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    Wie Merkel Merz umlegte. - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 09.02.07 01:29:36 von
    neuester Beitrag 12.02.07 18:22:36 von
    Beiträge: 15
    ID: 1.110.833
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      schrieb am 09.02.07 01:29:36
      Beitrag Nr. 1 ()
      "Aber Angela - was machst du dann?"
      Dies ist die Geschichte von zwei Menschen in der Politik, die erst (politische) Freunde waren, dann Rivalen und schließlich Feinde. Es ist die Geschichte von Angela Merkel und Friedrich Merz.
      Die Freunde

      Erst demontierten Merkel und Merz 1999 gemeinsam das durch die Spendenaffäre angeschlagene CDU-Monument Helmut Kohl, dann stürzten sie Anfang 2000 gemeinsam Wolfgang Schäuble als Partei- und Fraktionschef und teilten seine Ämter unter sich auf. Zentraler Helfer dabei war übrigens der damalige Chef der CDU-Landesgruppe Nordrhein-Westfalen, Norbert Lammert, der Schäuble im Vier-Augen-Gespräch zum Rücktritt drängte und dafür, als Angela Merkel 2005 endlich Posten zu verteilen hatte, mit dem Amt des Bundestagspräsidenten belohnt wurde.

      Die Rivalen
      Kaum hatten Merkel und Merz im Frühjahr 2000 die Beute unter sich aufgeteilt, da wurden sie auch schon zu Rivalen. Die Schlüsselszene erzählte einmal Angela Merkel: Merz hatte sich als neuer CDU/CSU-Fraktionschef bei Edmund Stoiber in München vorgestellt und kam in Hochstimmung zurück. "Stoiber will nicht Kanzlerkandidat werden", berichtete er damals der CDU-Chefin, "das mache ich dann." Und er setzte, offenbar verblüfft über seine eigene Kühnheit, hinzu: "Aber Angela - was machst du dann?" Angela Merkel war klug genug, es mit einem "Mach dir mal keine Sorgen" bewenden zu lassen.
      http://www.abendblatt.de/daten/2007/02/08/684788.html

      "Aber Angela, was machst du dann?" - Die Geschichte von Merz und Merkel
      Von Michael H. Spreng

      Ab diesem Zeitpunkt waren die beiden Rivalen, denn sie hatten dasselbe Ziel: erst Kanzlerkandidat, dann Bundeskanzler. Während Merz sich schon halb im Kanzleramt sah und die Parteivorsitzende als Rivalin nicht ernst nahm, war Angela Merkel gewarnt. Sie wusste seitdem, dass sie nur gegeneinander und nicht miteinander Karriere machen können. Als Angela Merkel Anfang 2002 beim berühmten Frühstück in Wolfratshausen Edmund Stoiber bei der Kanzlerkandidatur den Vortritt ließ, war allen in der CDU-Führung - bis auf Friedrich Merz - klar, dass sie dafür nach der Wahl ihren Preis einfordern würde: den Fraktionsvorsitz.

      Die Feinde

      Nur Friedrich Merz glaubte bis zum Wahlabend 2002, gemeinsam mit Stoiber Merkels Karriere noch stoppen zu können - eine gewaltige Fehleinschätzung, geboren aus Überheblichkeit. Als ihm Stoiber, der von Merkel im Wahlkampf bis zur Selbstverleugnung unterstützt wurde, am Wahlabend 2002 sagte, dass er Merkels Griff nach dem Fraktionsvorsitz unterstützen werde, fiel Merz aus allen Wolken. So verlor Merz Amt und Einfluss. Und so wurden die beiden Rivalen zu Feinden. Merz ließ seitdem bei Parteifreunden und bei Journalisten keine Gelegenheit mehr aus, Angela Merkel schlecht zu machen, während sich die CDU-Chefin weiter klug zurückhielt und ihm beim CDU-Parteitag im Herbst 2003 sogar noch die umjubelte Rolle des Steuerreformers gönnte.

