sekundäre Abwärtstrends mit jungen neuen Bewegungstiefs, innerhalb derer die Indizes in den letzten drei Handelstagen lediglich technische Korrekturen vollzogen.

Dennoch, aus markttechnischer Sicht, zumindest im kurzfristigen Zeitfenster, werden allen beobachteten Europa Aktienindizes markttechnisch neutrale Kursverläufe ausgewiesen (neutrale set-up´s). Sehen wir uns dazu noch die einzelnen Branchensektoren an, so werden allen achtzehn Sektorindizes des STOXX 50 neutrale set-up´s ausgewiesen, gleiches gilt für die achtzehn Sektorindizes des EUROSTOXX 50. Bei den neun DAX 100 Sektorindizes werden sieben neutrale set-up´s angezeigt, zwei short set-up´s (Bauwirtschaft und Versorger / Telekommunikation). Gehen wir auf die Einzelaktien ein, so überwiegen auch hier sowohl im EUROSTOXX 50, als auch im DAX die neutralen set-up´s, gefolgt von negativ ausgerichteten Richtungsfiltern.

Werfen wir alles in einen Topf, müssen wir zum aktuellen Zeitpunkt zum Schluß kommen, daß uns die derzeit schwierige Marktphase mit kurzen Bewegungsschüben und hohen Schwankungsbreiten im Tagesverlauf auch noch weiterhin erhalten bleiben. Auf ausgeprägte Trendmärkte müssen wir wohl noch warten.

DAX

Strategisch / mittelfristige Beurteilung

Aus strategischem Blickwinkel heraus haben wir ein unverändertes Bild: es dominiert auf Wochenbasis weiterhin ein intakter, sowohl chart-, als auch markttechnisch definierter sekundärer Abwärtstrend, der letzte Handelswoche bei 2433 Indexpunkten ein neues Bewegungstief markierte. Dieser sekundäre Abwärtstrend ist Bestandteil eines übergeordneten primären Abwärtstrends, die aktuell gültige obere Begrenzung des Sekundärtrends auf Wochenbasis verläuft per diese Woche in etwa im Bereich um 2825 Indexpunkte.

Die aktuell gültigen Chartmarken sind unter strategischen Blickwinkeln identisch mit denen im kurzfristigen Zeitfenster, d.h. auf der Oberseite lassen sich derzeit potentielle Widerstände im Bereich um 2750 / 2800 herleiten, Unterstützung erwarten wir im Bereich des aktuell gültigen Bewegungstiefs um 2433. Der Bereich um 2528 / 2519, der bisher charttechnisch interessant war, dient uns lediglich noch der Orientierung, sollte aber analytisch im Markt keine große Bedeutung mehr haben.

Sehen wir uns die Bewegungsdyamik an, so greifen wir im strategischen Zeitfenster jedoch auf die Aussagen auf Basis des Tagescharts zurück. Dies begründet sich damit, daß der ADX, den wir hier bevorzugt als dynamikmessenden Indikator einsetzen, ohnehin schon sehr zeitverzögert arbeitet und dadurch auf Wochenbasis völlig verschobene Ergebnisse liefern würde. Der ADX auf Tagesbasis in seiner Standardeinstellung, einem Wochenchart unterlegt, liefert da schon viel marktnahere Aussagen.

Der ADX signalisiert einen weiteren Dynamikrückgang im Kursverlauf des DAX. Damit sinkt zumindest aus diesem Blickwinkel heraus das Risiko, daß sich der laufende, übergeordnete Abwärtsimpuls noch auf Dauer kräftig fortsetzt, sondern nährt die bereits häufig geäußerte Erwartungshaltung, daß wir uns in der letzten Phase des Abschwungs befinden sollten. Dies ist allerdings eine sehr gedehnte Aussage, zudem die Bewertung des bisherigen Ausmaßes der jüngsten Korrektur erwarten läßt, daß wir noch immer mit einer Chance von knapp 50 Prozent mit neuen Bewegungstiefs rechnen müssen.

Strategisch läßt sich für den DAX damit nur ein Schluß ziehen: der Aufbau von vornherein geplanten mittelfristigen Positionen ist weiterhin zurückzustellen, da kein akzeptables Chance- / Risikoverhältnis zu erwarten ist. Wir konzentrieren uns weiterhin auf kurzfristige Trading-Positionierungen.

Taktisch / kurzfristige Beurteilung

Im kurzfristigen Zeitfenster liegt unser Augenmerk weiterhin auf der Trading-Range 2433 und 2750 / 2800. Dies sind die derzeit herleitbaren Eckpunkte, innerhalb derer sich der DAX bewegt.

Mit der jüngsten Erholung, welche möglicherweise per gestern ihren vorläufigen Abschluß gefunden hat, schöpfte der DAX fast punktgenau sein normales Korrekturpotential aus (war bei 2591 definiert, Tageshoch war 2600), welches sich aus dem vorangegangenen Abwärtsimpuls errechnete und als Kursziel definiert war.

