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    Das Ende der "Märchenstunde" Reallöhne - Konsum - Einzelhandelsumsätze - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 28.12.07 12:09:47 von
    neuester Beitrag 04.02.08 15:44:31 von
    Beiträge: 27
    ID: 1.136.749
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      Avatar
      schrieb am 28.12.07 12:09:47
      Beitrag Nr. 1 ()
      Die medialen "Märchenerzähler" haben nach Weihnachten vor dem Jahreswechsel Hochkonjunktur.

      So meint Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser gegenüber der "Rheinische Post" (Freitagausgabe) das die Metall-und Elektroindustrie nach einen Wachstum von mehr als 8 Prozent (vor allem Im Export) in 2008 nur noch mit einen Wachstum von von 4,5 Prozent rechnet.

      Leider hat die IG Metall nach einer Lohnerhöhung in 2007 von 4,1 % ab Juni 2008 nur ein Gehaltsplus von 1,7 % abgeschlossen, bei einer Inflation von über 3 % sind somit erhebliche Reallohnverluste für die Beschäftigten der Metall-und Elektroindustrie für 2008 zuerwarten.

      Natürlich darf auch Absichtserklärung zur Schaffung von Arbeitsplätzen nicht fehlen.

      Fakt ist BMW wird mehre Tausend (ca. 8000) Arbeitsstellen abbauen und über 1,3 Mio. Beschäftigte erhalten ergänzendes ALG II (Aufstocker)

      Das eine ist der Wunsch von Medien, Wirtschaftslenkern und der Vordenker der Politik das ganz andere die Wirklichkeit der Realität.

      Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall hat Forderungen nach einer weiteren Regulierung der Zeitarbeitsbranche zurückgewiesen. «Wir dürfen den Zeitarbeitsmarkt auf keinen Fall beschädigen oder einengen», mahnte Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur AP.
      http://www.pr-inside.com/de/gesamtmetall-gegen-weitere-regul…


      Alles klar, Herr Kannegiesser, jetzt haben sie ihre Sicht der Dinge kundgetan.

      ----------------------------------------------------------------------------

      Deutscher Einzelhandel peilt 2% Umsatzanstieg für 2008 an [...] Das Weihnachtsgeschäft 2007 war für den Einzelhandel laut Pellengahr "sicherlich nicht schlecht", allerdings habe man noch nicht das Vorjahresniveau erreicht.
      http://www.faz.net/d/invest/meldung.aspx?id=65721363


      Trotz der Erhöhung der MwSt. von 16 % auf 19 % wurde das Vorjahresniveau des Umsatzes nicht erreicht .

      GfK Prognose gingen in der Vergangenheit an der Wirklichkeit vorbei

      Prognostiziert das Konsumklima 4,3 Punkte im März
      Einzelhandelsumsatz im März 2007 real + 0,5% gegenüber März 2006
      Pressemitteilung Nr. 179 vom 30.04.2007
      April 07 Gesamtindikator Konsumklima 5,3 Punkte
      Einzelhandelsumsatz im April 2007 real - 0,6% gegenüber April 2006
      Pressemitteilung Nr. 223 vom 01.06.2007
      Mai 07 Gesamtindikator Konsumklima von 5,5 Punkten.
      Einzelhandelsumsatz im Mai 2007 real - 3,7% gegenüber Mai 2006
      Pressemitteilung Nr. 264 vom 29.06.2007
      Juni 07 Gesamtindikator Konsumklima 7,4 Punkten
      Einzelhandelsumsatz im Juni 2007 real - 0,8% gegenüber Juni 2006
      Pressemitteilung Nr. 303 vom 31.07.2007
      Juli 07 Gesamtindikator Konsumklima 8,4 Punkten.
      Einzelhandelsumsatz im Juli 2007 real um - 1,5% gegenüber Juli 2006
      Pressemitteilung Nr. 345 vom 31.08.2007
      Das GfK Konsumklima prognostiziert nach revidiert 8,5 Punkten im August .
      http://www.gfk.com/imperia/md/content/presse/pm_gfk_konsumkl…
      Einzelhandelsumsatz im August 2007 real - 2,2% gegenüber August 2006
      Pressemitteilung Nr. 396 vom 28.09.2007
      Das GfK Konsumklima prognostizierte für September einen Wert von 7,6 Punkten
      Einzelhandelsumsatz im September 2007 real - 2,2% gegenüber September 2007
      Pressemitteilung Nr. 435 vom 31.10.2007
      Das GfK Konsumklima prognostiziert und revidiert 6,7 Punkten im Oktober
      Einzelhandelsumsatz im Oktober 2007 real - 0,6% gegenüber Oktober 2006
      Pressemitteilung Nr. 485 vom 30.11.2007
      Das GfK Konsumklima prognostiziert für November einen Wert von 4,9 Punkten.
      http://www.wiwi-treff.de/home/index.php?mainkatid=1&ukatid=1…

      Quellen:
      Statistisches Bundesamt - Einzelhandelsumsätze
      GFK - GfK-Konsumklimastudien
      http://www.wiwi-treff.de/home/search.php

      Ich bin keine Hellseherin aber ich sage trotzdem voraus das es entgegen der freudigen Ankündigungen in den Medien auch in 2008 keine Zunahme der Einzelhandelsumsätze geben wird.

      Das eine ist der Wunsch von Medien, Wirtschaftslenkern und der Vordenker der Politik das ganz andere die Wirklichkeit der Realität.

      Der "Merkel - Aufschwung" in Zahlen

      Preise steigen, Einkommen schrumpfen. Was Millionen fühlen, ist jetzt amtlich: Die Bundesregierung räumt ein, dass das verfügbare Einkommen der Privathaushalte von Ende 2005 bis heute um 0,4 Prozent gesunken ist.

      * Heizöl: plus 24 Prozent
      * Benzin: plus 20 Prozent
      * Strom: plus acht Prozent
      * Vollmilch: plus 37 Prozent
      * Butter: plus 46 Prozent
      http://www.derwesten.de/nachrichten/wr/westfalen/2007/12/20/…


      Trotz alledem verkünden viele Medien wie von der Politik gewünscht dass die Absenkung der Arbeitslosenversicherungsbeiträge von 4,2 auf 3,3 Prozent einen wahren Kaufrausch auslösen wird. Immerhin wird ein Arbeitnehmer pro 1000 € Einkommen mit 4,50 € /Monat entlastet. Immerhin sind das 3 L Benzin oder 5 L Vollmilch rund 9 L Heizöl; 22,5 KW Strom; ich fürchte das diese 4,50 €/Monat das Konsumklima nicht nachhaltig verbessern werden. Mann sollte nicht übersehen das denn Rentnern nach einer Rentenerhöhung von 0,54 % in 2007 bei einer Inflation von 3,x % erhebliche Kaufkraft verloren gegangen ist.

