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    Hyperinflation, was passiert mit Schulden? - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 06.10.08 10:36:57 von
    neuester Beitrag 21.07.09 22:57:02 von
    Beiträge: 26
    ID: 1.144.836
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      schrieb am 06.10.08 10:36:57
      Beitrag Nr. 1 ()
      Mal eine für mich wichtige Frage.

      Ich wohne mit meiner Familie in meinen eigenen 4 Wänden. Eigen stimmt nicht ganz, die Bank hat noch ca. 145.000 Euro von mir zu kriegen. Nach meinen Finanzierungsplänen wird die Hütte in 12 Jahren entschuldet sein. Die Darlehen sind mit 10% Sondertilgung vereinbart und teilen sich auf etwa 3 gleich große Summen auf.
      Die Zinsbindungen läuft für 1 Darlehen bald aus, die anderen 2 sind bis zur endgültigen Tilgung fest.

      Nun meine Frage die ich hier zur Diskussion stellen möchte.


      Mal angenommen wir fallen in eine Zeit zurück, wie wir sie 1914 bis 1923 sahen, also eine absolute Hyperinflation.

      Was passiert nun mit meinen Darlehen?

      Die Bank gab mir mal ursprünglich 220.000 Euro. Was wenn nun Geldscheine kommen werden, auf denen 100 Billionen Euro steht, so wie es schon mit der Mark 1923 passierte?
      Avatar
      schrieb am 06.10.08 10:52:15
      Beitrag Nr. 2 ()
      lese dir mal deine darlensverträge ordentlich durch dann weißt du was passiert
      Avatar
      schrieb am 06.10.08 11:12:46
      Beitrag Nr. 3 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 35.431.621 von Peederwoogn2 am 06.10.08 10:52:15Bitte erläutere mal kurz, ich hab keine Darlehensverträge, denke aber ans Kaufen.
      Avatar
      schrieb am 06.10.08 11:14:03
      Beitrag Nr. 4 ()
      Und ich habe Darlehensverträge aber in denen steht nichts von Hyperinflation und die Folgen.
      Avatar
      schrieb am 06.10.08 11:21:57
      Beitrag Nr. 5 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 35.431.378 von DasWarnsignal am 06.10.08 10:36:57Was passiert nun mit meinen Darlehen?

      Die Frage ist falsch gestellt. Es müßte eigentlich lauten:

      "Was passiert mit meinem Einkommen"? Die Einkommen der Lohnabhängigen werden der Preisentwicklung hinterherhinken.

      Fraglich auch, ob die Arbeitsplätze gehalten werden können.

      Nur über die "Wertschöpfung" können die Darlehen bedient werden.

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      schrieb am 06.10.08 11:32:43
      Beitrag Nr. 6 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 35.432.171 von Dorfrichter am 06.10.08 11:21:57Das Szenario trifft nur zu, wenn die aktuelle Krise gemeistert wird und sich eine pseudo Normalität einstellt.

      Ich persönlich rechne aber mit dem totalen Kollaps der Finanzsysteme. Die Summen die noch im Risiko stehen, besonders die Optionsgeschäfte, kann kein Staat mehr stemmen.

      Wir reden nicht über ein paar hundert Milliarden, die ganzen CDS und Optionen zusammen gehen in Richtung 100 Billionen USD. Wenn die Lawine ins Rollen kommt, wird sie alles unter sich begraben.

      Passt mal auf was wir in den nächsten Monaten noch erleben werden. Noch gab es keine Massenpanik aber die steht uns noch bevor.
      Avatar
      schrieb am 06.10.08 11:36:57
      Beitrag Nr. 7 ()
      Hallo Warnsignal,

      Wenn du deinen Zinssatz nicht neu aushandeln musst, könnte es zu deinem Vorteil enden. Du kannst dann leicht mit der großen Banknote dein Darlehen zurückzahlen.

      Was die Menschen aber nicht beachten und Dorfrichter hat in die Richtung geantwortet: wenn es eine Hyperinflation gibt, dann wird auch alles andere teurer. (Die großen Scheine gibt es ja nicht umsonst). Das bedeutet: deine Kosten für die Lebenshaltung werden teurer. Da aber die Löhne hinterhinken werden, kann es sein, dass du die monatlichen Raten nicht bedienen kannst, weil das Geld für täglichen Bedarf schon ausgegeben ist. Dann ist deine Immobilie in Gefahr.


      Quelle: http://www.start-trading.de/preisanstieg.htm
      Avatar
      schrieb am 06.10.08 11:47:12
      Beitrag Nr. 8 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 35.432.453 von DCWorld am 06.10.08 11:36:57Ist schon richtig, doch wenn Warnsignal bei einer Hyperinflation mal "eine Woche aus dem Kühlschrank" lebt, ist das Häuschen bezahlt. :)
      Avatar
      schrieb am 06.10.08 12:00:46
      Beitrag Nr. 9 ()
      Im Moment stehen wir erstmal am Anfang einer Deflation
      Avatar
      schrieb am 06.10.08 12:02:29
      Beitrag Nr. 10 ()
      Ihr könnt mich jetzt auslachen oder mal neutral drpber nachdenken.

      Was habe ich in den letzten 2 Wochen getan?

      1. Der Abstellkeller wurde zum Vorratskeller umgebaut, also alte Möbel raus und Regale rein.
      2. Die Regale wurden mit Vorräte gefüllt, Konserven, Mehl, Zucker und vieles mehr.Vorteil: wir hatten uns bei Handelshof, Marktkauf usw. mit günstigen Angeboten eingedeckt. So sparen wir ob nun das Chaos kommt oder nicht, da wir preisgünstig eingekauft haben.
      3. Auch wenn Gold gerade teuer ist, ich habe mich für 4.000 Euro mit kleines Münzen (Maple Leaf 1/20oz und 1/10 oz) eingedeckt.

      Nicht mehr und nicht weniger habe ich getan, da diese Vorkehrungen noch mit einem gesunden Menschenverstand begründbar sind.

      Im besten Fall geht der Kelch der Hyperinflation an uns vorrüber und ich verliere etwas Kohle durch fallende Goldpreise.

      Ich erwarte keinen Weltuntergang, aber ich erinnere mich noch sehr gut an die Erzählungen meiner Eltern und Großeltern. Gerade meine Großeltern haben 1914 bis 1923 und anschließend den WW2 erlebt. Wer etwas zu Futtern hatte und etwas Gold, war der Reiche unter den Armen.

      Übrigens gab es auch eine Zeit in der Kaffee und Zigaretten als sichere Währung galten. Denkt mal an die ersten Monate der Nachkriegszeit.