Im Ergebnis der gestrigen Tagesentwicklung bildete sich im DAX ein negativer Doji aus, der unter statistischen Tests eine gleiche Ergebnisreihe aufweist, wie ein schwarzer shootingstar: in den letzten acht Jahren trat ein solches Kursmuster im Kursverlauf des DAX 47 mal auf (im Sinne unserer Musterdefinition und der entsprechenden Lage im Kursverlauf, wobei hier als notwendiger „Aufwärtstrend“ bereits zwei in Folge steigende Candles ausreichen, um die Stärke der Kursmuster auch in kurzen Bewegungsimpulsen nutzen zu können); davon führten jedoch nur 18 Kursmuster im Anschluß an ihre Ausbildung zu einem profitabel ausnutzbaren Abwärtsimpuls, 29 Muster versagten im Sinne ihrer Definition, was einer Trefferquote von 38.30 Prozent entspricht. Der Profitfaktor mit 1.10 weist dennoch einen profitablen Gesamtausstoß auf, die Ertragskurve ist jedoch unstetig und läßt keine akzeptable Handelsstrategie erwarten.

In Anbetracht der Tatsache jedoch, daß wir es im DAX und auch im allgemeinen Umfeld derzeit mit einer recht instabilen Gesamtsituation zurechtkommen müssen, sollte das gestrige Kursmuster dennoch Anlaß genug gewesen sein, die bestehende Trading Long-Position, welche auf Grundlage des profitableren positiven inside bars vom 27. Februar aufgebaut wurde (entry bei 2513 im DAX), wieder zu schließen (close bei 2549 im DAX).

Für den heutigen Handelstag erwarten wir jetzt mit einer „Wahrscheinlichkeit“ von 38 Prozent, daß der DAX wieder den Rückwärtsgang einlegt. Im Grunde stellt sich nun die Frage: neues Bewegungstief oder nur Rücksetzer und wieder Aufnahme der Aufwärtskorrektur in Richtung 2750?

Hier helfen uns Indikatoren etc. wenig, hier setzen wir wieder unsere Korrekturpotentiale an. Bezogen auf den jüngsten Abwärtsimpuls, korrigierten wir diesen im DAX um sein normales Korrekturpotential, was somit noch eine statistische Trefferquote von 50 Prozent offen hält, daß wir ein neues Bewegungstief sehen. In Kombination mit dem gestrigen Kursmuster lassen sich damit hochspekulative, jedoch klein gehaltene Trading Short´s rechtfertigen (wie im gestrigen Kommentar unter den praktischen Konsequenzen beschrieben). Test´s zeigten, daß wir sinnvoll mit den Korrekturpotentialen bis in die zweite Ebene hinein arbeiten können, d.h. wir können eine Korrektur bewerten und die Korrektur auf die Korrektur. Alles folgende wird dann Unsinn und wir müssen einen neuen ausgeprägten Bewegungsimpuls abwarten.

In der aktuellen Situation haben wir einen Abwärtsimpuls vorliegen, dessen Korrektur, welche wohl per gestern abgeschlossen wurde und nun möglicherweise die Korrektur auf die Korrektur. Die hier noch zu ermittelnden Korrekturpotentiale sind: 2543 / 2535 (Minimumkorrektur), 2515 (Normalkorrektur) und 2495 / 2487 (Maximumkorrektur). Hier gelten nun noch die gleichen Aussagen: schöpft der DAX nur sein minimales Korrekturpotential aus, haben wir gute Chancen (65 Prozent), daß sich die grundsätzliche Erholung fortsetzt und die 2750 weiterhin ein realistisches Ziel bleiben. Wird´s eine Normalkorrektur, sinkt die Trefferquote auf knapp 50 Prozent, bei einer Maximumkorrektur sind´s dann nur noch 35 / 37 Prozent Wahrscheinlichkeit, in Richtung 2750 im laufenden Bewegungsfraktal zu marschieren. In der Konsequenz bedeutet dies, wir sind short positioniert in einer Phase, in der wir austesten, ob wir Chancen haben, die 2750 zu sehen. Somit begründet sich der hohe spekulative Charakter des laufenden Short´s.

Praktische Konsequenz

(1) strategische Positionsaufbauten werden weiterhin zurückgestellt;

(2) im gestrigen Punkt (6) wiesen wir darauf hin, daß bei Ausbildung eines Verkaufsmusters, die Trading Long-Position der Vorwoche (entry bei 2513) per Schlußkurs geschlossen werden sollte (close bei 2549) und der Aufbau einer Trading Short-Position auf der Agenda stünde (entry bei 2549);

(3) der Stop-Kurs wird auf das gestrige Tageshoch bei 2600 Indexpunkte gelegt, das erste Kursziel definiert sich bei 2515 (bei erreichen wird Stop-Kurs auf 2555 angepaßt), daß zweite Kursziel definiert sich bei 2495 (Position wird geschlossen).

Wir wünschen Ihnen einen erfolgreichen Handelstag !!

Uwe Wagner

www.technical-investor.de
 
aus der Diskussion: Mögliche OS-Trading-Chancen am 04.03.03
Autor (Datum des Eintrages): bitterblue  (04.03.03 08:54:14)
Beitrag: 34 von 143 (ID:8785332)
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