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    Wo auf Rückkehr der Lira spekulieren? - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 09.04.06 10:02:01 von
    neuester Beitrag 16.04.06 13:32:40 von
    Beiträge: 17
    ID: 1.052.956
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      schrieb am 09.04.06 10:02:01
      Beitrag Nr. 1 ()
      Gibt es schon irgendwelche Derivate die man kaufen kann?

      Gibt es vielleicht Wettbüros die Wetten auf die Rückkehr der italienischen Lira annehmen?
      Avatar
      schrieb am 09.04.06 10:30:11
      Beitrag Nr. 2 ()
      hallo kohelet,

      wie kommst du darauf? (Lirarückkehr?)

      Wäre zumindest interessant zu sehen, wie sich Italien da aus der Währungsunion verabschieden würde, denn m.W gibt es keine "Austrittsklausel" aus den Verträgen zur Währungs/Wirtschaftsunion, bzw. das war garnicht vorgesehen.

      Es gab ja schon mal einen Thread zu dem Thema (find ich nicht mehr) wo allerdings der Tenor eher der war, dass eine Rückkehr Italiens zur alten Währung nahezu auszuschließen sei.

      mfg
      Avatar
      schrieb am 09.04.06 10:44:17
      Beitrag Nr. 3 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 21.135.023 von Cashlover am 09.04.06 10:30:11Zurück zur Lira ?

      Parlamentswahl: Während Berlusconi Italiens Wirtschaftslage schönredet, warnen Ökonomen vor einem "argentinischen Absturz".

      Südtiroler Wochenmagazin - 29. März 2006

      Was ihn auszeichnet, sind natürliche Höflichkeit und aufrichtige Achtung vor den Schwachen. Er pflegt einen ganz einfachen Lebensstil. Er liebt die Pünktlichkeit, lässt andere nie warten. Er ist naschhaft, aber hält sich in Form. Der Apfeltorte von Mamma Rossella kann er nicht widerstehen. Dagegen verabscheut er Knoblauch. Seit 30 Jahren trägt er Hemden von Bianca Mauri, und seine Marinella-Krawatte ist fast schon zum Mythos geworden." Dass Silvio Berlusconi auf der Webseite von Forza Italia als liebenswerter Normalbürger dargestellt wird, ist verständlich. Man darf allerdings vermuten, dass sich das Interesse der Italiener für den Gaumenkitzel des Premiers derzeit in Grenzen hält. Nach dem Eklat auf dem Confindustria-Kongress in Vicenza suchen sie eher nach Antwort auf eine beunruhigende Frage: Nimmt Berlusconi die Realität nur noch verzerrt wahr? Hat er sich noch im Griff, oder entgleitet ihm zunehmend die Selbstkontrolle? Auch die Frage, aus welcher Schneiderei die Hemden des Selbstdarstellers Berlusconi stammen, bereitet den Italienern wohl kaum schlaflose Nächte. Viel konkreter scheint ihre Besorgnis darüber, dass die Staatsverschuldung unter seiner Regierung auf die Rekordhöhe von 106,4 Prozent des Bruttosozialprodukts geklettert ist.

      Abschied von G8? Einer, der auf diese Fragen antworten kann, ist Nouriel Rubini. Der US-Ökonom vergleicht Italien mit Argentinien vor der Insolvenz und warnt vor einem möglichen Ausscheren Italiens aus der Europäischen Währungsunion. Eine Übertreibung? "Keineswegs", versichert Roubini. "ohne echte Reformen ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es dazu kommt - vielleicht schon in fünf Jahren. Die Parallelen mit Argentinien vor der Pleite sind unübersehbar: Die Wachstumsschwäche droht sich zu verstärken, die Staatsschulden werden weiter ansteigen. So könnte eine Schuldendynamik entstehen, die Italien am Ende zwingt, die Währungsunion zu verlassen." Um wettbewerbsfähig zu werden, benötige Italien einen "gewaltigen Produktionsschub", versichert der New Yorker Professor, der Berlusconi ein schlechtes Zeugnis ausstellt: "Seine Rhetorik war die des ökonomischen Liberalismus, doch in Wirklichkeit ging es ihm nur um seine eigenen Interessen. Er verhielt sich wie ein Monopolist, der seinen eigenen Gewinn maximiert."Ähnlich sieht es sein US-Kollege Desmond Lachman. "Italy follows Argentina down the same road the ruin", warnt das Mitglied des American Enterprise Instituts in der Financial Times. Bloß Gräuelpropaganda ?"Man sollte die Katastrophenstimmung nicht übertreiben", warnt der Ökonomist Tito Boeri. "Doch dass Italien unter den wichtigen Wirtschaftsnationen massiv an Gewicht verliert, ist unbestreitbar. Wachstumsschwäche, Verschuldung, sinkendes Pro-Kopf-Einkommen und mangelnde Konkurrenzfähigkeit könnten eine Dynamik in Gang setzen, die zum Ausscheiden Italiens aus dem G 8 führt", meint Boeri."Wir riskieren, den Anschluss an die grossen Industrienationen zu verlieren", warnt sogar Confindustria-Vize Andrea Pininfarina. Doch für Berlusconi gehören Roubini, Lachman, Boeri und Pininfarina zu jenem Heer "professioneller Schwarzmaler", die die "linken Lügen über den Niedergang Italiens" verbreiten. "Wir sind das Land mit den meisten Handys in der EU", lautete seine Frohbotschaft.Berlusconi liebt es, die Erfolge seiner Regierung in endlose Zahlensequenzen zu kleiden. Wie viele dieser Zahlen falsch sind, läßt sich nach jedem seiner Auftritte auf der von angesehenen Ökonomisten gestalteten Wirtschafts-Webseite lavoce.info nachlesen. Berlusconi geht so weit, das von Istat und Banca d´Italia bescheinigte Nullwachstum zu bestreiten, da in diesem Wert "die Schattenwirtschaft nicht berücksichtigt" sei.Unbekümmert verspricht er die Anhebung der Mindestrenten auf 800 Euro. Woher er die dafür erforderlichen 25 Milliarden nehmen will, verschweigt er. Stattdessen schürt er die Angst vor einer Rückkehr der Erbschaftssteuer und malt das Gespenst der Kapitalflucht an die Wand. In einem surrealen Wahlkampf voll persönlicher Attacken, apokalyptischer Visionen und hysterischer Auftritte wird um die Gunst der Bürger geworben, die das Polit-Theater mir wachsender Gleichgültigkeit beobachten. So wissen fast 20 Prozent der Italiener gar nicht, an welchem Tag gewählt wird, rund die Hälfte hat die Abschaffung des Mehrheitswahlrechts nicht mitbekommen, und 56 Prozent wissen nicht, dass keine Vorzugsstimmen mehr möglich sind. Dass der aufwendige Wahlkampf weitgehend mit öffentlichen Mitteln finanziert wird, empfinden viele Italiener als zusätzliches Ärgernis. Über 90 Prozent der Wähler hatten 1993 für die Abschaffung der Parteienfinanzierung gestimmt. Die Parteien konnte das nicht irritieren. Während sie am Haushalt den Rotstift ansetzten, flossen im vergangenen Jahr 286 Millionen an Steuergeldern in die Kassen von 81 Parteien - ein Affront gegen den Willen der Wähler. Während das Pro-Kopf-Einkommen sinkt, steigen die Kosten für die Politik kräftig. Der von Cesare Salvi und Massimo Villone publizierte Band "Il costo della politica" belegt dies auf eindrucksvolle Weise. Die Zahl der Regionalratsabgeordneten hat sich in den letzten Jahren um 20 Prozent erhöht. Vielfach verdienen sie - wie in Kampanien und Sizilien - mehr als die Parlamentarier. Provinz-, Gemeinde- und Regionalräte erhöhen die Zahl der Assessoren und Kommissionen ständig. In diesem Wildwuchs sind die Kosten für Personal und Beraterverträge um 16 Prozent gestiegen. 150.000 Italiener leben mittlerweile von der Politik. Die Kosten belaufen sich auf 1,8 Milliarden Euro. Dazu kommen 278.000 Mitarbeiter und Berater. Gesamtkosten: 3,5 Milliarden. Zu den Zahlen, die Berlusconi im Wahlkampf nicht zitiert, gehören jene der Region Sizilien, wo das Rechtsbündnis des Cavaliere alle 61 Wahlkreise eroberte: 10 Milliarden für nie fertiggestellte öffentliche Bauten, 800 Millionen Schulden für die 14 Krankenhäuser in Palermo. Die extrem verschuldete Region füttert 13.700 Beamte und 19.300 Pensionisten durch und gibt 200.000 Euro für Kaffee aus - zehn Espressi täglich für alle Abgeordneten und Bediensteten, deren Weihnachtsferien von 21. Dezember bis 12. Februar dauern. Und weil sich die Regionalwahl nähert, stellte der mafiaverdächtige Präsident Totò Cuffaro letzte Woche im Presseamt gleich zehn Journalisten an - auf unbefristete Zeit. Grund zur Aufregung? Nein. Kein Desaster ohne Glorie: Für 100.000 Euro hat die Region eine Inselhymne in Auftrag gegeben.

