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    Afghanistan - Vom Ende einer gescheiterten Mission - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 17.11.06 17:28:49 von
    neuester Beitrag 21.12.06 17:15:27 von
    Beiträge: 48
    ID: 1.095.232
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      schrieb am 17.11.06 17:28:49
      Beitrag Nr. 1 ()
      "Die Taliban sind zurück. Wir alle wollten es lange nicht wahr haben: Der Süden Afghanistans versinkt im Krieg.
      Britische Generäle sprechen von den heftigsten Kämpfen seit über fünfzig Jahren.
      Krieg ist das richtige Wort. Nicht: bewaffnete Auseinandersetzungen.


      Gefallen in Süd-Afghanistan. Portraits kanadischer Soldaten. Gesichter eines Krieges, in den
      auch Deutschland immer tiefer zu schlittern droht.

      Der Krieg gegen die Taliban, wie ihn die NATO-Soldaten im Süden Afghanistans seit Monaten erleben.
      Britische Soldaten haben diese Bilder mit ihren Foto-Handys gedreht und per E-Mail in ihre Heimat geschickt.
      Journalisten erhalten nur selten eine Drehgenehmigung.
      Die Soldaten im Einsatz jedoch wollen nicht länger schweigen.

      Eines der wenigen offenen Interviews:

      Erster Soldat (Übersetzung MONITOR):
      "Ich war im Irak, das war im Vergleich eine Friedensmission. Aber das hier ist völlig anders, das hier ist Krieg."

      Zweiter Soldat (Übersetzung MONITOR):
      "Sie greifen uns immer wieder aufs Neue an, bis zu sechs Mal am Tag, egal, ob wir auf Patrouille sind oder hier im Lager."

      Dritter Soldat (Übersetzung MONITOR):
      "Ich war manchmal sechs, sieben Meter vom Feind entfernt, da haben wir dann mit Handgranaten gekämpft."

      60 gefallene Briten und Kanadier allein in den letzten Monaten.
      Mehrere Tausend tote Afghanen, Zehntausende auf der Flucht vor den Kämpfen.
      Bomben statt Wiederaufbau im Süden.

      Und im Norden? Hier sind über 2.000 deutsche Soldaten stationiert.
      Hier herrscht kein Krieg, aber auch kein Frieden.
      Die Zahl der Anschläge steigt, oft sind es mehrere innerhalb einer Woche.

      Der Wiederaufbau kommt nur langsam voran, nur der Drogenhandel floriert. Bei vielen Soldaten kommen Zweifel am Sinn der Mission auf.

      Oberst Bernhard Gertz, Bundeswehrverband:
      "Eigentlich haben wir schon viel zu viel Zeit verloren und deswegen lautet mein Gesamturteil ja auch:
      Wenn wir so weiter wursteln wie bisher, dann werden wir scheitern."

      Doch ein Scheitern kommt für die NATO nicht in Frage.
      Längst hat sie Afghanistan zum Testfall für das Bündnis erklärt.
      Die Strategie der NATO-Planer:
      Mehr Soldaten sollen in den Süden, auch deutsche Soldaten.
      Der Bundeswehrverband warnt vor den Folgen.

      Oberst Bernhard Gertz, Bundeswehrverband:
      "Denn der Irak hat gerade gezeigt, dass mehr Soldaten nicht mehr Sicherheit bedeuten, sondern mehr Widerstand, mehr Anschläge und mehr
      Terror."


      Wie viel Zeit bleibt in Afghanistan? Ist die Lage im Süden überhaupt noch zu retten?
      Entscheidende Fragen für die Experten des Senlis Councils, einem internationalen Think Tank mit vielen Mitarbeitern in Afghanistan.

      Ihre Analyse: Der Westen ist mit seinem Ziel, die Herzen der
      Afghanen zu gewinnen, gescheitert.


      Emmanuel Reinert, The Senlis Council (Übersetzung MONITOR):

      "Wir haben genau das Gegenteil getan, wir haben die Afghanen zu unseren Feinden gemacht. Viele Dörfer wurden bombardiert mit vielen zivilen Opfern. Und die Afghanen erzählen unseren Mitarbeitern, für uns
      war die Situation unter den Taliban viel besser. Die Taliban waren zwar brutal, aber da konnten wir wenigstens unsere Familien ernähren.

      Und das können wir heute nicht mehr."


      Fünf Jahre nach Beginn der Militärmission leben die meisten Afghanen noch immer in bitterer Armut.
      Vom versprochenen Aufbau spüren sie bis heute kaum etwas.
      Folge einer falschen Strategie?

      In den westlichen Militäreinsatz flossen bislang über 82 Milliarden Dollar. Für den zivilen Wiederaufbau wurden lediglich sieben Milliarden ausgegeben. Versprochen war ein Vielfaches.

      Walther Stützle, Staatssekretär Bundesverteidigungsministerium a.D.:

      "Die Mission ist, gemessen an der ursprünglichen Zielsetzung, gescheitert. Und wir müssen nicht nur in Deutschland, sondern wir müssen als Deutsche in der Atlantischen Allianz darüber nachdenken, wie man geordnet, politisch sinnvoll diese Operation zu Ende bringt."


      Rückzug aus Afghanistan? Noch eine Einzelstimme.

      Doch sie gehört einem Mann, der Staatssekretär im Verteidigungsministerium war, als die Bundeswehr den Marschbefehl Richtung Hindukusch bekam.

      http://www.wdr.de/tv/monitor/beitragsuebersicht.phtml#
      Avatar
      schrieb am 17.11.06 17:33:45
      Beitrag Nr. 2 ()
      #1

      Wieso gescheitert ?

      Soabld die kampferprobte und gefürchtete Bundeswehr in den Süden Afghanistans versetz wird, werden da Köpfe rollen...denn mit dem Rollen von Totenschädeln kennen sich unsere Jungs ja aus.

      :laugh:
      Avatar
      schrieb am 17.11.06 17:55:10
      Beitrag Nr. 3 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 25.489.891 von Blue Max am 17.11.06 17:33:45:laugh::laugh:

      Jau klar die werden den Briten und Kanadiern zeigen wie es geht :laugh::laugh:
      Avatar
      schrieb am 17.11.06 18:00:33
      Beitrag Nr. 4 ()
      Die Zerstörung Afghanistans, ein Werk der Imperialmächte

      Von Matin Baraki *

      "Mit dem Blut meines Geliebten will ich mich schminken
      Darob werden die roten Rosen im Garten verblassen!
      Wenn Du in Maiwand nicht zum Märtyrer wirst
      So wird die Schande lebenslang Dein Begleiter sein."
      Die afghanische Dichterin "Malalei" über die Schlacht im südafghanischen Maiwand 1880, in der die britischen Invasoren eine vernichtende Niederlage erlitten.

      Die Zerstörung der staatlichen Strukturen Afghanistans nahm schon 1979 ihren Anfang. Der ehemalige CIA-Direktor Robert Gates schrieb in seinen Memoiren, daß die US-Geheimdienste mit der Unterstützung der afghanischen Islamisten bereits sechs Monate vor der sowjetischen Intervention Ende 1979 begonnen haben. Auch der Sicherheitsberater des US-Präsidenten Jimmy Carter, Zbigniew Brzezinski, bestätigte, daß dieser am 3. Juli 1979 die erste Direktive über die geheime Unterstützung für die islamistische Opposition gegen die Regierung in Kabul unterzeichnet hatte. Wir haben die Sowjets nicht gedrängt zu intervenieren, aber die Möglichkeit, daß sie es tun, haben wir wissentlich erhöht, hob Brzezinski hervor. Dadurch wurde die Sowjetunion in die afghanische Falle gelockt. Durch die sowjetische Intervention wurde der innerafghanische Konflikt unweigerlich internationalisiert. Es ging nicht mehr primär um Afghanistan, sondern darum, das Land zu einem Vietnam der UdSSR zu machen. Afghanistan war nur Opfer dieser Strategie. Auch heute noch ist kein Ende der afghanischen Tragödie absehbar, und die verheerenden Folgen sind nicht einmal ansatzweise bewältigt.

      Nach der Vertreibung der Taliban 2001 bestand eine reale Chance, die Staatlichkeit Afghanistans wiederherzustellen. Noch während des US-geführten Krieges gegen Afghanistan - unterstützt durch die britische Regierung - fand unter formaler UN-Ägide Ende 2001 eine internationale Konferenz statt, auf der die Grundlage für den künftigen Status des Landes gelegt wurde. Nicht in Afghanistan durch Afghanen, sondern auf dem fernen Petersberg bei Bonn wurden die Weichen gestellt und eine provisorische Regierung auf massiven Druck der über zwanzig anwesenden US-Vertreter unter Beteiligung dreier islamistischer und einer monarchistischen Gruppe gebildet. Abdul Hamid Karsai, der seit Beginn des afghanischen Bürgerkrieges enge Verbindungen zur CIA unterhalten hatte, auf ihrer Gehaltliste stand und sich im Indischen Ozean auf einem US-Kriegsschiff befand, wurde zum Interimsministerpräsidenten gekürt. Da diese Regierung weder Legitimation noch Rückhalt in Afghanistan hatte, wurde sie nach kolonialem Muster von einer internationalen „Schutztruppe“, gebildet von Soldaten aus NATO-Staaten, nach Kabul begleitet und vor Ort weiter gesichert. Petersberg war eine Neocon-Konzeption, dabei wurde weder europäischen, geschweige den afghanischen Vorstellungen Rechnung getragen. Die Deutschen haben deswegen mitgemacht, um Afghanistan als Türöffner für weltweite Einsätze der Bundeswehr zu instrumentalisieren. Wie schon in der Vergangenheit wurde abermals eine militärische „Lösung“ des Konfliktes favorisiert. Afghanistan ist seitdem zu einem regelrechten Übungsplatz von USA und NATO geworden, wo die neuesten Waffen und die Einsatzfähigkeit der Soldaten getestet werden. Das afghanische Volk war somit vor vollendete Tatsachen gestellt worden. Auf der Grundlage des Petersberger Fahrplans wurden zwischen 2002 und 2005 mehrere Wahlprozeduren durchgeführt. Im Dezember 2001 war Karsai in das Amt des Ministerpräsidenten eingeführt und dann im Juni 2002 auf einer improvisierten Loya Djirga (Ratsversammlung) zum Präsidenten gewählt worden, wobei 24 Stimmen mehr abgegeben wurden als Abgeordnete anwesend waren. An der Tür zum Wahlzelt waren Abgeordnete durch Minister und Gouverneure per Unterschrift verpflichtet worden, für Karsai zu stimmen. Im Vorfeld dieser Wahlen hatten die USA 10 Mio. $ ausgegeben, um für ihn Stimmen zu kaufen. Anfang Januar 2004 wurde auf einer weiteren Loya Djirga eine Verfassung verabschiedet und Afghanistan zur Islamischen Republik proklamiert. 2004 wurden dann Präsidentschaftswahlen und 2005 Parlamentswahlen abgehalten, wobei Drohung, Gewalt, Mord und Stimmenkauf die Regel waren. Die New York Times nannte die Art und Weise, wie die Wahlen zustande kamen „eine plumpe amerikanische Aktion.“ Bei all diesen Aktionen war die internationale Gemeinschaft präsent: die Vereinten Nationen mit ihrem Beauftragten für Afghanistan, Lakhdar Brahimi, die Europäische Union mit ihrem Repräsentanten, dem spanischen Diplomaten Francesc Vendrell, und die Vereinigten Staaten als Hauptakteur mit ihrem Botschafter Zalmay Khalilzad. Alle entscheidenden Beschlüsse wurden entweder im Büro Karsais oder in der US-Botschaft gefaßt. Sowohl UN- wie EU-Vertreter ließen sich von den USA instrumentalisieren und nickten die getroffenen Entscheidungen nur noch ab. Damit haben sie ihre Neutralität und Glaubwürdigkeit eingebüßt. Es war dann nur logisch, daß die NATO auf ihrem Gipfeltreffen in Istanbul am 28.6.2004 die Entmachtung bzw. Unterordnung der formal UN-mandatierten Schutztruppe ”International Security Assistance Force” (ISAF) unter NATO-Kommando beschloss. Das Land wurde nach einem Operationsplan des NATO-Hauptquartiers unter den Besatzern in vier etwa gleich große Sektoren aufgeteilt. Dadurch sind faktisch die Aufsichtsfunktion der UNO, die Souveränität und Eigenstaatlichkeit Afghanistans aufgehoben worden. Diese Demütigung der Afghanen ist der Nährboden, auf dem der Widerstand wächst. So lange militärische Besetzung und Fremdbestimmung andauern, wird in Afghanistan keine Ruhe, kein Wiederaufbau und keine zivile Lösung des Konfliktes möglich sein. Da USA und NATO beabsichtigen, für sehr lange Zeit im Lande zu bleiben, haben sie dafür entsprechende politische und militärische Voraussetzungen geschaffen. Noch vor den Parlamentswahlen hatte Karsai eine sog. „Nationale Konferenz“ einberufen, auf der 100 Personen aus seiner Entourage zusammenkamen. Sie „bevollmächtigten“ ihn, mit den USA einen Vertrag zu schließen, auf dessen Grundlage die Militäreinheiten der Vereinigten Staaten auf unabsehbare Zeit in Afghanistan bleiben dürfen.