      Das eine ist der Wunsch von Medien, Wirtschaftslenkern und der Vordenker der Politik das ganz andere die Wirklichkeit der Realität.

      Die Frage für das Jahr 2008 ist ob die mediale "Märchenstunde" wie von der Politik gewünscht, fortgesetzt wird oder ob sich die Wirklichkeit der Realität durchsetzen kann.
      Avatar
      schrieb am 28.12.07 12:31:32
      Beitrag Nr. 2 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 32.886.532 von Sybilla am 28.12.07 12:09:47perfekt recherchiert...

      ...frag mich immer wieder aufs Neue, wer die Schei... überhaupt noch glaubt, die die Medien verbreiten. Mittlerweile haben wir einen Wahrheitsgehalt der keine 20% übersteigt, das ist doch pervers.

      ...warum tun wir uns das an?
      Avatar
      schrieb am 28.12.07 12:44:10
      Beitrag Nr. 3 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 32.886.532 von Sybilla am 28.12.07 12:09:47Die Frage für das Jahr 2008 ist ob die mediale "Märchenstunde" wie von der Politik gewünscht, fortgesetzt wird oder ob sich die Wirklichkeit der Realität durchsetzen kann.

      Die "Märchenstunde" geht natürlich weiter!!!
      Und zwar nicht nur 2008!
      Avatar
      schrieb am 28.12.07 12:52:55
      Beitrag Nr. 4 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 32.886.740 von buchi1971 am 28.12.07 12:31:32Die müssen jetzt lügen, daß sich die Balken biegen! Und im kommenden Jahr wird man noch eins draufsetzen, wenn die Inflationslawine uns überrollt.

      2010 werden viele Einzelhandelsgeschäfte entweder direkt in die Pleite geführt, oder werden gezwungenermassen schließen, wenn die Unternehmenssteuerreform richtig zu greifen beginnt.
      Avatar
      schrieb am 28.12.07 12:57:17
      Beitrag Nr. 5 ()
      ob merkel und co. auch so denken wie einst "sir winston churchill", der folgendes sogar laut aussprach: "ich glaube nur meinen eigenen, gefälschten statistiken":laugh:

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      Avatar
      schrieb am 28.12.07 13:45:51
      Beitrag Nr. 6 ()
      #1: Das eine ist der Wunsch von Medien, Wirtschaftslenkern und der Vordenker der Politik das ganz andere die Wirklichkeit der Realität. Die Frage für das Jahr 2008 ist ob die mediale "Märchenstunde" wie von der Politik gewünscht, fortgesetzt wird oder ob sich die Wirklichkeit der Realität durchsetzen kann.


      Sehr gut. Dem kann ich voll und ganz zustimmen. Ich nenne dies schon seit längerem "Aufschwungpropaganda".

      Aber seit August 2007, seit die Kreditkrise den Finanzmarkt erfaßt hat, bricht die Wahrheit langsam durch und die Widersprüche lösen sich auf. :)
      Avatar
      schrieb am 28.12.07 14:11:42
      Beitrag Nr. 7 ()
      Heizöl: plus 24 Prozent
      * Benzin: plus 20 Prozent
      * Strom: plus acht Prozent
      * Vollmilch: plus 37 Prozent
      * Butter: plus 46 Prozent

      Sind diese Konsumgüter überhaupt im Warenkorb enthalten?
      Avatar
      schrieb am 28.12.07 14:26:42
      Beitrag Nr. 8 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 32.887.617 von AHEO am 28.12.07 14:11:42Erdgas ab Jan. 2008:
      +20%

      Die nächste Strompreiserhöhung ist auch bereits eingeläutet.

      Die amtlichen Regierungssender (ARD+ZDF) jedoch propagieren "rosige Zeiten"! Mehr Geld soll der Bundesbürger in der Tasche haben 2008- sagen sie wenigstens.
      Avatar
      schrieb am 28.12.07 14:36:06
      Beitrag Nr. 9 ()
      Schöner Beitrag , gut recherchiert !;)

      Aktuell wundert mich , dass der " Ausfall " von Fr. Bhutto sowenig Beachtung findet , nur auf die Atomwaffen reduziert wird.
      Sollten die islamistischen Kräfte in Pakistan die Oberhand gewinnen , werden die Amis jene Leute schwerlich wegputschen können.

      Wenn dieser " Funke " auf Saudi Arabien überspringt , ist der Westen erledigt. Dann steht nicht nur der Petro - Dollar auf dem Spiel , dann kippt die westliche Wirtschaft ins Bodenlose; dann werden wir über 20% Inflation / Jahr noch dankbar sein.

      In Scholl Latours Büchern , ist dieses Szenario / Risiko geradzu empierisch dargelegt. Wollen wir also hoffen , dass uns das alles noch einige Jahre erspart bleibt.

      Vielleicht sollte man gleich Mindestlöhne von 15€ verhandeln !;)
      Avatar
      schrieb am 28.12.07 14:45:59
      Beitrag Nr. 10 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 32.887.846 von zierbart am 28.12.07 14:36:06Was wird uns dann eigentlich Fr. Merkel und Hr. Sinn vom Ifo - Institut erzählen ? :confused::laugh:
      Dann heißt es , rette sich wer kann......
      Avatar
      schrieb am 28.12.07 18:35:47
      Beitrag Nr. 11 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 32.887.846 von zierbart am 28.12.07 14:36:06Vielleicht sollte man gleich Mindestlöhne von 15€ verhandeln !

