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    Wie Tageszeitungen Lemminge züchten (aus dem Spiegel) - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 27.09.00 13:04:22 von
    neuester Beitrag 29.09.00 14:25:21 von
    Beiträge: 6
    ID: 254.112
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      schrieb am 27.09.00 13:04:22
      Beitrag Nr. 1 ()
      Kann nur empfehlen es zu lesen!

      Wenn die Kurse fallen, Aktien kaufen. Mit derartigen Weisheiten versuchen viele Medien, ihre Leser zu ködern. Doch der Weg der Lemminge bis zur nächsten Klippe ist nicht weit.

      An den Börsen gibt es nur eine einzige Gesetzmäßigkeit, auf die man sich wirklich verlassen kann; und die lautet: Es gibt keine Gesetzmäßigkeiten. Die Anleger von heute sind jedoch anscheinend völlig anderer Meinung. Sie haben durch das ständige Trommelfeuer der Börsenmagazine, Anlegersendungen im Fernsehen und sogar der ansonsten sehr seriösen Tageszeitungen mittlerweile die sehr gefährliche Botschaft verinnerlicht: Alle Kursrückgänge sind tolle Kaufgelegenheiten.

      Würde es sich hierbei tatsächlich um ein "ehernes Börsengesetz" handeln, dann bräuchten wir die Börse überhaupt nicht. Denn dann wüssten wir, dass die Optimisten sowieso immer Recht und die Pessimisten immer Unrecht hätten und die Kurse folglich bis zum Jüngsten Tag immer nur noch ansteigen könnten.

      Weltliche Weisheit lehrt uns jedoch, dass dem nicht so ist, sondern dass auch der schönste Aktienmarkt durchaus von einer langwierigen Krise befallen werden kann. Der Anstieg der Ölpreise, den wir gegenwärtig beobachten, könnte durchaus eine langjährige Baisse einläuten - oder zumindest eine sehr nervzehrende Anpassungszeit an die veränderte Lage.

      Ich persönlich bin zwar nicht dieser Meinung, aber dennoch ist äußerste Wachsamkeit angesagt. Und wie immer in Zeiten erhöhter Wachsamkeit sind defensive Aktien das beste Investment. "Defensiv" bedeutet auf jeden Fall "konservativ bewertet".

      Was die ansonsten sehr konservative Tageszeitung "Die Welt" Anfang der Woche in ihrem Finanzteil ausgeführt hat, ist jedoch das genaue Gegenteil einer derartigen Strategie. Denn unter der Headline "Goldene Zeiten für Schnäppchenjäger" finden wir die Charts der Neue-Markt-Unternehmen Aixtron und Intershop sowie ein Sammelsurium von positiven Analystenstimmen zum Kauf dieser Aktien.

      Was völlig verschwiegen wird, ist die Bewertung dieser beiden Aktien. Intershop besitzt derzeit eine Marktbewertung von 7 Milliarden Euro und hat letztes Jahr einen Umsatz von 46 Millionen Euro bei einem Verlust von 18 Millionen Mark erzielt. Dieses Jahr soll allerdings die Gewinnschwelle erreicht werden, wobei sich ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 3639 ergibt. Das heißt, auf Basis der Gewinne dieses Jahres reicht der Gewinnhorizont weiter als bis in das Jahr 5000.

      Aixtron ist zwar etwas dezenter bewertet, im Vergleich zur historischen Normalität jedoch ebenfalls wie eine Tulpenzwiebel. Man kann also durchaus gespannt sein, wer von uns so alt werden wird, die Amortisation einer derartigen Investition noch zu erleben. Natürlich handelt es sich bei beiden um ausgezeichnete Unternehmen, doch in der gegenwärtigen Marktsituation Anlegern derartige Investments schmackhaft zu machen, ist entweder dumm oder verwerflich.

      Gut beraten scheinen derzeit diejenigen, die solchen Schund nicht lesen, sondern sich an konkreten Zahlen orientieren. DaimlerChrysler beispielsweise besitzt nicht wie Intershop eine Marktkapitalisierung von über 15.000 Prozent des Umsatzes, sondern nur von 30 Prozent. Zudem macht die Firma satte Gewinne und wird überproportional an der Euroschwäche verdienen. Dies findet seinen Niederschlag in einem KGV von 8,2.

      Wer also heutzutage Intershop kauft und DaimlerChrysler links liegen lässt, hat den Klammerbeutel verdient.
      Avatar
      schrieb am 27.09.00 13:22:12
      Beitrag Nr. 2 ()
      Bis auf die letzten beiden Absätze ist der Beitrag sehr zutreffend. Aber DCX aufgrund der Gewinne und des geringen KGVs zu empfehlen, ist nicht nur weltfremd, sondern töricht. Das erinnert arg an die Berneckers, für die nur Aktien mit einem geringen Umsatzmultiple und einem niedrigen KGV kaufenswert sind.

