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    Frage zum Pricing der Rohölfutures - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 12.09.00 14:25:40 von
    neuester Beitrag 14.09.00 09:15:35 von
    Beiträge: 10
    ID: 240.053
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      Avatar
      schrieb am 12.09.00 14:25:40
      Beitrag Nr. 1 ()
      Hi,

      kann mir jemand erklären, wie ich den Rohölfuture theoretisch price?
      Schaue ich mir in Reuters z.B. den Brent Crude Oil Future an (0#LCO: ), so ist der auf
      einen beliebigen Future folgende Future BILLIGER(!!) als der als der vorige.

      Eigentlich gilt doch: Future(theor.) = Kassa + CostOfCarry ??!

      Wieso habe ich es bei den Rohölfutures folglich mit negativen Cost of Carry zu tun? Die Preisunterschiede sind derartig immens, daß ich nicht an Markterwartungen/-psychologie und/oder Mispricing glauben kann.

      Zum Beispiel kostet der am 14. September 2000 auslaufende Brent Crude Future (LCOV0) 3356,- USD, der Kontrakt auf 15/03/2001 (LCOJ1) 3035,- USD und der 15/05/2003 (LCOM3) 2376,- USD.
      Über die Laufzeit gerechnet macht das ja 30%! Bei einem Underlying, was keine Erträge (wie z.B. Dividenden) generiert, frage ich mich, woraus denn nun die Cost of Carry bestehen??! Wären dies nur Finanzierungskosten, dann müßte der Future logischerweise _teurer_ sein als das Öl auf dem Kassamarkt.

      Oder habe ich da die falsche Betrachtungsweise??!

      Wäre toll, wenn mir da jemand von Euch weiterhelfen könnte.

      Danke, Christian.
      Avatar
      schrieb am 12.09.00 14:46:06
      Beitrag Nr. 2 ()
      Hallo Christian,

      Du triffst den Nagel auf den Kopf, wenn Du aus der angegebenen Formel ableitest, dass hier negative cost of carry vorliegen müssten. Allerdings wird auch folgende erweiterte Formel für das Futurepricing verwendet: f = k + c - y
      Wobei f= theoretischer Futureskurs, k= aktueller Kassapreis, c= cost of carry, y= convenience yield.
      Die ersten drei Variablen scheinen dir klar zu sein, bei der letzten handelt es sich um mögliche Einnahmen, die aus der im Bestand befindlichen Sache erzielt werden. Demnach liegt der theoretische und entsprechend folgend auch oft genug der tatsächliche Futurespreis unter dem aktuellen Kassapreis, wenn die Erträge aus dem Bestand die Haltekosten übertreffen, beispielsweise bei einer Leihe.

      ciao
      conRatio
      Avatar
      schrieb am 12.09.00 16:24:06
      Beitrag Nr. 3 ()
      @conRatio:

      >Wobei f= theoretischer Futureskurs, k= aktueller Kassapreis, c= cost of carry, y= convenience yield.
      >Die ersten drei Variablen scheinen dir klar zu sein, bei der letzten handelt es sich um mögliche Einnahmen, die aus der im Bestand
      >befindlichen Sache erzielt werden. Demnach liegt der theoretische und entsprechend folgend auch oft genug der tatsächliche Futurespreis
      >unter dem aktuellen Kassapreis, wenn die Erträge aus dem Bestand die Haltekosten übertreffen, beispielsweise bei einer Leihe.

      Nein, conYield habe ich nicht übersehen. Je nach Lehre versteht man unter Cost of Carry entweder lediglich die (Re)Finanzierungskosten (Deine Ansicht) oder die Gesamtposition Differenz aus Finanzierungskosten und Erträgnissen aus dem Underlying (meine Ansichtsweise). Bei letzterem Fall würde man wie beim Rohölfuture auf negative Cost of Carry kommen. Nach Deiner Betrachtungsweise bestehen halt neben den CoC weitere, diese übersteigende Einnahmen.

      Egal wie wir`s sehen, auch ich bin vollkommen Deiner Meinung. Doch die Frage bleibt: Wo in aller Welt habe ich Einnahmen, wenn ich ein Rohölportfolio halte??! Bei Aktien-/Rentenportfolios ist das ja leicht verständlich; Einnahmen aus Zinskupons und Dividenden, aber bei Rohöl (Heizwert, hä??) ??

      Kommst Du da in der Sache bei Deinen Überlegungen weiter? Ich bin mit meinem Latein am Ende. Habe sonst immer nur Aktien- und Rentenfutures gepriced.

      Christian.
      Avatar
      schrieb am 12.09.00 17:11:56
      Beitrag Nr. 4 ()
      Hallo Leute, unsere Partner vom Broker Conservative Concept http://www.conservative-concept.de sagen dazu:

      Die gegenwärtige Situation nennt man einen Squeeze. Crude ist aktuell Mangelware. Die Raffinerien sitzen auf sträflich niedrigen Beständen. Das treibt den Preis für JETZT verfügbare Ware. Für weiter in der Zukunft liegende Kontrakte wird diese Marktenge nicht gesehen und der Preis für weiter entfernte Monate deshalb z. Zt. billiger gehandelt.

      Grüße vom

      Support Team direcct.AG
      Avatar
      schrieb am 12.09.00 17:19:28
      Beitrag Nr. 5 ()
      Hey, vielen Dank für die informative Antwort!

      (Hmm, also doch Marktpsychologie... `normalerweise` sollte sich doch der Futurepreis mit Zunahme der Laufzeit größer werden, oder wird beim Pricing von Ölfutures etwas grundsätzlich anders gemacht?)


      Danke, Christian.

