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    Morphosys, Mühl.... Werde reich! Die Lehren der Gurus - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 24.08.00 11:38:10 von
    neuester Beitrag 29.08.00 20:24:12 von
    Beiträge: 4
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      Avatar
      schrieb am 24.08.00 11:38:10
      Beitrag Nr. 1 ()
      Werde reich! Die Lehren der Gurus

      "Erfolg ist das Ergebnis richtiger Entscheidungen. Richtige Entscheidungen sind das Ergebnis von Erfahrung. Erfahrung ist das Ergebnis falscher Entscheidungen."
      Haben Sie verstanden ? Wenn nicht sind Sie vielleicht ein Fall für den amerikanischen Psycho-Guru Anthony Robbins. Auf seine Tipps hört US-Präsident Clinton. Gurus haben Rat für alle Lebenslagen. Auch für Anlageentscheidungen. Das Geschäft boomt. Das Wechselspiel von Angebot und Nachfrage bestimmt dabei auch den Guru-Markt.

      Das Angebot
      Was sind Gurus? Das Wort "Guru" kommt aus dem Hindi und bedeutet "Lehrer". Früher war der Begriff im Deutschen negativ besetzt. Inzwischen hat sich die Bedeutung erweitert. Mit Guru wird jetzt auch ein Experte bezeichnet, der sich regen öffentlichen Interesses erfreut.
      Gurus sind zunächst Profis. Sie haben dem Laien zwei Dinge voraus: Expertenwissen und eine öffentliche Plattform. Börsen-Gurus wie Henry Blodget, Abby Joseph Cohen oder Peter Lynch bewegen mit ihren Empfehlungen Kurse und entscheiden über Wohl oder Wehe von Aktiengesellschaften. Es gibt aber auch Gurus, die mit ihren Tipps vor allem die eigenen Taschen füllen und die sich selbst zum Heilslehrer ernennen. Die bekanntesten Vertreter dieser Spezies in Deutschland sind Egbert Prior und Bernd Förtsch.
      Für beide führte der Weg zum großen Geld über die Fernsehsendung "3Sat.Börse". Prior startete seine Karriere als Journalist bei "Capital" und beim "Handelsblatt". Danach ging er zum "Platow-Brief". Kurz darauf gab er Anlagetipps in der 3Sat-Börse. Tausende Anleger kauften von August 1997 bis Juli 1998 nach seinen Prognosen Aktien. Was für Prior spannende Unterhaltung war, rief die Staasanwaltschaft auf den Plan. Ihr Vorwurf: "Frontrunning". Darunter versteht man "Vornwegkaufen": erst die Aktien kaufen, dann die Aktien empfehlen und sich an den Kurssteigerungen bereichern. Das Verfahren gegen Prior wurde eingestellt. Das Urteil des OLG Frankfurt: "Kein Tatverdacht". Prior gibt jetzt seinen eigenen Börsenbrief heraus. Seinen 3Sat-Platz nahm in der Folgerunde Bernd Förtsch ein. Der ehemalige Autoverkäufer hat eine einzigartige Medienmacht aufgebaut. Er ist im Fensehen und in der Presse ständig präsent. Förtsch tritt zum Beispiel in der ARD-Sendung Ratgeber Geld auf und schreibt in der Lifestyle-Gazette Max. Mit der Kulmbacher Börsenmedien AG besitzt der umtriebige Franke einen eigenen Medienkonzern. Förtschs Zentralorgan ist der "Aktionär". Vor fünf Jahren startete das Blatt mit einer monatlichen Auflage von 10.000 Exemplaren. Heute erscheint der Aktionär wöchentlich, die Auflage beträgt 142.878 Exemplare (Stand August 2000). Förtsch verdient sich mit Fondsmanagment für die Hauck & Aufhäuser Investmentgesellschaft und die Universal Investment ein kleines Zubrot. Er ist Fondsmanager, Verleger und Medienstar in einer Person. In den USA wäre solche eine Machtballung undenkbar. Doch die umstrittenen Hirten wären ohne willige Schäfchen machtlos. Warum sind wir empfänglich für die Botschaften der Börsengurus ?