      Also überlege ich mir, ob ich mir noch 20 Pfund Kaffee und 20 Stangen Zigaretten in mein Regal lege.

      Schließlich sind dies Waren, die über viele Monate haltbar sind und zur Not selbst verbraucht werden können. Ich bin ja Raucher und Kaffetrinker.

      Abgesehen davon ist doch ein Punkt wirklich entscheidend. Wenn mich diese Aktion unterm Strich nichts kostet, weil die Lebensmittel verzehrt werden, der Kaffe durch die Maschine läuft und die Zigaretten sich in Qualm auflösen, ich aber mich dadurch beruhigt fühle, ist das doch auch oaky.
      Avatar
      schrieb am 06.10.08 12:05:35
      Beitrag Nr. 11 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 35.432.951 von DasWarnsignal am 06.10.08 12:02:291. Der Abstellkeller wurde zum Vorratskeller umgebaut, also alte Möbel raus und Regale rein.
      2. Die Regale wurden mit Vorräte gefüllt, Konserven, Mehl, Zucker und vieles mehr.Vorteil: wir hatten uns bei Handelshof, Marktkauf usw. mit günstigen Angeboten eingedeckt. So sparen wir ob nun das Chaos kommt oder nicht, da wir preisgünstig eingekauft haben.
      3. Auch wenn Gold gerade teuer ist, ich habe mich für 4.000 Euro mit kleines Münzen (Maple Leaf 1/20oz und 1/10 oz) eingedeckt.


      Getreu dem Motto:

      Wenn er kommt, der Russe (oder besser US-Dollar)- ich bin gewappnet!:rolleyes:

      Aus den Deutschen werden Kellerkinder!

      Hoffentlich hast Dein Bett auch schon umgesetzt!
      Avatar
      schrieb am 06.10.08 12:15:38
      Beitrag Nr. 12 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 35.432.998 von Dorfrichter am 06.10.08 12:05:35Jeder wie er es für richtig hält.

      Egal was man macht oder wie man denkt, es wird immer Menschen geben, die anderer Meinung sind, Dinge anders angehen und eine andere Weltanschauung haben.

      Wenn ich in einer kleinen 3 Zimmerwohnung in Berlin oder Hamburg leben würde, hätte ich keinen Keller für Vorräte an zu legen.

      Ich habe zum Glück nie diese Armut der Menschen und das ganze Elend gesehen, was die Deutschen nach dem Ende des WW2 (und natürlich auch während) durchmachen mussten.

      Aber mir klingen die Erzählungen in den Ohren. Als Jahrgang 1958 lag meine Geburt weit nach dem WW2, aber noch vor dem gro0em Wirtschaftsaufschwung und Zeiten in denen man eine Banane aß, waren für mich als Kleinkind schon gute Zeiten.

      Wenn die Finanzkrise zu dem wird, was ich ganz persönlich für möglich halte, wird Dir niemand mehr auch nur eine Kleinigkeit für Papiergeld geben.

      In den Geschichte der Menschheit (der Europäer) gab es nie eine so lange Strecke des Friedens und des Wohlstandes wie wir ihn erleben durften.

      Wer garantiert uns, dass es so ewig weiter geht?
      Avatar
      schrieb am 06.10.08 12:58:52
      Beitrag Nr. 13 ()
      Assetpreise gehen in den Keller. Siehe Aktien, Anleihen, Immobilienpreise, Rohstoffe, usw. --> Deflation

      Eine grosse Menge des Geldes, das die Zentralbanken die letzten Jahre in die Märkte gepumpt haben, hat sich im Häusermarkt in Luft aufgelöst. Es steht nun nicht mehr zur Verfügung.

      Andererseits könnten höhere Löhne, höhere Lohnnebenkosten, steigende Löhne in den Emerging Markets und eventuell einsetzende protektionistische Tendenzen die Preise für Konsumgüter in die Höhe treiben. --> Inflation

      Es wird jetzt zwar eine Menge Liquidität in die Märkte gepumpt. Die Liquidität von x Jahren wurde aber in Immobilien in USA, Spanien, UK, Russland, usw. versenkt und ist einfach weg.

      Deflation bei den Assetpreisen und Inflation bei den Konsumgütern wäre ein nicht gerade erstrebenswerter Zustand.
      Avatar
      schrieb am 06.10.08 13:04:38
      Beitrag Nr. 14 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 35.433.883 von Kaufangebot am 06.10.08 12:58:52Wenn ich mich nicht irre, beschreibst Du die Stagflation.

      Die Wirtschaft stagniert und die Preise steigen inflationär.

      Stagnierende Wirtschaft führt dann eben zu einer Deflation der Assets.

      Solange dieser Prozess nicht ausufert, werden die Märkte sich wieder heilen.
      Avatar
      schrieb am 06.10.08 13:11:44
      Beitrag Nr. 15 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 35.433.181 von DasWarnsignal am 06.10.08 12:15:38Ich wollte das Ganze nur auflockern. Im Prinzip bin auch ich absolut skeptisch und längst schon vorbereitet.

      Nur noch Zuschauer, der längst sah, was da auf uns zurollt und alles platt macht.

      Als im letzten Jahr diese "subprime-Geschichte" losging, durchfuhr es mich, mir war klar, das würde eine Lawine auslösen.

      Und jetzt? Über 1 Jahr danach?

      Du mußt jetzt in die Gesichter der Politiker schaun. Die sprechen Bände! Vor allem die Merkel sieht aus wie ein Gespenst. Aber auch Steinbrück...
      Avatar
      schrieb am 06.10.08 13:15:18
      Beitrag Nr. 16 ()
      Ich denke das ist eine Definitionsfrage. Ich denke, dass der Begriff nicht 100%ig auf die von mir geschilderten Zustand passt.

      http://de.wikipedia.org/wiki/Stagflation
      Avatar
      schrieb am 06.10.08 13:15:49
      Beitrag Nr. 17 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 35.432.622 von Eurofuchs2 am 06.10.08 11:47:12:D und ich kauf mir die CL rechte für 10 jahre nur für mich:laugh:
      Avatar
      schrieb am 08.10.08 07:15:49
      Beitrag Nr. 18 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 35.434.183 von Peederwoogn2 am 06.10.08 13:15:49Die werden nur noch pro Halbzeit vergeben. :laugh:
      Avatar
      schrieb am 26.11.08 22:24:42
      Beitrag Nr. 19 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 35.431.378 von DasWarnsignal am 06.10.08 10:36:57wenn du für ne butter 100.000 euronen hinlegen musst, dann kannst von deinem darlehen 5 nullen streichen.