      2005 gab es noch einmal eine (taktische) Annäherung. Merkel wollte den in der Partei beliebten Rivalen einbinden und bot ihm an, in ihre Mannschaft für die Bundestagswahl einzutreten: Da sie ihm aber das Finanzministerium nicht zusagen konnte, lehnte Merz ab. Merkel konnte gar nicht anders, denn das Finanzministerium war durch die Superminister-Ansprüche von Edmund Stoiber blockiert. So kam der glücklose Paul Kirchhof in die Mannschaft - eine, wie sich später herausstellte, für die Partei folgenschwere Entscheidung. Und so sank die Bedeutung von Merz weiter.
      Mit der Kanzlerschaft Merkels im November 2005 hatte Merz das Rennen, das im Frühjahr 2000 gestartet worden war, endgültig verloren. Der Rest, der Entschluss von Merz, als Wirtschaftsanwalt und Multi-Aufsichtsrat endlich Geld zu verdienen und das Mandat nur noch zum Nebenberuf zu machen, seine - berechtigte - Kritik an der Gesundheitsreform, waren nur noch Rückzugsgefechte.

      Die Moral der Geschichte

      Aus dem politischen Lebensweg von Merkel und Merz kann man viel über Männer und Frauen in der Politik lernen. Denn es ist die exemplarische Geschichte eines talentierten, aber überheblichen und eitlen Mannes, der eine listige, zielstrebige und uneitle Frau dramatisch unterschätzte.
      http://www.abendblatt.de/daten/2007/02/08/684510.html
      Avatar
      schrieb am 09.02.07 01:31:29
      Beitrag Nr. 2 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 27.533.103 von obus am 09.02.07 01:29:36Die Schlüsselszene erzählte einmal Angela Merkel: Merz hatte sich als neuer CDU/CSU-Fraktionschef bei Edmund Stoiber in München vorgestellt und kam in Hochstimmung zurück. "Stoiber will nicht Kanzlerkandidat werden", berichtete er damals der CDU-Chefin, "das mache ich dann." Und er setzte, offenbar verblüfft über seine eigene Kühnheit, hinzu: "Aber Angela - was machst du dann?" Angela Merkel war klug genug, es mit einem "Mach dir mal keine Sorgen" bewenden zu lassen.
      Avatar
      schrieb am 09.02.07 08:21:39
      Beitrag Nr. 3 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 27.533.103 von obus am 09.02.07 01:29:36Viele unterschätzen Merkel, das ist auch gut so.

      Wobei ich in diesem Fall Merz Entscheidung sehr bedaure, aber Politik ist mitunter grausam.
      Avatar
      schrieb am 09.02.07 08:23:33
      Beitrag Nr. 4 ()
      FRIEDRICH MERZ, DER LETZTE AUFRECHTE GEHT Thread: FRIEDRICH MERZ, DER LETZTE AUFRECHTE GEHT
      Avatar
      schrieb am 09.02.07 08:55:20
      Beitrag Nr. 5 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 27.539.345 von Graf_Voelsing am 09.02.07 08:21:39Merz ist ein brillianter Redner und Finanzpolitiker.

      Charakterlich ist er meines Erachtens aber nicht viel besser als Gasputins Freund Gerd. Man denke nur an seine Verquickungen mit der Versicherungsbranche (ERGO soweit ich weiß).

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      Avatar
      schrieb am 10.02.07 15:21:31
      Beitrag Nr. 6 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 27.539.714 von RB57 am 09.02.07 08:55:20es tut schon weh, von einer ossi-tante besiegt zu werden..:laugh::laugh::laugh:

