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    Bayreuth 2006 - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 26.07.06 21:27:40 von
    neuester Beitrag 18.08.06 12:40:49 von
    Beiträge: 18
    ID: 1.073.328
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      schrieb am 26.07.06 21:27:40
      Beitrag Nr. 1 ()
      Am 25. Juli begannen die diesjährigen Bayreuther Festspiele, die wir - soweit es aus der Ferne möglich ist, Karten gab es natürlich mal wieder keine - ein wenig kommentieren wollen.

      Eröffnungsvorstellung war dieses Jahr Der fliegende Holländer. Die übliche A- und B-Prominenz war angereist und es sei ihnen - bspw. der Mutter der Nation van der Leyen und Roberto Blanco - herzlich vergönnt, daß sie bei 35 Grad einer unterdurchschnittlich präsentierten unterdurchschnittlichen Wagner-Oper bewohnen durften - ein Bild in der Zeitung muß auch verdient werden. Marc Albrecht wählte nicht den holländerüblichen undifferenzierten Haudraufklang, sondern dirigierte ein teilweise sehr lyrisches Tempo und liefert mit dem Orchester und vor allem den Damen und Herren des Chores einen festspielwürdigen Klang. Adrienne Dugger rettete ein eher mittelmäßiges Ensemble (Einspringer Alfons Eberz als Erik soll hier mal entschuldigt sein), in dem vor allem der kraftlose Holländer von John Tomlinson enttäuschte. Schade, daß auch dieser großartige Wagner-Sänger sich am Karriereende zu Engagements verführen läßt, die er nicht mehr ausfüllen kann.
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      schrieb am 26.07.06 22:53:46
      Beitrag Nr. 2 ()
      Heute gab es dann den lt. Presse unisono "mit Spannung erwarteten" (was mich betrifft haben sie ausnahmsweise sogar recht) Vorabend zum "Ring des Nibelungen". Als Bewohner des kulturpolitischen Niemandslandes links des Rheines fand ich leider keine Übertragung im örtlichen Kabelnetz, selbst der Erwerb einer PCI-Karte für digitalen Radioempfang erwies sich nach dem Studium der Sender als sinnlos (das Kabelnetz NRW bietet u.a. domradio, Evangeliums-Rundfunk und zwei holländische Sender an - dank u wel!). Einen herzlichen Dank an den Bayerischen Rundfunk, der seine Übertragungen wenigstens auch über einen wackeligen Live-Stream in die Welt schickt (das Geld wird dann lieber für das Honorar des öffentlich-rechtlichen Alibi-Intellektuellen H. Schmidt verballert, der parallel im Ersten den Opernführer und Pausenclown spielen durfte). Aber egal.

      Nach einem prächtigen Vorspiel führte Thielemann zügig durch den ersten Auftritt, kostete das Aufleuchten des Rheingoldes in guter Tradition weidlich aus, um dann sehr flüssig und unspektakulär zum zweiten Auftritt überzuleiten. Zweiter kleiner Höhepunkt Loges Spott über die plötzlich alternden Götter und der Abstieg nach Nibelheim. Auch im dritten Auftritt weiter flottes Tempo ohne große Höhepunkte. In meiner Lieblingsszene, dem "Herbeirufen des Hortes" im letzten Auftritt konnte er sich leider nicht so recht zwischen brutalem Tempo oder quälender Langsamkeit entscheiden, auch der "Fluch" war ein wenig glatt. Ab der Erda Szene schlug der Dirigent dann (endlich) ein wenig breitere Zeitmaße und in den letzten 15 Minuten zelebrierte er seinen unnachahmlichen Wohlklang ins Festspielhaus, mit seinem minimal verzögerten "Tusch" nach dem letzten Auftritt der Rheintöchter, den ich zum Glück schon einmal live erleben durfte.

      Womit wir zur (vorsichtigen) Kritik kommen (man kann nicht ausschließen, daß einige Unsauberkeiten durch die mäßige Tonqualität verschuldet waren). Thielemann hatte seine Sänger nicht immer im Griff, besonders Arnold Bezuyen als Loge schien mehrfach seinen Einsatz verpaßt zu haben. Bezuyen bot sowieso ein zwiespältiges Bild, er sang wohlklingend, kämpfte aber mit den Höhen, er sang zwar im Prinzip verständlich, verschlucke aber häufiger einige Silben, er war einfach ein unbefriedigendes Mittelding, weder heldisch noch wirklich lyrisch, weder Regisseur auf der Bühne noch hinterhältiger Feuergott.