      Seit es den Neuen Markt gibt, zählen aber an der Börse nicht mehr die alten Regeln. Bis Mitte der 90´er war man froh, wenn die Aktien eine bessere performance erzielten als das Sparbuch. Aber jetzt ist (leider) Zockerzeit angesagt. Das wird dann mit dem Begriff "Fantasie des Wertes" umschrieben.

      Da kann (bzw. konnte) man mit Werten wie Fluxx.com, von deren Jahresumsatz man gerade einmal ein halbes Dutzend S Klasse Pkw kaufen kann, mehr Gewinne in ein paar Wochen erzielen als mit den Werten der Old Economy in Jahren. Das ändert natürlich das Anlegerverhalten.

      Deswegen sollte man nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Die Börse ist derzeit zwei geteilt. Auf der einen Seite die langfristig orientierten Anleger, die Werte aus dem DAX bzw. M-Dax bevorzugen, und Anleger (gemischt mit Lemmingen), die sich am NM tummeln und auf die schnelle Mark hoffen, dabei nicht selten ganz schnell ihre Märker verlieren.

      Fazit: Jedem das seine (und nicht über andere schimpfen, jeder ist seines Glückes Schmied).

      Noch eine Anmerkung am Rande zu DCX: Daimler-Chrysler hat in 15 Jahren eine Kursperformance von sage und schreibe 10 % hingelegt. Jedes Sparbuch hätte mehr gebracht.

      BBMA
      Avatar
      schrieb am 27.09.00 13:23:13
      Beitrag Nr. 3 ()
      Wenn DaimlerChrysler ein Familienauto mit 1 Liter Verbrauch/100km zustande bekommt, dann kann man auch bei den derzeitigen Ölpreisen diese Akte als Empfehluung herausgeben !!
      Avatar
      schrieb am 27.09.00 13:39:21
      Beitrag Nr. 4 ()
      S.I.!
      Wenn demnächst Cisco und Microsoft Gewinnwarnungen herausgeben, wird es weiter südwärts gehen. Es war schon erschreckend, wie Clinton am "schwarzen Freitag" (Intelumsatzwarnung) die Freigabe der US-Ölreserven versprach. Da wissen wohl einige um die Gefahr, die zur Zeit für die US-Börse besteht. In meinem bisherigen Börsenleben habe ich eines gelernt: Wir müssen wichtige von unwichtigen Informationen unterscheiden.
      Kursentscheidend ist eine wichtige Information: Die Stimmung. Wenn auf den Titelblättern die Ölkrise besprochen wird, ist es definitiv nicht die Zeit Aktien zu kaufen. Das ist trivial, aber richtig. Der Spruch kaufen, wenn die Kanonen donnern, gilt nur, wenn es zudem vernünftige Bewertungsniveaus gibt.
      Als ich vor 2 Jahren angefangen habe, habe ich mich auch von der Presse, die sehr geschickt vorgeht, beeinflussen lassen. Auch mit Hilfe dieses Boards habe ich aber die Kurve noch gekriegt und kann Informationen jetzt besser einschätzen. Hierzu ein paar Stichworte:
      -Die meist diskutierten Aktien im Bord = Kontraindikator
      -Wenn der Vorstand einer AG einmal patzt (falsche Geschäftsvoraussagen, Insiderhandel ...) ist das schlecht, wenn er 2 mal versagt, fasst die Aktie kein Fond mehr an.
      -Geschäftszahlen
      -kommt die Aktie in eine Übertreibungsphase, Kästchenmethode, Fahnenstangen, ist es Zeit auszusteigen.
      -Stimmung

      Gruß
      HannoHoichler
      Avatar
      schrieb am 27.09.00 13:55:56
      Beitrag Nr. 5 ()
      Endlich mal wieder ein Superbeitrag hier im Board zu lesen!

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      schrieb am 29.09.00 14:25:21
      Beitrag Nr. 6 ()
      S.I.`s!
      CSCO will be reporting its Q1 FY01 financial Results on November 6th,
      after the Close of Market.
      For further Informations check out http://www.cisco.com

      MSFT: First Quarter FY 2001 somewhen in the Week of October 16, 2000

      Ich bin mir sicher, dass Cisco seine Umsatzerwartungen zurückschrauben wird. Das gibt dann einen ganz fetten Verkaufsdruck an der Nasdaq.
      Ich erinnere daran, dass Cisco auf veralteter Technik basiert. Auch wenn sie moderne Lichtwellenleitertechnik hinzukaufen, bleibt der Großteil der Firma veraltet. Was sollen die mit diesem Teil machen?
      Abfackeln und sich dann von der Brandversicherung alles bezahlen lassen?
      Man muss im Oktober nicht unbedingt investiert sein. Achtet auf die oben genannten Termine und geratet nicht gleich in Einkaufspanik. Das hat sich bei mir immer negativ ausgewirkt. Bei mir war es oft so, dass ich 2 Monate später für das selbe Geld die doppelte Anzahl von Aktien erhalten hätte (hier: T-Online). Man braucht eben auch etwas Geduld.
      Gruß
      HannoHoichler


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