Vielen Dank, @
TraderX, für den Vortritt und die netten Worte! Es war mir ebenfalls ein Vergnügen, Dich kennenzulernen. 🙂
Wer mich verfolgt, weiß, dass ich nicht der gewöhnliche HV-Gänger bin. Daher fällt mein Bericht etwas eigenwillig aus, und ich schreibe ihn rein aus dem Kopf, da ich mir keinerlei Notizen o. Ä. gemacht habe – abgesehen von den Abstimmungsergebnissen/Aktienstückzahlen. Ursprünglich hatte ich nicht vor, hier einen Bericht zu verfassen. Bitte seht es mir nach, wenn grundsätzlich nicht mehr allzu viele spannende Zusatzinfos dabei sind…
Eigentlich hatte ich ja bereits geplant, 2024 in Wismar persönlich dabei zu sein – Stichwort: Privatjet nach Lübeck. Letztlich änderte ich meine Pläne kurzfristig (vor allem virusbedingt), weil es wirklich sauteuer gewesen wäre, einen Jet anzumieten und ihn dann möglicherweise doch nicht zu nutzen, und schickte lediglich eine Weisung.
Hinterher war ich ziemlich irritiert, dass bei TOP 2 über 85 % der Gegenstimmen auf mich entfielen, was mir die Dame von der CEV jedoch anhand der Eintrittskarten-Nummer absolut glaubwürdig nachwies. Aus diesem Grund änderte ich diesmal mein Abstimmungsverhalten – doch dazu später mehr.
Ich hätte mein diesjähriges Erscheinen hier vielleicht besser nicht ankündigen sollen – das sorgte für reichlich Gesprächs- und Spekulationsstoff, und ich wurde überall sehr neugierig empfangen. 🙂
Diesmal bin ich konsequent ökologisch bewusst mit dem Elektrostrom-ICE nach Kassel-W. gereist (selbstverständlich in der 1. Klasse – um 6:00 Uhr war sie noch wunderbar leer) und ließ mich dort um 7:20 Uhr von einem ehemaligen Bankerkollegen aus den 1990er-Jahren abholen. Ihn hatte ich vor ein paar Jahren ebenfalls in CEV reingequatscht, wofür er sich am Donnerstag nochmals ausdrücklich bedankte, und wir hatten uns über 20 Jahre nicht gesehen – was nicht an mir lag…
Von Kassel ging es dann in einer „Großfamilien-Kutsche“ rund eine Stunde und zehn Minuten in die deutsche Provinz, ins gefühlte Nirgendwo, nach Brilon. Wer kennt diese Weltstadt nicht! 😉
Dort angekommen, war ich zunächst wegen des Namens „Centrotherm“ etwas verwirrt – aber wir fuhren einfach auf das Firmengelände, wo uns eine Mitarbeiterin seitlich empfing und bestätigte, dass wir richtig seien. Sie wies uns an, rechts auf den Parkplatz zu fahren. Gesagt, getan. Anschließend eskortierte sie uns persönlich zum Versammlungsraum. Hinweisschilder, wie sie sonst zur HV führen, gab es nicht, doch bei gut 20 Gästen schien alles reibungslos zu laufen – niemand ging verloren. 😉
Nach meiner Wahrnehmung waren es eher 25 Aktionäre, aber ich habe nicht genau gezählt.
Ich saß eher im hinteren Bereich, was sich später nicht unbedingt als klug erwies – dazu gleich mehr. Grundsätzlich war dies meine erste CEV-Präsenzhauptversammlung. Zwar war ich in den Vorjahren schon bei mindestens einer virtuellen HV dabei, doch das fühlte sich nicht so an – gefühlt war dies meine erste echte CEV-HV. Ich muss gleich sagen: Vieles war anders als auf "meinen" (eigenen) bisherigen Hauptversammlungen. Auch das Publikum war komplett anders. Bis auf wenige Ausnahmen kannte ich kaum Gesichter, und die üblichen „Naturaldividendenjäger“ fehlten vollständig. Kein Wunder – wegen der spartanischen Verpflegung mit belegten Brötchen (von denen sich später aber tatsächlich auch Guido eines (Salami) gönnte) reist niemand freiwillig ins Nirgendwo, selbst mit einem Deutschlandticket. Stattdessen war ausschließlich wirtschaftlich interessiertes "Fachpublikum" anwesend – eine sehr angenehme Abwechslung zu dem, was ich sonst gewohnt bin. Ich plädiere schon lange dafür, falsche Anreize wie üppige Hotelbuffets abzuschaffen, konnte mich damit jedoch bislang nicht bei meinen Entscheidern durchsetzen (Traditionen zu ändern, ist nicht ganz leicht).
