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    Städte - kreative Klasse - Talente - Wunderkinder der Boheme -creative/bohemian/gay index - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 21.01.10 12:35:29 von
    neuester Beitrag 23.06.10 08:03:17 von
    Beiträge: 27
    ID: 1.155.454
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      schrieb am 21.01.10 12:35:29
      Beitrag Nr. 1 ()
      STADTENTWICKLUNG
      Stadt der Gespenster

      Von Oehmke, Philipp DER SPIEGEL

      Hamburg investiert Milliarden in seine Zukunft. Doch viele Projekte stoßen auf Widerstand: Künstler besetzen leere Gebäude, nachts brennen Autos und Barrikaden. Es geht um die Frage, wie man eine Stadt verändert, ohne eine Revolte ihrer Bürger auszulösen.

      Es sind nur drei Seiten, ausgedruckt aus dem Internet, und da liegen sie auf seinem Schreibtisch. Richard Florida hat sie kurz überflogen, doch schon nach dem ersten Satz hat es ihm gereicht. Es geht wieder gegen ihn.

      Er liest dort: "Ein Gespenst geht um in Europa, seit der US-Ökonom Richard Florida vorgerechnet hat, dass nur die Städte prosperieren, in denen sich die ,kreative Klasse' wohl fühlt." Die "kreative Klasse", ja, das ist sein Begriff. Er legt die Seiten weg. Er versucht ein Lächeln.

      Der Satz, den er gelesen hat, kommt vom anderen Ende der Welt. Er kommt aus Hamburg in Deutschland, und mit ihm beginnt ein Manifest, das Hamburger Künstler, Musiker und soziale Aktivisten im Oktober 2009 veröffentlicht haben. Dieses Manifest hat in den vergangenen Wochen viel Aufsehen erregt in Hamburg und auch in Deutschland, es richtet sich gegen eine Stadtentwicklungspolitik, die auf einer Theorie aufbaut, die Richard Florida in den letzten Jahren entwickelt hat.

      Floridas Theorie besagt, dass Städte sich neu erfinden müssen. Dass sie nicht mehr wie in den neunziger Jahren versuchen sollen, Unternehmen anzuwerben, sondern Menschen, und zwar die richtigen: die, die etwas erfinden, die, die etwas voranbringen und der Stadt ein Image geben. Er hat diese Menschen die "kreative Klasse" genannt.

      Und er hat damit einen Kampf um Menschen ausgerufen.

      Quelle: www.spiegel.de
      Avatar
      schrieb am 21.01.10 12:38:38
      Beitrag Nr. 2 ()
      Diese Theorie hat Richard Florida berühmt und reich gemacht und zu einem der gefragtesten Redner in Nordamerika. Tausend Anfragen, sagt er, hatte er allein im Jahr 2009. Seine Bücher über die "kreative Klasse" und darüber, warum diese überlebenswichtig ist für jede Stadt, wurden zu Bestsellern, seine Theorie zum kaum angefochtenen Axiom moderner Stadtentwicklung. Richard Florida ist eine Art Guru für die Stadtplaner.

      In Europa hat sich kaum eine Stadt so auf Florida verlassen wie die alte Kaufmannsstadt Hamburg. Vor ein paar Jahren kam der damalige Wissenschaftssenator Jörg Dräger plötzlich mit den Büchern von Florida unterm Arm in den Senatsbehörden an. Es war kurz vor der Sommerpause, und Draeger verteilte die Bücher unter den Senatsmitgliedern: Bitte über den Sommer lesen. Darin stehe, wie es gehen kann. Wenig später hat die Stadt Hamburg dann die Unternehmensberater von Roland Berger losgeschickt, um herauszufinden, wie sich Floridas Lehre für Hamburg umsetzen lässt. "Wir wollten ihm nicht blind hinterherrennen, aber seine Überlegungen waren der Ausgangspunkt für die Weiterentwicklung unserer Metropolstrategie", sagt Dräger heute.

      Das Ergebnis hieß "Talentstadt Hamburg", und Florida kam damals in seiner Eigenschaft als Guru sogar höchstpersönlich in die Stadt und hielt Vorträge.

      Und jetzt soll das alles gegen ihn zurückschlagen? Ein Gespenst geht um? Und er soll dieses Gespenst losgelassen haben? Ein Manifest? Was hat sich denn dort plötzlich verändert in Hamburg?

      Was sich verändert hat, hätte Richard Florida gut sehen können an einem Abend vor ein paar Wochen, als ein Bündnis von Aktivisten, das sich "Recht auf Stadt" nennt, in der Jupi-Bar traf, einer provisorischen Sperrmüllkneipe im Gängeviertel. "Recht auf Stadt" ist ein Zusammenschluss von knapp 20 Initiativen, die im Einzelnen sehr verschiedene Ziele verfolgen, doch vereint sind in ihrem Kampf gegen jene Stadtteilveränderungen, die die Stadtgeografie inzwischen Gentrifizierung nennt: die politisch gewollte, gezielte Aufwertung ärmerer Wohngegenden, die meist zu einem Austausch der Bevölkerung führt. Arm geht, Reich kommt.

