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Werden die 0,40 nachhaltig genommen, gibt es kein Halten mehr.




Freitag, 7.3.2003
Süddeutsche Zeitung


Online-Agenturen legen trotz Krise zu

Markt für im Internet gebuchte Ferienreisen erreicht Milliardenumfang / Sonderangebote im Netz



Von Imke Henkel

Schlechte Zeiten? Von wegen. Über die sorgenvollen Mienen von Reiseveranstaltern und Reiseagenturen kann die Konkurrenz im Internet nur lachen. Sparen beim Urlaub, weil

die Konjunktur kriselt? Die Online-Reiseagenturen merken davon wenig. 150 bis 220 Prozent wachse der Bruttoumsatz in Europa, behauptet Simon Breakwell, Europa-Geschäftsführer von Expedia, einer Online-Reiseagentur, die sich vor drei Jahren von Amerika aus in Großbritannien, dann in Deutschland und Frankreich etabliert hat. Inzwischen gehört sie zu den Marktführern in Europa.

Die Internetreiseagentur Ebookers meldet immerhin eine Zunahme beim Bruttoumsatz um mehr als 40 Prozent und entspricht damit dem europäischen Durchschnitt. Ebookers ging 1996 aus dem britischen Reisebüro Flightbookers hervor, machte sich drei Jahre später selbstständig und kaufte im darauf folgenden Jahr die einstige Muttergesellschaft auf.

Junger Markt etabliert sich

Zwischen 2001 und 2002 wuchs das Geschäft mit Online- Buchungen von Freizeitreisen um etwa 40 Prozent, in diesem Jahr wird der Zuwachs noch einmal an die 50 Prozent betragen, geht aus Zahlen der Internet- Forschungsagentur Forrester hervor. Damit hat der Markt für im Internet gebuchte Ferienreisen längst einen Milliardenumfang erreicht. Nach einer Untersuchung des dänischen Reiseindustrie-Forschers Carl Marcussen buchten noch 1998 Internetsurfer für lediglich 225000 Euro Flüge, Hotels oder Mietwagen. Im vergangenen Jahr erreichte der Umsatz im Online- Freizeitreisemarkt in Europa laut Forrester sieben Milliarden Euro. Bis 2006 wird sich das Volumen des Marktes, je nach Schätzung noch einmal verdoppeln oder sogar auf nahezu 40 Milliarden Euro mehr als verfünffachen.

Das Wachstum des Internet-Reisemarktes geschieht zumindest zum Teil auf Kosten der traditionellen Reisebüros. 1998 noch machten über das Netz verkaufte Ferienreisen lediglich 0,12 Prozent aller Freizeitbuchungen aus, hat Marcussen ermittelt. Für 2002 dagegen errechnete der dänische Experte einen Marktanteil von 3,2 Prozent, Forrester kam sogar auf 4,1 Prozent. In den nächsten fünf Jahren werde sich dieser Anteil auf 20 Prozent erhöhen, glauben die Fachleute. Zwar entfällt ein nicht geringer Teil dieses rasanten Anstiegs auf die boomenden Billigflieger. Doch immerhin zwei Drittel der Online- Buchungen, die Forrester gezählt hat, liefen über eine Internet-Reiseagentur.

Forrester-Experte Jaap Favier sieht zwei Gründe für das deutliche Wachstum der Online-Vermittler. „Es gibt einen eindeutigen Zusammenhang zwischen der Zeit, die jemand bereits im Internet surft, und der Summe, die er dort auszugeben bereit ist“, erklärt Favier. Im allgemeinen dauere es 18 Monate, bis ein Internet-Einsteiger anfange, im Netz einzukaufen. Nach drei Jahren sei er dann soweit, auch größere Beträge einem virtuellen Bezahlsystem anzuvertrauen.

Dem entsprechend seien etwa Frankreich und Deutschland „jetzt allmählich erst reif“ für den Online-Reisemarkt.Diese Regel erklärt zugleich, warum Großbritannien derzeit noch den größten europäischen Online- Reisemarkt bietet – ein Drittel aller Online-Buchungen in Europa wurden 2001 von britischen Kunden vorgenommen, die deutschen Kunden kamen demgegenüber für 22 Prozent der Buchungen auf, so der dänische Experte Marcussen.

„Deutsche Kunden sind wesentlich misstrauischer gegenüber größeren Geldausgaben im Internet“, bestätigt Anja Keckeisen, Geschäftsführerin von Expedia Deutschland. Der deutsche Markt bietet damit aber auch noch mehr Potenzial: Zwischen Januar 2002 und Januar 2003 hätten der Anteil von im Internet gebuchten Reisen hierzulande um 60 Prozent zugenommen, erläutert Tom Ewing von Nielsen Netratings. In Großbritannien liege der vergleichbare Wert nur noch bei neun Prozent.

Selbst ist der Urlauber

Der zweite Grund, den Forrester-Analyst Favier für die noch steile Wachstumskurve der Online-Reiseagenturen ausmacht, ist scheinbar paradoxerweise die Krise der Reiseindustrie selbst. „Anbieter versuchen, zögernde Kunden mit Schnäppchen-Angeboten zu locken – und es gibt kein besseres Medium.

Zahlen am 31.03.2003

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aus der Diskussion: Travel24.com Ein sicherer Ausbruchskandidat
Autor (Datum des Eintrages): sechsneun  (17.03.03 11:13:03)
Beitrag: 1 von 25 (ID:8904987)
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