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    Ich freue mich für Dresden - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 27.10.05 12:48:57 von
    neuester Beitrag 05.11.05 11:15:51 von
    Beiträge: 89
    ID: 1.015.977
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      schrieb am 27.10.05 12:48:57
      Beitrag Nr. 1 ()
      Am Sonntag wird die Frauenkirche neu geweiht.Jahrzentelang war sie Symbol für den schrecklichen Krieg, jetzt wird sie zum Symbol für die Aussöhnung und gibt Dresden einen Teil seiner Silhouette zurück. Den Dresdnern kann man dazu nur gratulieren.





      http://www.frauenkirche-dresden.org/
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 12:55:05
      Beitrag Nr. 2 ()
      :)

      Respekt vor dieser Leistung ! Ein wunderschönes Bauwerk !

      Dresden ist eh schon eine der schönsten Städte Deutschland´s ... hat jetzt noch mehr an Attraktivität
      gewonnen !


      SUPER :)
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 12:56:52
      Beitrag Nr. 3 ()
      Uih .. das ist aber wirklich beeindruckend! :eek:
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 12:57:48
      Beitrag Nr. 4 ()
      Jetzt muss nur noch eine Nutzungsänderung bewilligt werden! :laugh:
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 12:58:07
      Beitrag Nr. 5 ()
      Hoffentlich kommen dann auch mal ein paar Dresdner Sonntags zu Messe. Oder war ihnen nur die "Silhouette" wichtig?

      ;

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      Avatar
      schrieb am 27.10.05 12:58:21
      Beitrag Nr. 6 ()
      toll, da sieht man mal wozu die deutschen Bürger ohne den Staat in der Lage sind.

      Jetzt sollten als nächstes das Stadtschloß in Berlin wiederaufbauen und diesen Bunker des Zwanges und der Unterdrückung endlich abreißen!
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 13:01:54
      Beitrag Nr. 7 ()
      Hm...für mich war und ist die Frauenkirche ein persönliches Denkmal für Arthur Harris.
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 13:02:04
      Beitrag Nr. 8 ()
      DRESDNER FRAUENKIRCHE

      Auferstanden aus Ruinen

      Von Judka Strittmatter

      Die steinerne Schönheit erstrahlt in neuem Glanz: 60 Jahre lang waren die Trümmer der Dresdner Frauenkirche ein Symbol für den Schrecken des Krieges. Am Sonntag wird das Gotteshaus neu geweiht. Besucher aus aller Welt fragen sich nun: Wie konnten die Dresdner all die Jahre ohne sie leben?


      Es wird ihr Tag sein, alles sitzt: Schabracken, Rosetten und Pilaster. Und als hätte sie es geahnt, dass man selbst aus Yokohama und New York anreisen wird, um sich an ihr zu delektieren und ihr sacht über die neue Haut zu streichen, steht sie nun da - eine Schönheit in cremefarbener Robe. Sie darf das Haupt erhoben tragen: Beachtliche Herzensbildung ist ihr zu verdanken. Zwischen Ost- und Westdeutschen, Briten und Dresdnern, Ja- und Nein-Sagern. Am 30. Oktober 2005 wird sie zum zweiten Mal vermählt. Mit der Zukunft. Diesmal soll es für immer sein.



      Frauenkirche in der Morgensonne: Es wird ihr Tag sein, alles sitzt


      Je höher sie in den Himmel über Dresden wuchs, je öfter ihre Robe hinter dem eisernen Paravent hervorlugte und ihre Couturiers Schmuckstücke am Gewande applizierten - umso mehr machte sich Freude und Verzückung breit, aber auch Neid. Seitdem scheinen die schwarz-steinernen Granden links und rechts von ihr etwas düpiert. Lange Jahre waren sie die Stars am Elbufer, machten sie das Panorama aus, jetzt stiehlt die "Neue" ihnen eindeutig die Show. Hätte es sie nicht schon mal gegeben, flüstern Ergriffene aus aller Welt, man hätte sie erfinden müssen - eigens für diesen Platz. Wie konnte man in Dresden nur all die Jahre leben ohne sie?




      Konnte man ja nicht, nicht gut auf jeden Fall. Die Alten vor allem. War ja immer ein Ziehen in der Herzgegend, wenn es am Trümmerberg vorbeiging oder mal wieder einer ihre Auferstehung beschwor. Selbst bei denen, die schon lange fort waren aus der Stadt, weg nach Amerika und weiter. War plötzlich alles wieder da - die Toten und die Bomben, das Inferno. 13. Februar 1945. Das Trauma dieser Kriegsnacht wirkte nach, in alle Winkel dieser Welt. Dresden vermisste ein Stück Seele.

      Dem Dresdner ist die Heimat alles

      Mitte der Neunziger, als sie dann doch emporwuchs, der Torso Form annahm, da stiegen immer wieder Tränen auf, in Umfragen und Interviews. Die Dresdner hatten lange selbst gezweifelt: Ein Kirchenbau aus Spenden? Klappt doch nie! So harsch war die Stimmung gegen das Bauvorhaben, dass selbst Frauenkirchen-Stiftungschef Eberhard Burger am Anfang noch befürchtete, "hier etwas Schlechtes anzugehen".




      Dem war nicht so, der Sachse von der Elbe brauchte nur Zeit, sich zu gewöhnen. Eigentlich sind ihm Geschichte und Kultur ein Lebenselixier, und die Heimat alles. Wo bitte kriegt man 16.000 Menschen auf die Straße, nur weil sieben Kirchenglocken aus der Gießerei ankommen? Den Gewerkschaften vor Ort gelang das nicht, dem Kirchenbau am Neumarkt schon.

      Wann immer ein Highlight im Bauplan der Kirche anstand - die Dresdner waren da, zu Tausenden. Bewehrt mit Kamera und Taschentuch. Kein Preuße wird je weinen, sollte man das Stadtschloss wieder hochziehen in Berlin. Selbst die Leipziger - auch anders drauf. Schauen lieber nassforsch in die Zukunft als auf alte Zeiten. Hat den Dresdnern diese Liebe ihr starker August eingeimpft? Seine Residenzstadt, so gebot der Sachsenkönig, sollte Venedig an Liebreiz übertreffen. Er kam nah ran.

      Eine Stadt hat ihren Mythos wieder. Verwundet in der Nacht vom 13. zum 14. Februar vor 60 Jahren, zusammengesackt zwei Tage später, wiederauferstanden 2005. Zu DDR-Zeiten ein Mahnmal. Denn eine Kirche wiederaufbauen im Arbeiter- und Bauernstaat? Wiederbeleben eine Insignie des überwundenen Bürgertums? Nicht mit den gottlosen Genossen. Zwinger und Semperoper - ja, Frauenkirche - nein. Ein Versuch, es doch zu tun, versickerte im Nachkriegschaos, Kirchensteine wurden am Elbufer verbaut oder von Engagierten, so genannten "Mumienräten", in Sicherheit gebracht. Egal: Das Leben hielt sich wacker dort im 13 Meter hohen Trümmerberg. Wären sonst die Birken am Nordwestturm so hoch geschossen? Und die Rosenhecken - in den Achtzigern als Bauzaun-Substitut gepflanzt - so wild gerankt? Die Sorte, rosa mit dunklem Laub, ist heute wieder lieferbar, der Stock für 25 Euro. Ihr Name: "Dresdner Frauenkirche".



      Plätze in der Kirche werden ausgelost


      Wenn das Gotteshaus nun ein zweites Mal dem Leben übergeben wird, werden auch die Briten da sein, deren Vorfahren damals die Bomben vom Himmel runterkippten. Einer von ihnen, Alan Smith, ist Schmied des neuen Kuppelkreuzes. Sein Credo: Wiedergutmachung. Smith` Vater bombte mit in jener Nacht, das plagte ihn noch Jahre später. Die Leittiere des Aufbaus, Ludwig Güttler und Eberhard Burger, sind grau geworden in 13 Jahren Schufterei. Der Tag der Weihe wird auch ihr Tag sein. Und Vorwürfe wie der zunehmender Eitelkeit proportional zum aufstrebenden Kirchenrumpf werden dann wegschwimmen wie Treibsand in der Elbe. Sie haben Großes hier geleistet. Stiftungschef Burger bestand auf Spender und Dresdner bei diesem Weihe-Fest, nicht abgehalten werden sollten die von den Sicherheitssperren für Staatsoberhäupter. Um der Gerechtigkeit willen wurden die Plätze in der Kirche ausgelost. Es sind 1800.




      Baudirektor Eberhard Burger: Dresdner und Spender sollen bei der Weihe anwesend sein
      Wo sitzt der Bundespräsident, wer ist zuerst dran auf der Redeliste? Dann noch die Festakt-Durchgangsproben, mit Stoppuhr und Komparsen. Wie lange wird was dauern? Ansprachen, Orgelspiel, Applaus? 600 Journalisten sind akkreditiert, aus aller Welt, ganz dicht ran dürfen nur ZDF und MDR. Ob auch im Steigenberger - noch im Rohbau - TV-Stationen in Stellung gehen, ist topsecret. Strategisch günstig steht es ja.

      Nie hat ein Bauwerk so die Massen umgetrieben, Manager und Kinder, Omas und Nobelpreisträger. 13.000 Unterstützer in 23 Ländern. Und Freundeskreise in der ganzen Welt. Sie gaben Geld, manche ihr Erbe, sie buken Brote mit Frauenkirchengrundriss. Und brachten fast zwei Drittel Aufbaukosten auf, mehr als 100 Millionen Euro.

      Ernst Hirsch, Jahrgang 1936, Zeitzeuge und Dresdner Langzeit-Dokumentar der Aufbauarbeiten, klaubte als junger Mann ein Weintraubenrelief mit Goldresten vom Trümmerberg - zu Baubeginn brachte er es wieder. Jetzt schweift, wann immer er den Innenraum der Kirche betreten wird, sein Blick hoch an die rechte Ecke des Altars - da hängt das Stück mit einer neuen Haut aus Gold.


      "Die Kürsche wor een Schmäckerschen"

      Die Bauarbeiten - manchmal Märchen, meistens Krimi. Und Recycling-Großprojekt: 43 Prozent der alten Steine wurden dem Neubau transplantiert. Bei den Räumungsarbeiten förderten Enttrümmerer auch Unerwartetes zu Tage: Neben Begehrlichkeiten wie altem Kuppelkreuz, Christusfigur und Grabstatt des ersten Kirchenbaumeisters George Bähr auch Filmrollen des Reichsluftfahrtministeriums und - mit komplettem Inhalt - die Besenkammer der Kirchen-Zugehfrau. Teppichklopfer, Luntenhalter, Schrubber, Scheuerlappen - alles da und bestens konserviert. Selbst ihre Schuhe. Ein Einsatzort für deutsche, vor allem einheimische Firmen, war die Baustelle am Neumarkt, ein Einmaligkeitsprojekt für Tischler, Schweißer, Zimmermänner. Manch einer kann noch nicht glauben, dass nun Schluss ist.

      "Die Kürsche wor een Schmäckerschen", resümiert man melancholisch. Väter und Söhne schreinerten und restaurierten hier gemeinsam und häuften so Erzählstoff fürs Familienalbum an. Neben sinnlichen Details (Gestühl aus Tannenholz, Innenraum-Farbe aus Firnis, Eidotter und Leinöl), sickerten auch kuriose ins neugierige Publikum: ein Klohäuschen am Kuppelrund für höhenmutige Bauarbeiter musste befestigt werden (temporär), und eine "Taubenvergrämungsanlage" (stationär) an Fensterbänken und Gesimse. Taubenkot und Wasser - in ihrer Allianz die Ätzkraft von Salzsäure besitzend - sollen der Schönen nicht die jungfräuliche Haut versauen.