      Und Tschüss..Friedrich.....jeder ist ersetzbar :laugh::laugh::laugh:
      Avatar
      schrieb am 10.02.07 15:48:55
      Beitrag Nr. 7 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 27.579.001 von XIO am 10.02.07 15:21:31;)
      es sei denn er macht wirklich eine eigene Partei auf. Sammelt die " versprenkten" und geht dann wieder mit der CDU zusammen.
      CDU/CSU/Merz währe schon der Hammer.
      Avatar
      schrieb am 10.02.07 16:40:38
      Beitrag Nr. 8 ()
      Merzlein geh nach Sibirien, Heizöl hacken.
      Avatar
      schrieb am 10.02.07 18:13:17
      Beitrag Nr. 9 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 27.582.272 von Waldsperling am 10.02.07 16:40:38Ich glaube selbst die wollen ihn dort nicht haben.;)
      Avatar
      schrieb am 10.02.07 18:33:12
      Beitrag Nr. 10 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 27.585.886 von ConnorMcLoud am 10.02.07 18:13:17Der wäre ja auch zu doof den Rasen zu mähen.
      Avatar
      schrieb am 10.02.07 20:06:32
      Beitrag Nr. 11 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 27.580.223 von Doc21 am 10.02.07 15:48:55Die Partei der enttäuschten 2. Klasse-Kronprinzen. :laugh::laugh::laugh:
      Avatar
      schrieb am 11.02.07 05:43:56
      Beitrag Nr. 12 ()
      Angela Merkel - Das Geheimnis ihrer Macht
      Thread: Angela Merkel - Das Geheimnis ihrer Macht
      Avatar
      schrieb am 11.02.07 10:31:48
      Beitrag Nr. 13 ()
      Das weis ich nur von einem Freund....der Merz sei mal in Lech oder Zürs beim Schifahren in einem teuren Hotel gewesen.
      irgendwelche Fritzen wollten ein Fernsehinterview machen..er fragte den wirt was ihm den es wert wäre so er vor dem Hotel steht und blabla.
      Er wollte so 14 Tage rausschinden....der Wirt hat ihm gesagt....die 2 Wochen kriagscht scho...aber bloss wenn dei Pappn hältscht.

      cu DL...soviel zur Integrität dt. Spitzenpolitiker
      Avatar
      schrieb am 11.02.07 20:24:10
      Beitrag Nr. 14 ()
      Wirtschaft statt Politik

      Die Iden des Merz

      Von Wulf Schmiese, Berlin







      11. Februar 2007
      Am Donnerstag telefonieren Friedrich Merz und Angela Merkel schließlich. Es ist ein freundliches Gespräch, weil sie sich eigentlich nichts mehr zu sagen haben: transatlantische Partnerschaft, Sicherheitskonferenz - was halt anliegt an Aktuellem. Am Ende will die Kanzlerin wissen, was dran sei an diesen Gerüchten über eine Parteigründung. Gar nichts, antwortet Merz, „grober Unfug“ das Ganze, sie brauche sich darum keine Sorge machen. Alles klar: Er geht, sie bleibt.

      Viele Rückzüge hat Merz angekündigt in den letzten fünf Jahren, oft im Affekt, frisch verletzt; nicht jeden trat er wirklich an. Diesmal fiel die Entscheidung in aller Ruhe vor dem Weihnachtsbaum daheim in Arnsberg. „So geht das nicht mehr weiter“, war er sich mit seiner Familie einig. Zur nächsten Bundestagswahl kandidiert Merz nicht wieder, wechselt ganz in die Wirtschaft als einer der bestbezahlten Anwälte Deutschlands.

      Mit 51 Jahren längst ein Verblichener der Politik

      Er wartete mit der Mitteilung sechs Wochen bis zur ersten Sitzung seines Kreisverbands in diesem Jahr. Am Montag war das, auch die CDU-Vorsitzende Merkel informierte er knapp. Das politische Ende des Friedrich Merz wurde in der „Tagesschau“ vermeldet wie der Tod eines Ufa-Stars, von dem man lange nichts mehr gehört hatte. Eine Sensation war es nicht mehr.