      anders gesagt: für dein darlehen bekommst du (genaer die bank) an butter ;);)

      oder ganz einfach: du bist schuldenfrei

      lirius
      Avatar
      schrieb am 26.11.08 22:30:16
      Beitrag Nr. 20 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 35.433.181 von DasWarnsignal am 06.10.08 12:15:38Die "Weltanschauung"? Ein einziger Fake gemessen an dem wie die Großfinanz agiert.:(

      Unbedarfte Kiner, ja das sind wir.
      Avatar
      schrieb am 30.11.08 11:28:09
      Beitrag Nr. 21 ()
      Alkohol ist besser als Zigaretten bei mittelfristiger lagerung. letztere sind nämlich vergänglich.
      Avatar
      schrieb am 23.04.09 16:12:59
      Beitrag Nr. 22 ()
      Gruß

      Darlehen vergehen nicht. Wer die Geschichte studiert erfährt das nur Guthaben kaputt gehen. Anders wäre es ja auch zu dumm für die Akteure, die hinter dem Ganzen stecken.
      Die Versklavung der Welt ist das Ziel und wir werden irgendwann dahin kommen.

      Interessanter Link - Jeder darf sich da seinen eigenen Reim drauf machen.

      http://video.google.com/videoplay?docid=1338572241371195960

      Werde mir demnächst auch ein paar langlebige Fressalien zurecht legen... ;)))
      Avatar
      schrieb am 23.04.09 20:25:08
      Beitrag Nr. 23 ()
      nicht schlecht mit dem Vorrat.
      Also Konsumtitel kaufen???


      :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 15.05.09 07:27:28
      Beitrag Nr. 24 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 35.431.378 von DasWarnsignal am 06.10.08 10:36:57Hallo "DasWarnsignal",

      ich würde dir gerne deine Frage beantworten, da bisher noch keine ausreichende Antwort gegeben wurde.

      Bei einer HYperinflation wirst du dein Haus verlieren und keine Möglichkeit haben es abzubezahlen.

      Eine Hyperinflation mit Preisen bis 1 Bio Euro als Geldscheine kommt ja nicht über Nacht. Von hier auf jetzt !
      Das heißt ihr geht zunächst eine hohe Inflation mit 6-15 % vorraus. Danach kommt die gallopierende Inflation mit bis zu 80 % und mehr im Jahr und erst ganz am Schluss, wenn sich der inflationöre Prozess verselbstständig hat, kommt die Hyperinflation mit den ganz großen geldscheinen und 100000% Inflationsraten über Nacht.

      Du wirst dein Haus aber wahrscheinlich schon in der ersten Inflationsphase oder spätestens in der gallopierenden Inflationsphase verloren haben, wenn die Preise nicht um das 1000000 fache gestiegen sind, sondern lediglich um das 3- 10 fache.

      Deine Lohnerhöhung wird nämlich nicht sofort auf die inflationören erhöhten Preise folgen, so dass du schon alleine Sdchwierigkeiten haben wirst, genug zu essen und den Strom bezahlen zu können, da dir zwar höhere preise, aber zunächst der gleiche Lohn zur Verfügung stehen.

      Am Ende vom Monat wirst du noch mehr Schulden machen und spätestens nach ein paar Mal kündigt dir die Bank den Kredit und dein schönes Haus gehört der Bank.

      Sicherlich bei einer Hyperinflation mit 1 Bio Euro Scheinen könntest du dein Haus locker an einem Tag abbezahlen, aber auf Grund der Tatsachen, welche ich dir erklärt habe, wirst du dann schon lange kein Haus mehr haben.


      MfG

      Hugo
      Avatar
      schrieb am 03.06.09 07:59:39
      Beitrag Nr. 25 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 35.432.951 von DasWarnsignal am 06.10.08 12:02:29und nicht vergessen

      einen großen Tresor um die Vorräte bauen, damit streunende Hunde nicht an deine Vörräte gehen
      Avatar
      schrieb am 21.07.09 22:57:02
      Beitrag Nr. 26 ()
      Quelle: Geo.de