      Nicht immer flutschte es am Bau wie auf dem Spendenkonto: In 13 Jahren gab`s auch Hin und Her. Kuppel- und Orgelstreit, Sandstein statt Beton, modifizierte Orgel statt Silbermann-Kopie. Dann klangen noch die ersten Glocken schief im Ton, zu opulent der Zierrat auf der Glockenhaut, sie mussten neu gegossen werden. Bei allem behielt die Oberhand: Baudirektor Burger. Auch der Altar, herausgeschält aus den Ruinen, generierte einen Meinungsstreit: Als Mahnmal belassen oder restaurieren? Er wurde wiederhergestellt.

      Merchandising-Maschinerie rattert

      Allezeit zum Mitreden bereit: der Bürger. Schließlich ist und war es seine Kirche, schon beim ersten Mal. Auch zwischen 1726 und 1743 brachte er das meiste Geld auf für das Gotteshaus. Also wenn schon Wiederaufbau, bitte richtig. Müssen Fahrstuhl, Toiletten und Garderobe sein? Wird das Ganze dadurch nicht zu museal? In den Lokalzeitungen kriegt über die Jahre jedes Frauenkirchen-Fitzelchen seinen Raum. Zeitzeugen werden vernommen, ihre Hochzeitsfotos mit Frauenkirche abgedruckt. "Steinpaten" finden ein Forum für ihre Euphorie genau wie Trümmerfrauen, die sauer sind: Nicht alle Bomben-Betroffenen und Aufbau-Involvierten werden einen Platz im Kirchenschiff zur Weihe finden. Wo Licht ist, ist auch Schatten.




      Anfang des Jahres noch was: Der Aufstieg in die Kuppel schien bedroht. Zu viele Besucher traten ihn mit Schlappen an - Rutschgefahr beträchtlich. Weil trotz Ermahnung auf der Stiftungs-Website weiterhin Leute ohne festes Schuhwerk erscheinen, hat man jetzt "Riemchen" angeschafft, eine Sonderanfertigung extra fürs Frauenkirchen-Publikum. Patente Kirchenführer sind mit dem Fußhalfter behilflich. Der Blick dann von der Aussichtsplattform - eine Wucht. Und nicht mehr, wie zu DDR-Zeiten, getrübt von Nebelschwaden anrainender Chemie. Die Elbe sauber, die Luft klar - wann konnte man denn früher die Sächsische Schweiz erspähen?

      In der Frauenkirchen-Galerie gleich nebenan liegen nicht Cents im Spendenkasten, sondern Scheine. Und Nippes sieht man kaum, alles edel, alles teuer. Seidentücher, kreiert von der Ex-First-Lady Biedenkopf, Zinnteller, Radierungen, feine Gesangbücher im Schuber. Die Merchandising-Maschinerie rattert bis heute. Größter Clou über die Jahre: Die Uhren mit einem 0,04-Gramm-Frauenkirchen-Sandsteinkrümel. 17 Editionen, alle gut verkauft. Und sichtbar an Handgelenken in der ganzen Welt und bei den Stiftungsvorderen.

      "Endlich zu Hause!"

      Gänzlich zu klären wird nach der Weihe noch die Frage sein: Wie sieht der Kirchen-Alltag aus? Wird sich eine Gemeinde etablieren? Kann man mitten im Touristenrummel andachtsvoll den Gottesdienst abhalten? Hochzeiten und Taufen sind nun wieder möglich, schon jetzt stehen die Telefone im Pfarramt nicht mehr still. Und weil Versöhnung das große Karma dieser Kirche ist, offerierte Ludwig Güttler kürzlich dies: Hier könnten sich doch Israelis und Palästinenser treffen, Zerstrittene, Kriegsgegner, Kombattanten. Dresden und seine Frauenkirche als Head Office der Friedensbewegung dieser Welt. Inklusive musischer Grundversorgung, die ist natürlich Pflichtprogramm: Orgelandachten, Sonntagsmusiken, Matineen.

      "Da ist eine Stimmung, der man sich nur schwer entziehen kann. Eine Heiterkeit. Ein Leuchten", sinnierte vor einem Jahr die Sächsische Zeitung mit Blick auf Dresdens Neue. Der Sachse von der Elbe - so ist anzunehmen - würde es anders sagen, griffiger. So wie jene alte Dame, die 2000 dem MDR im unfertigen Kirchenschiff Rede und Antwort stand. Nach einem Konzert seufzte sie tief und innig: "Endlich zu Hause!" Ihr Blick ging dabei hoch ins Kuppelrund. Ganz ohne Tränen.

      SPIEGEL
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 13:06:02
      Beitrag Nr. 9 ()


      Im übrigen sollte man sich auch mal fragen, warum die Moderne nicht in Lage ist, Architektur hervorzubringen, die eine so tiefe Identifikation bei den Menschen hervorrufen, wie z.B. das Barock oder andere Epochen.
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 13:07:26
      Beitrag Nr. 10 ()
      [posting]18.467.548 von Heizkessel am 27.10.05 13:02:04[/posting]Wie konnten die Dresdner all die Jahre ohne sie leben?

      Ich nehme mal an, die Dresdner sind die ganzen Jahre über für ihren sonntäglichen Gottesdienst auf andere umliegende Kirchengebäude ausgewichen.

      Schön, dass sie jetzt wieder zentral zusammen kommen können.

      ;
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 13:15:31
      Beitrag Nr. 11 ()
      #9

      das ist nicht richtig, es identifizieren sich z.B. jeden Samstag 60.000 mit der Allianz-Arena in München.
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 13:17:16
      Beitrag Nr. 12 ()
      Von wem wurde denn der Wiederaufbau finanziert?

      haben sich amerikanische Gläubige auch daran beteiligt?
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 13:18:34
      Beitrag Nr. 13 ()




      Canalettos Ansichten

      und heute
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 13:21:04
      Beitrag Nr. 14 ()
      Ich finde diese Leistung beeindruckend, ähnlich wie der Wiederaufbau der Würzburger Residenz, des Warschauer Stadtschlosses u.ä. Besonders zählt hier in Dresden das private Investment und Engagement. Wenn ich auch kein Freund des Barock bin, so muß ich einfach sagen, dass Dresden nochmal an Attraktivität gewonnen hat.

      Hier in Berlin kann ich nur heulen, wenn ich mir dieses Herumgeseiere um Wiederherstellungen von historischer Bausubstanz anhören muß. Hier bei uns gilt nämlich ein Wiederaufbau als "historisierend", und das ist, aus welchen Gründen auch immer, immer gleichbedeutend mit igittigitt, macht man nicht, pfui! Nicht historisierend ist übrigens das Übergehen der historischen Wandbemalungen beim Neuaufbau des Neuen Museums zugunsten der besonderen Heraushebungen der Kriegsschäden. Anders als bei der Dresdner Frauenkirche, wo ja auch zu sehen ist, was alt und was neu ist, insgesamt aber das Erscheinungsbild wieder originalgetreu ist, ist das Verfahren in Berlin einfach zum Haareausreißen, denn man erhält jetzt ein total renoviertes Gebäude, das mit sehr viel Mühe zum Detail, was Risse und Einschüsse angeht, wie eine Ruine aussieht, die gleich zusammenbricht. Diese historische Betrachtungsweise ist selbstverständlich nicht historisierend = igittipfui, sondern künstlerisch wertvoll (bestimmt auch sehr aufwendig und teuer) und historisch sehr korrekt... :rolleyes:

      Stadtschloß hin oder her (es gibt viele Gründe dafür, aber auch dagegen), aber es nicht wieder aufzubauen, weil man die Berliner Mitte nicht "historisieren" möchte, das ist einfach unglaublich. Die Dresdner haben da ein ganz anderes Verhältnis zu ihrer Stadt. Gut so!
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 13:25:00
      Beitrag Nr. 15 ()
      [posting]18.467.709 von wellen am 27.10.05 13:17:16[/posting]#11 ich bezweifle, daß nach einer zerstörung der arena, außer ein paar hardcore fans tränen fließen werden, falls der wiederaufbau stattfinden sollte.

      #12 empfehle dir den artikel zu lesen und auf die hp zu gehen.


      Frauenkirche am 22. August 2002 - nach der Flut. Südseite
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 13:26:18
      Beitrag Nr. 16 ()
      Also, ich muss sagen: ich bin wirklich gerührt. Mit am schönsten ist auch, dass in Zeiten von Geiz-ist-Geil und Talkshow-Müll doch eine erstaunlich große Zahl von Leuten eine umwerfende Initiative und eine Menge Umsetzungsenergie gezeigt haben - abgesehen von den zahlreichen Spenden.

      Der Aufbau der Frauenkirche hat wohl mehr bewirkt als jeder "Du bist Deutschland"-Film es je könnte. Es geht wirklich richtig ans Herz, muss ich zugeben.

      LM
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 13:34:34
      Beitrag Nr. 17 ()
      [posting]18.467.750 von mausschubser am 27.10.05 13:21:04[/posting]Mausschubser, ich gebe dir ein weiten Teilen recht. Diese Art der Erinnerungskultur erscheint vielleicht 60 Jahre nach Kriegsende heutigen Generationen fragwürdig, dennoch ist es verständlich, daß man angesichts der größten Katastrophe der Deutschen Geschichte nicht hinterher alles so aufbauen wollte/konnte wie vorher und so tun konnte, als sei nichts passiert. Die Polen haben dazu natürlich ein anderes Verhältnis, wenn sie Teile ihrer Städte rekonstruiert haben.

      Ich finde die ganze Diskussion um das Stadtschloss da fragwürdig, wenn 15 Jahre lang über die historische Mitte Berlins diskutiert wird und über die besondere Bedeutung des Ortes, und die Sichtachsen etc etc, wenn 100 Meter Luftlinie zwei 0815 Renditearchitektur Klötzer hingeklatscht werden, mit ner Fassade, als ob man in irgendnem Oberzentrum ein Einkaufszentrum gebastelt hätte.
      Dann können wir uns das auch alles schenken.
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 13:38:28
      Beitrag Nr. 18 ()
      Nach Dresden wurde auch mal ein kleiner deutscher Kreuzer benannt der bereits 1907 seinen Stapellauf hatte.



      Er stiess Ende Okt. 1914 zum Ostasiengeschwader von Vizeadmiral Graf Spee, nahm an den Schlachten vor Coronel
      (1.Nov.) und an den Falklandinseln 8.Dez) teil.
      Er entkam aus dieser als einziges deutsches Schiff, wurde am 15.März 1915 in chilenischem Hoheitsgebiet der Insel Juan Fernadez von mehreren englischen Kreuzern angegriffen und von der eigenen Besatzung gesprengt.
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 13:45:18
      Beitrag Nr. 19 ()
      [posting]18.467.799 von Heizkessel am 27.10.05 13:25:00[/posting]mein posting hat doch mit der Allianz Arena nichts zu tun.
      Es ist doch nur zufall, dass ich Bayer bin und die Arena in
      meinem Freistaat gebaut wurde.

      Aber es geht doch bei allem auch immer nur ums Geld.

      Das ist doch die Religion des Kapitalismus

      Deshalb interssiert mich ganz einfach auch - wo diese Gelder überall herkammen.

      Amerikanische Bombergeschwader waren die zerstörer der Stadt Dresden. Diese sollten Spenden in erster Linie dafür geben.

      Das sich Menschen grenzüberschreitend gegenseitig helfen ist ja beachtenswert und gut. Es sollte selbstverständlich sein.
      Dann könnten Interessen anderer Mächte vielleicht etwas eingeschränkt werden.
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 13:47:33
      Beitrag Nr. 20 ()
      #17 Nun kann ich mich dir eigentlich vorbehaltlos anschließen. Die Kriegserfahrung kann man ja auch anders einbauen, zum Beispiel mit Anschauungstafeln zum Krieg (wobei gerade Berlin streckenweise davon gepflastert ist, dass man fast von der einen zur anderen spucken kann), zum Beispiel zum Zeigen solcher Schäden an bestimmten Stellen, die ja auch nicht nur im Keller sein müssen. Man kann das doch alles ein wenig anders kombinieren, aber Kriegsschäden im großen Stil als politisches Programm zu konservieren, das ist doch hanebüchen, wenn man mal von der Gedächtniskirche als echtes Mahnmal absieht. Mich ärgert eben auch das prinzipielle Brandmarken historischer Ansichten als unzeitgemäß. Warum? Was ist daran so schlecht, etwas Altes wiederherzustellen, immer vorausgesetzt, es ist bezahlbar?