      http://www.ff-online.com/php/article.phtml?issue_id=4478&bgc…
      Avatar
      schrieb am 09.04.06 10:47:41
      Beitrag Nr. 4 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 21.135.023 von Cashlover am 09.04.06 10:30:11Printausgabe vom 07.04.2006
      Italien wählt am Sonntag
      Von Alessandra Rizzo

      Rom. Die italienische Wirtschaft stagniert, die Staatsschulden sind erstmals seit mehr als einem Jahrzehnt gestiegen, und einige Industrielle haben der Regierung, die sie einst unterstützten, den Rücken gekehrt. Das düstere Bild könnte sich bei der Wahl am Sonntag und Montag als fatal für die Regierung von Ministerpräsident Silvio Berlusconi erweisen. Denn der Unternehmer hatte bei seinem Wechsel in die Politik angekündigt, seine wirtschaftlichen Fähigkeiten zum Wohl des Landes einzusetzen und Italien so florierend wie seine eigenen Firmen zu machen.

      «Die Botschaft, auf die sich sein Wahlsieg gründete, lautete: 'Macht es wie ich', aber stattdessen ist das Land jetzt ärmer», sagt Politik-Professor Mauro Calise über Berlusconis Aufstieg zur Macht 2001. Seitdem besteht seine Regierung so lange wie keine zuvor in der Nachkriegsgeschichte Italiens.

      Gegensätzlicher könnten die Kandidaten nicht sein. Dem «Cavaliere», dem schillernden Berlusconi steht der grundsolide, eher bedächtige Wirtschaftsprofessor Romano Prodi als Herausforderer gegenüber. Große Reden sind seine Sache nicht, selbst wenn er in seiner Freizeit aufs Rennrad steigt, wirkt das hausbacken.

      In einem Wahlkampf, der von verbalen Schlammschlachten geprägt war, boten die wirtschaftlichen Probleme Italiens die unterschiedlichen Konzepte für eine Erholung eines der wenigen Streitthemen mit Substanz.

      Anfang März gab das nationale Statistikbüro Istat bekannt, dass die Wirtschaft – immerhin die drittgrößte der Eurozone – wegen zurückgegangener Investitionen 2005 ein Nullwachstum aufwies, nach 1,1 Prozent Wachstum im Vorjahr. Es war das 13. Mal in 14 Jahren, dass Italien unter der durchschnittlichen Wachstumsrate der zwölf Mitglieder der Eurozone lag.

      Wenige Tage später erklärte die Banca d'Italia, dass die Staatsverschuldung erstmals seit 1994 wieder gestiegen sei, und zwar auf 106,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts nach 103,8 Prozent 2004.

      Berlusconi hat die Leistung seiner Regierung verteidigt und auf globale Trends nach den Anschlägen vom 11. September 2001 und Konkurrenz aus Asien verwiesen. Er warf der Mitte-links-Opposition vor, ein Klima von «katastrophalem Pessimismus» zu verbreiten.


      Darüber hinaus macht die Regierung den Euro für Preissteigerungen mitverantwortlich, die dazu führen, dass viele Italiener finanziell immer schlechter über die Runden kommen. Sogar der Ruf nach Wiedereinführung der Lira drang aus Berlusconis Koalition.

      Italien ist nach Angaben von Analysten von der Wirtschaftsflaute besonders betroffen, da einige seiner wichtigsten Branchen wie die Textil- und die Schuhindustrie stärker von Konkurrenz aus Asien betroffen sind als Firmen in europäischen Ländern, die mehr Technologiegüter produzieren.

      Die Reformen der Regierung dienten der teilweisen Liberalisierung des Arbeitsmarktes und der Renten-Systeme, doch wird der Ansatz als zu zaghaft kritisiert. Die Regierung wird auch dafür kritisiert, dass sie nach dem Bilanzskandal um den Nahrungsmittelkonzern Parmalat Gesetze zum besseren Schutz von Sparern ebenso verzögert hat wie eine Reform der Banca d'Italia, deren Ruf von einem Skandal um den ehemaligen Zentralbankchef Antonio Fazio beschädigt wurde.

      Berlusconi, der zuletzt in den Meinungsumfragen knapp hinter seinem Herausforderer Romano Prodi lag, sagt, es sei mehr als eine Amtszeit nötig, um Italien zu modernisieren. Zu seinen Plänen zählen eine Anhebung der Mindestrenten, eine Abschaffung der Besteuerung von Überstunden und eine weitere Reduzierung der Steuerlast.

