checkAd

    Frage zur Aktienbewertung nach Ben Graham - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 13.05.17 02:25:33 von
    neuester Beitrag 21.05.17 22:34:19 von
    Beiträge: 3
    ID: 1.252.787
    Aufrufe heute: 0
    Gesamt: 447
    Aktive User: 0


     Durchsuchen

    Begriffe und/oder Benutzer

     

    Top-Postings

     Ja Nein
      Avatar
      schrieb am 13.05.17 02:25:33
      Beitrag Nr. 1 ()
      Hallo, ich habe mal eine kurze Frage.

      Ich beschäftige mich gerade damit, den intrinsischen Unternehmenswert einer Aktie zu berechnen. Dabei bin ich auf die Formeln von Benjamin Graham gestoßen, jedoch in zwei Varianten. Eine davon hat er noch mal 1974 etwas modifiziert. Bisher konnte ich aber keine Erklärung finden, wann welche der Formeln angewendet wird.

      Einmal die "normale" Formel: Value = Gewinn je Aktie * (8,5+2g)
      Modifizierung Value = Gewinn je Aktie * (8,5+2g) *4,4 / Y
      4,4 steht für den durchschnittlichen Kupon für Unternehmensanleihen 1962.
      Y steht für den Kupon einer durchschnittlichen AAA 20-jährigen Unternehmensanleihe

      Die zweite Formel lautet: WURZEL aus 22,5 * (Gewinn je Aktie) * (Buchwert je Aktie)

      Wann wird welche Formel verwendet? Ich weiß, dass die Formeln ziemlich alt sind und einige Leute nicht mehr an ihre Gültigkeit im Jahre 2017 glauben, aber eine andere Art der intrinsischen Unternehmensbewertung fällt mir ehrlich gesagt zu schwer. Es gibt ja noch die DCF-Methode, aber das ist mir alles zu kompliziert.

      Wer kann weiterhelfen?

      Grüße

      Mülli
      2 Antworten
      Avatar
      schrieb am 13.05.17 08:38:28
      Beitrag Nr. 2 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 54.935.294 von Mueller345 am 13.05.17 02:25:33Bei der Google Suche kommt man häufiger auf die zweite Formel, denn die erste Formel scheint Probleme aufzuweisen http://aktien-mit-strategie.de/eine-einfache-berechnung-des-…

      Wobei keine Formel perfekt ist, auf der Suche nach den heiligen Gral.

      Grahams hat ja auch noch andere Filter und Möglichkeiten (wie die Dogs-of-the-Dow Strategie) die man anwenden kann und insbesondere langfristige Anleger nutzen die ein oder andere Variante.

      https://www.godmode-trader.de/know-how/faustformel-so-bewert…

      https://www.godmode-trader.de/artikel/gute-aktien-in-schwier…

      https://www.godmode-trader.de/artikel/larry-williams-die-leg…

      Auf go.guidants.com kann man sogar im Aktien Screener direkt nach unter- bzw. überbeweteten Aktien ala Grahams filtern. Jedoch nur für Pro Max User die ein kostenpflichtiges Abo nutzen.
      Avatar
      schrieb am 21.05.17 22:34:19
      Beitrag Nr. 3 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 54.935.294 von Mueller345 am 13.05.17 02:25:33
      Zitat von Mueller345: Einmal die "normale" Formel: Value = Gewinn je Aktie * (8,5+2g)
      Modifizierung Value = Gewinn je Aktie * (8,5+2g) *4,4 / Y
      4,4 steht für den durchschnittlichen Kupon für Unternehmensanleihen 1962.
      Y steht für den Kupon einer durchschnittlichen AAA 20-jährigen Unternehmensanleihe

      Die zweite Formel lautet: WURZEL aus 22,5 * (Gewinn je Aktie) * (Buchwert je Aktie)

      Wann wird welche Formel verwendet? Ich weiß, dass die Formeln ziemlich alt sind und einige Leute nicht mehr an ihre Gültigkeit im Jahre 2017 glauben, aber eine andere Art der intrinsischen Unternehmensbewertung fällt mir ehrlich gesagt zu schwer. Es gibt ja noch die DCF-Methode, aber das ist mir alles zu kompliziert.


      Es sind beides nur Daumenregeln.

      Zuerst zur Graham Number (der zweiten Formel, die präziser lauten müsste: WURZEL aus [ 22,5 * (Gewinn je Aktie) * (Buchwert je Aktie) ] - die Wurzel geht über den gesamten Ausdruck, nicht nur über die 22,5). Angeblich ist das gar keine Formel von Graham, sondern die Kombination von zwei Kriterien, die er verwendet hat - nämlich nur Unternehmen mit KGV < 18 und KBV < 1,5 zu kaufen (vgl. z.B. http://www.nasdaq.com/article/how-to-tell-the-difference-bet…). Persönlich empfinde ich beides als viel zu scharfe Kriterien; denn damit würde man keine Wachstums-Unternehmen kaufen, keine Banken, keine Versicherer, keine modernen Unternehmen der Wissensgesellschaft, etc. Aber Graham war ja - im Gegensatz zum späteren Buffett - auch ein Cigar Butt Käufer, dafür passen solche Kriterien wahrscheinlich.

