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    Financial Times Autor in junger welt - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 11.07.08 00:57:26 von
    neuester Beitrag 11.08.08 20:59:47 von
    Beiträge: 17
    ID: 1.142.776
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      Avatar
      schrieb am 11.07.08 00:57:26
      Beitrag Nr. 1 ()
      10.07.2008 / Thema / Seite 10
      Die Laxen und die Strikten
      Analyse. Die Rolle der Notenbanken. Fed und EZB sind weder willens, noch in der Lage, die Spekulationsexzesse zu verhindern (Teil I)
      Lucas Zeise
      ...
      Lucas Zeise ist Finanzkolumnist bei der Financial Times Deutschland.
      http://www.jungewelt.de/2008/07-10/021.php

      Die junge Welt (jW) ist eine überregionale deutsche Tageszeitung mit linkem, marxistisch orientierten Selbstverständnis.
      http://de.wikipedia.org/wiki/Junge_Welt
      Avatar
      schrieb am 11.07.08 01:04:36
      Beitrag Nr. 2 ()
      Einschätzung des Verfassungsschutzes
      Die junge Welt wird vom Verfassungsschutz des Bundes beobachtet. In den Verfassungsschutzberichten von 2006 und 2007 wird die Zeitung als „ein bedeutendes Printmedium im linksextremistischen Bereich“ bezeichnet. Sie pflege „eine traditionskommunistische Ausrichtung und propagiert die Errichtung einer sozialistischen Gesellschaft“. Der Verfassungsschutz vertritt weiterhin die Ansicht, dass einzelne Mitglieder der Redaktion und ein großer Teil der Autoren dem „linksextremistischen Spektrum“ zuzuordnen seien. Wiederholt sei festzustellen, dass in Beiträgen der jW (etwa über Kurdistan oder Irak) Gewalt als Mittel im Kampf gegen Kapitalismus und Imperialismus anerkannt werde. Über ausländische Guerilla- und Terrororganisationen wie die kolumbianische FARC oder die baskische ETA werde wohlwollend und unkritisch berichtet. Sie würden zu „Befreiungsbewegungen“ umgedeutet.[1][2]

      aus wikipedia, link siehe #1
      Avatar
      schrieb am 11.07.08 01:09:21
      Beitrag Nr. 3 ()
      mich wundert überhaupt nichts mehr.
      Avatar
      schrieb am 11.07.08 08:29:23
      Beitrag Nr. 4 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 34.485.006 von obus am 11.07.08 00:57:26Sehr guter Beitrag!

      Die nächste Blase ist am Platzen.

      Roger hat mit seiner Rohstof-Analyse einen Run ausgelöst.
      Der, der mit Soros jahrelang gezockt hat.

      Und Soros jammert jetzt über die Auswüchse.

      Die Geister, die man rief, kriegt man jetzt nicht mehr los.

      Die Finanzinstrumente gehören vor Installation geprüft und reguliert.
      Leerverkäufe sollten generell verboten werden, da kein realer Wert dahintersteht.

      Wer den Wert besitzt, kann verkaufen, aber nicht verleihen.
      Dient nur den Zockerbanken.
      Avatar
      schrieb am 11.07.08 09:56:43
      Beitrag Nr. 5 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 34.485.006 von obus am 11.07.08 00:57:26die junge Welt mit likem Sachverständnis

      wie wir aus den Zeiten der Ostzone wissen schließen sich "links" und "Sachverständnis" aus :laugh:
      man baut eine Mauer um den "Staat" und nennt eine Zeitung "junge Welt" :laugh::laugh::laugh:

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      Avatar
      schrieb am 11.07.08 12:14:38
      Beitrag Nr. 6 ()
      und nennt eine Zeitung "junge Welt"



      Manches blieb halt Wunschdenken :laugh::laugh:
      Avatar
      schrieb am 11.07.08 12:23:44
      Beitrag Nr. 7 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 34.486.095 von zocklany am 11.07.08 09:56:43Warum eigentlich "junge Welt" wo doch keine andere Partei so viele alte Säcke in ihren Reihen und unter ihren Wählern hat als die Linkspartei? :confused:
      Avatar
      schrieb am 11.07.08 12:44:20
      Beitrag Nr. 8 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 34.487.546 von CaptainFutures am 11.07.08 12:23:44Nö, das Blatt ist nicht Zentralorgan der SED, sondern der kommunistischen Jugendorganisationen (früher FDJ).
      Also für Frl. Drohsel ihre linksextreme "Rote Hilfe", Jusos usw.
      Avatar
      schrieb am 11.07.08 13:32:16
      Beitrag Nr. 9 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 34.485.006 von obus am 11.07.08 00:57:26Warum soll Der nicht einen Artikel in der "jungen Welt" schreiben?! Vergeßt doch einfach dieses permanente "Schuhschachteldenken", das uns immer nur entzweit und verfeindet.

      Wir werden nie und nimmer große Probleme angehen können mit dieser "Goaßpepperlscheißerei".
      Avatar
      schrieb am 11.07.08 13:43:02
      Beitrag Nr. 10 ()
      Die Crux der (nicht unbekannten)Geschichte ist doch, daß die beiden konkurrierenden Zentralbanksysteme einfach nicht kompatibel sind und die staatlichen Notenbanken es einfach versäumten, die 1. Geige zu spielen.
      Avatar
      schrieb am 14.07.08 06:41:20
      Beitrag Nr. 11 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 34.485.006 von obus am 11.07.08 00:57:26Alles:

      10.07.2008 / Thema / Seite 10
      Die Laxen und die Strikten
      Analyse. Die Rolle der Notenbanken.
      Fed und EZB sind weder willens, noch in der Lage, die Spekulationsexzesse zu verhindern (Teil I)

