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    Sudan - UNO beklagt Völkermord durch Araber an Nichtarabern - Teil 2 - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 13.05.08 17:48:59 von
    neuester Beitrag 01.09.08 16:14:10 von
    Beiträge: 18
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      schrieb am 13.05.08 17:48:59
      Beitrag Nr. 1 ()
      Thread: Sudan - UNO beklagt Völkermord durch Araber an Nichtarabern

      http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,552955,00.html

      DARFUR

      "Das Leiden wird sich noch verschlimmern"


      13.05.2008

      Rebellen haben die sudanesische Hauptstadt attackiert, der Konflikt im Sudan spitzt sich zu. Im Interview spricht der ehemalige Uno-Sonderberichterstatter für Menschenrechte im Sudan und frühere Innenminister Gerhart Baum über seine Hoffnung für eine Lösung des vergessenen Konflikts - und seine Forderungen an China.

      SPIEGEL ONLINE: Herr Baum, am Wochenende haben Rebellen aus Darfur die sudanesische Hauptstadt Khartum angegriffen. Was bedeutet diese Eskalation für den Konflikt zwischen Regierung und Rebellen?

      Baum: Das ist eine neue Dimension der Auseinandersetzung. Die Instabilität im Sudan wird wachsen. In dem Angriff kommt die ganze Hoffnungslosigkeit der Rebellen zum Ausdruck. Sie glauben nicht mehr an einen Friedensschluss.

      SPIEGEL ONLINE: Ist der Angriff als direkter Putschversuch zu werten?

      Baum: Das war kein Angriff, der die Chance in sich trug, das Regime zu stürzen, aber ein Signal an die Machthaber in Khartum, das Beunruhigung auslöst. Denn zum ersten Mal wurde das Regime in der eigenen Hauptstadt angegriffen.

      SPIEGEL ONLINE: Wie wird die sudanesische Regierung jetzt reagieren?

      Baum: Die sudanesische Regierung reagiert seit Jahren mit Gewalt. Sie hat sich nicht bereit gefunden, den großen Konflikt, die humanitäre Katastrophe in Darfur, mit friedlichen Mitteln beizulegen. Das Regime wird auch weiterhin auf militärische Lösungen setzen.

      SPIEGEL ONLINE: Hunderttausende Menschen sind in Darfur gestorben, Millionen wurden in die Flucht getrieben. Was bedeutet die jüngste Zuspitzung für die Menschen?

      Baum: Das Leiden wird sich verschlimmern, es werden verstärkt Menschen verfolgt werden, Khartum wird in Darfur verstärkt Bomben abwerfen.

      SPIEGEL ONLINE: Der Konflikt in Darfur dauert bereits fünf Jahre. Wie muss eine Lösung aussehen?

      Baum: Es muss endlich ehrliche Friedensgespräche geben. Die Nil-Araber in Khartum, die das Land regieren und sich den Wohlstand des Landes weitgehend angeeignet haben - sie teilen jetzt ein wenig mit dem Süden - müssen Macht und Entwicklungschancen teilen. Das ist auch in ihrem eigenen Interesse. Der Sudan ist riesig, er besteht aus vielen unterschiedlichen Stämmen. Die größte Gefahr für die Stabilität sind die Regionen, die total vernachlässigt worden sind.

      SPIEGEL ONLINE: Aber wie soll das Regime in Khartum zum Einlenken bewegt werden und wer kann den nötigen Druck ausüben?

      Baum: In dieser neuen sehr gefährlichen Situation einer flächendeckenden Destabilisierung sind die Europäer, Russland und die USA gefordert, ihr politisches Gewicht geltend zu machen - und zwar gemeinsam mit China. Es muss ein politischer Druck sein, der auch mit ökonomischem Druck verbunden werden kann. Das Regime muss wissen, was die Welt von ihm erwartet. Die internationale Gemeinschaft muss unmissverständlich formulieren: Die Fortsetzung dieses Zustandes, des Quasi-Völkermordes in Darfur, ist nicht länger hinnehmbar. Das Signal, dass die wichtigen Global Player eine gemeinsame Position vertreten, würde von dem sudanesischen Regime verstanden werden. Die Rebellen müssen davon überzeugt werden, dass es zu Verhandlungen keine Alternative gibt.