      Inflation 1923: Die Stunde der Spekulanten
      Nach dem Krieg ist das Deutsche Reich auch finanziell am Ende: 155 Milliarden Mark Schulden belasten den Staatshaushalt, zudem fordern die Alliierten gewaltige Reparationen. Um ihre Ausgaben zu finanzieren, lässt die Regierung beständig neue Papiernoten drucken - und löst so die rasanteste Geldentwertung der Geschichte aus. Bis Ende 1923 treibt der Währungsverfall Millionen Menschen in die Armut. Gerissenen Unternehmern wie Hugo Stinnes aber, dem »König der Inflation «, beschert er gigantische Gewinne
      Berlin im Oktober 1923: Eines Abends macht sich ein Kritiker auf den Weg ins Residenztheater, die Taschen gefüllt mit einigen hundert Millionen Mark. An der Kasse angekommen, kann er den Eintritt dennoch nicht bezahlen. Während der Fahrt ist der Preis für den billigsten Platz auf knapp eine Milliarde gestiegen. Dresden, an einem Donnerstagmorgen, zwei Wochen später. Der Romanist Victor Klemperer eilt zur Hochschule, um sein Gehalt abzuholen. Den ganzen Vormittag über wartet der Professor dort vergebens auf die Auszahlung. Als er tags darauf endlich Banknoten in den Händen hält, hat die Mark weiter an Wert verloren. Für seine Gasrechnung zahlt er nun 150 Milliarden mehr.
      Fehler! Textmarke nicht definiert.
      So schnell sinkt der Wert der deutschen Währung, dass in Deutschland vielerorts die Löhne täglich ausgezahlt werden. Mit Aktenmappen, Rucksäcken oder Reisetaschen drängen die Menschen zu den Gehaltsschaltern, verstauen hastig die meist druckfrischen Scheine und eilen in die Geschäfte. Um ihr Geld so schnell wie möglich auszugeben. Denn gegen Mittag veröffentlicht die Börse den neuen Wechselkurs des Dollars, gewöhnlich hat die Mark dann im Vergleich zum Vortag die Hälfte ihres Werts gegenüber der US-Währung verloren. Und sofort verdoppeln auch die Händler ihre Preise: Die Milliarden, die ein Kilo Brot, Butter oder Reis vormittags gekostet haben, reichen dann nur noch für ein Pfund.
      Wenn es überhaupt etwas zu kaufen gibt im Deutschen Reich. Denn viele Händler horten ihre Waren und lassen ihre Geschäfte geschlossen. Andere tauschen nur noch gegen Wurst oder Speck, weil Bargeld nichts mehr zählt. Manche Friseure verlangen für einen Haarschnitt vier Eier, Kinos für eine Eintrittskarte zwei Kohlestücke. In einer Kirche in Berlin werfen die Gläubigen keine Münzen in die Kollekte, sondern spenden Briketts für die Heizung. Bäcker stellen den Betrieb ein, weil die Bauern ihr Getreide zurückhalten und das Mehl zu teuer geworden ist. Unter den Wartenden vor den Läden gehen Gerüchte um, über Preistreiberei und versteckte Lager. Immer wieder werfen die Hungernden Schaufenster ein, stürmen Konditoreien, plündern Marktstände wie Delikatessenläden, bewerfen herbeistürmende Polizisten mit Steinen und Glasscherben.
      Es gibt Verletzte. Und Tote. Auf den Bahnhöfen der Großstädte sammeln sich Armeen der Verzweifelten: Männer, Frauen und Kinder, bewehrt mit Spaten, Hacken und Körben. So ausgerüstet, fahren viele Berliner aufs Land, um in den Furchen abgeernteter Felder nach Kartoffeln zu graben. Einige plündern selbst volle Äcker und riskieren für ein paar Knollen ihr Leben. Denn Polizeiposten bewachen die Felder, auch bei Nacht, suchen sie mit Scheinwerfern ab, feuern sogar auf Kinder. Je rapider die Banknoten an Wert verlieren, desto kostbarer werden „Sachwerte“ jeglicher Art. In der Hauptstadt verschwinden Türklinken aus Messing, Regenrohre, Gullydeckel. Diebe stehlen Bronze-Denkmäler von ihren Sockeln und Metallurnen von den Friedhöfen. Umgekehrt gehen die Überfälle auf Geldtransporter zurück, die täglich neue Scheine durchs Land fahren. Allein zwischen Oktober und November 1923 gibt die Reichsbank rund 400 Trillionen Papiermark in Umlauf. Längst ist die Reichsdruckerei überfordert, und so sind nun 30 Papierfabriken und 133 private Druckereien mit der Herstellung des Geldes beauftragt. 1723 Pressen arbeiten Tag und Nacht. Dennoch stockt der Nachschub. Städte, Gemeinden und Fabriken drucken eigenes „Notgeld“, das der Handel als provisorisches Zahlungsmittel akzeptiert.
      Die Städte Pößneck in Thüringen und Borna bei Leipzig etwa geben Geldscheine aus Leder in den Handel. Die sind besonders beliebt, wenn auch nicht als Zahlungsmittel: Die Menschen besohlen mit den Lederstücken ihre Schuhe. Bielefeld produziert Ersatzgeld aus Leinen und Spitzen, Meißen Münzen aus Porzellan. Die deutsche Inflation des Jahres 1923 ist die dramatischste Geldentwertung der Wirtschaftsgeschichte. Betrieben von einer Regierung, die ihren Haushalt auf Pump finanziert und dafür immer mehr Papiernoten drucken lässt. Bis es viel zu viel Geld für die wenigen Waren gibt. Bis die Preise in absurde Höhen steigen und der Wert der Mark gegenüber ausländischen Währungen ins Bodenlose fällt: Am 20. November 1923 kostet ein US-Dollar 4,2 Billionen Papiermark. Millionen Sparer stürzen ins Elend. Die Inflation ruiniert Rentner, Beamte, Künstler und Privatgelehrte, aber auch Professoren, Ärzte und Anwälte.
      Garantierte der Zinsertrag eines Bankguthabens in Höhe von 60 000 Mark zehn Jahre zuvor einem Freiberufler noch einen sehr gut situierten Ruhestand, reicht der Betrag jetzt nicht einmal mehr aus, um eine Tageszeitung zu kaufen. Der bürgerliche Mittelstand verarmt. Doch wer gerissen und skrupellos ist, der kann es in diesen Zeiten weit bringen. „Raffkes“ nennt der Volksmund die Inflationsgewinner, die Schieber und Spekulanten. Sie nutzen die Notlage ihrer Mitbürger aus, kaufen etwa Goldmünzen, Wohnungseinrichtungen und ganze Häuser auf, um sie dann möglichst teuer weiterzuveräußern. Auch viele Bauern werden plötzlich reich, weil sie ihre Produkte nicht mehr gegen Papiergeld abgeben, sondern nur noch gegen Sachwerte wie etwa Antiquitäten.
      Der größte Nutznießer dieser Not ist jedoch der Unternehmer und Politiker Hugo Stinnes. Während die Mark abstürzt, baut der Schwerindustrielle seinen Konzern mit dem billigen Geld nach und nach zu einem Wirtschaftsimperium aus. Am Ende wird der von seinen Angestellten „Prinzipal“ genannte Mann 1535 Einzelunternehmen besitzen: Zechen, Stahlwerke, Werften, Schiffe und Banken in Deutschland, Zuckerfabriken in der Tschechoslowakei, Holzwerke in Rumänien, Petroleumkonzessionen in Argentinien. Der „König der Inflation“ ist Unternehmer in dritter Generation.1870 wird Hugo Stinnes in Mülheim an der Ruhr geboren; seine Familie ist durch den Transport von Kohle, Erz und Holz, später auch durch Handel und Bergbau reich geworden. Früh lernt der Junge, wirtschaftlichem Denken alles andere unterzuordnen, das Wohl des Unternehmens über alles zu stellen.