      Nun zur Graham Formel: Sie ist eine Daumenregel, um sich eine komplette DCF zu sparen.

      Vorab wichtig: Nach meinem Verständnis muss man in die Graham Formel für g und Y nicht die tatsächlichen Werte einsetzen, sondern diese mit 100 skalieren. (bei einer Wachstumsrate von 10% wäre also g=10; und bei einer 20-Jahres-Treasury-Rate von 3% wäre Y=3).

      Die ursprüngliche Formel (8,5+2g)*EPS hat Graham in den 70ern, wie von Dir angegeben verändert, indem er sie mit dem Faktor 4.4, geteilt durch die 20-jährige Treasury-Rate, skaliert hat. Damit wollte er sie an das Zinsumfeld der 70er Jahre anpassen, das damals deutlich höher lag als heute oder Anfang der 60er Jahre, als er die erste Formel verwendete.

      Meiner Meinung nach passt die alte Formel (8,5+2g)*EPS ganz passabel ins heutige Zinsumfeld.

      Dazu einfach mal folgende Überlegungen: nehmen wir mal an, ein Unternehmen habe für die gesamte Zukunft ein Wachstum von 0, also g=0. Dann wäre der Wert nach Grahams Formel gleich 8.5 mal EPS. Nach einem DCF Modell wäre der Wert = EPS * Summe über (1+r)^-k von k=0 bis unendlich = EPS * (1+1/r), wobei r > 0 der im DCF verwendete Zins ist.

      Damit der Wert aus der Graham Formel gleich dem Wert aus dem DCF-Ansatz ist, muss also 8,5 = 1+1/r sein, also im DCF-Modell r=1/7.5 = 13.3333% sein. Anfang der 60er Jahre, als Graham seine Formel erstmalig veröffentlicht hat, lagen die Zinsen 20-jähriger amerikanischer Staatsanleihen bei ca. 4%. Heute liegen wir ca 1.5%-Punkte niedriger. Reduziert man man nun den Zins im DCF-Modell um diesen Wert, verwendet also r=13,33% - 1,5%, so ergibt sich bei Auswertung der geometrischen Reihe ein Multiplikator für das EPS von 9.45 statt 8.5. Für eine Daumenregel finde ich das recht passend - der Faktor 8.5 ist zumindest konservativ; die Formel passt m.E. also noch als Daumenregel für die heutige Zeit.

      Alternativ könnte man sich natürlich selbst den Zins auswählen, den man für ein DCF-Modell angemessen findet und über die Formeln oben seinen eigenen EPS-Multiplikator bestimmen. 13% für den Zins finde ich persönlich schon recht konservativ - wenn man r=10% verwendet, kommt man auf einen Multiplikator von 11. Die modernere Formel mit der Skalierung 4.4/Zins finde ich aber zu agressiv - sie würde bei 0-Wachstum das EPS mit 14,96 skalieren und entspräche damit also einem Zinssatz im DCF-Modell von nur ca. 7% - das ist m.E. zu agressiv. Wahrscheinlich ist es aber ohnehin nicht so einfach, wie hier von mir skizziert; möglicherweise hat er zum finden der Formel noch irgendwelche mittleren Wachstumsraten g>0 angenommen - die Abweichungen zwischen der alten und revidierten Formel sind jedenfalls nicht nur über den Zins erklärbar.

      Fazit und Schlussbemerkung: Als Daumenregel fährt man m.E. im aktuellen Zinsumfeld mit der alten Graham-Formel gar nicht so verkehrt, wenn man Grahams Ansätzen möglichst direkt folgen will.

      Ich würde mich aber noch fragen: zu welchem Zweck benutzt man die Formel - wenn es ums Screening geht, kann man mit heutiger Technik nach viel besseren Kriterien filtern (ich nutze z.B. den Screener bei Gurufocus, da kann man wunderbar Profitabilitätskriterien und Wachstumskriterien mit Value-Kriterien verknüpfen). Als einziger Maßstab um eine Aktie zu kaufen, springt die Regel m.E. zu kurz.


      Beitrag zu dieser Diskussion schreiben


      Zu dieser Diskussion können keine Beiträge mehr verfasst werden, da der letzte Beitrag vor mehr als zwei Jahren verfasst wurde und die Diskussion daraufhin archiviert wurde.
      Bitte wenden Sie sich an feedback@wallstreet-online.de und erfragen Sie die Reaktivierung der Diskussion oder starten Sie
      hier
      eine neue Diskussion.
      Frage zur Aktienbewertung nach Ben Graham