      SPIEGEL ONLINE: China beliefert den Sudan mit Waffen und fördert dort Öl. Glauben Sie wirklich, dass ausgerechnet die Chinesen bereit sind, glaubwürdig Druck auf die sudanesische Regierung zu machen?

      IN DARFUR WIRD WEITER GEMORDET

      Vergessene Tragödie Der Konflikt in der westsudanesischen Region Darfur ist im Schatten der großen Krisen im Iran, Irak und Libanon fast in Vergessenheit geraten. Dabei spielt sich im größten Land Afrikas seit 2003 eine Tragödie ab: Bis zu 300.000 Menschen starben, über zwei Millionen Menschen mussten fliehen. Uno-Generalsekretär Kofi Annan spricht von der "derzeit größten menschlichen Katastrophe".

      Nach einem Aufstand schwarzafrikanischer Rebellen vor drei Jahren eskalierte die Lage. Die arabische Regierung des Sudans versucht, die Unruhen mit einer Reitermiliz niederzuschlagen. Seitdem wütet die von Khartum bewaffnete Miliz Dschandschawid in der Wüstenregion. Laut Amnesty International wurden hunderte Dörfer niedergebrannt oder geplündert und tausende Frauen vergewaltigt.

      Massaker und Völkermord

      Schon 2004 warfen die USA der sudanesischen Regierung Völkermord vor, die Uno sprach ein Jahr später von "völkermörderischen Absichten". Vor zwei Monaten schließlich berichtete der Internationale Strafgerichtshof von einer "erheblichen Zahl von Massakern im großen Stil mit jeweils hunderten Opfern". Auf einer Liste mutmaßlicher Kriegsverbrecher sollen auch sudanesische Regierungsmitglieder stehen.

      Trügerische Hoffnung

      Im Mai keimte Hoffnung auf, als ein Friedensabkommen zwischen Khartum und der Rebellenorganisation "Sudanesische Befreiungsarmee" (SLA) zu Stande kam. Die Lage verbesserte sich jedoch nicht: Die Regierung verzögerte die angekündigte Entwaffnung der Reitermilizen, und die SLA zerfiel in rivalisierende Kleingruppen. Stattdessen weitete sich der Konflikt auf die östlich gelegene Provinz Nord- Kordofan aus, Tausende flohen ins Nachbarland Tschad. Doch auch dort kämpfen Rebellen gegen die Regierung. N'Djamena und Khartum werfen sich gegenseitig vor, Rebellen jenseits der Grenze zu unterstützen.

      Baum: China stützt zwar das Regime in Khartum, aber ist nicht unkritisch. Die Chinesen möchten das Land entwickeln, ein Land im Bürgerkrieg kann man aber nicht entwickeln. Ich bin nicht ohne Hoffnung, dass China tätig wird. Es gibt bereits erste Erfahrungen: China hat Khartum dazu gebracht, eine internationale Friedenstruppe in Darfur zu akzeptieren.

      SPIEGEL ONLINE: Diese Unamid-Friedensmission soll als weltgrößte Friedenstruppe in Darfur seit Anfang des Jahres für Frieden zu sorgen. Welche Bilanz ziehen Sie von der Arbeit der Friedenstruppe?

      Baum: Die Friedenstruppen sind viel zu spät gekommen und immernoch nicht voll in Aktion. Die Umsetzung dieser Mission ist dringend erforderlich, aber sie ist auf Sand gebaut, wenn es keine wirklichen Friedensschlüsse gibt. Also keine spektakulären Friedensverträge in irgendeiner afrikanischen Hauptstadt, sondern das mühsame Geschäft, den Frieden in der Zivilgesellschaft zu verankern. Darauf kommt es jetzt an. Sonst knallt eines Tages das ganze Land auseinander - davor warnen wir seit Jahren.

      SPIEGEL ONLINE: Wie erklären Sie sich, dass der Konflikt in Darfur im Vergleich mit anderen Kriegen und Katastrophen so wenig weltweite Anteilnahme erfährt?

      Baum: Er dauert zu lange, Afrika ist in unserer Wahrnehmung weit weg, es fehlen die Bilder, andere aktuelle Konflikte verdrängen das Geschehen in Darfur immer wieder.

