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    Vorstellung - meine Börsengeschichte und heutige Strategie - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 06.10.00 00:54:11 von
    neuester Beitrag 06.10.00 02:09:45 von
    Beiträge: 6
    ID: 261.907
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      schrieb am 06.10.00 00:54:11
      Beitrag Nr. 1 ()
      Hallo an alle,

      nach längerem Zuschauen habe ich mir auch mal ein ID verpaßt, um hier mitmischen zu können. Ich bin 28 Jahre alt und Rechtsanwalt.

      An der Börse bin ich seit April 1998. Nicht der günstigste Zeitpunkt zum Einstieg übrigens, wie sich kurze Zeit später zeigen sollte....

      Zunächst war ich sehr vom Stuttgarter Aktienclub ("Börse Aktuell") geprägt, den mein Vater abonniert hat, und hatte eine ganze Reihe dieser angeblichen Wachstumswerte im Depot - wer den SAC kennt, weiß Bescheid. :)
      Mit Schering Plough bin ich immerhin nach einem Jahr wieder aus der Verlustzone gekommen... Bei der unsterblichen "Fünf-Sterne-Aktie" Gillette sah das dann etwas anders aus. :mad:

      Daneben hatte ich vor allem Neuer-Markt-Werte. Der NM war damals noch richtig übersichtlich - etwa 30 Werte und alle ganz, ganz super ! Nur Spitzenunternehmen....dachte man.

      Ich habe zuerst fast alle Fehler gemacht, die man machen konnte, habe auf heiße Tips von Freunden gehört und gemeint, irgendwelche Modeaktien (damals z.B. Mobilcom und LHS Group) würden nunmehr ewig steigen. Mit SER Systeme hatte ich Glück (ca. 100 % Gewinn), mit LHS weniger.

      Bei Baan (gekauft bei ca. 45 Euro) habe ich den immer größer werdenden Verlusten mit der SAC-Strategie zugeschaut ("...nur eine Verschnaufpause"), bis ich schließlich etwas überrascht mit 83 % Verlust verkauft habe - eine schmerzliche Erfahrung. Naja, die Strategie ist schon zweifelhaft - für Baan war es zudem wohl die verkehrte.

      Ach ja, und dann war gleich die Asienkrise und ich hatte im Oktober 1998 nach fünf Monaten Börse zwischenzeitlich so etwa 40 % meines Anfangskapitals verloren.

      ...

      Da wollte ich dann nur noch mein Anfangskapital wieder zurückhaben.
      "Gerettet" und letztlich an der Börse gehalten haben mich damals zwei Tips aus dem "Aktionär": NOKIA und AMERICA ONLINE (AOL). Beide hatte ich - meine beiden ersten guten Investments - im Herbst 1998 auf dem Höhepunkt der Asienkrise gekauft und habe beide lange gehalten und meinen Einsatz vervielfachen können.

      Tja, ich habe dann später eigentlich durchaus Erfolg an der Börse gehabt und mir mehr und mehr meine eigene Strategie zusammengebastelt.
      Mein Anfangskapital von April 1998 habe ich mittlerweile etwa verdreifacht und seit 01.01.2000 liegt mein Depot derzeit mit ca. 110 % im Plus, was ich für dieses doch eher verregnete Börsenjahr durchaus beachtlich finde.

      Trotzdem bin ich natürlich kein Profi und freue mich über Leute, die dieses Board mit Niveau (um einen herauszugreifen: aktienfilter)erfüllen.



      MEINE HEUTIGE STRATEGIE

      Charakterisieren würde ich mich als einen bedächtigen, vorsichtigen Mittelfrist-Anleger, der vorzugsweise in HighTech- und BioTech-Aktien investiert. Hier so verschiedene strategische Überlegungen, die mein Anlageverhalten prägen:


      1.) VERLUST-MINIMIERUNG

      Irgendwie bin ich wohl immer noch vom SAC geprägt - vielleicht sind es auch meine ersten schlimmen Erfahrungen mit der Börse. Aber ich denke, daß mein wichtigstes Gewinnprinzip an der Börse heißt: VERLUSTE MINIMIEREN.

