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    Porsche: „Ich verstehe nicht, warum Porsche VW-Aktien kauft” - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 04.10.05 12:49:39 von
    neuester Beitrag 05.10.05 11:18:13 von
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      schrieb am 04.10.05 12:49:39
      Beitrag Nr. 1 ()
      Interview
      „Ich verstehe nicht, warum Porsche VW-Aktien kauft”


      02. Oktober 2005 Graham Clapp managt seit 2003 den wohl populärsten Fonds der Gesellschaft Fidelity, den European Growth Fund (WKN 973270). Seit seiner Auflegung im Jahr 1990 läßt er nicht nur regelmäßig den Vergleichsindex hinter sind, sondern auch alle konkurrierenden Fonds. Wer von Anfang an dabei war, verdiente 14,1 Prozent im Jahr, der Vergleichsindex brachte 11,3 Prozent. Der 44jährige Ingenieur, der 1984 als Analyst zu Fidelity nach London kam, ist nach seinem Vorgänger Anthony Bolton der erfahrenste Fondsmanager des Hauses.


      Herr Clapp, beeinflußt der Wahlausgang in Deutschland die Aktienkurse?

      Politik kann die Märkte beeinflussen. Das gilt allerdings vor allem für Länder, in denen die Demokratie nicht stark entwickelt ist und Richtungswechsel überraschend kommen. In entwickelten Demokratien hat die Politik keinen großen Einfluß auf das Börsenklima. Für die Unternehmen macht es kaum einen Unterschied, wer an der Macht ist.

      Es spielt keine Rolle, wie sich die nächste Regierung zusammensetzt und ob sie stabil ist?

      Natürlich ist es besser, wenn die Wirtschaft stark ist; dabei kann die Politik helfen - mit einer liberalen Wirtschaftspolitik. Für meine Anlagestrategie spielt die Makroökonomie aber keine Rolle. Ich tausche Aktien nicht aus, weil Wahlen anstehen. Und ich tausche sie auch nicht aus, weil das Ergebnis der Wahlen enttäuschend war.

      Werden die Enttäuschungen der Politik durch anhaltende Restrukturierungsmaßnahmen in den Unternehmen wettgemacht?

      Wenn ich mit deutschen Unternehmern spreche, stelle ich schon fest, daß sie erfolgreich Kosten gespart haben, daß sie viele Teile der Produktion in Niedriglohnländer verlagert und einen Weg gefunden haben, ihre Mitarbeiter flexibler einzusetzen. All das ist hilfreich. Das ist aber nur ein Teil der Gleichung. Ein anderer, das Konsumklima, ist noch immer schlecht in Deutschland.

      Porsche will 20 Prozent an Volkswagen kaufen. Schadet das Porsche?

      Ich habe in Porsche investiert, weil die Marke stark und die Aktie attraktiv bewertet ist und weil das Unternehmen für einen Autobauer eine sehr hohe Kapitalverzinsung bietet und viel Cash produziert. Ich habe mich immer gefragt, was das Management mit dem vielen Geld wohl anfangen will. Als Investor hätte ich mir eine höhere Dividende oder eine Akquisition gewünscht, die für das Unternehmen sinnvoller ist.

      Gibt es einen ökonomischen Grund für den Kauf?

      Von außen betrachtet ist schwer zu verstehen, warum Porsche 20 Prozent an Volkswagen braucht. Für Anleger ist es jetzt wichtig, aufgeschlossen für neue Informationen zu bleiben und nicht zu schnell zu urteilen.

      Weckt das Vorhaben unangenehme Erinnerungen an alte Seilschaften und die Verstrickungen der Deutschland AG?

      Zweifellos ja. Das zeigt wieder einmal, daß es sinnvoll ist, in kleine und mittelgroße Unternehmen zu investieren. Ihr Management ist meist stärker auf eine überzeugende Leistung und gute Wertentwicklung des Aktienkurses bedacht. Manager großer Unternehmen kümmern sich weniger um den Aktienkurs und die Frage, welche Unternehmensstrategie die Anteilseigner für richtig halten.

      Ist das ein speziell deutsches Problem, oder trifft das auch auf andere europäische Unternehmen zu?

      Für einen angelsächsischen Investor ist es einfach, auf dem hohen Roß zu sitzen und zu sagen: Diese Kerle in Deutschland - und Frankreich - verstehen nicht, worum es Aktionären geht. Das will ich nicht tun.

      Aber Kritik liegt Ihnen auf der Zunge?

      Als Investor denke ich, Unternehmen sollten nur eine Klasse von Aktien besitzen und nicht Anteilscheine mit unterschiedlichen Stimmrechten. Und sie sollten keine Angst vor einer offenen Aktionärsstruktur haben. Als Aktionär wäre ich verrückt, wenn ich etwas anderes dächte.

      Es gibt aber gerade in Deutschland viele Unternehmenslenker, auch in Dax-Firmen, die Angst vor ausländischen Aktionären haben, insbesondere vor Finanzinvestoren.

      Wer sein Unternehmen im Interesse seiner Aktionäre lenkt, muß sich keine Sorgen machen. Wer es nicht tut, hat zu Recht Angst.

      Sie mischen sich aktiv ein?

