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Mich überkommt das kalte Grausen, wenn ich solche Milchmädchenrechnungen sehe von Leuten, die glauben, sie seien schlauer als alle Expertenrunden.

Das fängt an mit der Behauptung "bei 20% Abzug vom Lohn entstehen 1 Million Arbeitsplätze". Wie kommt man denn darauf? Ausgerechnet? Mit eigenem volkswirtschaftlichen Simulationsprogramm? Oder nur einfach eine Zahl in den Raum geworfen, die so gut ist, wie jede andere?

Diese Umstrukturierung der Rente nach Vorbild einer Lebensversicherung klingt toll. Aber wenn man sich das mal genauer anschaut, merkt man sofort - das kann gar nicht gehen.

Zunächst mal ginge das ja nur mit den Leuten, die neu in das System hineinkommen. Die zahlen dann brav für die eigene Rente. Und wer bezahlt dann die jetzigen Rentner oder die, die nicht mehr genug Zeit haben, in dem neuen System anzusparen? Aha, wenn diese Zahlungen hinzukommen, bricht bereits die Finanzierung zusammen.
Zweiter Punkt dabei: die Inflation wurde nicht berücksichtigt. Zwar erhält, wer 10% seines jezigen Bruttos zahlt, nach 40% gut 50-60% seines Bruttos als Kapitalauszahlung mit Verzehr zurück, aber das hilft ihm ja nichts, wenn dann dieses Einkommen nur noch ein Drittel wert ist, also nur noch unter 20% eines dann typischen Bruttoeinkommens. Zwar werden die Einzahlungen natürlich dynamisiert, um die Inflation aufzufangen. Aber die Verzinsung des Kapitals spiegelt immer wieder, daß mit weniger angefangen, was dann am Schluß die erzielte Rente gegenüber den Bruttoeinkommen zurückfallen läßt.

Die Idee ist noch nicht mal so schlecht, nur die Idee hatten schon genug andere. Die Riesterrente ist ja nichts anderes, als der untaugliche Versuch, eine Kapitaldeckung in die Rente einzuführen. durrans Vorschlag ist ebenso einfach wie undurchführbar, aus diesen Gründen.

Noch ein anderes Detail: sparen bei den Krankenversicherungsbeiträgen durch Einführung einer einzigen Versicherung. Kokolores, denn die Verwaltungskosten machen im Mittel 5% aus. Selbst wenn es gelänge, sie fast zu halbieren (das äußerste, was ich mir vorstellen kann), dann würde der mittlere Beitragssatz nur von 15% auf 14,6% sinken. Und für diesen weltumstürzenden Effekt soll dann eine Monopolversicherung eingeführt werden, die einen Teufel tun und die guten Konditionen anbieten wird, die man zur Zeit bei BKKs findet. Wenn man den Wettbewerb herausnimmt, wie will man denn dann noch herausfinden, ob eine Kasse zu hohe Verwaltungskosten hat?
 
aus der Diskussion: Arbeitslosigkeit über 4,7 Millionen
Autor (Datum des Eintrages): for4zim  (06.03.03 15:20:39)
Beitrag: 45 von 64 (ID:8812498)
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