      Merz war längst ein Verblichener der Politik, obwohl er erst 51 Jahre alt ist. Zwar lässt er kaum eine Sitzung aus und hegt seinen Hochsauerland-Wahlkreis mit Fleiß und Fürsorge eines Kleingärtners. Aber bundespolitisch hatte er schon 2004 aufgehört zu agieren, als er alle Ämter in Partei und Fraktion niederlegte. „Ich hatte nie vor, mein ganzes Berufsleben in der Politik zu bleiben“, sagt Merz heute. „Die letzte Runde dann zum Reisen im Auswärtigen Ausschuss - das war nicht mein Plan. Nun soll es das nach vier Wahlperioden gewesen sein, und das Leben geht woanders weiter.“

      „Großartiger Redner, blitzgescheit und messerscharf“

      Merz war Mister Marktwirtschaft, der wahre Held einer Generation Unzufriedener, der alles im Lande zu lahm und ängstlich voranging. Kaum eine Karriere in der deutschen Politik war steiler als die des unerschrockenen Aufsteigers. „Mir war Friedrich Merz als ein seltenes Talent aufgefallen in der Fraktion; ein großartiger Redner, blitzgescheit und messerscharf“, erinnert sich Wolfgang Schäuble. „Ich habe ihn gefördert.“ Schäuble war Fraktionsvorsitzender der Union im Bundestag, als Merz 1994 Abgeordneter wurde. Er übergab Merz die Finanz- und Steuerpolitik, machte ihn zu seinem Stellvertreter an der Fraktionsspitze.

      Merz ist der beste Redner im Parlament, das sieht auch Angela Merkel so. Er schien alles zu haben, was nach ganz oben führt in der Politik: Intelligenz, Unermüdlichkeit, Redegabe, Mut - und auch gehörig Glück: Durch das Endbeben der Ära Kohl, das auch Schäuble begrub, wurde Merz Oppositionsführer, tagtäglicher Herausforderer von Bundeskanzler Gerhard Schröder und dessen rot-grüner Koalition. Einer eben, dem die Kanzlerschaft zugetraut wird.

      „War er dabei, gingen wir im Streit auseinander“

      Doch Merz ist gescheitert als Politiker. Das gibt er achselzuckend selbst zu. Seine Niederlage begann, lange bevor Parteichefin Merkel ihn 2002 kalt abservierte als Fraktionschef. Das Scheitern des Merz spiegelt Deutschlands Parteien- und Politiksystem, worin einer wie er nur Gast sein kann. „Talent“ nennen ihn die vielen Nachrufer - „Könner“ sagt niemand der politischen Zunft. Merz war ein aufrechter Aufmüpfer schon in der Schule, so gescheit und selbstsicher, dass ihm sogar sein Sitzenbleiben nicht den Stolz des Überfliegers stutzte. Der Vater, ein Richter, lehrte ihn Forschheit. Er sollte sagen, was er dachte. 1989 wurde Merz Abgeordneter des Europaparlaments, und weil er der Jüngste in Straßburg und Brüssel war, spielte er eine Sonderrolle. Er war immer besser als die anderen, das wusste er. Egal wie Noten und Umfragen auch sein mochten.

      „Friedrich ließ sich nichts bieten“, erinnert sich ein alter Fahrensmann aus Tagen der Jungen Union. Dort begann Anfang der achtziger Jahre der lange Streit mit Jürgen Rüttgers, dem damaligen Chef der JU Rheinland. Mit der JU Westfalen gab es regelmäßige Gesprächskreise, um das Verhältnis der rivalisierenden Verbände zu verbessern. „War Friedrich dabei, gingen wir in der Regel im großen Streit auseinander. Er war schonungslos rigoros“, sagt der Freund.

      Ein Übermaß an Demut hat er nicht

      Merz verachtete Typen wie Rüttgers als opportunistische Klüngler, und das tut er noch heute. Auf die nordrhein-westfälische CDU, die Ministerpräsident Rüttgers führt, glaubte Merz sich niemals verlassen zu können. Weil er nie vollen Rückhalt seines Landesverbands spürte, mühte er sich auch nie um eigene Truppen. Als frischer Fraktionschef in Berlin riet ihm jemand, er solle sich angewöhnen, jedem in der Fraktion zum Geburtstag zu gratulieren. Helmut Kohl tat das, Angela Merkel übernahm es. „Was kosten dich schon 224 kurze Alles-Gute-Anrufe im Jahr?“ Überwindung hätte es Merz gekostet, auch dort Zuneigung zu heucheln, wo er keine empfand. Merz kämpfte von Anbeginn allein, gestützt nur auf seinen Hochsauerlandkreis und das eigene Selbstbewusstsein. Er suchte nie und hatte nie einen Führungsposten in der CDU.

