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    Linkspartei gründet Jugendorganisation: „Hier ist das künftige Regierungspersonal“ - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 14.04.08 21:01:21 von
    neuester Beitrag 15.04.08 14:40:49 von
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      schrieb am 14.04.08 21:01:21
      Beitrag Nr. 1 ()


      Zum Frühstück gibt es Rockmusik, Zigaretten und vegane Pasten. „Benutztes Geschirr bitte selbst spülen“, steht auf einem Schild an der Badewanne mit kaltem Wasser. Und die Delegierten der „Linksjugend“ spülen brav, Landtagsabgeordnete neben Studenten, Zottelige neben Sakkoträgern. Mögen die Bedingungen auch bescheiden sein: An diesem Wochenende soll etwas Großes passieren für die linke Jugend im altehrwürdigen Auditorium maximum der Universität Leipzig. Ein rotes Banner ziert das Eingangsportal. Unter Jahrzehnte der ideologischen Grabenkämpfe und erbitterten Streitereien soll ein Schlussstrich gezogen werden.

      Die „Linksjugend-Solid“, die neue Jugendorganisation der Linkspartei, hat sich auf ihrem ersten Bundeskongress als „sozialistischer, antifaschistischer, basisdemokratischer und feministischer“ Jugendverband neu konstituiert. Wie in der Mutterpartei und von dieser ausdrücklich gewünscht, soll nun auch in der Jugend West und Ost zusammenwachsen, junge Linke von WASG und PDS, aus sozialistischen und kommunistischen Strömungen, aus der „Antifa“ und gemäßigten Autonomen. WASG-Jugend, PDS-Jugend und „JungdemokratInnen/Junge Linke“ eine parteiunabhängige Gruppierung, sind die „Quellstrukturen“ des Jugendverbands, von denen in Leipzig oft die Rede ist. „Solid“ ist eine Abkürzung für „sozialistisch, links und demokratisch“ und war der Name einer bisher eigenständigen, PDS-nahen Jugendorganisation. Er sollte im neuen Namen erhalten bleiben.

      Entschärftes Programm

      Konflikte und innere Spannungen haben die Arbeit der linken Jugend in den letzten Jahren bestimmt. Es ging um Altbekanntes: um die Entscheidung zwischen parlamentarischem System oder Straßenkampf, zwischen Reform oder Revolution. Noch vor einem Jahr, beim Gründungskongress der „Linksjugend“ im Mai 2007, hatte man sich über „die Unterschiede zerlegt“, wie eine Delegierte sagt, und war nicht bis zu einem gemeinsamen Programmentwurf gekommen. In der neuen Version des Grundsatzprogramms werden die Gräben sprachlich überwunden. „Reform oder Revolution bilden für uns keinen Widerspruch“ steht in Kapitel 1. Das bedeutet: Die „Linksjugend“ arbeitet weiterhin mit außer- und antiparlamentarischen Gruppen zusammen, will sich aber gleichzeitig an Bundestagsdebatten beteiligen.

      Das Programm ist entschärft worden, radikalster Punkt ist neben der Forderung nach der Auflösung der Nato das Verlangen nach der „Entkriminalisierung aller Drogenkonsumenten“. Die uneingeschränkte Solidarität mit Palästina, die ein wichtiger Diskussionspunkt im Verlauf des letzten Jahres war, kommt im Programm nicht mehr vor.

      Keine Zeit zur Diskussion

      In Leipzig wurde kaum inhaltlich gestritten, dafür aber um einzelne Worte gefeilscht. Es lagen 150 Änderungsanträge für das neue Programm vor. Mal gefällt das Wort „Streit“ nicht und soll durch „Debatte“ ersetzt werden. „Utopie“ wird als zu unkonkret verurteilt und gestrichen, eine Stunde später folgt ein Antrag, die „Utopie“ wieder aufzunehmen, der jedoch abgelehnt wird. Einige Delegierte fordern den Rücktritt Oskar Lafontaines, um Platz zu machen für die „Reinquotierung einer Frau“ in den Parteivorsitz. Für die Diskussion bleibt leider keine Zeit.