      Die Nachfrage
      Warum haben wir überhaupt Rat notwendig ? Man kann zwischen objektiven und subjektiven Gründen unterscheiden. Objektiv steht jeder Anleger einer Flut von Informationen gegenüber. Der Information-Overkill erzeugt einen Wunsch, den der Soziologe Niklas Luhman "Bedürfnis nach Reduktion der Komplexität" genannt hat. Die Börsengurus befriedigen mit ihren Empfehlungen die Bedürfnisse nach sinnvoller Ordnung der chaotischen Börsenwirklichkeit.
      Subjektiv betrachtet kann die Informationsfülle Ohnmachtsgefühle erzeugen, Gefühle des Ausgeliefertseins und ein Bedürfnis nach Führung. Anthropologen meinen, das Verhalten der heutigen Menschen sei durch ihre stammesgeschichtliche Entwicklung geprägt. Jahrtausende durchstreiften Menschen in kleinen Horden die Wälder und Savannen. Ein Führer, der die Zusammenarbeit der Gruppenmitglieder koordinierte, erhöhte die Überlebenschance der Sippe. Die Bereitschaft, sich führen zu lassen, scheint deshalb zur anthropologischen Grundausstattung der Menschen zu gehören.
      Die Spezies Mensch ist durch eine weitere Besonderheit gekennzeichnet: eine ausgedehnte Kindheit. "Ein ähnlich starkes Bedürfnis aus der Kindheit wie das nach dem Vaterschutz wüßte ich nicht anzugeben." schreibt Sigmund Freud in seinem Essay "Das Unbehagen in der Kultur". Freud untersucht darin die "infantile Hilflosigkeit und die durch sie geweckten Vatersehnsucht". Einen Vater, der die komplizierte Welt der Börse erklärt, brauchen offenbar viele Anleger. Ein Beispiel: die 3Satbörse, Freitagabend. Da lobt ein Börsenguru schon mal die Aktie einer kleinen deutschen Biotech-Firma auf 1.000 Euro hoch. Am Montag stürzen sich die Anleger auf die Aktie und treiben die Kurse tatsächlich nach oben. Die Direktanlagebank hat jetzt sogar am Samstag geöffnet, um ihren Kunden den Aktienkauf gleich nach der Sendung zu ermöglichen. Freitags die Empfehlung, samstags oder montags der Kauf, ab Dienstag Kursgewinne, besonders für die, die schon am vorherigen Donnerstag gekauft haben, hier hat sich zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Börsenguru-Markt eine merkwürdige Ordnung herausgebildet. Wie schreibt Freud: "Die Ordnung ist eine Art Wiederholungszwang; die durch einmalige Einrichtung entscheidet, wann, wo und wie etwas getan werden soll, so dass man in jedem Falle Zögern und Schwanken erspart."

      Hoffe Euch ein wenig die Augen geöffnet zu haben und verbleibe

      mit freundlichem Gruss


      P.S.
      Ich würde auch gerne Eure Meinung dazu hören! Welche Erfahrungen habt Ihr gesammelt? Ich möchte damit mehr Hintergrund für Einsteiger und Anfänger schaffen!
      Avatar
      schrieb am 24.08.00 15:04:53
      Beitrag Nr. 2 ()
      hi,

      mir gefällt dein soziologisch-psychologisch-philosophisch angehauchter artikel sehr gut, halte das "Bedürfnis nach Reduktion der Komplexität" jedoch für eine grundsätzlich neutral zu bewertende tatsache und nicht für einen fehler.

      dadurch das die gesellschaft ein immer komplexeres und spezifischeres wissen besitzt, ist es für jeden einzelnen allein schon von der verfübaren zeit her eine unmöglichkeit, sich mit allem bis in´s detail auseinanderzusetzen. das bedeutet automatisch, das eine vereinfachung von komplexen sachverhalten unausweichlich ist, wenn man über ein halbwegs taugliches allgemeinwissen verfügen will.

