Moskauer Gedanken zum kommenden Crash - 500 Beiträge pro Seite
eröffnet am 27.08.00 03:43:54 von
neuester Beitrag 04.09.02 16:48:15 von
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Guten Tag!
Macht Euch mal Gedanken ueber den folgenden Aufsatz, den ich
aus der Neuen Solidarität Nr. 34/2000: entnommen habe!
Gruss Canada!
Moskauer Gedanken zum kommenden Crash
In der russischen Wochenzeitschrift Expert und in einem ähnlich gehaltenen Internet-Memorandum wird
angekündigt, daß es spätestens nach den US-Präsidentschaftswahlen zu einem Finanzkollaps kommt, der das
Ende des WTO-Freihandelssystems und die Wiedereinführung einer protektionistischen Politik bedeuten
werde.
Eine Finanzpyramide aus psychologischen Faktoren
Auszüge aus zwei Stellungnahmen russischer Experten.
In der Einleitung zu dem Memorandum "Über die kommende Krise" schreiben die Autoren Oleg Grigorjew und
Michail Chasin:
Bei der Ausarbeitung eines Wirtschaftsprogramms für Rußland... muß man sorgfältig erwägen, in welchem internationalen
Rahmen das Programm verwirklicht wird. Gegenwärtig ignorieren alle existierenden Programme diesen Rahmen. Bei ihrer
Ausarbeitung wurde nur von der gegenwärtigen Lage oder von Prognosen auf der Basis modischer Propaganda über
"Globalisierung", "Privatisierung" etc. ausgegangen.
1997-98 warf die Realität die auf dieser Grundlage erstellten Pläne über den Haufen. Die Krise in Südostasien erfolgte für die
Architekten der russischen Wirtschaftsstrategie völlig überraschend... Im Endeffekt kam sie auch für die meisten westlichen
Analysten unerwartet. Der Fehler bestand darin, daß man die Implikationen der Krise für Rußland nicht berücksichtigte und
keine Korrekturen in der Wirtschaftsstrategie vornahm. Das Resultat war, daß Rußland im August 1998 verheerend getroffen
wurde...
Gegenwärtig sieht die Lage der Weltwirtschaft für Rußlands Entwicklung relativ günstig aus. Aber das heißt keineswegs, daß
wir Entwicklungen, die sich nicht aus der Gegenwart hochrechnen lassen, einfach übersehen dürfen - unangenehme
eingeschlossen - , oder daß wir Vorbereitungen für notwendige Maßnahmen im Falle solcher Eventualitäten unterlassen dürfen.
Eine Finanzpyramide aus psychologischen Faktoren
Und in dem Artikel "Droht der USA eine Apokalypse?", der am 24. Juli in der Zeitung Expert Weekly erschien, heißt
es:
Die jüngste, mit der Entwicklung von Informationstechnologien verbundene technologische Revolution leistete bisher keinen
bedeutsamen Beitrag für die traditionellen Wirtschaftssektoren. Wir sprechen nicht von Managementtechniken, sondern von
Informationstechniken. Während die Informationstechnologien sich immer rascher entwickeln, ohne sich auf die traditionelle
Wirtschaft auszuwirken, wächst die Kluft zwischen "neuer" und traditioneller Wirtschaft immer weiter... Gleichzeitig hat es die
"neue Wirtschaft" nicht geschafft, die traditionelle Wirtschaft beim Verbrauch zu ersetzen. Die Hauptnachfrage der realen
Bevölkerung gibt sich noch mit der traditionellen Wirtschaft zufrieden... Deshalb mußte die "neue Wirtschaft" neue
Anwendungen suchen...
Dies hatte zwei bemerkenswerte Auswirkungen: Erstens wurde die neue Wirtschaft selbst zum wichtigsten Käufer der
Dienstleistungen der neuen Wirtschaft, was zur Inflation einer riesigen Blase führte, deren Größe das Ausmaß der dünnen
Nabelschnur, die sie mit der alten oder realen Wirtschaft verband, bei weitem übertraf. Zweitens sind die wichtigsten Waren,
welche die neue Wirtschaft anbietet, neue Verkaufsmechanismen für die Produkte der alten Wirtschaft. Die Zahlen zeigen, daß
die großen Investitionen in die neue Wirtschaft für neue Vermarktungstechniken auf der Grundlage des Internets ausgegeben
werden. Aber der gegenwärtige Wert der Waren... läßt sich durch Dienste von Zwischenhändlern nicht wesentlich verändern,
wie fortschrittlich diese auch sein mögen. Aus diesem Grund werden fast alle Unternehmen der neuen Wirtschaft auf der
Grundlage ihrer vermuteten zukünftigen Gewinne bewertet... Da dieses vermutete Einkommen eine exponentielle Funktion ihres
Wachstums ist, können die Investoren Superprofite verbuchen. Eben dieses Modell wurde zur Grundlage für das Wachstum der
neuen Wirtschaft, weshalb sie dutzendmal höhere Einkommen bieten konnte als traditionelle Sektoren...
