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Hohe US-Verschuldung auf allen Ebenen
Dresdner Bank
26. März 2003, 15:45

"Kreditkarte" als US-Konjunkturprogramm ausgereizt
In der vergangenen Woche hatten wir dargelegt, dass selbst ein von den Alliierten erfolgreich geführter Irakkrieg nicht viel an den fundamentalen Trends ändern wird. Ein wesentlicher trendbestimmender Faktor ist die hohe Verschuldung der US-Volkswirtschaft auf allen Ebenen. Die Verschuldung der öffentlichen Haushalte steigt nicht nur durch die Kriegsausgaben in diesem Jahr um mindestens 3,0 - 4,0 % des BIP auf insgesamt 48 % des BIP. Dabei ist nicht so sehr die Höhe der Gesamtverschuldung besorgniserregend, als vielmehr die Anstiegsdynamik sowie die konjunkturpolitisch ineffizienten Ausgaben für Rüstung und Sicherheit. Vom Volumen gewichtiger ist allerdings der private Sektor -Unternehmen und Haushalte. Die Situation der Unternehmen hinsichtlich der Verschuldungsquoten ist wegen der Ertragsschwäche, der Überkapazitäten und Bilanzschönungen sehr angespannt.

Nicht zuletzt wegen des Anteils von fast 70 % des BIP sind die Ausgaben der privaten Haushalte entscheidend. Der Chart zeigt, dass die Verschuldung der privaten Haushalte relativ zu ihrem Vermögen auf ein Rekordniveau gestiegen ist. Der Einbruch der Aktienkurse verringerte das Vermögen in den letzten Jahren. Im Gegenzug erlaubten steigende Immobilienpreise und fallende Zinsen Kreditaufstockungen, was die Verschuldungsquote erhöhte. Die verstärkte private Kreditaufnahme war in den letzten Jahren demnach eine, vielleicht sogar die entscheidende, Konjunkturstütze. Die Erhöhung des Verschuldungsgrads stößt nun jedoch an Grenzen. Eng wird es besonders dann, wenn steigende Immobilienpreise die Aktienkursverluste nicht mehr so stark ausgleichen wie bisher. Es gibt am Immobilienmarkt bereits regionale Überhitzungsanzeichen sowie erste Signale für eine schwächere Nachfrage.

Das heißt, der Preistrend könnte sich sogar umkehren. Die hohe Verschuldung würde dann zu einem Bumerang für die private Nachfrage und die US-Konjunktur. Aber auch ohne den „Worst Case“ einer weiteren Verschlechterung der Vermögenssituation erscheint die „Kreditkarte“ als Konjunkturprogramm ausgereizt. Da auch der Unternehmensbereich und die öffentlichen Haushalte an nachfragelimitierende Schuldengrenzen stoßen, sind die Aussichten für die US-Wirtschaft alles andere als rosig. Schwache Nachfrage bedeutet letztendlich auch deflationäre Trends, da die Unternehmen zu Preiszugeständnissen gezwungen werden. Die USA als hochverschuldete Volkswirtschaft werden versuchen, die Deflation aggressiv zu bekämpfen. Reflationäre Maßnahmen dürften wegen der hohen Verschuldung auf allen Ebenen (sie verringern die relative Verschuldung) populär werden. Nachdem die US-Notenbank mit konventioneller Geldpolitik nicht mehr weiterkommt, wird ein „Plan B“, d.h. unkonventionelle Geldpolitik, wahrscheinlicher. Letztendlich bedeutet dies das Anwerfen der Notenpresse z.B. durch den Aufkauf von Staatsanleihen. Die Zeche wird allerdings nicht allein von den USA gezahlt. Die Auswirkungen sind wegen der in US-Dollar denominierten hohen Auslandsverschuldung der USA globaler Natur.

http://www.aktienmarkt.net/?fn=1&te...03-03-26-364415
 
aus der Diskussion: Die amerikanische Verschuldungsmaschine
Autor (Datum des Eintrages): Amerikas_Untergang  (26.03.03 17:01:58)
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