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@sittin bull,
im Laufe des 12. Jahrhunderts ging die kaiserliche Macht zurück und immer mehr lokale Herrscher errichteten lokale Münzstätten, die für sie natürlich sehr lukrativ waren. Mitte des 13. Jahrhunderts gab es ca. 500 verschiedene Münzstätten.Dabei war es üblich die Pfenniggewichte immer weiter herabzusetzen. Deshalb wurden die Pfennige bei größeren Geschäften nicht mehr gezählt, sondern gewogen. Um den Staatsbetrug aufrecht zu erhalten, entwickelte sich dann der miese Trick den Feingehalt des Silbers durch den Zusatz von billigern Metallen zu verringern. Das war viel schwerer zu erkennnen. Der Höhepunkt des Betruges war dann die Einführung der sogenannten Münzverrufung. Die umlaufenden Geldstücke wurden einfach für ungültig erklärt, eingezogen und man erhielt für 4 alte 3 neue Pfennige. Mit diesem Betrug finanzierten Kirche und Adel ihren Luxus. Diese häufigen Münzverrufungen waren aber nur möglich, wenn die Münzbilder deutlich verschieden waren. Deshalb kam man auf den Gedanken, die Münzen nur aus dünnem Silberblech zu prägen und größer zu machen. Diese etwa 5cm großen sogenannten Brakteaden wurden nur einseitig geprägt. Diese Form des Staatsbetrugs ist nichts anderes als die künstliche Einführung einer jährlichen 50 %igen Inflation. Bei einer solchen Geldentwertung versucht natürlich jeder das Geld so schnell wie möglich wieder loszuwerden. Dieser Tatsache schreiben die Anhänger des Schwundgeldes eine wirtschaftsbelebende Wirkung zu. Der Haken an der Sache ist nur, daß eine solche miese Währung automatisch zu Nebenwährungen führt, weil die Verkäufer von Waren dieses Geld einfach nicht mehr annehmen. Das letzte Beispiel dafür war die Zigarettenwährung der Jahre 1945 bis 1948. Für das offizielle Geld bekam man gar nichts mehr. Für Zigaretten bekam man alles. Zigaretten übernahmen die Rolle des Geldes. Ebenso lief es in der Zeit der Münzverrufungen. Da der Handel mit dem Schwundgeld nicht funktionierte, weil man viele Waren nur noch im Tausch gegen ander Waren erhielt, wurde das Münzrecht quasi privatisiert. Viele Fürsten gaben gegen Bezahlung das Münzrecht an Städte. Städte wie Lübeck, Basel, Erfurt, Hamburg und Lüneburg führten den sogenannten ewigen Pfennig, der wieder beidseitig geprägt war, ein. Das geschah so ab ca. 1220. Die Zeit der Brakteaden war relativ kurz, und ist bestimmt nicht für die relativ krisenfeste Zeit verantwortlich. Natürlich ging das Spiel mit der Münzverschlechterung später wieder von vorne los. Die Geschichte des staatlichen Geldes ist eine Geschichte des fortwährenden staatlichen Betruges an den Bürgern.
Gruß frutta
 
aus der Diskussion: Die amerikanische Verschuldungsmaschine
Autor (Datum des Eintrages): frutta  (02.04.03 17:33:12)
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