      Wenn ich eine Aktie kaufe, tue ich das sehenden Auges. Es ist nicht fair, als Investor angelsächsischer Prägung ein Investment in ein Unternehmen einzugehen, das in einer ganz bestimmten Weise gemanagt wird, und dann zu sagen: Das ist alles schrecklich.

      Das heißt konkret?

      Fresenius Medical Care zum Beispiel steht für alles, was Angelsachsen nicht mögen: Durch die Ausgabe von Vorzugsaktien haben die Nachfolger der Gründerfamilie den beherrschenden Einfluß. Die Gruppenstruktur ist extrem verschachtelt, ein Bollwerk gegen feindliche Übernahmen. Als Aktionär wissen Sie: Die Struktur ist alles andere als ideal, Sie würden mehr Transparenz und Gleichheit der Aktionäre vorziehen. Aber das wußten Sie bereits, als Sie die Aktien gekauft haben.

      Gemeckert wird nicht?

      Es ist nicht unser Stil, den Managern zu sagen, wie sie ihr Unternehmen führen sollen. Wir investieren in Firmen, deren Perspektiven wir für gut halten, für besser, als es der Aktienkurs widerspiegelt. Wir suchen nicht Unternehmen, die alles falsch machen, und hoffen: Wenn wir genügend Aktien erwerben, können wir ihnen sagen, wo es langgeht.

      Wann mischen Sie sich doch ein?

      Wir mischen uns nur ein, wenn uns das Management darum bittet, oder wenn es einen Kurs einschlägt, der eindeutig gegen die Interessen der Aktionäre verstößt.

      Ehrenwerte Grundsätze versuchen Sie auch im eigenen Unternehmen zu verfolgen. Stimmt es, daß Fidelity Anleger entmutigt hat, in Ihren Fonds zu investieren, weil er sonst zu groß wird?

      Ja, das haben wir getan. Es gab so viele Zuflüsse. Ich hatte das Gefühl, es sei keine gute Idee, noch mehr Geld anzulocken - im Interesse der Anleger, die bereits beteiligt sind. Deshalb haben wir vor 18 Monaten begonnen, den Kapitalzufluß einzudämmen - mit Erfolg. Heute hat der Fonds knapp 20 Milliarden Euro. Wir wollen nicht, daß der Fonds so schnell wächst wie früher.

      Können Sie mit 20 Milliarden Euro besser sein als der Markt?

      Bislang hat es gut geklappt.

      Begrenzt die Größe Ihre Chancen, auch in kleine Firmen zu investieren?

      Nein, ich habe rund 250 Werte im Fonds, das heißt, im Durchschnitt macht jede Position 0,4 Prozent des gesamten Portfolios aus oder achtzig Millionen Euro. Die kann ich auch in ein kleines Unternehmen mit einer Milliarde Euro Marktkapitalisierung investieren.

      Was war Ihre beste Entscheidung in den vergangenen Monaten?

      Ich habe stark auf Energieaktien gesetzt, eine Branche, die wir für gewöhnlich untergewichten, weil es hier so viele schwergewichtige Unternehmen wie BP, Shell oder Total gibt. Die machen normalerweise keine großen Sprünge. Zum Glück gibt es auch Raffinerien und kleinere Explorationsfirmen. Sie alle profitierten davon, daß der Ölpreis so stark stieg.

      Rechnen Sie damit, daß Ölaktien weiter gut laufen?

      Sie könnten eine Pause einlegen. Ich wäre aber nervös, wenn ich sie stark untergewichtet hätte. Denn die Nachfrage nach Öl ist trotz des hohen Ölpreises groß und die Aktien sind noch immer moderat bewertet. Sie könnten also auch dann gewinnen, wenn der Ölpreis nicht weiter klettert.

      Wo sehen Sie noch Chancen?

      Entwicklungsländer, vor allem China, bleiben ein großes Thema. Seit fünf Jahren hat die Weltwirtschaft neue und sehr starke Antriebskräfte: Ein zunehmender Teil des Wachstums kommt aus Schwellenländern, deren Bevölkerung der Mittelklasse angehören will.

      Viele Leute sehen Asien als Bedrohung für Europa.

      Ich betrachte es als Chance. Chinesen und Inder kaufen Investitions-, Luxus- und Konsumgüter. Auch die Nachfrage nach Rohstoffen, vor allem Metallen, wird hoch bleiben. Das sind gute Nachrichten für Unternehmen auf der ganzen Welt - auch in Europa. Allerdings profitieren nicht alle, wie das Beispiel von VW in China zeigt. Die Zeiten der schnellen Gewinne sind vorbei.

      So mancher fürchtet, daß der ganze China-Boom bald vorbei sein könnte, Sie nicht?

      Schon möglich, daß China irgendwann einen Rückschlag erlebt. Aber in zehn oder fünfzehn Jahren werden wir zurückblicken und sagen: Das große Ding nach der Jahrtausendwende war das starke Wachstum der Schwellenländer. Erstaunlich, wie lange es anhielt.

      Das Gespräch führte Catherine Hoffmann.


      Text: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 02.10.2005, Nr. 39 / Seite 51
      Bildmaterial: F.A.Z.-Wonge
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      schrieb am 05.10.05 11:18:13
      Beitrag Nr. 2 ()
      VW heute schon über 4% in MInus! Ist Porsche mit dem Blockkauf fertig?


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