Fenster schließen  |  Fenster drucken

Der nächste Reinfall:
Amerika im Krieg


Das unaufgeforderte Eindringen der Boeings in die Türme des World Trade Center hat Amerika und die westliche Welt in einen kollektiven Schockzustand versetzt. Ungläubig (wir sind eh alles Ungläubige) mussten wir feststellen, dass dies keine geniale Arbeit von Industrial Light&Magic war, und weder Steven Spielberg oder George Lucas bei diesen Impacts hinter der Kamera standen.


Wo waren Bruce Willis, Sylvester Stallone, Clint Eastwood und warum hat niemand John Wayne ausgegraben? Auch Importe wie Arnold Schwarzenegger, Jean-Claude Van Damme oder Jackie Chan hätten doch im letzten Moment auftauchen müssen, um die Vollbärte mit Muskelkraft, einer Magnum oder Karatetritten zurück in die Wüste zu katapultieren.

Kein Hollywood-Held, der die Bösen kickt und die Hauptdarstellerin fickt.
Kein Hollywood Drama, sondern Reality-TV, das diesen Namen wirklich verdient!

Und jetzt steht Amerika und einige Länder, die irgendwann mal einige dumme Verträge unterschrieben haben, um wirtschaftliche Vorteile zu ziehen, vor einem Krieg.

George W. Bush hat es geschafft!
Er hat nach verbalen Pleiten, Pech und Pannen endlich hervorragende Umfrageergebnisse und seinen Krieg.
Der Texaner, der weder Coca von Kakao, noch Terroristen von Touristen, weder Partisan von Parmesan und nicht Hymne von Hymen unterscheiden kann, wird nun sein Kapitel in die Geschichtsbücher mit Blut und Bomben eingravieren.

Amerika schreit nach Rache und zieht in den Krieg. Es wird ein langer, brutaler und teurer Krieg werden, aber am Ende wird kein Lorbeerkranz das Haupt des Siegers zieren.
Die USA sind mächtig! Ihre Waffen intelligenter als ihr Präsident und ihr nationales Bewusstsein noch penetranter als ihre Arroganz der restlichen Welt gegenüber. Der Gegner ist zwar zu allem bereit, aber dessen Mittel im Vergleich eher bescheiden.
Doch die Gotteskrieger sind zu allem bereit, haben in den westlichen Ländern viele Soldaten hinter den feindlichen Linien und nichts zu verlieren. Und ihr Gegner hat einen entscheidenden Nachteil:

Amerika kann keine Kriege gewinnen, nur Niederlagen und Beteiligungen als Siege verkaufen.
Sie glorifizieren ihre Desaster zu Erfolgen für das Überleben der Freiheit (IHRE Freiheit, diesen Planeten und ihre Bewohner auszubeuten) und der Demokratie (immerhin kann in Amerika jeder Schwachmat zur Marionette der Rüstungsindustrie werden).
Nur gibt es für den bevorstehenden Krieg keinen Grund zum Optimismus für die Soldaten unter dem Sternenbanner, oder? Auch wenn die USA ihre kriegerische Vergangenheit mit anderen Augen sehen, so gibt es doch keinen ersichtlichen Grund, die Nase so hoch zu tragen. (Außerdem sieht man bei diesem Blickwinkel nicht die kleinen Leute, die einem gegen das Schienbein treten.)


Bestünde Afghanistan aus riesigen Weideflächen und der Büffel wäre Rohstoff Lieferant und Hauptnahrungsquelle der Taliban, dann hätten die Amis das nötige Know-how für einen überwältigenden Sieg und schon bald säßen die Mujaheddin im Reservat in Kabul und würden ihren Frust im Feuerwasser ertränken.
Der Sieg über die rothäutigen Untermenschen und die Befreiung der Prärie von Unmengen an Büffelkacke ist schon sehr lange her. Was danach kam ist selbst aus neutraler Sicht, wenig bemerkenswert.

Die Vereinigten Staaten griffen erst 1917 in den Krieg ein, als Deutschland schon ziemlich am Arsch war. Dennoch gab es genug auf die Schnauze, dass Hitler den Amis den Krieg erklären musste, damit sie in der Neuauflage des Weltkrieges mitspielten.
Sicher, sie waren damit beschäftigt, ein atomares Versuchsgelände im Pazifik zu finden, aber ohne Adolfs Einladung wären die erst im Feb/März ´45 nach Europa gekommen.

Danach ging es ein bisschen nach Asien, wo sie zuerst in Korea gegen den Kommunismus antraten. Erfolglos, denn Nord-Korea ist im Jahre 2001 immer noch kommunistisch, abgeriegelt und versiegelt.
Aus Saigon sind sie mit vollgeschissenen Hosen geflohen und haben damit die Gräber für 2 Millionen Menschen geschaufelt, nachdem es mit Flächen-Bombardements, Agent Orange und Napalm nicht so recht mit der Verteidigung der Demokratie geklappt hat
. Immerhin gab es den lustigen Gimmick mit dem "friendly fire".
Eine lockere Bezeichnung für die Vernichtung der eigenen Truppen.