      Afghanistan hat weder eine souveräne noch eine unabhängige Regierung. Das jetzige Kabuler Kabinett besteht zu über 50% aus American Afghans, den Rest stellen Euro-Afghanen und einige willfährige Warlords. Hinzu kommen noch die US-Berater, die ausnahmslos in allen Ämtern präsent sind und die Entscheidungskompetenz innehaben.

      Der 11. September 2001 wurde zum Anlaß des Krieges gegen Afghanistan, obwohl dieser schon lange vorher geplant war. Bereits im Juli 2001 hatte die Bush-Administration ihren regionalen Verbündeten Pakistan über einen diesbezüglichen Plan informiert, offenbarte der ehemalige pakistanische Außenminister Naiz Naik, der an den geheimen Treffen u.a. zwischen den Regierungsvertretern der USA und Abgesandten der Taliban in den Jahren 2000 und Anfang 2001 in einem Berliner Hotel teilgenommen hatte. Ende September 2006 brüstete sich auch der ehemalige US-Präsident Bill Clinton damit, einen solchen Krieg gegen Afghanistan geplant zu haben.

      Unter dem formalen Dach der UNO wurde das Land seit Petersberg zu einem Protektorat der „internationalen Gemeinschaft“ degradiert. Seit Beginn der neunziger Jahre wird das „liberale Protektorat“ und die „Treuhandschaft“ als eine Chance zu „nation building“ und zur Demokratisierung von außen propagiert. Die „failing states“ sollen für geraume Zeit unter internationale Verwaltung gestellt werden, und es wird einem „neuen Interventionismus“ der westlichen Mächte mit „robustem“ militärischem Mandat das Wort geredet. Die Vertreter dieser „Theorie“ sind die Emeriti, Ulrich Menzel und Franz Nuscheler. In Afghanistan wurde sie umgesetzt mit dem bekannten Ergebnis. Da die internationale Gemeinschaft zum größten Teil aus NATO-Ländern unter US-Führung besteht, ist sie selber voreingenommen und Partei. Sie kann die Probleme des Landes nicht lösen - im Gegenteil, sie ist Teil des Problems geworden. Da die UNO zur Schaffung der Protektorate wesentlich mitbeigetragen und sich damit diskreditiert hat, kann sie keine angemessene und glaubwürdige Führungsfunktion mehr übernehmen. Weil Protektorate faktisch Kolonien sind, können im günstigsten Fall Probleme nur verschoben, im ungünstigsten Fall verschlimmert werden. Zu einer Lösung kommt es in der Tat nicht, wie das Beispiel Afghanistan deutlich macht.

      Gerade durch den Status als Protektorat ist die Wirtschaft Afghanistan zerstört worden. Wie der Kabuler Wirtschaftsminister Mohammad Amin Farhang hervorhob, bestehen 99% aller Waren auf dem afghanischen Markt aus Importen. Afghanistan ist längs zum Dorado für die Exporteure der Industrieländer geworden. Der einheimischen Wirtschaft wird jegliche Chance genommen, sich zu entwickeln. Da die Heroinbarone im Staatsapparat integriert sind, nutzen sie den „Wirtschaftsboom“ zur Geldwäsche. Sie investieren nur im Luxussegment, in Hotels, Häuser und Lebensmittelproduktion für den Bedarf zahlungskräftiger Ausländer. Afghanistan ist längst zu einem „Drogenmafia-Staat“ geworden, stellte Ashraf Ghani, der erste Kabuler Finanzminister im Kabinett von Abdul Hamid Karsai fest. Von dem einfachen Bauern angefangen bis zur Familie des Präsidenten Karsai sind alle am Drogengeschäft beteiligt. Schon vor einem Jahr hat die britische Botschaft in Kabul über die Drogengeschäfte der Familie Karsai berichtet. Als die Informationen von der Presse aufgegriffen wurden, kam es zu einem Disput zwischen Karsai und dem britischen Botschafter, in dessen Folge der Diplomat abberufen wurde. Dann war für einige Zeit Ruhe. Man wollte seine eigene Marionetten nicht weiter diskreditieren. Nun berichten die westlichen Medien, unter anderen der US-Sender ABC, über die lukrativen Drogengeschäfte des Karsai-Bruders Ahmad Wali, der Vorsitzender des südlichen Provinzrates in Qandahar ist und nebenbei Chef einer Bande, die Drogen über Iran und die Türkei nach Westeuropa schmuggelt. Dafür kassiert Ahmad Wali Karsai jährlich über 20 Millionen US-Dollar an Schutzgeldern. Auch der einstige Warlord der Nordallianz und derzeitige Stellvertreter des Innenministers in Kabul, General Mohammad Daud, ist von Amts wegen verantwortlich für die Drogenbekämpfung und gleichzeitig selbst ein Drogenbaron. Also verwundert es nicht, daß der „Kampf gegen den Drogenanbau“ unter Federführung der Briten auf ganzer Linie gescheitert ist. Die Anbaufläche stieg um 59% und 2006 gab es die größte jemals in Afghanistan eingebrachte Opiumernte, sie lag um 2000 Tonnen höher als im Vorjahr und erreichte sagenhafte 6100 Tonnen! Schon den Exportwert der Opiumernte 2005 bezifferte das UN-Büro für Drogen und Kriminalität mit 2,7 Milliarden Dollar.

      Ein Wiederaufbau für breite Schichten der Bevölkerung findet hingegen kaum statt. Die Arbeitslosigkeit beträgt ca. 75%. mancherorts, vor allem in Osten und Süden sogar 90%. So erklärt sich, daß dort bereits 80% der Bevölkerung mit den Taliban sympathisieren. Das von der UN in Millionenhöhe unterstützte Rückkehrprogramm für afghanische Flüchtlinge muß deswegen scheitern, weil diese weder Arbeit noch Unterkunft finden. Die im Rahmen der Demobilisierung 50 000 freigesetzten Kämpfer der Warlords mehren nicht nur zusätzlich das Heer der Arbeitslosen, sondern sind zu einem Faktor von Destabilität, Kriminalität und Unruhe geworden. Da sie keine bezahlte Beschäftigung finden können, gehen sie entweder zurück zu ihrem Warlord oder schließen sich den Taliban bzw. Al Qaeda an. Die von Deutschland ausgebildeten Polizisten, die zum größten Teil aus ehemaligen Kämpfern der Islamisten und Warlords bestehen und neben den Soldaten in der Nacht Patrouillen fahren, agieren oft nicht als „Freund und Helfer“ der Bevölkerung, sondern eher als Kriminelle. Sie überfallen vorzugsweise die zurückgekehrten Flüchtlinge, weil sie bei ihnen Geld oder andere Wertgegenstände vermuten. Außerdem durchsuchen sie grundlos auf der Straße Passanten, nehmen ihnen Uhren oder Handys weg. Wer sich wehrt, muß mit dem Schlimmsten rechnen. Die logische Folge ist, daß die Sicherheitslage so schlecht ist, wie seit Ende des Taliban-Regimes nicht mehr. Attentate und Angriffe nehmen zu. Bis Juni 2006 wurden schon so viele Anschläge verübt, wie im letzten Jahr insgesamt.

      Der Bevölkerung geht es dabei immer schlechter. Selbst in Kabul funktionieren weder Wasser- noch Stromversorgung. Wegen der katastrophalen sanitären Verhältnisse kommt es in den heißen Sommermonaten zu Cholera-Epidemien. Nur eine kleine Minderheit kann sich eine adäquate medizinische Versorgung leisten. Offiziell ist zwar die Behandlung in staatlichen Krankenhäusern kostenlos, aber ohne Bakschisch läuft auch da nichts. Die Mietpreise in der Stadt sind unerschwinglich geworden selbst für diejenigen, die Arbeit haben. Eine weltweit einmalige Korruption macht alle Anstrengungen Einzelner zunichte.

      Zu diesen schon auf dem Petersberg falsch gestellten Weichen gab es eine Alternative, die jedoch nie diskutiert wurde. Der beste und einzig gangbare Weg zur Befriedung Afghanistans wäre die Bildung einer repräsentativen Regierung in Afghanistan gewesen und eben nicht irgendwo weit weg im Ausland. Unter strengster Kontrolle nicht der „internationalen Gemeinschaft“, sondern der 118 Blockfreien Staaten, der 55 Mitglieder der Konferenz der Islamischen Staaten, der internationalen Gewerkschaften, von Friedens- und Frauenorganisationen hätten Wahlen für eine Loya Djirga durchgeführt und auf dieser repräsentativen Versammlung eine provisorische Regierung und Kommissionen zur Ausarbeitung einer Verfassung sowie von Parteien- und Wahlgesetzen gewählt werden müssen. Ich bin davon überzeugt, daß ein solches Verfahren ganz andere Ergebnisse gehabt hätte als die vom Petersberg, die wir heute erleben. Eine Regierung, vom Volk gewählt, hätte auch in Kabul kaum etwas zu befürchten. Im schlimmsten Fall hätte man den Militärschutz, wenn er denn für kurze Zeit benötigt worden wäre, von den Staaten in Anspruch nehmen können, denen das Land nahe steht, wie den Blockfreien und den islamischen Staaten. Afghanistan gehört bekanntlich zu deren Gründungsmitgliedern. Damit wäre auch den Islamisten der Wind aus den Segeln genommen, denn Afghanistan wäre dann nicht von „ungläubigen Christen“ und dem „großen Satan“ besetzt. Diese Alternative war jedoch von Anfang an unerwünscht. Selbst heute ist es noch nicht zu spät, diesen Weg einzuschlagen und die Petersberger Fehler zu korrigieren. Aber wer könnte schon diese Forderungen durchsetzen, selbst wenn es in Afghanistan am nationalen Interesse orientierte patriotische Kräfte gäbe?