      Quelle: www.spiegel.de
      Avatar
      schrieb am 21.01.10 13:29:52
      Beitrag Nr. 3 ()
      Hehe Techno, biste noch in New York ? :D

      Erstmal noch nachträglich Alles Gute zum Neuen Jahr.

      Du weißt schon, daß diese linksradikalisierten Möchtegern-Akademiker dann auch noch losziehen, um die bourgoisen Yuppiekarren anzuzünden ? Dat wird schwierig im Frühjar mit Dir offen durch Hamburg zu cruisen. :D

      http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/wo-gehobel…

      ... Du kommst aus Mecklenburg, warum zündelst du dann in Berlin?

      Weil in der Stadt, in der ich lebe, die Auswirkungen der Verdrängung von ärmeren Menschen bei weitem nicht so krass sind. Zwar steigen auch da die Mieten, doch hat das bei weitem nicht die Auswirkungen wie in Berlin.

      Warum dann ausgerechnet Friedrichshain?

      In Friedrichshain sind die Auswirkungen der Verdrängung am deutlichsten spürbar. Prenzlauer Berg ist abgeschrieben, dort lohnt es sich nicht mehr. Aber wenn ein Benz oder Audi eines Reichen brennt, wird er es sich überlegen, ob er doch lieber aus dem Kiez verschwindet.

      Was ist, wenn es den Falschen trifft, einen guten Menschen?

      Wo gehobelt wird, fallen Späne. Wir können nicht vorher den Besitzer eines Fahrzeugs ermitteln, das ist Quatsch. Hauptsächlich trifft es die Richtigen. Wer einen Porsche fährt und diesen in einem von Gentrifizierung betroffenen Stadtteil abstellt, macht einen Fehler. Autos sind für Yuppies keine Gegenstände, es sind Statussymbole, auf die sie sich einen runterholen. Und auf die haben wir es abgesehen.

      Was erreichst du denn mit der Zündelei?

      Ich sage mal: Es ist eine Art Krieg, der uns aufgezwungen wurde. Ich hätte lieber Frieden. Doch es gibt eine Schieflage - Leute mit Geld verdrängen Leute ohne Geld aus der Innenstadt. Ich erwarte nichts von der Politik, sie ist von Wirtschaftsinteressen bestimmt. Es muss also Menschen geben, die das Heft in die Hand nehmen. So lange werden Autos brennen, bis es wieder ausreichend Räume gibt, die nicht kapitalistischen Interessen dienen.

      :D "Fahr ich bekifft im Pink Rolls Royce,
      durch Ostberlin mit Wolfgang Neuss"
      Avatar
      schrieb am 21.01.10 13:59:24
      Beitrag Nr. 4 ()
      Avatar
      schrieb am 21.01.10 14:27:53
      Beitrag Nr. 5 ()
      @HeWhoHeHahihi ... thx :) ;)

      @Ecco :) ...nein bin seit ein paar Wochen zurück und erst im Februar wieder dort!

      Vor allem, wen interessiert, wenn er in Mecklenburg zündelt ... da kriegt er von seinem Vater sowas von eine geschossen :D und macht das nie wieder, nachdem ihn auch noch der Dorfpolizist verprügelt hat :D

      ...vor allem aber: wen interessiert es dort? Das wäre wahrscheinlich nicht mal eine Meldung in der Tagesschau, wenn dort ein Vulkan ausbrechen würde :D :laugh: ;)

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      schrieb am 21.01.10 14:40:16
      Beitrag Nr. 6 ()


      Teurer, später - Elbphilharmonie. Gerade erst wurde bekannt, dass die Kosten für das Hamburger Prestigeprojekt wohl noch einmal deutlich steigen. Nun fürchtet die zuständige Baufirma Hochtief: Die Fertigstellung des ambitionierten Kolosses könnte sich um ein weiteres Jahr verzögern.

      Hamburg - Als Millionengrab hat sich das Bauwerk bereits erwiesen. Jetzt könnte sich die für Mai 2012 geplante Eröffnung der Hamburger Elbphilharmonie erneut um bis zu ein Jahr verzögern.


      Kurz nach dem Bekanntwerden möglicher Mehrkosten hat das Bauunternehmen Hochtief der städtischen Realisierungsgesellschaft (Rege) in einem Brief mitgeteilt, dass der Bau nicht, wie vorgesehen, bis Ende 2011 fertiggestellt werden könne.

      Hochtief macht die Schweizer Architekten Herzog & de Meuron für die Verzögerungen verantwortlich. "Wir brauchen Pläne. Ohne Pläne können wir die Elbphilharmonie nicht bauen", :D :laugh: sagte Hochtief-Sprecher Bernd Pütter am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur dpa.

