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11:04, 11.03.2003
INTERVIEW: Bierabsatz schrumpft 2003 deutlich - Kurzarbeit in Dortmund


DORTMUND (dpa-AFX) - Nach der Einführung des Dosenpfands ist der Absatz der
deutschen Brauwirtschaft drastisch zurückgegangen. In den ersten beiden Monaten
dieses Jahres sei der Biermarkt um etwa 10 Prozent geschrumpft, sagte der
Vorstandsvorsitzende der drittgrößten deutschen Braugruppe Radeberger
(Frankfurt), Ulrich Kallmeyer, in einem dpa-Gespräch. So starke Schwankungen
habe es bislang nur im Sommer gegeben, wenn mal ein ganz kühler Monat auf einen
ganz heißen gefolgt sei. "Aber in einem Nicht-Sommer-Monat hat es das noch nicht
gegeben", betonte der Chef der Oetker-Tochter.

Auf das Gesamtjahr 2003 hochgerechnet werde der Bierkonsum in Deutschland
voraussichtlich um etwa 5 Prozent auf rund 95 Millionen Hektoliter schrumpfen.
Dieser Rückgang entspräche dem Ausstoß von etwa 60 bis 70 mittelständischen
Brauereien, der 2003 verloren gehe. "Die Tatsachen, dass die Einweg-Einbrüche
dramatisch sind und die Mehrwegzuwächse das nicht kompensieren, ziehen den
ganzen Biermarkt nach unten", schilderte Kallmeyer. Die Einführung eines
einheitlichen Rücknahmesystems für Einweggebinde im Oktober könne den
Bierrückgang nicht verhindern: "Das Jahr bei Getränken besteht aus dem Sommer."

GESUNKENER AUSSTOSS

Bei der Radeberger Gruppe, zu der auch Binding Lager, Krostitzer und
Dortmunder Kronen gehören, sei der Ausstoß in den ersten beiden Monaten 2003
unter dem Strich um 16 Prozent gesunken. Diese mache sich vor allem bei der
Dortmunder Actien-Brauerei (DAB) bemerkbar. Dort sei zwar der
Mehrweg-Flaschenbierabsatz um 17 Prozent gestiegen. Der Einwegabsatz sei aber um
zwei Drittel eingebrochen. Deshalb seien bei DAB 10 Entlassungen und Kurzarbeit
für 56 Mitarbeiter geplant. "Wenn es so weitergeht wie bisher, wird das nicht
langen", befürchtet Kallmeyer. Ende April werde man klarer sehen, ob weitere
Entlassungen unumgänglich seien. Die DAB hat gut 400 Mitarbeiter.

"Der Dortmunder Standort ist der einwegintensivste der ganzen Gruppe",
erläuterte der Vorstandschef. Im Gesamtjahr 2003 erwartet Kallmeyer nach
bisherigem Stand einen Rückgang beim Ausstoß der DAB um bis zu 750.000
Hektoliter. 2002 habe der Inlandsabsatz bei 2,5 Millionen Hektolitern gelegen.
"Wir haben die Einweg-Produktion in Dortmund konzentriert und richtig viel Geld
ausgegeben. Durch die politische Entscheidung wurde das konterkariert", sagte
er. Ob die Dose durch das geplante bundeseinheitlichen Rücknahmesystem eine
Renaissance erleben wird, sei unklar. "Wir wissen das alle nicht."/tst/DP/st
 
aus der Diskussion: Radeberger Gruppe - kommt die Übernahme bei > EUR 1.000 ?
Autor (Datum des Eintrages): Pacific1  (11.03.03 11:30:50)
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