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    Russland: Wirtschaftswunder ( Statistik 1999 – 2006 ) - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 22.05.06 11:24:48 von
    neuester Beitrag 14.07.06 06:47:42 von
    Beiträge: 22
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      schrieb am 22.05.06 11:24:48
      Beitrag Nr. 1 ()

      Armes reiches Rußland

      Warum das Land trotz Wirtschaftsboom und Ölmilliarden vor einer Krise steht


      Moskau - Kein Durchkommen. Hunderte Moskauer im Kaufrausch haben sich mit ihren Einkaufswagen vor die Kassen der französischen Supermarktkette Auchan geschoben. Aus den Lautsprechern rieselt Russen-Elektropop. Während Vater die Stellung in der Schlange hält, ist Mutter auf Pirsch nach Sonderangeboten.

      Wer nach dem neuen Rußland von Präsident Wladimir Putin sucht, wird an den Wochenenden in Einkaufstempeln fündig. Die gibt es längst nicht mehr allein in Moskau, sondern auch in den Regionen. Die "Wurstzüge", in denen hungrige Sowjetbürger nach Moskau auf der Suche nach Eßbarem fuhren, sind Geschichte. Standen früher die Russen vor leeren Läden Schlange, tun sie dies heute in prall gefüllten Supermarkety.

      Der Einzelhandel setzte im vergangenen Jahr dem staatlichen Statistikamt zufolge 245 Mrd. Dollar (192 Mrd. Euro) um. Bis 2010, prognostiziert die Investmentbank Renaissance Capital, soll der Konsum auf 555 Mrd. Dollar ansteigen. Rußland ist damit der am schnellsten wachsende Einzelhandelsmarkt Europas.

      Wirtschaftswunder

      Putin hat seit 2000, als Boris Jelzin das Kabinett im Kreml für ihn räumte, ein Wirtschaftswunder zu verantworten. Die russische Wirtschaft ist um 39,7 Prozent gewachsen. Für dieses Jahr prognostizieren Experten ein Plus von etwa sechs Prozent. Dennoch hat sich Nervosität im Kreml breitgemacht, seit Ökonomen hartnäckig auf

      fundamentale Schwächen der Wirtschaft

      wie die Rohstoffabhängigkeit,

      die steigende Staatsquote,

      zu geringe Investitionen und

      die ausgelaugte Infrastruktur hinweisen.

      "Rußland läuft Gefahr, daß es seine gewaltigen Chancen und sein Potential nicht nutzt", sagt Jewgeni Gawrilenkow, Chefökonom der Investmentbank Troika Dialog. Tatsächlich steht das Land am Scheideweg. Rußland kann weiter die Rolle einer Energiegroßmacht spielen, der es gut geht, solange die Weltmarktpreise oben sind. Oder es kann die Einnahmen in Zukunftsbranchen investieren und seine Ökonomie diversifizieren.

      An der Bevölkerung geht der Aufschwung nicht vorbei. Lag der Durchschnittslohn 2000 noch bei 80 Dollar, beträgt er in diesem Jahr rund 400 Dollar. Ein Rußlandreisender begegnet Elend und Niedergang in den Regionen. Sterbende Dörfer in Sibirien, in denen ein Fläschchen Badewannenreiniger mit 96 Prozent Alkoholgehalt den einzigen Halt gibt, repräsentieren das Land ebenso wie die Forbes Top 100-Liste der reichsten Unternehmer. Unter Putin leben 44 Milliardäre - und 22 Mio. Menschen unter dem Existenzminimum.

      Glück oder Können?

      17. August 1998, die russische Stunde Null. Damals erklärte sich das Land für zahlungsunfähig. Rußland, so schien es, war am Ende. Doch es erholte sich schneller als erwartet. Die Rubelabwertung machte die einheimische Industrie gegenüber den Importeuren konkurrenzfähig. Die freien Produktionskapazitäten wurden genutzt, die Betriebe faßten schnell Tritt. Der steigende Ölpreis half, den Staatshaushalt zu sanieren.

