Fenster schließen  |  Fenster drucken

Zinssenkungen

Für die Verbraucher bleibt nicht viel

Die Herabsetzung des Leitzinses soll die schwache Wirtschaft beleben. Direkte Auswirkungen hat die Entscheidung zunächst jedoch nur für den Geldmarkt.



So viel steht fest: Die Leitzinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) von 2,5 auf 2,0 Prozent wird keine auf breiter Front fallenden Zinsen nach sich ziehen. Zwischen den Entscheidungen der Währungshüter und den Zinskonditionen für Konsumenten und Unternehmen besteht kein unmittelbarer Zusammenhang.

In erster Linie beeinflussen die Notenbanken den kurzfristigen Geldmarkt, an dem sich Kreditinstitute, aber auch große Unternehmen Liquidität verschaffen können.



Geldmarkt reagiert unmittelbar
Am Frankfurter Geldmarkt sind die Zinsbeschlüsse der EZB deutlich abzulesen. Anfang 2001 bei einem Leitzins von 4,75 Prozent wurde für Tagesgeld noch rund fünf Prozent bezahlt. Mittlerweile sind es nur noch 2,4 Prozent.

Lediglich bei Unternehmenskrediten, deren Zinshöhe vertraglich an die Entwicklung des Geldmarkts gekoppelt ist, ist ein relativ schnelles Durchschlagen des verringerten Zinsniveaus zu beobachten.

Die günstigeren Finanzierungskosten von Banken und Sparkassen über billigeres Zentralbankgeld oder am Geldmarkt bestimmen allerdings nur einen Teil der Passivseite einer Bank-Bilanz. Auch auf — höher verzinsliche — Einlagen der Kunden müssen die Institute zurückgreifen, um auf der anderen Seite Geld ausleihen zu können.

Dabei hängen jedoch die Konditionen entscheidend von der jeweiligen Konkurrenzlage der Banken und/oder der Verhandlungsposition des Kreditnehmers ab.



Zunehmender Zinsdruck
Der Zinsdruck für die Institute nimmt zwar zu, die Reaktion wird aber häufig vom Handeln der Wettbewerber abhängig gemacht. Angesichts der hohen Kreditausfälle — nicht zuletzt wegen der ungebrochenen Insolvenzwelle — werden mittlerweile die Risiken bei den Kreditnehmern aber stärker berücksichtigt. Dies führt je nach Bonität des Schuldners zu entsprechenden Aufschlägen.

Aber auch am langfristigen Kapitalmarkt, der von den EZB- Entscheidungen kaum beeinflusst wird, hat das Zinsniveau hier zu Lande historische Tiefstände erreicht. Gemessen an der Umlaufrendite lag das Zinsniveau Anfang 2001 bei gut fünf Prozent. Nach einem Zwischenhoch Anfang vergangenen Jahres liegen die Kapitalmarktzinsen derzeit bei nur noch 3,35 Prozent.

Dies nützt vor allem potenziellen Häuslebauern. Während Anfang 2001 für Baudarlehen mit zehn Jahren Festzins noch rund sechs Prozent verlangt wurden, liegen Hypothekenzinsen derzeit bei gut 4,5 Prozent.

Für Investitionsentscheidungen sind die Zinskosten allerdings nur ein Faktor. Wenn die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen auf Grund der weltweit schleppenden Konjunktur eher gering eingeschätzt wird, besteht kaum Anlass, große Summen in neue Fabriken, Bauten oder Ausrüstungen zu investieren. Als Bremse wirken die aktuell ohnehin nicht ausgelasteten Kapazitäten.

(sueddeutsche.de/dpa)
 
aus der Diskussion: EW - Tagesausblick Dax, Mittwoch 04. Juni
Autor (Datum des Eintrages): emucmuc  (05.06.03 15:54:46)
Beitrag: 615 von 739 (ID:9664063)
Alle Angaben ohne Gewähr © wallstreetONLINE