      Archetypischer Prestigebau

      Rege-Chef Heribert Leutner wies die Hochtief-Forderungen umgehend zurück. "Die von der Hochtief Construction AG angekündigte Verzögerung bei der Fertigstellung der Elbphilharmonie hat nichts mit der aktuellen Situation auf der Baustelle zu tun", sagte Leutner der dpa am Mittwoch. Hochtief habe auf Grundlage der aktuellen Verzögerungen von acht bis zehn Wochen eine Hochrechnung aufgestellt. "Die Daten, die zu diesen Hochrechnungen führten, kennen wir nicht." Aus Bauherrensicht sei dieser Verzug im weiteren Bauablauf jedoch aufholbar. "Wir gehen daher davon aus, dass die Elbphilharmonie - wie von Hochtief vertraglich zugesagt - am 30.11.2011 an uns übergeben wird", meinte Leutner.

      Anfang 2009 war der Kostenanteil der Stadt von 114 Millionen auf 323 Millionen Euro gestiegen. Damals war auch die Eröffnung von 2010 auf 2012 verschoben worden. Am Montag wurde nach einer Anfrage der SPD bekannt, dass die Kosten aufgrund verschiedener Forderungen der Baufirma und der Architekten vermutlich um weitere 30 Millionen Euro steigen.

      Ursprünglich sollte die Elbphilharmonie 186 Millionen Euro kosten. Der von der Stadt getragene Anteil sollte 77 Millionen betragen. Die Gesamtkosten für das Projekt liegen derzeit nach Angaben der Hamburger Kultursenatorin Karin von Welck bei etwa 500 Millionen Euro. :laugh: :laugh:
      http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,673165,00.h…
      Avatar
      schrieb am 21.01.10 14:47:33
      Beitrag Nr. 7 ()


      Jungautorin Hegemann
      Drogen, Sex und Ausbruchsphantasien
      SPIEGEL ONLINE - 21.01.2010

      Die Berlinerin Helene Hegemann ist erst 17 und hat geschafft, was andere in ihrem ganzen Leben nicht hinbekommen: Sie schrieb ein Drehbuch, ist Regisseurin, bekam Preise. Nun hat sie ihren ersten Roman verfasst - einen radikal-sperrigen Trip durch die Kulturszene der Hauptstadt.

      Aus der Ferne kann einem Helene Hegemann ganz schön Angst machen. Wofür andere ein halbes Leben brauchen, das hat sie in etwas mehr als drei Jahren geschafft. Sie hat einen Kinofilm gedreht, ein Theaterstück geschrieben und als Schauspielerin gearbeitet. Nun erscheint ihr erster Roman: "Axolotl Roadkill".

      Er handelt von harten Drogen, anonymem Sex und exzessivem Ausgehen. Helene Hegemann ist 17 Jahre alt.


      http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,672725,00.html
      Avatar
      schrieb am 21.01.10 14:54:06
      Beitrag Nr. 8 ()
      In einem vor einiger Zeit in dem niederländischen Magazin Real Estate Magazine erschienenen Artikel, kann man einiges über die seltsame Koalition zwischen "Kreativen" und Immobilienwirtschaft erfahren: "Das Konzept der "Creative City" ist im kommen. Manchmal geplant, manchmal organisch entstanden, doch bislang stets dank der Bauträger." Der Artikel berichtet über Roundtable-Gespräch von Immobilienunternehmen über die "Creative City",das von der Immobilenabteilung der ING-DIBA organisiert wurde. Die Direktorin der ING - Real Estate erklärte, dass ihre Bank solange in Kunst und Kultur investiert, bis der Wert der umliegenden Immobilien drastisch steigt.
      Dabei ginge es darum Raum zu schaffen! Und es wäre falsch, öffentlich zu verkünden, dass man jetzt Künstler, "Kreative" usw anschleppen wird; stattdessen muß man den Eindruck erwecken, diese seien von ganz alleine gekommen.Wenn es organisch zustande kommt, stiege organisch das Niveau. Womit vor allem das Preisniveau gemeint sein dürfte.
      Man versucht also mit kulturellen Einrichtungen und den Zuzug von "Kreativen" vorhandene Wohnviertel chic teuer zu machen. Wer dahinter steckt, wird hier nur allzu deutlich.
      Avatar
      schrieb am 21.01.10 15:03:36
      Beitrag Nr. 9 ()
      :confused:


      Was ist, wenn es den Falschen trifft, einen guten Menschen?

      Wo gehobelt wird, fallen Späne. Wir können nicht vorher den Besitzer eines Fahrzeugs ermitteln, das ist Quatsch. Hauptsächlich trifft es die Richtigen. Wer einen Porsche fährt und diesen in einem von Gentrifizierung betroffenen Stadtteil abstellt, macht einen Fehler. Autos sind für Yuppies keine Gegenstände, es sind Statussymbole, auf die sie sich einen runterholen. Und auf die haben wir es abgesehen.

      Was erreichst du denn mit der Zündelei?