      Lucas Zeise

      Den Notenbanken und in besonderem Maße der US-Notenbank Federal Reserve (»Fed«) fällt bei der aktuellen Finanzkrise sowohl die Rolle des Schurken als auch die des potentiellen Retters zu. Das gilt deshalb, weil im aktuellen kapitalistischen Regulierungssystem die Geldpolitik des Staates, also die Zentralbank, eine herausragende Rolle spielt. Denn andere staatliche Institutionen sollen sowohl nach herrschender Ideologie als auch mittlerweile gemäß herrschender Praxis möglichst wenig in das Geschehen des Marktes eingreifen. Sie sollen nur Rahmenbedingungen setzen, das Auf und Ab des Geschäfts und der Konjunktur aber nicht beeinflussen. Dafür ist die Zentralbank da. Makroökonomisches Handeln wird weitgehend auf das Handeln der Notenbank als Entscheidungsinstitution über die Geldpolitik verengt.
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      Bekämpfung von Deflation mit unkonventionellen Mitteln: Ben S. Bernanke, Präsident der US-Notenbank Federal Reserve (»Fed«)
      Foto: AP
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      Im Zusammenhang mit der Finanzkrise erweist sich die verengte Betrachtung des staatlichen Handelns auf die Aktionen der Notenbank schon bei der Ursachenanalyse als verhängnisvoll. Sie lenkt ab von der Verantwortung der staatlichen Institutionen als Kontrolleure der Banken und Finanzmärkte. In den meisten industrialisierten Ländern, so zum Beispiel in den USA, Frankreich und Deutschland, spielt aber die Zentralbank eine sehr wichtige Rolle bei der Bankenaufsicht. Da Fragen der Bankenaufsicht nur selten öffentlich diskutiert werden, erscheint die Geldpolitik, ob lax oder strikt, als einziger unabhängiger Parameter, der zu Spekulationsexzessen führen, sie verhindern oder die Wirkung geplatzter Spekulationsblasen mildern kann. In diesem Sinne wird in der mit der Finanzkrise direkt befaßten Öffentlichkeit, also bei den Banken selber, unter den Notenbankern, den Finanzministerien und unter den volkswirtschaftlichen Institutionen über die Ursachen der Finanzexzesse diskutiert. Die Ergebnisse der Analyse sind entsprechend einseitig und klammern strukturelle Regulierungsfragen damit weitgehend aus.

      Man kann im Rahmen dieser Art selbstbeschränkter Analyse zur Zeit ganz klar zwei Richtungen unterscheiden. Der Einfachheit halber kann man sie auch gut als »die Laxen« und »die Strikten« bezeichnen. Grob gesprochen steht die US-amerikanische Notenbank für die laxe Richtung, während die Europäische Zentralbank (EZB) die strikte verkörpert. Angesichts der aktuellen Finanzkrise verhalten sich beide mächtigen Zentralbanken unterschiedlich. Das ist nur zu einem Teil darauf zurückzuführen, daß die Volkswirtschaften der beiden großen Währungsräume unterschiedlich sind und daß die US-Volkswirtschaft mit dem Zusammenbruch des heimischen Immobilienmarktes eine ungleich gewichtigere Kontraktion der Nachfrage zu bewältigen hat als Westeuropa. Jedenfalls hat die US-Notenbank seit Ausbruch der Krise die Leitzinsen in hektischen Schritten von 5,25 auf (im Sommer 2008) nur noch zwei Prozent gesenkt. Die EZB dagegen hat nach Ausbruch der Krise im Herbst 2007 zunächst die eigentlich geplanten Leitzinsanhebungen unterlassen. Erst jetzt, im Juli 2008, hat sie bei bereits schwächer werdender Konjunktur in der Eurozone auf die stark gestiegenen Öl- und Importpreise sowie die damit anziehende Inflationsrate mit einer Minianhebung ihres Leitzinses von vier auf 4,25 Prozent reagiert.

      Das ist die unterschiedliche Reaktionsweise auf die Finanzkrise. An sich sagt sie noch wenig über eine unterschiedliche Interpretation der Finanzexzesse aus. Dennoch ist immer wieder erkennbar, daß die führenden Vertreter der beiden Institutionen ein unterschiedliches Rollenverständnis haben. In der öffentlichen oder gar akademischen Diskussion besteht dabei zwischen Laxen und Strikten ein höchst unausgewogenes Verhältnis. Die Strikten mögen die EZB und ihre Handlungsweise fest im Griff haben. Ideologisch sind sie derzeit auf verlorenem Posten. Unter den Akademikern und von Banken gut bezahlten Volkswirten herrscht die laxe Lehre vor. Es kommt hinzu, daß EZB-Vertreter sich in dieser Diskussion mit allenfalls einigen unbeholfenen Reden zum Thema zu Wort melden. Jean-Claude Trichet, der Präsident der EZB, ist kein Volkswirt und hat unter Präsident Jacques Chirac Beamtenkarriere gemacht. Auch viele der nationalen Notenbankpräsidenten der Eurozone sind in den Beamtenapparaten aufgestiegen und halten sich weise zurück, wenn es um akademisch geprägte Diskussionen geht. Sie machen neben den sechs vom Europäischen Ministerrat direkt ernannten hauptamtlichen EZB-Direktoren die große Mehrheit im Entscheidungsgremium der Bank, dem EZB-Rat, aus.