      Merz erschien mutig, er legte sich sogar als Jungabgeordneter mit Helmut Kohl an. Es ging um irgendeine finanzpolitische Entscheidung von Merz, die Kohl missfiel. Als der „Alte“, wie sie in nannten, Merz dann duzte, was Abgeordnete als „Abrüstungssignal“ und Friedensangebot werteten, verbat sich Merz das. Für Kohl war er fortan ein „frecher Lump“, was Merz nicht juckte. Hatte er nicht recht? Er war immer geradeaus, mied krumme Touren. „Ich habe Friedrich Merz immer als grundloyal erlebt“, lobt Schäuble. „Er ist kein Intrigant. Aber er hat ein hohes Maß an Selbstbewusstsein, was auch heißt: Ein Übermaß an Demut hat er nicht. Er hatte keine Erfahrung mit Niederlagen gemacht bis 2002.“

      „Damit hast du dich um den Fraktionssitz gebracht“

      Diese Niederlage hat er nie verwunden. Seine Freunde hatten sie „wie eine Lawine“ kommen sehen und Merz gewarnt. Im Mai 2002, vier Monate vor der Bundestagswahl, ließ er sich auf einen Handel ein, der nicht gutgehen konnte. Er wollte Fraktionsführer bleiben, war er doch hochgeachtet. Kanzlerkandidat Edmund Stoiber und CDU-Chefin Merkel vertrösteten ihn auf eine „gemeinsame Entscheidung“ am Tag nach der Wahl. Merz vertraute. Und er ging im Gegensatz zu Frau Merkel in Stoibers Schattenkabinett.

      „Damit hast du dich um den Fraktionssitz gebracht“, sagte Schäuble. Merz hatte sich damit freiwillig zum Flügelmann gemacht und auf den neoliberalen Außenposten gestellt. Frau Merkel hingegen schwebte darüber im Ungefähren, eine Kunst, die alle mit Führungsanspruch beherrschen. War Kohl links oder rechts? Wo stand Adenauer? Merz hat das Verbindende aufgegeben, das ihm als Fraktionschef durchaus gelungen war. Nie zuvor hatten der wirtschafts- und der sozialpolitische Flügel der Unionsfraktion harmonischer zusammengearbeitet als unter der Führung von Merz.

      Kein Stratege, kein Taktierer, niemand mit Plan B

      Aber er hielt seine Positionierung für konsequent und ehrlich. Viele Freunde sagten ihm deutlich, er könne den Fraktionsjob vergessen im Falle einer Wahlniederlage. „Da war Merz wieder Schussfahrer, der Alles-oder-nichts-Mann“, sagt einer von ihnen, der mit ihm noch unmittelbar vor der Wahl eine Nacht lang das Thema diskutierte. Merz sei kein Stratege, kein Taktierer, niemand, der einen Plan B ausheckt, weil doch Plan A besser sei.

      Andere, man kann auch Angela Merkel getrost dazu zählen, erkennen im damaligen Anspruch von Merz auf den Fraktionsvorsitz sein eigentliches politisches Manko: Ihm fehle „protokollarisches Verständnis“. Merz akzeptiere keine Hierarchie, wenn er jene über sich für schwächer hält. Merz sieht das anders. Natürlich habe die Parteivorsitzende den Zugriff auf den Chefposten der Fraktion gehabt. Er habe es nach der Wahl nur bleiben wollen, schon um an möglichen Koalitionsverhandlungen teilzunehmen. Doch Merz gibt zu: „Vielleicht bin ich mehr als andere darauf angewiesen, dass die Chemie stimmen muss in einer Führungsmannschaft. Mit Wolfgang Schäuble war das immer so und mit vielen anderen auch.“

      „Ich habe es nie gelernt, unverbindlich zu formulieren“

      In der Politik offenbart Emotion Schwäche. Horst Seehofer hält den harten Merz im Grunde für weich. Man brauche „Steherqualitäten“, müsse „auch mal wegstecken können, wenn's was auf die Rübe gab“, sagt Minister Horst Seehofer, der CSU-Chef werden will und aus Erfahrung spricht. Merz aber redet seit drei Jahren nicht mehr mit Seehofer, er ist ihm charakterlich zu biegsam. „Wer immer nur in den Rückspiegel schaut, der fährt doch vor die Wand“, sagt Seehofer.