      Ich sage mal: Es ist eine Art Krieg, der uns aufgezwungen wurde. Ich hätte lieber Frieden. Doch es gibt eine Schieflage - Leute mit Geld verdrängen Leute ohne Geld aus der Innenstadt. Ich erwarte nichts von der Politik, sie ist von Wirtschaftsinteressen bestimmt. Es muss also Menschen geben, die das Heft in die Hand nehmen. So lange werden Autos brennen, bis es wieder ausreichend Räume gibt, die nicht kapitalistischen Interessen dienen.



      schnalz....ja, dass hat was.... erfreulich und mit dankbarkeit zu lesen, denn es es eine weitere motivation, rechte nationale bewegungen und parteien als gegengewicht zu fördern.....
      Avatar
      schrieb am 21.01.10 18:14:07
      Beitrag Nr. 10 ()
      Was ist, wenn es den Falschen trifft, einen guten Menschen?

      Man erwartet also, dass sich jemand diese Frage stellt ... Hhhm ... natürlich der Zündler soll sich diese Frage stellen und nicht Stadtplaner, Politiker, Immobilienkonzerne etc. hhhm.



      Bei der Berlin Fashion Week wird bislang nicht mit aufregender Mode, sondern mit geschickt inszenierter Show gepunktet. Ein gutes Beispiel ist die patente Designerin Anja Gockel, deren Label "Anja Gockel London" schnell mit der britischen Hauptstadt assoziiert wird, die aber längst wieder in Mainz lebt und arbeitet.

      Als Opener für ihre Show schickte Gockel das schwarze Top-Model Alek Wek in einer kleinen Paillettenjacke über den Laufsteg und erntete spontanen Szenenapplaus. Die Sudanesin, die sonst in New York oder Paris für Designer wie John Galliano oder Calvin Klein läuft, brachte genau das mit, was dieser Fashion Week bislang fehlt: internationales Flair.

      Da fiel dann gar nicht weiter auf, dass die Kollektion von Anja Gockel eher bieder und alles andere als innovativ war. Backstage gab die 32-jährige Wek, die nicht nur sehr dünn, sondern auch sehr groß ist, zu Protokoll, dass sie von der Designerin Gockel vor ihrer Anfrage noch nie gehört hatte, aber spontan Lust verspürte, die junge Fashionmetropole Berlin zu unterstützen. "In Paris und New York war ich schon so oft, und in London sind zurzeit alle verrückt nach Berlin."

      (Kommentar technostud: In New York sind auch alle sowas von verrückt nach Berlin, im Ernst)

      Schon das Auftauchen von C-Prominenz löst Blitzlichtgewitter aus


      Wek, die weit entfernt von den Berliner Szenevierteln standesgemäß im Luxushotel Adlon residiert, verschwieg, in welcher Größenordnung sich ihr Salär bewegt. Anja Gockel wird sie ihr Geld Wert gewesen sein, schließlich hat sie nach dem letzten Besuch der Berlin-Fashion Week ihren Umsatz um 30 Prozent steigern können.

      Dass es bei der Modewoche in erster Linie ums Geschäft geht, bewies auch der gemeinsame Auftritt von Fotograf Nick Knight und Anders Sundt, dem Leiter der Markenkommunikation von Hauptsponsor Mercedes-Benz. Gemeinsam mühten sie sich in bester Verkäufermanier redlich, das futuristisch-düstere Plakat der Fashion Week vorzustellen, auf dem viel Auto (der SLS AMG, ein Sportwagen mit Flügeltüren), wenig Mode und gar nichts von Berlin zu sehen ist. :laugh:

      Eher ungewollt generierte Barbara Meier ("Germany's Next Topmodel") Aufmerksamkeit, als sie auf dem Laufsteg für die Grazer Designerin Lena Hoschek einen Schuh verlor. In Paris wäre das mit einem müden Lächeln quittiert worden, in Berlin gab es Applaus. Und nur in Berlin kann eine C-Prominente wie Liliane Matthäus, die Bald-nicht-mehr-Ehefrau von Lothar Matthäus, ein Blitzlichtgewitter bei den Fotografen auslösen - weil eben niemand Interessanteres da ist. :laugh: :laugh: :laugh:
      Avatar
      schrieb am 21.01.10 20:21:17
      Beitrag Nr. 11 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 38.784.538 von technostud am 21.01.10 18:14:07Na für jeden Armen, der von einem Reichen verdrängt wird, wird anderswo ein Reicher von einem Armen verdrängt. Es gibt genügend Beispiele wo ehemals gute Wohnviertel umkippen und der normale Bürger Reißaus nimmt.

      :)
      Avatar
      schrieb am 22.01.10 09:34:36
      Beitrag Nr. 12 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 38.785.699 von diggit am 21.01.10 20:21:17Ok. Nenn doch mal ein paar Beispiele, bitte.
      Avatar
      schrieb am 22.01.10 10:14:09
      Beitrag Nr. 13 ()
      Eine klassische Stadtentwicklung hat einen ihrer Motoren in der Differenz der Immobilienpreise zwischen Zentrum und Peripherie.

