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Aus der FTD vom 21.3.2003

Medion trotzt der Wirtschaftskrise

Der Elektronikgroßhändler und Hersteller von Billigcomputern Medion hat der Konsumflaute im vergangenen Jahr getrotzt. Der Umsatz des Essener Unternehmens stieg 2002 gegenüber dem Vorjahr um 24,1 Prozent auf 2,63 Mrd. Euro. Der Gewinn kletterte um 30 Prozent auf 91,3 Mio. Euro.

Für dieses Jahr prognostiziert Medion, das vor allem mit den so genannten Aldi-PC bekannt wurde, bei Umsatz und Ertrag ein Plus von jeweils 15 bis 20 Prozent. Analysten und Investoren hatten nach früheren Äußerungen allerdings eine mutigere Prognose erwartet, weshalb der Aktienkurs von Medion in Frankfurt bis zum Nachmittag um 2,6 Prozent auf 27,51 Euro sank. "Die Zeiten sind nicht mehr so einfach, sodass wir unsere Wachstumsziele leicht zurücknehmen", sagte Medion-Vorstand Christian Eigen auf der Bilanzpressekonferenz in Frankfurt.

Trotzdem ist Medion ein Gewinner der Wirtschaftskrise. Das Unternehmen liefert preisgünstige Personalcomputer (PC), Fernseher und andere Elektronikgeräte in großen Stückzahlen an Handelsketten wie Aldi, Plus oder den französischen Konzern Carrefour. Mit dem erfolgreichen Geschäftsmodell eines Elektronikgroßhändlers im Billigsegment wirbelt Medion vor allem die PC-Branche in Deutschland ordentlich durcheinander. Im vierten Quartal 2002 gelang es dem Aufsteiger nach Zahlen der Marktforschungsfirma Gartner sogar, die Marktführerschaft in Deutschland zu übernehmen. Dabei konnte Medion etablierte Weltkonzerne wie Dell, Hewlett-Packard oder Fujitsu Siemens abhängen.

Fertigung auf Bestellung

Das Erfolgsgeheimnis des Unternehmens besteht darin, dass Medion PC, Fernseher oder Digitalkameras erst fertigen lässt, wenn die Geräte von einer Handelskette bestellt sind. Damit besteht kein Risiko, dass Medion auf den Geräten sitzen bleiben könnte. Zudem fallen bei diesem Geschäftsmodell kaum Kosten für Lagerhaltung, Werbung oder Vertrieb an - diese Ausgaben übernehmen die Handelsketten. Auf diese Weise kann Medion im Vergleich zur Konkurrenz besonders preisgünstig produzieren.

Wolfgang Fickus, Analyst bei der Investmentbank WestLB Panmure, bemängelt an Medion lediglich den etwas schwächer als erwartet ausgefallenen Umsatz im vierten Quartal. Allerdings würden die positiven Anzeichen überwiegen. "Mit starken Bargeldreserven, einem stabilen und immer noch wachsenden Geschäft in Deutschland sowie starken Impulsen in den USA glauben wir, dass die positiven Faktoren schwerer wiegen als die negativen" , schreibt Fickus in einer Mitteilung an Investoren. Medion selbst blickt optimistisch in die Zukunft. "Wir gehen davon aus, dass wir unsere Wettbewerbsposition in einem schwierigen Marktumfeld weiter verbessern", teilte das Unternehmen mit. Firmenchef Eigen rechnet in Deutschland mit einem Umsatzplus von zehn Prozent. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete Medion hier zu Lande 1,83 Mrd. Euro. Besonders starkes Wachstum verspricht sich der Manager von den USA, wo Medion erst seit 2001 aktiv ist. In diesem Jahr soll der Umsatz in den USA von 57 Mio. Euro auf 100 bis 150 Mio. Euro steigen. Die Erlöse in Europa werden laut Eigen um 35 bis 45 Prozent wachsen. Im vergangenen Jahr konnte Medion den Europa-Umsatz bereits von 487 Mio. Euro auf 739 Mio. Euro steigern.

Profitieren am Geiz

Medion profitiert von der Wirtschaftsflaute, weil Privatkunden in ihrem Konsumverhalten sparsamer geworden sind. Statt einen teuren Markenrechner zu kaufen, greifen viele Konsumenten auf Billigprodukte zurück. Diesem Trend verdanken auch Discounthändler wie Aldi oder Billigfluglinien wie Ryanair gute Geschäfte. In der PC-Branche konnte neben Medion auch der taiwanische Hersteller Acer mit dieser Taktik im vergangenen Jahr große Erfolge in Deutschland aufweisen. Acer legte beim Absatz im vierten Quartal um 41 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu und belegte dank des Anstiegs hier zu Lande knapp hinter Dell den vierten Platz, was verkaufte PC angeht.

Die Aktionäre von Medion sollen an den guten Geschäften im vergangenen Jahr beteiligt werden. Das Unternehmen kündigte an, die Dividende um 10 Cent auf 60 Cent zu erhöhen. Ab Montag werden die Aktien von Medion im Nebenwerteindex MDax gehandelt, und nicht mehr am Neuen Markt.

© 2003 Financial Times Deutschland
 
aus der Diskussion: DIE letzte Bastion MEDION wird fallen !
Autor (Datum des Eintrages): HSM  (20.03.03 21:48:09)
Beitrag: 36 von 1,815 (ID:8945120)
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