      Jelzin mußte in seiner Endphase bei einem Ölpreis von neun bis elf Dollar pro Faß (159 Liter) regieren. 1999 verfügte er über Staatseinnahmen von 24 Mrd. Dollar. Putin kann heute mit einem Ölpreis von 65 Dollar und Einnahmen von rund 200 Mrd. Dollar kalkulieren.

      Putin gelang es mit Reformen, Rußland auf Kurs zu bringen. In seiner ersten Amtszeit senkte er die Einkommensteuer auf einheitliche 13 Prozent und die Gewinnsteuer auf 24 Prozent, stopfte Schlupflöcher. Die Einnahmen stiegen. Zudem erlaubte er den freien Handel von Grund und Boden, was ihm in- und ausländische Investoren dankten.

      Vor der Schlüsselreform jedoch, der Modernisierung des Staatsapparats, scheut sich der Mann im Kreml. Rußlands Beamte sind so ineffizient wie eh und je, nur korrupter. Auf dem entsprechenden Index von Transparency International nimmt das Land Rang 126 unter 158 Staaten ein. Der schlechteste Wert bisher.

      Schmierstoff Erdöl


      40 Prozent der Haushaltseinnahmen stammen aus dem Öl- und Gasgeschäft. Die Weltbank hat für das Verhältnis Ölpreis/Budget in Rußland eine Formel entwickelt: Ändert sich der Ölpreis um einen Dollar, ändern sich das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,35 Prozent und die Staatseinnahmen um 0,45 Prozent des BIP. In Zahlen ausgedrückt heißt das für ein Negativszenario: Sollte der Ölpreis von gegenwärtig 65 auf 30 Dollar fallen, hätte das für den Staatshaushalt Einnahmeverluste von 125 Mrd. Dollar zur Folge.

      Öl und Gas feuern die Wirtschaft wie nichts anderes an. "Jährliche Wachstumsraten von fünf Prozent oder mehr waren in Rußland jeweils nur möglich, wenn der Ölpreis in dieser Zeit gestiegen ist", heißt es in einem Weltbankreport.

      Die Ausgabenseite ist, wie Putins ehemaliger Wirtschaftsberater Andrej Illarionow bemängelt, nicht flexibel genug, um auf Preiseinbrüche am Weltmarkt zu reagieren. Und die Ausgaben steigen. Betrugen sie im vergangenen Jahr noch 130 Mrd. Dollar, sind für 2006 bereits 160 Mrd. Dollar geplant. 2007 und 2008 stehen zudem kostspielige Wahlen ins Land.

      Drei Sparschweine

      Herr über Rußlands Haushalt ist Finanzminister Alexej Kudrin (45). Der jungenhafte Blondschopf hat ein Problem, um das ihn viele seiner Kollegen beneiden: Er hat zuviel Geld. Weil die Wirtschaft nicht in der Lage ist, all die Petrodollars zu verdauen, hat Kudrin drei Sparschweine aufgestellt:

      -Die Währungs- und Goldreserven der Zentralbank sind mit 226 Mrd. Dollar prall gefüllt.

      1) -Nach dem Vorbild Norwegens gibt es einen Stabilitätsfonds, der sich aus Erdöleinnahmen speist. Anfang Januar hatte der Fonds ein Volumen von 45 Mrd. Dollar, bis Jahresende sollen es rund 80 Mrd. Dollar sein. Aus dem Stabilitätsfonds zahlt Rußland seine Auslandsschulden.

      2) -Das restliche Geld soll in ausländischen Währungen und Staatsanleihen angelegt werden.

      3) Zudem gibt es einen Investitionsfonds für nationale Projekte - etwa Gesundheitsreform, Ausbau der Infrastruktur. Schon jetzt ist klar, daß das Volumen von 2,6 Mrd. Dollar nicht reichen wird.

      Die "Sparschweine" könnten bitter nötig werden, wenn der Ölpreis fallen und der Staatshaushalt seine Balance verlieren sollte. In diesem Fall würde als erstes der "Stabilitätsfonds" geschlachtet.