      Ein nachhaltiger Wiederaufbau, der der gesamten Bevölkerung zugute kommt, muß erste Priorität haben. Die Hunderte Milliarden Dollars, auf diversen internationalen Geberkonferenzen dem Land versprochen und auf einem Sonderkonto bei der Weltbank geparkt, fließen über die 2500 in Kabul stationierten und mit allen Vollmachten ausgestatteten „Non Governmental Organizations“ (NGO) in die Geberländer zurück. Sie fungieren faktisch als Ersatzregierung und zerstören die afghanische Wirtschaft noch weiter. Einheimische Unternehmen erhalten von ihnen kaum Aufträge. Als der aus Frankreich delegierte Planungsminister, Ramasan Baschardost, der die NGOs als „neue Al Qaeda“ bezeichnet hatte, sich deren Auftragsbücher anschauen wollte, wurde er von Karsai entlassen. Da die NGOs in Afghanistan in Geld schwimmen, machen sie den täglichen Lebensbedarf der Afghanen unbezahlbar. Sie rauben dem Land sogar die Fachkräfte, indem sie Lehrer, Ingenieure, Ärzte usw., die von ihrem Gehalt nicht leben können, als Fahrer, Wächter, Türsteher gar als Zuhälter engagieren.

      Afghanistans ökonomische Perspektive liegt in der Abkoppelung von kolonialähnlichen wirtschaftlichen Strukturen und der Hinwendung zu einer regionalen wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit den industriell entwickelteren Nachbarn Indien, China, Iran und Pakistan sowie in einer Süd-Süd-Kooperation. Die asiatischen Staaten arbeiten schon an einer Alternative zum von den Imperialmächten dominierten Währungsfonds.

      Als NATO-Protektorat hat Afghanistan weder politische noch ökonomische Perspektiven, geschweige denn eine friedliche Zukunft. Auch die Erweiterung des Bundeswehr-Engagements nach Süd-Afghanistan und der von Scharping bis Jung immer vor der Öffentlichkeit geheimgehaltene Einsatz des Kommandos Spezialkräfte (KSK), das seit Ende 2001 in Afghanistan im Einsatz ist und von dem jeweils nur scheibchenweise die Wahrheit ans Licht kommt, werden an der Sicherheitslage nicht viel ändern. Sollte die Bundeswehr künftig offen in Kämpfe mit dem Widerstand verwickelt werden, wird mit dem Mythos der angeblichen Beliebtheit der Deutschen bei den Afghanen aufgeräumt werden. Schon die bisherigen Anschläge auf Bundeswehrsoldaten legen davon ein beredtes Zeugnis ab.

      Die waffentechnologische Überlegenheit der NATO in Afghanistan führt nur zu einer zunehmenden Barbarisierung des Krieges. Auch die widerlichen Fotos von Leichenschändungen bei Kabul durch Soldaten der Bundeswehr bestätigen dies.

      Die afghanische Elite unterschiedlichster Schattierung hat sich schon an die Besatzungsmächte verkauft. Die internationalen Stiftungen sind regelrecht auf Jagd nach der politisch käuflichen Intelligenzia. So hat sich das „National Democratic Institute for International Affairs“ der ehemaligen US-Außenministerin Madeleine Albright der Kabuler Parlamentarier mit linker Vergangenheit angenommen. Mit Ausnahme der Rosa-Luxemburg-Stiftung sind alle anderen deutschen Parteistiftungen in Kabul aktiv. Ein afghanisches Sprichwort besagt: „Der Baum sagt zur Axt, wäre Dein Griff nicht ein Stück von mir, hättest Du mich nicht schlagen können“. Die USA versuchen jetzt die Völker mit ihren eigenen Waffen zu schlagen. Wir leben jetzt „in einer Welt, in der Unterwürfigkeit als Tugend gilt oder zumindest als Beweis für Talent. In einer Welt, in der gemietet wird, wer sich nicht verkauft“, hat Eduardo Galeano festgestellt.

      Die NEOCONs und ihre Strategie sind nicht nur im Irak, sondern auch in Afghanistan gescheitert. Sie stehen vor dem Scherbenhaufen ihrer verfehlten Militärdoktrin. Gerüchte über Geheimverhandlungen mit dem Widerstand über ein Ende der Gewalt in Afghanistan sind schon in Umlauf. In Kabul wird seit geraumer Zeit hinter vorgehaltener Hand über die Ablösung von Karsai gesprochen. In Afghanistan haben die alten Imperialmächte in der Vergangenheit keine Siege erringen können. Auch die neuen werden sich nicht auf Dauer am Hindukusch etablieren können.

      http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/regionen/Afghanistan/ba…
      Avatar
      schrieb am 17.11.06 18:06:50
      Beitrag Nr. 5 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 25.489.891 von Blue Max am 17.11.06 17:33:45

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      schrieb am 17.11.06 18:10:23
      Beitrag Nr. 6 ()
      Avatar
      schrieb am 17.11.06 18:13:13
      Beitrag Nr. 7 ()
      Avatar
      schrieb am 17.11.06 19:25:51
      Beitrag Nr. 8 ()
      Bin mal gespannt wie lange es dauert bis der WDR den Video ins Web stellt

      Da sind wohl gerade die Schneidemeister am Werk :mad:
      Avatar
      schrieb am 17.11.06 19:57:21
      Beitrag Nr. 9 ()
      Ich meine gestern übrigens im Fernsehen gesehen zu haben, dass in Afghanistan bis jetzt

      ca. 87 Milliarden Euro für militärische Maßnahmen ausgegeben wurden

      ca 7 Milliarden Euro in den zivilen "Wiederaufbau" geflossen sind

      Besteht da nicht ein "gewisses Missverhältnis"? Wie sieht das eigentlich im Vergleich zum Kosovo aus? Wie viel Geld haben eigentlich die Russen in ihre Niederlage gepumpt? Für die NATO gibt es doch sowieso nur die Alternativen Abzug oder 100 Jahre bleiben.
      Avatar
      schrieb am 17.11.06 20:11:46
      Beitrag Nr. 10 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 25.494.615 von Steinpilz am 17.11.06 19:57:21Für die NATO gibt es doch sowieso nur die Alternativen Abzug oder 100 Jahre bleiben.

      :laugh::laugh::cry:

      Steht übrigens in #1 mit dem krassen Missverhältnis ;)
      Avatar
      schrieb am 17.11.06 20:13:32
      Beitrag Nr. 11 ()
      Stimmt alles, aus Sicht der Taliban-Freunde.
      wilbi
      Avatar
      schrieb am 17.11.06 20:13:40
      Beitrag Nr. 12 ()
      Stimmt alles, aus Sicht der Taliban-Freunde.
      wilbi
      Avatar
      schrieb am 17.11.06 20:18:20
      Beitrag Nr. 13 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 25.495.085 von Wilbi am 17.11.06 20:13:40Die Taliban-Freunde erkennt man übrigens daran, das Sie vorsichtshalber gleich zweimal das selbe posten :kiss:
      Avatar
      schrieb am 17.11.06 21:14:21
      Beitrag Nr. 14 ()
      Hurra der WDR hat es geschafft den Beitrag online zu stellen:

      http://www.wdr.de/tv/monitor/beitrag.phtml?bid=841&sid=154

      :rolleyes:

      Die Hoffnung das es mit dem Video auch noch klappt wächst...
      Avatar
      schrieb am 17.11.06 21:18:28
      Beitrag Nr. 15 ()
      Was war denn jetzt mit der unterlassenen Hilfeleistung? Ist hier nicht in den Headlines. Nur bei SPON - und denen glaube ich eigentlich nicht mehr so viel ... :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 17.11.06 21:29:00
      Beitrag Nr. 16 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 25.496.637 von PresAbeL am 17.11.06 21:18:28Nix verstehn...:confused:
      Avatar
      schrieb am 18.11.06 00:20:37
      Beitrag Nr. 17 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 25.496.919 von Gnadenloser am 17.11.06 21:29:00Lesen: Viele Meinung: Wenig
      Avatar
      schrieb am 18.11.06 08:53:36
      Beitrag Nr. 18 ()
      im Grunde ist die Bundeswehr bislang äußerst glimpflich davongekommen und dabei sollte man es denn auch belassen und die Truppe schnellstens wieder zurückbeordern.

      Die "Mission", von der hier die Rede ist, galt unter Militärexperten eh von Anfang an als undurchführbar.

      Wenn die lokalen, kriegsführenden Parteien der Bundeswehr bislang nicht äußerst wohlwollend gesonnen gewesen wären, hätten sie dort unter den deutschen Soldaten schon längst ein Schlachtfest anrichten können.
      Soll man auf so einen Sinneswandel wirklich warten, nur um den NATO-Partnern und den usa unsere Loyalität zu beweisen?

      Kampfeinsätze der Bundeswehr in Afghanistan werden im Übrigen wohl auch nicht von der Masse der deutschen Bevölkerung getragen und DAS sollte wohl der Maßstab allen Handelns sein.
      Avatar
      schrieb am 18.11.06 15:01:50
      Beitrag Nr. 19 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 25.501.486 von Cashlover am 18.11.06 08:53:36Das sehe ich auch so:

      Entweder eine große Kühlhalle für Zinksärge mieten - oder abziehen!
      Avatar
      schrieb am 18.11.06 15:45:11
      Beitrag Nr. 20 ()
      So - habe gerade mal eine Mail an den WDR geschickt und gefragt wieso der Video nicht online ist :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 18.11.06 23:14:52
      Beitrag Nr. 21 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 25.507.150 von Gnadenloser am 18.11.06 15:45:11Bundeswehr wird nach Südafghanistan gedrängt

      Berlin beharrt auf seiner Position - und reizt die Verbündeten: Die Bundesregierung will keine Soldaten nach Süd-Afghanistan schicken.
      Doch ein hochrangiger Beamter des US-Verteidigungsministeriums fordert: Auch die Deutschen müssen ins Taliban-Gebiet.

      http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,449322,00.h…
      Avatar
      schrieb am 19.11.06 21:17:16
      Beitrag Nr. 22 ()
      The Germans to the Front

      von Andreas Theyssen

      So hat es ja kommen müssen. Die Bundesregierung hat sich schuldig gemacht. Mitschuldig am Tod von zwölf kanadischen Nato-Soldaten. Mitschuldig durch unterlassene Hilfeleistung. Das sagen zumindest angelsächsische Vertreter in der Nato-Parlamentarierversammlung.