Aber ein solcher Zustand unterhöhlt die neue Wirtschaft selbst, weil er zu sehr einer Finanzpyramide ähnelt, deren Stabilität
großenteils auf rein psychologischen Faktoren beruht...
Die US-Wirtschaft wäre schon längst in eine tiefe Krise gestürzt, wenn der Dollar und die "Globalisierung" nicht eine weltweit so
beherrschende Rolle gespielt hätten.
Der Zusammenbruch des sozialistischen Weltsystems und die Expansion der Vereinigten Staaten und ihrer Verbündeten
verlängerten die Wachstumsphase der US-Wirtschaft um mehrere Jahre... Aber diese Reserve erschöpfte sich ziemlich bald,
und Anfang der 90er Jahre waren die Voraussetzungen für eine Krise da. Aber das rechtzeitige Wachsen der neuen Wirtschaft,
das die überflüssigen Geldressourcen anzog, machte es möglich, das Phänomen der 20er Jahre - schnelles, praktisch
inflationsfreies Wachstum - zu wiederholen und die Überhitzung um mindestens zehn weitere Jahre hinauszuzögern. Aber jetzt ist
diese Zeit ebenfalls abgelaufen.
Aus dem raschen Wachstum der neuen Wirtschaft in der Mitte der 90er Jahre erwuchs ein beträchtlicher Anstieg der
Verschuldung der Industrie... Aus diesem Grund wurde der Handlungsrahmen der Industrie immer weiter eingeschränkt, wobei
das Eigenkapital eine beträchtlich schwächere Rolle spielte, während zusätzliche (Finanzierungs-) Kosten entstanden. Es wurde
immer schwieriger, junge Spezialisten zu gewinnen, weil diese mehr an den finanziell attraktiveren Bereichen der neuen
Wirtschaft interessiert waren... Da das Hauptkriterium für die Arbeit der amerikanischen Manager seit langem der Aktienwert
ihres Unternehmens ist, wurde dieses Problem eine gewisse Zeitlang "in den Büchern versteckt".
Gleichzeitig sank die Rentabilität der Industrie weltweit, was dazu führte, daß die Mindestproduktion, bei dem man Profite
erwirtschaften konnte, beträchtlich anstieg. Das Verhältnis von Eigenkapital zu geliehenem Kapital sank ständig. Um die
Ressourcen wirtschaftlicher zu nutzen, begannen Unternehmen mit ähnlichem Geschäftsbereich zu fusionieren, und auf praktisch
allen Märkten entstanden monopolartige Konzerne...
Der permanente, stetige Rückgang der Profitrate der alten Realwirtschaft - vor allem der Industrie - erweist sich als Auslöser
der kommenden Weltwirtschaftskrise.
Die südostasiatischen Finanzmärkte, die 1997 in die Krise gerieten, dienten vorher als Sicherheitsventil für die US-Wirtschaft.
Mit ihrem Zusammenbruch verblieben als einzige Möglichkeit, die Krise hinauszuschieben, nicht-wirtschaftliche Mechanismen
wie die Aggression in Jugoslawien...
Aus dem gigantischen Wachstum der "Blase" [in den USA] folgte unausweichlich ein beschleunigter Konsumanstieg. Die
anhaltende Periode scheinbaren Wachstums und scheinbaren Erfolgs der neuen Wirtschaft führte bei der amerikanischen
Bevölkerung zu einem Absinken der Sparrate, da ihre Ausgaben ebenso stiegen wie ihre Schulden.
Mit dem Anstieg der Kreditzinsen rief dieser Prozeß unausweichlich Inflation hervor. Die ersten Anzeichen dafür wurden schon
1998 sichtbar, als die USA zum ersten Mal seit Jahrzehnten einen Haushaltsüberschuß erzielten. Aber dieser Prozeß spiegelte
sich dank der gründlichen und kompetenten Bemühungen der [amerikanischen Notenbank] Federal Reserve lange Zeit nicht in
den Warenpreisen.
Aber 1999 konnte die Federal Reserve die Inflation nicht mehr eindämmen. Der kritische Punkt wurde im März-April 2000
erreicht. Dann hatte die Inflation in den USA, aufs Jahr gerechnet, das Ausmaß der durchschnittlichen Rentabilität der
Industrieproduktion erreicht... Die Versuche der Federal Reserve, die Inflation durch Zinserhöhungen zu bekämpfen,
verschlechterten die Finanzlage der Industrie nur noch weiter.