      Als Anfänger wollte ich immer keine Verluste realisieren und hatte die Illusion, stets nur mit Gewinn verkaufen zu können. Mit dem Ergebnis, daß ich oft etwas später umso schlimmere Verluste realisieren mußte. Die Konsequenz, die ich daraus gezogen habe:
      Ich zwinge mich dazu, meine Fehler sofort zu korrigieren, wenn ich bemerke, daß es anders läuft als ich gedacht hatte, und bloß nicht auf irgendetwas zu beharren.

      Bei 15 % Verlust ist bei mir die absolute Schmerzgrenze. Ich habe schon Aktien wie CommerceOne oder EM.TV verkauft, wenn ich diese Verlustmarke überschritten habe.
      Nur absolute BlueChips (d.h.: große Marktkapitalisierung, Gewinn, Marktführer, Super-Performance) wie z.B. Nortel Networks halte ich auch bei größerem Verlust - dann verbillige ich allerdings auch sofort.

      Bei Verlusten reagiere ich praktisch ausschließlich entweder mit frühzeitigem Verkauf oder mit frühzeitigem Verbilligen.
      Beim Verbilligen achte ich darauf, den "überschüssigen" Teil so schnell wie möglich wieder los zu werden, weil ich nicht zu viel Kapital in einem Wert binden möchte. - egal, wie gut er zu sein scheint.

      Das läuft dann z.B. so ab: Nortel Networks hatte ich erstmals im Sommer für 85 € gekauft. Beim ersten größeren Rücksetzer unter den Kaufkurs habe ich bei 77 € die gleiche Anzahl nachgekauft. Als Nortel dann wieder kurzfristig stieg, habe ich die "überschüssige" Hälfte bei 83,7 € wieder verkauft - Mischkurs war 81. Dann fiel Nortel wieder unter meinen Mischkurs und bei 71 € habe ich das zweite mal nachgekauft. Neuer Mischkurs war dann 76 €. Die überschüssige Hälfte habe ich dann beim nächsten Sprung nach oben wieder mit 77 € verkauft - plus/minus Null. Mischkurs war nun 76 €.
      Ergebnis der komplizierten Prozedur: Ich hatte immer noch die gleiche Anzahl Aktien, aber der Kaufkurs war um etwa 10 Euro reduziert.
      Das nächste mal werde ich ggf. bei etwa 65 € nachfassen - und dann den Überschuß knapp über 70 verkaufen.

      Aber ich WARNE: Diese Strategie funktioniert nur bei Aktien mit der Qualität von Nortel, von denen man tatsächlich SICHER sein kann, daß sie wiederkommen werden !!!

      Ansonsten: Radikales Rausschmeißen von Verlustaktien. Ich denke, daß meine Disziplin bei Verlusten der Hauptgrund meiner Performance ist. Stoppkurse benutze ich allerdings nicht - nur "gedankliche"...

      Es ist lange her, daß ich eine Aktie mit mehr als 20 % Verlust verkauft habe - und das bei mindestens 150 Transaktionen pro Jahr.
      Gewinne hat jeder, Verluste hat jeder - der Unterschied ist, wie man mit beidem umgeht.


      2.) UMGANG MIT BÖRSENZEITUNGEN

      Gegenüber allen Börsenmedien - Zeitungen, Internet, Analysten etc. - bin ich äußerst kritisch und skeptisch. Fast überall spielen Eigeninteressen eine Rolle. Das ist eine Tatsache, die man nüchtern akzeptieren muß.

      Ich bemühe mich also, herauszufiltern, was ich wirklich überzeugend finde und wo Eigeninteressen sein könnten.

      Sehr gute Erfahrungen habe ich z.B. mit den Tips im "Aktionär" gemacht.
      Hier schreien jetzt wahrscheinlich manche auf. :) Meine guten Erfahrungen mit dem Aktionär basieren allerdings darauf, daß ich NIE auf einen Tip des Aktionärs hin eine deutsche Aktie kaufen würde. In Deutschland gibt es viel zu viele Förtsch-Lemminge und Förtsch-Zocker, so daß z.B. von Förtsch empfohlene ("geförtschte") Aktien am Neuen Markt oft erratische Kursbewegungen haben und nach kurzem Boom ein langes Elend erleben. Beispiele gibt es genug.