      Sein Widersacher, der ehemalige EU-Kommissionspräsident Prodi, war von 1996 bis 1998 selbst italienischer Regierungschef. Damals erntete er Lob dafür, dass er die Finanzen für die Einführung des Euros in Ordnung brachte.

      Beobachter sind jedoch skeptisch, ob seiner breit gefächerten Koalition bedeutende Reformen gelingen könnten. Analyst Codogno sieht das größte Risiko in zwei kommunistischen Parteien, die der Koalition angehören.

      http://www.rhein-main.net/sixcms/list.php?page=fnp2_news_art…" target="_blank" rel="nofollow ugc noopener">http://www.rhein-main.net/sixcms/list.php?page=fnp2_news_art…
      Avatar
      schrieb am 09.04.06 10:50:11
      Beitrag Nr. 5 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 21.135.023 von Cashlover am 09.04.06 10:30:11und noch einer:

      Wie geht es weiter? Deutschland könnte mit einer Politik der (stark) steigenden Löhne sich selbst (und die übrigen Euro-Länder) am eigenen Zopf aus dem Sumpf ziehen. Italien oder Portugal können entweder auf die deutsche Vernunft hoffen – oder die Währungsunion verlassen. Laut Flassbeck wäre das einfach: «Berlusconi muss bloss erklären, dass morgen ein Euro gegen 1000 Lira eingetauscht wird. Den Rest besorgt der Markt.»
      ...
      Blick, 1.4.2006
      http://www.blick.ch/news/wirtschaft/vontobel/artikel34609

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      Avatar
      schrieb am 09.04.06 10:51:03
      Beitrag Nr. 6 ()
      Ich war gestern in einem Restaurant, das ich zum lletzten Mal vor der Währungsumstellung besucht habe. Die Währungsumstellung wurde von vielen Wirtschaftsbereichen ausgenutzt. Die Umrechnung 1:1 wurde mir vor erst gestern wieder beim Besuch eines Restaurants bewusst, das ich seit der Währungs:
      Filetsteak jetzt: 24 €, vorher 25 DM:cry:

      Sollte Deutschland aus der Währungsunion aussteigen ;), dann kostet mein Filetsteak wahrscheinlich .... 98 DM :D
      Avatar
      schrieb am 09.04.06 10:52:26
      Beitrag Nr. 7 ()
      Es geht schon soweit, daß die Italiener Lebensmittel in der Schweiz einkaufen, weil sie da billiger sind.
      Avatar
      schrieb am 09.04.06 10:56:40
      Beitrag Nr. 8 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 21.135.087 von SDI85 am 09.04.06 10:51:03Tut mir Leid, dein Vergleich hinkt.

      Es geht nicht um Gaststättenpreise, sondern um Preise für Waren die ich jeden Tag einkaufen muß.

      Und die Lebensmittelpreise sind in Deutschl. nun mal Europaweit am niedrigsten.
      Während sie in Italien am höchsten sind.
      Avatar
      schrieb am 09.04.06 11:33:41
      Beitrag Nr. 9 ()
      Ich lebe seit 15 Jahren in Norditalien, und früher erschienen mir die meisten Sachen hier billiger als in Deutschland (außer Elektrowaren, Milchprodukten und den Mieten). Jetzt ist Norditalien wirklich teuer, nicht umsonst hat Prodi im 1. Fernsehduell gefragt, wie es denn sein kann, daß früher die Innsbrucker nach Bozen zum Einkaufen gefahren sind, und jetzt die Bozener nach Innsbruck, wo doch beide Länder den Euro eingeführt haben. Vor allem sind die Löhne gut um 20-30% niedriger als in Deutschland. Wenn der kleine Napoleon wieder gewinnt (Gott behüte uns davor!), dann kaufe ich langristige Puts auf den Mibtel, denn hier herreschen jetzt schon fast argentinische Verhältnisse... Gruß Lemmy
      Avatar
      schrieb am 09.04.06 11:38:36
      Beitrag Nr. 10 ()
      sollte es zu Währungsturbulenzen in der Eurozone kommen (warum und wie auch immer) ist doch eine Spekulation auf den sFr am sinnvollsten und letztlich am einfachsten.

      Der profitiert darüber hinaus auch von allen anderen Risiken, global gesehen, als klassische Fluchtwährung.

      Manchmal sind die einfachsten Lösungen die besten.

      Wobei Gold weiter mein persönlicher Favorit ist und bleibt.
      Avatar
      schrieb am 09.04.06 12:31:03
      Beitrag Nr. 11 ()
      #3 von kohelet aufbereitet:
      ______________________________________________-


      Zurück zur Lira ?

      Parlamentswahl: Während Berlusconi Italiens Wirtschaftslage schönredet, warnen Ökonomen vor einem "argentinischen Absturz".

      Südtiroler Wochenmagazin - 29. März 2006

      Was ihn auszeichnet, sind natürliche Höflichkeit und aufrichtige Achtung vor den Schwachen. Er pflegt einen ganz einfachen Lebensstil. Er liebt die Pünktlichkeit, lässt andere nie warten. Er ist naschhaft, aber hält sich in Form. Der Apfeltorte von Mamma Rossella kann er nicht widerstehen. Dagegen verabscheut er Knoblauch. Seit 30 Jahren trägt er Hemden von Bianca Mauri, und seine Marinella-Krawatte ist fast schon zum Mythos geworden." Dass Silvio Berlusconi auf der Webseite von Forza Italia als liebenswerter Normalbürger dargestellt wird, ist verständlich. Man darf allerdings vermuten, dass sich das Interesse der Italiener für den Gaumenkitzel des Premiers derzeit in Grenzen hält. Nach dem Eklat auf dem Confindustria-Kongress in Vicenza suchen sie eher nach Antwort auf eine beunruhigende Frage: Nimmt Berlusconi die Realität nur noch verzerrt wahr? Hat er sich noch im Griff, oder entgleitet ihm zunehmend die Selbstkontrolle? Auch die Frage, aus welcher Schneiderei die Hemden des Selbstdarstellers Berlusconi stammen, bereitet den Italienern wohl kaum schlaflose Nächte. Viel konkreter scheint ihre Besorgnis darüber, dass die Staatsverschuldung unter seiner Regierung auf die Rekordhöhe von 106,4 Prozent des Bruttosozialprodukts geklettert ist.