Der qualitative Niedergang der Industrie war der direkte Beweis dafür, daß das Wachstum des Dow-Jones-Index jeder
objektiven Grundlage entbehrte. Nun ist dieser Index, der über viele Jahre permanent gestiegen war, seit Anfang 2000 auf dem
Niveau von 10-11000 steckengeblieben. Die Rentabilität von Aktieninvestitionen ist drastisch gesunken, während sich
gleichzeitig die spekulativen Aktivitäten der professionellen Marktteilnehmer vermehrten, was den Umfang und die Häufigkeit
von Schwankungen erhöhte... Die Schwankungen des Dow Jones sind ein wichtiges Zeichen für einen kommenden Kollaps.
Die kommenden "psychologischen Turbulenzen" im Zusammenhang mit dem US-Präsidentschaftswahlkampf werden die
Unsicherheit des Systems noch deutlich vergrößern.
Die Wahlen in den USA bestimmen, welches der beiden möglichen Szenarien sich durchsetzt. Zu dem ersten Szenario kommt
es, wenn die amerikanische Finanzoligarchie die Kontrolle über die beiden großen Parteien behält. In diesem Fall wird vor den
Wahlen nichts geschehen, aber unmittelbar danach wird die Wahrheit über die tatsächliche Lage notwendigerweise Anfang
November in den Massenmedien erscheinen, wenn die Bilanzen der letzten beiden Quartale des Geschäftsjahres offengelegt
werden; und dies wird wahrscheinlich einen Ausverkauf an Aktien von Industrieunternehmen auslösen.
Man muß betonen, daß die Oligarchen sich auf die Krise vorbereiten. Im Herbst 1999 wurde in den USA ein Gesetz [das
Glass-Steagall-Gesetz], welches untersagte, zwei der drei Geschäftsformen (Bank-, Broker-, Versicherungsgeschäft) zu
kombinieren, wieder aufgehoben. Das Gesetz war nach der Krise von 1929 verabschiedet worden, um die Interessen der
kleinen Anleger zu schützen und übermäßige Spekulation mit geliehenem Geld zu verhindern. Mit der Rücknahme des Gesetzes
soll es Besitzern und Spitzenmanagern von Finanzhäusern möglich sein, ihr persönliches Vermögen zu retten, nachdem die Krise
ausgebrochen ist - ähnlich wie es im Herbst 1998 in Rußland geschah.
Zum zweiten Szenario käme es, wenn die Führung der Republikanischen Partei der USA relativ unabhängig von der
Finanzoligarchie handelt und eine Beschleunigung der Krise provoziert - erstens, um den Sieg ihres Kandidaten sicherzustellen,
und zweitens, um die Regierung Clinton zu zwingen, die Verantwortung für die ersten und unpopulärsten [aber unumgänglichen]
Maßnahmen übernehmen zu müssen. Für dieses Szenario sprechen die jüngsten Äußerungen des
Federal-Reserve-Vorsitzenden Alan Greenspan über einen Beginn der Krise Ende August.
Der rasche Einbruch des Aktienmarktes wird dazu führen, daß schätzungsweise zehn Billionen Dollar an Werten ausgelöscht
werden - die NASDAQ-Krise im April "kostete" etwa zwei Billionen Dollar. Das wird den Inflationsprozeß stark beschleunigen
und eine fluchtartige Abwanderung ausländischer Dollar-Investitionen aus den USA nach sich ziehen.
Die Krise wird zu einem massiven Bankrott derjenigen Finanzinstitute führen, deren Besitz hauptsächlich in Wertpapieren von
Investmentfonds, Versicherungen, Risikofonds und Rentenfonds besteht... Die Liquidität, die die Investoren aus den am
stärksten betroffenen Teilen der Wirtschaft noch abziehen können, wird man in langfristige Werte aller Art investieren. Dies wird
zu einem enormen Preisanstieg bei Gold, anderen Edelmetallen, Immobilien und anderen dauerhaften Werten führen.
In den meisten Banken bilden die Wertpapiere keinen bedeutenden Anteil des [Bank-] Besitzes, aber es sind gerade die
Wertpapiere, die für die Verwaltung der Liquidität verwendet werden. Daneben wird eine enorme Summe von Krediten durch
Wertpapierpakete im Besitz der Kreditnehmer abgesichert. Der Bankrott von Finanzinstituten einer Art und schwere Probleme
bei denen einer weiteren Art werden die amerikanische und die Weltwirtschaft beträchtlich schwächen.
Selbst sehr vorläufige Berechnungen gehen von einem Rückgang des weltweiten Verbrauchs um das eineinhalb- bis dreifache
aus.
Die Vorstandsgremien der Weltkonzerne werden auf die sich rasch wandelnde Konjunkturlage nicht schnell reagieren können.