      Zu den stadtplanerischen Idiotien, die du auch ansprichst, kann ich ebenfalls nur den Kopf schütteln. Meiner Meinung nach wird das ganze Thema um die Berliner Mitte bewußt verschleppt, um ja nicht zu entscheiden. Die Palastruine wird uns noch viele Jahre erhalten bleiben, immer kurz vor dem Abriß stehen und dann dennoch immer wieder der Entsorgung entkommen. Die ständige erneute Konservierung der Ruine wird uns am Ende auch eine nette Stange Geld kosten, womit man für einen Neubau, egal, wie er nun aussieht, ob es in Richtung Stadtschloß oder in Richtung etwas völlig anderem geht, auch einiges hätte investieren können.
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 13:49:24
      Beitrag Nr. 21 ()
      [posting]18.468.051 von wellen am 27.10.05 13:45:18[/posting]die spenden kamen von überall auf der welt, also auch aus amerika. ich weiß gar nicht, wie du dazu kommst, zu fordern, daß zu allererst amerikaner was zu spenden hätten. hier geht es nicht um aufrechnen oder reparationszahlungen, sondern um andere dinge. man kann das an der geschichte des kreuzes sehen.
      was du für dich daraus machst ist deine sache.
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 13:50:59
      Beitrag Nr. 22 ()
      Nochmal #17: Heizi, eine private Frage, was ist eigentlich ein Oberzentrum? :eek: Werden da Kellner ausgebildet oder ist das die Machtzentrale der bundesdeutschen Gastronomiefrackträger? Wenn die wirklich schon Einfluß auf die städtebauliche Architektur haben, so vermute ich hier eine tiefgehende Verschwörung im Staate...

      Nix für ungut, war einfach eine nette Vorlage... ;)
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 13:54:42
      Beitrag Nr. 23 ()
      Der "Palast der Republik" (ein echter Schandfleck, jetzt mal unabhängig von Ideologien) wird uns noch lange erhalten bleiben, weil man die PDS-Klientel nicht vor den Kopf stoßen will - das ist halt das Symbol der Ostalgie, obwohl sich das langsam abschleift, ist mein Eindruck.

      In Berlin hat man sich an den Anblick gewöhnt, aber Touristen sind immer richtig schockiert, dass mitten in der historischen Mitte so ein halbabgerissener Plattenbau de Luxe steht.

      In Dresden scheint der Aufbau der Frauenkirche nebenbei bewirkt zu haben, dass auch einige Gebäude im Windschatten der Frauenkirche ebenfalls wiederaufgebaut bzw. restauriert wurden. Vielleicht - so hoffe ich - nimmt das auch in Berlin etwas Borniertheit aus der Debatte. Man muss ja nicht alles originalgetreu wiederaufbauen, aber dieses Berliner Igittigitt kann ich auch nicht nachvollziehen.

      Beim Aufbau des Potsdamer Platzes....nu....ich sag lieber nüscht....nur der Witz von Harald Schmidt gefielt mir: der Potsdamer Platz sähe aus, als von Ceaucescu kurz vor seinem Tod noch mal zu Geld gekommen wäre.

      LM
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 14:01:52
      Beitrag Nr. 24 ()
      [posting]18.468.113 von Heizkessel am 27.10.05 13:49:24[/posting]Ich mach nichts daraus.
      Über alles sollte einmal der Staub des Vergessens fallen. Verzeihen ist auch immer der Anfang eines Neubeginns.

      Aber vielleicht ist unsere Geschichte noch zu jung um nicht danach zu fragen wer der Zerstörer war.

      ImÜbrigen ist das ganze nur ein prächtiger Steinhaufen der wohl liebe und Geduld von den Erbauern forderte, aber es ist auch ein sog. Gotteshaus, aus dem der Besucher nicht dringend
      als guter Christ herausgeht, wenn er nur vor Bewunderung für das Bauwerk hineintritt.
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 14:04:28
      Beitrag Nr. 25 ()
      #23:laugh::laugh:

      daß man die frauenkirche und das stadtschloss nicht vergleichen kann, macht sich an der frage der nutzung fest. selbst in einem säkualen deutschland kann man in einer kirche immer noch gottesdienste abhalten, aber was macht man in einer republik mit einem rekonstruierten schloss? es gab in den jahren viele vorschläge zur nutzung, die alle nicht so richtig überzeugt haben.
      also moderner kasten mit historisierender fassade?
      soll form und inhalt halbwegs überein stimmen?
      ist es ehrlicher eine moderne fassade für ein, wie auch immer genutztes gebäude zu bauen, oder werden wir dem geschichtlichen ort eher gerecht, wenn wir ihm das ursprüngliche gesicht wiedergeben? ist es dann disney oder fälschung? sind manche fälschungen nicht evtl. besser, als ein ungeliebtes original?
      ich weiß es nicht, der status quo ist aber typisch für unsere aktuelle phase.
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 14:06:40
      Beitrag Nr. 26 ()
      #19 Selbstverständlich kamen auch Spenden aus den USA und insbesondere auch aus Großbritannien; dies war umso wichtiger, wie viele Dresdner durch die Strategie des englischen Kommandanten "Bomber" Harris ein eher gespaltenes Verhältnis zu England haben. Das Kuppelkreuz ist übrigens ein Geschenk des britischen "Dresden Trust", dessen Vorsitzender der Herzog von Kent, ein Vetter der Königin ist. Zum Symbol der Aussöhnung wird diese Geste zudem, dass das Kreuz unter Anleitung eines englischen Silberschmiedes, dessen Vater Dresden als Pilot angegriffen hatte, angefertigt wurde. http://www.mdr.de/kultur/1445293.html

      Ich glaube, hier sollte man nicht aufrechnen, wieviel nun Deutsche, Amerikaner und Briten jeweils gezahlt haben, denn das Ganze kann eh nichts anderes als eine Geste, ein Symbol sein, oder glaubst du, dass irgendetwas das Unrecht wiedergutmachen könnte? Gerade vor dem Hintergrund, wer den Krieg eigentlich ursprünglich angezettelt hatte...
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 14:15:29
      Beitrag Nr. 27 ()
      #25 Als Berliner schlägt mein Herz einfach dafür, das Stadtschloß in seiner Fassade wiederzuhaben. Ich würde auch dafür spenden. Die Innenraumdebatte ist natürlich wirklich schwierig, da anders als in erhaltenen Gebäuden nicht so richtig ein Museum daraus gemacht werden kann. Die Überlegungen in Richtung Bibliothek und repräsentativen Veranstaltungsort fand ich eigentlich nicht schlecht, aber so tiefgehend habe ich das auch nicht verfolgt, als dass ich da fundiert mitreden könnte. Ich empfinde übrigens eine originalgetreue Rekonstruktion nicht als Disney, sondern als Wiederherstellung, ansonsten wäre ja die Frauenkirche auch Disney.

      Aber am günstigsten wäre es sicherlich, man würde sich einen Architekten kommen lassen, der in Las Vegas Großhotelfassaden gestaltet, der macht dann `ne poppige Pseudorekonstruktion im modernen Stil von der Außenhaut des alten Schlosses, und innen rein kommt dann der größte Drive-In-Baumarkt der Welt. Das würde dem Zeitgeist vollkommen entsprechen, und ganze Familien würden begeistert täglich die Mitte Berlins besuchen und Bretter und Akkuschrauber raustragen, äh, -fahren... :p
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 14:15:46
      Beitrag Nr. 28 ()
      I love my Dresden...
      ich bin jedesmal total begeistert wenn ich davor steh...
      noch mehr flair entsteht wenn der Neumarkt um die Frauenkirche erst wieder aufgebaut ist...
      aber das schaffen wir bestimmt nicht bis zum stadtjubiläum 2006.

      grüße aus DD
      :kiss:longwave
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 14:16:26
      Beitrag Nr. 29 ()
      der westen wird´s schon zahlen ...
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 14:20:33
      Beitrag Nr. 30 ()
      [posting]18.468.455 von broker2204 am 27.10.05 14:16:26[/posting]broker, mit verlaub, du bist wie immer ein totaler blindgänger.
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 14:36:10
      Beitrag Nr. 31 ()
      [posting]18.468.455 von broker2204 am 27.10.05 14:16:26[/posting]So wird´s wohl sein.

      Die Geldrage ist und bleibt relevant.

      Wir lassen uns von ein paar Ossis nicht den Schee als schwarz verkaufen. :D:D
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 14:43:25
      Beitrag Nr. 32 ()
      Dabei kommt mir der Gedanke:

      Ich sammle jetz auch mal bissl.
      Vielleicht baut man ja auch das Haus meines Grossvaters wieder auf, welches nach seiner Vertreibung aus Ostdeutschland niedergerissen wurde. Oder man stellt die ganzen Brückenheiligenstatuen wieder hin welche von besessenen Kommunisten zerstört wurden.:rolleyes:
      Fragt sich nur, ob das die Tschechen auch verstehen würden?
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 14:46:21
      Beitrag Nr. 33 ()
      [posting]18.468.455 von broker2204 am 27.10.05 14:16:26[/posting]So sieht´s nämlich aus.:mad::mad::mad:
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 14:55:07
      Beitrag Nr. 34 ()
      #32 Na los, sülz nich rum, sondern fang schon mal an; steht dem doch nichts im Wege, wenn du eine eigene Spendenaktion auf die Beine stellen willst, jedenfalls besser, als ständig das Rummäkeln am Erfolg anderer. ;)

      Wo genau in Ostdeutschland hat dein Großvater eigentlich gelebt, wenn es da Probleme mit Tschechen gab? Sind Teile von Schlesien damals auch an die CSSR gefallen? Oder meinst du das Sudetenland? Reine Nachfrage aus Interesse...
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 15:04:08
      Beitrag Nr. 35 ()
      Diese Frage beantworte ich nicht jedem - da ich dich nicht kenne macht man sowas nicht öffentlich.
      Also frag auch nicht öffentlich - und wenn du dich wirklich dafür interssieren solltest, dann muss ich auch erst wissen
      warum.

      Ich bin auf die Dresdner mit ihrer neuen Frauenkirche nicht neidisch - lenk da nicht deine Vorurteile hin.
      Meinetwegen setzt sich jeder Dresdner die Kuppel der Kirche als Hut auf den Kopf.:D
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 15:18:17
      Beitrag Nr. 36 ()
      eins sollte man nicht vergessen spenden, tut jeder immer noch freiwillig...Ob Ost oder West:laugh:
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 15:52:08
      Beitrag Nr. 37 ()
      [posting]18.469.342 von longwave am 27.10.05 15:18:17[/posting]freiwillig oder nicht freiwillig

      ist zweitrangig.

      besser gesagt heisst es : was beabsichtigt der Spender mit seiner freiwilligen Spende.

      Vielfach geht es um Verbesserung des persönlichen Images.
      Er investiert also sein Geld steuerbegünstigt in seine
      eigene Person.

      Noch was?
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 18:31:14
      Beitrag Nr. 38 ()


      Avatar
      schrieb am 27.10.05 19:08:45
      Beitrag Nr. 39 ()
      Die Kuppel wär wirklich ein schönes Touristenhütchen.:laugh:

      Was für Preissen :D

      lass ein paar anfertigen und verkauf sie in Dresden.