      Abschied von G8? Einer, der auf diese Fragen antworten kann, ist Nouriel Rubini. Der US-Ökonom vergleicht Italien mit Argentinien vor der Insolvenz und warnt vor einem möglichen Ausscheren Italiens aus der Europäischen Währungsunion. Eine Übertreibung? "Keineswegs", versichert Roubini. "ohne echte Reformen ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es dazu kommt - vielleicht schon in fünf Jahren. Die Parallelen mit Argentinien vor der Pleite sind unübersehbar: Die Wachstumsschwäche droht sich zu verstärken, die Staatsschulden werden weiter ansteigen. So könnte eine Schuldendynamik entstehen, die Italien am Ende zwingt, die Währungsunion zu verlassen." Um wettbewerbsfähig zu werden, benötige Italien einen "gewaltigen Produktionsschub", versichert der New Yorker Professor, der Berlusconi ein schlechtes Zeugnis ausstellt: "Seine Rhetorik war die des ökonomischen Liberalismus, doch in Wirklichkeit ging es ihm nur um seine eigenen Interessen. Er verhielt sich wie ein Monopolist, der seinen eigenen Gewinn maximiert."Ähnlich sieht es sein US-Kollege Desmond Lachman. "Italy follows Argentina down the same road the ruin", warnt das Mitglied des American Enterprise Instituts in der Financial Times. Bloß Gräuelpropaganda ?"Man sollte die Katastrophenstimmung nicht übertreiben", warnt der Ökonomist Tito Boeri. "Doch dass Italien unter den wichtigen Wirtschaftsnationen massiv an Gewicht verliert, ist unbestreitbar. Wachstumsschwäche, Verschuldung, sinkendes Pro-Kopf-Einkommen und mangelnde Konkurrenzfähigkeit könnten eine Dynamik in Gang setzen, die zum Ausscheiden Italiens aus dem G 8 führt", meint Boeri."Wir riskieren, den Anschluss an die grossen Industrienationen zu verlieren", warnt sogar Confindustria-Vize Andrea Pininfarina.

      Doch für Berlusconi gehören Roubini, Lachman, Boeri und Pininfarina zu jenem Heer "professioneller Schwarzmaler", die die "linken Lügen über den Niedergang Italiens" verbreiten. "Wir sind das Land mit den meisten Handys in der EU", lautete seine Frohbotschaft.Berlusconi liebt es, die Erfolge seiner Regierung in endlose Zahlensequenzen zu kleiden.

      Wie viele dieser Zahlen falsch sind, läßt sich nach jedem seiner Auftritte auf der von angesehenen Ökonomisten gestalteten

      Wirtschafts-Webseite lavoce.info nachlesen.


      Berlusconi geht so weit, das von Istat und Banca d´Italia bescheinigte Nullwachstum zu bestreiten, da in diesem Wert

      "die Schattenwirtschaft nicht berücksichtigt"
      sei.

      Unbekümmert verspricht er die Anhebung der Mindestrenten auf 800 Euro. Woher er die dafür erforderlichen 25 Milliarden nehmen will, verschweigt er. Stattdessen schürt er die Angst vor einer Rückkehr der Erbschaftssteuer und malt das Gespenst der Kapitalflucht an die Wand. In einem surrealen Wahlkampf voll persönlicher Attacken, apokalyptischer Visionen und hysterischer Auftritte wird um die Gunst der Bürger geworben, die das Polit-Theater mir wachsender Gleichgültigkeit beobachten. So wissen fast 20 Prozent der Italiener gar nicht, an welchem Tag gewählt wird, rund die Hälfte hat die Abschaffung des Mehrheitswahlrechts nicht mitbekommen, und 56 Prozent wissen nicht, dass keine Vorzugsstimmen mehr möglich sind. Dass der aufwendige Wahlkampf weitgehend mit öffentlichen Mitteln finanziert wird, empfinden viele Italiener als zusätzliches Ärgernis. Über 90 Prozent der Wähler hatten 1993 für die Abschaffung der Parteienfinanzierung gestimmt. Die Parteien konnte das nicht irritieren. Während sie am Haushalt den Rotstift ansetzten, flossen im vergangenen Jahr 286 Millionen an Steuergeldern in die Kassen von 81 Parteien - ein Affront gegen den Willen der Wähler.

      Während das Pro-Kopf-Einkommen sinkt, steigen die Kosten für die Politik kräftig.

      Der von Cesare Salvi und Massimo Villone publizierte Band "Il costo della politica" belegt dies auf eindrucksvolle Weise. Die Zahl der Regionalratsabgeordneten hat sich in den letzten Jahren um 20 Prozent erhöht. Vielfach verdienen sie - wie in Kampanien und Sizilien - mehr als die Parlamentarier. Provinz-, Gemeinde- und Regionalräte erhöhen die Zahl der Assessoren und Kommissionen ständig. In diesem Wildwuchs sind die Kosten für Personal und Beraterverträge um 16 Prozent gestiegen.

      150.000 Italiener leben mittlerweile von der Politik.

      Die Kosten belaufen sich auf 1,8 Milliarden Euro. Dazu kommen 278.000 Mitarbeiter und Berater. Gesamtkosten: 3,5 Milliarden. Zu den Zahlen, die Berlusconi im Wahlkampf nicht zitiert, gehören jene der Region Sizilien, wo das Rechtsbündnis des Cavaliere alle 61 Wahlkreise eroberte: 10 Milliarden für nie fertiggestellte öffentliche Bauten, 800 Millionen Schulden für die 14 Krankenhäuser in Palermo.

      Die extrem verschuldete Region füttert 13.700 Beamte und 19.300 Pensionisten durch und gibt

      200.000 Euro für Kaffee aus - zehn Espressi täglich für alle Abgeordneten und Bediensteten, deren

      Weihnachtsferien von 21. Dezember bis 12. Februar dauern.

      Und weil sich die Regionalwahl nähert, stellte der mafiaverdächtige Präsident Totò Cuffaro letzte Woche im Presseamt gleich zehn Journalisten an - auf unbefristete Zeit. Grund zur Aufregung? Nein. Kein Desaster ohne Glorie: Für 100.000 Euro hat die Region eine Inselhymne in Auftrag gegeben.

      http://www.ff-online.com/php/article.phtml?issue_id=4478&bgc…
      Avatar
      schrieb am 11.04.06 10:14:09
      Beitrag Nr. 12 ()
      Presseschau: Italien in unversöhnliche Lager geteilt
      11. Apr 09:33

      Der alles offen lassende Wahlausgang in Italien beschäftigt die europäische Presse.


      «Times»: Italien vor großen Herausforderungen

      «Ob der Sieger nun Berlusconi oder Prodi heißt, wird wenig dazu beitragen, die Probleme Italiens zu lösen, des neuen 'kranken Manns in Europa'. Großbritannien ist es gelungen, diesen Titel innerhalb einer Generation loszuwerden. Deutschland macht unter Angela Merkel, seiner eigenen 'Margaret Thatcher', dabei einen guten Job. Aber es steht in Frage, ob irgendein italienischer Premierminister etwas dagegen ausrichten kann, angesichts der unabwendbaren Zwänge, die ihm bevorstehen.