      „In vielem, was ich für falsch hielt, war ich nicht bereit, mich anzupassen. Das war sicher nicht einfach“, sagt Merz. „Aber ich habe es nie gelernt, unverbindlich zu formulieren. Es tut mir leid - das kann ich nicht.“

      Text: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 11.02.2007, Nr. 6 / Seite 2
      Wirtschaft statt Politik

      Die Iden des Merz

      Von Wulf Schmiese, Berlin







      11. Februar 2007
      Am Donnerstag telefonieren Friedrich Merz und Angela Merkel schließlich. Es ist ein freundliches Gespräch, weil sie sich eigentlich nichts mehr zu sagen haben: transatlantische Partnerschaft, Sicherheitskonferenz - was halt anliegt an Aktuellem. Am Ende will die Kanzlerin wissen, was dran sei an diesen Gerüchten über eine Parteigründung. Gar nichts, antwortet Merz, „grober Unfug“ das Ganze, sie brauche sich darum keine Sorge machen. Alles klar: Er geht, sie bleibt.

      Viele Rückzüge hat Merz angekündigt in den letzten fünf Jahren, oft im Affekt, frisch verletzt; nicht jeden trat er wirklich an. Diesmal fiel die Entscheidung in aller Ruhe vor dem Weihnachtsbaum daheim in Arnsberg. „So geht das nicht mehr weiter“, war er sich mit seiner Familie einig. Zur nächsten Bundestagswahl kandidiert Merz nicht wieder, wechselt ganz in die Wirtschaft als einer der bestbezahlten Anwälte Deutschlands.

      Mit 51 Jahren längst ein Verblichener der Politik

      Er wartete mit der Mitteilung sechs Wochen bis zur ersten Sitzung seines Kreisverbands in diesem Jahr. Am Montag war das, auch die CDU-Vorsitzende Merkel informierte er knapp. Das politische Ende des Friedrich Merz wurde in der „Tagesschau“ vermeldet wie der Tod eines Ufa-Stars, von dem man lange nichts mehr gehört hatte. Eine Sensation war es nicht mehr.

      Merz war längst ein Verblichener der Politik, obwohl er erst 51 Jahre alt ist. Zwar lässt er kaum eine Sitzung aus und hegt seinen Hochsauerland-Wahlkreis mit Fleiß und Fürsorge eines Kleingärtners. Aber bundespolitisch hatte er schon 2004 aufgehört zu agieren, als er alle Ämter in Partei und Fraktion niederlegte. „Ich hatte nie vor, mein ganzes Berufsleben in der Politik zu bleiben“, sagt Merz heute. „Die letzte Runde dann zum Reisen im Auswärtigen Ausschuss - das war nicht mein Plan. Nun soll es das nach vier Wahlperioden gewesen sein, und das Leben geht woanders weiter.“

      „Großartiger Redner, blitzgescheit und messerscharf“

      Merz war Mister Marktwirtschaft, der wahre Held einer Generation Unzufriedener, der alles im Lande zu lahm und ängstlich voranging. Kaum eine Karriere in der deutschen Politik war steiler als die des unerschrockenen Aufsteigers. „Mir war Friedrich Merz als ein seltenes Talent aufgefallen in der Fraktion; ein großartiger Redner, blitzgescheit und messerscharf“, erinnert sich Wolfgang Schäuble. „Ich habe ihn gefördert.“ Schäuble war Fraktionsvorsitzender der Union im Bundestag, als Merz 1994 Abgeordneter wurde. Er übergab Merz die Finanz- und Steuerpolitik, machte ihn zu seinem Stellvertreter an der Fraktionsspitze.