      Du kannst ein Bombengeschäft machen Heizkessel.:laugh::laugh::laugh:
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 19:12:36
      Beitrag Nr. 40 ()



      religiöse Preissen :D
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 20:31:23
      Beitrag Nr. 41 ()
      Wird in dieser Kirche auch die Messe gelesen oder ist sie eine rein touristische Attraktion?
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 20:38:42
      Beitrag Nr. 42 ()
      stella, wenn du ein mal im leben einen thread in dem du postest auch lesen würdest, könntest du dir manche frage sparen.
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 21:28:46
      Beitrag Nr. 43 ()
      auch wenn die Kirche eingeweiht wird, heißt das noch lange nicht, dass sie als Kirche genutzt wird. Soldaten werden auch geweiht und gesegnet!
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 21:31:27
      Beitrag Nr. 44 ()
      [posting]18.474.412 von StellaLuna am 27.10.05 21:28:46[/posting]eine fast komplett zerstörte Kirche wird nach Originalplänen aufgebaut - erinnert mich irgendwie an Disney World :D
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 21:36:12
      Beitrag Nr. 45 ()
      [posting]18.468.299 von Heizkessel am 27.10.05 14:04:28[/posting]Du solltest mal die bayerischen Schlösser besichtigen, dann wirst Du den Unterschied zwischen einer Kirche und einem Schloss sehr bald feststellen.
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 21:39:17
      Beitrag Nr. 46 ()
      vergiss es einfach.
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 21:40:30
      Beitrag Nr. 47 ()
      Ich halte den Aufbau dieser Kirche für Größenwahn pur und kann diesen Zirkus nicht nachvollziehen.

      Würde heute jemand irgendwo ein Cuvillies-Schloss bauen lassen, würde man ihn für verrückt erklären.
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 21:41:32
      Beitrag Nr. 48 ()
      [posting]18.474.623 von Heizkessel am 27.10.05 21:39:17[/posting]die Presseberichterstattung verhindert das Vergessen leider!
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 21:42:48
      Beitrag Nr. 49 ()
      Ein Stück deutscher Geschichte.
      Ein tolles Bauwerk, dieser Wiederaufbau hat sich gelohnt.
      Ich bin froh und freue mich sehr, dass dieses Gebäude wieder auferstanden ist.

      Wer das mit Disney World vergleicht, war wohl bisher weder in Disney World noch in Dresden. Schon schade wie gleichgültig dass manchen Leuten ist.
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 21:45:29
      Beitrag Nr. 50 ()
      stella, du bist diejenige, die im größenwahn lebt und meint, über alles urteilen zu können. in deiner borniertheit weißt du nicht mal, ob die kirche als kirche genutzt wird, weigerst dich den thread zu lesen, und weißt, daß es sich hierbei um disney und größenwahn handelt.
      gottseidank ist dir nichts peinlich.
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 21:46:13
      Beitrag Nr. 51 ()
      [posting]18.474.684 von TalonKarrde am 27.10.05 21:42:48[/posting]hoffentlich müssen wir Deutschland nicht insgesamt so wieder aufbauen wie es vor der Bombardierung war, denn Baugeschichte gab es auch andernorts!

      Ich muss sagen, das Hunderwasserhaus beeindruckt mich jedenfalls mehr als die Pseudo-Frauenkirche.
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 21:50:57
      Beitrag Nr. 52 ()
      der frauenkirche ist es auch egal, ob du sie beeindruckend findest.
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 21:50:58
      Beitrag Nr. 53 ()
      Ich freue mich wirklich SEHR für die Dresdner und finde, dass sie - zusammen mit allen Unterstützern - wirklich sehr stolz auf diese Leistung und die Bereicherung für ihre Stadt sein können. Ich kann es wirklich gar nicht fassen, dass aus einer privaten Initiative einiger weniger mit einer Menge Enthusiasmus so viel erreicht worden ist.

      Und dass sich am Ende sogar viele Leute aus dem Ausland, ja sogar Briten richtig mit Herzblut daran beteiligt haben. Was ist denn Völkerverständigung, wenn nicht DAS? Das ist doch mehr, ja Lichtjahre mehr, als irgendso eine Gedenktafel, die es an jeder Straßenecke gibt?

      Das ist wirklich ein ganz großer Tag für Dresden, einfach einmalig. Herzliche Glückwünsche, kann man da nur sagen.

      LM
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 21:51:54
      Beitrag Nr. 54 ()
      [posting]18.474.738 von Heizkessel am 27.10.05 21:45:29[/posting]Was den Größenwahn anbelangt, muss ich Dir leider Recht geben. Als ich das erste mal vor dem Potsdamer Schloss stand, war ich maßlos enttäuscht und dachte an die wunderschönen bayrischen Schlösser. Manch eine Kirche war so prächtig anzusehen, dass ich sie auch innen besichtigen musste. Besonders beeindruckend fand ich die Nikolaikirche in Potsdam. Die "Bemalung" erinnerte mich an die Küchenhandtücher meiner Mutter.

      Meine "Borniertheit" ist Dein Problem, aber ich habe keine Zweifel, dass Du damit zurechtkommen wirst.
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 21:55:17
      Beitrag Nr. 55 ()
      [posting]18.474.867 von LadyMacbeth am 27.10.05 21:50:58[/posting]Und dass sich am Ende sogar viele Leute aus dem Ausland, ja sogar Briten richtig mit Herzblut daran beteiligt haben. - das ist schön gesagt! Hoffentlich wird man noch mehr Gebäude statt mit Geld mit Herzblut wieder aufbauen bzw. restaurieren können.
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 21:55:26
      Beitrag Nr. 56 ()
      [posting]18.474.867 von LadyMacbeth am 27.10.05 21:50:58[/posting]gut gesprochen mylady!
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 22:19:24
      Beitrag Nr. 57 ()
      [posting]18.474.985 von StellaLuna am 27.10.05 21:55:17[/posting]Ich weiß, für Dich wäre der Aufbau der Frauenkirche nur dann akzeptabel, wenn die Kirche in Zukunft als Schule für Orientalischen Bauchtanz oder afrikanische Trommelkurse genutzt würde. Und mindestens zehn Gedenktafeln drangenagelt würden, wo daran erinnert wird, dass es Deutschland war, das den Krieg angefangen hat und dass daher sämtliche Deutschen für alle Zukunft Schuld auf sich geladen haben und außerdem ein Frauenkirchenverbot verhängt wird für alle, die je ihre Nase in die Bibel gesteckt haben.

      Der politisch-korrekte Wahn macht bei manchen die Gesetze. Da ich ein toleranter (hüstel) Mensch bin, perlt das an mir ab wie Wasser an einer Ente.


      LM
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 22:31:32
      Beitrag Nr. 58 ()
      Ich freue mich auch für die Dresdner die es jetzt näher in die Kirche haben, kann mich aber für einen originalgetreuen Nach - oder Neubau nicht begeistern. Würde der Bau nicht als Kirche genutzt hätte man besser ein Parkhaus dort hingebaut.
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 22:41:00
      Beitrag Nr. 59 ()
      es ist schon verblüffend, daß man einen kirchenbau zum gegenstand einer ideologischen debatte machen kann, aber bei wo ist offenbar alles möglich. :D
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 23:22:49
      Beitrag Nr. 60 ()
      @Heizkessel

      Die Überschrift ist einfach prima. Ich schließe mich dieser an.

      1990 war ich zum ersten Mal in Dresden und fand diese Stadt
      (von der Substands her) wunderschön. Bei nachfolgenden
      Aufenthalten konnte ich die Renovierungen verfolgen und ein wieder in
      sich geschlossenes Stadtbild (im Kern) entstehen sehen.

      Ich habe auch Fortschritte bei der Widerherstellung der Frauenkirche
      persönlich mitbekommen.

      Einen Glückwunsch an die Initiatoren und die Menschen die diesen
      Gedanken umgesetzt haben.


      Ein anderes Beispiel wäre Lea Rosh mit ihren Kampf um ein Denkmal
      für die Betonverarbeitende Industrie und die dafür benötigten öffentlichen
      Mittel.

      Hut ab für das was in Dresden geleistet wurde.
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 23:29:12
      Beitrag Nr. 61 ()
      Auch ich war am Wiederaufbau der Frauenkirche beteiligt.

      Im stillen Kämmerlein, weit weg von Dresden habe ich 1997 zwar kleine, aber wichtige organisatorische Arbeiten erledigt.

      Ich denke, das Ergebnis kann sich sehen lassen und stellt die Beteiligten mit ihrer Ingenieurskunst auf eine Stufe mit Michelangelo und Leonardo da Vinci.
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 23:31:30
      Beitrag Nr. 62 ()
      [posting]18.476.144 von aekschonaer am 27.10.05 23:22:49[/posting]Danke aeki, ich fühle mich direkt angesprochen!
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 23:33:53
      Beitrag Nr. 63 ()
      Ich kenne den Trümmerhaufen von einer Klassenfahrt nach Dresden in der 10. Klasse - als von Wiedervereinigung allenfalls geträumt wurde.

      Nicht nur die Dresdner können stolz auf dieses herrliche Bauwerk in seiner wiedererlangten Pracht sein!

      Und letztendlich muß man auch der SED dafür danken, daß man die Baustelle so lange konserviert hat. ;)

      Aldy
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 23:43:46
      Beitrag Nr. 64 ()
      @Aldy, ich war auch in den frühen 80ern zum ersten mal in dresden, und kann mich an die trümmer auch noch erinnern, ebenso an die vielen stadtbrachen, die allmählich geschlossen werden.


      @waldsperling, ich finde es prima, daß du mit deiner arbeit zu leonardo und michelangelo aufgeschlossen hast.
      ihr könnt dann ja jetzt zu dritt skat spielen. :laugh:

      @aek, gern geschehen
      Avatar
      schrieb am 27.10.05 23:59:39
      Beitrag Nr. 65 ()
      [posting]18.475.488 von LadyMacbeth am 27.10.05 22:19:24[/posting]lady, so liebe ich Sie

      @ aek,

      mir ging es ähnlich als ich in dresden war !
      Avatar
      schrieb am 28.10.05 00:04:04
      Beitrag Nr. 66 ()
      N’abend Waldsperling. :-)

      @Aldy
      In meinem Umfeld (Ruhrgebiet) wurden im Laufe der Nachkriegsjahre
      alte Häuser und Siedlungen abgerissen. Die Strassen sollten mehr Platz
      bekommen und Fachwerkhäuser wurden durch Wohnklos ersetzt.

      Heute treibt es die Leute in Innenstädte, wie z.B nach Hattingen, weil
      dort noch eine in sich geschlossenen Innenstadt aus Fachwerkhäusern
      besteht. Vielleicht ist es dort gemütlicher als in uniformen Einkaufszentren?

      In der DDR wurde nicht abgerissen, sondern die Substands dem Verfall
      preisgegeben. Die Gründe blende ich hier einmal aus.
      Nach der Wende wurde diese Substands mit viel Geld aus dem Westen,
      aber auch mit viel Eigeninitiative, wieder auf Fordermann gebracht.

      Ich finde das einfach schmuck und würde mich dort wohl fühlen,
      fühle mich dort wohl. Vergleichbare Städte im „Westen“ schneiden
      nach meinem dafürhalten, bedingt durch die Bausünden der 60er und 70er,
      schlecht ab.
      Avatar
      schrieb am 28.10.05 02:17:14
      Beitrag Nr. 67 ()
      #54 Wen wundert`s, dass Stella vor dem Potsdamer Schloß steht und es enttäuschend findet. Hätte mich auch enttäuscht, wenn Stella irgendetwas in der Umgebung Berlins einfach nicht enttäuschend findet... So bin zumindest ich nicht enttäuscht. :rolleyes:;)

      Ach, und wo wir gerade davon sprechen, Stella, du sprichst vom Potsdamer Schloß. Aha, soso! :eek: Ja, welches denn? Cecilienhof? Sanssouci? Neues Palais? Oder gar das Schlößchen Friedrich Wilhelms IV.? Vielleicht hast du sogar visionär vor dem Potsdamer Stadtschloß gestanden, das übrigens vielleicht auch wieder aufgebaut werden soll... (Au weia, schlimm, das! Muß mal glatt googlen, wie da der letzte Stand ist.)