Folglich werden sie Entlassungen vornehmen, was ernsthaften Protest nationaler Autoritäten verursachen wird... Das Resultat
wird die Zerstörung des WTO-Systems und die Wiedereinrichtung traditioneller Schutzmechanismen für nationale Märkte sein.
Dieser Prozeß wird noch dadurch angeheizt werden, daß der US-Dollar seine Funktion als internationale Währung verlieren
wird, während der Euro nicht genug Zeit haben wird, dessen Stellung einzunehmen.
Zur Stützung nationaler Industrien, die unter diesem Zusammenbruch der Investitionen unter Bedingungen des Zusammenbruchs
vieler Finanzinstitute leiden, werden viele Länder staatliche Kreditprogramme für die Industrie in Gang setzen. Diese
Bemühungen werden für Inflation sorgen, jedoch die Konkurrenzfähigkeit einheimischer Industrien auf den Weltmärkten
erhöhen.
Wir glauben, daß die Entwicklung der Weltwirtschaft in den ersten Jahren nach der Krise durch die Zusammenarbeit von
Schutzmechanismen für nationale Märkte definiert sein wird.
Die Krise wird in der globalen wirtschaftlichen Arena bedeutende Veränderungen einführen. Die Schwächung der
US-Wirtschaft, der schwerwiegende soziale Unordnung folgen kann, wird die Länder treffen, die einen beträchtlichen Teil ihres
Einkommens aus Verkäufen in den USA beziehen - in erster Linie Japan, China und Südostasien. Eine ernste Stagnation wird es
auch in [West-] Europa geben - aber mit der Hilfe einer Ausweitung des Euro wird Europa sich ein mächtiges
Investitionspotential sichern, das sich zum Teil nach Lateinamerika wenden wird.
Nach der Zerstörung des WTO-Systems und der Wiedereinführung protektionistischer Mechanismen wird die Lage der
Weltwirtschaft stark an das Bild der frühen 30er Jahre erinnern. Eine kleine Anzahl sehr großer Monopolkonzerne, ein System
einer Vielzahl von Währungen, hohe Arbeitslosigkeit, der Anstieg sozialer Spannungen, Inflation und Stagnation - das sind die
Kennzeichen der weltweiten wirtschaftlichen Realität im frühen 21. Jahrhundert.
In Rußland wird die einzige bedeutsame Folge der Krise im Verlust der privaten Sparguthaben bestehen - nicht zum ersten Mal
in der jüngsten Zeit.
Wahrscheinlich werden große Summen, die durch den Kollaps frei wurden, auch in Rußlands Rohstoffvorkommen investiert,
und zwar in Form langfristiger 30-50jähriger Entwicklungskonzessionen.
Abschließend betonen die Autoren, daß für diese Perspektive - wenn die russische Führung sie mit ausreichend
Berücksichtigung des Zeitfaktors nutzt - ein wirtschaftlich starker westlicher Partner notwendig sei, und erwähnen in diesem
Zusammenhang besonders Deutschland.
Kursiv gedruckte Stellen stellen eine Zusammenfassung der betreffenden Stelle des Artikels dar.
Macht Euch mal Gedanken ueber den folgenden Aufsatz, den ich
aus der Neuen Solidarität Nr. 34/2000: entnommen habe!
Gruss Canada!
Moskauer Gedanken zum kommenden Crash
In der russischen Wochenzeitschrift Expert und in einem ähnlich gehaltenen Internet-Memorandum wird
angekündigt, daß es spätestens nach den US-Präsidentschaftswahlen zu einem Finanzkollaps kommt, der das
Ende des WTO-Freihandelssystems und die Wiedereinführung einer protektionistischen Politik bedeuten
werde.
Eine Finanzpyramide aus psychologischen Faktoren
Auszüge aus zwei Stellungnahmen russischer Experten.
In der Einleitung zu dem Memorandum "Über die kommende Krise" schreiben die Autoren Oleg Grigorjew und
Michail Chasin:
Bei der Ausarbeitung eines Wirtschaftsprogramms für Rußland... muß man sorgfältig erwägen, in welchem internationalen
Rahmen das Programm verwirklicht wird. Gegenwärtig ignorieren alle existierenden Programme diesen Rahmen. Bei ihrer
Ausarbeitung wurde nur von der gegenwärtigen Lage oder von Prognosen auf der Basis modischer Propaganda über
"Globalisierung", "Privatisierung" etc. ausgegangen.
1997-98 warf die Realität die auf dieser Grundlage erstellten Pläne über den Haufen. Die Krise in Südostasien erfolgte für die
Architekten der russischen Wirtschaftsstrategie völlig überraschend... Im Endeffekt kam sie auch für die meisten westlichen
Analysten unerwartet. Der Fehler bestand darin, daß man die Implikationen der Krise für Rußland nicht berücksichtigte und
keine Korrekturen in der Wirtschaftsstrategie vornahm. Das Resultat war, daß Rußland im August 1998 verheerend getroffen
wurde...