      Der Kern des Problems ist, dass Italien weiterhin eng mit Industrien verbunden ist, die den Wettbewerb gegen die Konkurrenz aus China, Indien und Osteuropa praktisch schon verloren haben. Die Anfertigung von schönen Lederschuhen, Handtaschen und Waschmaschinen ist kein besonderes Unterscheidungsmerkmal mehr.»

      http://www.netzeitung.de/ausland/391750.html" target="_blank" rel="nofollow ugc noopener">
      http://www.netzeitung.de/ausland/391750.html
      Avatar
      schrieb am 12.04.06 00:48:46
      Beitrag Nr. 13 ()
      Was die neue Regierung anpacken muß
      Die zehn wesentlichen Probleme Italiens im Überblick
      von Philipp Kreisselmeier
      1 Der Arbeitsmarkt: Im Vergleich zu Deutschland (9,1) und Frankreich (9,2) liegt die Arbeitslosenquote in Italien bei 7,5 Prozent. Berlusconi hat diese vergleichsweise positiven Zahlen immer als Erfolg seiner Politik bewertet. In der Tat stieg die Zahl der arbeitenden Italiener 2005 um fast 160 000. Gleichzeitig sank nach einer Statistik der Behörde Istat die Zahl der Arbeitsplätze aber um 102 000. Das ist nur scheinbar ein Widerspruch. Im vergangenen Jahr wurden fast 250 000 illegale Arbeiter legalisiert, was in Italien nur möglich ist, wenn der illegale Immigrant bereits einen Arbeitsplatz besitzt. Wenn dann offiziell 160 000 Italiener mehr arbeiten, bedeutet das, daß die Zahl der Arbeitsplätze um gut 90 000 zurückgegangen ist, was der Zahl von Istat nahekommt.
      Wenn die Rechtsregierung auf diesem Feld im Wahlkampf anständige Zahlen vorweisen konnte, dann also nur deshalb, weil systematisch unangemeldete in reguläre Jobs verwandelt wurden - in der Statistik wächst so die Zahl der Arbeitsplätze. Ferner wurden Zeit- und Teilzeitarbeit ausgebaut. Was dauerhafte Anstellungen angeht, so herrscht erheblicher Handlungsbedarf.

      2 Haushaltssanierung: In Expertenkreisen gilt Italien als kranker Mann Europas. Letztes Jahr lag das Wachstum des Bruttoinlandproduktes bei null. Kurz vor den Wahlen korrigierte die Regierung ihre Voraussage, das BIP werde um 1,5 Prozent wachsen. Die Experten rechnen heute mit einem Wachstum von 1,3 Prozent. Italiens Wirtschaft ist damit die sich am langsamsten entwickelnde Ökonomie innerhalb der EU. Dazu kommt eine schwindelerregende Verschuldung. Die öffentliche Verschuldung beträgt 106 Prozent des BIP.

      3 Infrastruktur: In den Wahlkämpfen 2001 und 2006 hat Berlusconi mit Großprojekten wie einer Sizilien-Brücke gepunktet. Wichtiger für das Funktionieren des Landes wären allerdings viele kleinere Reparaturen, etwa an der Süd-Autobahn nach Reggio Calabria; am Nahverkehr Roms und vieler mittlerer Städte.



      Ein wichtiges Sanierungsprojekt für die kommende Legislaturperiode wäre auch das Eisenbahnnetz. Viele unentbehrliche Strecken verlaufen in Italien bis heute eingleisig.

      4 Research and Development: Als Industrienation auf dem absteigenden Ast müßte Italien in die Forschung investieren. Nach fünf Jahren Berlusconi fließt hier aber nur noch ein Prozent des Bruttoinlandsprodukts hinein.

      5 Der Euro: Seit der Einführung des Euro haben sich in Italien die Arbeitskosten um zehn Prozent verteuert. Auch die Verschuldung nahm zu. Die Regierung machte dafür den Euro und die Brüsseler Bürokratie verantwortlich. Diese Taktik hat die Euroskepsis der Italiener befördert. Die nächste Regierung sollte lieber die wirtschaftlichen Probleme bekämpfen und die Verantwortung nicht nach Brüssel schieben.

      6 Die Rechtsprechung: In der vergangenen Legislaturperiode hat es einige Justizreformen gegeben. Sie sollten nicht das Rechtswesen wirksamer gestalten, sondern Ministerpräsident Berlusconi vor einer Verurteilung retten. Die ursprünglichen Probleme Italiens sind damit nicht beseitigt worden. Das Kardinalproblem der italienischen Rechtsprechung ist ihre Langsamkeit: Zivilprozesse haben eine Durchschnitts-Dauer von 16 Jahren.

      7 Der Mittelstand: Mehr noch als die deutsche ist die italienische Wirtschaft durch eine Vielzahl kleiner und mittlerer Unternehmen geprägt; viele von ihnen sind aktiv in Sektoren, die die Billigkonkurrenz aus China und anderen asiatischen Ländern besonders stark zu spüren bekommen (u.a. Textil und Leder; Keramik). Die bisherige Regierung hat den Schutz und die Förderung des Mittelstandes vernachlässigt. Die neue Regierung muß sich des Mittelstandes annehmen.

      8 Die politische Kultur: Die Italiener, die ohnehin nichts Gutes von Staat und Politik erwarten, sind seit dem Amtsantritt Berlusconis daran gewöhnt worden, daß auf Versprechungen kein Handeln folgt, daß ideologische Gegner verteufelt werden und ihre Regierenden sich selbst bedienen. Die Aufbruchstimmung, die in den 90er Jahren annehmen ließ, Italien könne zu einer normalen Demokratie werden, hat in den vergangenen fünf Jahren einen dicken Dämpfer bekommen. Es ist Italien zu wünschen, daß es nach dem giftigen Wahlkampf der letzten Wochen auf den Weg zur Normalität zurückkehrt.

      9 Die Kulturnation: Italien muß mit dem Pfund wuchern, das ihm seine reiche Geschichte schenkt. Der Tourismus wird als Einnahmequelle immer wichtiger. Doch die bisherige Regierung hat die Pflege und den Ausbau dieses Sektors vernachlässigt. Venedig und Florenz sind Selbstläufer. Abgesehen davon besteht Nachholbedarf.

      10 Der Interessenkonflikt: Mitte-links hat es von 1996 bis 2001 versäumt, ein wirksames Gesetz zur Regelung des Interessenkonflikts zu schaffen. Was dann 2002 verabschiedet wurde - Haupt-Autor: Franco Frattini, heute EU-Justizkommissar! - verbot es dem Unternehmer Silvio Berlusconi zwar, als Regierungsmitglied Präsident des AC Mailand zu bleiben, aber nicht, sein Medienimperium zu besitzen. Dieserart von Interessenverquickung sollte verboten werden.
      Artikel erschienen am Di, 11. April 2006
      http://www.welt.de/data/2006/04/11/872831.html
      ______________________________________________________
      Italiens Wirtschaft leidet unter "Atemnot"

      LINZ. Die Italiener wählen Sonntag und Montag ein neues Parlament. Die Wirtschaft des Landes büßte in den vergangenen fünf Jahren deutlich an Wettbewerbsfähigkeit ein.

