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    Der Sonntagabendkommentar - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 28.05.00 23:53:44 von
    neuester Beitrag 22.01.01 14:50:57 von
    Beiträge: 9
    ID: 146.117
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      Avatar
      schrieb am 28.05.00 23:53:44
      Beitrag Nr. 1 ()
      Liebe Boardteilnehmer,

      schon lange beobachte ich dieses zunehmend amüsanter werdendes Board und muß feststellen, daß häufig die Euphorie über die Sachlichkeit siegt, was dazu führt, das wir uns nun in einer Phase befinden, die sich vom Börsenslang transponiert auf eine Ebene menschlicher Artikulation als Massenhysterie und Geldgeilheit beschreiben ließe.

      Ich empfehle jeden, dieses zugegeben längeren Beitrag aufmerksam zu lesen.

      Beginnen wir mit dem Wert der Unternehmen, sprich mit dem Preis der Aktien. Was darf eine Firma (die im strengen jur. Sinne ja nur der Name eines Unternehmen ist, ich denke aber als Börsenvokabel auch als Synonym für Unternehmen nutzbar) denn kosten? Der immaterielle Wert solchen Unternehmen ist in der Regel Null, sehen wir einmal von solchen Engagements wie den Berliner Zoo ab.

      Es bleibt, wie zu erwarten, nur die tatsächliche Vergeldlichung einer Investition, also die höhere Rückzahlung des Einsatzes. Entsprechend der Spiel- und Risikotheorie setzt dies nicht die hundertprozentige Rückzahlung des Einsatzen voraus, vielmehr kann auch ein Totalverlust akzeptabel sein, wenn dieser durch eine höhere Auszahlung mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit kompensiert wird.

      Betrachten wir nun den Fall, es gäbe bei einer Einzahlung der Höhe E zwei Möglichkeiten:

      a) einen Totalverlust
      b) eine Auszahlung der Höhe Z mit der Wahrscheinlichkeit p

      Wie Hoch müsste nun Z sein, damit die Investition lohnend wäre? Leicht nachzuweisen:

      Z = E/p

      Wäre der Einsatz also 10.000 Euro und die Auszahlwahrscheilichkeit 40%, so müsste die Auszahlung mind. 25.000 Euro betragen, damit sich eine Investition amortisieren kann, wenn sie (theoretisch) unendlich mal durchgeführt wird.

      Nun, da wir uns ja mit Finanzmathematik zu beschäftigen beginnen, noch die "Abzinsung" mit dem marktüblichen Zinssatz i und der Zeit t.

      Z = (E/p) * (1+i)^t

      Wäre nun der Einsatz also 10.000 Euro und die Auszahlwahrscheilichkeit 40% nach 5 Jahren und der Marktzins i = 5%, so müsste die Auszahlung mind. 31.907 Euro betragen, damit sich eine Investition amortisieren kann, wenn sie (theoretisch) unendlich mal durchgeführt wird. Dies kann man nun leicht auf das KGV eines Unternehmen übertragen. Eine Investition ist geglückt, wenn das KGV sagen wir 20 beträgt. Zur Zeit beträgt es angenommen 100, d.h. der Gewinn muss sich verfünffachen, um ein Ziel-KGV von 20 zu erreichen. Erst dieses sichert eine Rückzahlung der Investition.

      Nun stellt sich die Frage, wie hoch das jährliche Gewinnwachstum sein muss, damit sich die Investition auszahlt. Als Zeitraum t nehmen wir 5 Jahre an. Es lässt sich ein jährliches Gewinnwachstum von ca. 40% ermitteln.

      Haben wir 10.000 Euro in Aktien mit einem KGV von 100 investiert, und haben diese Aktien 5 Jahre lang ein Gewinnwachstum von 40% erzielt, so kann man von einem KGV 40 nach diesen 5 Jahren ausgehen, was 20.000 Euro Aktienwert für uns bedeuten würde.

      Am Geldmarkt hätten uns die 10.000 Euro nach 5 Jahren bei einem Zins von 5% nur 12763 Euro beschert. Aus den ersten Blick eine sinnvolle Investition.

      Das Risiko, das unsere Rechnung mit dem fünfjährigen Wachstum nicht aufgeht, dürfte aber maximal 36% betragen. Ansonsten wäre die Kapitalanlage am Geldmarkt sinnvoller.

      Nun stellt sich die Frage, ob eine jährliches Gewinnwachstum von 40% über 5 Jahre bei einem Risiko von nur 36% möglich ist? Dies ist kaum möglich, dieses Risiko liegt bei ca. 80% (dieser Wert stammt aus einer Analyse viele Wachstumsmärke der Vergangenheit).

      Nutzen wir nun unsere Risikoformel mit p=0,2 E=10000 Euro i=0,05, so erhalten wir Z = 63814 Euro.

      Der Aktienkurs müsste sich also mehr als versechsfachen, wenn man davon ausgeht, das nur jedes fünfte Unternehmen am Markt besteht (diese Annahme ist durchaus sinnvoll), gehen wir zudem von einer realistischen KGV-Kurs-Bewertung in fünf Jahres aus, so müsste das Gewinnwachstum schon 60% pro Jahr betragen, was einer Verzehnfachung nach 5 Jahren entsprechen würde.

      Empirisch lässt sich belegen, das in derVergangenheit nur ca. 0,7% aller Unternehmen an Wachstumsmärkten über 5 Jahre hinweg ein Gewinnwachstum von mehr als 60% erreichen konnten. Und diese Wachstumsmärkte hatten i.d.R. eine höhere Gesamtwachstumsrate als der Internetmarkt (z.B. der PC-Markt).