      Die Vorgeschichte: Die Kanadier waren im Sommer bei Gefechten mit den wiedererstarkten Taliban in Südafghanistan schwer in Bedrängnis geraten. Ihr Kommandeur hatte daraufhin 150 Mann Verstärkung von der Bundeswehr erbeten, die im vergleichsweise ruhigen Norden des Landes stationiert ist. Deren Einsatzführer habe daraufhin geantwortet, er habe zwar verfügbare Einheiten, erhalte aber keine Freigabe aus Berlin. So weit die Version der angelsächsischen Delegierten.

      Unabhängig davon, ob diese Episode sich en detail wirklich so ereignet hat - dass derlei Anwürfe gegen Berlin kommen würden, war absehbar. Seit Monaten fordern die Nato-Verbündeten, auch die Deutschen müssten nach Südafghanistan. Und Berlin mauert, aus nachvollziehbaren Gründen. Während im Norden die Bundeswehr derzeit allenfalls von Heckenschützen attackiert wird - was bislang weitgehend glimpflich ausging -, tobt im Süden eine regelrechte Schlacht. Und wer mag da schon freiwillig seine Soldaten hineinschicken. Schließlich ist die Bundeswehr zwar schon seit 13 Jahren im Auslandseinsatz, hat aber noch keinen einzigen Soldaten im Gefecht verloren. Darauf sind Bundesregierung und vor allem die deutsche Öffentlichkeit nicht eingestellt.

      Vertrauen der Bevölkerung verspielt

      Berlin wird dennoch nicht umhinkommen, Soldaten in die Schlacht zu schicken. Nicht, damit auch die Bundesdeutschen mal erleben, wie es ist, wenn Soldaten von einem Einsatz im Zinksarg zurückkehren. Auch nicht, damit die Lasten innerhalb der Nato gerechter verteilt werden. Es gibt nur einen einzigen Grund, der solch einen Einsatz rechtfertigt, ihn deshalb aber auch zwingend nötig macht: Afghanistan ist dabei, dem Westen zu entgleiten.

      "Losing Afghanistan" hat das Magazin "Newsweek" bereits Anfang Oktober eine Titelgeschichte überschrieben.
      Afghanistan geht verloren, droht zum zweiten Irak zu werden, im schlimmsten Fall sogar zu einem zweiten Somalia.


      Dort gibt es keine funktionierende Regierung mehr, dafür Al-Kaida-Ausbildungscamps, Islamisten, die immer größere Landesteile unter ihre Kontrolle bringen, und eine zunehmende Gefahr für die internationale Schifffahrt vor den Küsten des Gebildes, das einmal ein Staat war.

      In Afghanistan droht sich der Fall Irak zu wiederholen. In beiden Ländern hat die internationale Allianz zwar einen schnellen militärischen Sieg über das jeweilige Terrorregime errungen, doch beim "Nation Building" hat sie eklatant versagt.
      Die vom Westen installierte Regierung Karsai vermag es nicht, das Land jenseits der Stadtgrenzen Kabuls unter Kontrolle zu bringen.

      Vor allem hat sie es nicht geschafft, das Vertrauen der Bevölkerung zu gewinnen.


      Die Sicherheitslage hat die Zentralregierung nicht im Griff, korrupte Regierungsvertreter, -soldaten und Polizisten drangsalieren die Bevölkerung, der Opiumanbau ist auf Rekordhoch. Dazu kommen die Taliban, die im Osten und Süden des Landes auf dem Vormarsch sind.
      Sie brennen Schulen nieder, ermorden Lehrer, zerstören in ihren Einflussgebieten jenes bisschen Freiheit, das die Afghanen in den vergangenen fünf Jahren gewonnen haben.

      Sicherlich kann Berlin sich das alles noch eine Weile ansehen, um dann am Tag X seine Truppen hektisch aus Afghanistan herauszuholen. Sicherlich kann man Afghanistan wie Somalia sich selbst überlassen. Sicherlich kann man dann auch tatenlos zusehen, wie ein radikales Regime in Kabul zunehmend ausstrahlt auf die benachbarte Atommacht Pakistan mit ihren starken islamistischen Tendenzen.

      Man kann aber auch versuchen, diese absehbare Entwicklung zu stoppen. Um den Vormarsch der Taliban zu beenden, wird Berlin Kampftruppen in den Süden des Landes schicken müssen. Besser noch: Die Bundesregierung wird wie andere Nato-Partner ihr Afghanistan-Kontingent kräftig aufstocken müssen. Die Rand Corporation, ein unabhängiges US-Forschungsinstitut, hat ausgerechnet, dass für erfolgreiche "Nation Building"-Einsätze pro 1000 Einwohner 20 Soldaten und Polizisten notwendig sind.
      In Afghanistan kommt gerade einmal ein Nato-Soldat auf 1000 Einwohner.

      Wettlauf mit den Taliban

      Vor allem aber darf der Westen nicht einseitig auf Militär setzen.
      Er muss dafür sorgen, dass in Kabul und in den Provinzen eine Regierung sitzt, die das Vertrauen der Bevölkerung hat.
      Warlords, die ihr Ministeramt einzig zur Bereicherung nutzen, haben aus öffentlichen Ämtern zu verschwinden.
      Die Nato muss den Opiumanbau - inzwischen eine Finanzierungsquelle der Taliban - flächendeckend unterbinden und dafür sorgen, dass die Bauern genügend Einnahmen für alternative Ernten erhalten.

      Eine funktionierende Justiz ist dringend nötig, und die Nato sollte versuchen, entsprechende Entwicklungshelfer aus gemäßigten islamischen Staaten dafür zu gewinnen.
      Und der Westen wird nicht umhinkommen, sich auf einen Wettlauf einzulassen, den ihm die Taliban aufzwingen. Sie bieten afghanischen Polizisten und Soldaten den dreifachen Sold, wenn sie überlaufen.
      Die Staatengemeinschaft muss finanziell dagegenhalten. Denn die Erwartung, dass sich nach 27 Jahren Krieg in Afghanistan genügend Idealisten für den schlecht bezahlten Polizei- und Militärdienst finden, ist naiv.

      Die Bundesregierung kann aus innenpolitischen Gründen in Sachen Afghanistan weiter zaudern und die Nato-Partner hinhalten. Oder aber, sie beugt sich der Realität, anerkennt die dramatische Lage in Afghanistan und setzt sich an die Spitze der Bewegung. Sie muss ihre Partner davon überzeugen, dass nicht nur mehr Truppen, sondern auch mehr Geld und mehr Einsatz nötig sind, um das absehbare Debakel am Hindukusch noch abzuwenden. Ein erster Schritt dazu ist, Bundeswehr-Einheiten auch nach Südafghanistan zu entsenden.

      http://www.ftd.de/meinung/leitartikel/133189.html

      Ich teile die Ansicht des Autors nicht, das die Probleme mit noch mehr Soldaten und der Bundeswehr im Süden zu lösen sind.
      Dennoch ist die Einschätzung der Lage richtig.

      Das selbstinstallierte Kasairegime ist in der Bevölkerung noch schlechter angesehen als die Schreckensherrschaft der Taliban!
      Eine Regierung und ihre Marionetten die im Luxus schwelgen während die einfachen Menschen ihre Kinder nicht ernähren können -
      das erinnert mich an die Geschichte des Iran. Was daraus wurde sehen wir heute täglich Live
      Avatar
      schrieb am 20.11.06 16:24:33
      Beitrag Nr. 23 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 25.535.451 von Gnadenloser am 19.11.06 21:17:16Union verwahrt sich gegen US-Vorwürfe

      Aus den USA häufen sich die Vorwürfe, die Deutschen drückten sich vor Kampfeinsätzen im Süden Afghanistans. In der Union reagiert man zunehmend verärgert. Aus dem Verteidigungsministerum heißt es: Wir bleiben im Norden.

      http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,449416,00.h…
      Avatar
      schrieb am 20.11.06 16:36:33
      Beitrag Nr. 24 ()
      ich frage mich ehrlich, was die usa damit bezwecken wollen, Deutschland unbedingt in Fronteinsätze verwickeln zu wollen.

      Die schwarz-rote Koalition befindet sich in einem Stimmungstief.

      Zinksärge aus dem Hindukusch würden diese Situation ja nun nicht grade verbessern.

      Frau Merkel wäre in diesem Fall politisch erledigt.
      Avatar
      schrieb am 20.11.06 20:16:29
      Beitrag Nr. 25 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 25.548.822 von Cashlover am 20.11.06 16:36:33Deutschland setzt auf zivile Hilfe

      Deutschland trotzt dem wachsenden Druck aus der Nato: Die Bundesregierung will auch weiterhin nur in Notfällen Soldaten in den umkämpften Süden Afghanistans schicken. Zugleich wirbt Berlin nun seinerseits für mehr Engagement der Verbündeten - im zivilen Bereich.

      :D

      http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,449692,00.html
      Avatar
      schrieb am 22.11.06 13:00:00
      Beitrag Nr. 26 ()
      Brunnen statt Bomben

      Die Forderung nach deutschen Truppen für Süd-Afghanistan wird immer lauter - genau wie die Kritik an dem Nein der Bundesregierung. Auf dem Nato-Gipfel will Merkel den Partnern jetzt kleine Zugeständnisse anbieten und auf das Geleistete verweisen. Ob das reicht, ist fraglich.

      http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,449887,00.h…
      Avatar
      schrieb am 25.11.06 23:29:18
      Beitrag Nr. 27 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 25.589.443 von Gnadenloser am 22.11.06 13:00:00Dänemark wirft Deutschen Drückebergerei vor

      Scharfe Töne aus Kopenhagen:
      Der dänische Verteidigungsminister hat Nato-Partnern vorgeworfen, sich vor der vollen Verantwortung im Afghanistan-Einsatz zu drücken.
      "Wenn wir verletzt werden", so der Politiker, "stehen die anderen dann herum und schauen nur zu?"

      http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,450719,00.html
      Avatar
      schrieb am 26.11.06 08:47:13
      Beitrag Nr. 28 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 25.706.852 von Gnadenloser am 25.11.06 23:29:18die Dänen sind ja gut.
      Erst die Stimmung mit ihren Karikaturen vergiften und dann rumheulen.
      Avatar
      schrieb am 26.11.06 15:06:38
      Beitrag Nr. 29 ()
      Der gewalttätige Widerstand von Islamisten gegen die ausländischen Truppen, die den Aufbau demokratischer Strukturen in Afghanistan schützen sollen, hat in diesem Jahr deutlich zugenommen.
      Seit Beginn 2006 wurden fast 120 Soldaten der internationalen Koalition in Kämpfen getötet.

      Beim bevorstehenden Nato-Gipfel in Riga wird es auch um den umkämpften Süden Afghanistans gehen. Mächtige Nato-Verbündete wünschen sich auch deutsche Truppen im Kampfgebiet, was die Bundesregierung ablehnt.
      Deutschland will sich aber stärker beim Wiederaufbau im Süden engagieren und plant den Bau einer 4,5 Kilometer langen Straße im unruhigen Distrikt Pandschwai.

      Der frühere General Klaus Reinhardt hat vor einer Niederlage der Allianz in Afghanistan gewarnt.
      "Wenn es nicht gelingt, in Afghanistan eine zivile Infrastruktur aufzubauen, vor allem aber, die humanitäre Hilfe im Süden zu verbessern, droht die internationale Gemeinschaft zu scheitern"
      , schrieb Reinhardt in einem Gastbeitrag für die Zeitung "Bild am Sonntag".