Es ging absolut pünktlich um 09:00 Uhr los. Später drohte Guido an irgendeiner Stelle scherzhaft, künftig eventuell noch früher zu terminieren. Humorvolle Krass-Sprüche gab es an diesem Tag etliche – ich hoffe, ich habe mir die wichtigsten gemerkt. Los ging es mit den üblichen Belehrungen, die darin gipfelten, dass Guido explizit das Vornehmen einer Liveberichterstattung per Twitter untersagte. Er wünschte dies nicht, verwies auf Datenschutz und Persönlichkeitsrechte und berief sich auf sein Hausrecht. Sogar juristische und
strafrechtliche Schritte drohte er bei Zuwiderhandlung an – kaum ausgesprochen, relativierte er süffisant: „Naaa, das ist jetzt vielleicht doch etwas übertrieben.“ Erheiterung. Doch die Drohung hatte gesessen.
Soweit ich das überblicke, gab es diesmal keine dutzenden Twitter-Beiträge wie zuletzt bei LS Invest. Diesen Twitterer kenne ich allerdings nicht persönlich, daher kann ich nicht beurteilen, ob er vor Ort war und sich an das Verbot hielt.
Später bei der Werksführung stellte sich zu meinem Erstaunen heraus, dass der bekannte WirtschaftsWoche-Redakteur Niklas Hoyer (dessen Artikel ich sehr schätze) ebenfalls anwesend war. Er drückte mir sofort seine Visitenkarte in die Hand, und wir plauderten kurz über Delistingaktien, die Börse Hamburg usw. Nach eigener Aussage ist er seit weit über 15 Jahren CEV-Aktionär (steuerfreier Altbestand) und zeigte großes Interesse an der Person G. Krass. Ich kann mir schon vorstellen, was in einem möglichen Artikel von ihm stehen wird 😉. Falls er noch Material benötigt – gerne bei mir melden, ich bin ja gewissermaßen Deutschlands Delistingaktien-Liebhaber Nr. 1.
Zurück zur HV: Inhaltlich steht das Meiste bereits im Bericht von TraderX. Ich habe, wie gesagt, nicht mitgeschrieben. Bei der einleitenden Präsentation spielten Guido Krass und der neue CFO Dr. Michael Beigler einander gekonnt die Bälle zu. Letzterer ist, wenn ich mich recht erinnere, seit Oktober 2024 im Unternehmen und betonte, mit großer Freude dabei zu sein. Er wurde über einen der Top-3‐Headhunter Deutschlands vom Volkswagen-Konzern abgeworben, nachdem er zuvor verschiedene Finanzpositionen bei MAN innehatte. Die CEV-HV sei im Vergleich zur VOW-HV „etwas ganz anderes“ (im positiven Sinne).
An dieser Stelle: Redner 3 frage später, ob die auf einem Bildschirm gezeigte Präsentation zur Verfügung gestellt werden könne, was verneint wurde. Dort, wo ich saß – im hinteren Drittel der Sitzreihen – war der Text nahezu unlesbar. Bei den Zahlen ging es mit Mühe und Not noch gerade so, vor allem mit meiner Gleitsichtbrille; beim Fließtext jedoch nicht mehr. Ich würde die CEV daher bitten, für die hinteren Reihen, sofern sich am Umfang nichts ändert, mindestens einen weiteren Monitor aufzustellen. Dann ist es in Ordnung, wenn die Präsentation nicht ausgegeben wird, ohne dass es zu Informationsungleichbehandlung kommt. Da ich die verbleibenden operativen Geschäfte im CEV-Fall allerdings für eher nebensächlich halte, besitzen die Präsentationsinfos für mich nicht die höchste Relevanz.
