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    Der Feind im Innern - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 14.08.06 17:58:57 von
    neuester Beitrag 14.08.06 18:19:40 von
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      schrieb am 14.08.06 17:58:57
      Beitrag Nr. 1 ()
      Muslime fühlen sich missverstanden, verfolgt, die britische Gesellschaft bedroht. Unter der Oberfläche des multikulturellen Großbritannien ist ein Graben, hinter dem sich die Muslime verschanzen. Sind die Verdächtigen von London normale junge Männer mit pakistanischen Wurzeln und britischem Pass oder Terroristen? Eine Spurensuche.

      Vier junge Männer in einem neuen BMW mit laufendem Motor beobachten das Haus im Walton Drive mit der Nummer 36. Mit ihren Blicken verfolgen sie jede Bewegung der beiden Polizisten, die die ärmliche Doppelhaushälfte bewachen, während innen drin die Spurensicherung am Werk ist. Die Männer tragen T-Shirts von "Prada" und "Diesel", gepflegte Stoppelbärte, die schwarzen Haare sind mit Gel frisiert - offenbar moderne, britische Muslime. "Die Polizei hat wieder einen Riesenfehler gemacht. Ich kenne Amjad. Er ist unschuldig", sagt der Fahrer des BMWs. Dann gibt er Gas und fährt davon.

      Großbritanniens Muslime reagieren mit Misstrauen, fast feindseliger Skepsis und auch Angst auf die Verhaftungen der vergangenen Woche. Nicht nur in High Wycombe, dem friedlichen Städtchen westlich von London. Hier im Walton Drive wurden zwei Männer verhaftet, die angeblich bis zu zehn Flugzeuge in die Luft sprengen wollten: die Brüder Amjad und Assad Sarwar, 25 und 28 Jahre alt, beide junge Familienväter.

      Neun Häuser in der Straße wurden zeitweise geräumt, ein Flugverbot über Wycombe verhängt. Material zur Bombenherstellung soll in dem Haus gefunden worden sein, laut Anwohnern ist die Polizei in einem nahe gelegenen Wäldchen auf Zündvorrichtungen gestoßen.

      "Sie sollen erst einmal beweisen, dass die Londoner Bomber vom 7. Juli vergangenen Jahres Muslime waren", sagte Mohammed Naseem, der Vorsitzende der Birminghamer Zentralmoschee am Freitag. In Birmingham durchsuchte die Polizei die Bäckerei von Abdul Rauf. Sohn Rashid soll der Strippenzieher der befürchteten Anschläge gewesen sein, möglicherweise ein El-Kaida-Verbindungsmann. Seine Verhaftung in Pakistan zwang die britische Polizei zum schnellen Schlag gegen die mutmaßlichen Terroristen.

      Andere der 23 Verdächtigen kamen aus Walthamstow in Ostlondon. Dort stand am Freitag Imam Shoaib auf der Treppe der Masjid-e-Umer-Moschee und verlas eine Erklärung: "Menschen müssen so lange als unschuldig gelten, bis ihre Schuld bewiesen ist." 1 100 Männer waren am Freitag zu den Gebeten gekommen - zehnmal so viele wie sonst.

      Seit die Polizei im Frühsommer ganz in der Nähe von Walthamstow bei einer missglückten Razzia einen unschuldigen Muslim anschoss, haben sich Großbritanniens Muslime stärker solidarisiert. Viele scheinen verbittert wie Moscheenvorstand Nasseem: "Man fragt sich, ob diese Verhaftungen nicht politischen Zielen dienen. Man benutzt den Terrorismus, um uns zu kontrollieren."

      Im Walton Drive 36, wo die Polizei ihre Absperrbänder von einer Lorbeerhecke zu einem Kirschbaum gespannt hat, herrscht träge Sommerstille. Sue, die Nachbarin aus der Nummer 34 bringt den Polizisten Tee auf einem Tablett. Nein, sie habe ihre Nachbarn nicht gekannt und wolle auch nichts sagen. Die Schülerin Louise Fenn biegt mit ihrer Großmutter um die Ecke. Muslime blieben eher unter sich, erklärt sie. Sie habe in der Schule zwar viele Freundinnen mit Kopftuch, aber sie kenne ihr Zuhause nicht. Denn man besuche sich nicht gegenseitig. "Das ist bei den muslimischen Mädchen nicht erlaubt, glaube ich."

      Und doch kennt hier jeder jeden. Kashi Raja, ein 16-Jähriger im roten Manchester-United-Shirt, hockt sich bereitwillig auf den Bürgersteig und schreibt die Namen der Familie Sarwar in den Reporterblock. Die Brüder Amjad, Assad und Ajmal, die Schwestern Natisa und Sobia, die Mutter Kalsume. Hinter den Familiennamen Sarwar schreibt er "Dad". Immer wieder betont Kashi, wie gut alle hier zusammenlebten. Schwarze aus der Karibik, Pakistaner, weiße Engländer. "Wir sind hier eine wirklich gute Mischung. Wir treffen uns im Park, spielen zusammen Fußball und verstehen uns echt gut."