      :eek:
      Avatar
      schrieb am 14.05.08 12:01:51
      Beitrag Nr. 2 ()
      Die Resonanz auf diesen Thread spricht mal wieder Bände! :mad:
      Avatar
      schrieb am 14.05.08 12:15:19
      Beitrag Nr. 3 ()
      Das kann nicht sein, Rassismus gibt es nur bei rechten, weißen Deutschen, oder Europäern.
      Avatar
      schrieb am 14.05.08 12:18:42
      Beitrag Nr. 4 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 34.089.672 von CaptainFutures am 14.05.08 12:01:51#2

      Threadtitel wie

      US-Soldat ohrfeigt irakischen Taschendieb

      oder

      US-Imperialisten entführen Saddam aus seinem Erdloch


      haben dagegen als Resonanz Tausende Reaktionen...

      :eek:
      Avatar
      schrieb am 14.05.08 12:23:57
      Beitrag Nr. 5 ()
      China stützt zwar das Regime in Khartum, aber ist nicht unkritisch

      Das ist mal wieder typisch für Baum. China gehört also zur Vereinigung kritischer Waffenlieferanten für den Völkermord der Araber. Vielleicht sollte sich der Mann besser auf runde Tische mit RAF Terroristen beschränken. Diese "wir müssen reden" Gutmenschen vom Schlage Carters oder Baums sind ein eitles Völkchen, bei denen immer andere für ihre Eitelkeit bezahlen müssen.

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      Avatar
      schrieb am 14.05.08 22:41:33
      Beitrag Nr. 6 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 34.089.824 von Blue Max am 14.05.08 12:18:42Stimmt, da kann man dann wieder, typisch deutsch eben, den Verlust schnauzbärtiger Diktatoren beklagen oder den tausenden "Freiheitskämpfern" Symapthie, Respekt und angemessenen Tribut zollen.
      Oder die neusten Lügenfoltergeschichten über Gitmo austauschen oder über die angeblichen "Massaker" der Israelis an den Palis shitpalavern.
      Und 9/11 scheint in der conspiracy scene immer noch ein ganz heißes Thema zu sein.
      Das man jetzt gerade wieder die Hetze eines Chavez goutiert, der sich und Hitler mit Merkel und der CDU verwechselt passt da auch ins Bild.
      Und zwischen durch natürlich ein bißchen "Kapitalismuskritik", "Globalisierungskritik", "Systemkritik", "Managerkritik", "Unternehmerkritik", "Politikerkritik", "VollkommenegalhauptsachewasmitKritik" für die Wartezeit auf das nächste große Thema dass man wieder groß für sich und seine tumbe festgefahrene Ideologie propagandistisch ausschlachten kann.
      Es passt alles zusammen und auf die selbe Seite ein und derselben Medaille.
      Avatar
      schrieb am 14.05.08 22:48:51
      Beitrag Nr. 7 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 34.089.868 von Blanchefort am 14.05.08 12:23:57Je mehr Freiraum und Wohlwollen den Terroristen von den "wir müssen reden" Gutmenschen signalisiert wird desto mehr wird der Terror befördert wie ein Flächenbrand.
      Die wahren Terrorbeförderer der Welt sind jene Wölfe im Schafspelz der "Friedensaktivisten" die den Einpeitschern in islamistischen Ländern erst den Rücken freihalten und stärken und ihnen die Legitimation geben weiter einzuheizen und neue Terroristen zu rekrutieren und zu züchten.
      Avatar
      schrieb am 15.05.08 12:10:08
      Beitrag Nr. 8 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 34.095.995 von CaptainFutures am 14.05.08 22:48:51#7

      "...Die wahren Terrorbeförderer der Welt sind jene Wölfe im Schafspelz der "Friedensaktivisten" die den Einpeitschern in islamistischen Ländern erst den Rücken freihalten und stärken und ihnen die Legitimation geben weiter einzuheizen und neue Terroristen zu rekrutieren und zu züchten.
      ..."


      Sowas ähnliches hatte doch schon früher mal der heutige Globalisierungsgegner und ATTAC-Mitglied Heiner Geissler geäussert...