Gegenwärtig sieht die Lage der Weltwirtschaft für Rußlands Entwicklung relativ günstig aus. Aber das heißt keineswegs, daß
wir Entwicklungen, die sich nicht aus der Gegenwart hochrechnen lassen, einfach übersehen dürfen - unangenehme
eingeschlossen - , oder daß wir Vorbereitungen für notwendige Maßnahmen im Falle solcher Eventualitäten unterlassen dürfen.
Eine Finanzpyramide aus psychologischen Faktoren
Und in dem Artikel "Droht der USA eine Apokalypse?", der am 24. Juli in der Zeitung Expert Weekly erschien, heißt
es:
Die jüngste, mit der Entwicklung von Informationstechnologien verbundene technologische Revolution leistete bisher keinen
bedeutsamen Beitrag für die traditionellen Wirtschaftssektoren. Wir sprechen nicht von Managementtechniken, sondern von
Informationstechniken. Während die Informationstechnologien sich immer rascher entwickeln, ohne sich auf die traditionelle
Wirtschaft auszuwirken, wächst die Kluft zwischen "neuer" und traditioneller Wirtschaft immer weiter... Gleichzeitig hat es die
"neue Wirtschaft" nicht geschafft, die traditionelle Wirtschaft beim Verbrauch zu ersetzen. Die Hauptnachfrage der realen
Bevölkerung gibt sich noch mit der traditionellen Wirtschaft zufrieden... Deshalb mußte die "neue Wirtschaft" neue
Anwendungen suchen...
Dies hatte zwei bemerkenswerte Auswirkungen: Erstens wurde die neue Wirtschaft selbst zum wichtigsten Käufer der
Dienstleistungen der neuen Wirtschaft, was zur Inflation einer riesigen Blase führte, deren Größe das Ausmaß der dünnen
Nabelschnur, die sie mit der alten oder realen Wirtschaft verband, bei weitem übertraf. Zweitens sind die wichtigsten Waren,
welche die neue Wirtschaft anbietet, neue Verkaufsmechanismen für die Produkte der alten Wirtschaft. Die Zahlen zeigen, daß
die großen Investitionen in die neue Wirtschaft für neue Vermarktungstechniken auf der Grundlage des Internets ausgegeben
werden. Aber der gegenwärtige Wert der Waren... läßt sich durch Dienste von Zwischenhändlern nicht wesentlich verändern,
wie fortschrittlich diese auch sein mögen. Aus diesem Grund werden fast alle Unternehmen der neuen Wirtschaft auf der
Grundlage ihrer vermuteten zukünftigen Gewinne bewertet... Da dieses vermutete Einkommen eine exponentielle Funktion ihres
Wachstums ist, können die Investoren Superprofite verbuchen. Eben dieses Modell wurde zur Grundlage für das Wachstum der
neuen Wirtschaft, weshalb sie dutzendmal höhere Einkommen bieten konnte als traditionelle Sektoren...
Aber ein solcher Zustand unterhöhlt die neue Wirtschaft selbst, weil er zu sehr einer Finanzpyramide ähnelt, deren Stabilität
großenteils auf rein psychologischen Faktoren beruht...
Die US-Wirtschaft wäre schon längst in eine tiefe Krise gestürzt, wenn der Dollar und die "Globalisierung" nicht eine weltweit so
beherrschende Rolle gespielt hätten.
Der Zusammenbruch des sozialistischen Weltsystems und die Expansion der Vereinigten Staaten und ihrer Verbündeten
verlängerten die Wachstumsphase der US-Wirtschaft um mehrere Jahre... Aber diese Reserve erschöpfte sich ziemlich bald,
und Anfang der 90er Jahre waren die Voraussetzungen für eine Krise da. Aber das rechtzeitige Wachsen der neuen Wirtschaft,
das die überflüssigen Geldressourcen anzog, machte es möglich, das Phänomen der 20er Jahre - schnelles, praktisch
inflationsfreies Wachstum - zu wiederholen und die Überhitzung um mindestens zehn weitere Jahre hinauszuzögern. Aber jetzt ist
diese Zeit ebenfalls abgelaufen.
Aus dem raschen Wachstum der neuen Wirtschaft in der Mitte der 90er Jahre erwuchs ein beträchtlicher Anstieg der
Verschuldung der Industrie... Aus diesem Grund wurde der Handlungsrahmen der Industrie immer weiter eingeschränkt, wobei
das Eigenkapital eine beträchtlich schwächere Rolle spielte, während zusätzliche (Finanzierungs-) Kosten entstanden. Es wurde
immer schwieriger, junge Spezialisten zu gewinnen, weil diese mehr an den finanziell attraktiveren Bereichen der neuen
Wirtschaft interessiert waren... Da das Hauptkriterium für die Arbeit der amerikanischen Manager seit langem der Aktienwert
ihres Unternehmens ist, wurde dieses Problem eine gewisse Zeitlang "in den Büchern versteckt".
