Fenster schließen  |  Fenster drucken

Donnerstag 5. Juni 2003, 12:32 Uhr
Kieler Institut erwartet kein Wirtschaftswachstum

Kiel (dpa) - Die deutsche Wirtschaft wird in diesem Jahr nach Einschätzung des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) nicht wachsen. Die Kieler Forscher reduzierten ihre Wachstumsvorhersage von 0,4 auf 0,0 Prozent und sehen Deutschland in einer Rezession. «Die Erwartung, dass sich die Konjunktur nach dem Ende des Irak-Krieges rasch beleben würde, hat sich nicht erfüllt», heißt es in einer in Kiel verbreiteten Konjunkturprognose.

Im laufenden Quartal sei wie bereits in den ersten drei Monaten mit einer leichten Verringerung der gesamtwirtschaftlichen Produktion zu rechnen. Das renommierte Kieler Institut hat damit die bislang pessimistischste Prognose für die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland veröffentlicht. Die Bundesregierung rechnet nach wie vor mit einem Wachstum von 0,75 Prozent. Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) geht davon aus, dass die Konjunktur im dritten Quartal an Fahrt gewinnen werde.

Das gemeinsam Frühjahrsgutachten der sechs großen Wirtschaftsforschungsinstitute hatte 0,5 Prozent Wachstum vorhergesagt. Differenzen von wenigen Zehntelprozent können mit den Methoden der Konjunkturforschung kaum sicher vorhergesagt werden. Ohnehin weichen die tatsächlichen Wirtschaftsdaten oft beträchtlich von den Prognosen ab, die viele Annahmen enthalten, die nicht immer eintreten.

Die wirtschaftlichen Perspektiven haben sich nach der IfW-Analyse verschlechtert. Ein Aufschwung sei wegen des anhaltenden Verlusts an preislicher Wettbewerbsfähigkeit und der nur sehr verhaltenen Expansion der Weltwirtschaft nicht zu erwarten. «Angesichts höherer Steuern und Abgaben und der Verunsicherung über das Schicksal der wirtschaftspolitischen Reformansätze bleiben auch Impulse von Seiten der Binnenkonjunktur aus», heißt es in der Analyse.

Das Risiko einer Deflation mit massiv sinkenden Preisen und zugleich sinkender Nachfrage halten die Kieler Forscher für gering. Zwar habe sich die Lebenshaltung im April und Mai saisonbereinigt um jeweils 0,2 Prozent verbilligt, doch sei dieser Effekt vor allem auf den Rückgang des Ölpreises zurückzuführen. Im Jahresdurchschnitt erwartet das IfW eine Inflationsrate von 1,0 Prozent. Die Arbeitslosigkeit werde bei 4,5 Millionen liegen und das Maastricht- Kriterium zur Neuverschuldung mit 3,5 Prozent verfehlt.
 
aus der Diskussion: EW - Tagesausblick Dax, Mittwoch 04. Juni
Autor (Datum des Eintrages): emucmuc  (05.06.03 12:45:25)
Beitrag: 522 von 739 (ID:9660940)
Alle Angaben ohne Gewähr © wallstreetONLINE