      Was folgt daraus?

      Die Aktien sind einfach zu teuer.

      Betrachtet man nun die psychologische Kompontente, d.h. fragt man Anleger nach dem Motiv ihrer Investition, so erhält man häufig als Antwort, schnell Gewinne einzufahren. Das deutet darauf hin, dass die Kurse durch Phantasien getrieben werden, die rational (s.o.) nicht begründbar sind.

      Diese Blase ist in den 20ger und 60ger Jahren schon einmal geplatzt. Nun stehen wir kurz davor? Warum? Eine zunehmende Unsicherheit der sonst so euphorischen Investoren ist erkennbar. Eine Verkaufpanik braucht nur einen kleinen Anstoß, anders als beim Minicrash 1998 sind nun die Vorzeichen viel schlechter, da die Unsicherheit größer und die Bewertungen höher geworden sind.

      Einzelne Beispiele gibt es genug (schaue man sich Viropharma, in der Vergangenheit eine häufig von Börsenbriefen empfohlene Aktie an), die Frage ist nur, wann der Gesamtmarkt ähnlich reagiert.

      Kommentare sind erwünscht.

      Schönen Sonntag noch.

      mfg Der Börsenphilosoph
      Avatar
      schrieb am 29.05.00 00:46:29
      !
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      Avatar
      schrieb am 29.05.00 01:07:18
      Beitrag Nr. 3 ()
      Das kann man ja nicht voraussagen. Ich selbst trade nur für einen Tag, geht gut zur Zeit.

      Wo bist Du denn investiert? Oder ist es geheim?

      Aber trotz alledem, Vorsicht ist geboten. Der obere Treat war für die NM-Langfristanleger gedacht, wenn es einmal abwärts geht, dann erwischt es auch Aktien, die gut sind, und Wachstumskriterien erfüllen.

      Aber: Good Trades.

      Würde gern noch mehr philosopisches Gedankengut verbreiten, erwünscht?

      Gruß an alle.
      Avatar
      schrieb am 29.05.00 01:42:27
      Beitrag Nr. 4 ()
      hallo, boersenphilosoph,

      deine aussagen machen sinn.

      ich bin prinzipiell mittel - bis längerfristig investiert.

      hast du übrigens peter lynch (fidelity magellan fonds) gelesen?

      er war langfristinvestor. eine wichtige aussage, die ich von ihm
      mitnahm: bist du selbst von der aktie, die du kaufen willst,
      überzeugt? und damit meinte er nicht ausschl. zahlenmaterial,
      daß allen interessierten zur verfügung steht, sondern gibt es
      einen wissensvorsprung, den du ausnutzen kannst?

      ausdrücklich möchte ich garauf hinweisen, daß ich hiermit insider-
      geschäfte ausschließe, sondern von persönlichen eindrücken
      (zb als kunde) spreche.

      gruß
      Avatar
      schrieb am 29.05.00 02:22:22
      Beitrag Nr. 5 ()
      schöner Kommentar,

      bloß sehe ich nicht daß die Bewertungen höher sind als früher.
      Hab heute gerad was über durchschnittliche KGV (letzte 20 Jahre) an den Märkten gelesen
      und da sind wir heute definitiv eher unterdurchschnittlich.


      Aber du hast natürlich implizit recht, wenn du meinst das wir weder lang- noch kurzfristig den Nemax jemals wieder über 6000 sehen werden....

      Mein Tip NASDAQ nächste Woche 10 Punkte.
      Riesenpanik, alle werden die Banken stürmen wie damals die Polen ALDI.
      Bloß ist die ganze Knete futsch :)
      Wir werden von den Indern versklavt werden und müssen alle
      Hilfsroutinen und Makros in QUICKBASIC schreiben.

      Volkswagen wird wieder Käfer mit Holzgasmotor bauen.
      Siemens stellt ganz auf Campingkocher und Suppenlöffel um.
      Der Nordseestrand ist auf die Linie Bottrop Hannover Leipzig
      vorgerückt.

      na gut vielleicht nicht ganz

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      Avatar
      schrieb am 29.05.00 02:37:23
      Beitrag Nr. 6 ()
      Ach ja,

      klasse wenn alle Blasen platzen.
      Hab gerade 78% cash und nur noch 3 Werte im Depot :).
      Avatar
      schrieb am 29.05.00 04:40:59
      Beitrag Nr. 7 ()
      Aloha Börsenfilosof,

      auf Deine Frage hin: Weiteres Gedankengut erwünscht!

      NUFAN
      Avatar
      schrieb am 29.05.00 08:20:44
      Beitrag Nr. 8 ()
      Bei den sehr klugen Betrachtungen des Börsenphilosophen fehlen jene Elemente, die sich nicht in Zahlen ausdrücken lassen, z.B. der Spaßfaktor "s" am Traden.

      Wußten Sie, daß mehr als 80% aller Casino-Besucher auf Anfrage behaupten, sie hätten im Casino gewonnen, obwohl der Durschschnittsverlust pro Kopf und Besuch bei ca. 100 Euro liegt.

      Dies liegt daran, daß sich Menschen gerne an Gewinne erinnern, und Verluste einfach verdrängen.

      Auch hier beweist die Mathematik die langfristige Chancenlosigkeit der Spieler, und jeder ist der Meinung, daß ohnehin die Anderen verlieren.

      Die Börse lebt derzeit vom Prinzip Hoffnung, Spannung und Spaß, die einfach viel stärker sind, als das Prinzip Mathematik, Vernunft etc...
      Avatar
      schrieb am 22.01.01 14:50:57
      Beitrag Nr. 9 ()
      28.5.2000


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