      Merz ist der beste Redner im Parlament, das sieht auch Angela Merkel so. Er schien alles zu haben, was nach ganz oben führt in der Politik: Intelligenz, Unermüdlichkeit, Redegabe, Mut - und auch gehörig Glück: Durch das Endbeben der Ära Kohl, das auch Schäuble begrub, wurde Merz Oppositionsführer, tagtäglicher Herausforderer von Bundeskanzler Gerhard Schröder und dessen rot-grüner Koalition. Einer eben, dem die Kanzlerschaft zugetraut wird.

      „War er dabei, gingen wir im Streit auseinander“

      Doch Merz ist gescheitert als Politiker. Das gibt er achselzuckend selbst zu. Seine Niederlage begann, lange bevor Parteichefin Merkel ihn 2002 kalt abservierte als Fraktionschef. Das Scheitern des Merz spiegelt Deutschlands Parteien- und Politiksystem, worin einer wie er nur Gast sein kann. „Talent“ nennen ihn die vielen Nachrufer - „Könner“ sagt niemand der politischen Zunft. Merz war ein aufrechter Aufmüpfer schon in der Schule, so gescheit und selbstsicher, dass ihm sogar sein Sitzenbleiben nicht den Stolz des Überfliegers stutzte. Der Vater, ein Richter, lehrte ihn Forschheit. Er sollte sagen, was er dachte. 1989 wurde Merz Abgeordneter des Europaparlaments, und weil er der Jüngste in Straßburg und Brüssel war, spielte er eine Sonderrolle. Er war immer besser als die anderen, das wusste er. Egal wie Noten und Umfragen auch sein mochten.

      „Friedrich ließ sich nichts bieten“, erinnert sich ein alter Fahrensmann aus Tagen der Jungen Union. Dort begann Anfang der achtziger Jahre der lange Streit mit Jürgen Rüttgers, dem damaligen Chef der JU Rheinland. Mit der JU Westfalen gab es regelmäßige Gesprächskreise, um das Verhältnis der rivalisierenden Verbände zu verbessern. „War Friedrich dabei, gingen wir in der Regel im großen Streit auseinander. Er war schonungslos rigoros“, sagt der Freund.

      „Ein Übermaß an Demut hat er nicht“

      Merz verachtete Typen wie Rüttgers als opportunistische Klüngler, und das tut er noch heute. Auf die nordrhein-westfälische CDU, die Ministerpräsident Rüttgers führt, glaubte Merz sich niemals verlassen zu können. Weil er nie vollen Rückhalt seines Landesverbands spürte, mühte er sich auch nie um eigene Truppen. Als frischer Fraktionschef in Berlin riet ihm jemand, er solle sich angewöhnen, jedem in der Fraktion zum Geburtstag zu gratulieren. Helmut Kohl tat das, Angela Merkel übernahm es. „Was kosten dich schon 224 kurze Alles-Gute-Anrufe im Jahr?“ Überwindung hätte es Merz gekostet, auch dort Zuneigung zu heucheln, wo er keine empfand. Merz kämpfte von Anbeginn allein, gestützt nur auf seinen Hochsauerlandkreis und das eigene Selbstbewusstsein. Er suchte nie und hatte nie einen Führungsposten in der CDU.

      Merz erschien mutig, er legte sich sogar als Jungabgeordneter mit Helmut Kohl an. Es ging um irgendeine finanzpolitische Entscheidung von Merz, die Kohl missfiel. Als der „Alte“, wie sie in nannten, Merz dann duzte, was Abgeordnete als „Abrüstungssignal“ und Friedensangebot werteten, verbat sich Merz das. Für Kohl war er fortan ein „frecher Lump“, was Merz nicht juckte. Hatte er nicht recht? Er war immer geradeaus, mied krumme Touren. „Ich habe Friedrich Merz immer als grundloyal erlebt“, lobt Schäuble. „Er ist kein Intrigant. Aber er hat ein hohes Maß an Selbstbewusstsein, was auch heißt: Ein Übermaß an Demut hat er nicht. Er hatte keine Erfahrung mit Niederlagen gemacht bis 2002.“