Allgemeine Aussprache:
Es meldeten sich insgesamt drei Redner zu Wort, jeder mit mehr als 20 Fragen. Bei Redner 1 und 2 wurden diese direkt und ohne jegliche Vorbereitung beziehungsweise Unterbrechung spontan der Reihe nach beantwortet – so etwas hatte ich bisher auch noch nicht erlebt! Ich bin es gewohnt, dass Anwälte im Backoffice die Fragen „beantworten“, was regelmäßig nur eine formale, rechtliche Antwort ist, aber keine echte Beantwortung, die den Begriff verdient. Hier hebt sich die CEV erneut sehr positiv ab: Soweit die Fragen vom Management mitgeschrieben werden konnten, sind sie wirklich beantwortet worden.
Redner 1 war der bekannte Blogger und YouTuber Matthias Schmitt, CEO der HWPH AG (18.500 Follower – nach „Finanzgeschichten“ auf YouTube suchen). Er stellte rund 24 Fragen. Nach eigener Angabe war er zugleich SDK-Vertreter und vertrat eine ganze Latte von Stimmrechtskarten-Nummern.
Redner 2 war, wie so häufig, ein Vertreter der DSW, dessen Namen ich leider nicht mehr weiß. Ein älterer Herr, den ich vom Sehen her kannte, ebenfalls mit zahlreichen Stimmrechtsvollmachten und diversen Fragen. Er erwähnte, zuletzt vor zehn Jahren an einer CEV-HV teilgenommen zu haben. Die Fragen „ob oder wann ein finales/komplettes Delisting geplant sei“ fand ich etwas irritierend und peinlich. Inhaltlich kritisierte er vor allem die geringe Dividende.
Redner 3 war mein „Klägerkumpel“ und Freund Christian Werner – regelmäßigen HV-Gängern sicherlich ein Begriff. Die CEV-Vertreter, allen voran Guido, waren stocksauer und betonten ausdrücklich, dass sie die lange Liste der Fragen vorab erhalten hätten wollen. Christian erklärte, er habe die Fragen erst „gestern Abend“ erstellt. Guido konterte sinngemäß: „Wir wären auch um 1:00 Uhr nachts per E-Mail erreichbar gewesen – das wäre allemal besser gewesen.“ Später wurde sogar angedeutet, dass Fragen im kommenden Jahr nur noch beantwortet würden, wenn sie vorab eingereicht werden (sicherlich nicht ganz ernst gemeint).
Viele von Christians Fragen waren meines Erachtens überflüssig und wenig erkenntnisstiftend. Einige bilanzielle Punkte konnten weder Guido noch der CFO spontan beantworten, sodass die HV dafür für rund 15 Minuten unterbrochen wurde – eine bemerkenswerte Leistung angesichts des fehlenden Backoffices und der Vielzahl an Fragen. Nach der Fortsetzung zeigte sich Christian ausdrücklich begeistert von der Art und Schnelligkeit der Beantwortung und bedankte sich schließlich herzlich.
Im persönlichen Gespräch verriet mir Christian, dass er an diesem Tag als beauftragter Stimmenvertreter der Scherzer AG fungierte. Da parallel die HV von Rocket Internet stattfand und Scherzer dort eine wirtschaftlich bedeutendere Position hält, entschloss man sich offenbar, diese persönlich wahrzunehmen und Christian kurzfristig zu bevollmächtigen. Vielleicht wäre er auch so gekommen (wegen seiner Privataktien), doch auf diese Weise hatte er ein paar Aktien mehr im Rücken.
Abstimmungen:
Das Abstimmungsverfahren, das CEV bei Präsenz-HVs anwendet, finde ich ziemlich eigenwillig. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie das aussah, als noch deutlich mehr Aktionäre teilgenommen haben. Üblicher und einfacher sind sicherlich andere Verfahren – allerdings werden diese in der Regel nicht in Eigenregie, sondern von professionellen Dienstleistern organisiert.