      Das Erbe der Bundesbank

      Der erste Chefvolkswirt der EZB, der Deutsche Otmar Issing, war vor Gründung der Europäischen Notenbank Chefvolkswirt der Deutschen Bundesbank. Er brachte das Kunststück fertig, der neuen Zentralbank eine Strategie maßzuschneidern, die an die vom Monetarismus geprägte Geldmengenstrategie der Deutschen Bundesbank anknüpfte, ohne sich nur im geringsten auf eine derartige Strategie festzulegen. Die Deutsche Bundesbank hatte Mitte der 70er Jahre, von Milton Friedmans Monetarismus inspiriert, eine Selbstbindung ihres Handelns entwickelt. Aus Friedmans Feststellung, Inflation sei immer und überall ein monetäres Phänomen, wurde die Regel abgeleitet, die Geldmenge – über deren Definition ihrerseits heftige Diskussionen geführt wurden – dürfe nur mit der Wachstumsrate der Volkswirtschaft wachsen, damit kein Geldüberhang entstehe, der dann seinerseits zu inflationären Erscheinungen führen würde. In der Praxis wurde die schon bestehende Preissteigerungsrate zur volkswirtschaftlichen Wachstumsrate addiert, dazu ein Aufschlag für eine in der Höhe unbekannte, aber empirisch beobachtbare höhere Geldhaltung. Diese so ermittelte Wachstumsrate wurde dann einmal im Jahr vom Zentralbankrat, dem Entscheidungsgremium der Bundesbank, als Geldmengenziel festgelegt. Sollte das Wachstum der Geldmenge im Laufe des Jahres diesen Zielwert deutlich und nachhaltig unter- oder überschreiten, würde die Bundesbank Maßnahmen zur Beschleunigung oder zur Bremsung des Geldmengenwachstums ergreifen, üblicherweise also den Leitzins senken oder heraufsetzen.

      Mit monetaristischer Begeisterung wurde hier ein zwiefacher Automatismus als gültig vorausgesetzt: 1. die Inflation reagiere unmittelbar auf Veränderungen des Geldangebots. 2. das Geld­angebot reagiere auf eine Veränderung der Notenbankzinsen. Es gehört nicht viel empirische Forschung dazu, um festzustellen, daß beide Beziehungen, obwohl sie plausibel sind, nicht wirklich nachhaltig gelten. Zu viele andere Elemente, vor allem Veränderungen in der bei dieser Betrachtung ausgeblendeten Realwirtschaft, treten dazwischen. Auch den Bundesbankern der achtziger und neunziger Jahre ist das nicht verborgen geblieben. In der Praxis ist die Bundesbank von der strikten Selbstbindung der Geldmengenstrategie mehrfach sehr freizügig abgewichen. Trotzdem hielt sie an der erklärten Strategie offiziell fest. Deren politischer Vorteil bestand für die Notenbanker darin, daß der Öffentlichkeit ein übergeordneter Wirkungsmechanismus suggeriert werden konnte, der unpopuläre Maßnahmen rechtfertigte. So kommt in der angenommenen Wirkungskette der Geldmengenstrategie die Realwirtschaft gar nicht vor. Deshalb tauchen, wenn es eine Leitzinserhöhung zu begründen gilt, in dieser monetaristischen Argumentationskette auch keine unschönen Sätze auf wie die, man müsse leider zur Bekämpfung zu stark steigender Preise und Löhne eine Rezession herbeiführen. Die Zentralbanker erscheinen, was beabsichtigt ist, nicht als Wirtschaftspolitiker, sondern nur als Experten.

      Otmar Issing hat in der Gründungsphase der EZB 1999/2000 davon abgesehen, das monetaristische Credo von der Bundesbank in reiner Form auf die EZB zu übertragen. Die anderen beteiligten Notenbanken wie etwa die Banque de France, hatten ohnehin keine eigene Strategie, weil sie ihre Währungen an die in Europa führende D-Mark gebunden hatten und daher die Geldpolitik der Bundesbank nachahmen mußten. Schon in der Gründungsphase der EZB war aber auch die monetaristische Lehre akademisch weitgehend diskreditiert. Die US-Notenbank Fed hatte sich offiziell von jeder Art Geldmengenstrategie und -steuerung losgesagt, ohne eine andere Strategie oder theoretische Fundierung anzubieten. Die Bank von England sowie eine Reihe kleinerer Notenbanken mit frei floatenden Währungen entwickelten einen anderen Selbstbindungsmechanismus, den sie als »Inflationsziel« bezeichneten. Er besagt nichts weiter, als daß auf mittlere Sicht eine Inflationsrate von x (meist zwischen zwei und drei) Prozent anzustreben sei. Die Notenbank muß dann mit ihren Mitteln versuchen, dieses Ziel auch zu erreichen. Nach einigen Jahren legte sich auch die EZB fest, welche Zielvorstellung sie bei der Inflationsrate hatte, nämlich knapp unter zwei Prozent. Damit war sie um eine Nuance ehrgeiziger, inflationsaverser oder eben strikter als der Rest der Welt.
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      deologisch auf verlorenem Posten: der Franzose Jean-Claude Trichet, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB)
      Foto: Sepp Spiegl


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      Das Erbe der Bundesbank wurde dennoch und zwar in einem sonderbaren Konstrukt weitergegeben, das von Issing als Zweisäulentheorie der Öffentlichkeit verkauft wurde. Danach richtet sich der EZB-Rat bei seinen Entscheidungen einerseits nach den aktuellen Wirtschaftsdaten im Eurogebiet, andererseits aber auch nach Daten der Geldmengenentwicklung. Welche Daten nun den EZB-Rat in welche Richtung beeinflussen, darüber sagt diese Säulentheorie nichts aus. Sie hat rein gar nichts von einer Selbstbindungsregel mehr an sich. Sie ist vielmehr nichts weiter als die Aussage, daß der EZB-Rat alle zur Verfügung stehenden Daten berücksichtigt – was eine Selbstverständlichkeit sein sollte. Propagandistisch haben Issings zwei Säulen aber den Effekt, daß sie es den Notenbankern ermöglichen, immer wieder neue Gründe für zinspolitische Maßnahmen hervorzuholen. Die Zinserhöhung am Jahresende 2005 beispielsweise wurde von den EZB-Bankern mit der seit Jahren außergewöhnlich stark steigenden Wachstumsrate der Geldmenge begründet.