      Anders ist es, wenn Förtsch ausländische, insb. amerikanische Werte empfiehlt.
      Die KANN er durch seine Tips nicht manipulieren - weder bewußt noch unfreiwillig (weiß nicht, wie ich ihn in dieser Hinsicht einschätzen soll).

      Im Aktionär beachte ich daher lediglich AMERIKANISCHE Aktien. Niemals würde ich einen der von Förtsch empfohlenen Werte am Neuen Markt kaufen.
      An der Performance der von Förtsch empfohlenen US-Aktien zeigt sich allerdings, daß der Mann irgendwie einen guten Riecher haben muß. Ob er Ahnung hat, weiß ich nicht. Ist mir auch egal. Tatsache ist, daß er Trends erkennt und mit seinen Musterdepots regelmäßig auch dann Erfolg hat, wenn Werte darin sind, die er unter keinen Umständen manipuliert haben kann.

      Im übrigen hilft mir auch bei Förtsch-Empfehlungen, daß ich Verlustbringer radikal aus dem Depot rausschmeiße. Im Ergebnis wurden daher einige meiner Förtsch-Pleiten (z.B. Topcall) von einer großen Menge Gewinne haushoch übertroffen.

      Ich denke, über Förtsch jammern können vor allem die, die a) am Neuen Markt kaufen und
      b) an Förtsch-Empfehlungen auch dann noch festhalten, wenn der Zenit überschritten ist - aktuell z.B. D.Logistics.

      Genauso verfahre ich auch mit dem Stuttgarter Aktienclub (SAC / "Börse Aktuell"). Ich halte nicht viel vom SAC - viel zu starr, unkritisch, rückwärtsgewandt und unbeweglich, z.T. geradezu ideologisch. Aber andererseits ist auch an dieser Strategie ein Stückchen Wahrheit. Bei all meiner Kritik am SAC denke ich, daß mich der Einfluß des SAC als Anfänger vor den schlimmsten Katastrophen noch geschützt hat.

      Überhaupt nicht beachte ich allerdings Börse Online, Telebörse, Focus Money und Euro am Sonntag. Diese Blätter haben keine Strategie und m.E. auch wenig bis keine Ahnung.


      3.) ANLAGEZEITRAUM & DEPOTSTRUKTUR

      In meinem Depot findet man immer einige Werte, die ich für echte BlueChips (Definition siehe oben) halte und die ich ggf. auch über Jahre halte.
      Gegenwärtig sind das Sun Microsystems, Medtronic, Nortel Networks und Ciena.
      Andere Aktien dieser Kategorie sind für mich z.B.: Oracle, EMC, SAP, Juniper Networks, General Electric, Automatic Data Processing, Network Appliance.

      Dies sind wegen ihrer Größe und intakten Dynamik relativ "sichere" Werte, bei denen sich Langfristanlage tatsächlich lohnt.
      Hüten sollte man sich allerdings vor den BlueChips früherer Jahre, die ihren Zenit deutlich überschritten haben und bei denen angesichts der hohen Bewertung heute das Risiko überwiegt:
      Microsoft, Intel, Cisco Systems, Dell Computer.

      ....also zurück zu meiner Depotstruktur. Wie gesagt - ich halte die oben genannte Gruppe von Aktien, von denen ich felsenfest überzeugt bin und bei denen ich bereit bin, auch über lange Zeit investiert zu sein.

      In der zweiten Kategorie sind Werte, von denen ich fundamental ebenso überzeugt bin, die aber ehrlicherweise nicht als BlueChips bezeichnet werden können:
      Momentan halte ich in dieser Kategorie Millennium Pharmaceuticals und MedImmune.

      Auch diese Aktien würde ich ggf. über lange Zeit halten, beobachte sie jedoch ständig und bin stets Gewehr bei Fuß, sie zu verkaufen.

      Mit den restlichen ca. 50 % meines Depots versuche ich stets, das aktuelle Momentum mitzunehmen. 1999 waren diese 50 % in Internetwerte investiert, momentan sind es Biotech-Aktien.
      Hier werfe ich jedoch täglich zwei- bis dreimal einen kurzen Blick auf die Kurse, um sofort abzuspringen, wenn der Trend dreht. Teilweise halte ich diese Aktien nur ein bis zwei Wochen.