      :eek:
      Avatar
      schrieb am 15.05.08 14:59:04
      Beitrag Nr. 9 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 34.099.324 von Blue Max am 15.05.08 12:10:08Das war, bevor er alt und albern wurde. Ein ähnliches Ergebnis kann man jeden Tag von Shitpalaver lesen, was das Alter aus einem Menschen machen kann.
      Avatar
      schrieb am 15.05.08 17:08:43
      Beitrag Nr. 10 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 34.100.943 von Blanchefort am 15.05.08 14:59:04Alter schützt vor Torheit nicht...
      Avatar
      schrieb am 14.07.08 14:46:44
      Beitrag Nr. 11 ()
      http://www.focus.de/politik/ausland/darfur-massaker-haftbefe…

      Darfur-Massaker

      Haftbefehl gegen Sudans Präsidenten beantragt


      14.07.2008

      Der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) in Den Haag hat den sudanesischen Präsidenten Omar el Beschir für den Völkermord an drei ethnischen Gruppen in Darfur verantwortlich gemacht.

      Am Montag beantragte Luis Moreno-Ocampo Haftbefehl gegen Beschir. Der Völkermord in Darfur dauere weiter an und müsse gestoppt werden, sagte er. Insgesamt führte er zehn Anklagepunkte gegen Beschir an, darunter Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Mord. Auch systematische Vergewaltigung sei an der Tagesordnung.

      Moreno-Ocampo forderte ein dreiköpfiges Richtergremium am IStGH auf, einen Haftbefehl auszustellen, um den langsamen Tod von rund 2,5 Millionen Vertriebenen zu verhindern. Sie sind weiterhin Angriffen der von der Regierung unterstützten arabischen Reitermiliz der Dschandschawid ausgesetzt. Es wird erwartet, dass die Richter die Beweismittel mehrere Monate lang prüfen, bevor sie über einen Haftbefehl entscheiden. Mit einer Auslieferung Beschirs an Den Haag wird ohnehin vorerst nicht gerechnet, da der Sudan die Zuständigkeit des Gerichts nicht anerkennt. Es ist das erste Mal, dass ein amtierendes Staatsoberhaupt von dem Gericht offiziell beschuldigt wird.

      „Dies ist ein Völkermord“

      „Die internationale Gemeinschaft hat in der Vergangenheit versagt, hat den Völkermord in Ruanda nicht gestoppt, hat die Verbrechen auf dem Balkan nicht gestoppt“, sagte Moreno-Ocampo. „Das Neue dieses Mal ist, dass es ein Gericht gibt, ein unabhängiges Gericht, das sagt ´Dies ist ein Völkermord´.“ Er könne nicht wegsehen, er habe Beweise.

      Bei den Anklagepunkten handelt es sich im einzelnen um drei Fälle von Völkermord für die Tötung von Mitgliedern der ethnischen Gruppen der Fur, Masalit und Zaghawa, fünf Fälle von Verbrechen gegen die Menschlichkeit wegen Mordes, Vernichtung, zwangsweiser Umsiedlung, Folter und Vergewaltigung sowie zwei Fälle von Kriegsverbrechen wegen Angriffen auf die Zivilbevölkerung in Darfur und die Plünderung von Städten und Dörfern. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen hat der Darfur-Konflikt in den vergangenen Jahren 300 000 Menschen das Leben gekostet.

      Beschirs Partei sperrt sich

      Die sudanische Regierung hat am Wochenende vor einer Anklage Beschirs gewarnt. Ein solcher Schritt werde zu noch mehr Blutvergießen in Darfur führen, hieß es in einer vom staatlichen Fernsehen ausgestrahlten Erklärung von Beschirs Nationaler Kongresspartei. Beschirs Sprecher erklärte, eine Anklage des Präsidenten hätte „verheerende“ Folgen für die Region. Beobachter befürchten auch Auswirkungen auf die 9000 Mann starke Friedenstruppe von UN und Afrikanischer Union in Darfur. Der UN-Sicherheitsrat hatte Moreno-Ocampo 2005 damit beauftragt, Verbrechen in Darfur zu untersuchen.

      :eek:
      Avatar
      schrieb am 15.07.08 19:48:17
      Beitrag Nr. 12 ()
      Melanie Phillips: What Can You Expect From The UN?