      Die Aufmerksamkeit der EZB-Notenbanker gilt dabei aber stets der Gefahr der Inflation. Die verschiedenen Daten der Geldmenge dienen ihnen in monetaristischer Tradition lediglich als Warnzeichen dafür, daß zu viel Geld im Umlauf in einem Mehr an Inflation münden könnte. Daß dieses viele Geld auch Ausdruck einer Spekulationsblase sein und damit das Finanzsystem insgesamt gefährden könnte, leugnen die Herren nicht, wenn sie direkt darauf angesprochen werden. Aber sie verstehen die Stabilität des Finanzsystems offenbar nicht als zu ihrem Auftrag gehörig, obwohl die Stabilität des Euro, der Währung, die die EZB herausgibt, ganz offensichtlich zu ihrem Auftrag gehört.

      Irrationaler Überschwang

      Ob und wie die Herausbildung von Spekulationsblasen im Finanzsektor festgestellt und dann bekämpft werden kann, ist unter den Notenbankern wenigstens seit dem Platzen der Aktienmarktblase 2000 bis 2003 ein Thema, dem sie sich stellen müssen. Die Vertreter der US-Notenbank Fed haben diese Diskussion angesichts schärferer Kritik von seiten der politischen Institutionen einigermaßen offensiv geführt. In der vom Geist schlichter Orthodoxie umwehten und öffentlicher Kritik kaum ausgesetzten Europäischen Zentralbank wurde zunächst so getan, als sei das Thema spezifisch amerikanisch. Angesichts der führenden Rolle der USA, ihrer Börsen und Finanzmärkte, wirkte diese Interpretation plausibel genug, um die EZB vor Kritik einigermaßen abzuschirmen.

      Im November 1996 hatte der damalige US-Notenbankpräsident Alan Greenspan in einer Rede überraschend deutlich vor »irrationalem Überschwang« an den Aktienmärkten gewarnt. Im geldpolitischen Entscheidungsgremium der Notenbank hatte es zuvor eine intensive Diskussion darüber gegeben, ob die Fed gegen den hartnäckigen Aufwärts­trend am Aktienmarkt mit einer Zinsanhebung oder anderen restriktiven Maßnahmen vorgehen solle. Das Gremium hatte sich dagegen entschieden und Greenspan aufgegeben, wenigstens öffentlich eine Warnung auszusprechen. Die Wirkung von Greenspans Warnung war zunächst kräftig. Als sich aber zeigte, daß die Fed nur warnte, aber nicht handelte, brach das Spekulationsfieber erst richtig aus.

      Der Leitindex Dow Jones stand Ende 1996, als Greenspan diese Rede hielt, bei 6437 Punkten. Seinen Höhepunkt erreichte der Index im Frühjahr 2000 fast doppelt so hoch bei 11723 Punkten. Fast alle Kennziffern zur Beurteilung dessen, ob Aktien relativ teuer oder billig sind, zeigten bereits 1996 eine Überhitzungsphase des Marktes an, die den Notenbankern damals Kopfschmerzen bereiteten. Nach einer Unterbrechung während der Asienkrise und der Krise des Hedgefonds LTCM 1998 entfernten sich die Kennziffern für Aktien, besonders aber für Aktien der Telekommunikations- und Internetbranche von allen herkömmlichen Bewertungsmaßstäben. Das beschränkte sich keineswegs auf die USA. In Europa wurden ähnlich wahnwitzige Preise bezahlt. Die keineswegs besonders wachstums­trächtige Aktie der Deutschen Telekom zum Beispiel wurde auf dem Höhepunkt des Booms 1999/2000 mit dem mehr als 100fachen des Jahresgewinns der Gesellschaft bewertet. Anders ausgedrückt: erst nach 100 Jahren regelmäßig bezahlter Dividende hätte sich für den Aktionär die Investition in diese Aktie amortisiert. In dieser Zeit wurde die frühere Stahlröhrenfirma Mannesmann lediglich aufgrund ihrer Lizenzen im Mobilfunkgeschäft zur höchsten je für ein einzelnes Unternehmen bezahlten Summe von 180 Milliarden Euro verkauft.

      Diese Beispiele dienen nur der Verdeutlichung, wie offensichtlich es damals war, daß die Aktienmärkte Amerikas und Europas von einer Spekulationsblase erfaßt worden waren. Selbst Laien konnten das erkennen. Für Notenbanker, die sich professionell mit Gelddingen zu befassen haben, war diese Erkenntnis nicht zu vermeiden. Als die Blase platzte, glitten sowohl die USA als auch Eu­ropa in die Rezession. In beiden Regionen knickten die Investitionen der Unternehmen scharf ein. Das hatte mehrere Gründe: Zum einen verschlechterten sich die Finanzierungsbedingungen für Unternehmen, weil am Aktienmarkt keine Emissionen mehr möglich waren. Zweitens wurden alle Expansionspläne der Internet- und Kommunikationsbranche drastisch zusammengestrichen. Schließlich wirkte sich der Verfall der Aktienpreise auf die Einkommen begüterter Privathaushalte, aber auch auf die Pensionseinkommen privater Rentensysteme negativ aus. Letzterer Effekt war in Europa weniger spürbar, weil Aktien bei der Altersvorsorge der Bevölkerung noch kaum eine Rolle spielten.