      Der Großteil der 58 Millionen Italiener wird froh sein, wenn der mit unglaublicher Härte geführte Wahlkampf an diesem Wochenende zu Ende geht. Einen wesentlichen Teil der schärfsten Wahlkampagne seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges nahm das Thema Wirtschaft ein.

      Kein Wunder, denn die Wirtschaftskraft der Industrienation lahmt bereits seit mehreren Jahren: Die italienischen Produkte etwa haben nicht nur international, sondern auch im eigenen Land an Zuspruch verloren.

      Gefragte Importwaren

      So haben die Italiener im Vorjahr laut Statistikamt um 0,1 Prozent weniger für heimische Produkte ausgegeben als noch im Jahr davor - aber 6,8 Prozent mehr für Importwaren. Erschwerend kommt hinzu, dass die Touristen um knapp ein Prozent weniger Geld im Land gelassen haben als 2004.

      Darüber hinaus hat Italien Anteile auf dem Weltmarkt verloren. Weil Schuhe, Möbel und Kleidung ganz besonders der chinesischen Konkurrenz ausgesetzt sind. Und weil Italiens traditionelle Absatzmärkte (z. B. Deutschland) nicht großartig wachsen und die Arbeitskosten überdurchschnittlich gestiegen sind.

      Die Experten der Banca Intesa etwa errechneten für 2005 einen Weltmarktanteil von 3,5 Prozent. Zehn Jahre zuvor lag dieser Wert noch bei 4,7 Prozent. Laut World Economic Forum grundelt Italien in puncto Wettbewerbsfähigkeit aktuell auf dem 47. Platz - und duelliert sich dort mit Botswana und Südafrika. Noch im Jahr 2000 rangierte das Land auf Platz 26.

      Aufholen wird nach den Worten von Notenbankgouverneur Mario Draghi schwierig: "Das ist ein Wettlauf, bei dem Italien schon von Anbeginn mit Atemnot und Keuchen antritt."

      Produktivität gesunken

      Boden verloren hat Italien auch bei der Produktivität: Einerseits zeichnet dafür der starke Arm der Gewerkschaften verantwortlich, die immer noch kräftige Lohnerhöhungen durchsetzen, ohne den Arbeitgebern Zugeständnisse bei der Flexibilisierung der Arbeitszeit machen zu müssen.

      Andererseits ist zwar die Zahl der Beschäftigten gestiegen - ohne sich auf die Produktivität auszuwirken. Dahinter steckt die Liberalisierung von bereits bestehenden illegalen Jobs, insbesondere für Einwanderer. Diese haben schon bisher zum Bruttoinlandsprodukt beigetragen, ohne in der Statistik aufzuscheinen, verschlechtern aber nun die Produktivitätswerte.

      Am unzufriedensten mit dieser Entwicklung sind Italiens Großindustrielle, die auch offen für Romano Prodi als Premier eintreten. Das hat den amtierenden Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi derart aufgebracht, dass er bei einer Veranstaltung des Unternehmerverbandes Confindustria den Chef der Luxusschuhfirma Tod's und Präsidenten des Fußballklubs Fiorentina, Diego Della Valle, frontal angriff:

      "Wenn ich mir vorstelle, dass ein Unternehmer - angenommen, er ist nicht verrückt - die Linke unterstützt, denke ich, dass er viele Leichen im Keller hat, so viele Dinge, die er sich vergeben lassen muss, dass er sich unter den Schutzmantel der Linken und der Gerichtsbarkeit begibt."

      Della Valle konterte kühl: "Berlusconi ist ein müder Mann, er steht am Rande des Nervenzusammenbruchs. Er braucht dringend Ruhe."

      Über derart schrille Töne zeigte sich selbst der Vatikan besorgt, der von einem "Klima des Hasses" spricht. Auch beim Heiligen Stuhl wird man daher froh sein, wenn am Sonntag endlich gewählt wird.

      vom 08.04.2006
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      Avatar
      schrieb am 12.04.06 12:10:28
      Beitrag Nr. 14 ()
      http://www.netzeitung.de/ausland/391964.html

      Presseschau: «Prodi ist nicht der große Erlöser»
      12. Apr 10:07

      Romano Prodi hat die Parlamentswahl in Italien knapp gewonnen. Europas Presse ist skeptisch. «Wird Prodi das schaffen? Die Italiener selbst nennen ihr Land unregierbar», kommentiert ein Blatt.

      «Aftenposten»: Prodi steht vor gewaltigen Problemen

      «Die Italiener haben der Mittelinks-Gruppierung um Romano Prodi mit hauchdünner Mehrheit das Vertrauen ausgesprochen. Das bedeutet aber längst nicht, dass Prodi die vor ihm liegenden Herausforderungen anpacken kann. Seine Koalition von katholischen Zentrumsparteien bis zu Kommunisten ist so breit, dass sie trotz aller guten Absichten schnell gelähmt werden kann. Sicher verfügt Italien über lange Erfahrungen mit wechselnden Regierungen, ohne dass die wirtschaftliche Entwicklung gehemmt worden wäre.

      Aber das italienische Wunder und das Modell als schwache politische Führung mit blühendem Wirtschaftsleben stehen enorm unter Druck. Billige Importe aus Fernost und eine engere EU-Integration erfordern andere Lenkungssysteme. Ohne effektive, nach vorn gerichtete politische Führung ist das Gelingen großer Umstellungen schwer vorstellbar. Wird Prodi das schaffen? Die Italiener selbst nennen ihr Land unregierbar.»

      «Daily Telegraph»: Berlusconi hätte schwerere Niederlage verdient

      «Als ein phänomenal reicher Geschäftsmann hatte Berlusconi die italienischen Wähler 1994 und 2001 davon überzeugen können, dass privater Erfolg übertragen werden kann in die öffentliche Sphäre. Seine zweite Amtszeit erlebte dann allerdings durchschnittliche Wachstumsraten des Bruttoinlandseinkommens von weniger als 0,7 Prozent. Zur selben Zeit ging Italiens Wettbewerbsfähigkeit zurück und die Verschuldung der Öffentlichen Hand schwoll an. (...)

      Berlusconi hat es nicht geschafft, die Liberalisierung durchzusetzen, die für die Reformierung einer kränkelnden Wirtschaft benötigt wird. Für all diese Gründe hätte er eine erheblich schwerere Niederlage verdient gehabt.»