      The UN was established after World War II with the most noble of aims, to ensure that the world never again allowed the horrors of Nazism to happen. But like all attempts to create Utopia, this produced instead a monster. For the world consists of many wicked regimes. As more and more countries joined the UN, its moral mission was turned on its head so that, by 2003, only 75 UN members were free democracies. The result is a UN characterised by endemic incompetence, corruption and worse. It has repeatedly failed to prevent atrocities. It did nothing to prevent genocide in Rwanda in 1994; it stood by while more than 7,000 Bosnian Muslims were slaughtered in Srebrenica the following year; and it sat on its hands for 20 years while Muslim militias committed genocide in Southern Sudan and wiped out some two million souls.
      http://www.dailymail.co.uk/news/article-1034757/We-expect-ju…

      Siehe auch:
      http://www.welt.de/politik/article2213000/Der_stille_Voelker…
      http://www.nzz.ch/nachrichten/international/mehr_druck_auf_d…
      http://www.nzz.ch/nachrichten/international/der_sudan_will_s…

      http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/melanie…
      Avatar
      schrieb am 15.07.08 20:10:36
      Beitrag Nr. 13 ()
      Im Interview zwei ehemalige UN-Mitarbeiter, warum humanitäre Einsätze der VEREINTEN NATIONEN regelmäßig alles noch viel schlimmer machen.

      von Christoph_Koch

      Sie waren in den schlimmsten Krisengebieten der Welt: Als Arzt, Menschenrechtsanwalt und Sekretärin arbeiteten Andrew Thomson, Kenneth Cain und Heidi Postlewait für die UN in Kambodscha, Somalia, Ruanda, Haiti, Bosnien und Liberia. Als sie nach zehn Jahren in die USA zurückkehrten, schrieben sie ein Buch über die UN, das Unfähigkeit und Hilflosigkeit anprangerte, aber auch Korruption, Gewissenlosigkeit und Verbrechen: »Emergency Sex (And Other Desperate Measures) – A True Story From Hell On Earth«. Wir sprachen mit Heidi Postlewait und Kenneth Cain.

      In Ihrem Buch steht der Satz: »Wenn Blauhelmsoldaten in Ihr Dorf kommen, um Sie zu beschützen – rennen Sie weg, so schnell Sie können!« Gilt dieser Rat für alle Krisenregionen dieser Welt?
      Ken: Dieser Satz bringt die Tragödie, die wir in zehn Jahren Arbeit bei der UN erlebt haben, auf den Punkt. Und ja, er gilt noch …
      Heidi: … sogar mehr als zuvor. Nach dem Völkermord in Ruanda sagte Kofi Annan, so etwas werde nie wieder passieren. Aber in Darfur werden gerade jetzt wieder Menschen abgeschlachtet, weil sich die internationale Gemeinschaft nicht dazu durchringen kann, mit Gewalt einzugreifen. Wenn Kofi Annan vor der Katastrophe in Ruanda angedroht hätte zurückzutreten, hätte das die Welt verändert. Aber er war – wie fast alle Menschen in der UN – nur auf seine Karriere bedacht.

      In Burma ist zu sehen, wie hilflos die UN im Ernstfall sein kann. Erinnern Sie die Bilder von beschlagnahmten Hilfslieferungen an eigene Einsätze?
      Heidi: Vieles davon ist auch in Somalia passiert. Ich sah ständig Reissäcke von Hilfsorganisationen, die auf der Straße verkauft wurden – oft genug, um mit den Erlösen Waffen zu beschaffen. Ich möchte aber nicht dafür plädieren, die UN zu einem Armeeapparat umzufunktionieren, der ausschließlich mit militärischer Präsenz für Ruhe sorgt.
      Ken: Aber der Bullshit der »stillen Diplomatie« hilft auch nicht. Wer glaubt noch an dieses Konzept? Wann bekommt die internationale Staatengemeinschaft endlich ihren Hintern hoch und greift etwa in Simbabwe ein? Warum sagt niemand: Moment mal, das ist ein grauenhaftes Regime, das die Menschen unterdrückt – und wenn wir nicht endlich etwas tun, werden tausende sterben müssen?