      Weitgehend Positives kann man dann wieder zu den restlichen Sängern schreiben (wobei man grundsätzlich aber sagen sollte, daß keiner jetzt als "Entdeckung" oder "Weltklasse" gefeiert werden kann, außer natürlich die Debütantin Marina Prudenskaja, Glückwunsch ;) ). Falk Struckmann hat sich zu einem schon recht beeindruckenden Wotan gemausert, Gerhard Siegel bewies mal wieder, wie man Mime "kräftig" singt, Michelle Breedt (Fricka) konnte mit eher leisen, aber schönen Tönen überzeugen, Andrew Shore (Alberich) nicht schlecht, aber auch noch kein großer Rolleninterpret, er kämpfte noch hörbar mit der Partie. Kwangchul Youn und Jyrki Korhonen hatten als Riesen alles im Griff, mit leichten Vorteilen für den leider nun "erschlagenen" Youn. Die hohen Rheintöchter klangen im Internet furchtbar spitz, wir werden sehen, was die Weltpresse vor Ort sagt.

      Fazit: Gelungener Auftakt zum neuen Ring, auch die Regie scheint sich zurückgehalten und niemand verärgert zu haben, man hat alles schon besser gehört, aber immerhin gelang den Festspielen eine musikalische Darbietung auf einheitlich ordentlichem Niveau ohne störende grobe Ausfälle, vom Publikum ohne hörbare Differenzierung bejubelt. Wenn ich das Gesabbel von Herrn Schmidt gerade sehe, der so tut, als könnte er den Figaro erklären, dann wird die Bayreuther Aufführung im Nachhinein immer besser.
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      schrieb am 27.07.06 23:56:19
      Beitrag Nr. 3 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 23.074.204 von cajadeahorros am 26.07.06 22:53:46Hier schreiben die Profis - herrlich, wie man sich vor allem bei der Regie uneins ist und schade, daß man nicht vor Ort ist um sich mit ihnen zu zanken (wir erinnern uns an Monaco Franze: "Jahrhundertaufführung? Ein recht ein Scheißdreck wars...")

      http://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/583/81502/
      http://www.tagesspiegel.de/kultur/archiv/28.07.2006/2683090.…
      http://www.fr-online.de/in_und_ausland/kultur_und_medien/feu…
      Http://www.faz.net/s/Rub4D7EDEFA6BB3438E85981C05ED63D788/Doc…
      http://www.welt.de/data/2006/07/28/976658.html
      http://www.diepresse.com/Artikel.aspx?channel=k&ressort=ke&i…

      Avatar
      schrieb am 28.07.06 00:14:57
      Beitrag Nr. 4 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 23.129.474 von cajadeahorros am 27.07.06 23:56:19Ah, das ist aber nett, dass Du mir ein Photo von unserer Freundin Fionnula als Woglinde zeigst!;):laugh:
      Avatar
      schrieb am 28.07.06 00:16:32
      Beitrag Nr. 5 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 23.129.474 von cajadeahorros am 27.07.06 23:56:19:laugh::laugh:
      Ich liebe dieses Zitat vom Monaco!:D

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      schrieb am 28.07.06 00:47:06
      Beitrag Nr. 6 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 23.129.474 von cajadeahorros am 27.07.06 23:56:19Zur heutigen Walküre können wir es kürzer machen, vor allem, weil mir während der ersten zwei Aufzüge, die ein Arbeitnehmer ja dank des Beginns um 16:00 im Büro hören muß, ein wenig die Konzentration fehlte.