      In dieser Situation ergriff die US-Notenbank die Initiative, senkte ab Januar 2001 drastisch die Zinsen und trug so wesentlich dazu bei, daß die Krise der Realwirtschaft in den USA relativ milde verlief. Zugleich setzte eine Diskussion über die Ursachen und Folgen von Finanzkrisen ein und welche Rolle die Notenbanken dabei haben. Auf der von einer regionalen Gliederung der Fed im touristischen Jackson Hole in den Rocky Mountains jährlich veranstalteten Tagung formulierte im Sommer 2002 der damals noch amtierende Chairman Alan Greenspan die Position der Institution in Kurzform wie folgt: Spekulationsblasen seien unvermeidbar. Sie als solche zu erkennen, sei nicht immer einfach. Sie mit den Mitteln der Notenbank, also deutlichen Zinsanhebungen, zu bekämpfen, sei hochriskant. Die Folge sei möglicherweise genau die Rezession, die man als Folge des Platzens der Spekulationsblase ohnehin zu befürchten habe. Greenspan empfahl daher genau die Handlungsweise, der er und seine Kollegen gefolgt waren. Es gelte nicht, die Spekulationsexzesse zu bekämpfen, sondern die negativen Folgen auf die Realwirtschaft, wenn die Spekulationsblase geplatzt sei.

      Alan Greenspans Amtszeit lief im Januar 2006 aus. Ihm folgte als Chairman der Fed Ben Bernanke, dessen Position in dieser Frage der seines Vorgängers sehr ähnlich ist. Bernanke hat sich über die möglichen negativen Folgen geplatzter Spekulationsblasen sogar noch deutlicher geäußert als Greenspan. Er bezog sich damit auf die Erfahrungen aus der Weltwirtschaftskrise zu Beginn der dreißiger Jahre und der Japans in den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Bernanke wies mehrmals zu Recht darauf hin, daß die Reaktion von Regierung und Notenbank in beiden damaligen Fällen die Krise der Realwirtschaft vertieft statt gemildert hatte. Die akute Gefahr der Deflation sei in den USA vor 70 Jahren und im Japan der 90er Jahre gar nicht erkannt, geschweige denn bekämpft worden. Er leitete aus diesen negativen Erfahrungen die Schlußfolgerung ab, auch höchst unkonventionelle Mittel – zum Beispiel den Ankauf von Staatspapieren durch die Notenbank – zur Bekämpfung von Deflation einzusetzen.

      Diese Position deckt sich mit der in der Volkswirtschaft derzeit vorherrschenden Lehre, dem sogenannten Neukeynesianismus. Bernanke kann getrost als ein Vertreter dieser Schule bezeichnet werden. Obwohl wichtige Elemente des Keynes­ianismus in dieser Lehre erhalten sind, etwa das der aktiven Rolle des Staates bei der makrökonomischen Konjunkturbeeinflussung, ist dies keine linke Theorie. Der Volkswirtschaftsprofessor Ben Bernanke ist beispielsweise wie sein Vorgänger, der aus nichtakademischem Milieu stammende Alan Greenspan, Mitglied der Republikanischen Partei. Er wurde von dem wohl zu den reaktionärsten Präsidenten der USA zählenden George W. Bush in sein jetziges Amt bestellt. Die Neukeynes­ianer ziehen aber aus der im aktuellen neoliberalen Kapitalismus typischen Erscheinung, daß die Löhne auch bei relativ mäßiger Arbeitslosigkeit nur mäßig steigen, die Schlußfolgerung, daß eine relativ laxe Politik von Notenbank und Regierung möglich ist, ohne daß es zur Inflation kommt. Die Neukeynesianer lieferten also die Rechtfertigung für die laxe und in vieler Hinsicht erfolgreiche Geld- und teilweise auch Fiskalpolitik der USA. Tatsächlich blieb in den neunziger Jahren die Inflation weltweit niedrig. Die Inflationsraten sanken sogar. Die Popularität der Fed in den Jahren unter Präsident Clinton bis 2000 und später ­Bush wuchs an der Wall Street ins Unermeßliche. Greenspan wurde als »der Maestro« gepriesen, er war der Held der globalen Ökonomie.

      Neue Meßmethoden


      Die Fed unter seiner Leitung tat Einiges, um ihre lockere Geldpolitik zu rechtfertigen. Zum einen wurde eine »hedonische« Inflationsmessung eingeführt. Danach wird – nicht ganz unrealistisch – unterstellt, daß ein industrielles Produkt, beispielsweise ein Laptop, Kühlschrank oder Auto, von einem Jahr aufs nächste raffinierter ausgestattet sein wird, der Käufer also mit dem Kauf dieses Produkts gewissermaßen mehr Nutzen erwirbt. Ein Aufschlag im Preis wäre damit gerechtfertigt, so daß man eigentlich nicht mehr von einer Preis­erhöhung sprechen könne. Bei der Ermittlung der Konsumentenpreisindizes werden in den USA die vorgefundenen Preise der Waren auf diese Weise durch eine geschätzte Produktverbesserung bereinigt. Die Inflation erscheint damit im Index geringer als bei der konventionellen Messung.

      Diese Art bereinigter Inflationsmessung hat bei der Darstellung auch anderer volkswirtschaftlicher Fakten erhebliche Konsequenzen. Das reale Wachstum der Volkswirtschaft erscheint höher, wenn die Bereinigung des nominalen Bruttosozialprodukts um die Inflationsrate niedriger ausfällt. Auch die Produktivität und die Steigerungsrate der Produktivität der Volkswirtschaft erscheinen umso höher, je geringer die Bereinigung der Produktionsdaten um die Inflationsrate ausfällt. Das von vielen Volkswirten in Deutschland geradezu hymnisch besungene Produktivitätswunder in den USA vor allem in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre hat viel mit einem Wunder der statistischen Darstellung zu tun. Die Darstellung wiederum hat es der Fed unter Alan Greenspan erleichtert, eine wachstumsfreundliche Geldpolitik zu betreiben, was wiederum den tatsächlichen Wachstumsraten von Produktion und Produktivität gut getan haben dürfte.