      Mit 23 Jahren gründet Stinnes, finanziell unterstützt durch seine Mutter, in Straßburg eine Fabrik für Kohleverarbeitung. Sein Programm heißt fortan: Wachstum um jeden Preis. Und er besitzt unternehmerisches Genie. Schon bald nach der Jahrhundertwende steht er an der Spitze des kurz zuvor gegründeten Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerks (RWE); wenige Jahre später führt Stinnes eines der größten Montanunternehmen Europas. Als 1914 der Weltkrieg ausbricht, avanciert er zu einem wichtigen Waffenlieferanten des Reiches. Es ist zugleich das Jahr, in dem der Wertverfall der deutschen Mark einsetzt. Denn das Reich finanziert den Krieg größtenteils über Schulden – über langfristige Anleihen bei privaten Anlegern und über kurzfristige Kredite, die es bei der Reichsbank aufnimmt.
      Die Regierung geht davon aus, dass Deutschland den Krieg gewinnen wird. Die bis dahin angehäuften Schulden sollen die besiegten Gegner später mit Reparationszahlungen begleichen. Mögen doch sie das „Bleigewicht der Milliarden“ durch „die Jahrzehnte schleppen“, wie Karl Helfferich verkündet, Staatssekretär im Reichsschatzamt und zuständig für die deutsche Kriegsfinanzierung. Auch Hugo Stinnes setzt auf den Siegfrieden. Eine von ihm in Auftrag gegebene Denkschrift fordert, Deutschland solle sich große Teile Frankreichs, Belgiens und Russlands einverleiben. Doch bei seiner Niederlage 1918 hat das Deutsche Reich nicht nur 155 Milliarden Mark Schulden, sondern muss künftig selbst Reparationen zahlen - wie viel genau, darüber wird in den Jahren darauf erbittert verhandelt. Zudem steht der im Vergleich zur Vorkriegszeit um das Zehnfache erhöhten Papiergeldmenge Ende 1918 kein entsprechend vergrößertes Warenangebot gegenüber. Das bedeutet eine erhebliche Teuerungsgefahr: Denn die Produzenten können für ihre Güter nun höhere Preise erzielen. Die Regierungen der Siegermächte, die in ihren Ländern vor ähnlichen Problemen stehen, bekämpfen die drohende Inflation mit einer rigorosen Sparpolitik und der Tilgung der Kriegsschulden. Dafür müssen sie einen wirtschaftlichen Abschwung hinnehmen, der die Arbeitslosenzahlen in die Höhe schnellen lässt.
      Ganz anders dagegen die Reaktion in Deutschland: Hier nehmen die Verantwortlichen die Geldentwertung bewusst in Kauf, heizen Politiker, Unternehmer und Gewerkschafter die Inflation gar gemeinsam weiter an. Sie alle eint die Angst vor Aufständen unter den Arbeitermassen: Denn rund sieben Millionen Soldaten strömen nach Kriegsende von den Fronten zurück in ein ruiniertes Land, zurück an die Arbeit – die es aber nicht gibt. Der soziale Frieden ist in Gefahr. Auch Stinnes treibt die Sorge vor einer bolschewistischen Revolution um, und so handelt er für die deutsche Industrie am 15. November 1918 ein Abkommen mit dem Gewerkschaftsführer Carl Legien aus: Jeder Soldat darf an seinen alten Arbeitsplatz zurückkehren, es gilt der Achtstundentag bei gleichem Lohn. Die Reichsregierung will ebenfalls eine Massenarbeitslosigkeit unter allen Umständen vermeiden; deshalb versucht sie, möglichst viele Arbeiter in Lohn und Brot zu bringen, unter anderem durch große Aufträge an die Bauindustrie.
      Da es aber nicht gelingt, die Steuereinnahmen entscheidend zu erhöhen, bestreitet die Regierung die gewaltigen zusätzlichen Ausgaben auf gewohnte Weise: Sie lässt die Reichsbank beständig neues Geld drucken. Deren Präsident Rudolf Havenstein erhebt keine Einwände gegen diese Politik. Nicht die Stabilisierung der Währung sieht er als seine wichtigste Aufgabe an, sondern die ausreichende Versorgung der Wirtschaft mit Geld. Tatsächlich wirkt die anfangs noch niedrige Inflation auf den Wirtschaftsmechanismus im Reich zunächst wie ein Schmiermittel: In Erwartung steigender Preise und damit höherer Erlöse für ihre Produkte investieren Unternehmer verstärkt in ihre Firmen. Die Arbeiter verfügen über stetig wachsende Einkommen und beleben so die Nachfrage.
      Zudem steigen die Exportraten, denn mit der Kaufkraft der Mark im Inneren sinkt auch ihr Außenwert. Lag der Wert des Dollars vor dem Krieg noch bei 4,20 Mark, so steht die US-Währung im Dezember 1918 bei 8,28 Mark, ein Jahr später sogar schon bei 47 Mark. Deutsche Waren werden so für ausländische Käufer billiger. Während die Siegerstaaten Frankreich, England und die USA in eine tiefe ökonomische Depression stürzen, wächst in Deutschland die Wirtschaft, bald herrscht nahezu Vollbeschäftigung. Die „Inflationisten“ sind sich in einem weiteren Punkt einig: Sie wollen die Reparationszahlungen, zu denen Deutschland sich im Vertrag von Versailles verpflichten musste, möglichst gering ausfallen lassen.
      Eine schwache Mark, so ihr Kalkül, wird die Alliierten davon überzeugen, dass Deutschland nicht in der Lage ist, große Beträge an Devisen zu bezahlen. Wie den meisten Deutschen fällt es auch Stinnes schwer, sich mit der Niederlage abzufinden; die Bestimmungen des Versailler Vertrags empfindet er als Schmach. Um direkten Einfluss auf die Politik zu nehmen, tritt er 1920 der konservativen Deutschen Volkspartei (DVP) bei und zieht in den Reichstag ein. Als Konzernherr ergreift Hugo Stinnes nun die einmalige Chance, die die Inflation ihm bietet – und bestreitet seine Ausgaben vor allem mit geliehenem Geld. Denn die Zeit arbeitet jetzt ja für den Schuldner: Mit fortschreitendem Geldverfall lösen sich Kredite fast in nichts auf. Und weil die schwache Mark deutsche Exporte billig macht, streicht Stinnes im Ausland hohe Gewinne ein.
      Der „Prinzipal“ expandiert, kauft Eisen- und Stahlwerke, das „Hotel Esplanade“ in Berlin, Wälder, Zellulosefabriken, Papiermühlen, Druckereien und Zeitungen. Er betreibt Walfang vor Grönland, exportiert Automobile nach Skandinavien, vermarktet texanisches Erdöl in Europa und gründet eine eigene Schifffahrtslinie: Von Hamburg aus befahren seine Passagierdampfer nun die Weltmeere. Und so druckt der „Ulk“, die Wochenbeilage des „Berliner Tageblatts“, im Mai 1920 eine Karikatur des Unternehmers: Mit Frack und Zy­linder steht er breitbeinig über Fabriken, Hotels, Druckereien, Schiffen sowie einigen Reichstagsabgeordneten – und verteilt aus einem Geldsack Scheine. Text: „Der große Handelsmann der Deutschen Volkspartei. Stinnes kauft alles!“