      Ja, und dann ist da ja noch deine Frage Wird in dieser Kirche auch die Messe gelesen oder ist sie eine rein touristische Attraktion? Lesen kann auch bilden, Stella, denn diese Frage ist mit einem klassischen Doppelnein zu beantworten. Am 27.9. hat nämlich die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsen eine zweite Pfarrstelle für die Frauenkirche besetzt. In der Unterkirche finden übrigens schon Gottesdienste statt. Bedauerlicherweise sind in der evangelischen Kirche die Messen aber recht knapp und somit seit Jahrhunderten nicht mehr erhältlich (wobei das in Bayern bestimmt anders ist, wie ich Stella kenne)... ;) Für weiteres, wenn man Schaum vorm Mund hat, bitte erst das lesen: http://www.frauenkirche-dresden.org. Dann klappt`s auch gezielter mit dem Bilderbogen fröhlicher Einwürfe. :rolleyes::):)
      Avatar
      schrieb am 28.10.05 07:48:26
      Beitrag Nr. 68 ()
      [posting]18.475.488 von LadyMacbeth am 27.10.05 22:19:24[/posting]:laugh::)
      Avatar
      schrieb am 28.10.05 09:15:51
      Beitrag Nr. 69 ()
      #67 zum glück heißt die frauenkirche frauenkirche, so ist wenigstens die quote erfüllt. wenn jetzt noch eine pastorin eingesetzt würde, könnte sich nicht mal sit beschweren.
      Avatar
      schrieb am 28.10.05 09:47:04
      Beitrag Nr. 70 ()
      Was den Wiederaufbau zerstörter Kirchen anbetrifft,
      so haben wir hier das schon am Anfang des 20 Jahrhunderts
      durch Eigenleistung und ohne Sammelhilfe vollzugen, als unsere Pfarrkirche durch Brand vernichtet wurde.



      Hätten die Dresdner ihre berühmte Kirche nicht wiederaufgebaut - müssten sie sich wohl in Grund und Boden schämen.
      Avatar
      schrieb am 28.10.05 10:10:00
      Beitrag Nr. 71 ()
      Allein die erst vor einigen Jahren vollendete Restaurierung
      des sehr reichhaltigen barocken Innenschmucks der Kirche
      hat eine Stange Geld gekostet.



      und sie wird nicht nur sonntags von den Gläubigen und auch Scheinheiligen genutzt.:D

      Mein Beitrag war eine Bestandsaufnahme der herrlichen Sachen mit über 80 Bildern zur sog. Festhaltung des Ist -
      Zustands. Die Bild CD werde ich dem Herrn Pfarrer schenken. hi - hi
      Avatar
      schrieb am 28.10.05 12:45:56
      Beitrag Nr. 72 ()
      @mausschubser,
      als historisierend bezeichnet man im Allgemeinen dann einen Bau, wenn er nur der Form nach an etwas Altes anknüpft, aber nicht dessen ursprüngliche Funktion erfüllt. Kein Mensch würde in D mehr auf die Idee kommen, irgendwo neue Schlösser hinzusetzen, da es nun mal keine Monarchie und keinen Adel mehr gibt (zumindest keinen regierenden) und deshalb deren Repräsentations- und Machtbauten (mir fällt grad kein passenderer Begriff dafür ein) nicht mehr gebraucht werden. Nur in Berlin verfällt man aus purer Ideenlosigkeit darauf, diesen alten und zumindest auf Fotografien eher düster und häßlich wirkenden Klotz wieder aufbauen zu wollen ... genausogut könnte man andernorts auch Troja wieder im Originalzustand errichten oder meinetwegen auch Atlantis, falls jemand die Baupläne findet :D
      Alles hat seine Zeit ... und die der Schlösser und Burgen ist nun mal definitv vorbei. Das ist natürlich kein Plädoyer dafür, den Platz mit einem Einkaufscenter zu verschandeln, aber etwas zeitgemässer als ein Schloss dürfte es schon sein.
      Avatar
      schrieb am 28.10.05 13:01:08
      Beitrag Nr. 73 ()


      DAS SCHÖNSTE, WAS EINE KIRCHE WERDEN KANN.
      Im Hintergrund: die scheußliche Kunstakademie
      Avatar
      schrieb am 28.10.05 13:28:53
      Beitrag Nr. 74 ()
      Dresden hate 1938 650.000 Einwohner.

      Als sächsische Landeshauptstadt waren dort ausser der technischen Hochschule (gegr. 1828),der Akademie für bildende Künste und der Akademie für Kunstgewerbe auch
      das deutsche Hygiene Museum heimisch.
      Viele Prachtbauten, wie das Residezschloss (16. Jh.) mit d.
      "Grünen Gewölbe" die kath. Hofkirche (röm.Barock 18.Jh)
      ehem. prot. Hofkirche, Sophienkirche (13.Jh.) mit Fürstengruft und Grabmälern; Zwinger (1709 - 18;Barock),
      mit naturwissenschaftlichen und geogr. Sammlungen;
      Gemäldegalerie (Sixtinische Madonna v. Raffael),Brühlsche Terasse(1738), Neues Rathaus (Renaissance;1905 - 10),
      Japanisches Palais ( 1715 umgebaut)mit Landesbibliothek,
      Opernhaus (1878 eröffnet)und vieles mehr zeugten von Kultur.

      Da haben die Dresdner noch etliches zu tun.:cool:
      ..nur nicht auf den Lorbéeren ausruhen und sich mit fremden Federn schmücken.
      Avatar
      schrieb am 28.10.05 13:46:40
      Beitrag Nr. 75 ()
      [posting]18.484.954 von kpk am 28.10.05 12:45:56[/posting]Ich glaube, dass beim Berliner Stadtschloss (anders als bei der Frauenkirche) niemand daran denkt, auch das Innere des Schlosses originalgetreu wieder herzustellen. Es geht wohl eher um das Ensemble (von außen gesehen). Schließlich gab es nicht nur das Schloss, sondern auch dazu gehört ja auch die gesamte Museumsinsel, die alte Staatsoper, das Zeughaus, die Humboldt-Uni, die Staatbibliothek (Ost) usw. usw. Es fehlt in diesem Ensemble halt der zentrale Punkt: das Stadtschloss eben.

      Bertelsmann ist ja vorgeprescht und hat zwischen Staatsoper und ehemaligem Stadtschloss die alte Kommandantur nach Fotos wieder aufgebaut (die Fassade zumindest). Innen ist aber alles natürlich - wie es sich für einen Medienkozern gehört - modern gelöst.

      Am Anfang gabe es viele Skeptiker, die meinten, man solle doch ein zeitgemäßes Gebäude errichten. Doch jetzt ist die Kommandantur so schön geworden, dass eigentlich jeder begeistert ist - besonders wenn man das Ergebnis mit dem Grauen des Stahl-Glas-Terrakotta-Desasters am Potsdamer Platz vergleicht.

      LM
      Avatar
      schrieb am 28.10.05 15:36:27
      Beitrag Nr. 76 ()
      #72 kpk, logischerweise muß nicht jedem so was gefallen, erstaunlicherweise finden nur eben viele Leute künstlerische, eher zusammengehörende Ensembles schicker als manchen modernen Architekturversuch wie den hingehunzten Postdamer Platz (wenn den jemand schick findet, auch gut, aber ich habe den Eindruck, dass die meisten ihn als sehr unpersönlich empfinden).

      Das Stadtschloß ist, wenn man sich mal genauer mit der Baugeschichte beschäftigt, mitnichten ein monolithischer Klotz, sondern ein über Jahrhunderte gewachsener Bau mit vielen, vollkommen unterschiedlichen Baustilen, beginnend vom Übergang der Gotik zur Renaissance. Nur wir Deutsche sind so versessen darauf, altes Verlorenes so abzutun. Nachdem die Kathedrale von York gebrannt hatte, war es für die Engländer keine Frage, die Kirche an den zerstörten Stellen wieder möglichst originalgetreu herzurichten; das Beispiel des Warschauer Stadtschlosses habe ich schon gebracht, und die Polen haben sogar das übereignete deutsche Danzig wieder an historischen Stellen neu errichtet und als eigenes Kulturgut mit Stolz adaptiert, wir hätten vermutlich darüber nachgedacht, endlich mal diesen störenden Klotz zu entfernen oder anständig zu modernisieren. Natürlich ist eine komplette Wiederherstellung als Neubau noch etwas anderes, aber das Beispiel mit der Bauakademie trifft für mich insofern den Kern, als dass es durchaus möglich ist, Neues in alte Gewänder zu gießen und einfach hübscher auszusehen, als mögliche moderne Neubauten. Selbst die Torhäuser am Brandenburger Tor, die immerhin angelehnt an den alten Entwürfen sind, wirken einigermaßen stimmig, während sicherlich einige Architekten dort was ganz Tolles hätten hinsetzen wollen. Das Stadtschloß war übrigens in der Weimarer Republik ein teilweise offenes Haus, die Tore waren offen, und man konnte über die Höfe streunen, so, wie man es auch aus anderen Städten kennt. Selbstverständlich kann oder soll nicht alles aufgebaut werden, was irgendwann mal war, aber vielen Menschen gefällt ein wenig Altes schon ganz gut. Übrigens, dass heute keine Schlösser mehr gebaut werden, das sehe ich nicht so ganz, wenn ich die ganzen Protzbauten sehe, die um den Reichstag entstanden sind und uns der dicke Kohl ein Bundeskanzleramt verschafft hat, das mindestens optisch gigantischer wirkt als das Parlamentsgebäude. Auch eine Art von Schloß, auch wenn man es heute anders nennt.

      Dass in Berlin Ideenlosigkeit herrscht, das unterstreiche ich sofort... ;)

      Noch was zur Frauenkirche: Die Baukosten sind natürlich enorm, aber woanders wird diese Summe locker mal für `ne Brücke, `ne neue U-Bahn oder sonstwas ausgegeben. Ich habe den Eindruck, dass bei der Frauenkirche deutlich sinnvoller gehaushaltet wurde, als bei so manchem anderen Projekt...
      Avatar
      schrieb am 29.10.05 12:33:42
      Beitrag Nr. 77 ()
      [posting]18.475.488 von LadyMacbeth am 27.10.05 22:19:24[/posting]Der Vergleich zwischen Dir und einer "Ente" ist in der Tat naheliegend.:eek:
      Avatar
      schrieb am 29.10.05 14:17:38
      Beitrag Nr. 78 ()
      Avatar
      schrieb am 30.10.05 17:02:25
      Beitrag Nr. 79 ()
      Auferstanden aus Ruinen und der Zukunft zugewandt...

      Das wäre meine Headline über die Wiedereinweihung der Frauenkirche. :rolleyes:

      Aldy
      Avatar
      schrieb am 30.10.05 20:47:03
      Beitrag Nr. 80 ()
      oder ganz einfach

      Wie Phönix aus der Asche
      Avatar
      schrieb am 31.10.05 17:13:43
      Beitrag Nr. 81 ()
      Man möchte Christ in Dresden sein.

      Avatar
      schrieb am 31.10.05 19:49:09
      Beitrag Nr. 82 ()
      Dresden wird wieder zum Elbflorenz erwachsen ! Schade , dass wieder Neiddebatten entstanden sind . Einige lernen es eben nie. Meines Wissens sind hierfür kaum Steuergelder verbraucht worden. 2/3 der 180 mio. € wurden aus privaten Mitteln bereitgestellt.;)
      Avatar
      schrieb am 02.11.05 16:40:57
      Beitrag Nr. 83 ()
      „Symbol unserer Einheit“

      Ludwig Güttler, Initiator des Wiederaufbaus, über die Vollendung der Frauenkirche als Zeichen nationaler und europäischer Versöhnung
      Moritz Schwarz

      Herr Professor Güttler, am Sonntag wird die Dresdner Frauenkirche geweiht. Damit ist der Wiederaufbau knapp 16 Jahre nach Start der Initiative abgeschlossen. Wie fühlen Sie sich?