      Die von Kudrin angelegten Reserven dienen dazu, die Inflation in Grenzen zu halten. Die liegt seit Jahren über zehn Prozent und stellt kurzfristig die größte Gefahr für Rußlands Wirtschaft dar. So will auch der Finanzminister eine Bankenkrise nicht ausschließen, sollten die Bürger, enerviert von der hohen Inflation, ihren Glauben an den Rubel verlieren und ihre Sparguthaben abziehen. Auch eine Krise auf dem überhitzten Immobilienmarkt könnte eine Wirtschaftskrise auslösen.

      Ex-Berater Illarionow nennt Rußland einen Patienten, der von der "Holländischen Krankheit", benannt nach einer Wirtschaftskrise in den Niederlanden, befallen ist. Allgemein gesprochen heißt das: Die Rohstoffindustrie dehnt sich in Boomzeiten auf Kosten anderer Branchen aus. Die Exporterlöse führen zu einer Aufwertung der Währung. Andere Branchen verlieren an Wettbewerbsfähigkeit und schlittern in die Krise.

      Russische produzierende Betriebe stehen heute schon unter Druck und verlieren an Konkurrenzfähigkeit. Die Weltbank stellt einen "deutlich sichtbaren Rückgang des Wachstumstempos in den meisten verarbeitenden Industrien" fest.

      Was tun mit all dem Geld?

      Putin muß Rußlands Wirtschaft modernisieren und diversifizieren, um sie aus der Rohstoffabhängigkeit zu lösen. Bislang sind, mit Ausnahme von russischen Rohstoffen, allenfalls russische Kampfjets, Raketen und Programmierer international konkurrenzfähig.

      Ohne die Privatwirtschaft einzubeziehen, ist der Sprung nach vorne fast aussichtslos. Die Privatunternehmer fordern jedoch für ihre Investitionen verläßliche Spielregeln, eine funktionierende Infrastruktur, Eigentumsgarantien, einen Beamtenapparat, der hilft und nicht behindert.


      Aber will Putin sie überhaupt einbeziehen? Bislang hat er, wie Dagobert Duck, einen randvoll mit Golddukaten gefüllten Swimming Pool. Abtauchen oder ausgeben? Der Präsident hat die - möglicherweise fatale - Entscheidung getroffen, weite Teile der Wirtschaft unter staatliche Obhut zu nehmen. Die Golddukaten sollen in den Kremlpool fließen.

      Der Staat greift auf Sektoren wie Öl und Gas, Metallurgie, Banken, Automobil-, Flugzeug-, Schiffs- und Anlagenbau. Putin will staatliche Holdings schaffen. Privatkonzerne, die dabei stören, werden entweder einverleibt oder zerschlagen. Die Teilverstaatlichung der Wirtschaft hat das Geschäftsklima verändert. Unternehmer zögern mit Investitionen, schließlich könnte ihr Eigentum bald nationalisiert sein. Sie suchen die Nähe zum Staat, was sie in ihrem Handeln einschränkt.

      "Wir sind von der zentralisierten Planwirtschaft aufgebrochen und nicht beim freien Markt angekommen, sondern beim staatlichen Monopolkapitalismus", resümiert Illarionow. Das scheint seinen ehemaligen Chef nicht zu stören. Putin fühlt sich ausgerechnet von der Börse, dem Gradmesser für Erfolg, bestätigt. Dort sind russische Aktien, an denen der Staat die Mehrheit hält, hoch im Kurs.

      Artikel erschienen am Sa, 20. Mai 2006, WELT.de 1995 - 2006
      http://www.welt.de/data/2006/05/20/889556.html" target="_blank" rel="nofollow ugc noopener">http://www.welt.de/data/2006/05/20/889556.html
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      schrieb am 22.05.06 11:26:21
      Beitrag Nr. 2 ()
      Ölpreis
      Avatar
      schrieb am 22.05.06 11:27:27
      Beitrag Nr. 3 ()
      Geldreserven
      Avatar
      schrieb am 22.05.06 11:27:57
      Beitrag Nr. 4 ()
      Staatshaushalt
      Avatar
      schrieb am 22.05.06 11:28:49
      Beitrag Nr. 5 ()
      Auslandsschulden