      Die Niederlage sei aber abwendbar, wenn die in Riga versammelten Politiker eine Reform des Militärbündnisses anpackten.
      Reinhardt war Oberbefehlshaber der Kosovo-Schutztruppe Kfor.

      http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,450739,00.html
      Avatar
      schrieb am 28.11.06 15:59:00
      Beitrag Nr. 30 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 25.723.076 von Gnadenloser am 26.11.06 15:06:38Kampf gegen Opium fast wirkungslos

      Der Kampf gegen den Mohnanbau zur Opiumgewinnung in Afghanistan ist einer Studie zufolge weitgehend wirkungslos geblieben. Der Anbau ist demnach in diesem Jahr um 59 Prozent gestiegen.

      Es gebe Anzeichen dafür, dass Drogenbosse Verbindungen bis in "höhere Regierungsebenen" hinein haben.

      http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,451183,00.html
      Avatar
      schrieb am 29.11.06 18:25:05
      Beitrag Nr. 31 ()
      Irgendwo in diesem Thread ist mal kurz erwähnt worden, daß Afghanistan ein zweiter Irak oder schlimmer noch: ein zweites Somalia werden könnte.
      Als Gelegenheits-Zyniker und Hobby-Misanthrop kann ich Euch da beruhigen, denn Somalia ist aus größerer Entfernung betrachtet keine echte Gefahr mehr für unsere westliche Zivilisation.
      Wir leben in einer glücklichen Zeit, denn es gibt kein Land in Afrika mehr, das so klein und unbedeutend wäre, daß nicht ein paar Nachbarn einen kleinen Stellvertreter-Krieg darum führen könnten, um ihre neu gewonnene Macht zu beweisen.

      Es ist schön zu sehen, daß jetzt auch Äthiopien und Eritrea ihre Chance in Somalia wittern, denn warum sollten sich nur die Großmächte um Somalia Sorgen machen und Somalia als Waffentestgebiet nutzen, wenn man das auch selber kann. Immerhin wurde Äthiopien jahrzehntelang von der Sowjetunion hochgerüstet und Eritrea von Frankreich, Israel und ein paar britischen Waffenhändlern. Jetzt machen sich die lange nutzlos herumliegenden Waffen in den ärmsten Ländern dieser Welt endlich wieder bezahlt und außer den Einheimischen, die dabei "hopsgehen" werden, sind eigentlich alle außerhalb der Region wieder glücklich, wie wir gleich diesem dpa-Pressebericht entnehmen können: Die islamistische Gefahr in Somalia wird durch den Stellvertreterkrieg der Nachbarstaaten neutralisiert und alle Welt kann endlich wieder Waffen nach Äthiopien, Eritrea und Somalia liefern.
      Das ist vielleicht ein schönes neues Vorbild für den Irak und gegebenenfalls auch für Afghanistan, wenn es gelingen könnte, in Afghanistan den Iran und Pakistan die Rolle übernehmen zu lassen, die von Äthiopien und Eritrea zunehmend in Somalia übernommen wird.
      Vielleicht können wir schon bald alle unsere NATO-Truppen zurückziehen, weil es wieder einen ganz entzückenden und "völlig normalen Regionalkrieg" ohne Beteiligung nicht-benachbarter Staaten gibt. Somalia als Vorbild für den Irak und Afghanistan! Klingt toll, nicht? Besonders nachdem man sich die tollen Möglichkeiten überlegt, die sich nach diesem Artikel eröffnen:

      Nachrichten /
      Somalia droht Stellvertreterkonflikt zwischen Äthiopien und Eritrea

      21.10.2006

      Von Ulrike Koltermann, dpa
      (Addis Abeba/Nairobi/dpa) - Bewohner von Baidoa, dem einzigen Ort
      unter Kontrolle der somalischen Übergangregierung, hatten schon
      mehrfach von Soldaten berichtet, die ungewohnte Uniformen trugen und eine fremde Sprache sprachen. Jetzt hat die Regierung in Addis Abeba erstmals offiziell zugegeben, dass äthiopische Militärs im
      Nachbarland sind, um die schwächelnde somalische Regierung gegen die aufstrebenden Islamisten zu unterstützen. Die äthiopischen Soldaten seien aber nur dort, um Polizisten auszubilden, meinte der
      Ministerpräsident des christlich geprägten Äthiopien, Meles Zenawi.
      Das klingt ungefähr so überzeugend wie die Argumentation Eritreas,
      seine Soldaten im Grenzgebiet zu Äthiopien seien bloß Erntehelfer.

      Einige Male sollen die äthiopischen Polizistenausbilder auch schon
      außerhalb von Baidoa aktiv geworden sein. Die somalischen Medien
      berichten zumindest von zwei schwer bewaffneten Kurzbesuchen in nahe gelegenen Dörfern. Die Truppen der somalischen Regierung und ihre äthiopischen Unterstützer seien auf so genannten Technicals,
      Kleinlastern mit aufmontierten Geschützen, in die Orte gefahren und
      hätten sich dort friedlich etwa zwei Stunden aufgehalten. Es habe
      eher den Eindruck einer militärischen Spazierfahrt gemacht als den
      einer Einnahme eines Ortes.

      Fraglich ist jedoch, wie viele solcher Aktionen die Islamisten in
      Gestalt der Union Islamischer Gerichte noch hinnehmen, bevor sie ihre Milizen angreifen lassen. Längst übt sich Chefislamist Sheikh Sharif Sheikh Ahmed in Kriegsrhetorik und ruft junge Männer auf, sich als «freiwillige Märtyrer» für den «Heiligen Krieg» (Dschihad) gegen Äthiopien zu melden. Und angeblich sind schon mehrere Hundert allein in der grenznahen Stadt Beletweyn dem Aufruf gefolgt.

      Während die Übergangsregierung von Äthiopien unterstützt wird, das
      eine islamistische Regierung im Nachbarstaat unbedingt verhindern
      möchte, bekommen die Islamisten einen Teil ihrer Waffen aus Eritrea
      geliefert. Zwischen Äthiopien und Eritrea hat sich die Stimmung auch wieder mächtig aufgeheizt, seit eritreische Truppen in die von den Vereinten Nationen überwachte Sicherheitszone entlang der
      umstrittenen Grenze geschickt worden sind. Nach Ansicht von
      Beobachtern scheint es nicht ausgeschlossen, dass Somalia demnächst
      zum Schauplatz eines Stellvertreterkrieges werden könnte.

      Dabei haben die Übergangsregierung und die Islamisten schon
      untereinander genug auszumachen, wobei es gar nicht so sehr um
      ideologische Unterschiede geht. Die Union der Islamischen Gerichte
      ist eine relative lose Allianz, von der etwa zehn Prozent als
      islamische Hardliner gelten. Viele Somalis sehen die Islamisten eher als Vertreter des Harwiye-Clans, der in der langwierig ausgehandelten Übergangsregierung nicht mit genügend Posten versorgt wurde. Ende des Monats wollen beide Seiten in der sudanesischen Hauptstadt Khartum über eine neue Machtverteilung diskutieren - wenn es bis dahin keine Eskalation gibt.
      Avatar
      schrieb am 06.12.06 10:20:59
      Beitrag Nr. 32 ()
      Taliban schlagen britische Armee zurück

      Mit einem massiven Gegenangriff haben die Taliban im Süden Afghanistans einen Vorstoß britischer Truppen auf ihr Gebiet abgewehrt.
      Nach zehn Stunden mit schweren Gefechten mussten sich die Royal Marines zurückziehen.

      Garmser - Bei den Gefechten sei ein Marinesoldat getötet und ein zweiter verletzt worden, teilte die britische Einsatzgruppe für die afghanische Provinz Helmand (UKTF) mit. Marineinfanteristen hatten vor Morgengrauen eine Brücke zu einem Tal in der Provinz überquert, das fast vollständig von den Taliban gehalten wird.

      Die Briten wurden von "Apache"-Kampfhubschraubern, B1-Bombern und A-10 Kampfflugzeugen unterstützt. Zuerst sei der Widerstand der Taliban nur leicht gewesen, berichtet ein Kameramann der Nachrichtenagentur Reuters. Doch dann hätten die radikal-islamischen Kämpfer mit einem koordinierten Gegenangriff mit schweren Waffen geantwortet. Die Taliban hätten versucht, die britischen Soldaten einzukesseln. Nach zehn Stunden zogen diese sich zurück.

      Die Soldaten hätten mit Widerstand gerechnet, sagte Major Andy Plewes von der Zulu Company der Royal Marines. "Was wir nicht wussten ist, wie stark er sein würde." Gegenwärtig verfügten die Alliierten in der Region nicht über genügend Truppen, um erobertes Gebiet halten zu können. Diese Aufgabe müsse von afghanischen Soldaten übernommen werden.

      Den Angriff wertete Plewes aber als einen Erfolg. Die Taliban seien aus einigen Gebieten am Fluss Helmand vertrieben worden. Ohne die Afghanen könne wohl nicht mehr erreicht werden. In der Zwischenzeit müssten die Nato-Soldaten versuchen, die Sicherheit in der Region so gut es gehe zu gewährleisten.

      In Helmand wird ein Drittel des weltweiten Opiums angebaut. Bislang kontrollierten afghanische Sicherheitskräfte nur einen Brückenkopf in dem Tal.

      Die Nato hat 32.000 Soldaten in Afghanistan stationiert. Das Bündnis hatte im Oktober den Krieg gegen die Taliban vom US-Militär übernommen.

      http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,452737,00.html
      Avatar
      schrieb am 06.12.06 12:02:36
      Beitrag Nr. 33 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 25.966.251 von Gnadenloser am 06.12.06 10:20:59Vertrittst du echt die Meinung, die Taliban sollten Afghanistan wieder übernehmen?
      wilbi
      Avatar
      schrieb am 06.12.06 12:33:05
      Beitrag Nr. 34 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 25.968.018 von Wilbi am 06.12.06 12:02:36Wilbi mach es wie Bush: Ignoriere die Realität :look:
      Avatar
      schrieb am 06.12.06 14:11:19
      Beitrag Nr. 35 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 25.968.503 von Gnadenloser am 06.12.06 12:33:05Mitschrift Pressekonferenz
      Regierungspressekonferenz vom 24. November
      Fr, 24.11.2006

      Themen waren unter anderem die Termine der kommenden Woche sowie die Präsidentschaftswahlen im Kongo.
      Themen: Termine der kommenden Woche (Bundesparteitag der CDU, NATO-Gipfel, Präsentation des Logos für die deutsche EU-Ratspräsidentschaft, Kabinettssitzung, traditionelle Weihnachtsbaumübergabe im Bundeskanzleramt, Sitzung des Rates für Innovation und Wachstum, Gespräch der Bundeskanzlerin mit dem Präsidenten der Republik Serbien), deutsches Straßenbauprojekt in Südafghanistan, Präsidentschaftswahlen im Kongo, Äußerungen des Bundesaußenministers zur Nahost-Politik