      Die aktuelle Finanzkrise führt allerdings dazu, daß die Fed auch wegen ihrer laxen Politik zunehmend kritisiert wird. Ein Grund für Kritik ist die anziehende Inflation. Sie speist sich seit einigen Jahren aus steigenden Preisen für Rohstoffe, insbesondere aber für Erdöl. Im Frühsommer 2008 erreichte der Preis für das Barrel Rohöl (von 159 Litern) die Rekordmarke von 140 Dollar. Das ist mehr als doppelt so viel wie ein Jahr zuvor. Die stark steigenden Preise fast aller Rohstoffe in den letzten Jahren sind einerseits Folge des lange dauernden, vom Konsum in den USA angetriebenen Aufschwungs in der Weltwirtschaft. Sie sind Konsequenz auch der Tatsache, daß viele, auch große Schwellenländer wie China, Indien und Brasilien im Zuge dieses Aufschwungs ihre eigene industrielle Fertigung und damit den Verbrauch an Rohstoffen stark erhöht haben. Beim Erdöl kommen zwei Sonderfaktoren dazu: Der Krieg und die Besetzung eines der ölreichsten Förderländer, des Irak, hat eigentlich mögliche Produktionssteigerungen verhindert. Noch wichtiger ist freilich, daß sich der in einigen Jahren abzeichnende Rückgang der weltweiten Ölförderung bereits jetzt in den Preisen niederzuschlagen beginnt.

      Die Inflation beschleunigt sich aber in den Industrieländern auch aus dem ganz einfachen Grunde, daß sich einige, die Inflation senkende Effekte der Globalisierung abgenutzt haben und auslaufen. Im Zuge der Globalisierung haben Unternehmen vieler Branchen ihre Fertigung in Länder verlegt, wo extrem billige, aber recht gut ausgebildete Arbeitskraft bei akzeptabler Infrastruktur zur Verfügung stand. Die Herstellung der Produkte verbilligte sich damit weltweit. Dieser Prozeß findet immer noch statt. Aber er verlangsamt sich. Die Preise für die in die Industrieländer importierten Fertigwaren sinken vielfach noch, aber nicht mehr so sprunghaft und auf so breiter Front.

      Lucas Zeise ist Finanzkolumnist bei der Financial Times Deutschland. Im Herbst erscheint von ihm im PapyRossa Verlag, Köln »Ende der Party– Die Explosion im Finanzsektor und ihre globalen Folgen«
      Avatar
      schrieb am 14.07.08 06:43:03
      Beitrag Nr. 12 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 34.498.954 von obus am 14.07.08 06:41:20deologisch auf verlorenem Posten: der Franzose Jean-Claude Trichet, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB)
      Foto: Sepp Spiegl


      Da fehlt ein i

      Ideologisch auf verlorenem Posten: der Franzose Jean-Claude Trichet, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB)
      Foto: Sepp Spiegl
      Avatar
      schrieb am 10.08.08 21:01:59
      Beitrag Nr. 13 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 34.487.546 von CaptainFutures am 11.07.08 12:23:44Weil bei jungen Wählern der Stimmen-Anteil der Linken besonders groß ist.;)
      Avatar
      schrieb am 10.08.08 22:02:46
      Beitrag Nr. 14 ()
      Lucas Zeise ist Finanzkolumnist bei der Financial Times Deutschland. Im Herbst erscheint von ihm im PapyRossa Verlag, Köln »Ende der Party– Die Explosion im Finanzsektor und ihre globalen Folgen«

      Nun dürfte wohl jedem klar sein, warum der Kerl überall tingeln geht und auch vor der jungen Welt nicht halt macht. Money...
      Avatar
      schrieb am 11.08.08 20:47:30
      Beitrag Nr. 15 ()
      Papiergeld-System
      "Wir nähern uns dem Ende"

      Finanzkolumnist Bill Bonner rechnet damit, dass das Papiergeld-System bald zusammenbricht. Und er warnt Anleger, wie Vieh zusammen in dieselbe Richtung zu rennen.
      Interview: Catherine Hoffmann

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      William (Bill) Bonner ist Gründer und Chef von Agora Financial, einem der weltweit größten Herausgeber von Börsenbriefen. Bekannt wurde der amerikanische Querdenker durch seine zahlreichen Kolumnen und Finanzbücher, in denen er mit scharfem Blick und spitzer Feder menschliches Fehlverhalten an den Finanzmärkten analysiert.

      SZ: Herr Bonner, helfen uns persönliche Instinkte wie Angst, Ekel oder der Selbsterhaltungstrieb, an der Börse zu überleben?

      William Bonner: Nein, solche Naturtriebe sind tödlich. Nehmen Sie die Tierwelt: Ein Kaninchen schlägt instinktiv Haken. Es sieht einen Wolf kommen und flitzt nach links, wendet dann plötzlich und saust nach rechts. Der Wolf hat es schwer, das Kaninchen zu erwischen. Kaninchen schlagen Haken, weil die Kaninchen, die keine Haken schlagen können, von den Wölfen gefressen werden und keine Gelegenheit haben, sich zu vermehren. Doch dann kam das Auto die Straße hinunter. Und der Instinkt, der einst eine sinnvolle Anpassung an eine frühere Umwelt war, ist tödlich.

      SZ: Wird dem Menschen heute sein "sicheres Gefühl" für eine Sache oder einen Trend gefährlich, obwohl es für frühere Generationen noch nützlich war?

      Bonner: Instinkte passen nicht mehr in die Zeit. Die Verhaltensweisen, die wir über Jahrtausende erworben haben als Jäger und Sammler in der Steinzeit, helfen uns nicht in einer modernen Welt mit Fast-Food-Restaurants und computergesteuerten Börsen. Sehen Sie sich an, wie wir uns ernähren! Wir essen Pommes und Burger, als stünden wir kurz vor dem Hungertod - und werden fett dabei. So ist es auch an den Finanzmärkten: Die Art, wie wir spekulieren, ist ungesund.

      SZ: Warum?