      Als Anfang Juli 1920 im belgischen Kurort Spa auf einer internationalen Konferenz über die Umsetzung des Versailler Vertrags verhandelt wird, spricht Stinnes als Sachverständiger für die deutsche Delegation. Und tritt dabei so anmaßend auf, dass den britischen Premier Lloyd George das Gefühl beschleicht, erstmals einem „wirklichen Hunnen“ zu begegnen. Und ein amerikanischer Reporter schreibt, Stinnes sei „eine gnadenlos effiziente, kalte, menschliche Rechenmaschine“.
      Dennoch muss Deutschland zustimmen, jeden Monat zwei Millionen Tonnen Kohle an die Siegermächte zu liefern. Und am 29. Januar 1921 benennen die Alliierten ihre finanziellen Forderungen gegenüber Berlin: Sie verlangen 226 Milliarden Goldmark (als rechnerische Bezugsgröße dient ihnen dabei nicht etwa die fallende Papiermark, sondern die alte Mark des Kaiserreichs, die ein festes Wertverhältnis zum Gold hatte), zahlbar in 42 Jahresraten, sowie jährliche Leistungen in Höhe von zwölf Prozent der deutschen Exporte. Als Deutschland den Zahlungsplan ablehnt, besetzen alliierte Truppen Düsseldorf, Duisburg und Ruhrort und beschlagnahmen dort die Zolleinnahmen.
      Zwar reduzieren die Siegermächte schon bald ihre endgültige Forderung auf die realistischere Summe von 132 Milliarden Goldmark, knüpfen daran aber eine Drohung: Falls Deutschland nicht binnen sechs Tagen zustimme, werde auch das restliche Ruhrgebiet okkupiert. Stinnes ist entschieden dafür, das Ultimatum abzulehnen. Gemeinsam mit anderen Schwerindustriellen bringt er die DVP dazu, die Regierung zu verlassen. Das neue Kabinett jedoch hat keine Wahl: Am 10. Mai 1921 akzeptiert der Reichstag den Zahlungsplan. Doch schon die erste Reparationsrate kann die Regierung nicht aus eigener Kraft aufbringen: Sie macht neue Schulden bei der Reichsbank. Die Inflation zieht an. Im Juli 1921 kostet ein Dollar 76,67 Mark – fast zehnmal so viel wie bei Kriegsende. Größere Steuererhöhungen könnten dem Staat Einnahmen bringen, würden zugleich aber den sozialen Frieden gefährden.
      Als der Reichskanzler von den Industrieverbänden 1,5 Milliarden Mark Kredit erbittet, ist es Hugo Stinnes, der die Bedingungen formuliert: Das Kabinett unter dem Zentrumspolitiker Joseph Wirth soll im Gegenzug die Reichsbahn sowie andere Staatsbetriebe in die Hände der Privatwirtschaft geben. Das ist für die Regierung unannehmbar. Sie muss bei der Reparationskommission um Zahlungsaufschub bitten. Für die laufenden Ausgaben behilft sie sich weiter mit der Notenpresse der Reichsbank. Im November steht der Dollarkurs bei 262,96 Mark.
      Hugo Stinnes kümmert der Währungsverfall nicht. Noch immer glaubt er, dass die Inflation mehr hilft als schadet: seinem Konzern ebenso wie dem Vaterland. Tatsächlich wächst die Wirtschaft weiter, sind die Arbeitslosenzahlen so niedrig wie kaum jemals zuvor. Im Dezember 1921 heizt Stinnes den Wertverfall des Geldes sogar noch an: Er fordert, den Kohlepreis drastisch anzuheben, damit die Zechenbesitzer neue Schachtanlagen bauen und Deutschlands Versorgung mit Kohle sichern. Das geht selbst manchen Unternehmern zu weit. Denn bisher haben Regierung und Industrie versucht, den Preis des wichtigsten Rohstoffs stabil zu halten, damit die Teuerung nicht explodiert.
      Aber Stinnes kann sich im Reichskohlerat durchsetzen – einem vom Staat eingesetzten Gremium, in dem Arbeitgeber und Gewerkschaftsvertreter Fördermengen und Preise aushandeln: Am 1. März 1922 steigt der Preis für eine Tonne Kohle von 468,10 auf 601,70 Mark. Einen Monat später schnellt er auf 713,20 Mark, am 1. Juli liegt er bereits bei 1208 Mark. Mit dem Preis des wichtigsten Rohstoffs steigt aber auch der zahlreicher anderer Waren. So dreht sich eine fatale Spirale immer schneller: Um die gestiegenen Preise bezahlen zu können, erkämpfen die Arbeiter höhere Löhne, was wiederum die Kosten für die Unternehmer wachsen lässt; sie fordern mehr für ihre Waren, und die Preise steigen erneut . . . Auch an der Börse fällt die deutsche Währung weiter. Kostete ein Dollar im März noch 284,19 Mark, so klettert er im Juni auf 317,14 Mark. Die Lebenshaltungskosten sind jetzt mehr als 40-mal so hoch wie vor dem Krieg. Die Republik kommt nicht zur Ruhe.
      Nationalistische Publizisten und Politiker polemisieren gegen die „Erfüllungspolitik“ der Regierung. Tatsächlich sehen viele Menschen in den Reparationen die Hauptursache der Inflation. Der jüdische Außenminister Walther Rathenau, ein liberaler, intellektueller Kopf, ist den Rechten als Symbolfigur des Weimarer Systems besonders verhasst. Es bleibt nicht bei den Hetzparolen: Am Vormittag des 24. Juni 1922 strecken zwei Mitglieder der rechtsradika- len „Organisation Consul“ Rathenau in seinem offenen Wagen mit Pistolenschüssen nieder. Der Mord im Berliner Grunewald schockiert die Welt. Spekulanten stoßen ihre Bestände an deutscher Währung ab.
      Die Mark stürzt ins Bodenlose, nach der Zeit der galoppierenden Geldentwertung beginnt nun die der Hyperinflation: Im August 1922 springt der Dollar auf 1134,56 Mark. Das Geld sei zu einer „leicht verderblichen“ Ware geworden, schreibt ein Zeitzeuge. So flüchtig ist sein Wert, dass die Menschen das bedruckte Papier schneller als zuvor gegen Wertbeständiges eintauschen: Sie kaufen Uhren, Schlipse und Hüte auf Vorrat. „Der Antiquitätenhandel blüht“, notiert ein Chronist. „Das Kulturgut verarmter Familien wandert zum Händler, um dort von Ausländern und Neureichen gekauft zu werden.“ Je rasanter die Preise steigen, umso größer ist der Bedarf an Papiermark. Im Dezember 1922 ist zehnmal so viel Bargeld in Umlauf wie zu Jahresbeginn.