      Egal ob St. Pauli oder Altona, die Schanze etc., Kaufkraft zählt und setzt sich durch. Und mal ehrlich, wenn sich schon die Politik keinen Deut um die Leistungsträger und Steuerzahler schert, sondern nur noch um die Masse des Stimmviehs buhlt, dann doch bitte zumindest eine funktionierende Marktwirtschaft.

      Die einen gehen ins Ghetto, die anderen fliehen in die Peripherie. Damit wird jedes Mal der Druck im Ghetto erhöht, und die Preise in der Peripherie steigen.

      Aktuell steigen die Preise für Hamburger Eigentumswohnungen in astronomische Höhen, aber, worüber kaum jemand spricht, im Hamburger Umland fallen die Hauspreise seit 2-3 Jahren und um 15-20%.

      Wenn Du günstig wohnen willst, bleiben Dir Viertel wie Wilhelmsburg etc.

      :D Berlin an sich ist doch das beste Beispiel. Mal abgesehen davon, daß in Kreuzberg, wo man mal gut wohnen konnte, inzwischen die Hirnwindel- und Burkaträgerinnen die Oberhand gewonnen haben.

      Die Mietpreise sind im Vergleich zu Hamburg spottbillig. Aber wer will da schon noch wohnen ?

      http://www.rbb-online.de/kontraste/beitrag/1998/sozialer_bre…
      Avatar
      schrieb am 22.01.10 10:29:02
      Beitrag Nr. 14 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 38.788.332 von technostud am 22.01.10 09:34:36Moin,
      ist dir der Begriff "White Flight" geläufig. Ähnliches gibt es in unseren Bundesstädten auch schon zu genüge. Holland hat ebenfalls genügend abschreckende Beispiele.

      gruß
      Avatar
      schrieb am 22.01.10 10:52:57
      Beitrag Nr. 15 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 38.788.905 von diggit am 22.01.10 10:29:02:confused:

      gibt es eigentlich schon so etwas wie widerstand gegen das abfackeln von luxusautos in bestimmten bezirken???

      ansonsten würde ich als wochenend- unterhaltung für porsche- und ferrari-fahrer das besuchen dieser viertel mit müllwagen vorschlagen und dort alle herumstehenden fahrräder einsammeln und zum schrottplatz bringen.
      Avatar
      schrieb am 22.01.10 11:21:39
      Beitrag Nr. 16 ()
      :D Gerüchteweise soll es schon gelegentlich Bürgerwehren oder privat beauftragte Sicherheitsdienste gegeben haben. Fragt sich nur, in welchem Zustand die Zündler dann bei der Polizei eintreffen ?
      Avatar
      schrieb am 22.01.10 12:14:57
      Beitrag Nr. 17 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 38.788.905 von diggit am 22.01.10 10:29:02Mir ist das geläufig ja, aber nenn doch mal ein paar konkrete Beispiele, da Du ja schriebst: Es gibt genügend Beispiele wo ehemals gute Wohnviertel umkippen und der normale Bürger Reißaus nimmt.
      Avatar
      schrieb am 22.01.10 12:27:48
      Beitrag Nr. 18 ()
      Ich beobachte diese Entwicklung ja schon seit 30 Jahren und kenne das ganze ja aus New York, Berlin, Hamburg und München zu genüge. leicht heruntergekommene Viertel werden von der "Avantgarde" entdeckt, Künstler ziehen zu, die Schwulen kommen, die Geschäfte, die Schrauben verkaufen machen zu, Unterhosengeschäfte ziehen ein, eine Galerie macht auf, die Mietpreise steigen ...

      Die Coolen ziehen dann von Kreuzbeg an den Prenzlauer Berg und dann weiter nach Friedrichshain and so on.

      Extremes Beispiel New York, was sich da seit meinen ersten Besuchen Anfang der Achtziger bis heute verändert hat, Wahnsinn ... ich sag nur East Village!

      Zu Zeiten der Blauen Reiter - Maler ... waren deren Protagonisten noch traurig, dass sie sich nur die Mietpreise in Schwabing leisten konnten und deswegen dort wohnen mussten ... und nicht in München :D :laugh: ;)

      Ich glaube zu Hamburg muss ich nach Ecco's Posting nichts mehr sagen.

      Grundsätzlich begrüsse ich diese ganzen Entwicklungen ja durchaus ... finde aber eben, dass zur "kreativen Klasse" durchaus auch Leute gehören, die sich dagegen wehren. Im Übrigen hatte ja Hamburg mit St.Georg in den Achtzigern auch was anderes vor (nämlich abreissen und neu bauen und zwar Hochhäuser) und stiess da auf so starken Bürgerprotest, dass sie es sein liessen ... und ich denke heute ist jeder froh darüber ...

