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ftd.de, Di, 20.5.2003, 10:46
Telekom: Ricke verspricht schwarze Null

Die Deutsche Telekom wird nach den Worten ihres Vorstandsvorsitzenden Kai-Uwe Ricke nach der Ertragswende im ersten Quartal auch in den folgenden Monaten eine positive Entwicklung aufweisen. Ungemach droht der Telekom von verärgerten Aktionären und von der EU-Kommission.

Ricke sagte am Dienstag auf seiner ersten Hauptversammlung als Vorstandschef des größten europäischen Telekom-Konzerns in Köln, für das Gesamtjahr 2003 erwarte das Unternehmen grundsätzlich, dass sich die positive Entwicklung des ersten Geschäftsquartals weiter fortsetze. "Wir werden alles tun, um beim Konzernergebnis in einem harten konjunkturellen Umfeld mindestens eine schwarze Null auszuweisen", versprach der seit Mitte November als Nachfolger des langjährigen Konzernchefs Ron Sommer amtierende Ricke den Aktionären. Zudem wolle die Telekom mittels Effizienzsteigerungen und Investitionskürzungen ihre Schulden wie geplant senken und dadurch die finanzielle Handlungsfähigkeit wieder zurückgewinnen.



Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke (Archiv)


Von der bereits vor Monaten begonnenen Neuausrichtung der Telekom auf Entschuldung und ertragsorientiertes Wachstum verspricht sich Ricke auch eine Verbesserung des Aktienkurses. Mit der Kursentwicklung im Jahr 2002 könne die Konzernführung "nicht zufrieden sein". Er hoffe, dass sich bis zur nächsten Hauptversammlung im Jahr 2004 die eingeleitete Trendwende auch in einem höheren Aktienkurs widerspiegele. Am Dienstag lag die T-Aktie im frühen Handel mit 11,70 Euro knapp ein Prozent im Plus. Zur Hauptversammlung im Mai 2002 hatte der Aktienkurs rund 12,50 Euro betragen.



Ricke im Streit mit Aktionären zuversichtlich

Zugleich trat Ricke dem von mehreren tausend Aktionären erhobenen Vorwurf entgegen, die Telekom habe falsche Angaben in ihren Börsenprospekten abgegeben. "Ich möchte ihnen versichern, dass die erhobenen Vorwürfe keine Grundlage haben. Ich bin sicher, dass sich das im Zweifelsfall auch vor Gericht bestätigt", sagte der Manager. Sowohl in Deutschland wie in den USA sind gegen die Telekom Schadensersatzklagen eingereicht worden, da sich Aktionäre durch angeblich falsche Angaben zu den Vermögenswerten des Konzerns getäuscht sehen.


Ärger droht der Telekom auch aus Brüssel: Die EU-Kommission will an diesem Mittwoch über ein Bußgeld im unteren zweistelligen Millionenbereich gegen die Deutsche Telekom entscheiden. Die Strafe soll wegen angeblicher Behinderung des Wettbewerbs beim Telefonortsnetz fällig werden. Die EU-Behörde wird ihren Beschluss eine Woche früher fällen als zunächst erwartet.



Vorwurf der Wettbewerbsbehinderung

Die Telekom berechnet laut Kommission Konkurrenten höhere Gebühren für den Netzzugang als Telekom-Endkunden. Damit wird nach Brüsseler Ansicht der Wettbewerb in dieser Sparte erheblich behindert. Gegen die Telekom läuft in dieser Sache seit einem Jahr ein förmliches EU-Kartellverfahren. Ein solches Verfahren kann sich auch gegen ein einziges Unternehmen richten, wenn es marktbeherrschend auftritt und damit die freie Konkurrenz behindert.


Die Kommission will sich dafür aussprechen, die Großhandelspreise für die Leitungen zu senken. Eine mögliche Entscheidung der Telekom, die Preise für die Endkunden zu erhöhen und damit die beanstandete "Preisschere" zu schließen, sei hingegen nicht im Interesse der EU-Behörde und werde sich auch auf Dauer nicht halten lassen, hieß es in Brüssel.



© 2003 Financial Times Deutschland , © Illustration: AP

Gruss
Trader13
 
aus der Diskussion: Deutsche Telekom, wer hätte das gedacht ?
Autor (Datum des Eintrages): Trader13  (20.05.03 11:50:01)
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