      «Guardian»: Italiens Problem ist der Mangel an Produktivität

      «Ein knapper Ausgang von Wahlen wie in Italien schafft nicht automatisch Stillstand, wie Angela Merkels neues selbstbewusstes Deutschland beweist. Und nicht alle europäischen Wahlen sind auf lähmende Art spalterisch, wie die Wiederwahl der Mitte-Links-Regierung zeigte. Und so ist es auch leichtfertig, über eine gemeinsame europäische Wirtschaftskrise zu reden.

      Sicher ist es unbestreitbar, dass Italien und Frankreich ernste strukturelle Wirtschaftsprobleme haben. Doch ihre Schwierigkeiten sind nicht die selben. Italiens alles überragendes Problem ist der Mangel an Wettbewerbsfähigkeit und Produktivität, der zur geringsten Wachstumsrate in der Europäischen Union in den letzten 15 Jahren geführt hat.»

      «De Volkskrant»: Vielleicht kann Prodi Jüngeren den Weg ebnen

      «Berlusconis Bravour und sein unkonventionelles Auftreten haben der italienischen Politik ein Maß an Klarheit verschafft, dass diese gut gebrauchen konnte. Aber dem steht eine Verflechtung politischer Interessen gegenüber, die nicht in eine moderne Demokratie gehört. Außerdem erwies sich seine Kühnheit als bemerkenswert größer als seine Durchsetzungskraft. (...)

      Was Berlusconi zu viel hat an Format, hat Prodi zu wenig. Aber vielleicht ist er doch der Mann, der den Boden für eine eine jüngere Generation von Politikern schaffen kann, die Italien so dringend braucht. Politiker, die nicht in die Schützengräben des vergangenen Jahrhunderts zurückwollen.»

      «Der Standard»: Auch ein Sieg für Berlusconi

      «Nun kann (Berlusconi) es sich - auf Augenhöhe mit Prodi - in der Opposition bequem einrichten. Er kann zusehen, wie jener sich mit einer kaum handlungsfähigen Regierung von Abstimmung zu Abstimmung hangelt und derweil weiter seine grotesken Verschwörungstheorien blühen lässt. Berlusconi mag etwas angeschlagen sein, geschlagen allerdings ist er noch lange nicht. All jene, die sich jetzt über den Ausgang der Wahlen gewundert haben, könnten auch bei Neuwahlen nicht aus dem Staunen kommen.

      Denn kommt es dazu, werden sich bis dahin weder die Mediensituation im Land noch das neue Wahlgesetz dramatisch geändert haben. Für politische Außendienstverkäufer vom Talent Berlusconis ist das eine große zweite Chance, Prodi dagegen stünde für Monate des Lavierens in römischen Palästen und für den evidenten politischen Notstand.»

      «Basler Zeitung»: Italien vor noch schwereren Zeiten

      «In dem Klima der geschürten Feindschaft kann keine Politik betrieben werden, die zu den überfälligen Strukturreformen führt. Für diese sind die vergangenen fünf Jahre vergeudet worden, weil im Zentrum des Regierungshandelns die Probleme von Berlusconi mit der Justiz und die seines unrechtmäßig angewachsenen Medienkonzerns standen.

      Jetzt gibt es keine Wartefristen mehr. Aber eine Minderheit, die knapp am Wahlsieg vorbeigeschrammt ist, zeigt erfahrungsgemäß wenig Neigung, weit reichende Vorhaben der Mehrheit zu unterstützen. Prodis Appelle, wieder Einigkeit zu suchen, sind ebenso vernünftig wie in den Wind gesprochen. Italien geht schweren Zeiten entgegen, noch schwereren.»

      «France Soir»: Italien wie die USA

      «Wie in den USA scheinen die Wähler in Italien ihre Entscheidung mehr von der Person abgehängig gemacht zu haben. Bush und Berlusconi haben die Wahl in Referenden über ihre Person verwandelt.

      Bei der Wahl in Italien verstärkt sich eine Tendenz: die ideologische Spaltung des Wahlvolks. So, wie in den USA 2004 der Gegensatz Großstädte-Mittelwesten deutlich wurde, so zeigt diese Abstimmung die Existenz zweier Italiens. Eines mobilisiert gegen einen Kandidaten, der in ihren Augen die Lüge und Interessenkonflikte verkörpert. Das andere hat von der Politik genug und wird von den 'klaren Worten' eines Tribuns angesprochen, der ihnen näher steht.

      Beide Wahlen zeigen die fürchterliche Effizienz der politischen Bosheit des diabolischen Karl Rove, der George W. Bush und Silvio Berlusconi beraten hat. Gegen seine Strategie scheint nur eine sehr starke Mobilisierung zu helfen. Diese Lage ist von der unsrigen nicht sehr weit entfernt: 2007 könnten wir mit ihr konfrontiert sein.»

      «Trouw»: Nach Berlusconi ist Langeweile anziehend

      «Nicht dass Prodi der große Erlöser ist. Er ist langweilig, unbestimmt und führt obendrein eine Koalition, die zusammenhält wie loser Sand. Ob die Koalition unter dem Druck der knappen Mehrheit besser zusammenarbeiten wird oder kurzfristig auseinander fällt, wird sich zeigen müssen. Aber mindestens die Hälfte der Italiener, und auch alle anderen europäischen Länder, wollen diese Veränderung. Nach fünf Jahren Berlusconi ist Langeweile übrigens eine sehr anziehende Eigenschaft.»
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      schrieb am 15.04.06 14:24:54
      Beitrag Nr. 15 ()
      PRESSESCHAU

      Samstag, 15. April 2006 12:50 Uhr

      Im Mittelpunkt stehen die Diskussion über das iranische Atomprogramm und der Machtwechsel in Italien. Dazu meint die polnische Zeitung RZECZPOSPOLITA:

      "Cavaliere Berlusconi geht mit großem Getöse unter und schlägt noch einmal wild um sich. Doch auch seine Anhänger wissen, dass sich am Wahlausgang nichts mehr ändern lässt. Berlusconi will offenbar um jeden Preis so lange wie möglich Druck auf Prodi ausüben und bei seinen Landsleuten möglichst viele Zweifel an den Wahlergebnissen wecken. Gleichzeitig wiederholt er gebetsmühlenartig seine Forderung nach einer großen Koalition, die Prodi konsequent ablehnt. Diese Taktik soll das Mitte- Links-Bündnis möglicherweise zu Zugeständnissen bei der bevorstehenden Wahl des italienischen Präsidenten zwingen", vermutet die RZECZPOSPOLITA aus Warschau.