      Paradoxerweise fehlt es vielen Unternehmen gleichzeitig an Liquidität, denn die Geschäftsbanken weigern sich zunehmend, Kredite zu vergeben, die ein Schuldner ja nur mit entwertetem Geld bedienen kann. Aus Sorge vor Massenentlassungen springt wieder einmal der Staat ein: Die Reichsbank verleiht nun direkt Geld an die Unternehmen. Auch das Stinnes-Imperium erhält Kredite in Milliardenhöhe, zudem zu sehr niedrigen Zinsen. Als die deutsche Regierung Ende 1922 bei den Reparationszahlungen von der „Erfüllungspolitik“ abrückt und eine Lieferung von 55 000 Kubikmetern Schnittholz und Telegraphenstangen schuldig bleibt - wohl im Glauben, dies habe keine Konsequenzen -, nutzt Frankreich das Versäumnis, um dem „Erbfeind“ seine Macht zu demonstrieren. Vermittlungsversuche der USA und des britischen Premiers scheitern, der deutsche Botschafter wird in Paris nicht vorgelassen. Am 11. Januar 1923 beginnt die Strafaktion: 60 000 französische und belgische Soldaten marschieren in das Ruhrgebiet ein.
      Empört ruft die deutsche Regierung zum passiven Widerstand auf, getragen von einer Welle der nationalen Begeisterung in der Bevölkerung. Kein Beamter an der Ruhr darf Anweisungen der Besatzungstruppen ausführen, kein Betrieb soll mehr eine einzige Tonne Kohle an Frankreich und Belgien liefern. Daraufhin legen die Besatzer Zechen und Kokereien still, beschlagnahmen die geförderte Kohle und fahren die Züge mit eigenem Personal. Soldaten mit aufgepflanztem Bajonett ziehen vor Briketthalden auf. Ein ruinöses Kräftemessen beginnt: Das Deutsche Reich zahlt die Gehälter der streikenden Reichsbahner weiter und verteilt hohe Kredite an die stillgelegten Zechen, Eisen- und Stahlwerke, damit sie ihre Arbeiter entlohnen können – der bereits bankrotte Staat alimentiert also eine ganze Industrieregion. Zudem muss Deutschland gegen Devisen teure Kohle aus England importieren. Zwischen Januar und Juli 1923 schwillt die kurzfristige Staatsverschuldung um das 29fache an, von zwei auf knapp 58 Billionen Mark. Sie katapultiert den Dollarkurs von 18 000 auf 353 000 Mark.
      Zwar warnt eine Denkschrift des Reichsschatzministeriums vor dem Zerfall der Republik und prophezeit einen „Kampf aller gegen alle um das tägliche Brot in den Städten“. Doch noch sieht die Regierung keine Alternative zu dem überaus populären „Ruhrkampf“. Im August steht der Dollar bei 4,6 Millionen Mark. Das aberwitzige Finale der Hyperinflation beginnt. Anfang August 1923 in Königsberg. Eine Frau bestellt in einem Wartesaal eine Tasse Kaffee, für 6000 Mark. Dann hängt der Kellner die Preistafel ab. Als sie bezahlen will, kostet der Kaffee bereits das Doppelte. Bald steigen die Tariflöhne automatisch mit den Lebenshaltungskosten, hinken den Preisen aber immer hinterher. Der Berliner Magistrat holt das Geld für die Gehälter seiner Angestellten mit einem Lastkraftwagen von der Reichsbank ab. Ein Pfund Butter kostet am 24. September 84 Millionen Mark.
      300 000 Billionen Mark gibt die Reichsbank in nur einer Woche in Umlauf. In ihren Tresorräumen türmen sich die neuen Scheine, aber auch wertlos gewordenes Papiergeld, das abtransportiert, vermahlen und zu Pappe verarbeitet wird. Kinder zerschnipseln alte Noten beim Basteln, Erwachsene zünden sich mit ihnen Zigarren an oder verfeuern sie im Ofen. Allein in der Hauptstadt leben Zehntausende Kleinrentner im Elend, weil die Inflation ihre Ersparnisse aufgezehrt hat. An den Straßenecken betteln Kriegsversehrte, gestützt auf Krücken und in Lumpen gehüllt. Die Teuerungswellen treffen Fürsorgeempfänger und Erwerbsunfähige besonders hart. Am 6. November kostet ein Brötchen 3 Milliarden Mark. Selbst bei Regen gehen die Menschen ohne Hut und Mantel ins Theater, um die Millionen für die Garderobiere zu sparen. Eine Straßenbahnkarte wird so unerschwinglich, dass viele Berliner aufs Fahrrad umsteigen.
      Arbeitslose – ihre Zahl nimmt im Herbst 1923 wieder stark zu – können von der staatlichen Unterstützung kaum leben. Sie beträgt Anfang November 21 Milliarden Mark pro Woche, doch kostet ein Kilo Roggenbrot bald darauf schon fast das Vierfache. Mitte Oktober bestürmen Arbeitslose das Berliner Rathaus, fordern niedrigere Lebensmittelpreise. Erst als die Polizei mit der Waffe vorgeht, weichen sie zurück. Viele Kinder sind vom Hunger ausgezehrt, kommen barfuß und ohne Mantel zur Schule. Zu Hause können die Eltern oft nicht heizen, denn die Kohlen sind zu teuer. In Berlin muss ein Elternpaar den Sarg seines Kindes eigenhändig zu Grabe tragen, weil es sich den Transport zum Friedhof nicht leisten kann.
      Die Not macht viele Menschen zu Spekulanten und Spielern. Sie riskieren ihr Geld in den fliegenden Kasinos auf den Straßen oder bei windigen Wettbetrügern, die hohe Gewinne versprechen. Besonders an den Börsen herrscht fiebrige Betriebsamkeit. Denn alles spekuliert: Beamte, Kaufleute, Pförtner, Lehrlinge und Rentner kaufen Aktien, mit geliehenem Geld von der Bank. Steigen ihre Papiere schneller, als der Kurs der Mark fällt, lässt es sich von den Gewinnen eine Zeit lang gut leben. Überall eröffnen illegale Wechselstuben, in denen man Dollar, rumänische Lei, polnische Mark, spanische Peseten oder englische Pfund für riskante Devisengeschäfte kaufen kann.
      Ohnehin ist jetzt privilegiert, wer wertbeständiges Geld besitzt. Ausländische Studenten, Reisende, Korrespondenten und das Personal der Botschaften und Konsulate genießen unwirklichen Reichtum. Mit ihren Dollar- oder Pfundnoten können sie in Luxusrestaurants speisen, Schmuck, Pelze und Gemälde kaufen, Wohnungen oder ganze Häuser. Der Wertverfall der Mark verkehrt die alte bürgerliche Ordnung. Es ist die Stunde der Schieber und „Raffkes“: Sie horten Fleischkonserven, Kaffee, Zucker, Eier, Schokolade, Branntwein, Zigaretten, Stoffe, Leder, Autos oder Benzin, oft aus dunklen Quellen – und verkaufen die verknappte Ware später mit großem Gewinn.
