Bernd Niquet: Going Public - Ein Trend von gestern? - 500 Beiträge pro Seite | Diskussion im Forum
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Bernd Niquet: Going Public – Ein Trend von gestern?
- Die neue Revolution der Aktienmärkte -
Jetzt funktioniert sie wieder, La Ola, die Neuemissions-Welle: Wenn es Aktien regnet, dann duckt sich niemand mehr, sondern dann wird brav aufgestanden, die Hände in die Luft geworfen und das schlüpfrige Etwas aufgefangen.
Doch ist das eigentlich alles noch zeitgemäß? Natürlich, alle reden heutzutage vom „Going Public“. Doch ist es nicht bei allen Trends so, dass sie dann, wenn endlich auch der berühmte Mann auf der Straße sie für sich entdeckt hat, bereits mausetot sind?
Neulich hat jemand in einem Board den folgenden bemerkenswerten Satz über eine Neuemission geschrieben: „Um Gottes Willen, warum fällt sie denn? Machen die etwa schon Gewinn?“
Hier haben wir, denke ich, einen wirklichen Trendsetter gesehen. Denn an die Börse gehen müssen nur diejenigen Unternehmen, die dringend Geld benötigen. Wer hingegen gute Gewinne macht und seine Investitionen aus dem Cashflow finanziert, der braucht überhaupt keine Börsennotiz.
„Es ist herrlich, wir genießen es“, wird dann auch der Vorstandsvorsitzende einer Aktiengesellschaft zitiert, die ihre Börsennotiz aufgegeben hat. Und man kann das sehr gut verstehen. Denn wer möchte schon dauernd diese nervigen Finanzmarktfiguren in seinem Büro haben, wenn sie „Shareholder value“ brüllen und mit der Faust auf den Tisch schlagen, wobei der Geifer rechts und links aus den Mundwinkel rinnt, so dass der Teppich anschließend ständig neu shampooniert werden muss.
Heute feiert die ABB Asea Brown Boveri AG ihr 100-jähriges Bestehen und stellt gleichzeitig ihren Rückzug von der Börse in Aussicht. Was soll auch ein solides Maschinenbau- und Technologieunternehmen in einer Veranstaltung, die vollständig an das RTL-Fernsehen erinnert? Wenn man keinen prallen nackten Busen zu bieten hat, sondern nur noch antiquierte Werte, dann muss man sich also in die Nicht-Existenz zurückziehen.
Doch vielleicht ist gerade eine derartige Aktie ein sehr lukrativer Kauf?
Die wirklich Erfolgreichen, sowie die wahren Lebenskünstler, gehen also mitnichten „Public“, nein, sie gehen vielmehr „Private“. „Going Private“, der neue Trend ist hiermit also ausgerufen. Und eines kann man ganz sicher sagen: Wer sich von der Börse zurückzieht, glaubt nicht nur, dass seine eigenen Aktien unterbewertet sind. Sondern derjenige weiß es.
Bernd Niquet, Mittwoch, 14. Juni 2000
Feed-back und Diskussion: b.niquet@wallstreet-online.de
Es gibt in Deutschland verdammt viele Unternehmen, an denen ich mich gerne beteiligen würde - es geht bloss nicht, weil sie eben ZU erfolgreich sind (z.B. Würth, Bosch, ...).
Andererseits darf nicht der Faktor "Wirtschaftsdemokratie" vergessen werden, der durch eine Börsen-Abstinenz wichtiger Unternehmen verloren geht.
Ciao
Kit
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