      Güttler: Ich denke an all die Spender und Unterstützer, ohne die der Wiederaufbau niemals möglich gewesen wäre, ohne die wir heute nicht an dieser so wichtigen Station eines so langen Weges angelangt wären. Die Frauenkirche ist ein Gefäß, in dem Hoffnungen und gute Wünsche all der Menschen, die - jeder nach seinen Möglichkeiten - etwas für den Wiederaufbau gegeben haben, zu einer gemeinsamen großen Vision geworden sind. Persönlich empfinde ich Genugtuung. Genugtuung darüber, daß uns dieses Werk gelungen ist, aber auch, daß wir es überhaupt angehen durften. Denn Sie müssen wissen, daß die Idee, die Frauenkirche wiederaufzubauen, älter ist als das konkrete Projekt; schon nach 1945 artikulierte sich der Wunsch nach ihrer Wiedererrichtung.

      Was sollen die Deutschen empfinden, wenn sie künftig durch die wiederrichtete Frauenkirche schreiten?

      Güttler: Ich wünsche mir, daß die Frauenkirche sie dazu ermuntert, Mut zu fassen, und sie zu der Überzeugung gelangen läßt, daß es möglich ist, unmöglich erscheinende Herausforderungen anzugehen und zu bewältigen. Ich wünsche mir, daß sie begreifen: Nicht die sogenannten „Sachzwänge“ schaffen die Realität, sondern Wille und Engagement wirken. Die „Sachzwänge“ beherrschen uns nur dann, wenn wir bereit sind, uns von ihnen beherrschen zu lassen.

      Sehen Sie in der Frauenkirche auch ein Symbol der deutschen Einheit?

      Güttler: Nicht nur der Einheit, sondern der „Einigkeit“, wie es in unserer Hymne heißt! Sie ist darüber hinaus ein Symbol für Europa, denn sie akzentuiert, daß zukünftige Aufgaben des Kontinents sich weiter nach Osten verlagern. Ihre Bedeutung für Europa ist noch weiter zu fassen durch ihre kulturelle Dimension, denn ihre Steinkuppel steht für die europäische Kuppelbauidee. Der europäische Kirchenbau ist eben auch ein Symbol für die Einheit des christlichen Abendlandes - beginnend bei der Hagia Sophia in Konstantinopel über den Petersdom in Rom, den Dom von Florenz, die Kirche Maria della Salute in Venedig, über Paris und London bis nach Dresden.

      Werden die meisten Deutschen die Bedeutung aber nicht viel enger fassen und in der Frauenkirche vor allem ein konkretes Symbol für die Katastrophe des Krieges, der Teilung und schließlich der Wiedervereinigung sehen?

      Güttler: Das ist zutreffend, und diese Deutungen stehen nicht gegeneinander - vielmehr ergänzen sie sich! Sicherlich ist die Frauenkirche eine geeignete Projektionsfläche für Hoffnungen und Zuversicht. Vermutlich so viele, wie es Menschen gibt, die an ihrem Wiederentstehen Anteil nehmen. Und auch ihre kulturelle Dimension steht für die Unteilbarkeit unserer Kultur, denn unsere Musik oder unsere Sprache waren trotz Mauer und Zweistaatlichkeit nie geteilt. Am Wiederaufbau haben Menschen aus aller Welt mitgewirkt. Deshalb ist der Horizont einer symbolischen Interpretation des Wiederaufbaus der Frauenkirche weit zu ziehen - ohne den konkreten nationalen und regionalen Bezug zu vernachlässigen.

      Über der Kirche ein Kuppelkreuz aus England, in der Kirche das Nagelkreuz von Coventry, unter der Kirche - im Altarraum der sogenannten Unterkirche - der Altartisch des jüdischen Bildhauers Anish Kapoor. Ist ein Symbol der deutschen Einheit heute nur noch umstellt von „Artefakten des Kosmopolitismus“ möglich?

      Güttler: Auch hier spiegelt sich die „Weltkulturangelegenheit“ Dresdner Frauenkirche wider. Dies alles hat eine eigene Geschichte und ist in einzigartiger Weise mit dem Wiederaufbau verbunden.

      Was unterscheidet die Frauenkirche als Symbol der deutschen Einheit etwa vom Reichstag oder vom Brandenburger Tor?

      Güttler: Sie ist im Gegensatz zur Wiederherstellung von Reichstag und Brandenburger Tor primär nicht vom Staat, sondern durch Bürgerengagement wieder aufgebaut worden. Wir haben uns gefragt: „Was kann ich dazu beitragen, daß es gelingt?“ Die Frauenkirche ist so trotz ihres barocken Glanzes ein Symbol der Bescheidenheit und des Dienens. Während Reichstag und Brandenburger Tor - was unvermeidlich in ihrer Natur liegt - einen stärker nach außen gewendeten Anspruch verkörpern.

      Die Frauenkirche, ein Symbol für Bürgerengagement und Aufbruch?

      Güttler: Auch das, ein Symbol des Aufbruchs von 1989, der im Wiederaufbau fortlebt. Vielleicht auch Symbol des geschichtlichen Aufbruchs eines Landes, das sich historisch verunsichert fühlt. Und ein Symbol, das uns lehrt, daß wir durch Selbstvertrauen, Kontinuität und Unbeirrbarkeit an der Wirklichkeit des 21. Jahrhunderts mitbauen können, um zu bestehen.

      Derzeit versucht eine konzertierte Aktion der größten deutschen Medienunternehmen mit einem Millionenbudget, den Deutschen unter dem Motto „Du bist Deutschland!“ via Fernsehspots und Zeitungsanzeigen dieses Selbstvertrauen und diesen Aufbruchsgeist einzuimpfen.

      Güttler: Das ist lobenswert und sicher notwendig, ich bin jedoch skeptisch, was den Versuch betrifft, die Herzen der Menschen mittels dieser Techniken bewegen zu wollen, die - zu Hause auf dem Sofa sitzend - ihre Gedanken auf Geschichte, Gemeinschaft und Zukunftsfähigkeit richten müßten.

      Was wäre, wenn es den Wiederaufbau nicht gegeben hätte?

      Güttler: Das vermag ich mir nicht vorzustellen. Ich befürchte, es hätte ein Fortdauern unseres Verwundetseins bewirkt. Wir wären vermutlich mit der Aussöhnung nicht dahin gelangt, wo wir uns heute dankbar befinden.

      Als Sie vor fast 16 Jahren mit der Initiative zum Wiederaufbau begonnen haben, gab es sehr viele Gegner und Skeptiker.

      Güttler: Viele von ihnen haben ihre Ansicht darüber inzwischen verändert oder schweigen. Damals hatten wir neunzig Prozent Ablehnung, heute freuen sich fast alle Menschen, die ich kenne, über die Tatsache und das Gelingen des Wiederaufbaus. Ich erlebe selbst bei ehemaligen Gegnern ein nicht zu verbergendes Angerührtsein, wenn sie die Frauenkirche sehen, bestaunen oder besuchen.

      Woran lag es, daß man damals mit so vielem heute Selbstverständlichem - nicht nur mit dem Wiederaufbau der Frauenkirche, ebenso zum Beispiel mit dem Umzug von Bonn nach Berlin - so große Schwierigkeiten hatte?

      Güttler: Ich bin der Überzeugung, eine der Ursachen ist, daß wir Deutschen nach der Katastrophe des Zweiten Weltkriegs unser „Sein“ einfach nicht ertragen konnten. So blieb nur das „Haben“ oder „Habenwollen“ übrig. Wir haben versucht, über das „Haben“, auch über Tüchtigkeit, Wohlstand und Lebensstandard, Anerkennung und Identität zu gewinnen. Das hat offenbar einige Zeit funktioniert. Spätestens nach der friedlichen Revolution 1989/90 jedoch drängten die Fragen des verdrängten „Seins“ in unser Bewußtsein mit einer Macht zurück, wie das nur sehr wenige vorher ahnten. Der Wiederaufbau unserer Frauenkirche hinterfragt dieses „Sein“ beziehungsweise „Haben“ von uns Deutschen. Daher zunächst die Schwierigkeiten vieler mit ihrem Wiederaufbau.

      Haben Sie die Argumente der Wiederaufbaugegner je für stichhaltig gehalten?

      Güttler: Ich spreche hier nicht von jenen Argumenten wie: „Brauchen wir nicht eher Asphalt als noch eine Kirche?“ Nein, ich spreche von den Ängsten, die aus dem eben angedeuteten Konflikt herrühren. Einiges davon hat mir durchaus nahegelegen, wenn auch nicht entscheidend. Denn natürlich war die Ruine der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Frauenkirche ein Symbol unseres eigenen Zivilisationsbruches, der, so hoffen wir, durch „Brücken bauen und Versöhnung leben“, das heißt konkret durch Liebe, Opferbereitschaft, Hingabe und Engagement, geheilt werden kann. Wir selbst in der damaligen Bürgerinitiative haben uns gefragt, ob wir Deutsche nach Auschwitz überhaupt das Recht hätten, die Frauenkirche wieder aufzubauen. Diese Gedanken haben uns Wiederaufbau-Befürworter stark bewegt. Aber ihnen nachzugeben hätte bedeutet, die Wunden offenzuhalten.

      Wofür steht diese Wunden-Metapher?

      Güttler: Eine geschlossene Wunde bleibt zwar als Narbe auch weiterhin fühl- und sichtbar, aber sie ermöglicht ein Weiterleben. Eine offene Wunde hingegen gestattet keinen neuen Anfang, damit bleibt man krank. Für einen notwendigen Neubeginn mußten wir uns entschließen und über unsere eigenen Schatten springen, wir wären sonst weder zu neuem Leben noch zur Versöhnung fähig, sondern lebten fort im Schatten und Fluch dieser Vergangenheit.

      Dresden ist das Symbol für das Leid des Bombenkrieges gegen Deutschland, die Frauenkirche wiederum ist das Symbol für dieses Symbol. Welche Rolle spielt das für Sie?

      Güttler: Wie Sie inzwischen wohl wissen, wurde der Aufbau von britischer und amerikanischer Seite gerade wegen der Zerstörung der Stadt durch britische und amerikanische Bomber tatkräftig unterstützt. Das hat eine neue Realität geschaffen, lebens- und zukunftsfähig.

      Eine europäische Antwort auf eine deutsche Frage?

      Güttler: Der Versuch einer menschlichen Antwort auf eine zutiefst menschliche Frage.

      Ob die Garnisionkirche in Potsdam wiederaufgebaut wird, steht - trotz Grundsteinlegung - auf der Kippe . Ebenso verhält es sich mit dem Berliner Stadtschloß. Warum hat es ausgerechnet in Dresden geklappt?

      Güttler: In Dresden gab es einen Nukleus, unsere Bürgerinitiative, um die herum sich all diejenigen, die sich beteiligen wollten, aber nicht so guten Mutes waren, gruppieren konnten. So wie aus einem Schneeball eine Lawine werden kann, konnten wir die aufnahmebereiten Menschen begeistern und mitreißen. Wenn solch ein in sich stabiler Nukleus fehlt, wird es sehr schwierig.

      Symbol der deutschen Einheit, Symbol für Europa, Symbol des Aufbruchs, Symbol für Leid und Versöhnung des Krieges. Ist die Frauenkirche eigentlich auch noch eine Kirche?

      Güttler: Uneingeschränkt! Und möglicherweise „mehr“ als manch andere Kirche. Ich bin mir sicher, daß sie nicht nur für die Dresdner zuallererst wieder „unsere Frauenkirche“ ist. Moritz Schwarz


      Prof. Dr. Ludwig Güttler ist Mitgründer und Vorstands-vorsitzender der Gesellschaft zur Förderung des Wiederaufbaus der Frauenkirche Dresden und Kurator der
      Stiftung Frauenkirche. Der Musik-wissenschaftler gilt als einer der besten Solotrompeter der Welt und gründete verschiedene renommierte musikalische Institutionen wie etwa das Leipziger Bach-Kolle-gium, das Kammerorchester Virtuosi Saxoniae oder die deutsch-polnische Chorakademie. Geboren wurde er 1943 in Sosa im Erzgebirge.

      www.junge-freiheit.de
      Avatar
      schrieb am 02.11.05 18:23:33
      Beitrag Nr. 84 ()
      Güttler ist ein guter Mann, was der nun bei der jungen Freiheit verloren hat? War ja klar, daß die Nationalkonservativen den Wiederaufbau für sich ausschlachten möchten.
      Avatar
      schrieb am 02.11.05 20:15:45
      Beitrag Nr. 85 ()
      Als Sie vor fast 16 Jahren mit der Initiative zum Wiederaufbau begonnen haben, gab es sehr viele Gegner und Skeptiker.

