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SARS-Virus bedroht die Weltkonjunktur
Asien: Unternehmen schließen Werke - Touristen bleiben fern - Deutsche Post verbietet Dienstreisen
von erl/kest/as


Mit Mundschutz und Schrecken verfolgen die Chinesen in Hongkong den Verlauf des Aktienindex
Foto: dpa
Berlin - Die in Asien grassierende Lungenkrankheit SARS droht die Weltwirtschaft zu schwächen. Kein Wirtschaftszweig bleibt von der Epidemie verschont. Nilesh Jasani, Asienstratege der weltgrößten Bank, HSBC in Hongkong, sagte der WELT: "Für die weltweite Konjunkturentwicklung sind das keine guten Nachrichten. Wenn sich die Krankheit mit derselben Geschwindigkeit weiter ausbreitet, könnte das zu einer großen Belastung für die Weltwirtschaft werden". Besonders stark litten bereits die Flug- und Tourismusbranche Auf die Handelsströme habe SARS bisher "aber noch keinen messbaren Einfluss gehabt".


Der weltgrößte Chiphersteller Intel hat allerdings Teile seiner Niederlassung in Hongkong geschlossen und rund ein Drittel der Belegschaft nach Hause geschickt. Der Handyhersteller Motorola schloss am Wochenende vorübergehend seine Fabrik in Singapur, nachdem ein Fließbandarbeiter Symptome der gefährlichen Krankheit zeigte. Die ersten deutschen Unternehmen untersagen ihren Mitarbeitern mittlerweile Reisen in die betroffenen Regionen.


Allein zwischen Hongkong und Neuseeland ist das Passagiervolumen im Vergleich zum Vorjahr um 20 Prozent eingebrochen. Die Menschen meiden Restaurants und Einkaufszentren. Regierungen erlassen gegenseitige Reisewarnungen. Was immer zur Ansammlung von Menschen führt, wird abgesagt.


Alle asiatischen Staaten melden den Virus im Vormarsch und die Touristen auf dem Rückzug. Taiwan rief dazu auf, vorläufig nicht aufs Festland zu fahren. Auch die Ströme der reiselustigen Festlandchinesen, von denen 2002 noch fast sieben Millionen Hongkong besuchten, werden immer dünner.


Noch zu Jahresanfang hatten sich Analysten in ihren optimistischen Hochrechnungen über das Wirtschaftswachstum, Touristenzahlen und Auslandsinvestitionen in China gegenseitig überboten. Die Anrainerstaaten schätzten, um wie viel Prozent die Lokomotive China ihre Wirtschaften mit sich ziehen könnte. Nun rechnen Mitarbeiter von Morgan Stanley mit Massenbankrotten in Hongkong und fallenden Immobilienpreisen. In China könnten die Direktinvestitionen zurückgehen, in Singapur der Handel einbrechen


Als einer der ersten deutschen Großkonzerne verhängte die deutsche Post für ihre Mitarbeiter ein Reiseverbot in die SARS-gefährdeten Regionen. Das Unternehmen habe Geschäftsreisen nach China, Vietnam, Hongkong und Singapur untersagt, sagte ein Sprecher. Auch von Privatreisen in die Region sollten die Post-Beschäftigten absehen, hieß es. Für Gespräche mit dem Management in der Region sollten verstärkt Videokonferenzen genutzt werden.


Andere, in Fernost aktive Konzerne aus Deutschland warnen zumindest vor Reisen nach Asien oder geben ihren Beschäftigten besondere Verhaltensregeln mit auf den Weg. So rät der Volkswagen-Konzern seinen Mitarbeitern, die Region bis auf Weiteres zu meiden. Ähnliches gilt für den Düsseldorfer Handelskonzern Metro und die Allianz.


Artikel erschienen am 2. Apr 2003

#910 von nocherts 02.04.03 13:11:29 Beitrag Nr.: 9.059.539 9059539
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SARS in Deutschland: Prävention statt Panik
Auf gefährliche Infektionskrankheiten wie die neuartige Lungenkrankheit SARS ist Deutschland durchaus vorbereitet, versichert Susanne Glasmacher vom Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin. Das hätten die "sehr positiven" Erfahrungen der vergangenen Wochen gezeigt. Der Informationsaustausch zwischen Bund, Ländern und RKI hätte gut funktioniert. Das RKI habe den ersten deutschen SARS-Verdachtsfall vom Frankfurter Flughafen sofort an die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gemeldet. Über ein europäisches Alarmsystem seien auch sämtliche Gesundheitsministerien per E-Mail gewarnt worden.


In Deutschland gehört Gesundheit und damit auch der Schutz vor möglichen Seuchen zum Aufgabenbereich der Länder. Und so entscheiden zunächst die Behörden vor Ort, welche Maßnahmen zum Schutz vor einer weiteren Ausbreitung der Infektion ergriffen werden müssen, ob ein Patient zum Beispiel unter häusliche Quarantäne gestellt oder auf eine Sonderisolierstation verlegt wird. So schnell wie möglich, per Kurierdienst oder auch durch die Polizei, werden dann Blutproben des Patienten in eines der infektiologischen Zentren in Deutschland gebracht, um den Erreger eindeutig zu identifizieren. Diese Labors arbeiten eng zusammen, sind auch weltweit vernetzt. Bei Bedarf helfen zudem Spezialisten des RKI, Kontaktpersonen des Infizierten aufzuspüren. Die SARS-Situation in Deutschland sei derzeit keineswegs dramatisch, so Susanne Glasmacher: "Die Sicherungssysteme funktionieren." Dramatisch wäre ihrer Ansicht nach vielmehr das Auftreten eines neuen Influenza-Virus wie bei der schweren Grippepandemie 1918 oder ein Ausbruch der Pocken. Für einen solchen Fall liegen detaillierte Notfallpläne bereit, die innerhalb der Europäischen Union abgestimmt wurden und kontinuierlich aktualisiert werden. Wichtig sind dabei stets eine schnelle Diagnostik und die Regelung von Quarantänemaßnahmen.


Um in Deutschland auf einen - nach Meinung von Experten sehr unwahrscheinlichen - terroristischen Anschlag mit Pockenviren vorbereitet zu sein, bereiten die Länder derzeit die notwendige Infrastruktur vor, um die Bevölkerung innerhalb weniger Tage gegen Pocken impfen zu können. Ärzte trainieren bereits den Umgang mit einer besonderen Nadel für die Pockenimpfung. dia
 
aus der Diskussion: Warum bewegt sich diese KONTRON nicht?
Autor (Datum des Eintrages): Hurricanfighterplane4  (02.04.03 13:33:57)
Beitrag: 3,605 von 4,483 (ID:9059789)
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