      Jede Nacht Autos zu sprengen, ist völliger Blödsinn ...
      Jedem Immobilienhai permanent nachzugeben - auf Kosten der Stadtbewohner - ist genauso grosser Blödsinn!
      Avatar
      schrieb am 22.01.10 15:53:31
      Beitrag Nr. 19 ()
      Hier aber nun echte kreative Klasse, echt klasse! Moon Suk, die Königin Berlins! :)
      http://www.youtube.com/watch?v=aRevsk8mGX4

      http://www.youtube.com/watch?v=VUI9BsJsrKE&feature=related
      Avatar
      schrieb am 22.01.10 16:19:36
      Beitrag Nr. 20 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 38.790.211 von technostud am 22.01.10 12:27:48Ich stimme deiner #18 zu. Eine Stadt braucht eine gute Balance zwischen kreativen Freiräumen und Kommerz, bzw Arbeitsplätzen.
      Allerdings habe ich meine Probleme damit, wenn in einer Stadt wie Berlin, in der die Armut nicht mehr zu übersehen ist, Projekte abgelehnt werden, weil sie angeblich zu kapitalistisch sind. Bei der finanziellen Situation, muss man auch mal ans Geldverdienen denken dürfen.

      gruß
      Avatar
      schrieb am 22.01.10 23:52:41
      Beitrag Nr. 21 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 38.790.211 von technostud am 22.01.10 12:27:48 "weiter nach Friedrichshain and so on."

      das " so on " nennt sich kreuberg/neukölln während die ersten jetzt langsam in den wedding ziehen, is ja auch mitte aber noch billig


      klasse thread hab ihn gegen meine gewohnheit von vorne nach hinten durchgelesen.

      "Jede Nacht Autos zu sprengen, ist völliger Blödsinn ... "

      stimmt der brennende porsche bringt dem vollkaskoversicherten einen neuen und ist das aus, für die angekokelte rostlaube die zufällig daneben stand.

      doch eins ist anders in berlin, die menschen verdienen weniger als in HH, München, FFM.... sofern sie nicht politker sind oder mit einem westvertrag in der tasche übersiedeln.

      ein freund von mir sagte mal:

      in frankfurt verdien ich meine Kohle, in berlin arbeite ich für umme für kunst und kultur.

      "Jedem Immobilienhai permanent nachzugeben - auf Kosten der Stadtbewohner - ist genauso grosser Blödsinn! "

      jepp zumal dieser blödsinn doch das aus für skaterahlle klettervereine, Flohmarkt, kultur neben dem kommerz bedeutet.
      wobei mein herz absolut nich am tacheless hängt.
      Avatar
      schrieb am 25.01.10 12:50:25
      Beitrag Nr. 22 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 38.796.431 von gesine am 22.01.10 23:52:41Ja, freue mich auch sehr über die vielen guten Beiträge hier im Thread

      das " so on " nennt sich kreuberg/neukölln während die ersten jetzt langsam in den wedding ziehen, is ja auch mitte aber noch billig

      ins "kaputtsanierte" Kreuzberg?? :eek: Alles dreht sich, dreht sich im Kreis ... ich lebte ja von 81-89 in Berlin, 4 Jahre Kreuzberg (Köpenickerstr./Schlesiches Tor) und 4 Jahre Schöneberg (Goltzstr.) und ich lebte in beiden Stadtteilen sehr gerne. In Kreuzberg sprachen die Leute damals schon von "kaputtsaniert" und wird "zu schick". Was für ein Blödsinn ... nur weil es da wegen der IBA ein paar "postmoderne" Neubauten gab. Ich wohnte da echt gerne, Miete 2-Zimmer-Wohnung 240 Mark, aber zu schick fand ich es nie.... vielleicht weil ich direkt aus München kam? 1-Zimmer Appartment 700 Mark (1980!) Dass die Mietpreise irgendwo steigen, wo ich hinzieh, bin ich Zeit meines Lebens ja gewohnt ... kenn ich gar nicht anders ... liegt es an mir? :D :laugh:
      Avatar
      schrieb am 25.01.10 13:32:52
      Beitrag Nr. 23 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 38.804.345 von technostud am 25.01.10 12:50:25"ins "kaputtsanierte" Kreuzberg?? "

      in manchen teilen kreuzbergs siehts so aus
      wie im osten ein, zwei jahre nach dem mauerfall.


