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Was unterscheidet eine Ideologie von einem gesunden Weltbild?


Als Ideologen bezeichnet man Leute, die, wenn man ihre Ideologie anhand eines praktischen Beispiels kritisiert, sagen, daß die von ihnen favorisierte Lehrmeinung doch so und so sei, und das sei richtig, ohne auf dieses Beispiel einzugehen.

Unter diese Kategorie sind beispielsweise Leute einzuordnen, die statt eine Meinung sachlich zu widerlegen, ein Bibelzitat bringen und mit großer Selbstverständlichkeit erwarten, daß das auch in anderen Bereichen als der Bibelkunde als absoluter Beweis akzeptiert wird.

Oder als Leute, die auf den Beweis, daß die Lehrmeinung falsch sei, antworten: "Aber man muß doch den Fachleuten vertrauen." Und mit diesen Worten verrät der Ideologe seine grundsätzliche Schwäche: Er wagt es nicht, selbsständig zu denken.


Eine Ideologie ist also ein Weltbild oder ein Teilbereich eines Weltbildes, der von seinem Anhängern, den Ideologen nicht an der Realität überprüft wird.

Wie verhindert man die Überprüfung einer Ideologie an der Realität?

Manche Ideologien verhindern diese Überprüfung, indem sie im Kreis argumentieren. Behauptung A beweist die Richtigkeit von Behauptung B. Behauptung B die Richtigkeit von Behauptung C. Und so weiter, das ganze Alphabeth durch. Und Behauptung Z schließlich beweist wieder Behauptung A. Einem aufmerksamen Beobachter würde natürlich auffallen, daß ein solches "im Kreis diskutieren" nichts beweist, außer daß die betreffende Ideologie in sich widerspruchsfrei ist.

Und - es gibt einige in sich widerspruchsfreie Ideensysteme, die nichts mit der Welt zu tun haben, in der wir leben. Ja, die nicht einmal von sich behaupten, ein Weltbild zu sein. In der Mathematik werden solche Systeme beispielsweise gerne entworfen. Auch die Fantasy hat sich dergleichen zum Sport erhoben.

Eine andere Möglichkeit, diese Überprüfung an der Realität zu verhindern, besteht darin, eine solche Überprüfung bei Strafe zu verbieten.
Beispiele: "Wer das nicht glaubt, kommt in die Hölle.". Oder indem Leute, die die Lehrmeinung in Frage stellen, ins Gefängnis kommen, oder auch nur keine Chance auf begehrenswerte Posten haben, oder wenn sie einfach aus der Klassengemeinschaft in der Schule ausgeschlossen werden.

Wenn man Leute zu Ideologen machen will, ohne sich dafür zu interessieren, welcher der vielen möglichen Ideologien sie am Ende anhängen, kann man das erreichen, indem man sie mit so vielen schwer überprüfbaren Lügen zuschüttet, daß sie sich durch die Aufgabe, die Wahrheit aus dieser Masse an Lügen herauszufinden, einfach überfordert fühlen und deshalb die Wahrheitssuche aufgeben und aus purer Verzweiflung eines der vielen Lügengebäude - also Ideologien - einfach auswendig lernen.

http://www.kersti.de/V0213.HTM

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Die zerstörerische Arroganz der herrschenden Meinung
Eine immer wiederkehrende Erfahrung ist:
Ich kaufe ich mir ein Buch über eine Außenseitermeinung (Ich liebe Herausforderungen!) lese es durch, verstehe, was der Autor mit seiner Argumentation meinte, und stelle fest, daß er seine Ansicht sehr gut belegt hat. Also gehe ich hin und suche nach Beweisen für die herrschende Lehrmeinung. Und ich finde nichts Vernünftiges. Egal wo ich schaue. Nur Kleinkram, Einzelartikel die schon vom Umfang her nicht ausreichend Beweise enthalten können.
So als hätte nur der Außenseiter die Pflicht, seine Meinung auch zu beweisen.

Wohin das führt, sieht man, wenn man die geschichtliche Entwicklung der Lehrmeinungen aufmerksam betrachtet. Ich meine nicht, was wir in der Schule darüber lernen. Das ist zu oberflächlich.

Es besteht eine sehr gut ausgearbeitete Lehrmeinung zu einem Thema, aus deren Erkenntnissen sich einige sehr nützliche Anwendungen ergeben.

Irgendwann taucht eine sehr gut belegte Außenseitermeinung auf, die diese Lehrmeinung widerlegt. Das ist immer möglich, da kein Weltbild absolut richtig ist - es ist immer nur ein brauchbares Modell zum Verständnis bestimmter Vorgänge in der Wirklichkeit.

Daraufhin werden nicht etwa nur die Fehler der alten Lehrmeinung korrigiert - sondern die alte Lehrmeinung wird völlig vergessen und lächerlich gemacht, lebt nur noch in einigen Außenseitern weiter, während die neue Lehrmeinung die Herrschaft übernimmt.

Kurze Zeit scheint sich alles zu verbessern. In der Übergangszeit werden die Probleme, bei denen die alte Lehrmeinung gute Lösungen anbot, noch nach dem alten Muster gelöst, während die neue Lehrmeinung die früher unlösbar erschienen Probleme löst.

Dann geht das alte Wissen verloren - und manche früher einfach zu lösenden Probleme erscheinen plötzlich unlösbar.

Das heißt, jedesmal, wenn die herrschende Lehrmeinung so wechselt, geht ein immenses Wissen verloren, das in der Zukunft schmerzlich fehlt.

Das Kind wird mit dem Bade ausgeschüttet.
 
aus der Diskussion: Wie Ideologen versuchen die Gedanken der Freiwirtschaft zu unberbinden
Autor (Datum des Eintrages): sittin bull inv  (05.06.03 13:41:49)
Beitrag: 1 von 62 (ID:9662020)
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