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Bilanzpressekonferenz der Baader Wertpapierhandelsbank vom 12.05.2000
Die Baader Wertpapierhandelsbank AG, München, hat ihr DVFA-Ergebnis 1999 auf 55,2 (30,9) Mio EUR erhöht. Das entspricht einem Gewinn von 2,79 EUR pro Aktie. Berücksichtigt man zudem die gebildete Risikovorsorge (siehe den ersten Beitrag), das sind vollversteuerte Reserven in Höhe von 22,61 Millionen EUR, dann errechnet sich ein wahrer Nettogewinn von 77,81 Millionen EUR bzw. 3,93 EUR pro Aktie. Bei einem aktuellen Kurs von 39,20 EUR ergibt sich ein KGV für das Jahr 1999 (!!!) von 10,0! Zugleich bringt Baader eine Marktkapitalisierung von rund 775 Mio. EUR auf die Börsenwaage.

Auf die einzelnen Positionen will ich hier nicht mehr weiter eingehen, da diese weiter unten in diversen Postings dargestellt sind.
Bemerkenswert ist aber die Ausweitung des Überschusses aus Finanzgeschäften um 67,3 Prozent auf 149,664 (89,446) Mio EUR im letzten Jahr. Diesen baute Baader im 1. Quartal 2000 weiter aus, so dass das laufende Geschäftsjahr ein "hervorragendes Ergebnis" bringen wird.
Und Baader gibt das sehr gute Ergebnis zum Teil an seine Aktionäre weiter, indem die Bank für das Geschäftsjahr 1999 eine auf 1,00 EUR je Aktie erhöhte Dividende zahlen will, verglichen mit einer bereinigten Dividende von 0,55 EUR je Aktie im Vorjahr. Das entspricht einer Dividendenrendite von 2,55 Prozent (nettes Festgeld -) ).

Betrachtet man nun die Kennzahlen für das 1. Quartal 2000, in dem der Nettogewinn um 120 Prozent auf 36,8 Mio EUR gesteigert werden konnte, dann muß man feststellen, dass die Gewinndynamik in keinster Weise nachläßt. Bereits im 1. Quartal 2000 sind 72 Prozent des gesamten Vorjahresergebnisses erreicht worden. Auch im April sei ein zufriedenstellendes Ergebnis laut Baader herausgesprungen. Die "Trailing Earnings", das heißt den gleitenden Durchschnitt der letzten vier Quartale, sollen nach den Worten von Vorstand Uto Baader zu einem Ergebnis je Aktie für das Jahr 2000 von weit über vier EUR führen (1999: 2,79 EUR).
Rechnet man wiederum die Risikovorsorge von knapp 3 Mio. EUR hinein, dann hat Baader bereits im 1. Quartal 2,01 Euro verdient.
Bei der Interpretation der Aussage sollte man hinzuziehen, dass Uto Baader als eher konservativ gilt und das die Bank den Wertpapierumsatz im 1. Quartal um 56 Prozent steigern konnte.

Ausserdem wurden im März vor dem Hintergrund eines strategischen Ausbaus des Investmentbanking sowie der Entwicklung neuer Geschäftsfelder drei zusätzliche Vorstandsmitglieder berufen und das Gremium damit auf fünf Vorstände erweitert.

Eine nennenswerte Ergebnissteigerung soll zudem durch das Emissionsgeschäft erzielt werden. Im laufenden Jahr will das Emissionshaus acht bis zehn Börsengänge als Lead Manager begleiten, bei denen sich das durchschnittliche Emissionsvolumen pro Transaktion im Vergleich zum Vorjahr deutlich erhöhen soll. Das Investmentbanking soll zum zweiten Standbein der Wachstumsstrategie neben dem Wertpapierhandel aufgebaut werden. Der bisherige Ergebnisbeitrag des Emissionsgeschäfts lag 1999 bei rund sieben Prozent und soll in ein bis zwei Jahren auf mindestens 25 Prozent wachsen.