      Güttler: Viele von ihnen haben ihre Ansicht darüber inzwischen verändert oder schweigen.

      Die Linken haben halt mal wieder aufs falsche Pferd gesetzt. Man gewöhnt sich dran!
      Avatar
      schrieb am 02.11.05 21:15:23
      Beitrag Nr. 86 ()
      ich denke, daß sich die initiatoren des wiederaufbaus nicht als teil des kulturkampfes gegen die 68er begreifen.
      Avatar
      schrieb am 03.11.05 17:30:46
      Beitrag Nr. 87 ()
      Der Widerstand gegen den Bau der Frauenkirche kam im Osten auch eher von Menschen, die sich erdreistetn "Bomber Harris do it again" auf Plakate zu schreiben und sich dabei der Unterstützung der Linkspartei sicher zu sein! Ich bin mir sicher, die meisten der Wähler dieser Partei, wissen gar nicht wofür diese Menschen eigentlich stehen, Die 68er sind ein anderes Problem, daß sich selbst erledigen dürfte, weil sich ihre Ideen von selbst erledigen.
      Avatar
      schrieb am 04.11.05 12:59:13
      Beitrag Nr. 88 ()
      Dresden

      Canaletto kaputt

      Kaum ist mit der Frauenkirche das berühmte Elbpanorama von Dresden komplett, wird es bald wieder zerstört. Eine vierspurige Elbbrücke bedroht das Stadtbild


      Von Evelyn Finger

      Den schönsten Blick auf die Frauenkirche hatte man früher, als sie noch eine Ruine war, nämlich von der Fernverkehrsstraße 173 aus. Der sozialistische Automobilist, vom Erzgebirge nach Dresden kommend, über die hügelige Horizontlinie südlich der Elbe talwärts knatternd, sah im Abgasdunst des gesellschaftlichen Fortschritts die von Honeckers Wohnungsbauhöhepunkten fürsorglich umzingelten Residenzstadtherrlichkeiten liegen: Schloss, Hofkirche, Zwingerkarree, »Zitronenpresse« auf der Kunstakademie. Und zuweilen, aus Sehnsucht nach feudaleren Zeiten, stellte der Trabantfahrer sich auch den »Kaffeewärmer« vor, jene steinerne Glocke, die man heute, in der perfekt gefilterten Luft der gesamtdeutschen Frauenkirchen-Begeisterung ungehindert bewundern könnte – wenn da nicht diese sechs Meter hohen Sichtblenden wären.

      Denn die einstige F173, die heute Bundesstraße heißt, wird von massiven Lärmschutzwänden flankiert. Als unüberwindliches Bollwerk ziehen sie sich an einer mäßig befahrenen, aber dafür umso besser ausgebauten Piste entlang. Verlässlich schützen sie Felder, Gewerbeflächen sowie die hinterbliebenen Bewohner des Plattenghettos Dresden-Gorbitz vor dem gefürchteten »Krach« einer nach 21 Uhr nahezu verwaisten Rennstrecke. Nur gelegentlich ragt ein hohläugiges Geisterhaus in den stillen Himmel und löst ein beklemmendes Brave New World-Gefühl aus. Diese nagelneuen Wände und dahinter der Leerstand! Diese vorwärtsstürmenden Trassen durch die Abrisszone Ost! Es ist ein Szenario wie aus Michelangelo Antonionis Film Die rote Wüste. Da spürt man die Unentrinnbarkeit der Modernisierungstristesse, eine nicht enden wollende Aufbauwut, die (auch weiterhin befeuert durch die Parole: »Alles zum Wohle des Volkes!«) Landschaften in Sperrgebiete und Städte in Betonödnisse verwandelt.




      Dabei hat die Dresdner Reise zurück in die Zukunft des autogerechten Planens gerade erst begonnen. Im März 2006 rollen die Bagger an für den Bau eines wirklich skandalösen Nachwendeprojekts, der so genannten Waldschlösschenbrücke. Zu DDR-Zeiten geplant als Verbindung zwischen den Industriegebieten im Norden und den Schlafstädten im Südosten, soll sie als vierspurige Autotrasse an der reizvollsten, breitesten Stelle der Elbauen in die Landschaft geschlagen werden. Und weil die Unesco, als sie die Elbauen zum Weltkulturerbe erklärte, das kleingedruckte Brückenvorhaben mit akzeptierte, gilt der Irrsinn nun als vernünftig. Von der Frauenkirche aus zirka zweieinhalb Kilometer elbabwärts soll das Monstrum künftig den Fluss überspannen. 157 Millionen Euro sind für den komplizierten Verkehrszug veranschlagt, der »aus Spargründen« ohne Straßenbahn konzipiert wurde. Zum Vergleich: Der Rügendamm kostet 80 Millionen, eine normal weite Elbquerung an unproblematischer Stelle wäre schon für 20 bis 30 Millionen zu haben.

      Doch die Dresdner CDU-FDP-Regierung sieht die 90 Prozent Zuschüsse, die das Land Sachsen für die Waldschlösschenbrücke zahlen will, offenbar als Geschenk an, das von Himmel fällt. Dabei wird die Kommune noch genug Mühe haben, ihren Eigenanteil zusammenzukratzen, denn sie ächzt bereits unter einem Schuldenberg von 800 Millionen Euro und hat kein Geld für die dringliche Sanierung ihrer fünf alten Brücken. Das Blaue Wunder müsste runderneuert werden, und an der Albertbrücke stürzen schon die Sandsteinblöcke herunter. Wie verzweifelt die Lage ist, zeigt sich auch an dem Beschluss, sämtliche Immobilien der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft Woba zu veräußern, um das Haushaltsloch zu stopfen. Trotzdem hat das Verwaltungsgericht Dresden Anfang Oktober die letzten Eilanträge gegen den Baustart an der Elbe abgewiesen, kommenden Donnerstag endet die europaweite Ausschreibung für den Brückenbau nach einem Entwurf der Berliner Architekten Kolb und Ripke.

      Während die Verwaltungsmühlen mit bedrohlichem Knirschen mahlen, bleibt jedoch draußen am Waldschlösschenhang die Realisierung der Katastrophe unvorstellbar. Da erstreckt sich die Wiese endlos zum Strom hinab, da flanieren winzige Spaziergänger durch ein Panorama wie aus dem 19. Jahrhundert, da streuen alte Bäume goldenes Laub ins Blaue, und im Hintergrund, wenn man zu den Brühlschen Terrassen schaut, schwebt die Kuppel der Frauenkirche. Dresden vom rechten Elbufer oberhalb der Augustusbrücke: So hieß Canalettos erstes Ölgemälde, das er 1747 für August III. schuf, ein Waldschlösschen-Blick, nur etwas näher an die Stadt gerückt. Einerseits das sanfte Flussufer, andererseits die erhabene Frauenkirche: Dieser Zusammenklang aus landschaftlicher Weite und städtebaulicher Öffnung scheint den venezianischen Maler am meisten beeindruckt zu haben. Erst 1748 entstand das berühmte Dresden vom rechten Elbufer unterhalb der Augustusbrücke, jener postkartenbeliebte Canaletto-Blick, auf den die Stadt sich so viel einbildet, dass sie glaubt, das Idyll am Waldschlösschen ruinieren zu dürfen.

      Stur berufen die Brückeneuphoriker sich auf den so sanft und flach wie möglich ausgefallenen Entwurf. Doch vier Spuren bleiben vier Spuren. Und gerade Dresdner Nostalgikern müsste daran gelegen sein, dass die kostbaren historischen Vorzeigeobjekte nicht durch verfehlte Infrastrukturpolitik entwertet werden. Auch in dieser Stadt hat man Einkaufsparks auf die grüne Wiese geklotzt, anstatt die innerstädtischen Nachkriegsbrachen zu nutzen, hat man Eigenheimbau an der Peripherie subventioniert und sich dann über den Leerstand in der City gewundert. Trotz Frauenkirche, trotz demonstrativer Rückbesinnung auf das Konzept der »verdichteten« europäischen Stadt war der Anteil der meist kriegsbedingten innerstädtischen Brachen im Jahr 2003 mit 4,7 Prozent höher als 1951 (3,8 Prozent)! Und nun wird die selbst geschaffene Zersiedelungs-Misere als Argument für den angeblich zwingend notwendigen Straßenausbau genutzt.

      »Das sind doch keine Menschheitsträume«, sagt der Architekt Michael Kaiser, Gründer eines Instituts für Elementarurbanistik, während er seinen Golf durch die Schluchten der B173 steuert, »das ist Teufelswerk.« Elementarurbanistik heißt, die Berechnungsgrundlagen für eine bewohnbare Stadt zu schaffen (im Gegensatz zur befahrbaren Stadt), sie nach den wahren Bedürfnissen ihrer Bevölkerung weiterzuentwickeln anstatt nach den Interessen der Großmarktbetreiber und den kurzfristigen Begierden automobiler Konsumenten. Elementarurbanistik ist das Gegenteil von Gorbitz, und Gorbitz ist kein Einzelfall. Diese typische Investorenarchitektur gibt es ähnlich auch in Prohlis, Nickern, Kaditz-Mickten. Ein hässliches Autohaus, ein hässliches Hotel, die unvermeidliche McDonald’s-Filiale, billige Reno-Schuhe, Schweinshaxe für 6,66 Euro…

      »Hier wird an unserem Untergang verdient«, sagt Kaiser, der sich auch für den Aufbau der Frauenkirche engagierte, sich aber vor allem als Verfechter einer sanften Stadtentwicklung unbeliebt machte. Fünf Jahre lang gehörte er zum Planungsstab des von 1994 bis 2001 amtierenden Baudezernenten Gunter Just, gemeinsam kämpften sie gegen das Magistralen-Ideal und für feingliedrige Straßennetze. Doch der parteilose Kaiser und der zunächst parteilose Just, der später in die SPD eintrat, scheiterten am Autostadt-Wahn von CDU und FDP. Kaiser wurde schließlich aus dem Rathaus geworfen, zuvor hatte er schon seine Zuständigkeit für Verkehr an den obersten Chef, den bis heute amtierenden Oberbürgermeister Ingolf Roßberg (FDP), abgeben müssen.