      High Wycombe, Walthamstow - gewöhnliche englische Orte. Nicht so wie Beeston, wo die Londoner U-Bahn-Bomber herkamen. Und auch keine Muslim-Ghettos, die Soziologen eine Erklärung, warum junge Briten Massenmord an ihren Landsleuten verüben wollen, leichter machen würden.

      Im Walton Drive mögen manche Häuser ungepflegt und ärmlich aussehen. Hier stehen aber auch BMWs und Mercedes vor den Haustüren. Unter den Verhafteten sind Buchhalter, Taxifahrer, Studenten, ein Sicherheitsbeamter in Heathrow. Die meisten hatten Arbeit, galten einmal als gut assimilierte Briten - wie die Sarwar-Brüder. Die Familie wohnt seit 20 Jahren im Walton Drive. Die Kinder gingen in die örtliche Schule, waren beliebt, gute Kumpels.

      Doch dann wurden die Sarwar-Brüder wie viele der Verdächtigten plötzlich sehr religiös, zogen sich zurück, ließen sich Bärte wachsen. "Die Sarwars gingen in den Buchladen im Totteridge Drive, um zu beten", erzählt Kashi. Er sei nur einmal dort gewesen, es sei da "irgendwie anders". Die meisten Muslime der Gegend beteten in anderen Moscheen der Stadt.

      Im Buchladen sind die blauen Rollläden heruntergelassen. "Von wegen Buchladen", sagt eine Frau aus der Nachbarschaft verächtlich. "Sie wollen hier Kindern angeblich den islamischen Glauben und Englisch beibringen." In Wahrheit sei dies aber eine Moschee - mit ein paar Büchern im Schaufenster. Sie sehe doch, dass fünf Mal am Tag immer die gleichen Männer vorbeikämen. Gegen Muslime habe sie nichts, auch nicht gegen eine Moschee. "Und die Muslime sollten sich mal an den englischen Lebensstil gewöhnen. Wenn man vorübergeht, weiß man gar nicht, wovon die sprechen, weil sie eine andere Sprache sprechen. Und sehen Sie den Müll vor dem Laden an." Ihren Namen will die Frau nicht sagen. "Ich will noch ein paar Jahre hier leben."

      Unter der Oberfläche des multikulturellen Großbritannien ist ein Graben, hinter dem sich die Muslime verschanzen. In High Wycombe, im ganzen Land. 1 000 junge britische Muslime seien bereit, Selbstmordanschläge zu begehen und zu sterben, glauben Geheimdienste. "Unser Problem ist, dass wir nicht verstehen, was einen Radikalen zu einem Extremisten macht", zitierte die "Sun" einen Geheimdienstmitarbeiter.

      Andere glauben es genau zu wissen. Am Samstag ließen 38 Muslimverbände und drei muslimische Labour-Abgeordnete einen offenen Brief an Premierminister Tony Blair in der "Times" abdrucken. Sie forderten einen Schwenk der britischen Außenpolitik. Das "Debakel im Irak", dass Blair sich nicht mehr für einen Waffenstillstand im Libanon eingesetzt habe, das sei "Munition" für die Extremisten gewesen.

      Am Wochenende zeigten britische Zeitungen Blair in Badehose. Der Premier macht Urlaub in der Karibik. Wenn ihn etwas nach Hause holen kann, dann möglicherweise solche Briefe. Blair glaubt, dass man die globale Dimension des Terrorismus missversteht und den Extremisten in die Hände spielt, wenn man seine Außenpolitik als Motiv oder gar Entschuldigung für die Ereignisse hinstellt. Eine Regierung könne sich ihre Außenpolitik doch nicht von Drohungen mit Terrorismus diktieren lassen, empörte sich Verkehrsminister Douglas Alexander. Das wäre "gefährlich und dumm", schimpfte Außenministerin Margaret Beckett.

      Zeitungen wie der "Daily Express" schreiben nun unverblümt vom "Feind im Innern". Sie fordern ein Ende des britischen Multikulturalismus und die Abschaffung von Muslimschulen. "Studienreisen" junger Muslime in religiöse Kaderschmieden in Pakistan seien der Schlüssel für die Radikalisierung. "Die Eltern britischer Muslime schulden es uns, damit endlich aufzuhören", schreibt das Blatt.

      So hat die große Debatte begonnen. Muslime fühlen sich missverstanden, verfolgt, die britische Gesellschaft bedroht. Hinter den forschen Konzepten der Politiker spürt man zunehmend Ratlosigkeit. Die Geduld auf beiden Seiten wird geringer. "Ein trauriger Tag für High Wycombe", sagte Wahlkreisabgeordneter Paul Goodman. "Die wichtigste Priorität für die muslimische Bevölkerung muss nun das Land sein, in dem sie leben: Großbritannien."

      Kashi trägt noch sein Fußballshirt, keinen Kaftan. Aber auch er spürt, dass sich die Stimmung ändert. "Ich habe Angst, dass es anders wird", sagt er, "nach den Ferien in der Schule. Vielleicht werden die anderen nicht mehr mit mir sprechen."

      https://isht.comdirect.de/html/news/industry/main.html?sNews…
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      schrieb am 14.08.06 18:19:40
      Beitrag Nr. 2 ()
      Dieses Posting passt besser in einen der vielen bestehenden Threads zum Thema Islam. Der Thread wird geschlossen.


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