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Dieser Artikel (entnommen von Zustand, danke!) aus der Welt vom 20.5. ist sehr interessant, insbesondere die Argumentation von Solveig Mähler verdient Beachtung:

So wird der technologische Vorsprung von Morphosys gar nicht in Frage gestellt (`Morphosys kann die Grundbausteine für Medikamente mit der umfangreichen Datenbank als einziger Anbieter chemisch herstellen und damit leichter modulieren`)

Also erachtet auch die WestLB die Technik von Morphosys als führend, nur die Marktbedeutung wird in Frage gestellt (`Doch die bessere Technologie nütze wenig, wenn sie nicht an große Pharmafirmen verkauft werden könne. `Das ist wie mit den Videostandards VHS, Beta und Video 2000. Die bessere Technologie muss sich nicht durchsetzen.`)

Dies wiederum ist ein äußerst hinkender Vergleich. Ein Videostandard ist ein reines Consumer-Produkt, bei dem Marketing der entscheidende Faktor neben Marktbeherrschung und strategischen Kooperationen ist. So hat sich der GameBoy als das schlechteste HandHeld seiner Zeit aufgrund der genialen Werbekampagne gegen Atari und Sega mit Farb-Displays durchgesetzt, so haben die Amerikaner das NTSC-System, und, und, und...
Aber kann man den Consumer-Markt mit industriellen und gar medizintechnischen oder pharmazeutischen Gebieten vergleichen? Natürlich NICHT!
In einem Bereich, wo Zeit richtiges Geld bedeutet, wo die 300,- DM Lohnkosten pro Stunde eines Wissenschaftlers eher noch der geringe Kostenfaktor sind, lohnt es sich einfach, das schnellste Entwicklungstool zu haben, selbst wenn dies Millionen mehr kostet, da es Abermillionen einspart.

Aber wenn selbst die Kritiker (WestLB) den Vorsprung von Morphosys einräumen, dann schlummert hier Kurspotential ungeheuren Ausmaßes.

Aber nun der Artikel selber:


Börsenguru Bernd Förtsch senkt Kursziel bei Morphosys von 1000 auf 400 Euro

Berlin - `Kursziel 1000 Euro!` Das waren noch Zeiten. Heute steht die Aktie von Morphosys bei
rund 200 Euro. Statt in vierstellige Richtung zu laufen, verlor die Aktie in den vergangenen Tagen
über 20 Prozent. Zwischenzeitlich stürzte das Papier am Freitag ohne Unternehmensnachrichten
sogar auf 167 Euro. `An der Story und der Einschätzung der Analysten hat sich nichts geändert`,
sagt Solveig Mähler von der WestLB. Der Kurssturz sei vielmehr auf Anlegermagazine zurückzuführen,
die den Titel erst gepusht und dann fallen gelassen hätten. Dies sei bei dem kleinen Free Float
von 3,5 Mio. Aktien [ist sogar nur 1 Mio. Aktien Freefloat, Anm. von Lupus] leicht möglich.
Tatsächlich ist das Drehbuch der Morphosys-Aktie stark mit der Person des
`Neuer-Markt-Gurus` Bernd Förtsch verbunden. Zuerst nahm der Herausgeber des `Aktionär`,
Fondsberater und Mitspieler des `3Sat-Börsenspiels` den Titel beim Kurs von 92 Euro in seine Musterdepots.
Mit `Halten Sie sich fest, die Aktie hat Potenzial bis 1000 Euro` verdreifachten sich nicht nur die Umsätze,
sondern auch die Kurse binnen weniger Tage. Als wenig später die DG Bank ein Kursziel von 500 Euro ausgab,
kletterte die Aktie auf 363 Euro. Nervös wurde die Fangemeinde, als Förtsch einen Teil seines
Musterdepotbestands bei 340 Euro verkaufte. Die Aktie dümpelte um 300 Euro und wurde durch
die Korrektur auf 250 Euro gedrückt. Als am Donnerstag nun ein Teil aus dem Musterdepot des `Aktionär`
genommen wurde, stürzte die Aktie auf unter 200 Euro. Also doch keine 1000 Euro?
`Den Rausschmiss aus dem Akionärsdepot nahm ein Kollege vor, während ich im Urlaub war`, erklärt
Bernd Förtsch. `Die Story bei Morphosys ist weiter intakt,die Herausnahme war ein klarer
Fehler, der behoben wird. Ich behalte den Wert in meinem 3Sat-Depot auf alle Fälle`, fügt er an.
Den Kurs sieht er angesichts der schlechteren Börsenstimmung bei 400 Euro. `Die
Vergleichsunternehmen Medarex und Abgenix, die ich für mein Kursziel von 1000 Euro
herangezogen habe, sind stark unter Druck gekommen.` Auch Dirk Schlamp von der DG Bank
sieht ein Potenzial von 30 Prozent. `Morphosys` Technologie ist weltführend.`
Bei nahezu allen Experten stößt die Verfahrensweise für die Gewinnung von Antikörpern auf
Zustimmung. `Morphosys kann die Grundbausteine für Medikamente mit der umfangreichen
Datenbank als einziger Anbieter chemisch herstellen und damit leichter modulieren`, sagt Mähler.
Doch die bessere Technologie nütze wenig, wenn sie nicht an große Pharmafirmen verkauft werden könne.
`Das ist wie mit den Videostandards VHS, Beta und Video 2000. Die bessere Technologie muss sich
nicht durchsetzen`, sagt Mähler, die Morphosys auch auf Grund der jüngsten Zahlen nur 180 Euro zubilligt.
Schlamp bleibt dagegen optimistisch: `In den kommenden Monaten hat das Unternehmen zahlreiche
Verträge mit Pharmafirmen versprochen.` hz.
 
aus der Diskussion: Artikel aus der Welt vom 20.5.2000
Autor (Datum des Eintrages): lupus2000  (23.05.00 12:41:07)
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