      Nach dem Motto, leben und leben lassen.Warum nicht.Dieses System ist sowieso nicht mehr zu retten.Ob wir bei 1,5 Billionen oder bei 3 Billionen das Licht ausmachen ist doch egal.Die Amis machen es uns doch vor.
      Avatar
      schrieb am 28.12.07 21:13:14
      Beitrag Nr. 12 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 32.887.754 von Dorfrichter am 28.12.07 14:26:42"Erdgas ab 2008 + 20%"

      Der Schröder wird schon wissen, wie er sich an den Deutschen rächen kann, die ihn so schnöde abgewählt haben.
      wilbi
      Avatar
      schrieb am 28.12.07 21:42:41
      Beitrag Nr. 13 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 32.886.984 von Dorfrichter am 28.12.07 12:52:55"Die müssen jetzt lügen, daß sich die Balken biegen! Und im kommenden Jahr wird man noch eins draufsetzen"

      Ist doch nichts neues.
      Die SED hat sich ihre Erfolgsmeldungen auch zusammengelogen, bis sich nichts mehr beschönigen ließ.
      Warum sollten CDU/SPD anders handeln?
      Der Karren wird genauso mit absoluter Skrupelosigkeit gegen die Wand gefahren.
      Avatar
      schrieb am 28.12.07 23:04:41
      Beitrag Nr. 14 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 32.886.532 von Sybilla am 28.12.07 12:09:47Klasse Beitrag!:)
      Avatar
      schrieb am 28.12.07 23:26:32
      Beitrag Nr. 15 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 32.891.525 von Borealis am 28.12.07 21:42:41Wenn du die Wahrheit wissen willst,mußt du die "Junge Welt" lesen.
      wilbi
      Avatar
      schrieb am 29.12.07 06:55:42
      Beitrag Nr. 16 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 32.891.525 von Borealis am 28.12.07 21:42:41Lt. einer Phönix - Reportage , hat Honnecker in einem "6 Augengespräch" Hrn. Castro bereits 1980 unterbreitet , dass der Sozialismus den Kampf gegen den Kapitalismus nicht mehr gewinnen kann . Es gilt jetzt , noch etwas Zeit zu gewinnen.
      ( Intervew mit dem damaligen Übersetzer )

      Erinnert das Euch an etwas ????
      Avatar
      schrieb am 29.12.07 08:56:18
      Beitrag Nr. 17 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 32.892.573 von Wilbi am 28.12.07 23:26:32Na ja, das mit dem "Junge" lesen stimmt schon. Aber dann bitte nicht die Welt sondern die Freiheit:D:D:D
      Avatar
      schrieb am 01.02.08 02:29:22
      Beitrag Nr. 18 ()
      Ja aber hallo was ist denn jetzt passiert?

      http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/In…
      Pressemitteilung Nr. 040 vom 31.01.2008
      Einzelhandelsumsatz im Dezember 2007 real um 6,9%!!! gesunken.

      Und das obwohl in vielen Städten die Verkaufshallen auch an den Adventssonntagen geöffnet hatten. Aber hallo, jetzt geht es immer schneller bergab.

      Zitat:
      http://www.deutschland-debatte.de/2008/01/31/weitere-trash-a…
      Der Handel - die Binnenwirtschaft - der Konsum, das ist, was sich Politiker erträumen! Gerade in Zeiten, wo der Export beginnt zu schwächeln! DD hat mal die Pressemeldungen der letzten Monate durchgeschaut: ERSCHRECKEND, wie leichtfertig die Politik die Ignoranz der Wirklichkeit betreibt

      Die Realität der Wirklichkeit ist nicht an Weisungen gebunden.
      Es wird allerhöchste Zeit das die neoliberale Reformpolitik der Vernunft weicht.
      Möglichst bevor Deutschland von den Neoliberalen zum europäischen Armenhaus reformiert wird.

      Die Kauflust der Konsumenten war 2007 nur in den Medien aber nicht in den Kassen der Einzelhändler zu sehen.
      Avatar
      schrieb am 01.02.08 10:50:19
      Beitrag Nr. 19 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 33.233.905 von Sybilla am 01.02.08 02:29:22Die Leute sind halt vernünftiger als einige Konsumfreaks. Die geben ihr Geld nicht für jeden Scheiß aus, den man nicht braucht.Und Laptops, Handys und sonstiger Elektroschnickschnack, der hauptsächlich vor Weihnachten gekauft wurde, waren ja unheimlich im Preis gefallen.Wo sollen, bei Stückzahlmäßigen Erhöhungen, geldmäßig eine Steigerung herkommen.
      wilbi
      Avatar
      schrieb am 02.02.08 10:38:00
      Beitrag Nr. 20 ()
      moin,

      so lange 16 Länderfürsten rd. 40% ihrer Haushalte für Personalkosten verballern http://www.bundesfinanzministerium.de/lang_de/nn_4484/nsc_tr…:rolleyes::rolleyes::rolleyes:

      und Nokia bei 5% Personalkosten auswandert, wird sich in Detschland nix ändern :eek::eek::eek:
      Avatar
      schrieb am 04.02.08 02:34:43
      Beitrag Nr. 21 ()
      In D fehlt der Mut zur Wahrheit.
      Avatar
      schrieb am 04.02.08 06:22:38
      Beitrag Nr. 22 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 33.233.905 von Sybilla am 01.02.08 02:29:22Was bitte ist an einer Staatsquote von 50% "neoliberal"? Das ist nicht neoliberal, das ist sozialistisch. Und Sozialismus macht und haelt arm. Das solltest Du doch wissen, oder?
      Avatar
      schrieb am 04.02.08 13:35:25
      Beitrag Nr. 23 ()
      Tendenz: abwärts
      Zum Abschwung der globalen Konjunktur. Teil II (und Schluß): Grunddaten der deutschen und internationalen Ökonomie im Vorfeld der Krise
      Von Winfried Wolf

      Die Augen vor der Realität verschließen: Die Politik des Kabinetts Merkel hat die wirtschaftlichen Krisentendenzen verstärkt
      Foto: AP
      Die Bürger sollen jetzt in keiner Weise in unüberlegte Handlungen ausbrechen.« In den Worten der Bundeskanzlerin Angela Merkel vom 23. Januar kommt zum einen der typisch deutsche, in Wirtschaftsfragen höchst unpassende Wunsch nach Ruhe als erster Bürgerpflicht zum Ausdruck. Zum anderen verweist Frau Merkel damit auch verquast auf die verbreitete Furcht, es könne da etwas »ausbrechen«. Beide Komponenten sind Bestandteile der aktuellen deutschen Ökonomie.

      Der aktuelle Konjunkturzyklus setzte Ende 2002 ein. Im Fall Westdeutschlands handelt es sich um den zehnten seit 1948, im Fall Gesamtdeutschlands ist es seit 1992 der zweite Zyklus. Er weist ausgesprochen niedrige Wachstumsraten des Bruttoinlandsproduktes (BIP) auf; 2006 wurde als höchster Wert 2,9 Prozent BIP-Anstieg erreicht, 2007 waren es nur noch 2,5 Prozent. Die Finanzkrise, angeblich eine US-Angelegenheit, mündete seit Sommer 2007 in Erschütterungen mehrerer deutscher Banken (IKB, SachsenLB, WestLB). Die Verluste aus spekulativen US-Geschäften, die allein diese drei Banken anhäuften, liegen mit addierten 15 bis 30 Milliarden Euro deutlich höher als die vieldiskutierten Verluste, die die französische Großbank Société Générale Ende Januar einfuhr. Vieles deutet darauf hin, daß im Finanzsektor der führenden EU-Ökonomie noch ein weit größeres Krisenpotential verborgen ist und daß auch große Institute wie Deutsche Bank, Commerzbank und Dresdner Bank (letztere wird von der Allianz kontrolliert) sich im Wortsinn als Global player, als weltweit tätige (Glücks-) Spieler engagierten und tief im Schlamassel stecken. Oder, in der Fußballersprache: »Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß« (Andy Brehme).

