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Mich würde nur mal Harmons siebter Sinn bei seiner Liste interessieren, insbesondere zu SCOC.

Nachdem nun fast alle I-Nets um bis zu 90% nachgegeben haben, ja auf einmal werden wieder die alten Bewertungsmaßstäbe zu Papier gebracht.
Was vorher noch aussichtsreich war, wird plötzlich als nicht überlebensfähig dargestellt.
Dann lieber Bernecker, der bleibt wenigstens bei seiner konservativen Meinung.
Sie ändern ihre Meinung wie das Fähnlein im Wind.
So ist das bei den Gurus, so ist das bei den Analysten.
Ich schenke weder einem S. Harmon Glauben noch sonst einem selbsternannten Guru. Schließlich geht es um mein Geld. Und für das bin ich alleine verantwortlich.
Aus welchem Grund sollten die Gurus mehr wissen als ich?


Hier sein siebter Sinn, aus stock-world.de
Wie man nach dieser bisherigen Jahresperformance noch so überheblich sein kann, ist mir ein Rätsel. Vielleicht hätte ich mir den Film anschauen sollen.





10. Mai 2000

Steve Harmon: Mein siebter Sinn


Wenn Sie den Film „The Sixth Sense“ gesehen haben, sind Sie bereits an tote Menschen gewöhnt, die unter Lebenden herumspazieren. Ich hingegen spüre mit meinem „siebten Sinn“ die Anwesenheit toter Unternehmen. Es gibt an der Börse einfach zu viele fragwürdige Unternehmen ohne Substanz. Zwar hat es den Anschein, als werde die Welt momentan mit Risikokapital überschwemmt, dennoch bin ich davon überzeugt, dass es in der nächsten Zeit immer weniger Start-Ups an die Börse schaffen werden.

Seit Mitte der neunziger Jahre konzentrieren sich Internet-Pioniere wie AOL und Amazon eher auf ihre Umsätze und die Zahl der Kunden und achten weniger auf die traditionellen Maßstäbe wie Ertrag und Gewinn.

Diese Firmen hatten damals den besseren Start im Wettlauf um die Vorherrschaft im Internet, das noch keine große Verbreitung gefunden hatte, aber extrem gewinnversprechend aussah. Damals musste man mit einer aggressiven Strategie aufwarten und zu allem entschlossen sein, um die strategische Oberhand zu gewinnen und ein möglichst großes Territorium zu erschließen.

Und dagegen war in jener Zeit auch gar nichts einzuwenden. Im Falle von AOL ersetzte dieses Vorgehen Bewertungszahlen wie den Ertrag. Das Unternehmen brauchte etwa zehn Jahre, um nennenswerte Gewinne zu erzielen. Amazon ist jetzt fünf Jahre alt und hat sich dazu entschieden, durch Investitionen weiter zu wachsen.

Wenn diese Entscheidung dazu führt, dass die Bereiche Forschung und Entwicklung sowie Marketing hohe Kosten verursachen und das Unternehmen tief in die roten Zahlen treiben, ist dagegen auch nichts einzuwenden. Denn diese Ausgaben sind unumgänglich, um den Vorsprung vor der Konkurrenz nicht zu verlieren. Die vielen Start-Ups im Internetbereich tun es hier den Vorreitern gleich und haben sich deren Philosophie zu eigen gemacht.

Neue Märkte zu erobern ist wie Poker mit immer höheren Einsätzen. Diejenigen, die von Anfang an dabei waren, als der Mindesteinsatz nur zehn Cents betrug, sind jetzt natürlich im Vorteil.

Der Trend, den Erträgen keinerlei Beachtung zu schenken, hat sich in den letzten Monaten immer mehr ausgeweitet. Eine junge Internetfirma nach der anderen ist an die Börse gegangen und keiner der Börsenneulinge hat in absehbarer Zeit die Aussicht auf eine Bilanz, die mit einem Gewinn abgeschlossen wird. Ein Platz am Poker-Spieltisch ist für diese Unternehmen einfach zu teuer.

Selbst eine Firma wie Webvan (WEBV) musste nochmals eine Milliarde Dollar einsammeln, bevor sie an die Börse gehen konnte. Das Spiel läuft mittlerweile weltweit und die Einsätze werden immer höher.

Keineswegs überraschend wurde auf den Kapitalmärkten schließlich ein Sättigungspunkt erreicht, als das Angebot von Internet-Aktien begann, die Nachfrage zu übersteigen. Während sich die Investoren immer noch von den Korrekturen im April erholen, kristallisieren sich langsam einige Bewertungsmaßstäbe heraus, die immer mehr Beachtung finden. Während ein stark wachsender Umsatz weiterhin als Hinweis auf den langfristigen Erfolg einer Internet-Firma gilt, gewinnen jetzt auch die folgenden Kriterien an Bedeutung: die Rentabilität des Unternehmens – eher in Quartalen als in Jahren gemessen, keine schnell schwindenden Cash-Reserven, sondern ein positiver Cash-Flow, eine in absehbarer Zeit erreichbare Gewinnspanne und eine starke Position des Unternehmens, die gegenüber anderen „dot-com“-Firmen und traditionellen Unternehmen, die ins Internet einsteigen, verteidigt wird.

Nach den vielen Ertragsberichten für das erste Quartal 2000 sind mir zwei weitere Dinge aufgefallen: Aktiengesellschaften werden zunehmend geschickter darin, Wall-Street-Analysten dahingehend zu beeinflussen, relativ vorsichtige Schätzungen zu geben, die für sie oftmals leicht zu erreichen sind. Wenn ein Unternehmen die zuvor veröffentlichten Schätzungen nicht schlägt oder noch nicht einmal erreicht, dann ist mit Gewissheit etwas faul.

Meiner Ansicht nach durchschauen die Anleger immer öfter, wer zu den wahren Pionieren gehört und welche Firmen einfach auf den fahrenden Zug aufspringen wollen. Als Folge davon wird die Gruppe der Gewinner immer kleiner, während die Zahl der Mitläufer unentwegt steigt.

Morgan Stanley brachte vor kurzem folgende Meldung: Von 1980 bis 1999 gab es 1.501 Technologie-Börsengänge, von denen am Ende fünf Prozent 77 Prozent des gesamten Vermögenszuwachses erzeugten. Wir bei e-harmon.com gehen davon aus, dass sich auf dem Internetsektor eine ähnliche Entwicklung abzeichnen wird. Letztendlich werden vielleicht fünf bis zehn Prozent der 5.000 privaten und öffentlichen Internetfirmen einen bedeutenden Gewinn abwerfen.

Das Internet hat in seiner Eigenschaft als neue Technologie und Industrie noch mindestens zehn bis 15 Jahre wirklicher Innovation vor sich. Wir wollen in dieser Zeit in diejenigen Unternehmen investieren, die das Internet immer wieder neu definieren und die Art und Weise, wie Firmen arbeiten, auf sinnvolle Weise neu erfinden.

Von der Ära des Internets als öffentliche Einrichtung sind wir nicht mehr weit entfernt.





Gruß
Struwwelpeter
 
aus der Diskussion: Gigaguru vs. Steve Harmond wie selbsternannte Gurus die Anleger Geld kosten...
Autor (Datum des Eintrages): Struwwelpeter  (12.05.00 20:47:08)
Beitrag: 9 von 79 (ID:923879)
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