Zur Erklärung: Nichtmeldungen wurden als „Ja“-Stimmen gewertet. Jeder Tagesordnungspunkt (TOP) wurde einzeln aufgerufen, und es wurde gefragt, wer sich a) enthalten oder b) dagegen stimmen möchte. Anschließend mussten die Vertreter nicht nur ihre Stimmkartennummer nennen, sondern zusätzlich die Aktienstückzahl der jeweiligen Karte – die häufig noch mit „10…“ begann. Das war komplett überflüssig und die Verwirrung vorprogrammiert.
Ab TOP 2 (Gewinnverwendung/Dividende) wurde das Verfahren für mich direkt relevant. Eigentlich hatte ich mich bei der Frage nach Enthaltungen nicht gemeldet. Als ich jedoch bei der Gegenstimmen-Abfrage die überraschend lange Liste – und die erheblichen Stückzahlen – hörte, die in diesem Jahr gegen die 4-Cent-Dividende gestimmt hatten, änderte ich ganz kurzentschlossen meine Meinung. Bei Guidos erneuter Nachfrage „Sonst noch wer?“ meldete ich mich:
„Ja, ich würde mich doch gerne enthalten, Stimmkartennummer 10132, 82.767 Stimmen.“
Die Dame, die mitschrieb, hakte nach: „Können Sie das bitte wiederholen?“ Ich wiederholte es – und im Saal ertönte ein Raunen. Guido reagierte schmunzelnd: „Oh, da haben wir ja fast einen Großaktionär sitzen.“ So etwas ist mir bisher noch nie passiert: vom Podium mit unter 1 % (!) der Stimmen als "Großaktionär" bezeichnet zu werden. Und nein, dieses Aufsehen wollte ich nicht unbedingt erregen. Aber Guido klarmachen, wo ich sitze, war durchaus meine Intention. Ich spürte bereits an manchem seiner Blicke, dass er sich nicht ganz sicher war. Zwar vertrat ich die zweitgrößte Stimmzahl und war persönlich anwesend – wir hatten sogar schon per E-Mail Kontakt in einer anderen Angelegenheit –, doch Guido hatte eben kein Gesicht dazu (und ich hatte es vor der HV nicht geschafft, ihn persönlich zu begrüßen).
Was mein Abstimmungsverhalten betrifft: Ich saß gefühlt „zwischen den Stühlen“. Dagegen zu stimmen war für mich – nachdem ich im Vorjahr quasi allein auf weiter Flur stand – dieses Jahr keine Option mehr. Nicht, nachdem ich zuvor gehört hatte, wie gut sich CEV performancetechnisch geschlagen hat. Dafür zu stimmen fühlte sich jedoch auch nicht ganz richtig an und wäre angesichts meiner Ablehnung im Vorjahr merkwürdig gewesen. Deshalb habe ich mich, wie gesagt, spontan dazu entschieden, den goldenen Mittelweg zu wählen und mich zu enthalten – um ein Zeichen zu setzen. Reine Symbolik, doch manchmal ist auch diese wichtig.
TOP 3 und 4 erhitzten die Gemüter weniger – es ging um die Entlastung. Obwohl Guido diese Abstimmungen mithilfe der Stimmen seiner Frau absolut in der Tasche hatte, hatte ich den Eindruck, dass seine Laune ab diesem Zeitpunkt noch weiter stieg. Nach Verkündung des Abstimmungsergebnisses riss er demonstrativ den nächsten lockeren Witz und blickte dabei zu seinem Kollegen: „Meine Herren, es ist mal wieder gelungen. Meinen Glückwunsch!“ Allgemeines Gelächter.