Um den Ausbau des zweiten Standbeins zügig voran zutreiben, beteiligt sich Baader als "Cornerstone-Investor" mit rund zehn Mio EUR - dies entspricht rund 13 Prozent des Fondsvolumens - an dem Atrium Private Equity Fund. Der Fonds mit einem Volumen von 75 Mio bis 100 Mio EUR werde sich an mittelständischen Wachstums- und Technologieunternehmen beteiligen, die Kandidaten für den Neuen Markt sein könnten. Zielgruppe seien rein institutionelle Anleger, von denen 15 bis 20 mit ins Boot geholt werden sollen.

Ferner gab Baader folgende Beteiligungen bekannt, die "demnächst" an die Börse gebracht werden sollen:

- 33,3-prozentige Beteiligung an der SMART IPO AG, die wiederum Anteile an zwei Börsenkandidaten halte,

- 41,96 Prozent an der vor dem Börsengang stehenden Softing AG , deren Going Public ein großer Erfolg sei und die sich
ausgezeichnet entwickeln dürfte. Nach dem IPO hält Baader noch 20,67 Prozent.

- 11,45 Prozent an der Coss Systemtechnik AG, die E-Commerce- und Internet-Lösungen anbietet,

- 22,86 Prozent am EDV-Dienstleister für Breitband-Internetzugänge und Netzwerke, KKF.net AG. Dieses Unternehmen werde
schon bald an den Neuen Markt gehen, hieß es.

- 6,89 Prozent an Mediglobe, einem US-Anbieter von Medizintechnik für Magen-, Darm- und Lungendiagnostik.

- 75-prozentige tschechische Tochter Baader Securities AS. In Tschechien will die Tochtergesellschaft zum einen im Rahmen
vorbörslicher Beteiligungen, zum anderen als Emissionsbank auftreten

Darüber hinaus möchte man über die wachsenden Auslandsallianzen noch in diesem Jahr im Underwriting bei ausländischen Börsengängen vertreten sein.


Übernahmen und Kooperationen sind für Baader grundsätzlich denkbar und es werden zur Zeit Gespräche mit Wettbewerbern geführt. Es wird ebenfalls daran gedacht, eventuell selber übernommen zu werden. In diesem Zusammenhang kursierten bereits Marktgerüchte, wonach Bear, Sterns & Co. seine Fühler nach Baader ausgestreckt haben soll. Leider wollte sich Vorstand Uto Baader nicht zu diesem Thema äußern, so dass hier reichlich spekuliert werden darf.

Eine mögliche Fusion oder Übernahme wird mit Sicherheit nicht zum aktuellen Aktienkurs der Baader Wertpapierhandelsbank stattfinden. Es ist schwer vorzustellen, dass Uto Baader "Perlen vor die Säue wirft", schließlich ist Baader nach seiner Aussage "sehr unzufrieden mit der Entwicklung des Aktienkurses". Auf einmal, Herr Baader? Winkt hier möglicherweise doch eine Übernahme durch einen ganz Großen der Branche? Sollten sich die Spekulationen bewahrheiten, dann dürfte der Kurs von heute auf morgen sehr stark ansteigen, da selbst Uto Baader "seiner" Aktie bei den in den vergangenen Jahren verzeichneten Wachstumsraten von jeweils weit über 50 Prozent ein KGV von 50 zugesteht. Sicherlich ist ein KGV von 50 ein wenig vermessen, aber 25 bis 30 sind bei diesen Wachstumsraten durchaus realistisch. Für ein KGV von 25 bis 30 bei einem Gewinn von 4,00 EUR im laufenden Jahr 2000 ergibt sich ein konservatives Kursziel von 100 bis 120 EUR. Setzt man Uto Baaders "leicht" übertriebenes KGV von 50 an, dann entspricht das einem Kurs von 200 EUR!!! Man beachte, dass dieses aus dem Munde Uto Baaders stammt.
Und der wird mit Sicherheit wissen, was in seinem Unternehmen los ist.
 
aus der Diskussion: Analyse: BAADER - Geschäftsjahr 1999 und ein Ausblick
Autor (Datum des Eintrages): Teacher  (14.05.00 14:22:07)
Beitrag: 99 von 242 (ID:927859)
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