      am mittwoch sird entschieden was der stadt lieber ist ein grosser mauerpark oder luxuriöse appartements. wie es mit dem RAW gelände weitergehen soll ist auch fraglich. wie ich gehört habe soll ein 10 jahresvertrag für die noch verbliebene skaterhalle vorliegen aber die investoren hätten gern an der revaler strasse ein ökodorf mit transferladen erbaut :eek:

      zur fashion week fällt mir ein die einzig ewtas glamouröse veranstaltung soll sich im museum des hamburger bahnhofs erreignet haben. das wiederum sich auf einem umstrittenen gelände befindet
      Avatar
      schrieb am 26.01.10 12:39:50
      Beitrag Nr. 24 ()
      Ich war, ehrlich gesagt, vor 5 Jahren das letzte Mal in Kreuzberg ... mir gefällt das noch immer recht gut... auch, wenn es inzwischen wirklich etwas anderes ist ...
      Avatar
      schrieb am 27.01.10 10:02:23
      Beitrag Nr. 25 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 38.812.525 von technostud am 26.01.10 12:39:50so ähnlich gehts mir mit hamburg
      diese art von stadtentwicklung durch entmeitung gabs in allen metropolen udn immer wieder ist ein anderer standort hip *räusper
      auch wenn die teilweise etwas provienziell daher kommen ;)
      naja stuttgart war noch nie dabei :O woran das nur liegt :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 27.01.10 10:54:27
      Beitrag Nr. 26 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 38.819.905 von gesine am 27.01.10 10:02:23Die Stadt im Dorf lassen

      In Kreuzberg und Prenzlauer Berg entstehen edle Projekte wie die "Prenzlauer Gärten" und "Haus und Hof". Bedeutet die neue Wohnkultur des Mittelstands ein mehr an Stadt - oder ein mehr an Provinz?
      http://www.taz.de/1/berlin/artikel/1/die-stadt-im-dorf-lasse…
      Avatar
      schrieb am 23.06.10 08:03:17
      Beitrag Nr. 27 ()
      Großstadt-Roman "Cash"

      Geballte Ladung Gegenwart




      Polizisten jammern, Spekulanten jubilieren - und die Künstler schieben Nachtschichten: In seinem Roman "Cash" beschreibt US-Autor Richard Price die schmerzhaften Umschichtungen in New Yorks einstiger Kloake, der Lower East Side. Ein furioses Werk über soziale Verdrängungskriege in modernen Städten.

      Es geht um läppische fünf Quadratkilometer, aber die haben es in sich. New Yorks Lower East Side, das ist auf den ersten Blick nur eine kleine Ansammlung dunkler Gassen im Schatten der Williamsburg Bridge. Ein Transitquartier, das man von Brooklyn kommend durchquert, um zu den eigentlichen Verheißungen Manhattans vorzustoßen. Und doch finden hier die Verteilungskämpfe statt, die in allen Großstädten der westlichen Welt geführt werden, nur eben hoch verdichtet - und ein bisschen heimtückischer.


      Richard Price hat daraus einen Roman gestrickt, der bei seinem Erscheinen unter dem Titel "Lush Life" in den USA vor zwei Jahren als lang erwarteter großer amerikanischer Roman gefeiert wurde. In einem wuchtigen Dialogbogen lässt er alle zu Wort kommen, die sich in der Lower East Side herumtreiben: Möchtegerngangster und Möchtegernschriftsteller, Yuppie-Gastronomen und Proleten-Cops, Migranten und Spekulanten.

      Die Lower East Side ist bei Price ein Anziehungsort für unterschiedlichste Charaktere - so richtig ins Herz geschlossen hat er offenbar aber kaum einen davon. Allenfalls die Bullen kommen bei ihm gut weg. Gelegentlich bemühen die Männer und Frauen des New York Police Department sogar den großen Dichter T.S. Eliot: "Auf diese Weise endet die Welt: Nicht mit einem Knall, sondern mit einem Wimmern."

      Agonie und Aufschwung

      Das wäre natürlich auch ein hübsche Umschreibung für die Lower East Side selbst, die nie mit einem Knall kollabierte. Agonie und Aufschwung lagen in diesem stadtplanerisch grausam verwaisten Winkel New Yorks oft dicht beieinander, ja manchmal begründeten sie einander sogar.

      Im 19. Jahrhundert etwa stellte das hafennahe Viertel, das von europäischen Elendsflüchtlingen überlaufen war, das Armenhaus des Landes dar - entwickelte sich dann aber zur jiddischen Boomtown. In den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts, als die Gegend nur noch von Obdachlosen und Junkies bevölkert wurde, kamen Maler und Punks und machten das Quartier mit seinem günstigen Wohn- und Arbeitsraum zu einer Kreativenhochburg.

      Heute zieht der Name Lower East Side immer noch junge Menschen an, die vom Künstlersein träumen - obwohl die Mieten in dem Viertel zumeist höher sind als in München-Schwabing.

      Der gebürtige New Yorker Price ist angesichts dieses Glücksrittertourismus befremdet und zugleich inspiriert. Als Sohn einer jüdischen Familie in der Bronx geboren, hat er selbst viele Jahre selbst am Rande der Lower East Side gelebt. Mit Romanen wie "The Wanderers" oder mit Drehbüchern zu Filmen wie "Die Farbe des Geldes" und Serien wie "The Wire" ist er inzwischen reich geworden und lebt nun in einer der schöneren Ecken Harlems. Nostalgie ist nicht unbedingt das Gefühl, das Price als erstes befällt, wenn er an die Kloake denkt, die einst seine Nachbarschaft gewesen ist.