Aber die „Großaktionär“-Story von zuvor sollte noch weitergehen … Ich springe zu TOP 7: „Beschlussfassung über die Schaffung eines neuen genehmigten Kapitals 2025“. Obwohl es sich hierbei um einen völlig üblichen
Vorratsbeschluss handelt, den die CEV seit Jahren nicht genutzt hat und Guido ausdrücklich betonte, dass es auch in Zukunft keine Pläne zur Verwendung gebe – man wolle ihn lediglich aus guter Tradition beibehalten –, gab es ähnlich wie bei TOP 2 erneut erheblichen, breiten Widerspruch in Form von Gegenstimmen der bekannten Eintrittskartennummern. Das Vorlesen der Nummern und Stückzahlen nahm ordentlich Zeit in Anspruch. Als offenbar alle durch waren, folgte Guidos nächster lockerer Spruch: „Und der Großaktionär da hinten – will der nicht auch?“ Ich – etwas irritiert von dem ganzen Schauspiel und umso überraschter von der Frage – entgegnete spontan: „Ich gönne Ihnen das genehmigten Kapital!“ Worauf er meinte: „Aber ich bin ja zu alt, um es auszunutzen.“ Fast wäre ich offiziell nach vorne gegangen – übrigens an einen Art-Bistrotisch (Mikrofone gab es überdies für niemanden) –, um darauf einzugehen, doch ich habe es mir verkniffen und möchte das an dieser Stelle nun nachholen:
Also, ich halte die allgemeine Ablehnung des Freefloats – sowohl durch institutionelle als auch durch private Aktionäre – für falsch. Ebenso hielte ich es für einen gravierenden Fehler, wenn CEV sich dieses genehmigte Kapital nicht geschaffen hätte. CEV hat alles richtig macht: Ein weises Management MUSS einen solchen Vorratsbeschluss einholen, auch wenn es >20 TEUR Notarkosten verursacht (nur deshalb war der überhaupt da), alles andere wäre GROB FAHRLÄSSIG gewesen. Ich weiß aus leidvoller Erfahrung wie katastrophal es ist, wenn man einen solchen Vorratsbeschluss nicht besitzt (dann aber doch braucht). Eine Gesellschaft wie CEV wäre vollkommen angreifbar und erpressbar, wenn es sich den Beschluss erst versuchte einzuholen, wenn es ihn brauchte, anstatt ihn in der Schublade zu haben. Ich bin mir absolut sicher, dass Guido diesen Vorratsbeschluss niemals in Anspruch nehmen wird. Aber falls er ihn überraschenderweise doch braucht und ausüben WILL (was komplett gegen seine eigenen Interessen ginge) dann wüsste ich: wenn Guido DAS will, dann muss es ein extrem guter Deal sein, und dann will ich den natürlich auch und hab 100%iges Vertrauen. Hier dagegen zu stimmen, ist, sorry, kleinkariert und wenig vernünftig. Es geht hier um reines "feel good". Ganz wie Guido sagte "das hatten wir immer und hätte ich gern auch künftig", warum einem solchen Spitzenmanagement (aus reiner Angst!) solch ein Misstrauen aussprechen? Ich kanns nicht nachvollziehen. Nicht mit meiner ganzen wirtschaftlichen Lebenserfahrung. Auch wenn diese Meinung nicht auf Gegenliebe stößt, aber an der Stelle habe ich absolutes Vertrauen in Guido Krass! Und ich sehe keine Grund hier das zu verfolgen, was man sonst nur Großaktionären vorwirft: nämlich Eigeninteressen. In der Sache bin ich hier also zu 100% auf Linie mit Guido und bin eher ein bisschen traurig, dass Guido mich so einschätzt, dass ich das anders sehen könnte. Na gut, so gut kennt er mich nicht, aber so ticke ich eben nicht - das Wohl der Firma steht (immer) an 1. Stelle und nicht die Interessen von Einzelaktionären, egal ob kleinen oder großen (Idealbild). Und im Interesse der Firma ist ein solches genehmigtes Kapital zu haben, so unwahrscheinlich der Bedarf in Zukunft auch sein mag. Eine Wette auf "brauchen wir eh nicht" wäre einfach unprofessionell und falsch - denn niemand kennt die Zukunft, außer Gott.
Puh, der Bericht hat so langsam Überlänge. Ich beschränke mich daher nun nur noch auf das Erwähnenswerteste:
Zum Zeitpunkt der HV hatte die CEV 23.010 eigene Aktien im Bestand. Die gewinnberechtigte Aktienzahl betrug damit 11.788.649.
Ich habe kurz vor Beendigung der HV noch in die Anwesenheitsliste geschaut. Die beiden großen Blöcke lauteten 7.828.103 Aktien (offensichtlich Guido Krass) und 2.374.559 Aktien (Maren Krass) – zusammen also 10.202.662 Aktien. Gemessen an der oben genannten Zahl sind das 86,55 %, zuzüglich einer unbekannten Anzahl von Aktien über ein Inkognito-Vehikel von Guido (wie immer nicht angemeldet).