      Das real existierende Dresdner Vorortdesaster jedenfalls lässt die Pracht der Frauenkirche schlagartig verblassen und die Jubelfeiern wie ein großes Ablenkungsmanöver erscheinen. »Hier wird nur durch die Windschutzscheibe gedacht«, erklärt Kaiser, der die B173 auch deshalb zu Demonstrationszwecken befährt, weil sie eine der wichtigsten Verbindungen zur A17 ist, der zentrumsnah verlaufenden Prager Autobahn mit ihren endlosen Tunneln. Dort hindurchrauschend, fühlt man sich wie in den Alpen, nicht wie in der Nähe der Sächsischen Schweiz. Von dem Geld, das die prekäre Streckenführung allein auf Höhe der Altstadt gekostet haben muss, hätte man auf ewige Zeiten den defizitären Kulturhaushalt der Touristenmetropole aufstocken können, statt ernsthaft die Zusammenlegung von Theater und Operette zu erwägen. »Das ist nun unser ganzer Stolz, dass wir eine Autobahn durch die Stadt getrümmert haben«, sagt Kaiser, »unterschätzen Sie die Sachsen nicht.«

      Mit »Sachsen« meint Kaiser sowohl die Einheimischen, die beim Bürgerentscheid mehrheitlich für die Autobahn gestimmt haben, als auch jene politisch einflussreichen Beutedresdner, die den Bau der gläsernen VW-Manufaktur im Großen Garten forciert haben und bald die Bäume entlang der Bürgerwiese abrasieren werden, um die Straße ein paar Meter zu verbreitern. 1992 wurden auf dem Stadtgebiet 1608 Bäume gefällt, 1998 schon 7000, und 1999 überstieg die Zahl der Fällungen erstmals die der Neupflanzungen. Das mittelalterliche Frauentor, das bei Grabungsarbeiten auf dem Neumarkt nahe der Frauenkirche gefunden wurde, konnte übrigens nicht wieder zugänglich gemacht werden, weil das den Bau einer Tiefgarage behindert hätte. Kein Wunder, dass der Dresdner Dichter Thomas Rosenlöcher seine Stadt als »Tiefgarage mit Frauenkirchenanschluss« apostrophiert. »Achtung: Dresdenbesucher! Bei Straßenquerungen möglichst flehentlich um sich blicken«, schreibt er in dem eben erschienen Erzählbändchen Wie ich in Ludwig Richters Brautzug verschwand. »Denn nirgendwo wird der Mensch derartig von Stoßstangen gejagt wie ausgerechnet hier. Oh Herr, verteure Deine Benzine ums Neunundneunzigfache!«

      Es hat ja in Dresden leider nicht nur die Freude am Barock Tradition, sondern auch das Ideal der autogerechten Stadt. Walter Ulbricht soll in den Fünfzigern anlässlich eines Besuches geschimpft haben, wenn er an der Sophienkirche vorbeifahre, wolle er das Ding am liebsten umkarren (das Gotteshaus wurde dann in den Sechzigern geschleift). An solchen ideologisch motivierten Fortschrittsfanatismus muss man sich gelegentlich erinnern, um das ganze Risiko der neoliberalen Hurra-Architektur zu ermessen. Jahrelang diskutiert und wieder verworfen, im Jahr 2003 schließlich vom Stadtrat abgelehnt, wurde die Waldschlösschenquerung, genau wie die A17, nachträglich per Bürgerentscheid durchgesetzt, den CDU und FDP forcierten. Vieles spricht dafür, dass bei der Durchsetzung der Waldschlösschenbrücke reine Großmannssucht obwaltet und die Hoffnung, sich über die politische Amtszeit hinaus ein Denkmal zu setzen. Tatsache ist: Die Notwendigkeit der Querung wurde nie stichhaltig nachgewiesen. Weder konnte man eine Entlastung für das Blaue Wunder sicher prognostizieren noch die Befürchtung entkräften, dass die avisierten 48000 Autos nach Passieren der Brücke die Straßen südlich des Flusses heillos verstopfen.

      Außerdem gelangt man am nördlichen Elbufer wegen des relativ steilen Hangs nicht einfach auf die Brücke, sondern muss, beispielsweise vom Blauen Wunder her kommend, erst am Brückenkopf vorbeifahren und dann in einer Spitzkehre nach links abbiegen. Optimale Voraussetzung für einen langwierigen Stau. Wenn der erst über die guten Wohngegenden hereinbricht, ist die Bahn frei für Lärmschutzwände und weitere Straßenausbauten aller Art, besonders am Großen Garten, wo der breite Verkehrsstrom einspurig um die Kurve fließen soll. Da werden sich sicher noch ein paar Linden zum Abholzen finden. Beschlossen ist bereits, dass oberhalb der Waldschlösschenwiese über hundert alte Bäume fallen müssen.
      Dresden kann bei der Fortsetzung der diktatorischen DDR-Kahlschlagarchitektur durch den demokratisch legitimierten Schnellstraßenutopismus nur verlieren. Denn wenn weniger Autofahrer als geplant die Waldschlösschenbrücke nutzten, bliebe zwar der Stau aus, allerdings wäre dann das ganze Projekt ad absurdum geführt.

      Wo keine Autos, da kein Aufschwung – das scheint die Losung der Stunde, als wären die zerstörerischen Folgen dieser überholten Denkweise nicht in Westdeutschland allerorts zu beweinen, als litte nicht Dresden schon genug unter dem sozialistischen Erbe seiner »anbaufreien« 1.-Mai-Hauptstraßen und als gäbe es in Ostdeutschland nicht massenhaft leer stehende, perfekt angebundene Gewerbegebiete. Sogar vor dem Dresdner Hauptbahnhof, in Eins-a-Lage, gähnt seit Jahren eine Baugrube, und gleich daneben steht ein halbfertiges Glashaus, irgendeine Firma ist gerade wieder Pleite gegangen, woran man sieht, dass Verkehrsanbindung zwar eine notwendige, aber keineswegs hinreichende Bedingung für gelungene Investitionen ist. »Kunststadt«, schreibt Rosenlöcher, »nennt sich Dresden, nur weil in der Oper manchmal einer singt. Kunststadt, als ob nicht längst die Pneus das Sagen hätten.«


      Und natürlich die Investoren. Weder Event-Theologie noch avantgardistische Vorzeigearchitekturen können darüber hinwegtäuschen, dass auch Dresden sich eingelassen hat auf eine neoliberale Erpressungslogik, derzufolge öffentliche Interessen, also auch die Stadtplanung, hinter unternehmerischen Belangen zurückzustehen haben. Das überhöhte World Trade Center wurde erst dann drastisch geschrumpft, als man merkte, dass es in der Sichtachse hinter der Frauenkirche steht und diese überragen würde. Mittlerweile lässt sich mit dem Argument, Arbeitsplätze schaffen zu wollen und Geld in Umlauf zu bringen, fast jeder Unfug begründen. Demnächst wird der Karstadt-Konzern mit Billigung der Stadt sein mustergültiges, international bewundertes DDR-Gebäude an der Prager Straße abreißen und durch einen Allerweltskonsumklotz, vorgerückt auf historische 18 Meter Straßenbreite, ersetzen. Das Schlimmste jedoch, die Verschandelung des Elbufers, konnte bisher verhindert werden, so etwa die Pläne eines Mobilfunkbetreibers, sein Verwaltungsgebäude direkt an den Fluss zu bauen. Vor dem Bürgerentscheid zur Waldschlösschenbrücke kämpften mehr als ein Dutzend Bürgerinitiativen, unterstützt von Landeskonservator Heinrich Magirius und Nobelpreisträger Günter Blobel, heldenhaft für den Erhalt ihres Elbtals.

      Vielleicht speist sich die beinahe verzweifelte Begeisterung für das nationale Symbol Frauenkirche ja auch aus dem Unbehagen am globalisierten Kapitalismus und an seinen immer mächtiger werdenden Profiteuren. Dresdens Zukunft, schreibt der Denkmalpfleger Volker Helas in einem aktuellen Essayband zum Bauplatz Dresden, hänge vor allem von der politischen Willensbildung ab. Erste Aufgabe der städtischen Bauverwaltung sei es, den »Auswüchsen von Investorenbegehrlichkeiten« zu begegnen. Aber was, wenn die Begehrlichkeiten der Politik selbst die kühnsten Investorenträume übersteigen?

      Im Fall Waldschlösschenbrücke kann man nur hoffen, dass das Land Sachsen in letzter Minute in seine leeren Kassen schaut, dann in die Negativbilanz der Stadt Dresden und die Beihilfe zur Misswirtschaft verweigert. Irgendwann würden vielleicht sogar CDU und FDP heimlich froh sein, dass sie ihre letzte Reserve nicht leichtfertig verschleudert haben: den weichen Standortfaktor Schönheit.

      Aus der Fülle aktueller Dresden-Literatur ragen hervor der von Gunter Just herausgegebene Essayband »Bauplatz Dresden – 1990 bis heute« (Sandstein Verlag, 24,– €), Matthias Lerms »Abschied vom alten Dresden. Verluste historischer Bausubstanz nach 1945« (Hinstorff, 19,90 €) und Volker Helas’ Bildband »Dresden. Eine vergleichende Zeitreise über zwei Jahrhunderte« (Hinstorff, 24,90 €).

      DIE ZEIT
      Avatar
      schrieb am 05.11.05 11:15:51
      Beitrag Nr. 89 ()
      WELTKULTURERBE

      Dresden und Eisenach müssen um Unesco-Titel bangen

      Das Elbtal soll eine neue Brücke erhalten, und in der Nähe der Wartburg könnte bald ein Windpark entstehen. Das Welterbezentrum zeigt sich wenig erfreut von den baulichen Veränderungen und droht mit der Aberkennung des Status.


      Dresden - Seit Juni 2005 können die Dresdner stolz auf ihr Weltkulturerbe, das Elbtal, blicken. Jetzt müssen die Sachsen jedoch schon wieder um den Titel bangen. Der Bau der "Waldschlösschenbrücke" über die Elbe löst bei der Unesco Stirnrunzeln aus. Der Direktor des Unesco-Welterbezentrums in Paris, Francesco Bandarin, hat sich in einem Brief an das deutsche Auswärtige Amt besorgt wegen des geplanten Brückenbaus geäußert. Das Bauwerk könne Wert und Integrität der Welterbestätte beeinträchtigen.




      Das 20 Kilometer lange Dresdner Elbtal gilt wegen des besonderen Ensembles aus Barock- und Landschaftsarchitektur und Flusslandschaft als besonders bewahrenswert. Im Mai 2006 soll die Brücke unweit des historischen Stadtzentrums errichtet werden. Die Dresdner selber haben sich im Februar in einem Bürgerentscheid für den Bau ausgesprochen.

      Der stellvertretende Generalsekretär der Deutschen Unesco-Kommission, Dieter Offenhäuser, sagte, der Bau der "Waldschlösschenbrücke" dürfe nur in enger Absprache mit dem Welterbe-Komitee erfolgen. Die Stadt könne das Brückenprojekt "nicht einfach so umsetzen". Da das Projekt Konsequenzen für das Elbtal als Kulturlandschaft habe, müsse die Unesco zuvor umfassend in Kenntnis gesetzt werden. Ansonsten bestehe eine mögliche Gefährdung des Welterbestatus.

      Erstaunen löste diese Aussage bei der Stadt Dresden aus. Stadtsprecher Kai Schulz sagte, dem Dresdner Bewerbungsantrag um den Titel habe seinerzeit eine optische Darstellung der Brücke beigelegen. Zudem seien die zuständigen Unesco-Vertreter bei ihrem Besuch in Dresden über das Projekt informiert worden: "Wir haben ihnen gezeigt, wo die Brücke hinkommt."

      Offenhäuser sagte hingegen, dass die Brücke in den Bewerbungsunterlagen Dresdens erwähnt worden sei, jedoch Lage und Ausmaß der Elbüberquerung noch unklar waren. Die jetzige Planung sei der Unesco nicht bekannt gewesen. Das Auswärtige Amt, die oberste Zuständigkeitsbehörde für das deutsche Welterbe, soll nun eine Visualisierung des Dresdner Bauvorhabens in Auftrag geben. Damit will sich die Uno-Organisation einen Eindruck davon verschaffen, wie die künftige Brücke im Landschaftsraum tatsächlich wirken wird.

      Nach einem Bericht der "Dresdner Neuesten Nachrichten" könnte Dresden möglicherweise auf der Tagesordnung einer Unesco-Sitzung im Juni 2006 landen. Dort wird über die Aufnahme von gefährdeten Stätten des Welterbes in die "Rote Liste" beraten. Die Aufnahme in diese Liste ist der letzte Schritt vor der Aberkennung des Welterbetitels.

      Auch der 900 Jahre alten Wartburg in Eisenach droht die Aberkennung des Welterbe-Titels. Burghauptmann Günter Schuchardt bestätigte am Freitag einen Bericht der Zeitung "Freies Wort" (Suhl). Eine Baugesellschaft will in etwa sechs Kilometer Entfernung einen Windpark bauen. Damit wäre der Blick vom Thüringer Wald und der Rhön auf die Wartburg nicht mehr frei. Die Gemeinde hat bereits gegen zwei Baugenehmigungen Widerspruch beim Verwaltungsgericht eingelegt. Die Wartburg ist seit 1999 Unesco-Weltkulturerbe.


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