      Die Bundesregierungen unter Gerhard Schröder und unter Angela Merkel haben durch eine Reihe von Maßnahmen dieses spekulative Fieber begünstigt und angeheizt, vor allem durch den fortgesetzten Prozeß einer Umverteilung von unten nach oben. Die Hunderte Milliarden Euro, die sich bei den Reichsten im Lande und bei den Unternehmen ansammelten, wurden überwiegend als Spielgeld im Kapitalkasino »investiert«. Noch am 1. August 2007 trat eine neue, das spekulative Fieber anheizende Regelung in Kraft, wonach seither sogenannte Leerverkäufe1 gestattet und und es für dieselben keine Meldepflicht – und damit keinerlei Transparenz, geschweige denn Kontrolle gibt. Diese Regelung begünstigt vor allem Hedgefonds, die noch im Oktober 2007 von Bundesfinanzminister Peer Steinbrück ausdrücklich ob ihrer »wichtigen wirtschaftlichen Funktion« gelobt wurden; diese können damit in großem Maßstab Wetten mit enorm hohem Gewinn- und Verlustpotential abschließen.
      Situation in der BRD

      Neue Kapitaloffensiven: Verlagerung von Produktionsstandorten in Billiglohnländer sichert Superprofite (Wegweiser zur im Bau bedindlichen Nokia-Fabrik im rumänischen Jucu, 23.1.2008)
      Foto: AP
      Kommt es zu der (erwarteten) US-Rezession und zu dem (wahrscheinlichen) Abschwung der Weltwirtschaft, dann ist die deutsche Ökonomie darauf ausgesprochen schlecht vorbereitet. Zu den erwähnten Risiken im Finanzsektor kommen auf vier Ebenen Gefahren hinzu:

      1. Exportabhängigkeit: Die deutsche Ökonomie ist extrem exportabhängig. Nein, das war sie nicht schon immer – das wurde sie vor allem im jüngsten Zyklus. Der Anteil des Exports am BIP (die »Exportquote) betrug 1990 25 und im Jahr 2000 33 Prozent. 2007 wurden 47 Prozent erreicht! Die USA sind, nach Frankreich, das zweitwichtigste Exportziel. Eine US-Krise und ein Rückgang des Welt-BIP träfe die BRD außerordentlich hart.

      2. Massennachfrage: Die unter Kanzler Schröder ebenso wie unter seiner Nachfolgerin betriebene Politik des Sozialabbaus und der Liberalisierung führte dazu, daß die Massennachfrage den ganzen Zyklus über stagniert (was auch den Druck erhöhte, die Ausfuhren ständig zu steigern). Obwohl die Beschäftigung 2007 anstieg, verharrten die Masseneinkommen auf demselben Niveau.

      Zurückgehende Ausfuhren können kaum durch einen Anstieg der Inlandsnachfrage aufgefangen werden.

      Das Kontrastprogramm zur zurückbleibenden Massennachfrage sieht wie folgt aus: Das »10. Dezil«, die zehn Prozent mit den höchsten Einkommen, konnte in diesem Zyklus (2000 und 2006) die Einkünfte um 25 Prozent steigern! Die von Merkel und Steinbrück beschlossene jüngste Steuerreform stellt ein – bereits 2007 wirksam gewordenes – jährliches Sieben-Milliarden-Euro-Geschenk für die großen Unternehmen und einen entsprechenden Verlust an Steuereinnahmen des Bundes dar.

      3. Arbeitslosigkeit: Offiziell sank die Erwerbslosigkeit von Januar 2007 bis Januar 2008 von vier auf 3,6 Millionen. Real liegt sie nach den Maßstäben, die 2005 noch galten, auf fast dem gleichen, sehr hohen Niveau von Anfang 2007. Im vergangenen Jahr wurden allein 300 000 Erwerbslose aus der Statistik herausgerechnet (u. a. durch die sogenannte 58er-Regelung). 2008 soll es eine Neudefinition von Arbeitslosigkeit bei Älteren geben, wodurch die Arbeitslosenstatistik erneut um 200 000 Menschen, die real erwerbslos waren und bleiben, geschönt wird. Die Zahl der prekär Beschäftigten steigt sprunghaft an. Ende 2007 entfielen bereits 38,5 Prozent der betrieblichen Gesamtbeschäftigung auf Geringfügig- und Teilzeitbeschäftigte wie auf Leiharbeiterinnen und Leiharbeiter. Das Pendant zur Prekarisierung und Fragmentierung stellt die Ausweitung der Arbeitszeiten bei den Vollbeschäftigten dar. 2007 malochten diese im Durchschnitt – einschließlich der Überstunden – 43,5 Stunden pro Woche.

      Eine Rezession wird auf den real und im EU-Vergleich überdurchschnittlich hohen »Sockel« von (je nach Berechnung) vier bis sechs Millionen Erwerbslosen »draufsatteln«. Im übrigen erklärt diese dramatische Transformation der Beschäftigungsstruktur das beschriebene Phänomen, daß der Massenkonsum trotz steigender Beschäftigungszahlen stagniert.

      4. Berliner Wirtschaftspolitik: Anfang 2007 wurde mit der Mehrwertsteuer-Erhöhung um drei Prozentpunkte die Binnennachfrage deutlich reduziert. Ein weiterer Effekt dieses Raubzugs der Steuerpolitik ist die inzwischen wieder relativ hohe Inflationsrate von 3,1 Prozent (Ende 2007). Diese verstärkt den Druck, eine »Stabilitätspolitik« umzusetzen und die Europäische Zentralbank (EZB) darin zu unterstützen, keine Zinssenkung vorzunehmen. Die »Sparpolitik« der Bundesregierung mündet in eine prozyklische, d. h. den Abschwung verstärkende Ausgabenpolitik: 2007 stiegen die öffentlichen Ausgaben nur um zwei, doch das BIP wuchs um 2,5 Prozent. 2008 sollen die Staatsausgaben nur noch um ein Prozent ansteigen, während im neuen Jahreswirtschaftsbericht ein BIP-Wachstum 2008 von 1,7 Prozent vorgesehen ist. Damit verstärkt die Politik der Bundesregierung die Krisentendenzen und die wirtschaftlichen Gefahren.