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      Avatar
      schrieb am 12.09.00 17:37:46
      Beitrag Nr. 6 ()
      Hallo Christian,

      passiert bei Commodities ziemlich häufig, daß die hinteren Termine billiger sind. Ist also nichts Crude Oil-Spezifisches! Das kann z.B. in Getreidemärkten einfach was mit anstehender Ernte und dadurch verbessertem späterem Anbebot bei gleichzeitig schlechten Lagerbeständen oder einfach z.B. bei Energies mit einer politischen Einschätzung der zukünftigen OPEC Politik und allen möglichen andren Dingen zu tun haben.

      Hier, aktuell im Crude ist es, wie gesagt, einfach schlechtes Raffineriemanagement, miserable Lagerhaltungpolitik. Den Raffinerien selbst ist es weitgehend egal wie sich die Rohölpreise entwickeln, sie sind über die Börsen abgehedgt. Deswegen ist es auch eine Riesenverarschung was im Moment an den Tankstellen läuft. Benzin müßte garnicht so teuer sein. Wir werden einfach abgezockt. Aber das nur am Rande.

      gruß

      Support Team direcct.AG
      Avatar
      schrieb am 13.09.00 01:36:28
      Beitrag Nr. 7 ()
      >Hier, aktuell im Crude ist es, wie gesagt, einfach schlechtes Raffineriemanagement, miserable Lagerhaltungpolitik. Den Raffinerien
      >selbst ist es weitgehend egal wie sich die Rohölpreise entwickeln, sie sind über die Börsen abgehedgt.

      Daher frage ich mich auch, was der ganze "Kauft-jetzt-Ölaktien-Hype" soll. Das einzige, was zählt, ist die Menge des raffinierten Öls. Also ist es für den Investor nicht wichti, wie viel Öl in einer Zeiteinheit raffiniert wird, sondern wie groß die Veränderung zur vorangegangenen/zukünftigen Zeiteinheit sein wird/gewesen ist. Denn ersteres ist bereits in den aktuellen Kursen antizipiert.

      >Deswegen ist es auch eine
      >Riesenverarschung was im Moment an den Tankstellen läuft. Benzin müßte garnicht so teuer sein. Wir werden einfach abgezockt.
      >Aber das nur am Rande.

      Tja, vielleicht hätte es Ottonormalverbraucher so machen sollen wie die Lufthansa: Einfach den gesamten Jahresbedarf mit Futures hedgen. Hat sie übrigens auch schon im letzten Jahr gemacht.
      Avatar
      schrieb am 13.09.00 11:18:45
      Beitrag Nr. 8 ()
      Hallo zusammen,

      bei der Formel zum Futurespricing bevorzuge ich persönlich auch die Formel, die in cost of carry das Ergebnis aus Kosten und Erlösen einer Kassaposition sieht.
      Allerdings ist die Argumentation von direcct.AG und deren Partner cc nicht schlüssig. Wenn zum einen davon gesprochen wird, das miserables Lagermanagement vorliegt und auf der anderen Seite Hedgepositionen bestehen kann eins von beiden nicht zutreffen. Natürlich hat der heute im vergleich zu späteren Monaten hohe Ölpreis auch mit der Marktpsychologie zu tun.
      Jedoch passt es nachwievor in unser Model, denn aus einer aktuellen Position in der Kasse hat man natürlich Lagerhaltungskosten, die cost of carry im engeren Sinne, aber auch Erträge aus Beispielsweise einer Öl-Leihe. Das im Moment viele Shortseller in der Klemme stecken ist nicht sehr schwer vorzustellen. Diese können sich entweder physisch durch Kauf eindecken oder die zu liefernde Nettoshortposition leihen und mit einem long future oder forward auf spätere Termine glattstellen. Sollten die Erträge aus der Leihe abzüglich der Kosten der Lagerhaltung geringer/größer als die Differenz zwischen Kassa und Future sein, hätten wir ansonsten nämlich ein free lunch.

      ciao
      conRatio
      Avatar
      schrieb am 13.09.00 14:00:10
      Beitrag Nr. 9 ()
      @con:

      >Jedoch passt es nachwievor in unser Model, denn aus einer aktuellen Position in der Kasse hat man natürlich Lagerhaltungskosten, die
      >cost of carry im engeren Sinne, aber auch Erträge aus Beispielsweise einer Öl-Leihe.

      Wir haben das hier gerade mal durchdacht, und es klingt plausibel. Bei der Errechnung von -(c - y) besteht y ja nicht nur aus laufenden, originären Erträgen (Dividenden), sondern auch aus Erträgen aus Leihe des Underlyings. Bei Bonds und anderen Wertpapieren ist dies ja eine meist zu vernachlässigende Größe.

      Nehmen wir aber das Rohöl, dann kann es gut sein, daß der Erträgnisanteil aus Leihe in Position y weitaus größer ist als die unterstellten Lagerhaltungskosten. Aufgrund des Nachfrageüberhangs für Rohöl am Markt wird für die Leihe unnatürlich viel bezahlt. Je länger der Future läuft, desto höher die aus der Kassaposition generierten Erträge --> desto geringer der Futurepreis, da die laufenden Erträge aus der Leihe die Lagerhaltungs- und Finanzierungskosten immer signifikanter übersteigen.

      OK?
      Avatar
      schrieb am 14.09.00 09:15:35
      Beitrag Nr. 10 ()
      Guten Morgen Startrader III,

      gut auf den Punkt gebracht!

      Die Erträge aus einer Leihe sind bei sonstigen Futurespreisen oftmals zu vernachlässigen. Hier sehen wir jedoch einen Ausdruck für die aktuelle Knappheit. Jedoch dürfte bei weiter entfernten Liefermonaten sich die inverse Preisstruktur sich wieder normalisieren, da dort tendenziell die Bedeutung der Lagerhaltungskosten zunimmt.

      ciao
      conRatio


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