      Menschen in Deutschland halten die UN für eine gute und vertrauenswürdige Organisation, ohne ihre Arbeit aus der Nähe beurteilen zu können. Woher kommt dieses Urvertrauen?
      Heidi: Auch wenn ich meinen Nachbarn in den USA zu - höre: Alle re den von der UN wie von einem Heiligtum. Als könne diese Organisation unmöglich etwas falsch machen. Viel davon hat mit Unicef zu tun. Wer ist schon dagegen, armen Kindern zu helfen? Aber niemand sieht nach, was mit dem Geld wirklich passiert.
      Ken: Die Menschen wollen an das Gute in einer solchen Organisation glauben, das gibt ihnen Hoffnung. Diese Einschätzung wandelt sich aber: Als wir unsere Kritik zum ersten Mal äußerten, galten wir noch als Radikale. Inzwischen wissen mehr Menschen von Korruption und Unfähigkeit in der UN.
      Heidi: Bei ihrer Einführung war die UN wohl eine gute Sache. Ich glaube auch, dass es nötig ist, einen weltweiten Bund von Nationen zu haben. Aber die UN hat sich zu einem fetten Apparat aufgebläht, in dem ständig ein Teil einen anderen Teil stört und pausenlos die Interessen verschiedener Nationen kollidieren.

      In Krisengebieten fahren mittlerweile Jeeps der UN-Unterorganisation OCHA herum, die nur dafür verantwortlich ist, verschiedene humanitäre Einsätze zu koordinieren. Ist die ganze Sache wirklich so kompliziert?
      Heidi: Das Problem ist: Es gibt keine Absprachen zwischen den verschiedenen Gruppen. Bis Ende vergangenen Jahres war ich in Nepal, wo ich Wahlhelfer unterstützt habe. Einer meiner Jobs war, SIM-Karten für Mobiltelefone zu verteilen. Jede Gruppe bekam eine festgelegte Anzahl. Wie um diese SIM-Karten gestritten wurde! Neun Monate meiner Zeit gingen dafür drauf. Dann habe ich drei Monate vor Ende gekündigt. Mein letzter Job für die UN.

      Ihr Job war, SIM-Karten zu verteilen?
      Heidi: Solche Jobs machen 99 Prozent aus.

      Warum wollten Sie anfangs überhaupt für die UN arbeiten?
      Heidi: Mir ging es nicht darum, die Welt zu retten. Die Wahrheit ist: Ich war Sozialarbeiterin in New York, und in dem ich als Sekretärin zur UN ging, verdoppelte sich mein Gehalt. Auslandsmissionen faszinierten mich, und außerdem kriegt man dafür noch mehr Geld – also bewarb ich mich für eine Mission und landete in Kambodscha.
      Ken: Zwei Dinge kamen bei mir zusammen – als ich mein Jurastudium beendete, fiel die Berliner Mauer, und die Welt gestaltete sich neu – auch die UN. Ich sah einen einzigartigen Moment gekommen, um sich für Menschenrechte einzusetzen. Außerdem stamme ich aus einer jüdischen Familie und habe einen Großteil meiner Vorfahren in Pogromen und KZs verloren. Für die UN zu arbeiten, war für mich also eine Art Traum, den Holocaust ungeschehen zu machen. Ich wollte mit einem weißen Jeep vorfahren und Menschen retten.

      neon.de


      Avatar
      schrieb am 16.07.08 14:41:30
      Beitrag Nr. 14 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 34.514.683 von mouse_potato am 15.07.08 20:10:36#13

      "...Aber der Bullshit der »stillen Diplomatie« hilft auch nicht. Wer glaubt noch an dieses Konzept? Wann bekommt die internationale Staatengemeinschaft endlich ihren Hintern hoch und greift etwa in Simbabwe ein? Warum sagt niemand: Moment mal, das ist ein grauenhaftes Regime, das die Menschen unterdrückt – und wenn wir nicht endlich etwas tun, werden tausende sterben müssen?
      ..."


      Und wenn dann mal eine "Koalition der Willigen" den Hintern hochbekommt und einen schlimmen Diktator mit Gewalt beseitigt, dann ist das den Gutmenschen auch wieder nicht recht...

