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HypoVereinsbank wirft Ballast ab
Von Gerhard Hegmann, München und Isabell Reppert, Hamburg

Die HypoVereinsbank (HVB) treibt ihre Sanierung voran. Die Investmentbank JP Morgan sucht nach einem Käufer für die profitable norddeutsche HVB-Tochter Vereins- und Westbank (VuW).

Mit der Hamburger Sparkasse (Haspa) hat erstmals ein möglicher Käufer offiziell Interesse bekundet. Auch die Abspaltung des Immobilienfinanzierers Hypo Real Estate schreitet voran. Der neue Konzern wird allerdings drei Jahre Verlust schreiben. Die HVB , Deutschlands zweitgrößte Bank, ist in Bedrängnis. 2002 wies sie einen Verlust von 858 Mio. Euro aus. Wertberichtigungen im Kreditgeschäft haben die Kernkapitalquote auf 5,6 Prozent abschmelzen lassen. HVB-Chef Dieter Rampl stellt alle Geschäftsbereiche auf den Prüfstand.

Ein Großteil des Hypothekengeschäfts soll als Hypo Real Estate an die Börse gebracht werden. So versucht die HVB ihr Kreditbuch, das größte in Europa, von 57 Mrd. Euro Risiken zu entlasten. Dafür erhalten die HVB-Aktionäre für vier Aktien zusätzlich eine Hypo-Real-Estate-Aktie.


Immobiliensparte vor Sanierung

Die jetzt im Internet veröffentlichten Informationen zur Ermittlung des Abfindungsangebots an die verbleibenden Real-Estate-Kleinaktionäre, die drei Prozent halten, zeigen aber, dass der Immobilienbereich vor einem mindestens dreijährigen Sanierungskurs steht. Bis 2005 wird die HVB Real Estate Verluste schreiben. Schon 2002 hatte sich die Risikovorsorge des Immobiliengeschäfts auf 384 Mio. Euro mehr als verdoppelt. Der Real-Estate-Vorstand erwartet einen steilen Anstieg. 620 Mio. Euro dürften es 2003 werden. 460 Mio. Euro davon soll die ehemalige Konzernmutter übernehmen, die für 2003 und 2004 die Übernahme von insgesamt 590 Mio. Euro der Real-Estate-Kreditrisiken zugesagt hat. 2004 wird die Risikovorsorge mit 430 Mio. Euro veranschlagt.


Beim Betriebsergebnis wird dieses Jahr ein Verlust von 17 Mio. Euro, 2004 von 126 Mio. Euro erwartet. Auch 2005 werden wohl rote Zahlen geschrieben. Für die Berechnung des Abfindungsangebots an die Kleinaktionäre ermittelten die Wirtschaftsprüfer von BDO einen Unternehmenswert von 977 Mio. Euro. Den Kleinaktionären wird eine Barabfindung von 21 Euro vorgeschlagen.


Die Immobilienbank werde in den neuen Bundesländern das Kreditportfolio restrukturieren und abbauen, heißt es. In einer Analystenpräsentation wurde eine Reduzierung des Portfolios von 40 Mrd. Euro auf 30 Mrd. Euro bis 2007 in Aussicht gestellt. Die Zahl der Beschäftigten im Deutschland-Geschäft soll binnen vier Jahren auf 379 Stellen fast halbiert werden.


Bewegung auf starren Bankenmarkt

Stellenstreichungen drohen auch der VuW bei einer Übernahme durch die Haspa. In Hamburg überschneiden sich die Filialnetze der Institute. "Wir sind von einer Investmentbank angesprochen worden und prüfen jetzt die Voraussetzungen", sagte Haspa-Chef Karl-Joachim Dreyer bei der Vorlage der Jahreszahlen. Die HVB hält 75,1 Prozent an VuW. Der Anteil hat einen Börsenwert von 860 Mio. Euro.


Der Verkauf könnte die starren Strukturen im deutschen Bankenmarkt aufbrechen. Bisher sind Privatbanken, Sparkassen und genossenschaftliche Institute klar voneinander abgegrenzt. Das System gilt als Hindernis für eine Konsolidierung der Kreditwirtschaft.


Nach Informationen aus Branchenkreisen sind auch die Versicherung Signal Iduna und die skandinavische Bank SEB an VuW interessiert. Der Haspa werden aber die besseren Chancen eingeräumt. Haspa-Chef Dreyer sagte, die Bank prüfe, ob eine Übernahme Sinn mache. Zu klären bleibe die Standortfrage: Mit den Filialen der VuW würde die Haspa anderen norddeutschen Sparkassen Konkurrenz machen.


Die Haspa will in den nächsten sechs Jahren 600 der rund 6000 Arbeitsplätze abbauen. 2002 erwirtschaftetet sie nur dank Sondereffekten einen Überschuss von 347 Mio. Euro. Trotzdem rüstet sie sich mit einer neuen Struktur für Übernahmen. Durch die Gründung einer AG ist der Weg frei für Beteiligungen an anderen Sparkassen. "Wir sehen in der Neustrukturierung die Chance, diese Veränderung aktiv mitzugestalten", sagte Dreyer.
 
aus der Diskussion: Sehen wir jetzt eine Hyp
Autor (Datum des Eintrages): Serang  (22.04.03 07:49:42)
Beitrag: 167 von 185 (ID:9225462)
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