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Die Weltwirtschaftskrise kommt!



Hallo zusammen! Viel wird zur Zeit darüber diskutiert, ob und wann die Wirtschaft wieder anspringt und ob der Anstieg an den Börsen gerechtfertigt ist.

Ich habe in den letzten Tagen ein paar Gedanken zusammengefaßt und bin zu dem Schluß gekommen, daß es zu einer Weltwirtschaftskrise kommt und dementsprechend der absolute Crash an den Börsen vorprogrammiert ist.

Wie ich zu diesem Ergebnis komme, ist relativ leicht erklärt.

Der Aufschwung von Amerika als Wirtschaftslokomotive ging einher mit massiven Gewinnsteigerungen der Unternehmen. Die Reallöhne hingegen stiegen in Relation dagegen wenig an. (Soweit ich weiß, sind diese seit den 70-er Jahren sogar gefallen.) Da in den USA der Anteil der Aktienbesitzer (ca. 40 %) viel größer ist, als in Europa, profitierten nicht nur die Vorstände dieser Unternehmen, sondern auch die Arbeiter und Angestellten, also die Konsumenten. Der Anstieg der Kurse führte zu einem Anstieg des Konsums bzw. zu einem Gefühl der Sicherheit. Da die Reallöhne aber nicht so schnell angestiegen, mußten Kredite aufgenommen werden, um dem gesteigerten Konsum gerecht zu werden. Dies funktioniert solange, solange das zugrundeliegende Portfolio einen gewissen Wert hat.

Die gesteigerte Nachfrage führte zu einer Kapazitätsausweitung der Unternehmen einhergehend mit der Einführung der Informationstechnologie, wurden viele neue Unternehmen gegründet und die Arbeitslosigkeit war extrem gering. Die Kurssteigerungen übertrafen mit der Zeit die Gewinnsteigerungen der Unternehmen bei weitem, sodaß sich die Nachfrage nach Krediten der Konsumenten zusätzlich steigerte. Auch die Unternehmen verschuldeten sich massiv, um auf die gesteigerte Nachfrage zu reagieren. Die Sparquote fiel und wurde sogar negativ.

Irgendwann war die Bewertung der Unternehmen an den Börsen derart absurd hoch, daß es nur noch eine Richtung geben konnte. Reihenweise gingen die hochgejubelten Internetunternehmen ein. Kapital wurde massiv vernichtet. Banken mußten Kredite abschreiben und das Portfolio der Aktiensparer schmolz dahin. Überkapazitäeten müssen bis heute noch abgebaut werden.
Da in Amerika die staatliche Pensionsvorsorge kaum vorhanden ist, investierten die Unternehmen und die Arbeiter und Angestellten in den Aktienmarkt, um in der Pension von den Erträgen zu leben. Heute müssen sie feststellen, daß ihr angespartes Kapital nicht mehr reicht, um ihren Lebensabend zu bestreiten. Was nichts anderes bedeutet, dass sie weiterhin arbeiten müssen. Dies führt natürlich zu höherer Arbeitslosigkeit, da sich mehr Leute um weniger Jobs raufen.
Wie wir wissen, dominiert der private Konsum das amerikanische BIP zu 2/3.
Wenn nun aber die Kreditlinien der Konsumenten ihren Plafond erreicht haben, da die Aktien als Sicherheiten nicht mehr das Volumen bieten, um weitere Kredite aufzunehmen, der Reallohnanstieg aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit nicht erwähnenswert ist, kann der Konsum gar nicht anspringen und somit die Konjunktur auch nicht.
Der Gewinnanstieg des 1. Quartals im Vergleich zum 1. Quartal des letzten Jahres basierte überwiegend auf Kosteneinsparungen. Weitere Kosteneinsparungen in der selben Größenordnung sind in Zukunft nicht möglich.
Der einzige Rettungsanker der amerikanischen Wirtschaft waren bis jetzt die Hypothekenkredite. Ein stetiges Sinken der Hypothekenzinsen ermöglichte es den Amerikanern ein ständiges Umschulden ihrer Kredite und somit ein freiwerden liquider Mittel für den Konsum.

Doch ist der Boden an der Zinsfront beinahe erreicht. Die FED hat ihres dazu beigetragen, um die Wirtschaft zu stützen. Ein 40-Jahrestief hat keinen Umschwung eingeleitet.

Um die inneramerikanische Situation zusammenzufassen: Der Konsum, der die amerikanische Wirtschaft dominiert, kann in den nächsten Jahren gar nicht anspringen, da ganz einfach der amerikanische Konsument die Mittel nicht dazu hat. Er hat seine Kreditlinien ausgereizt. Die Umschuldung der Hypothekenkredite wird bald ein Ende haben, da die Zinsen kaum mehr fallen können.
Also, was wird passieren, wenn die Zinsen anfangen zu steigen? Noch mehr Mittel werden gebunden sein, um die Zinsen der Kredite zurückzuzahlen, was ein weiteres Absinken des Konsums bedeutet, usw.

Aber warum sollten die Zinsen steigen? Hier kommt das Ausland ins Spiel.

Kaum war George Doubleju Forrest Bush an der Macht, wandelten sich die Budgetüberschüsse - ermöglicht durch den Boom - in Budgetdefizite. Darüberhinaus stieg auch das Handelsbilanzdefizit stetig an. (Gestern wurde der zweithöchste Wert aller Zeiten für den März gemeldet).
Das Handelsbilanzdefizit ist solange kein Problem, solange genug Geld in die USA fliessen, um dieses Defizit zu finanzieren (täglich müssen es $ 1,5 Mrd sein).
Wenn nun aber die restliche Welt das Vertrauen in die amerikanische Stärke verliert (eingeleitet durch die Bilanzskandale und Skandale der Investmentbanker, die sich offiziell freikaufen konnten - was eigentlich der nächste Skandal ist), bzw. aus politischen Gründen Kapital nicht mehr in den USA anlegen, oder sogar abziehen (arabische Welt), dann passiert genau dass, was in den letzten Monaten passiert ist. Der US$ fällt gegenüber anderen Währungen. Wenn aber der US$ fällt, haben ausländische Investoren wenig Interesse ihr Kapital dorthin fliessen zu lassen. Also bleibt die Finanzierung des Handelsbilanzdefizits aus.
Das Problem ist, daß der Dollar an Wert gegen den Euro verliert und zusätzlich der amerikanische Zinssatz niedriger ist, als der Europäische. Die einzige Möglichkeit den Kapitalabfluß zu stoppen sind höhere Zinsen.
Damit hat man aber wieder im Inland einige Probleme, siehe Verschuldung der Unternehmen und der Konsumenten.
Der Konsum bricht ein, die Investitionen der Unternehmen bleiben aus, der Staat ist zu hoch verschuldet und die Nichtberücksichtigung von Kosten der Unternehmen in ihren Bilanzen (Pensionsvorsorge, Optionen), die aber irgendwann schlagend werden, führen zu einem Kollaps an den Börsen.



Die europäischen Länder haben genug Probleme und fallen somit als Stabilisator aus. Der einzige Wachstumsmotor China ist noch zu schwach, um zur Stabilisierung und als Nachfrager aufzutreten. Asien versucht gerade nicht auszusterben (zumindest die Zeitungen schreiben, als ob SARS so gefährlich wäre (übrigens wieviele Leute verhungen an einem Tag?).
 
aus der Diskussion: Der Crash ist unausweichlich
Autor (Datum des Eintrages): kingcube  (03.06.03 11:41:01)
Beitrag: 1 von 18 (ID:9635717)
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