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      schrieb am 22.05.06 11:29:21
      Beitrag Nr. 6 ()
      BIP
      Avatar
      schrieb am 22.05.06 11:29:59
      Beitrag Nr. 7 ()
      Wachstum des BIP
      Avatar
      schrieb am 22.05.06 11:30:30
      Beitrag Nr. 8 ()
      Börsenindex
      Avatar
      schrieb am 22.05.06 11:30:52
      Beitrag Nr. 9 ()
      Gehälter
      Avatar
      schrieb am 22.05.06 11:31:14
      Beitrag Nr. 10 ()
      Inflationsrate
      Avatar
      schrieb am 22.05.06 11:31:35
      Beitrag Nr. 11 ()
      Arme
      Avatar
      schrieb am 22.05.06 11:40:33
      Beitrag Nr. 12 ()
      Die Statistiken
      - Ölpreis
      - Währungs- und Goldreserven
      - Haushalt
      - Auslandsschulden
      - Bruttoinlandsprodukt
      - Wachstum des Bruttoinlandsprodukts
      - Börsenindex
      - Gehälter
      - Inflationsrate
      - Bevölkerung unter Existensminimum

      Jahre 1999-2006 aus der Zeitung
      Die Welt 20.5.2006 Seite 12
      Avatar
      schrieb am 22.05.06 11:43:33
      Beitrag Nr. 13 ()
      Siehe auch:
      Russland: Ende der Schwächeperiode Thread: Russland: Ende der Schwächeperiode
      Avatar
      schrieb am 22.05.06 12:51:01
      Beitrag Nr. 14 ()
      Kann man Daten trauen oder nicht ? Eine humorvolle Polemik, die auf einem wahren e-mail Austausch zwischen Jim Rogers und einem Russischen Studenten beruht :

      http://www.autopenhosting.org/futuresoptions/Jim-Rogers-Russ…
      Avatar
      schrieb am 22.05.06 13:36:38
      Beitrag Nr. 15 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 21.735.719 von kohelet am 22.05.06 11:30:52Genosse kohelet, eine Frage zu den Gehaeltern: sind das 300$ pro Tag, Woche oder Monat?
      Avatar
      schrieb am 22.05.06 13:48:26
      Beitrag Nr. 16 ()
      Ich vermute mal stark das ist das Jahresgehalt. :(
      Avatar
      schrieb am 22.05.06 13:50:07
      Beitrag Nr. 17 ()
      Das sind Monatsgehälter. Allerdings sollte man wissen, daß das Stadt-Land-Gefälle enorm ist und auch, daß die Preise in Rußland gewaltig aufgeholt haben. Für Moskau und St.Petersburg müßte man eigentlich eine getrennte Statistik aufmachen...
      Avatar
      schrieb am 22.05.06 13:50:44
      Beitrag Nr. 18 ()
      Monatsgehalt natürlich ...
      Avatar
      schrieb am 22.05.06 13:59:33
      Beitrag Nr. 19 ()
      Und wie sieht das fuer einen Rentner aus?
      Avatar
      schrieb am 22.05.06 14:05:26
      Beitrag Nr. 20 ()
      Rechne mal für Rentner die Hälfte, eher weniger. Allerdings fällt ins Gewicht, daß viele Vergünstigungen für Rentner aufgehoben worden sind, wie z.B. bei der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel oder bei der kostenlosen Gesundheitsversorgung. Die Rentner hinken der allgemeinen EInkommensentwicklung hinterher. Vielleicht bessert sich das inzwischen - dank dem Öl wäre ja genug Geld vorhanden.
      Avatar
      schrieb am 22.05.06 14:13:22
      Beitrag Nr. 21 ()
      Noch ne Grafik:


      RTX 22.05.2006 13.50: 2.162,93 -6,05% -139,37
      Avatar
      schrieb am 14.07.06 06:47:42
      Beitrag Nr. 22 ()
      Putin bei Maybrit...
      Thread: Putin bei Maybrit...


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