      Bonner: Die Menschen haben sich in Tausenden von Jahren der Evolution dahin entwickelt zusammenzuarbeiten. Ihr Überleben hing nicht von den Handlungen des Einzelnen ab, sondern von der Solidarität der Gruppe. Sie lernten, sich anzupassen, das Gleiche wie die anderen zu denken, geschlossen zu handeln. Die Einstellung der Massen ergreift den Anleger genauso wie der Reflex den Hasen. Die Menschen wollen alle zur gleichen Zeit in das Gleiche investieren. An der Börse funktioniert das nicht. Der Herdeninstinkt ist für Anleger verhängnisvoll. Investoren, die wie Schafe der Menge folgen, haben auf Dauer garantiert keine Chance, Geld zu verdienen.

      SZ: Sollten die Anleger besser Einzelgänger werden?

      Bonner: Sie sollten es wie Warren Buffett machen, statt mit der Herde zu rennen. Der Multimilliardär ist ein privater Investor, kein öffentlicher. Er schaut sich die Unternehmen aus einem ganz eigenen Blickwinkel an und investiert auf eine sehr persönliche Art und Weise. Er sagt nicht: Oh, der Markt wankt, alle sind pessimistisch, die Experten sagen, die Aktienkurse sinken, die Wirtschaft rutscht in eine Rezession. Jetzt kaufe ich keine Aktien. Buffett schaut sich ein einzelnes Unternehmen an: Wie sehen seine Zahlen aus? Geht es aufwärts oder abwärts mit der Firma? Was stellt sie her? Taugt es etwas? So funktioniert Investieren: Halten Sie die Augen auf nach Unternehmen, die ihren Job gut machen.

      SZ: Aber ist es nicht oft eine gute Idee, auf Trends zu setzen? Es hat sich doch gelohnt, in den siebziger Jahren in Gold zu investieren und in den achtziger Jahren japanische Aktien zu haben. In dieser Dekade sind Rohstoffe ein gutes Geschäft. Was spricht dagegen?

      Bonner: Nichts, das war eine gute Idee. Aber Sie müssen wissen, was Sie tun: Sie sind nicht mehr Warren Buffett, der wohlüberlegt und nach gründlicher Recherche sein Geld anlegt und geduldig darauf wartet, dass seine Anlage an Wert gewinnt - Sie spekulieren. Und das kann gründlich schiefgehen. Ich spekuliere auch - in Japan, China, Indien und Brasilien. Das ist einfacher, als nach einem unterbewerteten Unternehmen zu suchen, dessen wahre Klasse noch niemand entdeckt hat.

      SZ: Wie setzen Sie Ihre Ideen um?

      Bonner: Ich mache es wie alle: Wenn ich eine Story mag, kaufe ich den passenden Fonds. Sie müssen nur schlau dabei sein und dürfen nichts kaufen, was gerade seinen Höhepunkt erreicht hat; besser Sie erwischen den Tiefpunkt. Typischerweise machen Anleger genau das Gegenteil. Sie sind begeistert von etwas, wenn es in den Schlagzeilen ist - so wie vom Öl. Dann ist es meist schon zu spät, damit noch das große Geld zu machen. Ich glaube, der Rohstoffzyklus ist nahe an seinem Gipfelpunkt. Der Ölpreis hat sich binnen eines Jahres verdoppelt - auf mehr als 130 Dollar. So kann es nicht mehr lange weitergehen.

      SZ: Warum soll der Ölpreis nicht auf 200 Dollar steigen?

      Bonner: Meine Theorie ist: Es gibt bestimmte Muster in der Menschheitsgeschichte, die sich wiederholen. Sie werden geboren, erreichen ihren Höhepunkt und sterben. Das ist wahr für Menschen, Märkte, Weltreiche, Unternehmen, Volkswirtschaften. Was steil gestiegen ist, fällt tief - da gibt es keine Ausnahme in der Geschichte. Gold in den achtziger Jahren war eine Blase, die Dotcom-Aktien in den neunziger Jahren waren eine Blase, Rohstoffe sind eine Blase, und auch das enorme Wachstum der Menschheit ist eine Blase. Blasen sind aus einem bestimmten Grund da. Sie sagen dir: So kann es nicht ewig weitergehen.

      SZ: Was wird die nächste Blase sein?

      Bonner: Keine Frage: Gold. Wenn die Rohstoffblase platzt, werden die Notenbanken noch mehr Geld drucken als ohnehin schon. Dann schlägt die Stunde des Goldes. Noch hat der Goldpreis kein Blasenniveau erreicht - Öl schon. Ein Fass Öl kostete in heutiger Währung, also inflationsbereinigt, schon einmal 100 Dollar. Das war im Jahr 1981. Jetzt ist es sogar noch teurer. Gold notiert dagegen in heutigem Geld noch weit unter seinem Höchstpreis von 2200 Dollar. Gold wird die größte Blase von allen. Wenn diese Blase platzt, ist es das Ende von Papiergeld, das Ende des Zentralbankensystems.

      SZ: Wie bitte?

      Bonner: Ganz recht: Wir nähern uns dem Ende des Geldsystems, das 1971 eingeführt wurde. Es ist ein großes Experiment: Können die Notenbanken ein Geldsystem allein mit Papiergeld betreiben, das nicht an Gold geankert ist? Das wurde auch vorher versucht, von John Law etwa im 18. Jahrhundert in Frankreich - ohne großen Erfolg. Die Römer und die Chinesen hatten Papiergeld für eine Weile. Aber sie sind damit gescheitert. Ein solches System beruht allein auf dem Vertrauen, dass die Notenbanker ihre Macht nicht missbrauchen und nach Lust und Laune Geld drucken. Ich glaube nicht daran. Die Zentralbanken werden es auch diesmal vermurksen.

      SZ: Wie kommen Sie denn darauf?