      Wie formulierte die Kanzlerin? Bloß nicht in »unüberlegte Handlungen ausbrechen«! Da wirkt es bereits grotesk, wenn im Januar 2008 ausgerechnet FDP-Chef Westerwelle von der Bundesregierung ein »Konjunkturprogramm für Investitionen und Konsum« fordert.
      Profite erholt?

      Als Nokia im Januar die Schließung des Bochumer Werkes, den Bau einer neuen Fertigungsanlage im Billiglohnland Rumänien und einen Rekordprofit in Höhe von 8,2 Milliarden Euro verkündete, war die Empörung groß. Berechtigterweise. Nokia verdeutlichte damit aber auch, wie Superprofite entstehen. Die Profitrate – der Profit bezogen auf das eingesetzte Kapital – ist in der kapitalistischen Wirtschaft das entscheidende Steuerungselement. Und Profite entstehen durch die Ausbeutung der Ware Arbeitskraft. Die Realisierung der in einer Ware steckenden Werte einschließlich des Profits erfordert jedoch, daß die derart profitabel gewonnenen Waren und Dienstleistungen auch ihren Markt finden und abgesetzt werden. Preiswerte Arbeitskräfte kombiniert mit moderner Technologie bei einem Absatz möglichst außerhalb des Binnenmarktes ergibt in der Regel auch einen Rekordgewinn. Ein Effekt davon ist allerdings die Verschärfung der internationalen Ungleichgewichte.

      Die Profitraten der großen Unternehmen waren seit den 1960er Jahren gesunken. Starke Gewerkschaften, höhere Löhne, verkürzte Arbeitszeiten, steigende Rohstoffpreise, kostspielige Umweltauflagen und ein weitgehend vom Kapital eroberter – nicht mehr zu erweiternder – Weltmarkt hatten die Margen eingeengt. In den letzten zwei Weltmarktzyklen kam es jedoch zu neuen Rekordgewinnen und zu einer Erholung der Profitraten. Das verdeutlicht die Grafik am Beispiel der USA. Dabei werden – als Indikator für die Profitrate – die Profite der großen US-Unternehmen als Anteil am Bruttoinlandsprodukt dargestellt. Der Rückgang dieser Marge begann Mitte der 1960er Jahre. 1980 bis 1990 gab es einen Tiefpunkt. 1990 bis 1995 und 2002 bis 2005 kam es zu zwei markanten Erholungsphasen.

      Interessant ist hier die Frage: Mit welchen Mitteln konnte die Profitrate neu gesteigert werden? Oder auch: Sind diese Methoden auch in Zukunft anwendbar, sind sie, im Neusprech, »nachhaltig«?
      Acht Wege zur Profitsteigerung
      Im folgenden sollen acht der Mittel zur qualitativen Steigerung der Profitrate und zum rein quantitativen Wachstum der Profitmasse, die 1990 bis 2007 zur Anwendung kamen, vorgestellt und auf diese Fragestellung hin untersucht werden.

      Erstens: Ausbeutung der Ware Arbeitskraft (sinkende Reallöhne, längere Arbeitszeiten, längere Lebensarbeitzeiten, intensivere Arbeit, Senkung der Sozialausgaben der Unternehmen): Diese Methode zur Anhebung der Profitraten war und bleibt entscheidend. Hier gibt es zwar Widerstand (siehe Frankreich), aber auch neue Kapitaloffensiven (siehe Nokia). Eine Folge dieser Methode ist allerdings eine stagnierende und teilweise rückläufige Nachfrage. Womit sich ein neuer Widerspruch auftut: Die günstig produzierten Waren treffen im jeweiligen Binnenmarkt auf eine relativ zurückbleibende Massennachfrage.

      Zweitens: sinkende Transportpreise. In den letzten zwanzig Jahren haben sich die Transportkosten – insbesondere durch die Subventionierung von Infrastrukturanlagen, Treibstoffen usw. – etwa halbiert. Dies hat die Globalisierung mit ihren extrem arbeitsteiligen Fertigungsketten und den Absatzmöglichkeiten fern der Produktionsorte entscheidend beschleunigt. Auch dieser Weg zur Profitsteigerung dürfte in nächster Zeit weiter verstärkt angewandt werden – auf Kosten der Steuerzahlenden, der Umwelt, des Klimas und späterer Generationen.

      Drittens: steigende Rüstungsausgaben. Teilweise kann die zurückbleibende Massennachfrage durch »Investitionen« in Kriege und Rüstungsgüter ausgeglichen werden. Vor allem in den USA wird seit 2001 ein solcher »militärischer Keynesianismus« praktiziert, indem allein im Zeitraum 2001 bis 2007 die Rüstungsausgaben verdoppelt wurden. Auch diese Methode dürfte weiter zur Anwendung gelangen. Das aktuelle Konjunkturprogramm, das die US-Regierung in diesen Tagen debattiert, wird auch eine »militärische Komponente« haben. Dennoch stößt dieses Mittel zunehmend an politische, militärische (Irak! Afghanistan!) und teilweise auch ökonomische Grenzen.

      Viertens: Privatisierungen. Sektoren, die bisher der privaten Kapitalakkumulation entzogen waren (u. a. Wasser, Post und Telekommunikation, öffentliche Verkehre, Gesundheit, Ausbildung, Kultur, Erziehung) wurden für privates Kapital geöffnet. In diesen neuen Anlagesphären wurden und werden teilweise sehr hohe, oft noch staatlich oder durch eine Monopolposition garantierte Profite erzielt. Doch die Dynamik dieses Prozesses ist rückläufig, weil fast alles Tafelsilber veräußert wurde. Teilweise kommt es auch zu erfolgreicher Gegenwehr (Bahn) und zu einem Rückgängigmachen von Privatisierungen (Eisenbahninfrastruktur in Großbritannien; einige Wasserwerke in Deutschland, Volksentscheide in Freiburg/Breisgau und Leipzig).

