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Hutchison schockt Anleger mit Ruf nach Kapitalspritze


Hutchison vertraut weiter auf UMTS


Der Mischkonzern Hutchison Whampoa bleibt bei UMTS optimistisch. Gerade hat er als erster Anbieter ein Netz in Europa gestartet und erwartet bis Jahresende eine Million Kunden.


olm HONGKONG. Als einziger Ak-teur im Telekommunikationsmarkt demonstriert Hutchison Whampoa ungebrochen Optimismus für UMTS. Nach mehrfachen Verzögerungen hat der Hongkonger Mischkonzern in dieser Woche als erster Anbieter in Europa Mobilfunkdienste der dritten Generation (3G) gestartet.

Managing Director Canning Fok sagte gestern bei der Vorlage der Jahreszahlen, das Unternehmen habe bereits 50 000 Kunden in Italien und 10 000 in Großbritannien. Das Interesse an den Diensten bezeichnet er als „ermutigend“, in Italien sei es sogar „enthusiastisch“.

Testnutzer in England berichten allerdings von Kinderkrankheiten. So sollen die Netzabdeckung lückenhaft sein, Live-Bilder unscharf und die Batterielebensdauer kurz. Mit 590 Euro sind die Endgeräte außerdem teuer.

Bis Jahresende erwartet Fok dennoch eine Million Kunden. Die beiden Lieferanten NEC und Motorola haben sich verpflichtet, bis Mai 700 000 Multimediahandys bereitzustellen. In Schweden, Österreich, Dänemark und Hongkong will Hutchison UMTS ab Sommer anbieten.

„In einem Jahr wird unser 3G-Geschäft sein Potenzial zur langfristigen Steigerung des Unternehmenswerts beweisen,“ sagte Hutchison-Chairman und Mehrheitsaktionär Li Ka-shing gestern. Banken, Kapitalmärkte und selbst Konkurrenten sind viel skeptischer. Hutchison sperrt sich nicht nur gegen Wertberichtigungen auf UMTS-Lizenzgebühren, vor kurzem schockte das Unternehmen Anleger mit dem Ruf nach einer Kapitalspritze von 1 Mrd. Pfund für die britische UMTS-Tochter 3 UK – ein Beleg dafür, dass Banken mehr Sicherheit für Kredite über 3,2 Mrd. Pfund verlangen. Gestern erklärte das Unternehmen, es habe mit einem Konsortium von 16 Banken und drei Ausrüstungslieferanten neue Kreditbedingungen ausgehandelt.

Japans NTT DoCoMo und die niederländische KPN wollen noch bis April überlegen, ob sie sich ihren Anteilen entsprechend an der Kapitalspritze beteiligen. DoCoMo hält 20 % an 3UK, KPN 15 %. Insgesamt plant Hutchison UMTS-Investitionen von 16,7 Mrd. $, die Hälfte davon ist bereits ausgegeben. Allerdings droht dem Konzern keine Überschuldung – er sitzt auf Barreserven von 17 Mrd. $. Erweist sich UMTS jedoch als Flop, fräße das einen großen Teil der 20 Mrd. $, die der Verkauf von Orange und Voicestream vor zwei Jahren gebracht hat.

Geld macht das Konglomerat derweil mit Altbewährtem: Im abgelaufenen Geschäftsjahr stieg der Reingewinn um 19 % auf 1,83 Mrd. $. Der Umsatz wuchs um 25 % auf 14 Mrd. HK$. Vor allem das Hafen-, Immobilien- und Hotelgeschäft zeigte deutliche Zuwachsraten. Der hohe Ölpreis verhalf außerdem der kanadischen 35 %-Tochter Husky Oil zu guten Gewinnen.


HANDELSBLATT, Freitag, 21. März 2003, 07:33 Uhr
 
aus der Diskussion: [B]MOBILCOM - Wie geht`s weiter???[/B]
Autor (Datum des Eintrages): Schwarzwaelder  (21.03.03 08:20:43)
Beitrag: 99 von 172 (ID:8947409)
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