      Umso genauer ist sein Blick auf die komplizierte Gemengelage im Viertel. Auf die alten Künstler, die hier in ihren günstig erworbenen Lofts auf die vorrückenden Spekulanten schimpfen. Auf die jungen Künstler, die in den von eben diesen Spekulanten eröffneten Yuppie-Etablissements Doppelschichten stemmen, um die Miete zusammenzukriegen. Auf die afro-amerikanischen und hispanischen Gangs, die in den umliegenden Sozialwohnungen leben und in der Kreativenenklave leichte Beute finden.

      So beginnt denn auch Prices Roman, der nur auf den ersten Blick ein Krimi ist, mit einem Überfall: Zwei Halbwüchsige aus den projects treffen um vier Uhr morgens auf eine Gruppe angetrunkener Möchtegern-Künstler. Doch die vorgehaltene Waffe verfehlt ihre Wirkung - einer der Bedrohten, der gerade einen positiven Bescheid für ein Drehbuchentwurf erhalten hat und sich in seiner Siegerlaune für unverwundbar hält, sagt nur: "Heute nicht, mein Freund." Kurz darauf hat er eine Kugel im Herzen.

      Die Stadt als darwinistischer Organismus

      Die Polizeiermittlungen werden nun zum Großteil aus der Perspektive des überlebenden Eric Cash gezeigt: Dieser Cash ist ein typischer Prekariats-Artist nach Art der Lower East Side. In einem Edel-Grill reibt er sich als Kellner derart auf, dass für seinen Roman keine Zeit mehr bleibt. Er übernimmt für seinen Chef sogar die bürokratischen Kämpfe mit den alteingesessenen Künstlern, die im Schnösel-Schuppen den Untergang ihres Viertels sehen. Immer wieder starten sie Petitionen, den Laden zu schließen, weil der doch näher als 50 Meter an einer Schule steht. Sonderbar: Obwohl man früher nichts gegen Heroinspritzen im eigenen Hausflur hatte, wird heute die Gastronomie mit Alkoholausschank zum Gefahrenquell für den eigenen Nachwuchs.

      Auf diese Weise führt der Roman direkt hinein in den Vielfrontenkrieg der Gentrifizierung. Und gerade durch die zweijährige Verzögerung, mit der das Werk jetzt unter dem (etwas irreführenden) Titel "Cash" hierzulande erscheint, stößt es wie von Zauberhand in die aktuelle deutsche Debatte zum Thema. Ob auf Hamburg-St. Pauli oder in Berlin-Kreuzberg: Überall wird zurzeit über die Aufwertung herkömmlicher Arbeiter- oder Migrantenviertel diskutiert. Das Bürgertum investiert, die alte mittellose Bewohnerschaft wird vertrieben.

      Doch obwohl Price diesen Prozess in einer geradezu pedantischen Art und Weise in seinem Pseudokrimi (die Auflösung gibt es schon nach der Hälfte des Buches) beschreibt, wird der deutsche Gentrifizierungsgegner kaum Futter für seine Thesen erhalten. Der Topos Stadt wird von Price als eine Art gesamtdarwinistische Angelegenheit beschrieben, bei der alle Beteiligten an Raum ergattern versuchen, was sie kriegen können. Die Bohème erscheint bei ihm nicht minder raffgierig als das Bürgertum.

      Einmal ist in "Cash" die Rede von "talentfreien Künstlern und Sesselsozialisten", die wie in allen anderen westlichen Ballungszentren immer die ersten seien, wenn es darum ginge, Stadtviertel aufzuwerten. Später beschwere man sich dann über "genau die Leute, die sie reich gemacht haben".

      Verengung der Kampfzone


      Das ist das Großartige an "Cash": Der Roman setzt der lobbyistischen Sichtverengung (durch Künstler, durch Stadtplaner, durch Bürgerinitiativen, durch Spekulanten) eine realistische, teilweise schmerzhafte Vielstimmigkeit entgegen. Hier kommt jeder zu Wort - und die sich neu ordnenden sozialen Frontlinien spiegeln sich in den Dialogen wieder. Künstlersprech und Bürgerwehrparolen, Gastro-Schnack und Spekulantentalk, Cop-Idiom und Migrantenslang - das alles vermischt sich.

      Unterbrochen wird dieser monströse Gesprächsthriller allenfalls von kunstvollen Fassadenstreifzügen, in denen Richard Price Zeugnis vom ewigen Werden und Vergehen der East Side ablegt, von den niemals endenden demographischen Umschichtungen seit dem 19. Jahrhundert. Da stehen verfallene Synagogen neben Szenerestaurants, Punkrockpilgerstätten neben sauber umzäunten Junior Highschools.

      Nur fünf mickrige Quadratkilometer umfasst das Refugium, das Richard Price in "Cash" beleuchtet - und doch gibt es zurzeit kein Buch, das so universal anwendbar die Wirklichkeit der Städte einfängt.


      Quelle: http://www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518,701325,00.html


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