      :eek:
      Avatar
      schrieb am 16.07.08 16:26:05
      Beitrag Nr. 15 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 34.520.272 von Blue Max am 16.07.08 14:41:30Stimmt, leider...:(:cry::mad:
      Avatar
      schrieb am 31.08.08 09:58:14
      Beitrag Nr. 16 ()
      ... Laut Ban-Bericht ist die Kriminalitätsrate durch marodierende Banden derart gestiegen, dass selbst der Aktionsradius der bewaffneten Unamid-Einheiten inzwischen stark eingeschränkt ist. Im Mai verlor die Unamid 23 Fahrzeuge, im Juni 21 und im Juli 31. Seit Januar musste die ohnehin miserabel ausgestattete Truppe mehr als 120 Wagen abschreiben.

      Die Angreifer schlagen nicht nur immer öfter, sondern auch zunehmend wahllos zu. "Bis vor fünf Wochen waren wir als Hilfsorganisation nicht das Ziel von Angriffen. Das hat sich jetzt geändert", sagt van der Kamp. Seither wurden seiner Organisation sieben Lastwagen gestohlen. Das World Food Programm der Uno (WFP) vermisst derzeit 43 Lastwagenfahrer nach Überfällen in Darfur, 2008 wurden bereits zwei Fahrer bei WFP-Transporten getötet und 97 Lastwagen gekidnappt.

      Der gebürtige Niederländer führt das auf den Zerfall der Kommando- und Sozialstrukturen in den Rebellengebieten zurück, aus denen Aufständische gegen die Regierung kämpfen und die Ziel von Angriffen der Armee werden in einem Krieg, der seit 2003 geschätzten 300.000 Menschen das Leben gekostet hat. 2,5 Millionen Menschen wurden vertrieben.

      "Bisher konnten uns regionale Anführer die Sicherheit unserer Transporte durch ihr Gebiet zu den Hilfsbedürftigen in den Dörfern und Flüchtlingscamps garantieren", so van der Kamp. Doch wo die Helfer früher zwei, drei verlässliche Ansprechpartner hatten, müssen sie heute bis zu 20 lokale Kommandeure kontaktieren. Herrschte bis vor kurzem noch so etwas wie ein Gewaltmonopol in den Stammesgebieten, zerfällt dort die Macht. Die Zahl bewaffneter Gruppen, die unkontrolliert durchs Land ziehen, nimmt zu – auch die blutigen Kämpfe untereinander.

      "Es herrscht der blanke Überlebenskampf", sagt van der Kamp. Die Banditen sehen nur noch den Sachwert ihrer Beute. Die gestohlenen Wagen werden entweder über die Grenze in den Tschad gebracht und verkauft oder zu Kampffahrzeugen umgebaut. Die Angreifer denken nicht an den größeren Schaden, den sie mit den Attacken auf Hilfsorganisationen oder Blauhelme anrichten. So zerfällt die Gesellschaft immer weiter, das Leben Hunderttausender in den Dörfern, die auf Hilfe angewiesen sind, wird noch schlimmer. ...

      ... Vor vier Wochen hat der Weltsicherheitsrat das Mandat für die Friedensmission von Uno und AU in Darfur zwar um zwölf Monate verlängert, doch genau ein Jahr nachdem das Gremium beschlossen hatte, die zuvor entsandte Mission der Afrikanischen Union mit weiteren 12.500 Soldaten, 6400 Polizisten auf eine Truppe von insgesamt 26.000 Mann aufzustocken und mit einem härteren Mandat auszustatten, ist gerade mal ein Drittel der Truppe in Darfur stationiert. ... http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,575236,00.html


      Da sind offensichtlich viel zu wenige Blauhelme in der Region. Man sollte imho schnellstens nicht unter 50.000 Mann mit genügend moderner Waffentechnik dort hinschaffen und die Verbrecherbanden entwaffnen. Um so schneller ist Ruhe und die UNO-Soldaten sind frei für andere Aufgaben.

      Die Aktion sollte Recht und Ordnung wieder herstellen und nicht die Regierung stürzen.
      Avatar
      schrieb am 01.09.08 11:49:59
      Beitrag Nr. 17 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 34.924.758 von HeWhoEnjoysGravity am 31.08.08 09:58:14#16

      "...Die Aktion sollte Recht und Ordnung wieder herstellen und nicht die Regierung stürzen..."

      Die kriminellen Diktatoren gehören entmachtet.

      :eek:
      Avatar
      schrieb am 01.09.08 16:14:10
      Beitrag Nr. 18 ()
      #17 Ja, aber erst nach ihrer Verurteilung durch ein zuständiges Gericht.


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