      Auch dies ist im Grunde VERLUST-MINIMIERUNG. Ich verzichte gern darauf, das volle Potential einer Aktie auszuschöpfen, wie es so schön heißt - wenn ich dafür Verluste vermeiden kann.
      Als aktuelles Beispiel:

      In Vertex Pharmaceuticals bin ich das erste mal Anfang August bei 50 Euro reingegangen. Einige Zeit später stieg das Ding plötzlich wie blöd. In dem Moment, wo ich das Gefühl hatte, "jetzt könnte es einen Rücksetzer geben", bin ich sofort wieder raus - bei 78 Euro. Es gab auch einen ganz kleinen Rücksetzer, dann stieg Vertex wieder und übertraf den bisherigen Höchstkurs. Neues ATH - ich habe kapiert, daß ich falsch lag, und habe sofort (!!!) meine Vertex bei 82 Euro zurückgekauft. Wen interessiert es, daß ich teurer zurückgekaufen mußte? Ich will GEWINN machen, nicht Recht behalten ! Solche falschen Skrupel, auf Fehlentscheidungen (hier dem verfrühten Ausstieg) beharren zu wollen, sollte man ganz schnell ablegen...
      Beim nächsten größeren Rücksetzer habe ich bei 89 Euro wieder verkauft - erneutes Fehlsignal. Bin bei 90 Euro wieder rein und habe am 02.10. bei 98 Euro wieder verkauft.

      Und diesmal hat sich meine Hektik gelohnt !!! Es gab einen harten Rücksetzer und ich konnte drei Tage später meine Vertex bei 80 Euro wieder einsammeln.

      LIEBER DREIMAL ZU VORSICHTIG, ALS EINMAL ZU UNVORSICHTIG !!!

      Und was hätte der Langfristanleger von der ganzen Sache gehabt? Die Performance des zweiten und dritten Einstiegs hätte er verpaßt.
      Solche heißen Kisten wie Vertex würde ich NIE als Langfristanlage sehen.

      Geschweige den den Schrott, der hier z.T. in den Schrei-Threads angepriesen wird.

      Noch etwas: Vom Neuen Markt lasse ich inzwischen vollständig die Finger. Da ist mir zu viel Müll unterwegs - und zu viele Zocker, die den Müll erratisch hin- und herbewegen.



      So viel bis hierhin,
      Orinoco Flows


      Jesus ist Herr !

      :)
      Avatar
      schrieb am 06.10.00 01:08:15
      Beitrag Nr. 2 ()
      Willkommen on Board !!!

      Deine Strategie ist garnicht so schlecht, gefällt mir.

      ich habe den SAC auch im Abo, benutze die allerdings fast nur noch um infos über notierte unternehmen zu bekommen und dann meine eigenen schlüsse zu ziehen.

      Viel Spaß hier bei uns !!!


      Ronny
      :)
      Avatar
      schrieb am 06.10.00 01:12:04
      Beitrag Nr. 3 ()
      :)

      Ronny, wie kommt es eigentlich, daß hier am Board einige Namen fett geschrieben sind und andere nicht.

      Nun,wo ich selbst "betroffen" bin, piekt mich da gewaltig die Neugier....
      Avatar
      schrieb am 06.10.00 01:15:44
      Beitrag Nr. 4 ()
      @oregano

      respekt. feine geschichten. solltest ein buch schreiben. und selbstverständlich gratulation zum früh bestandenen 2. staatsexamen.

      weiter viel erfolg

      mat
      Avatar
      schrieb am 06.10.00 01:22:34
      Beitrag Nr. 5 ()
      @ orinoco...

      wenn du hier voll registriest bist, also mit all deinen daten, dann bist du fett geschrieben.

      willst du lieber anonym bleiben, so wie du es bist, dann bleibst du hier schlank.


      Du scheinst zur Community zu passen.

      :)

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      Avatar
      schrieb am 06.10.00 02:09:45
      Beitrag Nr. 6 ()
      Herrlich, endlich jemand der was zu sagen hat uns sich auszudruecken weiss.

      orinoco, tu dir den Gefallen und geh nicht tagsüber aufs Sofa, mit den ganzen Kids und Pröls
      verdirbt man sich nur die Laune.

      Das reg. Sofa ist immer recht lustig.

      Hallo und Viel Spass

      HG


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