      Sprecher: StS Wilhelm, Plötner (AA), Dr. Raabe (BMVg), Weidling (BMZ),


      VORS. WOLBER eröffnet die Pressekonferenz und begrüßt STS WILHELM und die Sprecherinnen und Sprecher der Ministerien.
      .
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      FRAGE: Herr Wilhelm, ich würde gerne wissen, ob Berichte stimmen, dass das Bundeskabinett ein Straßenbauprojekt für Südafghanistan beschlossen hat. Wenn das der Fall sein sollte, steht das dann im Zusammenhang mit den Forderungen aus Reihen der NATO-Länder, dass Deutschland sich auch militärisch stärker dort an Einsätzen beteiligen sollte?
      STS WILHELM: Was die generelle Frage angeht, so hat sich die Bundeskanzlerin ebenso wie der Außen- und der Verteidigungsminister und jüngst auch der Generalinspekteur der Bundeswehr dazu deutlich öffentlich geäußert. Wir können im Rahmen unseres Mandates in bestimmten Notsituationen auf der Grundlage des Mandates in allen Landesteilen helfen. Der Schwerpunkt und die überwiegende Tätigkeit der Bundeswehr erfolgt im Norden Afghanistans in einem Gebiet, in dem 40 % der Afghanen wohnen.
      (....bla....bla...bla) eig.Anm. :D
      Die Bundeskanzlerin hat deutlich gemacht, dass dieses ein besonders wichtiges Engagement ist, das auch einem vernetzten Ansatz folgt. Wir gehen, wie Sie wissen, seit Jahren in enger Kooperation aller beteiligten Ressorts vor. Nicht nur die Streitkräfte, sondern auch die Fragen der Entwicklungszusammenarbeit, der Polizeiausbildung, der Stärkung der staatlichen Institutionen, des Aufbaus der Infrastruktur und des Bildungssektors usw. werden in enger Zusammenarbeit aller vier daran beteiligten Ressorts vorgenommen. Diesen Ansatz werden wir weiterführen. Wir werden an dem Mandat, wie es jetzt besteht und über das vom Deutschen Bundestag entschieden worden ist, festhalten. Über das Mandat hinausgehend werden wir kein Engagement anstreben.
      (....bla....bla...bla) eig.Anm. :D
      Was die Frage des Straßenprojektes angeht, so wird Herr Plötner dazu etwas sagen. Das weiß ich nicht. :confused: (Aaahhh ja... :D )


      PLÖTNER: Im Wesentlichen hat Herr Wilhelm die Philosophie unseres Engagements dargestellt. Dazu gehört auch, dass wir uns in ganz Afghanistan dafür einsetzen, dass es den richtigen „policy mix“ von militärischer Absicherung, aber auch vor allem von zivilem Engagement gibt. Das machen wir durchaus beispielgebend für das internationale Engagement im Norden vor. Dahin geht auch generell die Tendenz, was ganz Afghanistan und auch den Süden angeht. Es wird sicherlich auch eines der Themen sein, wie man diesen zivilen Aspekt unseres Engagements und die Friedensdividende für die Bevölkerung stärker im ganzen Land sichtbar machen kann.

      Die Bundesrepublik Deutschland wird dazu weiterhin den Schwerpunkt im Norden legen. Wenn es darüber hinaus in anderen Landesteilen Möglichkeiten gibt, wie wir uns in diesem Sinne positiv einbringen können, so werden wir das natürlich immer konstruktiv prüfen. Schon heute gibt es ein deutsches Engagement im Süden. Das läuft in der Regel über ein multinationales Engagement, zu dem wir dann finanziell beitragen. Das konkrete Projekt, von dem Sie sprachen, ist derzeit in der Planungsphase. Es laufen Gespräche in die Richtung. Was konkret beschlossen ist, kann ich Ihnen heute noch nicht vermelden. :yawn:

      FRAGE: Würde es denn zum Mandat passen, wenn die Bundeswehr im Rahmen von Nothilfe beispielsweise Aufklärungstornados einsetzen würde? Gäbe es Möglichkeiten, diese irgendwo zu stationieren?
      STS WILHELM: Die Frage hat das BMVg zu Beginn der Woche schon beantwortet. :laugh:
      DR. RAABE: Sie wissen, dass das zurzeit nicht zur Debatte steht. Deshalb macht es auch keinen Sinn, dass man dazu Weiteres sagt. :rolleyes:

      ZUSATZFRAGE: Aber das würde vom Mandat gedeckt sein?

      DR. RAABE: Sie wissen, dass die NATO ab und zu neue Anforderungen stellt. Das wird dann im Rahmen der NATO besprochen. Aber eine solche Anforderung gibt es zurzeit nicht. Deshalb macht es keinen Sinn, dass wir uns dazu äußern .:rolleyes:

      FRAGE: Verzeihen Sie, dass ich noch einmal wegen dieses Straßenbauprojektes nachfrage, Herr Plötner. Agenturberichte stimmen also nicht, dass es einen konkreten Kabinettsbeschluss gibt. Wären im Rahmen dessen, was Sie vorhin vorgetragen haben, solche Projekte auch im Süden Afghanistans mit der Philosophie der Bundesregierung vereinbar, was eine solche Entwicklungshilfe angeht?
      PLÖTNER: Ich müsste das eventuell noch einmal nachreichen. Ein derartiger Kabinettsbeschluss ist mir nicht bekannt. Es gibt, wie gesagt, entsprechende Vorgespräche. Es ist nie so gewesen, dass für das deutsche Engagement das gesamte Land tabu gewesen wäre und wir das exklusiv im Norden gemacht hätten, sondern der Schwerpunkt liegt im Norden, und wenn darüber hinaus Möglichkeiten der Hilfe bestehen ‑ ich hatte darauf verwiesen, dass wir durchaus auch jetzt schon im Rahmen multinationaler Entwicklungshilfe im Süden aktiv sind ‑, dann wird das immer geprüft.

      Das ist ein Einzelfall. Ich würde daraus keine allgemeine Tendenz und erst recht keine neue Tendenz ableiten. Wir befinden uns diesbezüglich, wie gesagt, im Moment noch in Gesprächen.

      WEIDLING: In der Tat gibt es schon ein Engagement im ganzen Land. Die Kollegen hatten das schon gesagt. Es läuft über multilaterale Organisationen bzw. nationale afghanische Programme. Es gibt nationale afghanische Wiederaufbauprogramme, an denen wir mit insgesamt 20 Millionen Euro beteiligt sind. Damit werden auch Projekte im Süden mit nationalen Kräften unterstützt. Das ist keine neue Entwicklung, sondern das läuft schon seit einiger Zeit.

      ZUSATZFRAGE: Das ist nicht die Intention meiner Frage gewesen. Ich hatte nicht die Vermutung, dass das eine neue Tendenz ist, zumal ich als früherer Korrespondent in der Region weiß, dass sich die Bundesregierung von Anfang an sehr stark auch in Straßenbauprojekten engagiert hat. Es wäre nur im Kontext dieses NATO-Gipfels interessant zu wissen, ob es solche Planungen gibt, die über ein unverbindliches Planungsstadium hinausgehen, weil natürlich gewisse Schlussfolgerungen daraus gezogen werden könnten.
      WEIDLING: Vielleicht hierzu ergänzend: Bei dem Straßenprojekt handelt es sich wohl um einen Auftrag, der möglicherweise von einer UN-Organisation als Drittprojekt an die GTZ ergangen ist. (Ach...woher weiß er das plötzlich?? ) :laugh:

      STS WILHELM: Lassen Sie mich nur noch einmal zum übergeordneten Kontext das bekräftigen, was dazu von allen Spitzen der Ressorts, die damit befasst sind, in den letzten Tagen gesagt worden ist. Es macht aus Sicht der Bundesregierung keinen Sinn, jetzt eine Abstufung des Engagements einerseits im Norden und andererseits im Süden oder im Osten vorzunehmen. Die Bundesregierung leistet einen sehr wichtigen Beitrag zur Stabilisierung und Entwicklung Afghanistans mit der Schwerpunktsetzung im Norden. Dies wiegt nicht weniger schwer als das Engagement anderer Staaten, die dazu in anderen Landesteilen beitragen, sondern wir haben mit unserem vernetzten Ansatz schon gute Erfolge auf dem Weg zu einer guten Entwicklung des Landes erreicht. Ich sehe keine Situation, in der sich die Bundesregierung in der kommenden Woche wegen unserer Schwerpunktsetzung im Norden einer besonderen Kritik ausgesetzt sehen wird, sondern es wird allgemein anerkannt, welchen wichtigen Beitrag die Bundesregierung für die weitere Entwicklung Afghanistans leistet.

      Darüber hinaus ‑ das hatte ich schon gesagt ‑ lässt das Mandat des Deutschen Bundestages, das dem Einsatz zu Grunde liegt, in bestimmten Situationen auch Hilfeleistungen in einem klar geregelten Verfahren zu, das Sie kennen, nachdem Sie sich als Kenner der Verhältnisse ausgewiesen haben.

      http://www.bundesregierung.de/nn_1516/Content/DE/Mitschrift/…
      --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

      Einsatz in Südafghanistan

      Berlin schickt Bagger statt Soldaten
      Die Bundesregierung will sich stärker in Südafghanistan engagieren. Aber nicht mit Soldaten, wie von den Nato-Partnern gefordert, sondern durch den Bau einer Straße in einer Unruheprovinz. Damit soll die Kritik am deutschen Kurs entschärft werden.

      Von Christoph Heinzle, ARD-Hörfunkstudio Südasien

      Angesichts des Drucks aus der Nato tritt die Bundesregierung jetzt die Flucht nach vorn an. Statt Soldaten schickt Deutschland Bagger in den umkämpften afghanischen Süden. In der Unruheprovinz Kandahar startet die Bundesregierung ihr bislang größtes Entwicklungsprojekt im Süden: eine viereinhalb Kilometer lange Straße in den Bezirk Pandschwai. Nach Informationen des ARD-Hörfunkstudios Südasien hat die Bundesregierung jetzt grünes Licht gegeben für das Vorhaben 15 Kilometer südwestlich der Provinzhauptstadt Kandahar. Das Auswärtige Amt finanziert das Projekt mit einer Million Euro aus den Mitteln des Stabilitätspakts für Afghanistan. Die deutsche "Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit" GTZ will in der kommenden Woche mit den Arbeiten beginnen, die drei Monate dauern sollen.

      Nach Zunahme der Gewalt seit Jahresbeginn waren in der Bundesregierung und bei der Bundeswehr die Stimmen lauter geworden, die mehr Wiederaufbau für den instabilen und unterentwickelten Süden forderten. So sagte im Frühsommer General Markus Kneip, der erste Regionalkommandeur Nord der Schutztruppe Isaf, man dürfe "natürlich nicht zwei verschiedene Afghanistans zulassen, indem es einen ruhigen, befriedeten und prosperierenden Teil gibt, und der Rest wird vergessen."

      Mehr Sicherheit durch "Operation Medusa"?Ende Juli übernahm die Nato-geführte Isaf das Kommando über den Süden. Tausende Talibankämpfer und andere Aufständische verstrickten dort vor allem Briten, Kanadier und Amerikaner in schwere Gefechte. Mit der Sommeroffensive "Operation Medusa" versuchte die Isaf besonders in der Provinz Kandahar mehr Sicherheit zu schaffen, um Wiederaufbau zu ermöglichen.
      Über das Konzept dieser Entwicklungszonen sagte der deutsche General Christoph Ammon, Chef der Isaf: Es geht eben nicht nur über den militärischen Ansatz, dass wir uns dort in Gefechten mit den Taliban auseinandersetzen, sondern wir müssen den Taliban über Entwicklungsprogramme den Boden entziehen, auf dem sie aus der Gesellschaft, aus der Bevölkerung heraus sich immer wieder neu rekrutieren können."