Gleichzeitig sank die Rentabilität der Industrie weltweit, was dazu führte, daß die Mindestproduktion, bei dem man Profite
erwirtschaften konnte, beträchtlich anstieg. Das Verhältnis von Eigenkapital zu geliehenem Kapital sank ständig. Um die
Ressourcen wirtschaftlicher zu nutzen, begannen Unternehmen mit ähnlichem Geschäftsbereich zu fusionieren, und auf praktisch
allen Märkten entstanden monopolartige Konzerne...
Der permanente, stetige Rückgang der Profitrate der alten Realwirtschaft - vor allem der Industrie - erweist sich als Auslöser
der kommenden Weltwirtschaftskrise.
Die südostasiatischen Finanzmärkte, die 1997 in die Krise gerieten, dienten vorher als Sicherheitsventil für die US-Wirtschaft.
Mit ihrem Zusammenbruch verblieben als einzige Möglichkeit, die Krise hinauszuschieben, nicht-wirtschaftliche Mechanismen
wie die Aggression in Jugoslawien...
Aus dem gigantischen Wachstum der "Blase" [in den USA] folgte unausweichlich ein beschleunigter Konsumanstieg. Die
anhaltende Periode scheinbaren Wachstums und scheinbaren Erfolgs der neuen Wirtschaft führte bei der amerikanischen
Bevölkerung zu einem Absinken der Sparrate, da ihre Ausgaben ebenso stiegen wie ihre Schulden.
Mit dem Anstieg der Kreditzinsen rief dieser Prozeß unausweichlich Inflation hervor. Die ersten Anzeichen dafür wurden schon
1998 sichtbar, als die USA zum ersten Mal seit Jahrzehnten einen Haushaltsüberschuß erzielten. Aber dieser Prozeß spiegelte
sich dank der gründlichen und kompetenten Bemühungen der [amerikanischen Notenbank] Federal Reserve lange Zeit nicht in
den Warenpreisen.
Aber 1999 konnte die Federal Reserve die Inflation nicht mehr eindämmen. Der kritische Punkt wurde im März-April 2000
erreicht. Dann hatte die Inflation in den USA, aufs Jahr gerechnet, das Ausmaß der durchschnittlichen Rentabilität der
Industrieproduktion erreicht... Die Versuche der Federal Reserve, die Inflation durch Zinserhöhungen zu bekämpfen,
verschlechterten die Finanzlage der Industrie nur noch weiter.
Der qualitative Niedergang der Industrie war der direkte Beweis dafür, daß das Wachstum des Dow-Jones-Index jeder
objektiven Grundlage entbehrte. Nun ist dieser Index, der über viele Jahre permanent gestiegen war, seit Anfang 2000 auf dem
Niveau von 10-11000 steckengeblieben. Die Rentabilität von Aktieninvestitionen ist drastisch gesunken, während sich
gleichzeitig die spekulativen Aktivitäten der professionellen Marktteilnehmer vermehrten, was den Umfang und die Häufigkeit
von Schwankungen erhöhte... Die Schwankungen des Dow Jones sind ein wichtiges Zeichen für einen kommenden Kollaps.
Die kommenden "psychologischen Turbulenzen" im Zusammenhang mit dem US-Präsidentschaftswahlkampf werden die
Unsicherheit des Systems noch deutlich vergrößern.
Die Wahlen in den USA bestimmen, welches der beiden möglichen Szenarien sich durchsetzt. Zu dem ersten Szenario kommt
es, wenn die amerikanische Finanzoligarchie die Kontrolle über die beiden großen Parteien behält. In diesem Fall wird vor den
Wahlen nichts geschehen, aber unmittelbar danach wird die Wahrheit über die tatsächliche Lage notwendigerweise Anfang
November in den Massenmedien erscheinen, wenn die Bilanzen der letzten beiden Quartale des Geschäftsjahres offengelegt
werden; und dies wird wahrscheinlich einen Ausverkauf an Aktien von Industrieunternehmen auslösen.
Man muß betonen, daß die Oligarchen sich auf die Krise vorbereiten. Im Herbst 1999 wurde in den USA ein Gesetz [das
Glass-Steagall-Gesetz], welches untersagte, zwei der drei Geschäftsformen (Bank-, Broker-, Versicherungsgeschäft) zu
kombinieren, wieder aufgehoben. Das Gesetz war nach der Krise von 1929 verabschiedet worden, um die Interessen der
kleinen Anleger zu schützen und übermäßige Spekulation mit geliehenem Geld zu verhindern. Mit der Rücknahme des Gesetzes
soll es Besitzern und Spitzenmanagern von Finanzhäusern möglich sein, ihr persönliches Vermögen zu retten, nachdem die Krise
ausgebrochen ist - ähnlich wie es im Herbst 1998 in Rußland geschah.