      Die neuen Reichen residieren in großbürgerlichen Stadtvillen oder Landhäusern. Tagsüber erledigen sie telefonisch ihre Schiebergeschäfte, abends gehen sie in Bars und Tanzlokale, zeigen sich mit Lackstiefeletten, Pelzen, Brillanten. Schon 1922 hat die Kabarett-Revue „Wir stehn verkehrt“ die Parvenüs besungen: „Ick bin die allerneuste Zeiterscheinung, / Sie treffen mir an alle Orte an – / ick pfeife uff die öffentliche Meinung, / weil ick als Raffke mir det leisten kann. / Ick bin die feinste von die feinen Nummern, / ick steh schon in die Illustrierte drin; / denn ob Jeschäfte oder Sekt und Hummern: / Ick knie mir rin, ick knie mir richtig rin!“ Der wahre „König der Inflation“ jedoch hat für dergleichen Protzerei weder Sinn noch Zeit. Seit Mitte September 1923 kursieren in Berlin Putschgerüchte.
      Und oft fällt dabei der Name Stinnes. Der „Prinzipal“ hält die Parteiendemokratie für handlungsunfähig. Er plant, ein diktatorisches „Direktorium“ einzusetzen, womöglich mit dem Chef der deutschen Heeresleitung an der Spitze. Anfang Oktober 1923 drängt Hugo Stinnes die DVP-Reichstagsfraktion zum Bruch der Großen Koalition unter ihrem Kanzler Gustav Stresemann. Er will, dass eine nationale Diktatur die sozialpolitischen Zugeständnisse von 1918 revidiert und etwa den Achtstundentag abschafft. Ansonsten sei die deutsche Wirtschaft nicht mehr wettbewerbsfähig. Diesmal aber dringt der mächtigste Industrielle des Landes nicht durch. Zwar muss Stresemann zurücktreten, doch Reichspräsident Friedrich Ebert betraut ihn am 6. Oktober erneut mit der Regierungsbildung. Die neue Große Koalition hält am Achtstundentag fest, erlaubt aber zugleich Ausnahmen von dieser Regelung. Der elastische Kompromiss rettet die parlamentarische Demokratie - es gibt keine Mehrheit für ein autoritäres Notstandsregime, wie es Stinnes vorschwebt.
      Dennoch erzwingt die Katastrophe, in die das Land durch den Ruhrkampf und die außer Kontrolle geratene Hyperinflation gestürzt ist, drastische Maßnahmen. Bereits Ende September hat das Kabinett unter Gustav Stresemann die Finanzierung des so ruinösen wie hoffnungslosen Widerstands an der Ruhr abgebrochen. Damit entfällt der wichtigste Grund, immer mehr Geld zu drucken. Jetzt kann die Regierung daran gehen, die Währung zu stabilisieren. Der erste Schritt am 15. November ist die Ausgabe eines neuen, vorläufigen Geldes: der Rentenmark. Deren Menge ist fest begrenzt – als Deckung dient das Grundvermögen aller Landwirte und Industriellen. Zugleich wird die Notenpresse stillgelegt. Gegen eine Billion Papiermark darf genau eine Papiermark eingetauscht werden. Damit ist die neue Währung exakt so viel wert wie die alte goldgestützte Mark von 1914: Der Dollar entspricht 4,20 Rentenmark. Im August 1924 wird Finanzminister Hans Luther dann die Reichsmark als endgültiges neues Zahlungsmittel einführen; deren Noten müssen zu 40 Prozent durch Gold und Devisen gedeckt sein. Eine sparsame Haushaltsführung des Staates und die nun von der Regierung unabhängige Reichsbank sind weitere Garanten der Geldwertstabilität.
      Das „Wunder der Rentenmark“ gelingt: Über Nacht ist Mitte November 1923 der fiebrige Zahlentanz der Hyperinflation vorbei. „Man kann im Café sitzen, sogar ein Stück Kuchen essen, ohne die Grundlage seiner Existenz zu vernichten“, schreibt ein Zeitzeuge. Weihnachten 1923 sind die Schaufenster der Geschäfte wieder mit Waren gefüllt. „Seit der Papierschein Dauerwert hat, ist aus dem gedemütigten Konsumenten wieder eine umworbene Persönlichkeit geworden“, notiert ein Berliner Chronist. Der Inflationskönig scheint sich mühelos in die neue Zeit zu finden. Hugo Stinnes steigt ins Versicherungsgeschäft ein, beteiligt sich an Filmgesellschaften, will Deutschland mit einem Netz von Tankstellen überziehen.
      Doch ihm bleibt nicht mehr viel Zeit: Der Großindustrielle, dessen Macht so unübersehbar gewesen ist, dass er in der Auslandspresse zeitweilig als „Deutschlands Diktator“ galt, klagt kurz nach seinem 54. Geburtstag im Frühjahr 1924 über starke Bauchschmerzen; die Ärzte diagnostizieren eine Gallenblasenentzündung. Am 10. April 1924 stirbt Hugo Stinnes an den Folgen einer missglückten Operation. Zur Trauerfeier in Berlin kommt fast das gesamte Kabinett; selbst politische Gegner wie Gustav Stresemann zollen dem bedeutendsten Unternehmer seiner Zeit Tribut. In der sozialistischen Presse hingegen wird der Verstorbene als „Ausbeuter der Arbeiterklasse“ geschmäht. „Meine Kredite sind eure Schulden“, hatte Stinnes seinen Söhnen mit auf den Weg gegeben. Eine erdrückende Erbschaft, denn ihnen fehlt das unternehmerische Genie des Vaters. Sie ignorieren seine Mahnung und nehmen weitere Schulden auf – die nun aber nicht mehr von der Inflation getilgt werden. Im Frühjahr 1925 müssen sie Zahlungsunfähigkeit anmelden. Das gigantische Firmengebilde des Hugo Stinnes, jenes getriebenen, verschlossenen, so rätselhaft gierigen Mannes aus Mülheim an der Ruhr, zerfällt, nur wenige Zweige überdauern.
      Die Inflation jedoch hat sich in die Erinnerung der Deutschen gebrannt, die Angst vor dem Wertverfall der Mark, vor der Auflösung der Lebensersparnisse, vor dem unaufhaltsamen Ruin und Abstieg. Wer diese Angst zu schüren vermag, der hat auch Macht über die Menschen. „Nichts hat das deutsche Volk“, wird im Rückblick der Autor Stefan Zweig schreiben, „so erbittert, so hasswütig, so hitlerreif gemacht wie die Inflation.“


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