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Börsengehandelte Fonds vor dem Durchbruch


Drei Jahre nach ihrer Erstnotierung an der Deutschen Börse in Frankfurt haben sich börsengehandelte Fonds zu einem etablierten Kapitalmarktprodukt entwickelt.

Der Erfolg dieser Produkte, die auch als Exchange Traded Funds (ETF) oder Indexaktien bezeichnet werden, läßt sich vor allem am gehandelten Volumen ablesen: Betrug im Jahr 2000 der durchschnittliche Monatsumsatz 156 Millionen Euro, sind es nunmehr 3,1 Milliarden Euro.

Damit ist das von der Deutschen Börse mit den drei Buchstaben XTF getaufte Marktsegment derzeit unangefochten die größte Plattform für handelbare Fonds in Europa.

Im vergangenen Jahr lieferte sich XTF noch ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der paneuropäischen Börse Euronext in Paris und ihrem ETF-Marktsegment Nexttrack.

Doch XTF hat im März mit einem Umsatzanteil in Europa von 56,3 Prozent Nexttrack mit einem Anteil von 29,2 Prozent wieder deutlich abgehängt. Auch das verwaltete Fondsvermögen ist trotz fallender Aktienkurse in den ersten drei Monaten dieses Jahres auf dem deutschen Markt von 5,16 auf 6,21 Milliarden Euro gestiegen.




Indexfonds mit dem größten Marktanteil

Den größten Anteil am Durchbruch dieser Produkte auf dem deutschen Markt haben die Indexfonds. "Die fünf meistgehandelten ETF`s erzielen mittlerweile Umsätze auf Dax-Niveau", sagt Rainer Riess, bei der Deutschen Börse für das Marktsegment zuständig.
Allein die beiden Fonds des Marktführers Indexchange, die die Wertentwicklung des Deutschen Aktienindex Dax und des Euro Stoxx 50 nachbilden, sowie der Euro Stoxx 50-Fonds von Merrill Lynch machen rund drei Viertel des Gesamtumsatzes am XTF-Marktsegment aus.

Den Rest des Kuchens teilen sich derzeit 61 andere Indexfonds sowie 23 aktiv gemanagte Fonds. Letztere führen allerdings mit einem Umsatzanteil von zusammen zwei bis drei Prozent allenfalls ein Schattendasein.

Genutzt werden die börsengehandelten Indexfonds vor allem von großen institutionellen Anlegern als Absicherungsinstrument. Nach Angaben der Deutschen Börse sollen mittlerweile aber schon rund 45 Prozent der Kauf- oder Verkaufsaufträge von Privatanlegern kommen, zum Start vor drei Jahren waren es 15 Prozent.

Für Privatanleger hat ein Engagement drei große Vorteile. Erstens können sie sich in einem Markt engagieren, ohne einzelne Aktien kaufen zu müssen. Zweitens ist es möglich, die Fondsanteile zu den üblichen Börsenhandelszeiten jederzeit zu kaufen oder zu verkaufen. Und drittens sind die anfallenden Kosten im Vergleich zu normalen Aktienfonds wesentlich geringer.




Sehr geringe Gebühren

Die jährliche Managementgebühr beträgt etwa beim Dax-Fonds von Indexchange derzeit 0,5 Prozent des verwalteten Vermögens, bei einem Aktienfonds werden zumeist um die 1,5 Prozent verlangt.

Der Ausgabeaufschlag fällt bei börsengehandelten Indexfonds weg. Stattdessen werden Transaktionskosten fällig. Diese sind zwar von Bank zu Bank unterschiedlich, liegen aber meist nicht über einem Prozent des gehandelten Volumens.

Bei Aktienfonds werden wiederum bis zu fünf Prozent Ausgabeaufschlag verlangt. Als zusätzlicher Kostenpunkt kann bei den handelbaren Fonds zwar noch der Abstand (Spread) zwischen Kauf- und Verkaufskurs angeführt werden.

Allerdings betrug dieser beim Dax-Indexfonds zuletzt durchschnittlich 0,12 Prozent und ist damit eine zu vernachlässigende Größe geworden.

Mit dem zunehmenden Marktvolumen wird auch der Wettbewerb unter den mittlerweile sieben Anbietern am XTF-Segment aggressiver geführt.

Zuletzt hatte Merrill Lynch eine neue Preisrunde eingeläutet und die jährliche Gebühr für seinen Euro Stoxx 50-Fonds von 0,5 auf 0,35 Prozent gesenkt - und damit den Marktführer Indexchange unterboten, der zuvor sein auf dem gleichen Index basierendes Produkt auf 0,4 Prozent verbilligt hatte. Doch die Gebühren sind nicht das wichtigste Wettbewerbskriterium.

Vor allem institutionelle Anleger achten vor allem auf eine möglichst geringe Abweichung des Fonds von dem zugrunde liegenden Index und einen möglichst geringen Spread zwischen Kauf- und Verkaufskurs.
Dieser variierte kürzlich bei den vier angebotenen Euro Stoxx 50-Fonds zwischen 0,12 Prozent (Indexchange) und 0,27 Prozent (Fresco).




Vielzahl neuer Produkte nicht erwartet

Mit einer Vielzahl neuer Indexfonds am XTF-Segment rechnet Rainer Riess von der Deutschen Börse in Zukunft nicht mehr: "Das Portfolio der Möglichkeiten ist schon relativ komplett." Allenfalls ein paar weitere Rentenprodukte und Fonds auf globale Indizes seien noch zu erwarten.


Quelle: FAZ, 12. April 03
 
aus der Diskussion: Achtung beim Erwerb von Börsen-Indexfonds
Autor (Datum des Eintrages): Susanna1  (13.04.03 12:13:28)
Beitrag: 39 von 62 (ID:9161045)
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