Das amerikanische Soldaten bei Spezialeinsätzen den Heldentod sterben, kennen wir ja aus Hollywood. Leider hat sich nicht einmal Oliver Stone bisher an den größten Erfolg der Marines und Ledernacken gewagt. Bei der Operation "Eagle Claw" sollten die Teheraner Geiseln befreit werden. Leider spielte das Wetter und die Hydraulik eines Hubschraubers nicht mit, außerdem kannte ein Pilot nicht den Sicherheitsabstand zu einem anderen Helikopter und schon verreckte diese Aktion im Wüstensand.
Für den ehemaligen Erdnussfarmer Jimmy Carter keine "Peanuts", denn er durfte etwas später den Platz für Ronald Reagan räumen, der die Geiseln befreite, den Vietnamkrieg nachträglich zum glorreichen Sieg erklärte, Tripolis bombardierte und obskure Waffengeschäfte von Iran bis Mittelamerika einleitete.

Den abgekarteten Golfkrieg wollen wir lieber gleich vergessen. Jeder Tote in jedem Krieg ist zuviel, aber die Sinnlosigkeit der "Befreiung von Kuwait" ist für den normalen Verstand kaum noch greifbar.
George Bush sen. faselte damals etwas von einer "neuen Weltordnung". Das hat Adolf Hitler auch getan und ein gewisser George Walker Bush hat auch schon davon gesprochen.
Langsam wissen wir ja, wo die Anwendung dieses Begriffs jedes Mal endet.
"Neue Weltordnung" heißt in diesem Fall u. a., dass Taiwan und Nepal endgültig in chinesischen Besitz übergehen, oder warum wettern die Betonschädel in Peking jetzt nicht gegen die Pläne der USA? Genauso ist es mit Putin. Die Amis können jetzt bombardieren wen und was sie wollen. Hautsache Rasputin kann jetzt endlich die Terrorbanden in "der abtrünnigen" (O-Ton Tagesschau) und nicht "nach Unabhängigkeit strebenden" Kaukasus-Republik ausräuchern.

Wir Deutschen hätten jetzt die einmalige Chance uns Ostpommern, Preußen, Schlesien oder wenigstens das Elsass wiederzuholen. Niemand würde uns aufhalten, solange wir den Amis beistehen und uns von mordenden Banden aus West-Polen bedroht fühlten. Na ja, ich schweife ab. Außerdem würden die feindlichen Truppen schon vor Hamburg und München stehen, bis Scharping seine Kriegserklärung zu Ende vorgetragen hätte.

Zurück zu Amerika: Erinnert sich noch jemand an General Mohamed Farah Aidid?
Der Miliz-Chef sorgt immer noch in Mogadischu für Mord, Terror und Chaos. Er hat gezeigt, wie man die Amerikaner besiegt. Man nehme ein paar Marines gefangen, foltert die zu Tode und schleift ihre Leichen vor laufenden Kameras durch staubige Strassen. Und schon verpisst sich die große Nation mit einem überwältigenden Sieg in Richtung Heimat.


Wer immer noch glaubt, dass die Staaten eine Chance gegen Bin Laden haben, der muss sich nur die kleine Zuckerrohrinsel vor der Küste Floridas anschauen.
Seit Jahrzehnten fidelt dort Castro den Amis vor der Nase herum und scheißt ihnen auf den Kopf.
Attentate, Embargos und Vernichtung der wichtigen Ernten haben den alten Mann nicht gestürzt.
Supermacht gegen Vollbart. Teil 1
Sie werden nicht mal mit einem gebrechlichen Alt-Kommunisten fertig, aber wollen gegen die halbe islamische Welt antreten.


Liebe Amerikaner!

Diesen Krieg werdet ihr nicht gewinnen können. Auch wenn Bin Laden vernichtet werden sollte, so wird das Blut der unschuldigen Frauen und Kinder der Quell sein, aus dem sich die nächste Generation von Gotteskrieger nähren wird.
Vielleicht wird es nach einigen Kämpfen eine ruhige Phase geben, die ihr zum Siegesrausch nutzen könnt, aber die Zahl derer, die bereit sind als lebende Bomben euch Schaden zuzufügen, wird dann unüberschaubar sein.
Denkt um! Ändert eure Weltpolitik.
Unterstützt nicht jeden Diktator, Massenmörder und Geisteskranken, nur weil er eure Interessen vertritt.
Tretet endlich den Israelis in den Arsch und erkennt die Souveränität Palästinas an.
Statt Milliarden jetzt in die Aufrüstung zu pumpen, solltet ihr die Länder, aus denen Bin Laden & Co. ihre Gotteskrieger rekrutieren, wirtschaftlich unterstützen.

Ein Mann, dessen Familie in Frieden und in einem gewissen Wohlstand lebt, bindet sich keine Bomben um den Leib oder steuert Flugzeuge in Wolkenkratzer.
Verteilung statt Vergeltung ist der einzige Weg, um Radikalen den Nährboden zu entziehen.

Und es ist das einzige Manöver, dass Amerika endlich zu einem ehrlichen großen Sieg verhelfen könnte.




R.Schilling
 
aus der Diskussion: Die amerikanische Verschuldungsmaschine
Autor (Datum des Eintrages): Maikaefer_bella_Font  (30.03.03 12:54:24)
Beitrag: 3,091 von 4,262 (ID:9029745)
Alle Angaben ohne Gewähr © wallstreetONLINE