Zum zweiten Szenario käme es, wenn die Führung der Republikanischen Partei der USA relativ unabhängig von der
Finanzoligarchie handelt und eine Beschleunigung der Krise provoziert - erstens, um den Sieg ihres Kandidaten sicherzustellen,
und zweitens, um die Regierung Clinton zu zwingen, die Verantwortung für die ersten und unpopulärsten [aber unumgänglichen]
Maßnahmen übernehmen zu müssen. Für dieses Szenario sprechen die jüngsten Äußerungen des
Federal-Reserve-Vorsitzenden Alan Greenspan über einen Beginn der Krise Ende August.
Der rasche Einbruch des Aktienmarktes wird dazu führen, daß schätzungsweise zehn Billionen Dollar an Werten ausgelöscht
werden - die NASDAQ-Krise im April "kostete" etwa zwei Billionen Dollar. Das wird den Inflationsprozeß stark beschleunigen
und eine fluchtartige Abwanderung ausländischer Dollar-Investitionen aus den USA nach sich ziehen.
Die Krise wird zu einem massiven Bankrott derjenigen Finanzinstitute führen, deren Besitz hauptsächlich in Wertpapieren von
Investmentfonds, Versicherungen, Risikofonds und Rentenfonds besteht... Die Liquidität, die die Investoren aus den am
stärksten betroffenen Teilen der Wirtschaft noch abziehen können, wird man in langfristige Werte aller Art investieren. Dies wird
zu einem enormen Preisanstieg bei Gold, anderen Edelmetallen, Immobilien und anderen dauerhaften Werten führen.
In den meisten Banken bilden die Wertpapiere keinen bedeutenden Anteil des [Bank-] Besitzes, aber es sind gerade die
Wertpapiere, die für die Verwaltung der Liquidität verwendet werden. Daneben wird eine enorme Summe von Krediten durch
Wertpapierpakete im Besitz der Kreditnehmer abgesichert. Der Bankrott von Finanzinstituten einer Art und schwere Probleme
bei denen einer weiteren Art werden die amerikanische und die Weltwirtschaft beträchtlich schwächen.
Selbst sehr vorläufige Berechnungen gehen von einem Rückgang des weltweiten Verbrauchs um das eineinhalb- bis dreifache
aus.
Die Vorstandsgremien der Weltkonzerne werden auf die sich rasch wandelnde Konjunkturlage nicht schnell reagieren können.
Folglich werden sie Entlassungen vornehmen, was ernsthaften Protest nationaler Autoritäten verursachen wird... Das Resultat
wird die Zerstörung des WTO-Systems und die Wiedereinrichtung traditioneller Schutzmechanismen für nationale Märkte sein.
Dieser Prozeß wird noch dadurch angeheizt werden, daß der US-Dollar seine Funktion als internationale Währung verlieren
wird, während der Euro nicht genug Zeit haben wird, dessen Stellung einzunehmen.
Zur Stützung nationaler Industrien, die unter diesem Zusammenbruch der Investitionen unter Bedingungen des Zusammenbruchs
vieler Finanzinstitute leiden, werden viele Länder staatliche Kreditprogramme für die Industrie in Gang setzen. Diese
Bemühungen werden für Inflation sorgen, jedoch die Konkurrenzfähigkeit einheimischer Industrien auf den Weltmärkten
erhöhen.
Wir glauben, daß die Entwicklung der Weltwirtschaft in den ersten Jahren nach der Krise durch die Zusammenarbeit von
Schutzmechanismen für nationale Märkte definiert sein wird.
Die Krise wird in der globalen wirtschaftlichen Arena bedeutende Veränderungen einführen. Die Schwächung der
US-Wirtschaft, der schwerwiegende soziale Unordnung folgen kann, wird die Länder treffen, die einen beträchtlichen Teil ihres
Einkommens aus Verkäufen in den USA beziehen - in erster Linie Japan, China und Südostasien. Eine ernste Stagnation wird es
auch in [West-] Europa geben - aber mit der Hilfe einer Ausweitung des Euro wird Europa sich ein mächtiges
Investitionspotential sichern, das sich zum Teil nach Lateinamerika wenden wird.
Nach der Zerstörung des WTO-Systems und der Wiedereinführung protektionistischer Mechanismen wird die Lage der
Weltwirtschaft stark an das Bild der frühen 30er Jahre erinnern. Eine kleine Anzahl sehr großer Monopolkonzerne, ein System
einer Vielzahl von Währungen, hohe Arbeitslosigkeit, der Anstieg sozialer Spannungen, Inflation und Stagnation - das sind die
Kennzeichen der weltweiten wirtschaftlichen Realität im frühen 21. Jahrhundert.