      Vor Beginn der Verhandlungen spricht die Juso-Vorsitzende Franziska Drohsel ein Grußwort. Sie wird nicht sonderlich herzlich empfangen, einige rufen „Rote Hilfe, pfui!“ als Anspielung auf Frau Drohsels Austritt aus der als linksextrem geltenden Gruppierung, nachdem es Kritik aus der Mutterpartei gegeben hatte. Einzig bei dem Satz „Wir kämpfen für eine Welt, in der der Kapitalismus irgendwann überwunden ist“ spendet die „Linksjugend“ Applaus.

      Gute Kontakte zu linksextremen Gruppen

      Frau Drohsel hat zu einigen Mitgliedern der linken Jugend gute Kontakte. Eingeladen wurde sie von Lena Kreck, die im vergangenen Jahr im Bundessprecherinnenrat, dem Vorstand der Linksjugend, saß. Dieses Jahr hatte Frau Kreck für das Amt der jugendpolitischen Sprecherin der Linkspartei kandidiert, scheiterte aber an einem Kandidaten der PDS-Jugendorganisation „Solid“, dem 23 Jahre alten Niema Movassat. Vor zwei Jahren hatte sie schon einmal verloren, gegen Sascha Wagener von „Solid“, der jetzt Movassats Kandidatur unterstützte.

      Zwischen den älteren Mitgliedern der Linksjugend sind die Wunden der vergangenen Grabenkämpfe offenbar nicht verheilt. Sascha Wagener bezeichnet die politische Herkunft Lena Krecks - sie war Bundesvorsitzende der „JungdemokratInnen/ Junge Linke“ - als „eher hip, oft aus Berlin oder Leipzig“. Diese Leute „würden sich auch von Modemagazinen interviewen lassen“. Frau Kreck beschreibt die Spaltung, weniger polemisch, in diejenigen mit „traditionellem Anspruch“ und diejenigen, „die vor ihrem Eintritt in die Linkspartei eben nicht das Kapital gelesen haben“. Diese Nachkommenden seien das eigentliche Potential für die Linkspartei. Darum hat Frau Kreck auch ein Abonnement der Zeitschrift „Bravo“: um zu wissen, was die Jugendlichen denken und mögen, sagt sie.

      Kaderschmiede für die Mutterpartei?

      Franziska Drohsels Auftritt hinterlässt bei den Delegierten der „Linksjugend“ keinen allzu großen Eindruck. Am Mittagstisch sind rot-rote Koalitionen jedenfalls kein Thema, Hessen schon gar nicht. Das Grundsatzprogramm ist das entscheidende Thema, alle wissen, es muss an diesem Wochenende verabschiedet werden, sonst droht ein Scheitern der Bewegung. Die Redner sind diszipliniert, nur einige Anträge haben kurze Diskussionen zur Folge: Soll der Jugendverband seine Kritik an der Linkspartei „hart“ formulieren, „konstruktiv“ oder gar nicht? Am Ende bleibt die Kritik ohne Adjektiv im Programm stehen.

      Die Abgrenzung zur Mutterpartei ist für die Delegierten elementar. Man will keine „Kaderschmiede“ oder „Durchlauferhitzer“ der Linkspartei sein, darum nennt man sich auch „parteinahe Jugend“ und nicht „Parteijugend“. Die Linkspartei ihrerseits hatte sich lange gegen einen eigenen Jugendverband gesträubt, weil sie keine „Kampfreservetruppe“ aufbauen wollte, die zu sehr an die FDJ erinnerte. Da die Linkspartei aber dramatisch überaltert ist, hat sie keine andere Wahl, als sich mit der jungen Basis auseinanderzusetzen. Von 72.000 Parteimitgliedern sind nur 8000 jünger als 35 Jahre und damit automatisch passive Mitglieder der „Linksjugend“. Die Zahl der aktiven „Linksjugendlichen“ liegt bei 2900. Durch ein Praktikantenprogramm versucht die Partei, die Jugend in den politischen Alltag der Abgeordneten einzuführen. Der Nachwuchs sieht das Ganze nüchtern: „Natürlich ist hier das Personal, das später mitregieren wird“, sagt Lena Kreck.