      Fünftens: Ausweitung der Kredite. Die Steigerung der Kredite spielte in den letzten zwei Zyklen eine große Rolle hinsichtlich der Aufrechterhaltung einer auf Pump geschaffenen ausreichend großen Nachfrage. Die Niedrigzinspolitik, die die Notenbanken in den USA (2001–2005), in der Eurozone (2003–2006) und in Japan (1995–2008) betrieben, begünstigten die Kreditexpansion und senkten gleichzeitig die Kosten bei den Unternehmen bzw. erhöhten dadurch auch deren Profitraten. In Japan wurden beispielsweise 1992 bis 2000 Dutzende Konjunkturprogamme umgesetzt, die zu einer Staatsschuld führten, die 150 Prozent des Bruttoinlandsprodukts entsprach. In den USA machten im Zeitraum 1950 bis 1970 die Schulden aller Sektoren (private, staatliche und Unternehmenskredite) rund 150 Prozent des Bruttoinlandsproduktes aus, 1985 wurden 200 Prozent erreicht. Ende 2007 waren es bereits 374 Prozent. In Großbritannien hat die Verschuldung im privaten Sektor mit 46000 Euro je Privatperson ein europäisches Rekordniveau erreicht. Die Süddeutsche Zeitung kommentierte: »Die Briten haben wie im Rausch konsumiert.« Inzwischen ist die Belastbarkeit aller Kreditnehmer an ihre Grenzen gelangt. Eine weitere Steigerung der Nachfrage via Kreditexpansion erscheint kaum realisierbar.

      Sechstens: Ausbau des Immobiliensektors und des Baus von Häusern auf Pump. Das trifft zunächst auf die USA zu. Doch hier wurde im Frühjahr 2007 mit der Subprime-Krise eindeutig ein Stoppsignal gegeben. Kaum erwähnt wird hierzulande, daß die Immobilienmärkte in einigen europäischen Ländern deutlich stärker »abhoben« – vor allem in Irland, Spanien, Frankreich und Großbritannien. So haben sich die Immobilienpreise in den USA zwischen 1970 und 2007 rund verdoppelt. In Großbritannien stiegen sie um das 4,8fache, in Spanien gut um das Vierfache und in Frankreich um das 2,5fache. 2008 steht allein bei 1,4 Millionen Briten die Anschlußfinanzierung ihrer Häuserkredite auf wackligen Beinen. Der lange britische Boom war zu einem erheblichen Teil auf Pump finanziert (u. a. durch Immobilienkredite). Auch auf diesem Gebiet sind weitere Steigerungen kaum vorstellbar.

      Siebtens: Ausweitung der Finanz- und Börsenspekulation. Dieser Bereich spielte in den zwei vorausgegangenen Zyklen eine enorme Rolle, auch wenn es nach dem Zusammenbruch der Börsenkurse 2001 einen massiven Einbruch gab, der mit der Hausse 2003 bis 2007 wieder ausgebügelt wurde. Ständig steigende Aktienkurse sind gleichbedeutend mit höheren Vermögen und mehr Konsum. Auch hier sind die Stoppsignale unverkennbar. Wobei ein Rückgang der Aktienkurse auch einem Rückgang der konsumtiven Nachfrage gleichkommt.

      Achtens: Ausweitung des Potentials von Menschen, die in das kapitalistische Ausbeutungssystem integriert wurden. Bei den Analysen des jüngeren Profitbooms und der relativ günstigen Weltmarktkonjunktur im Zeitraum 1990 bis 2007 wird selten die historische Zäsur 1989/90 zur Kenntnis genommen, die auch heute noch Wirkung zeigt. Mit der Kapitulation von Gorbatschow und mit der Transformation Chinas in ein kapitalistisches Land wurde erstmals seit der Oktoberrevolution 1917 ein historischer Trend umgekehrt. 1917 und insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg wurden mit einer Reihe von Umwälzungen große Teile der Weltbevölkerung (Rußland/Sowjetunion, Mittel- und Osteuropa, große Teil des Balkan, China, Indochina, Kuba) der direkten Kontrolle des kapitalistischen Produktionssystems entzogen. Gleichgültig, wie man die neu entstandenen Gesellschaften bezeichnet – es handelte sich unzweideutig um nichtkapitalistische. Die Jahre 1989 bis 19991 waren vor allem in dieser Hinsicht eine historische »Wende«: Seither wurden bis zu zwei Milliarden Menschen neu dem Kapital unterworfen. Es gab eine gewaltige, historisch einmalige Erweiterung des »Ausbeutungsmaterials«. Einer der wenigen bürgerlichen Wissenschaftler, der diesen Aspekt in seiner Dimension erkannt hat, ist der britische Ökonom Martin Wolf. Er schrieb am 17.10.2007 in der Londoner Financial Times: »Die treibenden Kräfte hinter der wuchernden Weltwirtschaft sind die Globalisierung und der Eintritt in die Marktwirtschaft von Ländern mit beinahe unbegrenzten menschlichen Ressourcen.«

      Achtzehn Jahre nach dieser »Wende« ist die Durchdringung von Osteuropa, Rußland und China mit der kapitalistischen Produktionsweise allerdings bereits weitgehend vollzogen. Großkonzerne sind an Investitionen in Polen und Tschechien nur noch mäßig interessiert. Und so wie Nokia 2008 sein Bochumer Werk nach Rumänien verlegt, könnte das rumänische Investment sich nach fünf bis sieben Jahren als zu wenig profitabel erweisen und die Produktion beispielsweise nach Kambodscha verlegt werden. China mag als Absatzmarkt weiter interessant bleiben. Als Land der neuen ausländischen Kapitalanlagen verliert es in dem Maß an Charme, wie sich die dort Beschäftigten höhere Löhne erkämpfen.
      Vor der Bruchlandung?
      Fünf der acht aufgeführten Elemente, die den Aufschwung in den vergangenen 15 Jahren trugen, wirken sich nicht mehr positiv auf die Weltwirtschaft aus. Drei von ihnen – die Expansion der Kredite, die Krise im Immobilienbereich und die Börsenspekulation – erweisen sich jetzt sogar als krisenverschärfende Faktoren. Die Säulen, die den jüngsten Boom trugen, waren teilweise von vornherein instabil. In ihrer Gesamtheit tragen sie Anfang 2008 zu einer weiteren Abschwächung der Konjunktur bei.

      Offensichtlich sieht das die US-Regierung in diesen Wochen ähnlich kritisch. In deutlichem Kontrast zur weltanschaulichen Ausrichtung der Regierung Bush wurde Ende Januar 2008 die Verabschiedung eines 150 Milliarden Dollar schweren Konjunkturprogramms angekündigt, das zwar viele Fehler der bisherigen US-Regierungspolitik wiederholt und denen weiter gibt, die bereits haben, das aber teilweise auch an John Maynard Keynes erinnert. 150 Milliarden US-Dollar sollen zusätzlich in die Volkswirtschaft gepumpt werden; teilweise sollen dabei Familien direkt Geld bekommen, etwa in Form von Heizkostenzuschüssen.