      das problem liegt für mich vielmehr in der ausbeutung dieser tatsache. dieses "allgemeinwissen" oder "halbwissen" über das wir alle in jeweils verschiedenen bereichen verfügen, macht uns natürlich manipulationsversuchen zugänglich.

      da ich aber hier im board mich mit aktien beschäftige, fiel mir natürlich noch ein anderer punkt auf, an dem ich finde, das du selbt auch einer "reduktion der komplexität" unterliegst (was ich wie gesagt nicht negativ verstanden wissen möchte) und zwar im bezug auf die "beispielsselektion" deiner kritik:

      es stimmt meiner meinung nach schon mit bernd förtsch usw. es ist aber gerade im bezug auf B.F. schon alles, speziell hier im board, mehrfach gesagt und auch schon wiederholt worden.
      Es lenkt auch in meinen augen von den wirklich grossen manipulatoren ab (und soll es auch). eine bank z.B. für die gelder im milliardenbereich "peanuts" sind, ist hier in viel besserer weise geradezu prädestiniert, manipulationen im grossen stile durchzuführen, und das auch noch ohne dabei belangt werden zu können oder gross damit aufzufallen.

      ich finde es in diesem zusammenhang z.B. interessant, das banken und "professionelle" broker, die an der börse zugelassen sind, informationen einsehen können zu einzelnen trades, die uns vorenthalten bleiben wie z.B. WER hinter einem trade steht oder was die nächsten 20 trades (geld und briefwerte, stückzahl und preis)einer aktie sind.
      hier sind für mich wesentlich relevantere ansatzpunkte zur kritik und emanzipation gegeben.

      für mich ist die schlacht gegen B.F. eigentlich nur ein nebekriegsschauplatz, der von der eigentlichen "grossen manipulation" durch die banken ablenken soll. wenn "frontrunning" hier ein kritikpunkt ist, dann frage ich mich doch wie es mit den grossen banken steht.

      ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, das B.F. eine milliarde so mal eben als "peanuts" unter die leute bringen könnte.
      eine milliarde ? also damit könnte man den kurs von morphosys schon ganz gut bewegen, meinst du nicht ?

      gerade aktien wie z.B. MORPHOSYS sind kursmanipulationen ohnehin bei geringem handel (an manchen tagen nur 3000-10000 stück) ziemlich hilflos ausgeliefert. da kann man sogar schon mit kleineren dingen als erdnüssen kurse treiben, wenn man es denn will.

      ich finde es gut, "empfehlungen" insgesamt immer kritisch zu begleiten, finde aber auch, das es durchaus auch mal andere kandidaten gibt die zur kritik anlass geben. es ist mir ein wenig wohlfeil, sich immer wieder auf denselben zu stürzen.

      dein fallbeispiel hättest du bestimmt auch mit einer bank oder dergleichen machen können.

      zum abschluss möchte ich natürlich darauf hinweisen, das dies meine persönlich meinung ist zu dem thema. aber die wolltest du ja auch hören oder ?

      schöne grüsse

      Jim Farmer
      Avatar
      schrieb am 29.08.00 18:42:17
      Beitrag Nr. 3 ()
      Ich schätze mal...

      hier hat jemand den Zug verpaßt und ist nun ein wenig sauer!

      VASSAGO
      Avatar
      schrieb am 29.08.00 20:24:12
      Beitrag Nr. 4 ()
      Hallo WarrenB.:

      Es hat mir gefallen, daß Du Dir so viel Mühe mit Deinem Bericht gemacht hast. Und Du hast recht.
      Aber zwei Anmerkunken will ich noch loswerden:

      1. Zum Bescheissen gehören immer zwei. Einer der bescheisst, und einer der sich bescheissen lässt.

      2. Die Grundeinstellung der Menschen können wir nicht verändern. Ich will das auch nicht (nicht mehr). Wir sollten diese Situation als gegeben hin nehmen und versuchen unseren Vorteil aus den Gegebenheiten rauszuholen.

      Darwin hat das schon ziemlich früh erkannt, als er sagte: Der besser angepasste wird überleben (Darwin hat nie gesagt, der Stärkere überlebt !!!)

      grüße mpk


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