      Der erste Aufzug wie fast immer ein Selbstläufer wenn auch ohne große "Magie". Am gelungendsten im zweiten Aufzug die ruhigen Dialogstellen zwischen Fricka und Wotan. Dritter Aufzug dann großes Theater und der Schluß wie im Rheingold herausragend dirigiert. Die Sänger boten eine ordentliche Leistung, Endrik Wottrich als Siegmund kämpfte sich tapfer bis zum letzten Ton (manchmal ein wenig "gequält" zu klingen kommt ja gerade als Siegmund machmal gar nicht so schlecht an), Sieglinde/Adrianne Pieczonka überzeugte alle 3 Akte souverän, Linda Watson als Brünnhilde so lala. Struckmann, der - wie oben erwähnt - mit der wieder gut aufgelegten Michelle Breedt/Fricka eine schöne Szene hatte, baute im 3. Auzug ab (o.k., auch Sängern kann es zu heiß werden), ein kräftiger "Schmiß" ließ schon schlimmes für den "Abschied" befürchten, aber er fing sich und brachte die Partie dann gut zu Ende. Das Publikum scheint sich eingejubelt zu haben und bedachte die Akteure mit großem Applaus (aber auch der war schon besser, ihr wißt schon, früher eben...).
      Avatar
      schrieb am 28.07.06 12:41:55
      Beitrag Nr. 7 ()
      Immerhin gelang es mir, rechtzeitig in den Ö1-Einflußbereich zu kommen, anläßlich einer Fahrt quer durch Süddeutschland, um dann ab 20 Uhr "Reingold" gegen Le Nozze einzutauschen. Der Unterschied toppt jenen zwischen Beirut und dem oberfränkischen Mekka.
      (Suam cuique).:)

      b....
      Avatar
      schrieb am 28.07.06 12:54:56
      Beitrag Nr. 8 ()
      Bayreuth ist eine nette Stadt.
      Avatar
      schrieb am 28.07.06 13:25:43
      Beitrag Nr. 9 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 23.149.097 von bergfex58 am 28.07.06 12:41:55Hat sich ja kaum überschnitten, man konnte nach dem Schlußapplaus direkt zur Übertragung in der ARD übergehen. Wenn schon der Figaro angesprochen wird, hier mal "off Bayreuth" ein netter Artikel zum "Opernliebhaber" Harald Schmidt:

      Buh-Ruf aufs Vorprogramm
      Von Uwe Ebbinghaus - 27. Juli 2006

      Salzburg ist schön, das Wetter ist traumhaft, die Netrebko ist wunderbar, Mozarts Musik unübertrefflich. Grund genug, im Mozart-Jahr die Salzburger Premiere von „Le nozze di Figaro“ mit der Netrebko als Susanna im Fernsehen zu übertragen. Daß dies in der ARD - und nicht wie üblich in 3sat - geschah, war zumindest ungewöhnlich, aber schon dadurch gerechtfertigt, daß man den gebührenzahlenden Nicht-Fußballfans nach der WM auch mal etwas Exklusives bieten wollte.

      Doch die ARD wollte mehr, sie wollte den Zuschauer wieder einmal da abholen, wo er nach Meinung deutscher Fernsehmacher intellektuell angesiedelt ist: knapp über dem IQ einer Fernbedienung. So schusterte man ein einführendes Vorprogramm mit Harald Schmidt zusammen, gegen das Waldis WM-Stammtisch ein Intellektuellen-Club war. Was die ARD in Salzburg an analytischem Niveau aufbot, hätte sich jeder Fußballfan während der WM wegen Niveaulosigkeit verbeten. Man wünschte sich direkt den buntstiftkritzelnden Klopp in die Alpen.

      „Jeder hat was mit jedem“

      Statt seiner stand Harald Schmidt an der Seite der braven Heike Götz vor der atemberaubenden Salzburger Kulisse, er trug eine schicke neue Brille und edlen Stoff. Doch der feine Zwirn blieb uneingelöstes Versprechen. Er stehe hier, weil die ARD ihn hier hingestellt habe, witzelte er zu Beginn der Übertragung - und diese Tatsache kann man Schmidt angesichts dessen, was kam, nicht einmal als Entschuldigung durchgehen lassen.

      Schmidts Kurzzusammenfassung der Handlung („Jeder hat was mit jedem“) zeigte schon das angepeilte Niveau. Schmidts Co-Moderatorin brachte es immerhin auf die leidlich originelle Aussage, es gehe in der „Hochzeit des Figaro“ um sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz. Dann kam die erste Einspielung und es zeigte sich, daß alles, was der ARD zu Mozarts Opern und Salzburg einfiel, sich an einer Hand abzählen läßt: aufmarschierende Promis (beziehungsweise: Georg Uecker, Michaela May), der Netrebko-Hype, Mozartkugeln und Hera Lind, die laut Einspieler früher mal ein Haus vor der Stadt besaß, wegen einer Immobilien-Fehlspekulation aber jetzt nur noch zur Miete in Salzburg lebt. Und musikalisch ist sie auch. Hera Lind - der Mozart des 21. Jahrhunderts? Oder was wollte uns der fünf Minuten lange Beitrag im „Brisant“-Stil unmittelbar vor Beginn des ersten Akts sagen? Da hätte man lieber Richard von Weizsäcker noch länger zugehört, der auf die Frage, worauf er sich freue, antwortete: auf den Cerubino, den man erstmals als Doppelgänger auf der Bühne sehen werde.

