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    Kostolany`s Notizbuch - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 25.03.00 15:03:14 von
    neuester Beitrag 30.07.00 09:35:08 von
    Beiträge: 6
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      schrieb am 25.03.00 15:03:14
      Beitrag Nr. 1 ()
      Hallo, liebe 50er-Gemeinde,

      stelle gerade meine Reiselektüre zusammen, unter anderem auch obiges Buch, blättere darin und finde folgende Stelle:

      quote

      Im Winter 1962 herrschte eine wahre Fiesta in der Wall Street, und das Leben war schön für die Börsianer. Das Börsenfieber hatte damals in Amerika einen Höhepunkt erreicht. Viel Verstand brauchte man nicht, um sich die Taschen zu füllen, man mußte nur heute kaufen und morgen verkaufen oder morgen kaufen und übermorgen verkaufen. Wenn man Glück hatte, die Aktie einer neuen Emission zu erwischen, war das schon ein Treffer. Die neue Emissionen kamen vormittags mit 10 Dollar heraus, und nachmittags waren sie schon 20 oder 30 Dollar wert. Man mußte nur den Frisör der Frau des Managers kennen, um auf der Liste jener Glücklichen zu figurieren, die bei der neuen Emission ihre Portion Aktien bekamen.

      Irgendein genialer Kapellmeister dirigierte das Orchester, bei dessen Tönen immer neue Schichten des gewinnlüsternen Publikums in den Hexentanz hineingerissen wurden. Das gesamte Brokerestablishment arbeitete mit Volldampf, etwa hunderttausend Makler mit hundertprozentiger Kapazität. Die meisten von ihnen rührten sich vom Telefon überhaupt nicht mehr weg. Denn mit einem einzigen Anruf konnten wieder fünfhundert bis tausend Aktien einer neuen Emission verkauft werden. Die Emissionen waren natürlich alle "heiss", zumal sie auch genügend angeheizt wurden und sogar so sehr angeheizt, dass sich die Kunden dabei die Finger verbrannten. Aber die Zahl der Makler und Financiers schien noch immer nicht auszureichen. Denn man suchte in Funk- und Pressewerbung weitere Mitarbeiter. Der Wertpapierumsatz stieg täglich, jeder Tag brachte einen neuen Rekord. Die Brokerfirmen arbeiteten die Nächte durch, ihr Hunger nach neuen Kunden schien unstillbar.

      Diese überspannte Atmosphäre, die mich an 1929 erinnerte, war aber auch nötig, denn nur in solcher Euphorie konnte man dem Publikum alles verkaufen, gleichgültig ob es die Luftschloss AG oder Mond-Immobilienaktien waren. Es war der berühmte Boom, der schliesslich mit dem großen Krach von 1962 endete.

      unquote

      Mir selbst kam beim Lesen einiges irgendwie bekannt vor. Und so hoffe ich, dass sich die Geschichte bzgl. des Krachs nicht wiederholt.

      Schönes Wochenende, Dieter
      Avatar
      schrieb am 25.03.00 15:16:32
      Beitrag Nr. 2 ()
      Yep, irgendwie sind die Ähnlichkeiten erschreckend.

      In den 20ern gabs auch schon mal ne "New Economy". Zu der Zeit waren die Radio Aktien der Renner und wurden in unglaubliche Höhen gepushed. Alle sagten das die "Normalen Bewertungsgrundsätze" nicht mehr anzuwenden sind.

      Was dann passiert ist kann man in den Geschichtsbüchern nachlesen. Und Radio Aktien sind nicht mehr umbeding so in.

      Was mir Angst macht ist nicht der Crash der jetzt kommt, ich glaub der wär noch recht harmlos. Was mir Angst macht, ist das es noch einige Jahre so weitergeht. Dann gibts ne Katastrophe. Je länger dieser Boom anhält desto schlimmer wirds.

      Gruß
      Swiss Investor
      Avatar
      schrieb am 25.03.00 17:43:17
      Beitrag Nr. 3 ()
      Hi Swiss Investor,

      ich hoffe ja immer noch, dass einige Korrekturen zur rechten Zeit einen grossen Schnitt erübrigen. Und ich versuche für mich wenigstens die funamentalen Daten in Erfahrung zu bringen und nur nach diesen zu handeln. In einigen Märkten kann man aber heute scheinbar wieder alles "verklopfen", und wenn ein Wert nicht läuft, einfach ein .com dahinter oder ein bio davor, dann flutscht der Laden. Habe mir mal die Liste der bevorstehenden Börsengänge angesehen. (ich glaube unter http:/www.3sat.de/boerse/rueckblick/00572/index.html)

      Mann, wenn die alle kommen - und die meisten gehen an den Neuen Markt - dann kennt sich dort sicher keiner mehr aus.

