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Eizellen wachsen in Stammzell-Kulturen

Stammzellen verwandeln sich im Labor auch in Eizellen, wie Forscher erstmals zeigen konnten. Die Arbeit, an der deutsche Experten maßgeblich beteiligt waren, könnte ein "ethisches Erdbeben" hervorrufen.


K. Hübner, H. R. Schöler

Eizellenartiges Gebilde in Zellkultur: Lebenskeime aus dem Labor


Der Mediziner der Zukunft, da sind sich Befürworter des therapeutischen Klonens sicher, braucht für seine Arbeit menschliche Eizellen - aus ihnen lassen sich neue Organe züchten. Die Verwendung gespendeter Lebenskeime stößt allerdings vielerorts auf ethische Bedenken. Die Lösung des Problems ist jetzt womöglich ein Stück näher gerückt: Zum ersten Mal konnten Forscher im Labor Eizellen aus Stammzellen erzeugen.
Das Team um die deutschen Wissenschaftler Karin Hübner und Hans Schöler, die an der University of Pennsylvania arbeiten, hatten für ihre Versuche embryonale Stammzellen von Mäusen kultiviert. In den Zellhaufen wuchsen spontan Gebilde heran, die in ihren Eigenschaften Eizellen glichen, berichten die Forscher in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins "Science".


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Die Experimente liefern erstmals einen deutlichen Hinweis darauf, dass embryonale Stammzellen auch außerhalb des Körpers totipotent, also wahre Alleskönner, sind. Den Wissenschaftlern fehlt einzig noch der Beweis, dass sich die neuen Eizellen auch befruchten lassen. Der amerikanische Bioethiker Arthur Caplan sieht in der Arbeit der Gruppe um Hübner und Schöler dennoch schon ein "ethisches Erdbeben".

Beim therapeutischen Klonen werden entkernte Eizellen mit dem Kern einer Körperzelle verschmolzen, um Gewebe nachzuzüchten. Wenn menschliche Eizellen, die sich für dieses Verfahren eignen, in der Petrischale heranwachsen können, dann dürften sich nach Ansicht von Caplan viele ethische Bedenken erübrigen. Zudem könnte auch der Mangel an Spender-Eizellen behoben werden, der die Forscher derzeit plagt.


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Bei ihren Experimenten mussten die Wissenschaftler die Stammzellen nicht einmal mit speziellen Eiweißen, so genannten Wachstumsfaktoren, zur Verwandlung treiben. Vielmehr hätten sich Eizellen "spontan" in dichten Zellkulturen gebildet. Der einzige Trick seines Teams sei gewesen, die Eizellen zu identifizieren, sagt Schöler, der bis 1999 am Europäischen Molekularbiologie-Labor in Heidelberg tätig war.

Der Nachweis gelang mit fluoreszierendem Farbstoff, der an ein für das Frühstadium von Eizellen charakteristisches Gen gekoppelt war. Nach nur acht Tagen in der Petrischale leuchtete fast jede zweite der früheren Stammzellen grün auf und ließ damit ihren Reifeprozess erkennen. Nach 40 Tagen in der Schale hätten die Zellen sogar "Embryo ähnlichen Strukturen" geglichen, so die Forscher.
 
aus der Diskussion: Geron mit Hammernews!!
Autor (Datum des Eintrages): meislo  (04.05.03 13:51:16)
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