In Rußland wird die einzige bedeutsame Folge der Krise im Verlust der privaten Sparguthaben bestehen - nicht zum ersten Mal
in der jüngsten Zeit.
Wahrscheinlich werden große Summen, die durch den Kollaps frei wurden, auch in Rußlands Rohstoffvorkommen investiert,
und zwar in Form langfristiger 30-50jähriger Entwicklungskonzessionen.
Abschließend betonen die Autoren, daß für diese Perspektive - wenn die russische Führung sie mit ausreichend
Berücksichtigung des Zeitfaktors nutzt - ein wirtschaftlich starker westlicher Partner notwendig sei, und erwähnen in diesem
Zusammenhang besonders Deutschland.
Kursiv gedruckte Stellen stellen eine Zusammenfassung der betreffenden Stelle des Artikels dar.
Hochinteressant!!!
In der Tat haben sich viele Prognosen bewahrheitet.
Insidergeschäfte, Sicherung des Privatvermögens der betrügerischen CEOs, exzessive Spekultionsgeschäfte einschließlich extremer Manipulationen durch die professionellen Händler (Broker, Banken), um die eigene Haut zu retten.
Aufdeckung von Bilanzskandalen und viel zu lasche Verfolgung schon im Anfangsstadium, sicher bedingt dadurch, weil die Mafia der Finanzoligarchie, der Notenbank und der Politik Hand in Hand gearbeitet hat.
Die jetzige Folge, hohe Arbeitslosigkeit, Ablenkungsmanöver durch Kriegsgeschrei (Irak), marode Banken, gegenseitge Schuldzuweisungen, Greenspan geht schon in Deckung, langsames Abschotten der Amerikaner.
Auch bei uns kommen die ersten Klagehymnen von seiten der Banken (DZ-Bank), weil die Erträge aus den lukrativen Abzockergeschäften versiegen.
Ich bin gespannt, was auf uns alle zukommt, vor allem auch die Sparguthaben dürften extrem gefährdet sein.
Die Renten werden sowieso bald nicht mehr gezahlt werden können, zumindest nicht auf diesem Niveau.
Die LVs machen es ja schon vor, die Renten kommen nach der Wahl.
Die üblichen Verteilungskämpfe beginnen aufs Neue.
Am Schluss werden in der Tat nur noch Oligomonopole übrig bleiben.
Die enge Zusammenarbeit zwischen Rußland und Europa, insbesondere Deutschland ist ja schon seit einiger Zeit zu spüren.
die Geschichte wiederholt sich offensichtlich doch, entgegen unserer großartigen Wirtschaftstheoretiker, die doch auch nur gegenseitig abschreiben.
Bin gespannt, was die Medien daraus machen, schließlich steht denen ja auch das Wasser bis zum Hals.
Insidergeschäfte, Sicherung des Privatvermögens der betrügerischen CEOs, exzessive Spekultionsgeschäfte einschließlich extremer Manipulationen durch die professionellen Händler (Broker, Banken), um die eigene Haut zu retten.
Aufdeckung von Bilanzskandalen und viel zu lasche Verfolgung schon im Anfangsstadium, sicher bedingt dadurch, weil die Mafia der Finanzoligarchie, der Notenbank und der Politik Hand in Hand gearbeitet hat.
Die jetzige Folge, hohe Arbeitslosigkeit, Ablenkungsmanöver durch Kriegsgeschrei (Irak), marode Banken, gegenseitge Schuldzuweisungen, Greenspan geht schon in Deckung, langsames Abschotten der Amerikaner.
Auch bei uns kommen die ersten Klagehymnen von seiten der Banken (DZ-Bank), weil die Erträge aus den lukrativen Abzockergeschäften versiegen.
Ich bin gespannt, was auf uns alle zukommt, vor allem auch die Sparguthaben dürften extrem gefährdet sein.
Die Renten werden sowieso bald nicht mehr gezahlt werden können, zumindest nicht auf diesem Niveau.
Die LVs machen es ja schon vor, die Renten kommen nach der Wahl.
Die üblichen Verteilungskämpfe beginnen aufs Neue.
Am Schluss werden in der Tat nur noch Oligomonopole übrig bleiben.
Die enge Zusammenarbeit zwischen Rußland und Europa, insbesondere Deutschland ist ja schon seit einiger Zeit zu spüren.
die Geschichte wiederholt sich offensichtlich doch, entgegen unserer großartigen Wirtschaftstheoretiker, die doch auch nur gegenseitig abschreiben.
Bin gespannt, was die Medien daraus machen, schließlich steht denen ja auch das Wasser bis zum Hals.
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