Der größte Freefloat-Aktionär mit über 145.000 Aktien wurde seitens der DSW vertreten (leider ohne Namensnennung). Auf meine Nachfrage hin handelt es sich um einen institutionellen Investor.
Wie die teilweise erheblichen Enthaltungen bzw. Gegenstimmen zeigen, gibt es im Freefloat durchaus noch einige fünfstellige Positionen. Mein Bestand liegt heute deutlich unter dem Stand zum Record Date der HV; mein Verkaufsprogramm (Nr. 2) ist jedoch nun final abgeschlossen.
Hätte ich die Infos der HV früher gehabt, hätte ich definitiv weniger abgebaut. Auf der anderen Seite habe ich sehr gute neue Anlagemöglichkeiten gefunden, sodass die Neuinvestments sicherlich nicht schlechter performen werden als CEV in Zukunft.
Ich war insgesamt sehr positiv von den erhaltenen Informationen angetan. Die Performance des Portfolios kann sich wirklich sehen lassen. Offenkundig verfügt die CEV über sehr gute (Bank-)Berater, die rechtzeitig empfohlen haben, den USD-Anteil zu reduzieren und stattdessen den EUR-Anteil zu erhöhen. Die Beimischung von Gold und Minenaktien kam bei mir besonders gut an 🙂 und erklärt die deutliche Outperformance von 8 % gegenüber dem Gesamtmarkt. Das ist umso beachtlicher, als das Depot zu über 50 % aus Anleihen besteht und nur zu 20–25 % aus Aktien. Hier werden jedoch nicht „Mag 7“, sondern eindeutig sogenannte Value-Aktien favorisiert. Zudem liegt eine beachtliche Liste von Titeln vor, die für Neuengagements in den Blick genommen werden.
Man versteht sich jedoch nicht als Portfoliomanager (auch nicht aus operativer Sicht), sondern als Industrieunternehmen. Das Wertpapierportfolio möchte man langfristig verwalten; mehr als die gesetzliche Mindestdividende wird es auch in den kommenden Jahren nicht geben. Der Hintergrund wurde bereits im anderen Bericht erläutert. Guido wies darauf hin, dass sich die Performance seit dem 15-€-Delisting durchaus sehen lassen könne – und das ganz ohne Dividenden.
Der bereits erwähnte Spruch „halte das Geld lieber im Unternehmen, als es meiner Frau zu geben“ sorgte nicht nur für allgemeine Erheiterung, sondern sogar für Applaus (!!). Ich muss nicht erwähnen, dass sich im Publikum, glaube ich, nur eine einzige Frau befand. 😉
Stichwort Squeeze-Out: Ich war durchaus überrascht, wie offen (oder war es ein Versehen?) Guido und auch der CFO, die Möglichkeit einer Strukturmaßnahme ließen - sie jedenfalls in der Zukunft nicht prinzipiell ausschlossen. Aktuell würden dafür keine Pläne existieren - das klang in meinen Ohren schon eindeutig weniger ablehnend, als in den Vorjahren. Für mich ist klar: eines Tages kommt er, spätestens wenn Guido/Maren 95, 96 oder 97% zusammen haben. Aber bis dahin, könnte es noch länger dauern, denn vor allem das 145 k Paket steht diesem Vorhaben erheblich im Weg. Baut dieser Aktionär auch in Zukunft nicht (wenigstens in Teilen) ab, wird die 95% zu erreichen eher schwierig oder noch lange dauern.
Ich persönlich finde das gar nicht so schlimm. Die Aufstellung der CEV erinnert mich ein wenig an Warren Buffett und Berkshire – nur geht es hier nicht um das Versicherungsgeschäft, sondern um andere Branchen. Letztlich managt Guido sein Privatvermögen, angereichert durch einige operative Gesellschaften. Das ist gar nicht schlecht. Ein Aktionär meinte, er sehe CEV als „Bondersatz“ – dem stimme ich nach wie vor zu.