      „Damit hast du dich um den Fraktionssitz gebracht“

      Diese Niederlage hat er nie verwunden. Seine Freunde hatten sie „wie eine Lawine“ kommen sehen und Merz gewarnt. Im Mai 2002, vier Monate vor der Bundestagswahl, ließ er sich auf einen Handel ein, der nicht gutgehen konnte. Er wollte Fraktionsführer bleiben, war er doch hochgeachtet. Kanzlerkandidat Edmund Stoiber und CDU-Chefin Merkel vertrösteten ihn auf eine „gemeinsame Entscheidung“ am Tag nach der Wahl. Merz vertraute. Und er ging im Gegensatz zu Frau Merkel in Stoibers Schattenkabinett.

      „Damit hast du dich um den Fraktionssitz gebracht“, sagte Schäuble. Merz hatte sich damit freiwillig zum Flügelmann gemacht und auf den neoliberalen Außenposten gestellt. Frau Merkel hingegen schwebte darüber im Ungefähren, eine Kunst, die alle mit Führungsanspruch beherrschen. War Kohl links oder rechts? Wo stand Adenauer? Merz hat das Verbindende aufgegeben, das ihm als Fraktionschef durchaus gelungen war. Nie zuvor hatten der wirtschafts- und der sozialpolitische Flügel der Unionsfraktion harmonischer zusammengearbeitet als unter der Führung von Merz.

      Kein Stratege, kein Taktierer, niemand mit Plan B

      Aber er hielt seine Positionierung für konsequent und ehrlich. Viele Freunde sagten ihm deutlich, er könne den Fraktionsjob vergessen im Falle einer Wahlniederlage. „Da war Merz wieder Schussfahrer, der Alles-oder-nichts-Mann“, sagt einer von ihnen, der mit ihm noch unmittelbar vor der Wahl eine Nacht lang das Thema diskutierte. Merz sei kein Stratege, kein Taktierer, niemand, der einen Plan B ausheckt, weil doch Plan A besser sei.

      Andere, man kann auch Angela Merkel getrost dazu zählen, erkennen im damaligen Anspruch von Merz auf den Fraktionsvorsitz sein eigentliches politisches Manko: Ihm fehle „protokollarisches Verständnis“. Merz akzeptiere keine Hierarchie, wenn er jene über sich für schwächer hält. Merz sieht das anders. Natürlich habe die Parteivorsitzende den Zugriff auf den Chefposten der Fraktion gehabt. Er habe es nach der Wahl nur bleiben wollen, schon um an möglichen Koalitionsverhandlungen teilzunehmen. Doch Merz gibt zu: „Vielleicht bin ich mehr als andere darauf angewiesen, dass die Chemie stimmen muss in einer Führungsmannschaft. Mit Wolfgang Schäuble war das immer so und mit vielen anderen auch.“

      „Ich habe es nie gelernt, unverbindlich zu formulieren“

      In der Politik offenbart Emotion Schwäche. Horst Seehofer hält den harten Merz im Grunde für weich. Man brauche „Steherqualitäten“, müsse „auch mal wegstecken können, wenn's was auf die Rübe gab“, sagt Minister Horst Seehofer, der CSU-Chef werden will und aus Erfahrung spricht. Merz aber redet seit drei Jahren nicht mehr mit Seehofer, er ist ihm charakterlich zu biegsam. „Wer immer nur in den Rückspiegel schaut, der fährt doch vor die Wand“, sagt Seehofer.

      „In vielem, was ich für falsch hielt, war ich nicht bereit, mich anzupassen. Das war sicher nicht einfach“, sagt Merz. „Aber ich habe es nie gelernt, unverbindlich zu formulieren. Es tut mir leid - das kann ich nicht.“

      Text: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 11.02.2007, Nr. 6 / Seite 2
      Avatar
      schrieb am 12.02.07 18:22:36
      Beitrag Nr. 15 ()
      Thema: Wie Merkel Merz umlegte


      Nun mal ehrlich, hat sie ihn wirklich umgelegt?


      Wer weiß etwas genaueres?

      :laugh:


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