      Pandschwai war eines der Zentren der Isaf-Offensive im Sommer und immer wieder Schauplatz blutiger Gefechte. Mehr als zehn Isaf-Soldaten und hunderte Taliban-Kämpfer starben dort. Teile des Gebiets wurden schwer zerstört. Die deutsche Straße soll Pandschwai nun an die wichtige Verbindung nach Kandahar und Kabul anschließen, um schnellen Wiederaufbau zu ermöglichen. Der rasche Beginn von Entwicklungsprojekten in den umkämpften Gebieten sei wichtig für die Akzeptanz der Schutztruppe, so Isaf-Sprecher Dominic Whyte. Es gehe nicht nur darum, Aufständische zu töten, sondern um die Bedingungen für Sicherheit und Stabilität. "Und für Wiederaufbau und Entwicklung, die dann folgen müssen", sagte Whyte.

      Die Isaf fordert seit Monaten mehr Truppen für die Unruhe-Provinzen. Doch gleichzeitig beklagt Kommandeur David Richards auch den schleppenden Wiederaufbau durch die internationale Gemeinschaft. Der britische General verlangt massive und sichtbare Anstrengungen bis zum Frühjahr. "Offen gesagt, wenn wir das diesen Winter nicht schaffen, dann werde ich alle Beteiligten fragen: Was sollen wir noch für euch tun? Wir geben euch bereits diese Gelegenheiten. Es gibt noch Risiken. Aber bitte fangt an zu liefern! Denn mehr kann das Militär irgendwann nicht tun."

      Internationale Kritik an BundesregierungBundeskanzlerin Angela Merkel will das neue Straßenbauprojekt offenbar kommende Woche auf dem Nato-Gipfel in Riga verkünden. Beobachter sehen darin den Versuch, den Druck auf Deutschland zu vermindern. Die Bundesregierung ist innerhalb der Nato heftig in die Kritik geraten, weil sie sich Forderungen nach Truppen für den umkämpften Süden verweigert.

      http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID6126138…
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      Wir werden verarscht. :D
      Avatar
      schrieb am 06.12.06 15:13:13
      Beitrag Nr. 36 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 25.970.228 von Sealion am 06.12.06 14:11:19General Christoph Ammon, Chef der Isaf: Es geht eben nicht nur über den militärischen Ansatz, dass wir uns dort in Gefechten mit den Taliban auseinandersetzen, sondern wir müssen den Taliban über Entwicklungsprogramme den Boden entziehen, auf dem sie aus der Gesellschaft, aus der Bevölkerung heraus sich immer wieder neu rekrutieren können."

      :laugh::laugh: Für diese Erkenntnis haben die jetzt 5 Jahre gebraucht

      Für die Umsetzung würde ich die bisherigen Jahre mit 10 multiplizieren :laugh::laugh:
      Avatar
      schrieb am 06.12.06 15:55:30
      Beitrag Nr. 37 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 25.971.706 von Gnadenloser am 06.12.06 15:13:13Man kann die Afghanen nicht zwingen in demokratischen Verhältnissen zu leben. Auch wenn die meisten Afghanen die Taliban nicht mochten, so stehen sie ihnen kulturell und religiös doch näher als der Internationalen Schutztruppe. Also was soll's.
      Die afghanischen Armee- und Polizeieinheiten bestehen größtenteils aus Weicheiern, die nur wegen des Solds ihren Dienst tun und nicht wegen ehrlicher Überzeugungen. Die harten Kämpfer stehen auf Seiten der Taliban. Man braucht sich nur die Geschichte Afghanistans anzuschauen, dann kann man schon erahnen wer sich dauerhaft durchsetzen wird. Es werden nicht die Taliban sein, sondern die wahren Herrscher Afghanistans... die Paschtunen. Früher oder später werden sie sich wiederholen, worauf sie seit ewigen Zeiten Anspruch erheben...Afghanistan.
      Schickt die Soldaten der Isaf nach Hause, die Mütter dieser Welt werden es euch danken.
      Avatar
      schrieb am 06.12.06 16:08:18
      Beitrag Nr. 38 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 25.972.957 von Sealion am 06.12.06 15:55:30Man braucht sich nur die Geschichte Afghanistans anzuschauen, dann kann man schon erahnen wer sich dauerhaft durchsetzen wird.

      Vor allem hätte man sich vielleicht mal ansehen sollen, wie es den Sowjets ging und warum Sie sich zurückgezogen haben :laugh:
      Avatar
      schrieb am 06.12.06 16:09:48
      Beitrag Nr. 39 ()
      Das mit dem Straßenbau hat schon seinen Sinn. Die wissen, daß sie bald schnelle Fluchtwege brauchen werden.
      Avatar
      schrieb am 07.12.06 11:52:26
      Beitrag Nr. 40 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 25.973.382 von Borealis am 06.12.06 16:09:48:laugh:
      Avatar
      schrieb am 07.12.06 12:15:03
      Beitrag Nr. 41 ()
      Eine Nachricht, die man im Mainstream nicht findet. Dafür lohnt sich ganz einfach die Lektüre der JW.

      07.12.2006 JW http://www.jungewelt.de/2006/12-07/018.php

      Pakistanisches Doppelspiel
      Regierungsbeamte in Islamabad fordern NATO-Länder zum Eingeständnis ihrer Niederlage in Afghanistan auf


      Von Andrea Bistrich

      Während die beiden Hauptverfechter des sogenannten Antiterrorkampfes, Tony Blair und George W. Bush, auf dem NATO-Treffen in der vergangenen Woche mit vereinten Kräften die Europäer dazu drängten, ihre Truppenpräsenz in Afghanistan zu verstärken, sickerten jetzt geheime Informationen durch, daß ausgerechnet Amerikas Bündnispartner am Hindukusch versucht haben soll, am Vorabend des Treffens in Riga einige Minister aus dem Westen umzustimmen und von einer weiteren Truppenverstärkung abzubringen.

      Sieg der Taliban?
      Wie der pakistanische Journalist Ahmed Rashid berichtete, soll Pakistans Außenminister Khurshid Kasuri in einem privaten Treffen mit seinen Kollegen aus westlichen NATO-Mitgliedsstaaten erklärt haben, es sei absehbar, daß die Taliban den Krieg in Afghanistan gewinnen werden. Die NATO-Mission in Afghanistan sei daher zum Scheitern verurteilt. Kasuri sprach sich gegenüber den Ministern gegen die Entsendung weiterer NATO-Truppen aus.

      In der britischen Tageszeitung Daily Telegraph zitiert Rashid, der als ausgezeichneter Kenner der Taliban gilt und darüber hinaus gute Kontakte zu Regierungskreisen in Islamabad unterhält, einen westlichen Regierungsbeamten, der das geheime Treffen kommentiert. »Was Kasuri da sagte, war im Grunde, daß die NATO aufgeben und mit den Taliban verhandeln solle«, sagte der Beamte. Die Minister aus den westlichen Bündnisländern seien mehr als erstaunt über die Worte Kasuris gewesen. Laut Rashid arbeiteten pakistanische Regierungsbeamte bereits an den Plänen für eine neue Koalitionsregierung in Kabul, in der Noch-Präsident Hamid Karsai nicht mehr vorkommen soll. Enge Berater des pakistanischen Präsidenten Pervez Musharraf ließen durchblicken, dieser habe Karsai so gut wie aufgegeben und erwarte einen baldigen Wechsel in Kabul.
      Verheerende Folgen
      Das erneute Erstarken der Taliban führt dazu, daß immer mehr Afghanen das Vertrauen in den Westen und die von ihm unterstützte Karsai-Regierung mit ihren korrupten Strukturen verlieren. Inzwischen befürchten viele Afghanen, Pakistan könne Hamid Karsai gezielt untergraben und das Bündnis mit der NATO dazu benutzen, die Taliban in Kabul wieder einzusetzen. Die politischen Folgen wären verheerend für das ohnehin in jeder Hinsicht geschwächte Afghanistan.

      Jahrelang hatte der Westen Nachsicht mit Musharraf. Die unausgesprochene Botschaft des Generals – »Wenn ich stürze, kommen die radikalen Islamisten an die Macht und damit auch an die Atombombe« – wurden in den USA und Europa wohlverstanden. Doch mehr und mehr regt sich heute der Zweifel, ob diese Vorzugsbehandlung des pakistanischen Diktators nicht ein schwerer Fehler war. Erst kürzlich hat eine Studie der britischen Verteidigungsakademie Pakistan als heimlichen Unterstützer von Terroristen bezeichnet. In dem Bericht wird der pakistanische Geheimdienst beschuldigt, indirekt den weltweiten Terrorismus zu unterstützen.

      Afghanistan erlebt derzeit die schlimmste Gewalt seit dem Sturz der Taliban im Jahr 2001. Mehr als 4000 Menschen sind bisher ums Leben gekommen – ein Viertel davon Zivilisten.
      Avatar
      schrieb am 07.12.06 12:31:14
      Beitrag Nr. 42 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 25.993.498 von Zaroff am 07.12.06 12:15:03Eine Nachricht, die man im Mainstream nicht findet. Dafür lohnt sich ganz einfach die Lektüre der JW.
      07.12.2006 JW


      Tscha...die Junge Welt...wie immer der Zeit hinterher. :laugh:

      Welt.de - 05.12.2006

      Afghanistan
      Das Problem des Westens hat einen Namen: Pervez Musharraf

      Das große Tabu in der aktuellen Diskussion über eine Nato-Strategie für Afghanistan ist die Rolle Pakistans. Will der Westen den Kampf gegen die Taliban noch gewinnen, muss er seinen Pakt mit dem doppelgesichtigen pakistanischen Militärdiktator Musharraf beenden.
      Von Richard Herzinger

      Berlin - Heftig wird innerhalb der Nato seit Wochen darüber gestritten, mit welcher Strategie der wachsenden militärischen Kraft der Taliban in Afghanistan noch Einhalt geboten werden kann. Doch in dieser Debatte kommt die entscheidende Ursache für die Destabilisierung der Lage am Hindukusch bemerkenswerter Weise nicht vor. Dabei wird sie von Fachleuten seit längerer Zeit in aller Eindeutigkeit benannt – und von den politischen Entscheidungsträgern ebenso konsequent ignoriert.

      Der Hauptgrund für das Wiedererstarken der Taliban hat einen Namen: Pakistan. Oder, noch genauer: Pervez Musharraf.

      Der pakistanische Präsident, der 1999 durch einen Putsch an die Macht kam, kann sich spätestens seit dem 11. September 2001 jeglicher westlicher Rückendeckung sicher sein. Während sie sonst über so ziemlich alles streiten, scheinen sich Amerikaner und Europäer, Pro- und Anti-Bushisten in diesem Punkt völlig einig zu sein: General Musharraf ist der unverzichtbare Garant dafür, dass Pakistan nicht dem islamistischen Fundamentalismus in die Hände fällt und somit ein Alptraumszenario eintritt - eine Atommacht mit einer extremistischen Regierung, die den internationalen Terrorismus mit nuklearem Material ausstatten könnte.