      Mozartkugeln fürs Volk

      Der Knackpunkt des Vorprogramms aber war eine Vor-Ort-Reportage Harald Schmidts. Er besuchte einen Mozart-Andenkenladen mit erwartbarem Mozart-Kitsch und fragte Rentner und Schulklassen auf der Straße nach ihren Mozart-Kenntnissen, die dem Einspieler zufolge sehr bescheiden waren. Man muß eben nur geeignete Ansprechpartner suchen, deren Äußerungen geschickt zurechtschneiden - und bekommt das Ergebnis, das einem zupaß kommt. Die Programmmacher werden sich wohl noch gar bestätigt gefühlt haben: Der Deutsche hat keine Ahnung von Mozart, setzen wir ihm also Mozartkugeln vor. Was sollen wir ihn mit zusätzlichen Kenntnissen oder kompetenten Gesprächspartnern belästigen?

      Dann aber, endlich, ging nach einer recht konfusen Einführung Harald Schmidts in den ersten Akt - Hansi Hinterseer und Florian Silbereisen dienten dabei als Vergleichscharaktere der Bühnenfiguren - endlich der Vorhang hoch, Harnoncourt blickte mit finsterer Konzentration in die Kamera und schon nach den ersten szenischen Momenten war es wieder da, diese rätselhafte ästhetische Faszination: „Da ist etwas, ich weiß nicht was“, aber ich möchte es aufsaugen. Und man konnte als deutscher Fernsehzuschauer wieder nur die Fernsehmacher bedauern, die so wenig von Poesie zu verstehen scheinen und eine weitere Chance verstreichen ließen, in einen anspruchsvollen Fernsehdialog mit dem Zuschauer einzutreten
      http://www.faz.net/s/Rub4D7EDEFA6BB3438E85981C05ED63D788/Doc…
      Avatar
      schrieb am 28.07.06 14:21:38
      Beitrag Nr. 10 ()


      http://www.zeit.de/dpa/generatedSite/iptc-bdt-20060726-758-d…

      http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,428976,00.h…

      http://focus.msn.de/kultur/musik/bayreuth/wagner-festspiele_…

      Sonst gibt es bis jetzt nur die dpa Einheitskritik über die diversen Seiten der Regionalblättchen. Mehr dann Montag, Linksammlungen zu Kritiken gibt es auch bei

      http://www.der-neue-merker.at/aktuelles.php

      Avatar
      schrieb am 30.07.06 10:57:32
      Beitrag Nr. 11 ()
      Was nutzen mir die schönsten Karten, wenn ich ähnlich wie bei Flügen bei längerem Sitzen Heparin benötige und das schon nicht auf Kassenkosten geht.
      Gestern war Siegfried oder Götterdämmerung, ist ja akustisch kaum unterscheidbar. Ich muß mich mit der Rundfunkübertragung zufrieden geben, zur optischen Ergänzung verwende ich ein Bühnenbildfoto, sehr viel mehr Aktivität ist auf der Bühne auch nicht und gegen Störenfriede sichere ich mich durch ein Zugangskennwort ab. (Walhall oder Gral).
      Dann tauchte gestern irgendwo die Frage auf, ob der Fafner sympathisch sei oder nicht. Solange er nicht versucht, die WM 2006 retrospektiv durch einen allgemeinen Schöpfungsboykott zu behindern, sehe ich ihn wertneutral.
      All dies zu einer Zeit, wo Schumanns Lebensende gedacht wird.

      Gruß b...
      Avatar
      schrieb am 31.07.06 10:01:30
      Beitrag Nr. 12 ()
      Avatar
      schrieb am 01.08.06 00:28:57
      Beitrag Nr. 13 ()
      Dann hätten wir das auch wieder geschafft...

      Die Götterdämmerung vereinte alle Vorzüge und Mängel des "Rings 2006". Christian Thielemann, inzwischen bundesweit zum neuen Gott auf dem Grünen Hügel ernannt (zu Recht ;) , eine Zeitung brachte vorsichtig schon einmal das Wort "Festspielleiter" ins Gespräch), dirigierte auch die Götterdämmerung souverän zu Ende, patzte nie und leistete sich einige Ausflüge in geradezu epische Breite (jedoch ohne je den Fluß zu verlieren), vor allem natürlich (wie immer) in den letzten Minuten des Werkes. Wenn man überhaupt meckern will: Schluß I. und II. Aufzug könnten für meinen Geschmack ein wenig mehr Brutalität vertragen.