      Vom Verfassungsschutz beobachtet

      Bodo Ramelow, Fusionsbeauftragter und stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Linkspartei, war maßgeblich an der Zusammenführung der Jugendstrukturen beteiligt. Er berief die „Jugendsteuerungsgruppe“ ein und moderierte zwischen den Flügeln. Ohne den Anstoß der Mutterpartei hätte das Sammelsurium linker Splittergruppen nie zu einer Einigung gefunden, sagt er.

      Die Partei unterstützt ihre Jugendorganisation mit 300.000 Euro im Jahr. Davon werden Broschüren und Projekte bezahlt; für den Sommer ist ein „Klima-Camp“ geplant. Das Budget ist kleiner als das der Jugendorganisationen anderer Parteien, da der „Linksjugend“ wegen ihrer Beobachtung durch den Verfassungsschutz eine Aufnahme in den „Ring Politischer Jugend“ verweigert wird. Nur wer dort Mitglied ist, kann Fördergelder des Bildungsministeriums erhalten.

      Die Armee der Träumer

      Am späten Nachmittag bröckelt auf den Bänken des Hörsaals die Disziplin. Die Geschäftsordnung („Im Tagungssaal besteht Rauch-, Kiff-, Telefonier- und Alkoholverbot“) gilt nicht mehr. Zwei sächsische Junglinke vertreiben sich die Zeit mit einem Würfelspiel. Erst kurz vor der Verabschiedung des Programms kommt noch einmal Spannung auf. Einen Moment lang spürt man ein Zusammengehörigkeitsgefühl, als in einem der letzten Anträge jemand darum bittet, ein Zitat des mexikanischen „Subcomandante Marcos“ aus Chiapas in das Programm aufzunehmen: „Wir sind eine Armee der Träumer, und deshalb sind wir unbesiegbar. Wie sollen wir auch nicht siegen, wenn wir alles drehen und wenden? Wir können gar nicht verlieren. Oder besser gesagt, wir verdienen nicht zu verlieren.“

      Eine junge Delegierte erhebt Einspruch. Dies hier sei doch kein Traum, die Abschaffung des Kapitalismus solle doch Realität werden! Mit großer Mehrheit entscheiden die Delegierten, „Subcomandante Marcos“ das Schlusswort im Programm der „Linksjugend-Solid“ zu überlassen. Spätabends, nach zehn Stunden Verhandlungen, wird es unter dem ausgelassenen Schwenken einer roten Fahne verabschiedet.

      http://www.faz.net/s/Rub594835B672714A1DB1A121534F010EE1/Doc…

      Da fühlen sich einige Wähler bestimmt gleich wieder wie zu Hause. Alles wie damals... :cool:
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      schrieb am 14.04.08 21:27:02
      Beitrag Nr. 2 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 33.883.522 von CaptainFutures am 14.04.08 21:01:21Überwachung vom Verfassungsschutz.....

      Armee der Träumer, die alles drehen und wenden......

      Aber am besten gefällt mir: "Rauch-, Kiff- und Alkoholverbot" während der Vorlesung.....

      Vielleicht hätten sie das zeitvertreibende Würfelspielen gleich mit verbieten sollen. :rolleyes:
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      schrieb am 14.04.08 21:30:32
      Beitrag Nr. 3 ()
      Ha - ha - sowas gefällt mir


      die lassen sich nicht verarschen *gell :D
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      schrieb am 15.04.08 14:40:49
      Beitrag Nr. 4 ()
      „Hier ist das künftige Regierungspersonal“
      STIMMT:laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh:
      IST DOCH KLAR, DER STROM KOMMT AUS DER STECKDOSE, UND BUTTER GIBT ES IM SUPERMARKT, UND AUF MALLORCA SCHEINT IMMER DIE SONNE, UND WIR, UND NUR WIR, WERDEN EUROPAMEISTER IM FUßBALL, UND ALLES ANDERE IST ABSOLUT UNWICHTIG:laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh:!!!


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