Ach ja, im Zusammenhang mit dem Squeeze-Out-Thema bemerkte Guido auch, dass er es durchaus als Vorteil sieht, eine jährliche HV mit externen Aktionären abhalten zu müssen. Das sorge für Disziplin und dafür, dass „die Mitarbeiter auf Zehenspitzen stehen“. Die Situation sei eine ganz andere, wenn sich sein Führungspersonal nur einem Großaktionär (also ihm) gegenüber rechtfertigen müsste, statt auf einer öffentlichen Versammlung.
Dieses Argument mag den meisten Hörern vielleicht unwichtig oder vorgeschoben erscheinen, doch ich kann Guido hier ausdrücklich verstehen. Ich selbst stehe anderswo mit anderen Großaktionären bei über 95 % – und genau aus diesem Grund unterstütze ich aktuell keinesfalls den tatsächlichen Squeeze-Out-Vollzug. Motto: „Ein bisschen öffentliche Verantwortung ist ganz gut.“
Um mit Guidos Worten abzuschließen:
„Ich mache das [also öffentliche HVs] seit mehr als 25 Jahren. Wir sind einmal verklagt worden, aber ansonsten ist noch nie etwas Schlimmes passiert.“
Bitcoins haben sie nicht. Und der Einwurf des DSW-Mannes, das würde nur Ärger mit den Wirtschaftsprüfern bringen, trifft nur teilweise zu. Würden sie direkte Krypto-Investments tätigen, hätte er natürlich Recht. Aber BTC lässt sich auch über Börsenprodukte beimischen, und solange es im Depotauszug der Bank steht, beschwert sich kein Prüfer. Die Dosis macht das Gift: Bei einem Depotvolumen von 500 Mio. € halte ich eine BTC(E)-Quote von 1–2 % aus Diversifikationsgründen für sinnvoll und gesund. Denn wie selbst Dr. Ehrhardt jüngst schrieb: BTC wird nicht mehr verschwinden. Aber das ist nur meine Meinung.
Bevor ich in Erwägung ziehen würde, weitere CEV Aktien zu verkaufen, würde ich sie eher zu meiner Fundingbank übertragen und in ein Repo geben (=beleihen). Die Kapitalkosten erwirtschaftet Guido und seine Berater allemal, daher ist CEV imho auch in Zukunft eine gute Anlage. Aussichtsreicheres gibt's natürlich immer, aber das schlechteste Investment ist CEV nicht. Guidos Aussage zu Beginn der HV zum Thema Squeeze-Out – „alle, die hier heute sitzen, spekulieren letztlich darauf“ – kann ich daher nicht teilen.
Thema Führung: Die bereits genannten Infos zum Krankenstand kamen durch meine Fragen ans Licht. Ich dachte, ich nutze die Gunst der Stunde: Wenn ich eine so gut geführte Firma und ihren Leiter vor mir habe, lassen sich ein paar interessante Details herausfinden. Bei anderen meiner Investments sind diese Quoten nämlich ganz anders. Und wenn ich höre, dass trotz aktuell 20–23 % Kurzarbeit bei Centrotherm die Fluktuation nur 1 % beträgt, interessiert mich natürlich, wie hoch der Krankenstand ist – einfach, um eine Orientierung zu haben, wo eine „gesunde“ Krankenquote liegt, wenn praktisch keine Blaumacherquote existiert.
Bei Centrotherm scheint es dafür natürliche Gründe zu geben: Die Mitarbeitenden wissen aus eigener Erfahrung, was es bedeutet, wenn ein Kollege krankheitsbedingt ausfällt (die Struktur mit zentralem Produktionsstandort trägt erheblich dazu bei). Das ist für das restliche Team nicht angenehm. Daher herrscht ein gutes Betriebsklima, und es lastet gewisser „Gruppendruck“ auf der Belegschaft, nicht „blauzumachen“. Kurzum: Die Firma ist exzellent gemanagt – was in diesem Shithole/Broken Country (sorry) erst recht beeindruckt.
So, ich hoffe, ich habe nichts Wichtiges vergessen. Zur Not wird es nachgetragen.
Ich hoffe, ihr fandet diesen "kurzen" Bericht - Marke dogi - spannend, und schließe mit gewohnten Youtuber-Worten "über ein like würde ich mich sehr freuen!"