      Der im Siegfried von der Kritik sehr ungnädig behandelte Stephen Gould hat sich möglicherweise für den letzten Abend geschont, er steigerte sich von Aufzug zu Aufzug und gab einen durchaus wohlklingenden Siegfried. Natürlich wackelte mal zwischendurch ein Ton und die eine oder andere Silbe wurde verschluckt, aber wenn man einen Rollendebütanten besetzt, dann muß man damit rechnen und - bei aller Liebe - so viel schlechter als seine Vorgänger bzw. so mancher alternde Star, der gelegentlich noch an den "Staatsopern" singen zu müssen glaubt, war er beileibe nicht.

      Hans-Peter König als Hagen war (wie meist in der Götterdämmerung) die interessanteste Figur, großes Lob für den für Radiohörer fast zu ansprechend singenden Darsteller - nicht direkt sympathisch, aber in einem Ensemble mit Schwächen beginnt man sich doch für ihn zu interessieren. Die Nebenrollen durchwegs gut besetzt, auch die undankbaren wie Gutrune und Gunther konnten sich einigermaßen profilieren.

      Linda Watson als Brünnhilde möchte ich hier auslassen, die leisen Passagen meisterte sie gut und verständlich, bei den lauten oder hohen kann man wohl (wenn ich meine Eindrücke mit denen der Presse vergleiche) am übersteuerten Radio/Live-Stream einfach keine Wertung abgeben, ich fand es teilweise schrecklich aber das war bei den drei Rheintöchtern zusammen genauso, während sie einzeln sehr schön klangen.

      Fazit: Zum Glück habe ich Thielemann schon live einen Ring dirigieren hören, sonst würde ich mich wohl noch weitere drei Wochen über fehlende Karten ärgern. Den Rest kann man hören, aber man muß es nicht zwingend und 1000 Euro aufwärts für eine Schwarzmarktkarte muß man wegen der Sänger nicht ausgeben (die Inszenierung selbst hat heute ein vorsichtiges "Buh" beim Vorhang bekommen, was man so gelesen hat starke Bilder bei teilweise nicht vorhandener Personenregie).
      Avatar
      schrieb am 03.08.06 22:11:31
      Beitrag Nr. 15 ()
      Ein wenig zum Repertoire:

      Holländer, Tristan und Parsifal
      http://www.wienerzeitung.at/DesktopDefault.aspx?TabID=3895&A…

      Tristan
      http://www.festspiele.de/startseite/news/0_602/details_1.htm

      Tristan, Parsifal
      http://www.tagesspiegel.de/politik/archiv/04.08.2006/2695469…

      Und dann zum Abschluss noch der aktuelle Bayreuth-Kommentar des Kunstkenners Wiglaf Droste:

      bitte bayreuth statt beirut von WIGLAF DROSTE
      Deutschland hat wieder Bayreuth, mit der jährlich wiederkehrenden Krankheit Wagner. Dabei handelt es sich nicht um Franz Josef Wagner, den in feuchter Unterhose schreibenden Bild-Kolumnisten, der am 24. Juli im Feuilleton der taz ein Konzert der Rolling Stones besprach und sich dabei als "Street Fighting Man" und "Gossen-Goethe" die Hände und andere Körperteile rieb. Nein, es geht noch ein paar Nummern drunter: Richard Wagner heißt der Held der gehobenen Gamsbartdeutschen. Wagner war die Krönung der deutschen Romantik. Anders gesagt: Wagner komponierte wie ein in den Wald scheißender Aasvogel. Weil es davon so viele gibt in Deutschland, ist er noch immer beliebt.

      Es wäre nicht fair, Wagner vorzuwerfen, dass Hitler für seine Musik etwas empfand, das dieser liebesferne Psychopath wohl für Liebe hielt. Aber es passt schon - Wagner ist führerkompatibel, viele seiner hochdramatischen Musiken lieferten die Tonspur für die Inszenierung eitler, hochfahrender Selbstbesoffenheit und minderwertigkeitskomplexgesättigten GröFaZ-Gebrülls. Die deutsche Romantik - man muss das immer mal wieder sagen - hat nichts mit privaten, zarten und romantisch genannten Gefühlen zu tun. Die deutsche Romantik ist ihrem Wesen nach rückwärtsgerichtet und unweigerlich aggressiv.