      Joseph E. Stiglitz, Nobelpreisträger und in den Jahren 1997 bis 2000 Chefökonom der Weltbank, bilanzierte im Dezember 2007 im Wirtschaftsblatt Euro: »Wir werden auf jeden Fall ein Hard Landing sehen. Offen ist nur, ob die Wirtschaft sich danach schnell wieder erholt oder ob sie in eine längerfristige Rezession hineingleitet.«

      Stiglitz spricht damit das japanische Beispiel an. Die japanische Notenbank reduzierte nach Beginn der tiefen Krise 1992 den Leitzins auf faktisch null Prozent. Die Regierung in Tokio verwirklichte ein gutes Dutzend keynesianischer Konjunkturprogramme. Es gab ein attraktives weltwirtschaftliches Umfeld. Dennoch verharrte die japanische Ökonomie in einer zehnjährigen Stagnation.

      Paul Krugman, einer der bekanntesten, eher dem konservativen Lager zuzurechnenden US-amerikanischen Ökonomen, schrieb Ende Januar 2008 in der New York Times: »Mexiko, Brasilien, Argentinien und wieder Mexiko. Dann Thailand, Indonesien; wieder Argentinien. Und nun die USA.« Krugman faßt dann zusammen, wie in den vergangenen 30 Jahren internationale Investoren in den genannten Ländern ihr Kapital anlegten, dann nach einigen Jahren, als die Profitmargen nicht mehr hoch genug erschienen, diese Gelder abzogen und die jeweiligen Ökonomien in tiefe Krisen stürzten, am deutlichsten im Fall der »Tigerstaaten-Krise« 1997/98 und im Fall der argentinischen Krise 2001 ff. Krugman schlägt dann den Bogen zu den USA: »Das ist die Story der vielfachen Finanzkrise in Lateinamerika und Asien. Und das ist auch die Story der kombinierten Haus- und Kreditblase in den Vereinigten Staaten von Amerika. In diesen Tagen spielen wir den Part, der in der Regel Drittweltökonomien zugeschrieben wird.«

      Krugman relativiert seine Aussagen im folgenden, um sie indirekt dann doch wieder zu bekräftigen, wenn er formuliert: »Es ist eher unwahrscheinlich, daß Amerika eine so schwere Rezession wie beispielsweise die argentinische erleben wird. Aber die Ursachen unserer Probleme sind ziemlich exakt die gleichen, die in das Desaster in Argentinien führten.«

      Eine Wiederholung eines der beiden Szenarien – sei es des japanischen, sei es des argentinischen – in den USA würde kaum gebrochen auf die Weltwirtschaft durchschlagen und tiefe Krisen in Europa, Japan und in wichtigen Schwellenländern auslösen. Eine solche Entwicklung würden zwar eine tiefe Erschütterung des weltweiten Kapitalismus darstellen. Die sozialen Folgen wären aber zugleich eine Katastrophe – vor allem für die Armen, die Schwachen, die Erwerbslosen und für die lohnabhängig Beschäftigten.

      junge Welt
      Avatar
      schrieb am 04.02.08 13:52:46
      Beitrag Nr. 24 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 32.887.617 von AHEO am 28.12.07 14:11:42Nein, dafuer aber Flat-screen, DVD-Player, Homelektronik, Digitalkameras, Urlaubsreisen... :D:D:D

      Also alles Dinge, die man taeglich braucht und taeglich neu angeschafft werden muessen
      Avatar
      schrieb am 04.02.08 14:00:22
      Beitrag Nr. 25 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 33.260.552 von AHEO am 04.02.08 13:35:25JUnge Welt,

      für junge Leute und für unreif gebliebene Erwachsene.
      wilbi
      Avatar
      schrieb am 04.02.08 15:28:10
      Beitrag Nr. 26 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 33.260.816 von Wilbi am 04.02.08 14:00:22Junge Leute? Ach was, Fuer Altstalinisten und fruehzeitig verkalkte Alt68er!

      Das dieses Teil - das bekanntlich unter aufmerksamer Ueberwachung der Verfassungsorgane steht - in diesem "Boersenforum" so oft zitiert wird, sagt natuerlich eine ganze Menge ueber die Kundschaft hier aus!
      Avatar
      schrieb am 04.02.08 15:44:31
      Beitrag Nr. 27 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 33.261.830 von PresAbeL am 04.02.08 15:28:10Wo liegt der Unterschied in beiden Berichten zwischen dem linken Blatt und dem amerikanischen Investor.Ich finde beide warnen vor
      einer Rezession.Man könnte noch ein duzend Börsenspezialisten
      aus Amerika dazu zählen die ebenfalls warnen.Warum immer gleich so böse auf die Altkommunisten.
      ...................................


      Vor zwei Jahrzehnten wurde der amerikanische Investor Jim Rogers als starker Befürworter der Wiener Börse bekannt. Mittlerweile hat er sich aus den USA und von ihren Finanzwerten zurückgezogen und bevorzugt Asien und den Rohstoffmarkt. Im Gespräch mit Michael Freund erklärt er seine Sicht der Dinge.

      ***

      STANDARD: Wie würden Sie die aktuelle wirtschaftliche Situation in den USA bezeichnen?

      Rogers: Amerika ist zweifellos in einer Rezession. Die Immobilien-, Auto- und Finanzbranchen sind noch schlimmer dran - in einer Wirtschaftskrise (Depression), wie es sicher jeder in der Baubranche nennen würde.

      STANDARD: Was ist daraus zu lernen?

      Rogers: Dass man keine zu leichten Kredite vergeben soll. Dass man keine Häuser und auch sonst nichts herschenken soll. Die Krise wurde durch die schlimmste Kredit-Blase verursacht, die wir je in Amerika erlebt haben. Kreditoren werden jetzt vorsichtiger sein, die nächste Generation wird keine verrückten Kredite vergeben, aber die darauffolgende wird es wieder tun. Das passiert immer so.

      STANDARD: Davor warnen Sie seit letztem Frühjahr. Meinen Sie jetzt, Sie haben's ja immer gesagt?

      Rogers: Nun, ich hab's ja immer gesagt (lacht). Dafür wurde ich ausgelacht, daher wusste ich, dass ich recht hatte. Ich habe große Wall-Street-Werte wie Fanny Mae oder von der Citibank leerverkauft.

      STANDARD: Wer scheint jetzt dazuzulernen?