      Schönes Wochenende, Dieter
      Avatar
      schrieb am 26.03.00 09:41:12
      Beitrag Nr. 4 ()
      Hallo Dieter -

      um bei Kosto zu bleiben: die Börse ist der Hund zum Herrchen (Wirtschaft, Unternehmen). Während das Herrchen kontinuierlich seinen Weg geht, rennt der Hund mal vor, mal zurück. Am Ende des Tages sind dann beide an derselben Stelle angekommen.

      Nun, im Moment hat auch das Herrchen kräftig beschleunigt. Es gab Leute, die wollten 97-98 schon aussteigen ("Das kann doch nicht so weitergehen!")

      Was mir Sorgen macht, ist folgendens: 1. Wir haben reale Produktivitätsverbesserungen. Gut! Wir stellen mit immer weniger Produktionsmitteln immer mehr her. Gut für die Besitzer dieser Produktionsmittel (Aktien). Gut. Globalisierung und schärferer Wettbewerb.

      Aber: die Vermögensverteilung wird ungleicher, und immer weniger Leute haben immer mehr Geld in der Tasche. Wer soll denn noch all die Waren kaufen. Was ist also mit dem Geld derer "da oben". Es fließt in Aktien und macht die Vermögenden noch vermögender, bis es umkippen könnten.

      Ich bin eigentlich kein Kenyesianer. Hier laufen wir auch eher auf eine strukturelle Unterkonsumption zu. Staatliche Eingriffe sind nicht die Antwort...

      Max
      Avatar
      schrieb am 26.03.00 11:00:48
      Beitrag Nr. 5 ()
      Hallo Dr. Max,

      der eingangs zitiere Text von Kosto war für mich deshalb treffend, weil ich auch heute das Gefühl habe, dass viele Leute blind die "Luftschloss AG und die Mondgrundstückespapiere" kaufen. Ich kenn einige, die mir heisse Tipps einflüstern. Wenn ich aber frage, was denn der Neue Markt Wert xyz herstellt oder vertreibt, herrsch das grosse Schweigen. Dazu kommt, dass in diversen Börsensendungen von Gurus via Börsenspiel Depots geführt werden und regelmäßig dicke Zugewinne aufzuweisen haben.
      Mich wundert halt, dass viele scheinbar denken lassen statt selbst zu denken. Sonst müßte denen doch auffallen, dass die dicken Gewinne stets mit sehr marktengen Papieren (wenig Stücke im Markt) gemacht werden. Wenn ich an Freitag abend einen Wert empfehle und ihn am gleichen Tag ins Muster-Depot gelegt habe, dann kann ich doch ruhigen Gewissens darauf warten, dass Lemminge am Montag zum teil unlimitierte Order in den Markt stellen und der Kurs somit in die Höhe schnellt. Ich garantiere, wenn ich vor solchen Publikum Werte vorstelle, lege auch ich eine hervorragende Performance an den Tag.

      Hinsichtlich der Substanzwerte selbst habe ich wenig Bedenken. Die halten eine Korrektur allemal aus. Auf der nächsten Liste kannst Du meinen Bestand ja mal begutachten, ich setze auf Substanzwerte.

      Zu Deinem Punkt hinsichtlich der Verteilung der Güter einige Anmerkungen. Schon vor Jahren definierte der Club of Rome seine Theorie, dass wir an der Schwelle zur "Dritten Revolution der Menschheit" stehen. Nach den deutlichen Umschwüngen anläßlich der Sesshaftwerdung (1.Revolution) und der Industrialisierung (2. Revolution wird zwangsläufig ein "Zeitalter der knappen Ressourcen" folgen. Das vielzitierte Medien- oder Informationszeitalter gehört für mich noch zur Industrialisierung. Das Handeln bei der dritten Revolution wird danach dominiert von den Produktions-Fragen warum, was, für wen und mit welchen Ressourcen. Das heisst, zu den heutigen Produktionsfaktoren werden weitere Fragen/Faktoren kommen, z.B. Umwelt, Rohstoffreserven, Naturverbrauch. Du kennst aus Deinen Gesprächen mit der Versicherungswirtschaft sicherlich das Problem wachsender Naturgefahren (Erdbeben, Hurrikans etc) und die damit verbundene Wertevernichtung. Auch dies ein Ansatz, dass die heutige Art des Wirtschaftens am Wendepunkt ist.

      Fazit: Substanzwerte gibt es heute und in Zukunft. Aber trotz des Spruches "die Börse hat immer recht" werden wir das Platzen mancher Spekulationsblase in nicht allzuferner Zukunft sehen, da bin ich mir sicher.

      liebe Grüsse, Dieter (der schon auf gepackten Koffern sitzt)

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      schrieb am 30.07.00 09:35:08
      Beitrag Nr. 6 ()
      .


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