      Ähnlich die Einschätzung der italienischen Zeitung LA REPUBBLICA:
      "Es gab keinerlei Wahlbetrug. Es handelte sich nur um eine zynische Farce eines Mannes, der nicht verlieren kann. Eine demokratie-feindliche Marketing-Operation mit dem Ziel, die öffentliche Ordnung massiv zu stören. Es gibt kein Paket mit Stimmzetteln, das den Sieg von Mitte-Links und Romano Prodi noch einmal umkehren könnte. Jetzt bleibt nur noch zu wünschen, dass Silvio Berlusconi an diesem Punkt mit seinen anmaßenden kindischen Launen aufhört und der Pflicht nachkommt, öffentlich seine Niederlage einzugestehen", verlangt LA REPUBBLICA aus Rom.


      Die dänische Zeitung BERLINGSKE TIDENDE folgert:
      "Berlusconis Zeit läuft aus. Während er seinen Stuhl nicht räumen will, werden seine letzten Rettungsseile in diesen Tagen eines nach dem anderen gekappt. Gestern mußte er mitansehen, wie eine seiner letzten Bastionen - das Innenministerium - fiel. Erst wenn das höchste Gericht des Landes das Wahlergenis anerkennt, wird die Debatte enden - am Sieg des Oppositionskandidaten aber wird sich nichts mehr ändern. Sowohl Angela Merkel als auch Tony Blair haben Prodi bereits zum Wahlsieg gratuliert. Nur George Bush möchte offenbar noch warten", notiert BERLINGSKE TIDENDE aus Kopenhagen.


      Die japanische Zeitung ASAHI SHIMBUN erläutert:
      "Fünf Jahre lang stand Berlusconi an der Spitze des Landes. Die Unterstützung für seine Politik nahm in jüngster Zeit immer mehr ab. Die Italiener sind frustriert über das geringe Wirtschaftswachstum und haben dem Premier die Quittung für seine leeren Versprechungen gegeben. Die Frage ist nun, ob die neue Regierung einen guten Start hinlegt. Prodi hatte, als er schon einmal Premierminister war, Italiens Haushaltsdefizit in den Griff bekommen und seinem Land den Weg in die Euro-Zone geebnet. Im jüngsten Wahlkampf hatte er die hohen Steuern und die prekären Arbeitsverhältnisse vieler Italiener zum Thema gemacht. Damit konnte er vor allem bei jungen Wählern punkten", stellt ASAHI SHIMBUN aus Tokio fest.


      Die estnische Zeitung POSTIMEES ist überzeugt:
      "Als ehemaliger Präsident der EU-Kommission dürfte Prodi die italienische Außenpolitik wieder auf eine klare europäische Linie führen, und davon kann die schwächelnde EU nur profitie- ren. Aber wie stark ist Prodi wirklich? Die Kommission hat es unter seiner Führung nicht vermocht, während des Irak-Krieges die Spaltung in ein "altes" und ein "neues Europa" zu verhin- dern. Zudem ist Prodis Mehrheit zu knapp und seine Koalition zu instabil, um innen- und außenpolitisch wirklich frei agie- ren zu können", notiert POSTIMEES aus Tallinn.


      "Das Wahlergebnis lässt Sorgen über die Regierbarkeit dieses Landes aufkommen,"
      hält die argentinische Zeitung LA NACION fest:
      "Gerade jetzt würde Italien dringend strukturelle Reformen benötigen, um aus seiner wirtschaftlichen Stagnation herauszukommen. Stattdessen haben die Wahlen eine ideologisch gespaltene Nation hinterlassen, in der die Kräfte des polemischen Berlusconi fast gleichauf mit der Koalition von Prodi liegen. Dieser war 1996 schon einmal Premierminister, konnte sich aber nur zwei Jahre an der Macht halten. Und die Herausforderungen, die ihm nun bevorstehen, sind nicht geringer geworden", konstatiert LA NACION aus Buenos Aires.


      Die BASLER ZEITUNG aus der Schweiz verlangt:
      "Jetzt müssen alle helfen, Italien auf den Weg zu demokratischer Normalität zu bringen. Die knappen Mehrheitsverhältnisse sind dabei kein Hindernis. Sie sollten dazu führen, dass sich die einen wie die anderen sehr anstrengen: dass sich die neue Mehrheit nicht auf die faule Haut legt und wie früher Machtmissbrauch etwa im staatlichen RAI-Fernsehen probiert. Und auf der anderen Seite, dass sich die neue Minderheit nicht mit Obstruktion die Zeit vertreibt. Beides kann Italien in seiner ungewöhnlich kritischen Situation nicht aushalten. Die Regierung muss die Ärmel hochkrempeln und möglichst bald mit der Herkulesarbeit beginnen. Die Opposition sollte sich so verantwortungsvoll verhalten, dass sie jederzeit das Ruder wieder übernehmen könnte - aber ohne einen Monarchen wie Berlusconi", unterstreicht die BASLER ZEITUNG.
      http://www.dradio.de/presseschau/20060415120000/drucken/" target="_blank" rel="nofollow ugc noopener">
      http://www.dradio.de/presseschau/20060415120000/drucken/
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      schrieb am 15.04.06 14:35:11
      Beitrag Nr. 16 ()
      Berlusconi: Die Macht ist alles. .Das Recht nichts. ( Italien ) Thread: Berlusconi: Die Macht ist alles. .Das Recht nichts. ( Italien )
      Avatar
      schrieb am 16.04.06 13:32:40
      Beitrag Nr. 17 ()
      Die Lira als eigenständige Währung kommt nie wieder. Denn wer wird schon zurück wollen zu einer Währung, bei der die Mächtigen sich der Probleme erneut durch Geldentwertung und damit Schuldenabbau auf die einfache Art entledigen können. Nicht umsonst hatte in Euroland die Lira die meisten Nullen vor dem Komma.

      Worauf man spekulieren könnte wäre auf eine massive Krise bzw. einen Krach in italienischen Staatspapieren. Sozusagen ein Verkauf des italienischen Pedants des Bund-Futures. Schon heute werden die italienischen Staatsanleihen einige Basispunkte über den auch nicht gerade supersoliden Bundesanleihen gehandelt.

      Aber ein echter Krach in Staatspapieren a la Argentinien wird ausbleiben. Denn das kann sich Euroland insgesamt nicht leisten, hier wird die EZB notfalls helfend eingreifen, und die übrige Euroland-Bevölkerung per sinkendem Außenwert des EUR mit bluten müssen. Und die italienische Bevölkerung wird bluten müssen durch ein dauerhaft erhöhtes Steuer- und damit Preisniveau vor Ort. Wodurch wiederum nur eines blühen wird: die Schattenwirtschaft. Was nun wieder die Mafia freuen wird, denn bei der Schattenwirtschaft ist sie absoluter Marktführer. Schließlich soll das erbeutete Geld ohne Zugriff des Staates weiter gemehrt werden.


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      Wo auf Rückkehr der Lira spekulieren?