      Rogers: Möglicherweise die Notenbankiers weltweit. Zu meiner Freude hat Ihr Kanzler, Alfred Gusenbauer, öffentlich erklärt, dass man nicht dasselbe wie die Amerikaner tun solle (den Leitzins herabsetzen, Anm.). Ich denke, er hat recht, das war ein schwerer Fehler. Das wird zu noch höherer Inflation führen, zu einer noch schlimmeren Rezession. Oft ist es besser, eine Rezession geschehen zu lassen, als sie mit allen Mitteln zu mildern. Wir haben alle fünf, sechs Jahre eine, das ist nicht weiter schlimm.

      STANDARD: Sie kommen gerade von Kanzler Gusenbauer. Wie ist Ihre Beziehung zu ihm?

      Rogers: Wir besprechen informell finanzielle und wirtschaftliche Angelegenheiten. Nochmals, ich finde es sehr gut, dass er in Davos die Hoffnung ausgedrückt hat, dass die Europäische Zentralbank (EZB) nicht den Fehler der Federal Reserve wiederholt. Und auch, dass er aus Wien wieder einen starken Finanzplatz insbesondere für Osteuropa machen will.

      STANDARD: Sie gelten ja als derjenige, der die Börse hier Mitte der Achtzigerjahre "wachgeküsst" hat.

      Rogers: Vielleicht kann ich auch ein wenig zu dieser zweiten Phase beitragen.

      STANDARD: Sie haben einen nach Ihnen benannten Commodities Index geschaffen. Viele Rohstoffe werden in Dollar gehandelt - wie lange noch?

      Rogers: Irgendwann wird der Dollar seinen Status als Reservewährung der Welt verlieren. Die Menschen wenden sich jetzt schon ab, vor allem die Feinde Amerikas, wie Venezuela oder der Iran.

      STANDARD: Ist das wirtschaftlich oder politisch motiviert?

      Rogers: Beides. Auch einige Freunde Amerikas sagen jetzt: Moment mal, vielleicht stimmt was nicht mit Amerika, und wir sollten diversifizieren. Um darauf zurückzukommen: Die Währung zu entwerten hat noch nie zum Erfolg geführt.

      STANDARD: Ist Amerika auf dem rechten Weg?

      Rogers: Amerika ist eine reife Gesellschaft. Aber es hat sich übernommen - geopolitisch, militärisch, finanziell, in fast jeder Hinsicht. Seine Position als Leitsymbol wird schwächer, sicher im Vergleich mit Asien, wahrscheinlich auch mit Europa.

      STANDARD: Was würden Sie dem nächsten Präsidenten empfehlen?

      Rogers: Zurückzutreten (lacht). Schauen Sie, die Probleme lassen sich lösen. Aber wer mit dem Programm antritt, dass man das ganze System ändern müsse, der wird nicht gewählt. Man müsste das Steuersystem ändern. In den USA besteuern wir Ersparnisse und Investitionen - erfolgreiche Staaten besteuern den Verbrauch. Das Erziehungssystem müsste geändert werden, ebenso das Gesundheitssystem: Wir geben vier- oder fünfmal so viel dafür aus wie alle anderen, und unsere Gesundheitsfürsorge landet auf dem 22. oder 23. Platz. Unsere Anwälte prozessieren und klagen jeden nieder, das verursacht enorme Zusatzkosten.

      Außerdem müssten unsere Grenzen für Immigranten geöffnet werden. Und noch etwas: Amerika hat Truppen in rund 120 Ländern der Welt stationiert. Bringt sie nach Hause! Wir machen uns nur Feinde, unser Land nicht sicherer, und es kostet uns ein Vermögen.

      STANDARD: Das sagte der aussichtslose republikanische Präsidentschaftskandidat Ron Paul. Sie meinten einmal, ihn würden Sie wählen.

      Rogers: Ich habe gesagt, er sei der Einzige, der die Situation versteht. Aussichtslos? Wir werden es im November sehen. Zurzeit hat er keine Chancen.

      STANDARD: Was ist mit denen, die eine Chance haben?

      Rogers: Ich würde keinen von ihnen wählen. Ich habe noch nie für den Sieger gestimmt, immer als Protest. Wenn wir immer nur Flaschen wählen, dann werden uns immer nur Flaschen beschert. Vielleicht werden wir eines Tages verstehen, dass wir diese Flaschen nicht wählen sollen.

      STANDARD: Apropos, vergangenen November nannten Sie den Fed-Chef Ben Bernanke "entweder einen total Verrückten, einen Scharlatan oder einen kompletten Lügner". Stehen Sie dazu?

      Rogers: Ich denke, er ist kein Lügner. Er ist nur ein Dummkopf. Er versteht nichts von Wirtschaft, von Märkten, von Währungen. Was er seit November gemacht hat, bestätigt mich darin. Bei Gott, er ist verrückt! Er signalisiert dem Rest der Welt: Uns ist der Wert des Dollars egal. Jeder, der versteht, was er da sagt, setzt auf den fallenden Dollarkurs. Auch ich.

      STANDARD: Wenn Sie das tun und generell Amerika den Rücken zuwenden, werden Sie deshalb manchmal als unpatriotisch beschimpft?

      Rogers: Von Verrückten immer wieder. Meine Antwort darauf ist: Ich dachte, dies ist Amerika, und als Amerikaner kann ich leben, wo ich will. Und das Finanzielle: Nun, man kann die Realität anerkennen und sich schützen, oder man kann mit den anderen den Bach runtergehen.

      STANDARD: Sie befürworten jetzt Investitionen in China, so wie Sie früher die Wiener Börse favorisiert haben.

      Rogers: Da bin ich immer noch gerne, die Wiener Börse ist besser dran als andere. Aber ich habe dort weniger Aktien als früher. Momentan sind mir Rohstoffe und Währungen lieber. DER STANDARD, Print-Ausgabe, 04.02.2008)


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      Zur Person
      Jim Rogers (65), geboren in Wetumpka, Alabama, ist Investor, Finanzprofessor, Autor, Weltreisender und Gründer des Rogers International Commodities Index RICI. 1970 war er mit George Soros Mitbegründer des Quantum Fund, der in zehn Jahren 4200 Prozent zulegte. Mit dem Motorrad bereiste er mehrere Länder, um sich Investitionsgelegenheiten vor Ort anzusehen ("The Investment Biker"). Sein neuestes Buch, "A Bull in China", erscheint im März auf Deutsch. Rogers lebt mit seiner Familie in Singapur.


      Quelle: derstandard.at


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