      Bonner: Mit Alan Greenspan, der von 1987 bis 2006 Chef der amerikanischen Notenbank war, gab es mehr Dollar als jemals zuvor. Was möchte jeder Mensch haben? Mehr Geld. Also gab Greenspan den Menschen mehr Geld, aber nicht so viel mehr, dass sie merkten, dass sie nur Papierstücke bekommen, für die sie sich immer weniger leisten können. Das ist das Geheimnis: den Menschen die Illusion zu lassen, sie hätten mit mehr Geld auch mehr Kaufkraft. Die Zentralbank von Zimbabwe hat es damit eindeutig übertrieben. Die Amerikaner merken erst langsam, dass die Geldmenge und auch die Inflation zugenommen haben, nicht aber der Wohlstand.

      Lesen Sie auf der nächsten Seite, warum Greenspan so erfolgreich war

      SZ: Warum war Greenspan so enorm erfolgreich mit seiner Politik?

      Bonner: Er war am Ruder zur bestmöglichen Zeit, die für einen Zentralbanker überhaupt vorstellbar ist: Maggie Thatcher und die Reagan-Revolution sorgten für Deregulierung, Liberalisierung und niedrige Steuern. In Berlin fiel die Mauer, das bereitete den Weg für die Globalisierung. Es war der große Boom des Kapitalismus und des Outsourcings. Statt für 30 Dollar die Stunde amerikanische Arbeiter anzuheuern, wurden in China Arbeiter für drei Dollar am Tag beschäftigt. Das hat die Preise nach unten gedrückt und die Zinsen auch - obwohl die Fed nach Herzenslust Geld druckte.

      SZ: Anleger können sich nicht darüber beschweren!

      Bonner: Es war die beste Welt, die wir je hatten: Aktien, Anleihen, Immobilienpreise, alles ist gestiegen. Immer wenn der Wohlstand durch eine Krise bedroht schien, sorgte Greenspan dafür, dass Geld leicht zu bekommen war. Obwohl die Fed die Wirtschaft stimulierte, nahm die Inflation nicht zu. Was die Fed stattdessen produziert hat, sind Blasen, erst in asiatischen Aktien und Anleihen, dann die große Blase am US-Aktienmarkt. Als die Dotcom-Blase platzte, hat Greenspan noch mehr Geld gedruckt, und es gab die nächste Blase am Immobilienmarkt und zusätzlich in Derivaten. Greenspan trägt mehr Schuld an all den Blasen als jeder andere Mensch.

      SZ: Wo sind wir jetzt?

      Bonner: Die Blase in der Finanzindustrie ist geplatzt, die Aktienkurse der Banken haben sich mitunter halbiert, die Immobilienpreise fallen in den USA. Die Fed versucht, den Verfall zu stoppen, pumpt wie verrückt Geld. Aber das Geld geht dahin, wo die Fed es nicht haben will: in die Lebenshaltungskosten.

      SZ: Was hat sich geändert, warum sorgt die lockere Geldpolitik auf einmal für Inflation?

      Bonner: Ganz einfach: Die Importpreise für Waren aus China, die immer nur gefallen sind, steigen plötzlich. Es ist ein dramatischer Bruch, der Ende 2006 erstmals zu sehen war. Jetzt sehen wir die Kehrseite der Globalisierung. Die Fed kommt mit ihrer Politik des billigen Geldes nicht mehr durch, sie heizt mit ihren Minizinsen die Inflation an, die sie kontrollieren müsste.

      SZ: Müssen jetzt endlich höhere Zinsen her?

      Bonner: Ich glaube nicht, dass die Integrität des Geldsystems noch durch höhere Zinsen zu retten ist. Das System wird implodieren. Und Gold wird kräftig steigen - auf 3000 Dollar, weil Gold die eigentliche Währung ist. Gold ist der Stoff, den die Menschen haben wollen, wenn das Papiergeldsystem ins Wanken gerät. Irgendwann wird der Wert des Dollar gegen null tendieren.

      SZ: Gibt es noch einen Ausweg aus Ihrem düsteren Szenario?

      Bonner: Die Alternative ist, es den freien Märkten zu überlassen, die Kreditzinsen zu setzen. Wir wissen, dass Preiskontrollen nicht funktionieren, und dennoch erlauben wir Zentralbanken, den allerwichtigsten Preis in der Wirtschaft zu manipulieren: den Preis des Geldes. Als Alan Greenspan den Leitzins 2003 weit unter die Inflationsrate gesetzt hat, was hat er getan? Er hat den Leuten signalisiert, dass es Geld umsonst gibt. Und die Menschen haben hohe Kredite aufgenommen, das Geld ausgegeben und kolossale Fehler gemacht. Wir hatten den Fall von Bear Stearns, Bradford & Bingley, Northern Rock. Und die Zahlen von Merrill Lynch sehen beängstigend schlecht aus. Man muss für Fehler zahlen. Die Märkte werden am Ende dafür sorgen.
      Avatar
      schrieb am 11.08.08 20:58:46
      Beitrag Nr. 16 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 34.485.006 von obus am 11.07.08 00:57:26Warum soll ein ftd-Journalist nicht in der "Jungen Welt" veröffentlichen?

      Einerseits beklagt ihr euch über die "Junge Welt" und andererseits dürfen keine anderen als Junge-Welt-Journalisten in dieser Zeitung schreiben. Möglicherweise passt dieser Artikel genau so in die "Junge Welt" wie in die ftd oder in eine andere Zeitung.

      Schreibt mal jemand einen Nachruf über den Papst, so darf der eurer Meinung nach auch nicht in der "Jungen Welt" veröffentlicht werden.

      Mit eurer Meinungs- und Pressefreiheit ist es nicht weit her, jetzt wollt ihr Journalisten schon vorschreiben für welche Zeitung sie berichten.
      Avatar
      schrieb am 11.08.08 20:59:47
      Beitrag Nr. 17 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 34.703.407 von zierbart am 11.08.08 20:47:30Quelle nachgereicht :
      http://www.goldseiten.de/content/diverses/artikel.php?storyi…


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