      Besonders eindrucksvoll ist das zu sehen in den Gesichtern der Bayreuther Wagner-Festspiel-Besucher. Es ist ein prächtiger Arschgeigenreigen, der sich jährlich in Bayreuth aufmandelt und aufmaschelt: Autohausbesitzer, die in Kultur machen, Damen wie Mutti Roth, Muschi Stoiber oder die Gewaltaprikose Angela Merkel, und obendrauf reicht man die dazu passenden Künstlerhalunken. Die Wirkung von Wagners Musik ist schon unangenehm genug, aber das Volk, das da hinlatscht und sich abfeiert, geht gar nicht.

      Doch niemand erbarmt sich, niemand hat ein Bömbchen für Bayreuth übrig. Deshalb möchte ich die israelische Armee, von deren Effizienz man sich derzeit überzeugen kann, um folgenden Gefallen bitten: "Sehr geehrte Damen und Herren, ich erlaube mir, Ihre Aufmerksamkeit auf einen Sachverhalt zu lenken, der Sie unmittelbar angeht. Das Bombardement der Stadt Beirut scheint mir ein tragisches Versehen und Missverständnis zu sein. Ziel Ihrer Angriffe sollte vielmehr die namensähnliche deutsche Kleinstadt Bayreuth sein. Ich bitte Sie: Verschonen Sie eine internationale Kulturstadt. Machen Sie stattdessen sinnvoller ein deutsches Kaff platt, einen Kuhdunghaufen, aus dem turnusmäßig Größenwahnfried quillt. Die Feinde Israels befinden sich nicht nur in Ihrer geografischen Nähe. Der Antisemitismus blüht auch in Deutschland, und er ist immer virulent, wo Wagner bramarbasiert wird. Machen Sie aus der Schäferhundebesitzerkulturhochburg Bayreuth das, was diese ihrem Wesen nach ohnehin ist: ein geistloses Erdloch. Verschonen Sie aber bitte unbedingt das Jean-Paul-Museum, denn der Schriftsteller Jean Paul war und ist ein Lichtblick der Zartheit im bayreuthdeutschen Dröhnen. Herzlichen Dank im Voraus."

      Wenn selbst das nicht hilft, fällt mir auch nichts mehr ein zur Rettung der Welt und zum Segen der Menschheit.

      taz vom 28.7.2006, S. 20, 105 Z. (Kommentar), WIGLAF DROSTE
      Avatar
      schrieb am 05.08.06 08:22:50
      Beitrag Nr. 16 ()
      Doch eher in die Kategorie "Unfall" einzustufen, jenes Pamphlet des Herrn Droste. Geben wir ihm einen Künstlernamen :
      Droste-Geschmacks-off.
      Avatar
      schrieb am 06.08.06 21:10:31
      Beitrag Nr. 17 ()
      Hei ho ihr Gibichsmannen/frauen,

      machet euch auf :laugh:

      eintrittskarten gibts jedes jahr wie sand am meer.

      Ihr habt keine bekommen?

      Das muß mit persönlichen defiziten zusammenhängen: Nicht in der CSU? Keine arische abstammung?

      Dann bleibt euch nichts anderes übrig als hilfsweise die taz zu lesen:

      Die musikwissenschaftliche dissertation :laugh: von w. Droste verdient m. e.: summa cum laude :kiss:
      Avatar
      schrieb am 18.08.06 12:40:49
      Beitrag Nr. 18 ()
      Kritiker Wagners und der Institution Bayreuth hatten ihre helle Freude: Dank Frau Merkel wurde Bayreuth am Rande der Götterdämmerung II kurzfristig mal wieder ein Zentrum des deutschen Militarismus - die Kanzlerin empfing kurz vor der Aufführung andere führende Parteipolitiker zur Diskussion über den deutschen Beitrag zur Besatzungstruppe des Libanon.

      Darüber hinaus hat Lars von Trier, ursprünglich als Regisseur für den Ring vorgesehen, auf seiner Homepage sein Konzept für die Walküre und den Siegfried veröffentlicht, nicht uninteressant, soetwas mal zu lesen (schöner Einfall gegen Ende I. Aufzug Walküre :D ).

      http://www.zentropa.dk/link_downloads/Lars_von_Triers_Walkür…

      http://www.zentropa.dk/link_downloads/Lars_von_Triers_Siegfr…


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