      Musharraf hat es geschickt verstanden, die Legende von seiner Unverzichtbarkeit als unantastbare Wahrheit erscheinen zu lassen. Der Autor dieser Kolumne gibt zu, dass auch er sie lange Zeit unbesehen akzeptiert hat. Klingt sie doch in sich völlig einleuchtend: Fänden in Pakistan freie Wahlen statt, heißt es, würden die radikalislamischen Kräfte die Mehrheit gewinnen und gewännen damit Zugang zum atomaren roten Knopf.

      Um dieses worst case scenario zu vermeiden, muss der Westen in den sauren Apfel beißen und einer Diktatur, nämlich der Musharrafs, als dem kleineren Übel den Rücken stärken. Und weil der Diktator zunehmend unter Druck der religiösen Extremisten gerät, müssen wir uns dies auch kräftig etwas kosten lassen; schließlich ist Pakistan ein wichtiger Partner im weltweiten Kampf gegen den Terror.

      So weit, so logisch. Das Problem ist nur: Es stimmt so gut wie nichts daran. In Wirklichkeit spielt Musharraf mit dem Westen ein erfolgreiches Doppelspiel. Zwar kooperiert er mit den USA im Kampf gegen al-Qaida und lässt sich von ihnen dafür üppig bezahlen. Doch auf der anderen Seite unternimmt er nichts dagegen, dass die Taliban das pakistanische Grenzgebiet als Aufmarschgebiet und Hinterland für ihre Operationen in Afghanistan nutzen. Und er tut nichts gegen die Indoktrination neuer Kader der Taliban in pakistanischen Koranschulen.

      Mehr noch: Laut einer Expertise von Barnett R. Rubin, eines der weltweit bestinformierten Afghanistan-Kenners, arbeitet der pakistanische Geheimdienst eng mit den Taliban zusammen – und das könnte er ohne Wissen und Einverständnis Musharrafs niemals tun. Auf pakistanischem Boden, in der Stadt Qetta, residiert das zentrale militärische Kommando der afghanischen „Gotteskrieger“. Pakistans Regierung hat nicht einmal versucht, es zu zerschlagen oder dessen Aktivitäten auch nur ernsthaft zu behindern.

      Warum wohl? Etwa, weil Musharraf Angst hat, ein zu drastisches Vorgehen gegen die vermeintlichen afghanischen Befreiungskämpfer könnte einen innenpolitischen Aufstand provozieren, der ihn die Macht kosten würde? Es gibt im Westen genügend wohlwollende Leute, die ihm diese Version abnehmen. Und so kann er auch sein Versagen bei der Unterbindung von Taliban-Aktivitäten mit der beschriebenen Legende in Übereinstimmung bringen.

      In Wahrheit aber befindet sich das Musharraf-Regime in einer engen strategischen Allianz mit den radikalreligiösen Kräften in Pakistan ebenso wie im afghanischen Nachbarland. Weit davon entfernt, Musharraf zu bedrohen, sind die islamistischen Extremisten eine Hauptstütze seiner Herrschaft. In der jüngsten Ausgabe der „Zeit“ hat Ulrich Ladurner diesen Zusammenhang wie folgt beschrieben: „Die Islamisten sind ein Hätschelkind des Militärherrschers Zia al-Haq, der das Land zwischen 1977 bis zu seinem Tod 1988 regierte. Er hat sie nach Kräften gefördert, um damit seine demokratischen Defizite wettzumachen. Zia al-Haq war wie Musharraf ein Putschist. Wie sein Vorgänger fördert Musharraf die islamistischen Parteien nach Kräften, weil er sich die demokratischen Parteien, gegen die er geputscht hatte, vom Leibe halten will.“

      Barnett R. Rubin betonte in seinem Bericht für den dem Auswärtigen Ausschuss des US-Senats im September, bei freien Wahlen in Pakistan würden – im Gegensatz zu einer Reihe von arabischen Ländern – mit hoher Wahrscheinlichkeit demokratische und gemäßigt islamische Parteien eine klare Mehrheit bekommen. Diese Tatsache verschleiert Musharraf erfolgreich, um seine Unterstützung durch den Westen nicht zu verlieren. Als den wichtigsten Schritt, um eine drohende Niederlage des Westens am Hindukusch noch zu vermeiden, nennt Rubin, erheblich verstärkten internationalen Druck auf Pakistans Regierung auszuüben, sein strategisches Bündnis mit den religiösen Extremisten aufzugeben. Sei doch umgekehrt die jahrelang verfehlte Politik gegenüber Pakistan der Hauptgrund dafür, dass die Afghanistan-Mission der Nato zu einem Fiasko zu werden droht. Noch deutlicher ausgedrückt: Ohne dass Pakistan dazu gebracht wird, ihnen seine Unterstützung zu entziehen, sind die Taliban auf Dauer nicht zu besiegen.

      Praktisch kann eine Änderung der westlichen Pakistan-Politik nur bedeuten, das Land in Richtung Demokratisierung zu drängen – auch wenn dies die gegenwärtig triumphierenden „realistischen“ Kritiker der Bush-Administration und ihres Demokratie-Exportprogramms gar nicht gern hören. Doch als völlig unrealistisch hat sich im Falle Pakistans einmal mehr die Vorstellung erwiesen, als Gegenleistung für den Teufelspakt mit einer Diktatur erhielte der Westen Sicherheit.

      Artikel erschienen am 05.12.2006
      Avatar
      schrieb am 07.12.06 13:07:39
      Beitrag Nr. 43 ()
      Diese Geschichtsverklitterung hier ist ja eines Comical Ali würdig, aber ist ja auch Monitor. 60 tote Soldaten innerhalb einiger Monate machen noch keinen Krieg, dass ist die Tagesration in Bagdad.
      Nur mal ein http://www.zeit-fragen.ch/ARCHIV/ZF_87a/TSonderbeilage.HTM, wie das mal so war mit den dollen Zeiten unter den pakistanischen Besatzungstruppen. Die Hasaras sehnen sich ganz doll wieder die Taliban her. :laugh:

      PS: Die Russen haben durchaus nennenswerte humanitäre Infrastrukturmassnahmen angeleiert, geholfen hat es offensichtlich ihnen nicht.
      Avatar
      schrieb am 07.12.06 13:56:17
      Beitrag Nr. 44 ()
      Afghanistan am Abgrund

      Fünf Jahre nach ihrer Vertreibung tyrannisieren die islamistischen Taliban erneut weite Teile Afghanistans.
      Die Sicherheitslage ausländischer Truppen und Zivilisten ist prekärer denn je.

      http://www.focus.de/politik/ausland/taliban_nid_40599.html
      Avatar
      schrieb am 07.12.06 14:11:27
      Beitrag Nr. 45 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 25.993.806 von Sealion am 07.12.06 12:31:14Tscha, lesen müßte man können. :laugh:

      Dann hättest du festgestellt, daß es zwar ums gleiche Thema, aber um verschiedene Meldungen geht.

      Da hilft nur eins: Üben, üben.
      Avatar
      schrieb am 07.12.06 14:21:43
      Beitrag Nr. 46 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 25.996.154 von Zaroff am 07.12.06 14:11:27Bei deiner Lese- und Abstraktionsfertigkeit hab ich mittlerweile oft den Eindruck, du hast die Grundschule mit nem Freilos übersprungen. Dir scheinen jegliche Grundlagen des sinnerfassenden Lesens zu fehlen.
      Also geh es nochmal ganz langsam an, beide Texte, und du wirst feststellen, dass beide Autoren Herrn Musharraf als das eigentliche Problem in der Krisenregion ausmachen, weil dieser ein doppeltes Spiel treibt. Sie erläutern es nur unterschiedlich.
      :keks:
      Avatar
      schrieb am 21.12.06 12:57:05
      Beitrag Nr. 47 ()
      Das Kasperletheater geht weiter...

      Afghanistan
      Jung gibt dem Drängen der Nato nach
      Der Verteidigungsminister will das Engagement in Afghanistan ausweiten. Jung plane den Einsatz von fünf bis sechs Tornado-Aufklärungsflugzeugen , heißt es. Eine endgültige Entscheidung steht aber noch aus.

      Berlin - Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) will nach einem Zeitungsbericht auf die Anfrage der Nato eingehen und das Engagement der Bundeswehr in Afghanistan ausweiten. Jung plane den Einsatz von fünf bis sechs Tornado-Aufklärungsflugzeugen, berichtet die „Passauer Neuen Presse“ unter Berufung auf Koalitionskreise. Dabei sei der Einsatz nicht regional beschränkt und werde auch den stark umkämpften Süden des Landes umfassen.

      Die Nato hatte die Bundesregierung um Hilfe bei der Luftaufklärung und der Luftraum-Überwachung gebeten. Einen Einsatz von Bodentruppen im Süden hat die Regierung in Berlin bisher immer abgelehnt.

      Das Bundesverteidigungsministerium hat dagegen dementiert, dass die Unterstützung bereits beschlossen sei. Eine Entscheidung sei weder im Ministerium noch in der Bundesregierung insgesamt gefallen, sagte ein Ministeriumssprecher in Berlin. Im Moment liege nur die Anfrage der Nato nach zusätzlichen militärischen Kräften zur Luftaufklärung und -überwachung in Afghanistan vor. „Wir sind noch in der Prüfung“, betonte der Sprecher.

      Die „Passauer Neue Presse“ berichtet weiter, Jung wolle rund 250 Soldaten für den Einsatz bereitstellen. Ein neues Mandat des Bundestages sei dafür nicht erforderlich. Der Verteidigungsminister erwäge, im Gegenzug einige bereits stationierte Soldaten aus anderen Einheiten abzuziehen. Damit werde die bisherige Begrenzung auf 3000 Soldaten trotz der Entsendung der Tornado-Staffel eingehalten.

      Der Wehrexperte der Grünen, Winfried Nachtwei, lehnte einen Einsatz der Tornado-Staffel strikt ab. „Es geht im Kern um Kampfunterstützung. Das ist mit dem bisherigen Mandat nicht zu machen“, sagte Nachtwei :laugh: der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Das ISAF-Mandat des Bundestags beschränkt den Einsatz der Bundeswehr auf den Norden Afghanistans. Eine Ausnahmeklausel erlaubt aber unter bestimmten Umständen eine zeitlich und im Umfang begrenzte Unterstützung der Partner.
      WELT.de

      Artikel erschienen am 21.12.2006

      Ja Herr Nachtwei, diese Ausnahmeklauseln wurden schon damals von :mad::cry: beschlossen. Da wirkt es nun ein wenig dümmlich, wenn man sich hinstellt und Empörung heuchelt.
      Avatar
      schrieb am 21.12.06 17:15:27
      Beitrag Nr. 48 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 26.368.549 von Sealion am 21.12.06 12:57:05Ich würde im letzten Satz das "ein wenig" gegen ein "sehr" tauschen :laugh:

      Spätestens wenn die BW dann die Koordinaten für die versehentliche Bombardierung der nächsten Hochzeit angibt, dürfte es mit der nördlichen Ruhe vorbei sein...


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      Afghanistan - Vom Ende einer gescheiterten Mission